Der große Baumeister der Gemeinde
Gottfried Wilhelm Andreas Dümpelmann, der (nach dem Urteil von F. Schauff) "bedeutendste Pfarrer Deilinghofens" (10. evangelischer Pfarrer nach der Reformation; Amtszeit: 1765 - 1791) - Aufbau des Alten Pastorats in Deilinghofen und Gemeindeaufbau nach dem Muster Herrnhuts
 
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Beilagen zu Dümpelmann (unten): Dümpelmann als Dichter
(das große Deilinghofen-Gedicht) - Beilage 1
und "Dümpelmann und Strauß" nach Emil Frommel - Beilage 2

Der Exkurs zu den 'Erweckten' in Sundwig ist hier zu finden.


Vorbemerkung: In der auf vier Bände konzipierten "Geschichte des Pietismus", hg. von Martin Brecht und anderen (Vandenhoeck Göttingen 1995) kommt in Band 2 auf S. 365 (vgl. auch S. 371) "Deilinghofen" auch vor, nämlich der Hinweis auf das pietistische Wirken des Deilinghofer Pfarrers Gottfried Dümpelmann, eines Zinzendorfianers, Grund genug, hier genauer vorzustellen, wer dieser Dümpelmann denn war (nach BDKG III, Text ohne Anmerkungen)   


Zu anderen Kapiteln mit Deilinghofer Kirchengeschichte aus BDKG 3 (PDF-Download des gesamten Bandes BDKG 3 HIER): 
a) Zum Pastor Josephson, der 1834 eingelocht wurde
b) Zum Pastor Carl Franz Friedrich Basse, Josephsons Vorgänger, der der Opa von B&U wurde 

Vgl. besonders auch die anderen angegebenen Links auf der Seite http://www.pastoerchen.de/heimatgeschichte.htm
Audio-Datei - Pfarrer Dümpelmann und das Alte Pastorat (Sprecher Martha Ravenschlag, Hanskarl Franke und FG): http://pastoerchen.podspot.de/files/Duempelmann.und.dasAltePastoratDeilinghofen.mp3
Audio-Datei zu Emil Frommels Szene Strauß und Freund Dümpelmann im Pastorat HIER: http://pastoerchen.podspot.de/files/Duempelmann.und.Joh.Abraham.Strauss.mp3


1. Einleitendes zu diesem Pfarrer 
Der allseits bekannte große Sohn Hemers Friedrich Leopold Woeste (1807-1878) war ein überaus guter Kenner der Deilinghofer Kirchengeschichte. Im Jahr 1863 schrieb Woeste für das ‘Lagerbuch’ der evangelischen Kirchengemeinde Deilinghofen die unlängst wiederaufgefundene schöne handgeschriebenene Chronik über die nachreformatorische Kirchengeschichte unserer Gemeinde. In Woestes "Nachrichten über die Parochie Deilinghoven" wurden im Paragraphen 13 auch die Deilinghofer evangelischen Pastoren seit 1565 in kurzen Lebensbeschreibungen vorgestellt. Für Woeste war der hier interessierende Pfarrer Gottfried Dümpelmann seit der Reformation Pastor Nr.9 in Deilinghofen (denn Woeste hatte - im Gegensatz zu BDKG - Bertram Fischers sehr kurze Amtszeit als Pfarrer Nr.3 nicht mitgerechnet), und Woeste wußte über Dümpelmann bloß Folgendes zu berichten: 
"9. Gottfr. Wilh. Andreas Dümpelmann, geb. im Juli 1741 zu Hemerde [sic!]. Er nahm den unterbrochenen Bau des Pastorathauses wieder auf. Die dazu nöthigen Gelder wurden theils auf  die Gemeindeglieder repartirt, theils vom Pastor collectirt. Er starb 1791". 
Bei diesen wenigen Zeilen beließ es Woeste. Mitnichten aber war Dümpelmann einer jener bedauernswerten Pfarrer, deren Lebenswerk sich nur auf das Bauen von Häusern und das Einbringen von Kollekten beschränkt. Ganz anders und viel sachgerechter setzte der in Deilinghofen geborene Seminarlehrer und Heimatkenner Friedrich Schauff (1880-1965) aus der hier allseits bekannten Lehrerfamilie Schauff die Akzente, wenn er von Dümpelmann schrieb: 
"Der bedeutendste Pfarrer Deilinghofens ist P. Dümpelmann (er war mit dem P. Abraham Strauß in Iserlohn und Zinzendorf befreundet. - s. das Stück 9 im Aktenband ‘Kirche Deilinghofen’.) Unter ihm wurde das alte Kloster abgerissen und an seiner Stelle das jetzt alte Pastorat erbaut".  
Zwar darf man auch diese Auskünfte Schauffs nicht allzu wörtlich nehmen, denn der 1741 geborene Gottfried Dümpelmann war keineswegs mit dem 1760 gestorbenen Grafen von Zinzendorf persönlich befreundet. Richtig aber ist, daß eine äußerst intensive Bindung an Herrnhuter Frömmigkeit unseren Dümpelmann ganz und gar prägte. Die zitierten Sätze Fritz Schauffs und Dokumente aus seinem Nachlaß, die wir danach im Frühjahr 1991 von Wilhelmine Eßbaum (Iserlohn) freundlicherweise geschenkt erhielten, waren für uns der Ausgangspunkt, von wo aus unsere Aufmerksamkeit in eine sehr interessante Richtung gelenkt wurde: 
Wer war dieser Dümpelmann? Was hat es mit jenem Zinzendorfschen herrnhutischen Erbe auf sich, für das sich Dümpelmann in Deilinghofen und darüber hinaus engagierte? Wie stand unser Dümpelmann zu dem berühmten Iserloöner Pfarrer Johann Abraham Strauß (1754-1836)? Inwiefern war der Bau des Alten Pastorats in jener Zeit eine wichtige Sache? Und neugierig gemacht auf Dümpelmann hat uns schließlich auch ein kurzer Satz von Pastor Gobrecht, den er 1949 zur Deilinghofer Stephanuskirche schrieb: 
"Es kann uns nicht ohne tiefen Eindruck lassen, zu wissen, daß unter den Steinplatten, auf denen wir stehen, die alten Adelsgeschlechter und der selige Pastor Dümpelmann dem jüngsten Tag entgegen=schlafen". 
Wer also war dieser Pastor, von dem erzählt wird, daß er in der Kirche beerdigt liegt? 
Neben Schauffs genannten Akten gaben uns ortskirchengeschichtlichen Forschungen, die Herbert Schulte (Iserlohn) in seiner großen Pfarrerschronik zusammenstellte, einen ersten guten Einblick in Leben und Werk des Deilinghofen Pfarrers Nr.10. Viele weitere wichtige theologische und historische Informationen über unseren Dümpelmann bot ferner die 1948 maschinenschriftlich erschienene theologische Dissertation des aus Hemer stammenden Pfarrers Siegfried Schunke über die Bedeutung der Herrnhuter in der Grafschaft Mark. 
Aber damit hatte für die Herausgeber das ‘Dümpelmann-Fieber’ erst begonnen. Weitere wichtige Funde bei einer Forschungsreise im Archiv der Brüder-Unität Hernnhut in der Oberlausitz, im Staatsarchiv Münster sowie im Burg-Archiv Iserlohn ergänzten das Bild, wobei weitere Materialien aus Neuwied (vom dortigen Archiv der Herrnhuter Brüdergemeine) das Ganze abrundeten, aber auch ausweiteten. Nicht zu vergessen die Harald Korsch-Gerdes maßgeblich zu verdankende erneute sorgsame Durchsicht des Deilinghofer Kirchenarchivs. Das Gesamtergebnis aller dieser Recherchen soll später einen größeren kirchenhistorischen Aufsatz oder ein separates Buch ergeben, in dem die Herrnhuter Erweckungsbewegung und der Zinzendorfsche Einfluß im Raum Hemer, Sundwig, Westig, Deilinghofen und Iserlohn von 1740 bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts nachgezeichnet wird. 
Kurzum: Große Mengen von Archiv-Staub haben wir durcheinandergewirbelt, um Pastor Dümpelmann auf die Spur zu kommen. Das Interessante aber dabei ist, daß Gottfried Wilhelm Andreas Dümpelmann kein bißchen angestaubt ist, daß da viel Frisches und Unverstaubtes ans Licht kam, was wir hier - der Zielsetzung der BDKG entsprechend - so allgemeinverständlich wie möglich einem breiteren Leserkreis in Deilinghofen und ringsum erzählen wollen. Die angedeutete Materialfülle legt uns dabei von vornherein Beschränkungen auf: Vollständigkeit ist mitnichten angestrebt. Es geht lediglich um sachgerechtes und zusammenhängendes Erzählen, in der von der Faszinationskraft dieses Dümpelmann ein wenig ‘rüberkommt’. 
Dabei wird im nachfolgenden 2. Unterabschnitt von Dümpelmanns ganz jungen Jahren (1741 bis 1765) und von seinem ‘Vätererbe’ berichtet, bevor im 3. Unterabschnitt die ersten Deilinghofer Amtsjahre (ab 1765) dargestellt werden. Schwerpunktmäßig geht es da um Pastor Dümpelmann als Deilinghofer ‘Heimatfreund’, der in diesem Dorf das interessanteste Wohnhaus errichtete, das heute denkmalsgeschützte Alte Pastorat (das mit seinem schönen Fachwerk Deilinghofen heute wieder und immer noch zur Zierde gereicht), und der darüber hinaus hier am Ort andere interessante ‘Denkmäler’ hinterließ, auf die wir kommen werden. Der 4. Unterabschnitt behandelt dann die ‘mittlere Zeit’ Dümpelmanns in Deilinghofen, den Zeitraum der 70er Jahre bis 1782. Vor allem da sein zur Blüte kommendes bemerkenswertes Wirken als Pastor herrnhutischer und Zinzendorfscher Prägung (das reichte von Deilinghofen und Sundwig bis in die Niederlande!) hat uns im Blick auf diesen Zeitraum besonders zu beschäftigen. Schließlich - last not least - kommen wir (auf dem Vorangehenden aufbauend) im 5. Unterabschnitt über die letzten Amtsjahre 1782 bis 1791 auf das enge Verhältnis Dümpelmanns zu Pastor Johann Abraham Strauß zu sprechen, dem großen Iserlohner Pfarreroriginal, und auf das viel zu frühe Ende, daß der (im Doppelsinn!) ‘große Erbauer der Gemeinde’ Gottfried Dümpelmann in seinem Alten Pastorat fand. 
 

2. Vätererbe und Vatererbe. Zu Dümpelmanns jungen Jahren (1741 bis 1765)  
Die Chronik von 1700 bis 1765 im Einleitungsteil dieses Heftes der "Blätter" hat es zum Jahr 1741 bereits angeführt: Im Haus des damals 30jährigen Pfarrers von Hemmerde, Johann Caspar Dümpelmann, und seiner Ehefrau Catharina Elisabeth geb. Meyer wurde am 21. Juli 1741 zum ersten Mal Taufe gefeiert! Der ‘Stammhalter’ war da; zwei Tage zuvor hatte das "Söhnlein" - so schrieb der stolze Vater in das Hemmerder Kirchenbuch - in jenem Pfarrhaus das Licht der Welt erblickt. Gleich zwei Pastoren waren bei jener Taufe zugegen; der Vater natürlich und sein enger Vertrauter, Amtsbruder und Kampfgefährte Johann Gottfried Westhoff aus dem Nachbarort Bausenhagen bei Fröndenberg. Westhoff durfte nicht nur Taufpate sein für das Dümpelmann-Baby. Er konnte auch sicherlich mit Genugtuung zur Kenntnis nehmen, daß der Kleine seinen Vornamen als Rufnamen erhielt: Gottfried Dümpelmann; der zweite und dritte Vorname entstammte dem anderen Taufpaten, den Pastor Dümpelmann im Kirchenbuch nannte: "mein Schwager Wilhelm Andreas". Mit diesen wenigen Zeilen zur Taufe des Gottfried Wilhelm Andreas Dümpelmann sind wir direkt mitten drin in der Geschichte der Herrnhuter Brüdergemeine in der Grafschaft Mark. Denn zwei der vier ‘Hauptsäulen’ dieser Bewegung, eben Dümpelmann aus Hemmerde und Westhoff aus Bausenhagen, waren bei der Taufe des kleinen Jungen anwesend und sollten im Weiteren die Hauptverantwortung für die christliche Erziehung und die geistliche Prägung dieses Kindes übernehmen. Schunke hat in seiner Dissertation gezeigt, welch eine exponierte Stellung das Pfarrergespann Dümpelmann/Westhoff innerhalb der märkischen Pfarrerschaft innehatte; die beiden wurden zusammen mit Dümpelmanns Freund und Bundesgenossen, dem Hemeraner Pfarrer Johann Diedrich Angelkorte, und dessen geistlichen Vater, dem Solinger Pfarrer Johann Gangolf Wilhelm Forstmann (der vor Angelkorte in Hemer war, vgl. http://www.pastoerchen.de/forstmann.htm) oft in einem Atemzug genannt. Man muß sich vor Augen führen, in welch einem geistlichen ‘Klima’ Gottfried Wilhelm Andreas Dümpelmann in jenem Hemmerder Zuhause aufwuchs. 
