"Schleichwerbung": Folgender Text erschien in der aktuellen März-Ausgabe des "Deilinghofer Käseblättchens", auf das wir gerne werbend hinweisen.
Ausführlicher haben wir Basse im Internet HIER vorgestellt.
Alle heimatkundlichen Sachen von Friedhelm Groth unter dem Portal: www.pastoerchen.de/heimatgeschichte.htm

 

Deilinghofen in ersten Drittel des 19. Jahrhunderts:  Der Pfarrer mit der Perücke, der auch der „Opa von B&U“ war…
Über Carl Franz Friedrich Basse (1767-1833; 12. Pfarrer in Deilinghofen nach der Reformation, dortige Amtszeit von 1797 bis 1833)

Über diesen Basse haben andere ausführlich geschrieben, z.B. einer seiner Nachfahren, der Lehrer Horst Bendrat (Holzwickede, früher: Hemer-Sundwig) und der früh verstorbene Deilinghofer Heimatforscher und Ex-Presbyter Harald Korsch-Gerdes (in: Blätter zu Deilinghofer Kirchengeschichte, Heft 3, Deilinghofen 1994, S. 144 bis 199).  Wir haben hier im „Käseblättchen“ da nur eínige „Rosinen“ herauszupicken, mit denen anzuzeigen ist, was das für ein Pfarrer war, der mit seiner Frau 1797 ins Alte Pastorat einzog.
Er stammte aus einer bedeutenden Iserlohner Familie: die Basses hatten dort in der Waldstadt als Kaufleute und Ratsherren einen Namen. Und heute noch ist ja das bekannte große Bekleidungsgeschäft „Basse & Uerpmann“ dort ein Begriff, das ein Enkel unseres Deilinghofer Basse gegründet hatte.
Carl Franz Friedrich Basse wurde 1767 als Kaufmannssohn in Altena geboren, und seine Eltern waren vermögend genug, sich das Prämonstratenserkloster Berentrop bei Neuenrade in Erbpacht zu erwerben, wo der Vater eine Garnbleiche unterhielt und das dortige Herrenhaus errichtete und wo Carl und seine Geschwister ihre Kindheit verbrachten.
Es könnte sein, dass Carl Basse von seinem Hauslehrer auf Berentrop, dem reformierten Friedrich Wilhelm Wedag (1758-1799), einem recht ungewöhnlichen Mann, der in Halle Theologie studiert hatte und am dortigen Waisenhaus in der Hochburg des Pietismus tätig gewesen war, im Blick auf die Prägung seines Glaubens etwas mitbekommen hatte.
Als der Vater Basse 1786 das Gut Berentrop an Johann Hermann Löbbecke verkaufte, um als Kaufmann nach Hamburg zu ziehen, war Carl schon aus dem Haus.
Jedenfalls studierte Carl in Halle und Leipzig Theologie und heiratete im September 1796 die (hier abgebildete) schöne und attraktive aus Hamburg stammende Charlotte („Lotte“) Rohrschneider, eine Kaufmannstochter aus einer Familie, die Basses Vater auch bekannt war. Im Jahr drauf wurde unser Basse in Deilinghofen zum Pfarrer gewählt, und der Pfarrer zog mit seiner recht selbständigen und originellen Frau ins Alte Pastorat ein.
Diese ungewöhnliche Frau (Abbildung rechts) hat Deilinghofen stark geprägt; man sagt ihr sogar nach, sie habe ihrem Ehemann je und dann sogar die Predigt geschrieben. Und namentlich im Zusammenhang mit Basses Nachfolger Josephson war sie die, die diese Wahl maßgeblich unterstützte und wusste, was sie wollte.
Pfr. Basse selbst beschrieb den Zustand des Alten Pastorats so: "Als ich im Jahr 1797 im July hierselbst mein Amt antrat, fand ich das Haus in einem solchen verwüsteten Zustande, daß mir bange wurde, dasselbe zu bewohnen[…]. Die eigentliche Wohnstube des vorigen Predigers Müller war in einem solchen Zustande, daß man beständig befürchten mußte, die Decke würde herunter fallen, welches auch ... zum Theil geschah", Dort einzuziehen war für das junge Ehepaar wahrlich nicht einfach, vor allem, weil sie einen 24 Tage alten Säugling nach Deilinghofen mitbrachten, ihr erstes Kind Eduard Wilhelm Basse. Über Basses große Familie, die sich im Alten Pastorat kontinuierlich erweiterte, könnte man viel anführen. Wir belassen es bei einigen Bemerkungen zum genannten Ältesten, Eduard und zweien von dessen Brüdern.