Der Vater war ein sehr engagierter und reger Pfarrer, dem es um Erweckung der Gemeinde zu tun war. Da suchte er nach neuen Wegen und steckte manchmal nach Meinung von einigen im Dorf ‘seinen Kopf zu forsch aus dem Fenster hinaus’. Der Protestbrief Hemmerder Bürger an den Preußischen König, 1740 kurz vor der Geburt Gottfrieds abgeschickt, ist diesbezüglich ein beredtes Zeugnis. Es war diesen Hemmerder Dorfleuten ein Greuel, daß ihr Pfarrer Dümpelmann (sen.) seine geistliche Pflicht zu ernst nahm: eine besondere Schwurformel der zu konfirmierenden Kinder, genaues Erfragen persönlicher Sünden, auch der sexuellen, vor der Beichte und vor dem Abendmahlsempfang, all das gefiel ihnen nicht, ganz zu schweigen von Dümpelmanns Verhalten an Sterbebetten, wo der Hemmerder Pfarrer genausowenig die heute noch übliche allversöhnlerische Wattebausch-Seelsorge (‘Der Herrgott wird schon ein Auge zudrücken!’) zu treiben gewillt war. Typisch auch für den Vater Dümpelmann ist das, worüber sich jene Hemmerder Dorfleute in ihrem Schreiben an den preußischen König entrüsteten: Ihr Pfarrer konnte es 
"nicht unterlassen, bei Austeilung des h. Abendmahls die ungewöhnliche und hiesiger Orten niemals in usu gewesene Formel bei der Darreichung: ‘Bekehret euch!’ aus einem nichtigen Fundamente einzuführen". 
Auf dem Hintergrund von alledem braucht es nicht viel Phantasie dazu, sich vorzustellen, daß es natürlich auch im Elternhaus des kleinen Gottfried diesen Frömmigkeitsstil als ein ungemein prägendes Element in der Erziehung gab. Als der Kleine anderthalb Jahre alt war, erhielt er ein Brüderchen, das - am 16.Januar 1743 geboren - auf den Namen Johann Gisbert getauft wurde. Auch von Johann Gisbert Dümpelmann wissen wir, daß er sehr deutlich in die Fußstapfen seines von Herrnhut her geprägten Vaters trat: Er wurde später dessen Amtsnachfolger in Hemmerde und trug wesentlich mit dazu bei, daß neben dem Raum Hemer das Dorf Hemmerde für die Herrnhuter Bewegung in der Mark mehr und mehr ein ganz zentraler und missionarisch bedeutsamer Ort wurde Wir wissen ja bereits aus der einleitenden Chronik, daß z.B. ziemlich bald nach der Geburt des zweiten Dümpelmann-Sohnes Johann Gisbert ‘hoher Besuch’ im Jahr 1743 ins Hemmerder Pfarrhaus kam: Johann Gangolf Wilhelm Forstmann höchstselbst hatte sich auf die Wanderung begeben und von Solingen aus erst den Hemeraner Freund und Amtsnachfolger Angelkorte besucht (was übrigens einen Gegenbesuch von dessen Aufenthalt in Solingen sechs Wochen zuvor zusammen mit Stephan Diedrich Rentzing aus Sundwig darstellte). Vom Freund in Hemer ging es stracks zu den beiden anderen wichtigen Gesinnungsgenossen: zuerst nach Bausenhagen zum genannten Taufpaten Gottfrieds Dümpelmanns, dem dortigen Pfarrer Westhoff, und von da zielstrebig "weiter auf Hemmerde ... zu Pastor Dümpelmann" (beides am 3. März 1743). 
Gut kann man sich vorstellen, daß der kleine Gottfried schon von frühester Kindheit an wußte, wer die wichtigsten Streiter für das Reich Gottes waren, wie sein Vater sie schätzte. Zusammen mit dem Vatererbe war ihm das ‘Vätererbe der Herrnhuter Brüdergemeine’ gleichsam in die Wiege gelegt. Und was für einen Forstmann galt, galt sicherlich umso mehr in jenem Hemmerder Pfarrhaus für die verehrungswürdige Gestalt des Grafen Zinzendorf, den ja ein Forstmann und viele andere Christen, die im Sinne Herrnhuts geprägt waren, zärtlich ‘Papa’ nannten. Weiter können wir uns lebhaft vorstellen, daß etwa die Hemeraner Querelen um Pastor Angelkorte 1751 mit seiner drohenden Amtsenthebung und seinem direkt darauffolgenden plötzlichen Tod wohl schon ins Bewußtsein dieses in-zwischen zehnjährigen Kindes Gottfried Dümpelmann dringen konnten. Immerhin hatte ja Gottfrieds Vater die Trauerrede in Hemer gehalten, eben jene Rede, die dann gedruckt nach London zum Grafen Zinzendorf geschickt wurde. 
Nicht minder interessant ist es, den Studiengang des jungen Gottfried Dümpelmann nachzuverfolgen. Im großen Pfarrerbuch von Bauks lesen wir, daß das Theologiestudium dieses späteren Deilinghofer Pfarrers mit seiner Immatrikulation am 7.November 1757 an der (N.B. reformierten) Fakultät in Duisburg begann, und daß er - wie alle märkischen Pfarrer damals - an der theologischen Fakultät der Universität Halle an der Saale zu studieren hatte, wo sich nach Bauks unser Dümpelmann am 2.Mai 1759 immatrikulierte - übrigens genau einen Tag vor dem Tod des großen Forstmann in Solingen. In Halle blieb der stud.theol. Gottfried Dümpelmann zwei Jahre lang im Studium. Das letzte halbe Hallenser Jahr studierte Gottfried dort mit seinem jüngeren Bruder zusammen, dem oben genannten Johann Gisbert. 
Zwischen den Studienstationen Duisburg und Halle soll Gottfried Dümpelmann (bis 1759) nach Schunke noch in Berlin studiert haben, wie aus einem heute nicht mehr vorhandenen Berliner Akademie-Zeugnis aus dem Deilinghofer Kirchenarchiv hervorging. 
Leider ist ebenso das Zeugnis (vom 26.April 1761), das der große Hallenser Theologe der Aufklärungszeit, Johann Salomo Semler (1725-1791), unserem Dümpelmann ausstellte, trotz langen Suchens im hiesigen Kirchenarchiv heute nicht auffindbar. Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg hatte Siegfried Schunke dieses bemerkenswerte Dokument aus dem Deilinghofer Archiv in Händen, und Schunke zitiert in seiner theologischen Doktorarbeit, was der große Semler in lateinischer Sprache über den theologischen Schüler Dümpelmann zu berichten hatte. 
Immerhin kann man sich leicht vorstellen, daß der fromme junge Dümpelmann als Student bei dem aufklärerisch ausgerichteten Johann Salomo Semler, diesem Gelehrten von hohem Rang, oft in Glaubensnot kam und sicherlich diese wissenschaftliche Theologie häufig als Anfechtung erlebte. Einige Jahre danach studierte Johann Abraham Strauß beim gleichen Semler in Halle, und von Strauß, Dümpelmanns späterem Iserlohner ‘Busenfreund’ und Kampfgefährten, haben wir ein Selbstzeugnis, das andeutet, daß es für fromme Studiosi schwer war, unbeschränkt durch die Hallenser Einflüsse, die von Semler ausgingen, hindurchzukommen. 
Nach dem Examen kam Gottfried Dümpelmann nach Deilinghofen. Das Kirchenbuch vermerkt: Er "wurde 1765 einhellig zum hiesigen Prediger erwählet und d. 30ten May a.c. ordinirt". Auch Dümpelmanns Deilinghofer Berufungsurkunde lag Schunke noch vor, und er zitierte daraus; sie ist wie das genannte Semler-Zeugnis und das Berliner Zeugnis inzwischen aus unserem Archiv verschollen. 
Die skandalöse Affäre des Amtsvorgängers Mollerus III (angeblich Ehebruch und Verbrennen des Pfarrarchivs) lag in Deilinghofen nun weit über ein Jahr zurück. Der blutjunge, knapp 24jährige Theologe Dümpelmann hatte sicherlich einen schwierigen Start im Dorf am Felsenmeer. Hinzu kam die Belastung, daß es in jener Zeit Beschwerden um den Deilinghofer Küster und Lehrer Caspar Diedrich Schnetger gab, der jedenfalls in seiner Eigenschaft als Schulmeister offenbar ungeeignet war. So wurde gleich auf der ersten märkischen Synode (am 9./10.Juli 1765 in Hagen), an der "H.Dümpelmann" als "novit(ius)" im Protokoll vermerkt wurde, das Schnetger-Thema offiziell aufgegriffen. Die Akten der Synode vermelden, daß "deputati des Deilinghofischen Consistoriums gegen den Schulmeister Schnetger wegen offenbarer neuerlicher Ärgerniße Klage führen". Zwei Jahre später, im Juli 1767, dauern, wie ebenfalls die Synodalakten belegen, diese Klagen des Deilinghofer Consistoriums (= Presbyteriums) im Blick auf Schnetger noch an. Er wurde 1767 als Deilinghofer Lehrer amtsentsetzt, blieb aber weiter Küster und Organist. 
 

3. Aus Dümpelmanns ersten Amtsjahren von 1765 bis in die 70er Jahre: Zum Baubeginn am Alten Pastorat und zu einigen weiteren bis heute heimatgeschichtlich interessanten Ereignissen aus der frühem Amtszeit in Deilinghofen 
Audio-Datei - Pfarrer Dümpelmann und das Alte Pastorat (Sprecher Martha Ravenschlag, Hanskarl Franke und FG): http://pastoerchen.podspot.de/files/Duempelmann.und.dasAltePastoratDeilinghofen.mp3
Kehren wir zurück nach 1765 ins erste Amtsjahr Gottfried Dümpelmanns am neuen Wirkungsbereich Deilinghofen. Der junge Pfarrer, zeitlebens Junggeselle, war mit seiner Schwester gekommen, der "Jfr. Louisa Ernestina Dümpelman", wie sie bereits als Patin am 5.August 1765 in unserem Kirchenbuch in einem Taufeintrag genannt wird; später taucht im Kirchenbuch als zweite hier wohnende Dümpelmann-Schwester Catharina Elisabeth Dümpelmann häufiger auf . Wo die Geschwister zuerst wohnten, ist nicht ganz klar, da sich das Domizil, in dem der Pfarrer unterkommen sollte, bei Amtsantritt in desolatem Zustand befand. 
Dazu muß man sich zur Baugeschichte des Alten Pastorats Folgendes vor Augen halten: Wie wir in "Blätter zur Deilinghofer Kirchengeschichte", Heft 2, vermerkten, war es 1655 Pastor Hülshoff gewesen, der als erster evangelischer Pfarrer den Vorgängerbau des heutigen Alten Pastorats als Wohnhaus bezog. Dieses Vorgängerhaus war eben das mysteriöse frühere ‘Nonnenkloster’ oder der ‘Nonnenhof’, wie er auch bezeichnet wurde, jenes Haus, in dem bis in den Dreißigjährigen Krieg Nonnen (waren es schon schon evangelische?) gelebt haben sollen bis zum Pestjahr 1636, als die Insassinnen von der Seuche dahingerafft sein sollen. Diese Fragen der grauen Vorzeit lassen wir hier auf sich beruhen im Wissen, daß es zu diesen Fragen zwar Hypothesen und Spekulationen, aber bislang keine beweiskräftigen Quellen gibt. 
Was sicher ist: Nach Hülshoff nutzten die drei Mollerus-Pfarrer diesen Nonnenhof in den Jahren ab 1680 für über acht Jahrzehnte als ihr Pfarrhaus. Aus unserer vorangestellten Chronik geht bereits hervor, daß - wie die von Pastorin Sigrun Valentin-Bette aufgefundene Balkeninschrift belegt - Mollerus I im Jahr 1718 die untere Stube ausgebaut und Mollerus II 1744 die oberste Kammer verfertigt hatte. 1756 ließ Mollerus III das Viehhaus des Predigers wieder aufrichten, statt des damals abgebrochenen. Dieses Viehhaus ist heute der zur Pastoratstraße hin sichtbare ‘Vorbau’ mit der schönen Deele, über dessen Tor die Gebrüder Bär 1991 im Zuge ihrer Renovierung die heutige Inschrift angebracht haben. 
Als aber unser Dümpelmann nach Deilinghofen kam, war das Viehhaus mehr schlecht als recht fertig: "nichts weiteres als ein Dach und Fach nebst einem Beschuß des Pferdefutterboden und eine Tür dafür und eine für Pferde und Kuhställe", während das Hauptgebäude "auseinander-gewichen" war und "einstürzen" wollte. Erst einmal wurde für Dümpelmann das Viehhaus "zum einstweiligen Aufenthalt des Predigers und seines Gesindes zurechtgemacht". 
Wenn wir heute am Viehhaus des Alten Pastorats auf der Inschrift lesen: "1765 Pastorat", so deutet die Jahreszahl auf das Hierherkommen des entscheidenden Umgestalters des Alten Pastorats hin:Vom Vorgänger-Pastorat, dem ‘Nonnenkloster’, wurde unter Dümpelmann 1768 alles abgerissen. Nur der frühere Anbau - das Viehhaus - wurde nach 1765 Dümpelmanns erstes Domizil und damit sozusagen die Keimzelle des ‘neuen’ Alten Pastorats. 
Im Blick auf Bauverlauf und Baufinanzierung des Alten Pastorats ist die Quellenlage im Deilinghofer Kirchenarchiv ausgesprochen gut. Uns liegen weit über hundert Handwerkerrechnungen vor, aus denen man ableiten kann, wie das Werk im Einzelnen vor sich gegangen ist. Den Inhalt einiger der interessanteren Rechnungen möchten wir dem Leser hier vor Augen führen: 
- 20.Dezember 1766 Lieferung von 29.118 Nägeln unterschiedlichster Sorte von Johann Diedrich Rentzing aus Heppings Kotten in Sundwig (wohlgemerkt dem Sohn des großen Förderers der hiesigen Brüdergemeine, Stephan Diedrich Rentzing, 1704-1792, der in der Chronik bereits vorkam und uns später noch ausführlich beschäftigen wird); 
- 5.April 1767 kaufte der Schulte zu Riemke in Rödinghausen 3057 Fuß Eichenbretter; 
- am 28.Juni 1768 Kontrakt mit dem Maurermeister Evert Schweppert wegen Erbauung und Mauerwerk des Pastorat-Hauses; 
- 2.Juli 1768 "Maurer Ribbeau" und "einem Franzosen für Anlegung einer Hecke um den Pastorath Garten gezahlet 2 Rthl. 30 st"; 
- 20.Januar 1769 Rechnung Diedrich von Diecken wegen Zimmerlohnes; derselbe arbeitete dann vom 11. August 1769 bis zum 3. November 1771 136 Tage am Pastorat und wurde laut Beleg von Dümpelmann beköstigt; 
- "1769 bezahlte mir der Herr Dümpelmann zu Deilinghofen für 4 behauene Steine zum Feuer an den Schornstein und zwey Nasensteine, da der Hohlbaum auflieget, so veraccordirt ist mit 5 Reichsthaler Cassengeld, so ihm hiermit quittiere Hemmerde, den 7ten Mertz 1772 Peter Steinheuer [?, letzteres schlecht leserlich]"; 
- 15.Juni 1771 Rechnung über Lieferung von 19 Wagen Schiefer von Antfeld; 
- nachträgliche Eigenquittung Dümpelmanns vom 5.Juli 1772: "Daß mir die für Bier und Brantwein beym Hausaufrichten ausgelegten 16 st. fordere" und "für die Steine zum Herdfeuer von Hemmerde Amts Unna zu holen 1.12 [Rth.]"; 
- März 1788 hat das "Mauerwerk durch Schlagreg gelitten" (Auseinandersetzung mit Rechnung Schwepperts von 1777, der schlecht gearbeitet habe). 
Bis hin zum Bier und Schnaps beim Richtfest des Alten Pastorats reicht also das Spektrum der heute noch vorliegenden Handwerkerrechnungen. Sogar ein Schmierzettel Dümpelmanns ist darunter, auf dem er das "D" seiner Unterschrift mit der Feder schwungvoll übte und offenbar mit schwerem Kopf und zittriger Hand Additionen (wohl spätabends) vorgenommen hatte (vgl. Abb, vorige Seite). Die Rechnungen sind eine kulturgeschichtlich sehr reizvolle Quelle, aus welcher sich der Vorgang damaligen Häuserbauens gut rekonstruieren läßt; sie sollten später in einem eigenen heimatgeschichtlichen Aufsatz genauer unter die Lupe genommen werden. 
Für uns reicht folgendes Fazit: Im Frühsommer 1768 riß Dümpelmann, wie aus dem Gesamtbestand der Rechnungen hervorgeht, das Vorgängerpastorat ab. Anschließend begann der Maurermeister mit seinen Arbeiten. Während des Jahres 1769 wurde das Bruchsteinmauerwerk errichtet. Ende 1769 bis 1770 begann man mit dem Fachwerk über dem Bruchsteinteil des Hauses. Schiefer wurde 1769 geliefert. Danach vollzog sich der Innenausbau. Spätestens 1772 dürfte das Haus provisorisch bewohnbar gewesen sein. Sein Leben lang hat Dümpelmann an diesem Haus weitergebaut; bis zu seinem Ende gingen Fertigstellungs- und Reparaturarbeiten ineinander. 
Interessant ist, nachzuvollziehen, woher das Geld kam, das die Gemeinde und ihr Pastor für diesen Hausbau aufzubringen hatten. Dazu muß man wissen, daß das Alte Pastorat zur Hälfte aus vorhandenen Kirchenmitteln und zur anderen Hälfte über zu erbringende Beiträge der Gemeinde (Holzlieferungen, Hand- und Spanndienste) zu finanzieren war. 
In der Praxis sah das so aus: Nach dem Siebenjährigen Krieg war die Deilinghofer Gemeinde bitter arm, und Dümpelmann, der die Bauleitung hatte, mühte sich, die Finanzierung auf die Reihe zu bekommen. Zunächst konnte er die Landesregierung in Kleve dazu bewegen, Kollekten zugunsten seiner Kirchengemeinde zu genehmigen. Aus den Bauernschaften des Kirchspiels Deilinghofen wurde 20 Reichstaler gesammelt, weitere 150 Reichstaler kamen von den Kirchengemeinden der näheren und weiteren Umgebung zusammen (aus Hemer, Iserlohn-Stadt, Iserlohn-Kirchspiel, Altena, Werdohl, Dortmund, Witten, Lüdenscheid, Meinerzhagen, Halver, Essen, Ummingen, Langendreer u. a.). An anderen Kirchenmitteln wird in Belegen des Deilinghofer Kirchenarchivs etwa der Verkauf eines Baumes, der fünf Taler erbrachte, oder "aus dem Kaufschilling der sogenannten Dorne Delinghofer Waldgemein 38 Rth" genannt. 
Was hatten darüber hinaus die Bewohner der Deilinghofer Bauernschaften aufzubringen? 6000 Fuß Holz, berichtet das Kirchenarchiv (drei Fuß sind knapp ein Meter, also knapp zwei Kilometer Holz, der Länge nach aneinandergelegt), ferner 52 Taler Sonderumlage für Schieferfuhrlohn. Ein Sonderdarlehen von 200 Reichstalern hatte Dümpelmann für die Bauernschaft laut Kontrakt vom 26. Juni 1768 aufzunehmen. An Handdiensten wurde mit Befehl des Landgerichtes Altena vom 30. August 1768 gefordert, daß jeder "Eingepfarrte ... zwey doppelte Wände" für das Pastoratshaus herzustellen hätte. 
Bezeichnend war für Dümpelmann, da das mit der Verpflichtung der Leute zu den Handdiensten nicht funktionierte, daß er weitgehend darauf verzichtete, auch wenn er sich damit großen Ärger mit dem Landgericht einhandelte. Lieber führte der Pastor viele Arbeiten selber aus; er betätigte sich vor allem als Fuhrmann, karrte höchstselbst Lehm, Stein, Holz zum Pastorat. So habe er etwa "1774 d. 24ten Sptbr den gantzen Tag Lehmen herbey gefahren 1 Rhtl.", 1777 vom Oktober bis November Holz vom Langenbruch und Deinsberg geholt, eine Kanne Kalk von Tümenas Ofen geholt usw. 
So wie Dümpelmann mit dem Bauen nie wirklich zu Ende kam, so wird man mit seinen hinterlassenen Baurechnungen und dem Nachrechnen der Finanzierungsunterlagen nie vollständig klarkommen. Akten zeigen deutlich: Dümpelmann war es nicht so wichtig, ganz genau buchzuführen, dem Altenaer Amtsgericht aber doch, und so konnten noch zwei Amtsnachfolger sich etwa zehn Jahre lang mit diesem Schlamassel auseinandersetzen. 
Aber wir sind hier in unserem Abschnitt weiter bei den ersten Amtsjahren unseres Pastors. Aus Dümpelmanns früher Zeit hier haben wir hier abschließend vier heimatgeschichtlich besonders interessante Jahreszahlen zu behandeln, mit denen sich Dümpelmann - neben dem Alten Pastorat - am Ort gleichsam ‘ein Denkmal setzte’. Es sind die Jahreszahlen (1) 1766, (2) 1768 sowie (3) und (4) jeweils 1769, auf die hier am Ende des Abschnitts einzugehen ist. 
(1) 1766: Diese Jahreszahl steht bis heute auf Tausenden von Deilinghofer Dokumenten. Es ist die Zahl, die über 200 Jahre lang Bestandteil des amtlichen Kirchensiegels ist. Wir folgen in unserer Darstellung der Einfachheit halber Günther Schulte, der zur Jahreszahl 1766 auf dem Siegel Folgendes im "Schlüssel" ausführt: 
"Als der 24jährige G.W.A. Dümpelmann am 30. Mai 1765 in Deilinghofen den Pfarrdienst antritt, liegt auf seinem Schreibtisch eine Verfügung der Regierung zu Kleve. Sie übermittelt einen 'Königlich Allergnädigsten Befehl', und zwar ‘Die Verordnung de Dato Berlin d. 16. nov. 1764; Cum Schemate’... Darin macht der Landesherr, König Friedrich II. von Preußen, den Pfarrern zur Pflicht, bestimmte Formalien bei einem Kirchenbuch-Eintrag ... zu beachten; es seii ‘nach dem gegebenen Schemate’ hinsichtlich Trauung, Taufe, Todes, Verwandtschaft, Alters, Todesursache u. a. zu handhaben. Ein knappes Jahr später bedient sich Dümpelmann eines Pfarramts-Siegels mit der Jahreszahll ‘1766’. Um diese Zeit ... nach dem Siebenjährigen Krieg (1763) ... wird eine straffer bürokratische dirigistische Tendenz sichtbar, die auf reglementierte Statistik, gesiegelte Beurkundung, Amtspflichten und auf politisch wichtige Aussagen im friderizianischen Staatsinteresse abzielt". 
Genau in dieser Zeit also entschloß sich der neue Pastor Dümpelmann, das Kirchensiegel von 1766 anzuschaffen. Im weiteren Verlauf des zitierten "Schlüssel"-Artikels wird von Günther Schulte oberlehrerhaft und in der ihm eigenen epischen Breite "das eben erwähnte Siegel von 1766 behandelt; es ist 1934 erneuert und ähnlich nachgestaltet worden". (Dabei übersieht Schulte freilich, daß das von ihm abgebildete alte Siegel mit der lateinischen Umschrift "SIGILL ECLE DEILINGHOFIANAE" auch nicht identisch ist mit dem ganz alten Siegellack-Siegel aus der Zeit Dümpelmanns, auf dem der junge Mann mit dem Zweig in der Hand - für Schulte ist es der Heilige Stephanus - in sehr anderer Weise dargestellt wird als auf den hier gezeigten Abbildungen, wie sie auch Schulte vor Augen hatte. 