Eduard, der Älteste, hatte sich der Theologie gewidmet. Als 1815 der Krieg ausbrach, meldete sich der 18-jährige Pfarrerssohn als freiwilliger Jäger; in der Schlacht bei Ligny endete er sein Leben, und zu Gedenken an ihn  wurde in der Stephanuskirche  eine eiserne Tafel mit goldenen Buchstaben aufgehängt [früher rechts neben der Eingangstür, davor hinter dem Altar], auf der geschrieben steht: „Aus diesem Kirchenspiel starb für König und Vaterland 1815 der freiwillige Jäger Eduard Basse“.
Der drittgeborene Sohn von Pastor Basse aus Deilinghofen, Carl Wilhelm Basse, wurde später in Lüdenscheid Mitbegründer "des weltbekannten Unternehmens Basse & Selve". Er starb 1873. Dessen Sohn Carl August Basse war "Mitbegründer der Firma Basse & Uerpmann zu Iserlohn 1872", die jeder als B & U kennt. Unser Deilinghofer Pastor Basse war also über diesen bedeutenden Sohn und den genauso wichtigen Enkel gewissermaßen der ‘Opa von B & U’! Und mit B & U ‘verwandt’, wenn man so will.
Der viertgeborene Sohn Stephan Heinrich Wilhelm Basse ging als Pfarrer nach Erndtebrück, und er legte da kurz drauf sein Amt nieder und wanderte mit seiner Familie und der ‘halben Gemeinde’ nach Texas (USA) aus und wurde zuerst Pfarrer in Friedrichsburg, wo er danach als Kaufmann tätig war. Bis in die 90er Jahre des 20. Jahrhunderts hatten Basses aus Texas Kontakte nach Deilinghofen.
Basse war in intensiven Zeiten Deilinghofer Pfarrer: angedeutet wurden schon die Befreiungskriege, davor die hiesige Franzosenzeit gehörte auch in die Amtszeit von Carl Franz Friedrich Basse.
Auch kirchengeschichtlich gab es markante Einschnitte:
Preußens König Friedrich Wilhelm III. betrieb von Berlin und Potsdam aus den Prozess der Union der Lutheraner und der Reformierten, und im Zusammenhang damit beförderte der preußische König mit seinem verantwortlichen  „Kirchenminister“ Bischof Rulemann von Eylert (1770 bis 1852; Bild links) die große Agendenreform. Eylert - aus Hamm stammend – war mit der Iserlohnerin Friederike von Löbbecke verheiratet. Und genau dieser Rulemann von Eylert war der Busenfreund von Carl Franz Friedrich Basse! Es war so Usus, dass Eylert auf dem Weg nach Iserlohn zu den Schwiegereltern im Alten Pastorat in Deilinghofen Station machte, um seinen Basse zu besuchen. Harald Korsch-Gerdes hat es in seiner großen Arbeit hervorragend herausgearbeitet, wie Basse seinem obersten Vorgesetzten Eylert es lange abtrotzte, dass die Deilinghofer zeitweise eine ganz eigene Agende benutzen durften.
Auch mit Bausachen hatte in seiner Amtszeit Basse eine Menge zu tun. Schon gleich nach seinem Amtsantritt wurde 1800 die neue Deilinghofer Schule gebaut, nachdem die alten Schule von 1687, die auf dem Kirchhof stand, den Erfordernissen nicht mehr genügte. Das Fachwerkhaus der neuen Schule von 1800 hatte, wie ein uns erhaltenes Bild aus dem Jahre 1862 zeigt (vgl. unten das Bild aus dem damaligen Märkischen Anzeiger/Hemer-Kurier), seinen Platz dort, wo sich heute das Ehrenmal befindet. Dass dieser Fachwerkbau nach 1874 in Apricke wiederaufgebaut wurde und heute ein Teil des Wohnhauses Im Beil 21 (Bewohner: Familie Tuschhoff) darstellt, hat auch Gerd Herchenröder  in seiner schönen gedruckten Schul-Chronik geschildert.