Wir möchten uns hier nicht auf eine weitere Diskussion der Siegelabbildung einlassen und konstatieren nur, daß es sicherlich in Westfalen und darüber hinaus ein Kuriosum sein dürfte, daß in Deilinghofen beim kirchlichen Siegeln noch fast 230 Jahre nach Anschaffung des ersten Siegels die Jahreszahl dieser Anschaffung jedesmal ‘mit-reproduziert’ wird. So kann uns dieses Siegel als ein ziemlich merkwürdiges ‘Denkmal’ bis heute an die erste Amtszeit des Deilinghofer Pfarrers Dümpelmann erinnern. 
(2) 1768: Humorvoll und selbstkritisch schrieb Dümpelmann die beiden Zeilen: 
"Die schlechten Verse sind gemacht
Siebzehnhundertsechzigacht".
Diese Zeilen mit der Jahreszahl 1768 stehen am Ende eines uns überlieferten ellenlangen Heimatgedichtes des Deilinghofer Pastors Dümpelmann. Unlängst hat der Deilinghofer Konrektor Gerd Herchenröder in seinem Heft ‘300 Jahre Schule Deilinghofen’ ein wenig aus diesem Dümpelmann-Gedicht zitiert und auch den vom Deilinghofer Lehrer Johann Melchior Marcks nach Dümpelmanns Tod gereimten Schluß des Gedichts wiedergegeben. Dieses heimatkundliche Gedicht, das die damalige hiesige Flora und Fauna umfassend beschreibt und auf die Situation der Deilinghofer Dorfbewohner sowie die Kirche und die Schule im Dorf am Felsenmeer und vieles andere (z.B. auch auf ‘die [ !] Pastorat’) eingeht, ist so schön zu lesen, daß wir es im Anhangsteil dieses Heftes in voller Länge abgedruckt haben. So verweisen wir hier lediglich darauf, daß in diesem hinten nachzulesenden Gedicht einige interessante Geschichtszahlen von Dümpelmann genannt werden. Neben dem oben angeführten Abfassungsjahr 1768 sind es: 1. 1565 Einführung der Reformation durch Pastor Lange, 2. 1768 Pastorats-Neubau (Es ist das Jahr, in dem - siehe oben - der Pastoratsbau richtig angefangen wurde; wohlgemerkt das Jahr, in dem das Gedicht abgeschlossen wurde: "siebzehn-hundert-sechzigacht" kommt in dem Gedicht zweimal vor!), 3. 1687 Schule in Betrieb genommen, 4. 1751 Fertigstellung des Küsterhauses, 5. 1353 Gründung Klusenstein, 6. 1791 Tod Dümpelmanns, 7. 1800 neue Schule (beides von Marcks hinzugefügt), 8. das Jahr, in dem Marcks sein Gedicht fertigstellte. (Verraten wir nicht: Rätseln Sie doch selber!)
 
Dieses Gedicht, das uns die Zeit um 1768 lebhaft vor Augen führt, ist ähnlich wie das vorher genannte Kirchensiegel ein interessantes ‘Denkmal’ der frühen Zeit Dümpelmanns in seiner neuen Wirkungsstätte Deilinghofen, die er offenbar auch als ‘Heimatfreund’ liebte. Dabei wollen wir eine Vermutung nicht unterschlagen: Vielleicht war Dümpelmann gar nicht der Gedichtverfasser, sondern der genannte Lehrer Johann Melchior Marcks. Man könnte vermuten, daß dieser den Grundbestand der Verse 1768 vollendete und den Rest später anhängte. Einige Dümpelmann betreffende Passagen scheinen in diese Richtung zu weisen, daß man sie eher von einem anderem erzählt vorstellen könnte, und am besten vom Lehrer im Dorf. Da mag sich der Leser im Blick auf die Verfasserfrage aus dem in der Beilage abgedruckten Wortlaut des Gedichts, das Friedrich Schauff seinerzeit dem Pastor Dümpelmann zuschrieb, seinen eigenen Reim daraus machen. 
(3) 1769: Diese Jahreszahl 1769 befand sich auf einer Inschrift am Alten Pastorat über der Pfarrhaustür. Aus mündlicher Überlieferung wissen wir von Inge Kutschelis, der Tochter Willy Römers aus der Bautenheide (1907-1982), was ihr als Kind der Vater vom früheren Wortlaut der Inschrift erzählt hat. Sie kann den Wortlaut bis heute auswendig: 
"Das Nonnenkloster, so hier stand, ist abgebrochen wie bekannt. Drum es zum andern Zwecke hier, da setzte ihm der Tod die Tür, Dümpelmann, Pastor." 
Die ganz alten Deilinghofer kannten also noch aus eigner Anschauung die Inschrift am Pastoratshaus und eben auch jenen Namen, der da geschrieben stand: "Dümpelmann, Pastor"... Daß noch eine Jahreszahl dabei stand, das hatte seinerzeit Vater Römer seiner kleinen Tochter nicht überliefern können. 
Neben dieser mündlichen Fassung gibt es noch zwei voneinander abweichende Versionen dieser Inschrift. Die erste geht auf Woeste und Pastor Limborg zurück und steht im alten Lagerbuch der Kirchengemeinde Deilinghofen. Da liest man im Zusammenhang der Chronik der Gemeinde unter dem Paragraphen 10 "Kloster": 
"Außerdem gab es im Dorf Deilinghofen ein Nonnenkloster erbaut im Jahre 1564. Die letzten Klosterfrauen starben 1636 an der Pest. Dieses Gebäude stand wie die Inschrift über der Thür des Pfarrhauses . ‘Das Nonnenkloster, so hier stand ist abgerissen wie bekannt G.Dümpelmann 1769. Bequemt man sich am besten hier, so weiset uns der Tod die Thür.’ besagt, an der Stelle desselben" . 
Ein Wort ist bei dieser Lagerbuchversion versehentlich ausgelassen worden, denn in der wiederaufgefundenen Woesteschen Urschrift der Chronik hatte Woeste geschrieben: "G.Dümpelmann Pastor 1769" ("Dümpelmann, Pastor" hatte sich ja bis in unsere unmittelbare Gegenwart ins Gedächtnis eingeprägt.) Wir möchten annehmen, daß Woestes Version die historisch zuverlässige ist. 
Merkwürdigerweise gibt es eine andere Langversion der Hausinschrift von 1769. Dieses findet sich z.B. in dem Buch ‘Kunst- und Geschichtsdenkmäler im Märkischen Kreis’: 
"Das Nonnenkloster, das hier stand, 
Ist abgebrochen bis auf den Rand. 
Bequemt man sich am besten hier, 
Kommt der Tod und weist die Tür. 
40 Nonnen starben an der Pest. 
Was übrig blieb ein kleiner Rest. 
Die lobten Gott und Jesu Christ, 
Daß er ihnen gnädig gewesen ist." 
In einem Aufsatz Günther Schultes wird auch in einem Zeitzeugnis auf die Inschrift über der Pastorats-Tür eingegangen, wo vom "Mittelstein über dem Eingang, heute geputzt und gekälkt" gesprochen wird und von der kürzeren Version die Rede ist. Die verstorbenen Deilinghofen Heimatforscher Herbert Schulte und August Busch aber hielten die eben zitierte Langversion für die echte. In einem Brief Herbert Schultes vom 29.Juli 1978 (im Schulte-Nach-laß, im Besitz von F.G.) an Frau Erika Bär, die damalige Besitzerin des Alten Pastorats, betont Schulte, die längere Version sei die richtige. Sein Hauptargument: 
"Dieser Spruch wurde von dem Deilinghofer Heimatfreund, Sippenforscher, Taxator und Oberamtssekretär a.D. August Busch (gest. 1938) hinterlassen, von dem man annehmen kann, daß seine Angaben auf Gründlichkeit beruhen". 
So oder so: Auf jeden Fall hat "G.Dümpelmann, Pastor 1769" mit auf jenem Mittelstein gestanden, und mindestens über 150 Jahre lang war dank dieser Inschrift der Name Dümpelmann an prominenter Stelle am ungewöhnlichsten Wohnhaus des Ortes vielen im Ort geläufig. Im Zusammenhang mit unserem Überblick über die Dümpelmannsche Baugeschichte des Alten Pastorats kann man dieser Inschrift jedenfalls entnehmen, daß der junge Pastor eben in jenem Jahr 1769 das Haus im ‘erweiterten Rohbau’ hochgezogen hatte. 
(4) 1769: In genau dem gleichen Jahr 1769 war Dümpelmann auch mit dem Innenausbau des Pastoratshauses einen gewaltigen Schritt nach vorne gekommen: Schornstein und Herd wurden fertiggestellt. Auch daran erinnert eine Jahreszahl - in diesem Fall bis heute. Zwei Teil der (früher dreiteiligen?) Herdplatte sind bis heute (jetzt in einem sehr schmalen Nebenraum im Erdgeschoß, der als eine Art Rumpelkammer dient) am alten Herd zu sehen. 
Wir wollen dieses geschichtsträchtige heimische Kunstwerk, hier kurz vorstellen. Vom Betrachter aus links oben befindet sich auf einem Halbreliefbild, von Ornamenten umrankt, Jesus am Kreuz, an dem auch die Kreuzesinschrift INRI angebracht ist, und als Unterschrift dieses Halbreliefs liest man: ‘JESU LAS / DEINER WUN / DEN BLUT UNS / SUNDERN KOMME / ZU GUT. ANNO’. Auf diesem linken Herdplattenteil ist die Jahresangabe nicht mehr zu lesen. 
Rechts oberhalb des ehemaligen Herdes finden wir, ebenfalls von Ornamenten umrankt, auf der anderen Halbreliefplatte die Figur von Johannes dem Täufer, wie er die Rechte ausstreckt und mit dem Finger - an den Isenheimer Altar des Mattias Grünewald in Colmar erinnernd - von sich selbst weg aufs Kreuz hinzeigt. Unter dieser Täufer-Figur befindet sich eine nicht minder interessante Inschrift, die wie folgt lautet: ‘SIEHE DAS IST / GOTTES LAMM / WELCHES DER / WELT SÜNDE TRÄ / GET 1769’. Es handelt sich bei beiden hier beschriebenen Platten um Gipsabdrucke, während die früher in der Mitte befindliche Platte mit einem Bild von einem Pferd, das an das Westfalenroß erinnert (so wie die anderen beiden Platten in der ursprünglichen Form) aus Gußeisen ist. 
Uns interessieren hier die beiden äußeren alten Platten. Wir haben auf dieser zweiteiligen Herdplatte zwei Inschriften vor uns, denen Dümpelmann in jenem Jahr 1769 für seine Amtsführung programmatische Bedeutung zugemessen hatte. Diese beiden Inschriften, das Gebet links am Herd und der Täuferhinweis aufs Lamm, stellten für Dümpelmann gleichsam Motto-Worte für sein Leben als Pfarrer und Christ dar. Der Mann am Kreuz und seiner Wunden Blut, das uns Sündern zugute komme und Gottes Lamm, das der Welt Sünden trägt (vgl. in Johannes 1,29-34 die dort eigentümlich erzählte Geschichte von Jesu Taufe, bei der der Täufer Johannes in V.29 Letztgenanntes wörtlich ausspricht) - das war zusammengenommen für den jungen Dümpelmann sein theologisches Programm! Im folgenden Hauptabschnitt 2 des Dümpelmann-Kapitels wird uns seine theologische Orientierung an Herrnhut und Zinzendorf beschäftigen. Zinzendorf hatte unentwegt und je und dann bis zum Exzeß und bis an die Grenzen des guten Geschmacks (‘Blut- und Wundentheologie’ Zinzendorfs), vom ‘Blut’ und vom ‘Lamm mit den Wunden’ gesprochen. Man darf mit Fug und Recht davon ausgehen, daß in jenem Jahr 1769 unser Dümpelmann nicht irgend ein christliches Motiv sich auf seine Herdplatte fertigen ließ, sondern eben bewußt jenen biblischen Aspekt, der für Zinzendorf, den Theologen des Kreuzes, und die Herrnhuter grund-legend wichtig war: den Kruzifixus, das Lamm mit blutigen Wunden, das die Sünden der Welt trägt. 
Auch der Verfasser des Schlüsselartikels "1769. Dreiteilige Herdplatte?", Günther Schulte, sah, daß im Alten Pastorat die beiden "nicht-gußeisernen Platten ... motivisch eine Einheit bilden". Daß diese Einheit eine theologisch qualifizierte ist und sicherlich mit Herrnhut zusammenzusehen ist, das haben weder Günther Schulte noch sein Bruder Herbert Schulte in ihren Heimatforschungen 
hier von ihren Fragestellungen her in Betracht ziehen können. 
Uns aber gibt gerade die von uns erforschte Verbindung des Deilinghofer Pastors Dümpelmann mit der Herrnhutischen Erweckungsbewegung und Zinzendorfschem Erbe Hinweise an die Hand, wie aus jener Zeit nicht nur Inschriften auf einmal zu sprechen beginnen. Das hier beschriebene Dümpelmannsche ‘Denkmal’ mit der Jahreszahl 1769 führt uns damit auf das Folgende: Dümpelmanns Beziehungen zur Herrnhuter Brüdergemeine genauer zu betrachten und darzustellen. 
 

4. Gottfried Dümpelmann als Freund und Förderer der Herrnhuter Brüdergemeine in Deilinghofen und Sundwig und darüber hinaus... (Zu Pastor Dümpelmann als Zinzendorfianer in seinen ersten Deilinghofer Jahren und in der ‘Blütezeit’ der mittleren Jahre von 1770 bis 1782) 
In diesem Unterabschnitt wenden wir uns im Teil a) nochmals der ersten Amtszeit in Deilinghofen zu, um aufzuzeigen, welche Verbindungen Dümpelmann in diesem Zeitraum (zwischen 1765 und dem Anfang der 70er Jahre) zur Herrnhuter Brüdergemeine unterhielt. Im Teil b) betrachten wir dann die zweite Hälfte der Amtszeit Dümpelmanns, den Zeitraum der 70er und frühen 80er Jahre des 18. Jahrhunderts, in dem der Pastor vollends sein Amt als Zinzendorfianer im Geiste der Brüdergemeine führte. Zwei wichtige Jahreszahlen sind da erstens 1778/79, als Dümpelmann sich im bedeutenden holländischen Brüderort Zeist geistlich zurüsten ließ, und zweitens 1782, als Dümpelmann in Deilinghofen eine umfangreiche Verteidigungsschrift für die (vom Pastor Müller aus Unna) angegriffene Herrnhuter Brüdergemeine verfaßte. Ziemlich genau auf der Hälfte seiner Deilinghofer Amtszeit war Dümpelmann mit jenem Holland-Aufenthalt von 1778/79, der in seinem Leben und Wirken einen be-deutsamen Einschnitt darstellte, im Vollsinn zum entschiedenen Pastor Herrnhuter Prägung herangereift, einem Theologen, der seine Favorisierung der von Herrnhut und Zinzendorf stammenden geistlichen Einsichten dann, wie die Verteidigungsschrift von 1782 belesehr eigenständig, souverän und überlegt darzustellen wußte. Darauf ist um Unterabschnitt b) später näher einzugehen. 

a) Dümpelmanns ‘herrnhutisches Engagement’ in der ersten Amtszeit bis zum Anfang der 70er Jahre: 
Der eben beschriebene Einschnitt war natürlich alles andere als eine schlagartige ‘Bekehrung’. Denn bereits die Zeit davor war mehr ei-ne fließende Entwicklung auf die Brüdergemeine hin, hatte doch Dümpelmann in seinen Kinder- und Jugendtagen schon in jenem be-sonderen Pfarrhaus in Hemmerde das herrnhutische Frömmigkeitserbe gleichsam ‘gleichsam mit der Muttermilch in sich aufgesogen’. Was diesbezüglich in Deilinghofen sich entfaltete, kann man am besten mit dem Dichterwort beschreiben: ‘Was du ererbt von deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen’. 
In diesem Sinn gab es schon von den allerersten Amtsjahren an ganz wesentliche, sehr interessante Kontakte zu Herrnhut. Aus den Akten, die im Herrnhuter Archiv der Brüdergemeine lagern, wissen wir, daß es im März 1767 schon die ersten (wenn auch wenigen) Er-weckten Herrnhuter Prägung in Deilinghofen gab. Mitten in seinem Baustreß hatte der große Baumeister der Gemeinde, der junge Dümpelmann, immerhin Zeit, sich für ‘Gemeindeaufbau nach Art der Brüdergemeine’ einzusetzen. Jene Deilinghofer Ereignisse, die in Herrnhut archiviert sind, hatte der für die Grafschaft Mark zuständige Diaspora-Arbeiter der Brüdergemeine, Johann Heinrich Ernst (1717-1796), in seinem Diasporabericht für das Jahr 1767 überliefert. 
Dieser Diaspora-Arbeiter Ernst war eigentlich Schneider. Er war mündlich und schriftlich mit Zinzendorf persönlich in Kontakt gewesen, zudem auch persönlich bekannt mit dem zeitweise umstrittenen Sohn des Grafen, mit Christian Renatus Zinzendorf (1727-1752; Dichter des Liedes ‘Da wir uns allhier beisammen finden’, EKG Nr. 476); und Ernst erhielt nach dem Tod des Grafen (1760), wie er in seinem uns gedruckt vorliegendem Lebenslauf beschreibt, im "Jahr 1762 ... einen Ruf zur Bedienung der auswärtigen Geschwister im Bergischen und in der Mark", was dann in endlosen Wanderungen durch die hiesige Gegend seinen Lebensinhalt bis zu seinem Todesjahr ausmachte. Auf dem Friedhof von Hemmerde, seinem märkischen Lieblingsort, wurde der sog. ‘westfälische Pilgrim’ von Johann Gisbert Dümpelmann begraben, Gottfried Dümpelmanns jüngerem Bruder. 
Zum Frühjahr 1767 schilderte dieser Johann Heinrich Ernst in seinem Rechenschaftsbericht einerseits wesentliche günstige Weichenstellungen für die Arbeit der Brüdergemeine bei den Pastoren Dümpelmann Vater und Sohn in Hemmerde und andererseits gute Kontakte zum anderen Dümpelmann in Deilinghofen. Wir zitieren Ernsts Ausführungen zum Frühjahr 1767, die in unserem Zusammenhang natürlich sehr wichttig sind, etwas ausführlicher und bedienen uns der Einfachheit halber der Darstellung in Siegfried Schunkes Doktorarbeit über den Einfluß der Brüdergemeine in der Grafschaft Mark: 
Von Kamen machte sich Ernst auf, "um dann nach dem nahe gelegenen Hemmerde zu gehen.In Dümpelmanns Hause, in dem die Versammlungen immer abgehalten werden, kommt diesmal ein Häufchen von 40 Personen zusammen. Ernst liest erst einen Abschnitt aus den Gemeindenachrichten vor und hält anschließend die Andacht über die Losung des Tages, die ihm die Gelegenheit gibt, ‘von der Erscheinung in dem Marterbilde ein Wörtchen zu reden’. Dabei stellt er fest, daß ein ‘hübsch Gefühl unter dem Volk war’. An dieser Versammlung haben auch der alte Pastor Dümpelmann und sein Sohn [Johann Gisbert] teilgenommen und haben sich dabei ‘ganz einfältig unter die anderen Leutchen’ gesetzt, ‘welches sie noch nie getan. Sie waren beide recht offenherzig gegen mich. Der Alte sagte, er wolle von jetzt an nichts ohne der Rat der Brüder unter den erweckten Seelen tun’. Bei dieser Gelegenheit sind auch einige neue Seelen von Ernst ‘angefaßt’ worden. - Am 17.März wandert er mit dem jungen [Johann Gisbert] Dümpelmann zu dessen Bruder [Gottfried] nach Deilinghofen, der dort das Pfarramt innehat. Derselbe ist sehr über diesen Besuch erfreut und bekennt, daß er in der Welt nichts lieber hört, als von dem Brüdervolk. Jedoch erweckte Seeln hat er noch nicht viele. Nur ‘ein paar gutgesinnte Leutchen’. Beinahe 14 Tage bleibt Ernst bei Dümpelmann in Deilinghofen. - Am 29. März ist er bei dem Häufchen in Sundwig, das inzwischen 50 Seelen stark geworden ist. Am 4.April geht er dann durchs Siegerland ins Nassauische." 
Das ist, soweit wir sehen, die erste Erwähnung von Spuren der Herrnhuter Brüdergemeine im Dorf Deilinghofen. Trotzdem ist sogar weit früher schon die Geschichte der Deilinghofer Gemeinde eng mit Entwicklungen der Herrnhuter Erweckungsbewegung im hiesigen Raum verbunden.

Dazu müssen wir uns hier in einem Einschub klarmachen, daß die im Sinne der Brüdergemeine Erweckten im Ort Sundwig, nur einen Katzensprung von Deilinghofen entfernt, in der Zeitspanne zwischen 1760 und 1767 (und dann auch danach; die Sundwiger erhielten immer ganz gute Noten in den Berichten des Diaspora-Arbeiters Ernst) für die Brüdergemeine eine recht beträchtliche Rolle spielten. Daß und inwiefern der 1765 nach Deilinghofen gekommene Freund der Brüdergemeine, Pastor Gottfried Dümpelmann, auch in Sundwig dann ‘mitmischte’ und bei den Frommen dort sogar ein besonderes ‘Hausrecht’ hatte, ist hier aufzuzeigen. 
Nach der Hemeraner Blütezeit der hiesigen Brüdergemeine (in der ersten Hälfte der 40er Jahre bis 1743 und besonders im großen Erweckungsjahr 1745), in der die zwar zahlenmäßig eher kleine Schar der Erweckte die ‘erste Liebe’ zur Brüdergemeine in Hemer intensiv zum Ausdruck brachte und nach Angelkortes Tod 1751 war durchaus ein Erkalten dieser ersten Liebe in Hemer festzustellen. Die hiesigen Erweckten fanden in dieser Phase sich im neuen Sammelort Sundwig zusammen. Schunke schreibt zu Recht von "Sundwig im Kirchspiel Hemer" im Blick auf die Zeit um 1765: "Hierhin hatte sich der Schwerpunkt des Häufchens nach Angelkortes Tod verlagert", und er setzt hinzu: "vor allem seitdem der Schneidermeister Dirk dort wohnt", eben jener Sundwiger "Schneider Jan Dirk, der auch Herrnhaag besucht hatte", also mit einem berühmten Brüderort eng verbunden war. 
Aber sicherlich mehr noch als dieser Dirk war Stephan Diedrich Rentzing (1704-1792) auf Heppings Kotten, dem Anwesen der heutigen Sundwiger Mühle, der ‘große alte Mann’ dort beim erweckten ‘Häuflein’ in Sundwig. Zu diesem Nagelschmied Stephan Diedrich Rentzing genannt Hepping sind hier einige wichtige Fakten zusammenzustellen, die schon in der vorangestellten Chronik an mehreren Stellen anklangen. 
Dieser ‘Mann der ersten Stunde’, fast gleichaltrig mit dem Grafen Zinzendorf und etwas weniger als vier Jahrzehnte älter als der Deilinghofer Pastor Dümpelmann, war ein Stück personifizierte Kontinuität der Brüdergeschichte, so wie das Hepping/Rentzing/Alberts’sche Anwesen ja auch über zwei Jahrhunderte - von Zinzendorfs Zeiten bis kurz nach dem Zweiten Weltkrieg - ein ganz kontinuierlicher, in allem Wandel sich letztlich im Kern gleichbleibendender zentraler Ort der hiesigen Brüdergeschichte blieb. In den Ursprüngen ging auch dieser Charakter des Anwesens auf die Art des Stephan Diedrich Rentzing zurück. Dieser Mann, der also ein Urahn des heutigen Sundwiger Müllers Peter Alberts war, hatte schon der in der früheren Geschichte der Herrnhuter Bewegung im hiesigen Raum als Laie eine nicht zu unterschätzende Schlüsselstellung innegehabt: Er war, wie wir aus dem Rentzing-Lebenslauf wissen, den Johann Heinrich Ernst ihm posthum schrieb, gerade in der berühmten ‘Sichtungszeit’ im Jahr 1747 im Brüderort Herrnhaag, also in der Hochburg der sich damals schwärmerisch radikalisierenden Herrnhuter Bewegung gewesen. Und Stephan Diedrich Rentzing war, wie in der Chronik schon mehrfach bemerkt wurde, ein enger Vertrauter des Hemeraner Pastors Angelkorte, dem sein Herrnhuter Engagement im Ort am Felsenmeer beinahe Berufsverbot eingebracht hätte, und er hatte mit Angelkorte zusammen enge Bindungen zu dem eigentlichen Begründer der Herrnhuter Bewegung in und um Hemer, Johann Gangolf Wilhelm Forstmann in Solingen [vgl. http://www.pastoerchen.de/forstmann.htm], der in Hemer geboren, seinerzeit von 1727 bis 1732 auch Pfarrer an der Vituskirche gewesen war und danach als Zinzendorfianer von Solingen aus massiv auf den früheren Wirkungsort Hemer einwirkte. 