Hier dann der genannte Zeitungsartikel:



Auch die Kirche war in schlechtem Zustand: ganz zu Beginn des 19. Jahrhunderts fiel bei einem schweren Sturm das Kreuz von der Turmspitze, und ein Schieferdecker der hochstieg, kam auch zu Tode; man liest dazu in den Kirchenakten:  "den dreißigsten Aprill [1802] starb allhier der Schieferdecker Matthias Trippel gebürtig aus Bonn. Er fiel bey Gelegenheit der Reparatur des Thurms von der Spitze des Thurms gleich todt zur Erde“.
Bemühungen um den baulichen Zustand der kirchlichen Gebäude hat es in Basses Zeit viele gegeben. In einem historischen Dokument steht dazu: „In den Jahren 1832/33  wurde  nochmals bei einer neuen Lokalrevision die ganze Kirche als der Auflösung nahe bezeichnete, und da drang die Aufsichtsbehörde auf eine durchgehende Reparatur. Die Arbeiten wurden in den Jahren 1832 und 1833 in Angriff genommen und vollendet. Die Instandsetzung, Abbruch des alten Kirchendaches und Herstellung eines neuen, ferner Abbruch des alten und Bau eines neuen Turmdaches wurden dem Zimmermeister Johann Dietrich Ebberg zu Deilinghofen übertragen. Der Turm mußte, da das obere Mauerwerk durch das Eindringen des Regenwassers fast gänzlich zerstört war, damals - um einige Meter verkürzt werden.“
Es handelt sich bei dem in diesem Zitat Beschriebenen um die größte für jedermann sichtbare ‘kirchliche Veränderung’ in Basses Zeit. Es muß dem alten und kranken Pastor Basse schwergefallen sein, diese Veränderung mitanzusehen und wahrscheinlich gar nicht mehr viel Einfluß darauf gehabt zu haben. Die Reparatur war nichts anderes als ein Notprogramm, das von Basses früheren Renovierungsträumen weit entfernt war.
Noch heute fallen dem aufmerksamen Betrachter die unausgewogenen Proportionen des Kirchengebäudes auf. Vergleiche mit Höhenangaben vom Turm und vom Kirchendach aus der ältesten Kirchenbeschreibung im Lagerbuch von 1829, ergeben, dass heute die Kirchturmspitze sage und schreibe zehn Meter niedriger ist als damals und dass das eigentliche Kirchendach heute etwa fünf Meter niedriger ist.  Das gesamte Renovierungsprogramm, die Kirche so ‘tieferzulegen’, zog sich über drei Jahre von 1830 bis 1833 hin.
Nach einer langen Leidenszeit starb Carl Franz Friedrich Basse 1835 und wurde auf dem Friedhof an der Stephanuskirche beerdigt. Da ist der Grabstein heute noch an der Kirchhofsmauer (neben dem Grabstein Pastor Limborgs) zu finden. Ganz falsch ist das früher oft zu hörende böse Wort, dass in Deilinghofen noch kein Pastor beerdigt wurde. Nach dem, der vor Basse als Amtsvorgänger in Deilinghofen starb und in der Kirche beerdigt wurde, nämlich Pastor Dümpelmann, war Basse der erste Pfarrer, der in Deilinghofen nicht mehr in der Kirche, sondern auf dem Friedhof an der Kirche beerdigt wurde.
Von Basses Ehefrau Lotte, die bis in die Zeit Limborgs hinein prägende Spuren in der hiesigen Gemeindearbeit hinterließ und besonders auch - wie zu zeigen ist- den Kandidaten Carl Ludwig Josephson als ausersehenen Nachfolger ihres Mannes unterstützte, haben wir (über ihre eben zitierten Worte zum Sterben Basses hinaus) einen weiteren eindrucksvollen Kommentar zum Leben und Sterben ihres Mannes. Es ist der recht ungewöhnliche und überaus nachdenkenswerte Text auf dem Basseschen Grabstein, den Lotte wohl verfaßte, und den man bis heute dort an der Kirchhofsmauer lesen kann:
 

"C. F. F. BASSE
gebo. in Altena d. 14. Septbr.1767 gest. d. 25. Mai 1833.
Hier Pfarrer vom 27. Juli 1797 bis an sein Ende.
Wer in den Tagen der Zukunft
den Friedhof besuchend des Todten gedenket
bei diesem einfachen Stein,
dem diene zur Nachricht:
Glück blühet nicht jeglichem,
doch droben, wo guter Wille für That gilt,
da wird er als Saat erblühen und reifen."