Friederike Rentzing, die Schwester des Stephan Diedrich Rentzing, soll sogar den großen Forstmann und seinen Hemeraner Schüler und Amtsnachfolger Angelkorte wesentlich beeinflußt und an der Erweckung beider Pastoren Anteil gehabt haben! Faktum ist auch, daß dieser Stephan Diedrich Rentzing, der Nagelschmied aus Sundwig, noch weit mehr leistete für die Brüdergemeine: Seinem Engagement war es zuzuschreiben, daß nach Angelkortes versuchter Amtsenthebung und dessen Tod (beides im Jahr 1751) die Brüdergemeine dennoch in ‘Heppings Kotten’, der späteren Alberts’schen Mühle’ in Sundwig, Fuß faßte. Unter der Regie Rentzings wurde im Jahre 1762 - allem Hemeraner Wüten gegen die Brüdergemeine zum Trotz - ein Betsaal angebaut, nur zu dem Zweck, daß sich die Erweckten dort sammeln konnten. Das Erstaunliche dabei ist, daß Rentzing gar nicht der Eigentümer des Kottens war: Heppings Kotten war ein Deilinghofer Kirchenkotten, und über diesen existiert eine dicke Akte im Deilinghofer Kirchenarchiv, in der des öfteren der Name des Stephan Diedrrich Rentzing vorkommt, eben auch in den verschiedenen Verträgen zwischen der Kirchengemeinde und der Familie Rentzing 
Von daher wissen wir, daß jenes angebaute Betsälchen von 1762 (wenn man so will: das erste ‘Martin-Luther-Haus’ oder besser ‘Zinzendorf-Haus’ auf heutigem Hemeraner Stadtgebiet), das uns nur aus Herrnhuter Archiv-Akten und aus Akten der Brüdergemeine in Neuwied bekannt ist (in Schunkes Arbeit kommt davon übrigens nichts vor, und auch die gegenwärtige Familie Alberts in Sundwig wußte nichts von dieser spektakulären Aktivität ihres Vorfahren) eben gleichsam auf ‘Deilinghofer Kirchengrund in Sundwig’ vollzogen wurde. Wir dürfen annehmen, daß dieses Anbauprojekt mit ‘klammheimlicher’ Duldung der Deilinghofer Gemeinde geschah; interessanterweise zeigte sich nämlich bei einem ähnlichen Anbauprojekt bei Dümpelmann in Hemmerde, wie politisch und kirchenpolitisch brisant solch ein Unternehmen war: Ein paar Jahre später hatten die Geistlichen zu fürchten, bei der Regierung in Kleve wegen eines Betsaal-Baus ‘verpfiffen’ zu werden. 
Jene oben genannten immerhin 50 (!) Erweckten, die Diaspora-Arbeiter Ernst im März 1767 in Sundwig nach seinem 14tägigen Deilinghofen-Aufenthalt besuchte (das waren mehr als in der sich herausbildenden märkischen Zentrale in Hemmerde) sind, im weiteren Sinn verstanden, der ‘Deilinghofer Kirchengeschichte’ zuzurechnen. Sie versammelten sich auf einem Hof, der zum Deilinghofer Kirchenbesitz gehörte. Und der 1765 neu nach Deilinghofen gekommene Pfarrer Dümpelmann war ganz anders als der Hemeraner Amtsnachfolger Angelkortes, Davidis I, kein scharfer Gegner der Zinzendorfianer, sondern ihr warmer Förderer, Freund und Bruder, der übrigens auch bei Bosheiten der reichen Familie von der Becke, die sich Teile von Heppings Hof unter den Nagel reißen wollte, in seinem Gutachten vom 9.Mai 1780 über ‘seinem’ Mann Stephan Diedrich Rentzing fürsorglich und schützend die Hand hielt. Daß, wie im vorigen Unterabschnitt zu den Baurechnungen vermerkt, - Dümpelmann 1767 beim Pastoratsbau jene 29188 Nägel verschiedener Sorte für das Viehhaus von der Nagelschmiede auf Heppings Kotten bei Johann Diedrich Rentzing, dem Sohn von Stephan Diedrich Rentzing, gekauft hatte, spricht auch dafür, daß sich die im Glauben besonders verbundene Brüder auch in ‘weltlichen Angelegenheiten’ hilfreich in Anspruch nahmen. 
Kurzum: Wo in den Akten der Brüdergemeine von Sundwig die Rede ist, da ist zu beachten, daß ab 1765 Einfluß und Autorität des neuen Deilinghofer Pfarrers, der so der Brüdergemeine zugetan war, sehr wohl auch bis zu dem Häufchen der Erweckten in Sundwig reichte. 
So wollen wir auf dem Hintergrund dieses Exkurses zum Thema ‘Erweckte in Sundwig in ihrer Beziehung zu Deilinghofen’ anhand der Schunkeschen Dissertation die Berichte des Diaspora-Arbeiters Ernst ab jenem geschilderten Besuch in Deilinghofen und Sundwig im Frühjahr 1767 verfolgen und die weitere Entwicklung kurz betrachten. Schon ein Jahr später konnte der Berichterstatter Ernst der Brüdergemeine Gutes aus Deilinghofen vermelden. Schunke beschreibt zum Ende des Jahres 1768: 
"Erfreulich ist der Aufenthalt Ernsts in Deilinghofen, wo er am 2. Weihnachtstag ist und wo etwas von neuem Leben zu spüren ist. Es kommt dort ein Häuflein von 10 Personen zusammen, vor dem er ‘Gelegenheit hatte, ein Wörtchen anzubringen von sehr heiligen Menschen’". 
Das war also just der 26.Dezember, im Kirchenjahr der ‘Stephanustag’. Ob da wohl Ernst "von sehr heiligen Menschen" aus der Tradition der Brüdergemeinde geredet hat oder vielleicht vom biblischen Stephanus, dem Erzmärtyrer, im Dorf, in dm die Stepanuskirche steht!? 
Außer diesem zweiten Besuch bei Dümpelmann hören wir aus den Reiseberichten der 60er Jahre und frühen 70er Jahre nur noch, daß Ernst Mitte September 1772 "in Hemer ... beim Schulmeister" einen Besuch abstattete und übernachtete. Es ist wohl jener Küster und Lehrer Johann Hermann Landfermann, welcher der Vor-Vorgänger des Vaters von Friedrich Leopold Woeste war. Landfermann war ein Freund der Brüdergemeine und sollte später am 23. August 1793 die Anklage gegen Pastor Davidis II mit unterschreiben (der sog. ‘dicke Davidis’ hatte die hier wohnenden Freunde der Brüdergemeine in unvorstellbarer Grobheit beleidigt; darauf kommen wir unten im Müller-Kapitel). 
  
b) Gottfried Dümpelmann als ein ‘gestandener’ Vertreter der herrnhutischen Richtung in seinem Wirken in den 70er Jahren des 18. Jahrhunderts bis 1782: 
Wenn man die Deilinghofer Kirchengeschichte in den 70er Jahren des 18. Jahrhunderts betrachtet, hat man auch auf Stephanopel einzugehen. Ob die 1775 erfolgte kirchliche Eingemeindung des Hauses und Ortsteils Stephanopel nach Deilinghofen vom Ursprung her etwas mit dem Thema ‘Dümpelmann und die Brüdergemeine’ zu tun hatte, ist hier zu fragen. Viele in unserer Gegend wissen von dem ‘222-Jahres-Fest’ in Stephanopel im Juni 1993 her, daß Stephanopel laut königlich-preußischer Genehmigung seit dem Jahr 1771 amtlich diesen Namen tragen durfte und daß Stephanopel auf Wunsch der Einwohner vier Jahre später nach Deilinghofen kam. Der Hausverwalter bzw. Faktor Christian Gottlieb Caspari (1735-1814) hatte den Antrag bei Pastor Dümpelmann eingereicht. 
Von diesem Caspari haben wir in unserem Kirchenarchiv auch eine präzise Aussage zu dem seltsamen Namen Stephanopel: 
"Stephanopel ist vor dem Besitz des verstorbenen Joh.D.Lürmann nie unter diesem Namen bekannt gewesen. Seinem Sohn Stephan, der zu Bremen gestorben ist, zu Ehren hat es den Namen Stephanopel erhalten. Sonst hieß diese Besizung Linnewert und es waren eigentlich keine Bewohner da". 
In Beilage 4 dieses Heftes ist anhangsweise aus dem von Korsch- Gerdes/Groth zusammengestellten "Gemeindebrief der evangelischen Kirchengemeinde Deilinghofen, Sonderausgabe Sonntag, 20.Juli 1993 zum 222-Jahres-Fest zum Bestehen von Stephanopel" ein kleiner Aufsatz (überarbeitet) wiederabgedruckt: "‘Gebohren zu Stephanopel...’ - Eine Gewerbeansiedlung des 18.Jahrhunderts kommt zum Kirchspiel Deilinghofen", in dem die Argumente zusammengefaßt sind, die dafür sprechen, daß Einfluß von der Brüdergemeine her einen Teil der ersten Anwohner prägte und von diesen her eine besondere Beziehung zu Dümpelmann bestand. 
Daß der aus Sachsen stammende und mit Dümpelmann sehr verbundene Faktor Caspari Freund der Brüdergemeine war, ist so gut wie sicher. Dazu gibt es auch eine weitere wichtige Aussage im Deilinghofer Kirchenarchiv. Als 1822 zwischen Hemer und Deilinghofen gestritten wurde um die kirchliche Zugehörigkeit der Bewohner Stephanopels, bemerkt Deilinghofens Pastor Basse in den Akten, den Hemeraner Superintendenten Wulfert widerlegend: 
"Es konnte nicht in der persönlichen Zuneigung des verstorbenen Factor Caspari zu dem verstorbenen Dümpelmann liegen, dann würden sich gewiß damals mehrere Hemersche Gemeindeglieder hierhin gehalten haben."  
Gemeint ist damit, daß Wulfert zu Unrecht argumentiert hatte, Stephanopel wäre nur aus Gründen ‘frommen Klüngels’ und wegen der besonderen Bruderschaft zwischen Caspari und Dümpelmann zu Deilinghofen gekommen. Basse führt im obigen Zitat Wulfert ad absurdum: ‘Wenn alle, die in Westig, Sundwig und Hemer eine besondere Beziehung zu Dümpelmann und der Brüdergemeine gehabt hatten, dann hätten doch allüberall Hemeraner ‘Umpfarrungs-anträge’ stellen können... Man sieht hier, daß Basse über das besondere Charisma Dümpelmanns gut informiert war und dessen großen Ausstrahlungen auf die ‘Erweckten’ dieser Gegend durchaus kannte. 
Übrigens hatte auch jener ‘Stephan’, nach dem die ‘Stephans-Stadt’ den Namen bekam, Beziehungen zu Herrnhut. Von Dr. Wilfried Reininghaus (Schwerte-Geisecke), dem Verfasser eines wertvollen historischen Aufsatzes über Stephanopel, erhielten wir die Information, daß eine Reihe von Briefen des in Bremen gestorbenen Stephan Lürmanns (1764-1816), Sohn des Stephanopel-Gründers Johann Stephan Diedrich Lürmann, genannt Johann Theodor, im Archiv Herrnhut lagern. Es sind Briefe im Zusammenhang mit Lürmanns Geschäftsverbindungen zur Lausitz. 
Sicher ist, daß in Stephanopel mindestens seit Anfang unseres Jahrhunderts bei einer Reihe von Anwohnern eine deutliche pietistisch-erweckliche Strömung zu beobachten ist: So wurden die alljährlichen Missionsfeste der Gemeinde Deilinghofen, die bis 1953 stattfanden, nicht nur wegen der schönen Gegend nach Stephanopel gelegt, und neben den Missionaren der Rheinischen Mission, die zu diesen Festen eingeladen wurden, wird von einem Missionar der Herrnhuter Brüdergemeine namens Saul erzählt, der oft außerhalb dieser Feste nach Stephanopel kam und dort Erbauungsstunden im Betsaal des Giese’schen Hauses hielt... 
Noch heute wohnen im Stammhaus Stephanopels mit dem bekannten Relief ‘Zum Vorgebirge der guten Hoffnung’ Familienangehörige der Familie Rohländer, die von einer pietistisch-erwecklichen Familientradition geprägt sind. 
Wir kommen nach diesem ‘Ausflug nach Stephanopel’ zurück auf die Frage, was uns in den Diasporaberichten in den 70er Jahren des 18. Jahrhunderts über die hiesigen Erweckten geschildert wurde. Außer dem oben angesprochenen Besuch Ernsts bei Lehrer Landfermann in Hemer (1772) beziehen sich alle weiteren Erwähnungen der Orte Deilinghofen und Sundwig in den Diasporaberichten nach der Arbeit von Schunke auf die Zeit ab Ende der 70er Jahre, eine Zeit, die für Dümpelmanns theologische Entwicklung besonders wichtig war. 
Man schrieb das Jahr 1779. Der letzte Besuch des Johann Heinrich Ernst in Deilinghofens Altem Pastorat bei Pastor Dümpelmann lag inzwischen elf Jahre zurück. Umso erfreuter war der Diaspora-Arbeiter Ernst Ende Juni jenes Jahres, Gottfried Dümpelmann in seinem Pfarrhaus erneut besuchen zu können und zu sehen, wie erfreulich sich dieser geistlich entwickelt hatte. 
Schunke schildert diesen Besuch und das für Dümpelmann persönlich Bittere, was dicht darauf folgte, so: 
Der Diaspora-Arbeiter Johann Heinrich Ernst kehrte nach "elfjähriger Unterbrechung ... zum ersten Mal wieder Ende Juni oder Anfang Juli 1779 in Deilinghofen bei Pastor Dümpelmann, der im Vorjahre in Amsterdam und Zeist gewesen ist, ein. So verbunden ist Dümpelmann mit der Brüdergemeine, daß er diese weite Reise unternimmt, um Brüderorte kennen zu lernen. Aber diese Reise, so berichtet er, ist ihm zum Segen geworden. So kann es auch Ernst nur feststellen, denn Dümpelmann predigt jetzt auch vom Heiland. Schon nach kurzem Aufenthalt verläßt er Deilinghofen und eilt nach Hemmerde, wohin ihn die Nachricht von der Erkrankung des Vaters Dümpelmann ruft. Am 5.Juli trifft er dort ein. Am 11. feiert er noch einmal mit dem alten Dümpelmann zusammen das Abendmahl. Am 19. stirbt dann dieser langjährige treue und bewährte Vorkämpfer und Freund der Brüdergemeine, den wir noch aus der Erstlingszeit als den Mitkämpfer um Freund Angelkorte kennen". 
In dem Zusammenhang ist als Anmerkung anzufügen, daß heute an der alten Kirche in Hemmerde eine Grabplatte nahe dem Kircheneingang (links um die Ecke) am Gemäuer aufgehängt ist, die an das Leben, das Wirken und den Heimgang dieses ungewöhnlichen Gottesmanns Johann Caspar Dümpelmann erinnert. Das Bibelwort aus Hebräer 13,7, das dort zu lesen ist (und das übrigens sein "Leichentext" in Inspektor von Steinens Begräbnisansprache war), mahnt den Betrachter, die Vergangenheit nicht zu vergessen: Gedenket an eure Lehrer, die euch das Wort Gottes gesagt haben... Von den Hemmerdern mit ihrer streckenweise ungewöhnlich interessanten Ortskirchengeschichte kann man normalerweise wirklich nicht sagen, daß sie die Vergangenheit vernachlässigen: Uns liegen zwei umfangreiche, sehr solide erarbeitete Hefte vor, die chronikmäßig aus der Hemmerder Kirchengeschichte erzählen. Kurioserweiseweise aber wird in beiden Heften von Johann Caspar Dümpelmann und seinem Sohn Johann Gisbert Dümpelmann, die beide ja sehr wichtige Pfarrer des Ortes waren, außer den Lebensdaten so gut wie nichts geschildert... 
Jene Ereignisse des Jahres 1779 in Deilinghofen und Hemmerde treten uns aber noch deutlicher vor Augen als in der summarischen Darstellung von Schunke, aus der wir oben zitierten, wenn man die Herrnhuter Originalakten aus dem Archiv hinzuzieht. Die zugrundeliegende Quelle, aus der auch Schunke ‘schöpfte’, ist ein 22-seitiges Manuskript, geschrieben am 19.Oktober 1779 im Brüderort Neuwied mit dem Titel: "Diarium von meinem Besuch im Bergischen, Märkischen und Cleveschen", in dem von Ernst die Besuchsreise des letzten halben Jahres beschrieben wird, die im April 1779 in Köln begann und u.a. auch nach Solingen (3. und 4.Textseite) zur Witwe des verstorbenen Pastors Forstmann führte. Nach den Besuchen im Bergischen Land ging es ins Märkische, wo er dann in Iserlohn (6.Textseite) bei "Giesens" Aufnahme fand. Im Blick auf Iserlohn bedauerte er, daß es bislang in dieser großen Stadt nur neun erweckte Seelen gab, die im Sinne der Brüdergemeine Gemeinschaft hielten (was sich in den Jahren darauf unter Pastor Strauß rasant in positiver Richtung veränderte). Eine Textseite später folgt dann vom 26. und 27.Juli 1779 der Bericht, wie Ernst "nach Westich in Stürmanns Haus" kam, wo am 27. morgens eine biblische Kinderunterweisung der neun Stürmann-Kinder (unter ihnen auch der im Raum Hemer bekannte Missionar Samuel Stürmann) stattfand und nachmittags eine Zusammenkunft der Erweckten aus der umliegenden Gegend, bei der sich immerhin "ohne die Kinder über 40 Seelen" versammelten an diesem "begnadeten Tag", wie Ernst (7.Textseite) schrieb. Es handelte sich um jenen Johann Heinrich Stürmann, den Vater des genannten Samuel, der in den folgenden Jahrzehnten bis weit in das 19.Jahrhundert hinein auf den in Westig eingerichteten wichtigen regelmäßigen ‘Gehilfenkonferenzen der Brüdergemeine’ zusammen mit Pfarrer Johann Abraham Strauß eine wichtige Rolle spielen sollte. 
Von Westig aus ging es nach diesem Bericht direkt nach Deilinghofen. Im Original des von Schunke zitierten Berichts (s.o.) lesen wir hier bei Ernst präziser, daß "Pastor Dümpelmann ... vorigen Winter Amsterdam und Zeist" besuchte (8.Textseite), also im Winter 1778/79, und auch die Zahl des kleinen Häufchens um Pastor Dümpelmann ist da angegeben: "es waren 9 Persohnen. Es war mir recht wohl unter ihnen". Auch zur Frömmigkeitssituation Deilinghofens gibt Ernst da sein Urteil ab: 
"In dem Ort hat man Seit Mannesalter keine Seele gewußt, die sich nach dem Heyld. [sc. Heiland] umgesehen hätte". 
Direkt danach (gleiche Textseite) kam Ernst am 3.Juli 1779 "in des alten Rentzings Hauß, wo es viele Jahre nicht gut gegangen ist", und es wird dort aus Heppings Kotten der interne Familienstreit der älteren gegen die jüngeren Rentzings beschrieben. Ernst vermeldet: 
"Ich sagte ihnen mit mitleydigem Herzen, was für ein Schaden für ihre Herzen es wäre, wenn sie sich nicht liebhaben könnten, u. was sie vor Anstoß den ganzen Häufchen gegeben" (9. Textseite).  
Ernst verstand, den Streit zu schlichten, was dann auch den Erweckten in Sundwig "vor über 50 Seelen" (9. Textseite) verkündigt wurde. Anlaß zu dieser seelsorgerlichen Aussprache und zu der Bereinigung der Angelegenheit war ein Besuch des Stephan Diedrich Rentzing im Brüderort Neuwied, wo "er auf sein Herz gekommen" war (8. Textseite). 
Im Winter 1778/79 also, etwa ein halbes Jahr vor dem Tod seines Vaters, hatte die bedeutende Hollandreise des Gottfried Wilhelm Andreas Dümpelmann stattgefunden. Amsterdam und Zeist waren, wie wir hörten, die Stationen gewesen. Dazu ist anzumerken, daß die große Zinzendorfsche Siedlung in Zeist (in der Nähe war übrigens das Domizil des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II., nachdem er abgedankt hatte) auch heute noch durchaus eine Reise wert ist. Dort kann man sich sehr anschaulich klarmachen, wie seit dem 18.Jahrhundert in der Brüdergemeine für die Geschwister geistliches Leben in einer kommunitären Lebensform und berufliches Arbeiten, ora et labora in christlicher Gemeinschaft, zusammengehörten. Dieser Brüderort Zeist war neben Amsterdam auch immer wieder der wichtige Anlaufpunkt gewesen, den seinerzeit Angelkorte, der Hemeraner Vorkämpfer der Herrnhuter Bewegung, verschiedentlich aufgesucht hatte, der ja dann familiär ganz eng mit der ‘Amster-damer Szene’ verbunden war: Die Tochter des führenden Herrnhuters in Amsterdam, Isaak Lelong, war ihm von der Brüdergemeine als Frau zugeteilt worden, in der Sprache Herrnhuts als ‘Ehe-schwester’. 
In der Familienchronik der Rentzings in Sundwig (Heppings Kotten) sind dann Hollandaufenthalte von Familienmitgliedern, die längere Zeit in Zeist verbrachten, vermerkt. Auch in den vielen Briefen, die im Archiv Herrnhut über die Brüdergemeine in und um Hemer gesammelt sind, ist oftmals von Aufenthalten Hiesiger in Amsterdam und Zeist die Rede. Eine ähnliche Orientierung nach Holland hin muß auch unseren Gottfried Dümpelmann zur Reise nach Zeist und Amsterdam im Jahr 1778 veranlaßt haben. Interessant ist, daß im eben zitierten "Diarium", im Reisebericht des Diaspora-Arbeiters Ernst im Jahr 1779, dieser auch anläßlich des Todes Johann Caspar Dümpelmann in einer kurzen Lebensbeschreibung des Heimgegangenen anmerkte; "von seinen drei Töchern ist eine in der Gemeinde zu Zeist" (15.Textseite). Zwei Töchter des alten Dümpelmanns hatten ja zeitweise in Deilinghofen gelebt und offenbar im Alten Pastorat den Haushalt geführt. 
Daß der Bruder Gottfried Dümpelmann aus Holland großen Segen mitbrachte und sein Amt fortan offenbar viel entschiedener nach Herrnhuter Weise führte, ist oben angeklungen. Für Ernst war Gottfried Dümpelmann erst jetzt ein ‘richtiger’ Mann der Brüdergemeine: Dümpelmann "predigt auch vom Heyld., welches auch Segen hat", war seine Formulierung ganz wörtlich nach dem Original-Reisebericht von 1779 (8.Textseite). Dieses karge und für Außenstehende wohl etwas sonderbar klingende Lob wird man nach dem Sprachgebrauch der Brüdergemeine verstehen müssen, wo es z.B. ein ähnliches geistliches Lob ist, wenn sich ein Mensch vom (normalen Kirchen-)Christen zum ‘armen Sünder’ oder zur ‘armen Sünderin’ verändert und bekehrt hat. 
Aber nicht nur geistlichen Segen brachte Dümpelmann mit aus den Niederlanden, sondern auch einen beträchtlichen ‘Geldsegen’ zum Bauen an seinem Alten Pastorat. Der erste, der dieses aufgrund gründlich erforschter Deilinghofer Kirchenarchiv-Akten zur Kenntnis nahm und veröffentlichte, war Herbert Schulte, der verstorbenen Iserlohner Fachmann der hiesigen Heimatgeschichte. Deswegen wollen wir ihm hier nach der von ihm erstellten "Dokumentation zur Geschichte der evangelisch-lutherischen Pfarrer der Stephanuskirche zu Deilinghofen", 3. Teil, zu Worte kommen lassen: 
"Die lobenswerteste Leistung erbrachte Dümpelmann durch eine beschwerliche Reise nach Holland, wo er bei seinen pietistischen Freunden um Spenden zur Fortführung der Bauarbeiten in Deilinghofen vorsprach. In Den Haag, Rotterdem, Amsterdam und Zaandam sammelte er 977 Gulden ein, von denen er nach Abzug der Reisekosten der Kirchenkasse Deilinghofen 271 Reichstaler und 30 Stüber zur Verfügung stellte". 
Welch immense Arbeit Schulte zur Erforschung des Lebens von Dümpelmann (und auch seiner Kollektenreisten) geleistet hatte, konnten wir im Nachhinein aus einem Aktenorder "Deilinghofer Pastorat" entnehmen, den uns Schulte (mit einer Reihe anderer in einem langen Leben gesammelter heimatgeschichtlicher Ordner) kurz vor seinem Tod hinterließ. Darin befinden sich viele überaus gründlich abgeschriebene ‘Übersetzungen’ und Exzerpte sämtlicher Belege des Kirchenarchivs zum Alten Pastorat. So liest man auf einem der dortigen Zettel, wie genau sich die 977 Gulden aus Holland zusammensetzten, von denen schließlich 277 Reichstaler für die Kirchenkasse übrig blieben: 
"aus Holland 
Den Haag 65 Gulden 5 Stüber 
Rotterdam 146 Gulden 
Amsterdam 703 Gulden 8 Stüber 
Zaandam 21 Gulden 5 Stüber 
Utrecht 41 Gulden 10 Stüber 
[addiert] 977 Gulden 8 Stüber". 
Um die Größenordnung dieses Kollektenergebnisses aus Holland zu erfassen, muß man dagegenhalten, daß (wie auf gleichem Blatt zu lesen ist) eine Kollektenreise in heimische Gefilde, nämlich in die Gegend, wo Dümpelmann herkam, nach Unna, Dorf Hemmerde, Kirchspiel Hemmerde, Kirchspiel Bausenhagen und Dorf Westick lediglich gut 37 Reichstaler ergeben hatte; und bei der vorne schon genannten großen auswärtigen Kollekte hatte Dümpelmann es fertiggebracht, wie Schulte schreibt, 
"von den Kirchengemeinden in Meinerzhagen, Homberg, Gummersbach, Lüdenscheid, Halver, Essen, Altena, Iserlohn, Hemer, Werdohl, Dahl, Hörde, Dortmund, Brakel, Ummingen, Langendreer und Witten insgesamt 224 Reichstaler als Spenden hereinzuholen". 
Das Resultat von nur fünf holländischen Orten und Gemeinden war also etwa genauso hoch wie das Resultat all der vielen genannten märkischen Gemeinden zusammengenommen (und es war in Holland brutto weit höher sogar als aus den Gemeinden der Mark, wenn man die recht reichlich bemessenen Reisespesen, die Dümpelmann abzog, mit in Anschlag bringt), ein Hinweis darauf, wie gut und intensiv die Kontakte zu den Brüdergemeine-Freunden in Holland waren: Sicherlich besser als zu vielen Amtsbrüdern in der Mark. Wenn man die Riesensumme von 703 Gulden als Kollekte allein aus Amsterdam ‘abschleppen’ konnte, dort in der Ferne gesammelt für ein Pfarrhaus im Sauerland, dann mußte man in Amsterdam zumindest sehr gut bekannt sein und als ein vertrauenswürdiger und wichtiger Bruder angesehen werden! So hat selbst der ‘schnöde Mammon’ hier eine theologische Aussagekraft. Und aus Dümpelmanns Perspektive gehörte sicherlich beides untrennbar zusammen: der pekuniäre Nutzen, den die Hollandreise für sein Projekt in Deilinghofen mit sich brachte und der oben von Dia-sporaarbeiter Ernst beschriebene geistliche Ertrag dieser Reise, daß er jetzt ‘vom Heiland predigte’ und von da an als ein ‘richtiger' Brüdergemeine-Mann anzusehen war. 
Wie sah das nun aus: ‘vom Heiland predigen’? Anders als von mehreren anderen Deilinghofer Pastoren liegt uns von Dümpelmann leider keine handgeschriebene oder gedruckte Predigt vor. Aber just aus der hier beschriebenen Zeit haben wir ein eindrucksvolles Echo auf eine Predigt, die Dümpelmann in der Stephanuskirche hielt, und die als umwerfend eindrucksvoll empfunden wurde. Es war im Jahre 1780. Ein 16jähriger Junge aus Niederhemer wanderte eines Sonntags hoch nach Deilinghofen, um Dümpelmann zu hören, und über 60 Jahre später schrieb er in seiner Lebensbeschreibung von seiner Deilinghofer Predigterfahrung. Wir zitieren, damit das Charakteristische deutlicher wird, etwas umfangreicher: 
"Den 3ten April 1779 brannte unser ganzes Dorf ab, außer ein paar Häusern, da es eine große Trockenheit war... Den ersten November zogen wir in unser neues Haus ein. - Mein lieber Vater hatte nicht viel Freude an diesem Einzug, wie es wohl zu denken ist. 1780 ging mein lieber Vater aus diesen Leidenstagen in die frohe Ewigkeit über. 
Dieser Heimgang war im Winter - im Frühjahr 1780 wurde ich confirmiert. Den anderen Tag genoß ich das heilige Abendmahl mit einer wahren Aengstlichkeit, ich würde es unwürdig genießen, und weiß nicht, wie ich an den Altar kam, auch nicht, was der Pastor dabei gesagt hat, sondern ich dachte an die Worte: wer unwürdig isset und trinket, der isset und trinket ihm selber das Gericht. Diese Worte sind mir zum Segen gewesen, daß ich nicht so leichtsinnig und gleichgültig mich hinzu genähert, sondern Hochachtung dafür gehabt habe. - - Nun war ich zu Hause, trieb den Ochsen und lernte von meinem Bruder die Schuhmacherei, da mein Vater auch Schuhmacher gewesen ist. Da wir auch hölzerne Absätze unter die Frauenzimmer-Schuhe machten - so schickte mich meine Mutter auf einem Sonntag nach Deilinghofen, ein Stück Holz zu den hölzernen Absätzen zu bestellen und sagte zu mir, ich könnte in Deilinghofen in die Kirche gehen. Ich tat das. Der selige Pastor Dümpelmann predigte über die Worte in unserem lutherischen Cathechismus: Hoffest du auch, selig zu werden? antworte: ja, ich hoffe es. Der Pastor sagte, es wäre töricht, wenn einer sich mit Hoffen läßt begnügen, z.B., es hoffe einer ein großes Kapital zu kriegen und hätte kein Dokument in den Händen und kriegte auch keine Interessen usw.; man müßte seiner Seligkeit gewiß sein. Dies machte einen großen Eindruck auf mich. Soviel weiß ich jetzt noch, daß ich vergnügt nach Hause kam". 
Zwei Gottesdiensterfahrungen von 1780: in Hemer in der heute nicht mehr vorhandenen Vituskirche und in Deilinghofen in der Stephanuskirche, direkt hintereinandergestellt. Was aus Deilinghofen in jener Zeit aus der Kirche mitzunehmen war, kommt für den, der mit Sensibilität zu lesen versteht, klar zum Ausdruck: Dümpelmann war ein Geistlicher, der das lutherische und besonders pietistische Zentralthema der persönlichen Heilsgewißheit eindringlich in den Mittelpunkt zu stellen vermochte, und jener junge Mann, der diese Predigt 1842, Jahrzehnte später, am Ende seines Lebens, so gut zu referieren verstand, war wirklich einer, den in seinem Herzen die Frage nach Heil und Verlorengehen in dieser besonderen Lebensphase und insgesamt als Kernfrage seines Glaubenslebens umtrieb. Wen wundert es, daß er dann in der gesamten Ausbildungszeit sich in Iserlohn bewußt den Pastor Johann Abraham Strauß, den Busenfreund und Geistesverwandten Dümpelmanns, als geistlichen Mentor und Seelsorger aussuchte, daß er etwa in den genannten Skrupeln beim Abendmahl sich Strauß als ‘Ersatzvater’ und Vorbild aus-wählte, was in jener Lebensbeschreibung einmal so zum Ausdruck gebracht wird: 
"Ich ging nun alle Sonntag nach dem lieben Pastor Strauß zur Kirche und ging einen Zeitlang einen seligen Gang. Einmal sah ich den Pastor Strauß zum Abendmahl gehen, und ich wünschte mir, daß ich auch so könnte hingehen". 
Jener Mann, der von Dümpelmann seit 1780 und dann von Strauß so beeinflußt wurde, war einer der bedeutendsten Menschen, die Hemer hervorgebracht hat: der berühmte heimische Mühlenbauer und Papierformenhersteller Johann Hermann Stindt (1763-1864), der auch als Baumeister der Ebbergkirche anzusehen ist, und der schließlich auch zum Hemeraner Kirchenvorstand gehörte. Aber die eigentliche innere Prägung hatte er (der übrigens Vorfahr des Deilinghofer Gastwirts Helmut Stindt und auch des Hemeraner Heimatkenners Ernst Dossmann war) deutlich nach der Weise, wie sie von je einem Pastoren-Original in der Bauernkirche in Iserlohn und in der Stephanuskirche in Deilinghofen vertreten wurde... Daß Stindt als seinen engen Freund einen Caspari nennt (die Casparis aus Stephanopel als Freunde der Brüdergemeine haben wir ja oben schon erwähnt), paßt genau in dieses Bild. 
Aus dem gleichen Jahr 1780 liegt uns von Pastor Dümpelmann ein wichtiger ‘weltlicher’ Text vor, in dem er soziales Engagement und zusammen mit den Rentzings von Heppings Hof in Sundwig Zivilcourage beweist. Es ist ein Text, der freilich zwischen den Zeilen auch von den intensiven geistlichen Bindungen zwischen dem Zinzendorfianer Dümpelmann und den gleich ausgerichteten Rentzings, die in Sundwig auf Deilinghofer Kirchenbesitz saßen, eine Menge aussagt. 
Was war geschehen als Anlaß dieses Dümpelmann-Textes? Die reiche Industriellen-Familie von der Becke im Dieken hatte versucht, Heppings Kotten zu erhalten; sie hatten dafür auch die dreifache Pacht geboten: 12 Taler statt 4 Taler. Sie wollten unbedingt das Grundstück in die Hand bekommen, um dort einen Obergraben für ein Wasserrad darüber legen zu können. Bei der Fabriken-Commission hatten sie dieses Projekt beantragt und dabei behauptet, sie hätten zu ihrem Vorgehen die älteren Rechte. Daraufhin kam es zu einem langen Prozeß, der erst im Jahr 1820 zugunsten der Rentzings entschieden wurde. Dümpelmanns zehnseitiges Gutachten in dieser Angelegenheit vom 9.Mai 1780 stellte die Situation des Kottens und des Pächters ausführlich dar und kam dann auf die zwischen den von der Beckes und Rentzings umstrittenen Positionen zu sprechen: 
"So ungern wirs auch thun, so forderts der Gehorsam in Gemässheit des geforderten Gutachtens uns schlechterdings ab, hier zu weisen, daß obgleich wahr die von der Becke bei anderer Gelegenheit von einer niedrigen Denkungsart sich nicht beherrschen lassen, sie doch in diesem Falle einer edlen und großmüthigen Art zu handeln ganz weit aus dem Wege gehen", und Dümpelmann fütgte hinzu,klar Partei nehmend für die Rentzings: "Der Kleine lebt so gern in Ruhe als der Große". Dümpelmann schloß sein Gutachten mit eindrucksvollen Worten: "ob es recht sei, durch der von der Becke vorgeschlagenen Weg zur Kirche 8 Rthl. zu gewinnen, ob es recht sei ein paar alte Ehleute von 70-80 Jahren mit ihren Kindern, die auf Hoffnung gearbeitet, die Früchte ihrer Arbeit zu geniessen, ohne Rücksicht den empfindlichsten Undank fühlen zu lassen, oder ob es recht sei, die Von der Becke ... abzuweisen, müssen wir lediglich einem Wohllöbl. Landgericht und weiter der Landesväterlichen unpartheilichen Gesinnung Seiner Köngl. Maj. anheimstellen". 
Wohlgemerkt: Dem 80jährigen Mann, dem der Deilinghofer Pfarrer hier die Hand über den Kopf hielt, das war kein anderer als der Sundwiger Patriarch der Herrnhuter Erweckungsbewegung, Stephan Diedrich Rentzing, von dem die Lebensbeschreibung und andere Akten im Herrnhuter Archiv liegen, und der seinerzeit mit Angelkorte zusammen 1743 den großen Forstmann besucht hatte in jenem Solinger Haus, in dem 1738 auch Graf Zinzendorf übernachtet hatte. 
Predigten haben wir von Dümpelmann nicht (im Gegensatz zu einer ganzen Reihe von anderen Pastoren, die in der Stephanuskirche im Laufe der Geschichte predigten); wir haben uns da auf das oben genannte Predigt-Echo und die Kurz-Inhaltsangabe des jungen Stindt aus dem Jahre 1780 zu beschränken. 
Wie aber nun unser Pastor Gottfried Dümpelmann theologisch gedacht hat, darüber gibt es dann doch ein gewichtiges Selbstzeugnis, das zwei Jahre später zu Papier gebracht wurde: jene genannte Verteidigungsschrift aus dem Jahr 1782, die sich im Original im Archiv der Herrnhuter Brüdergemeine befindet. Die Schrift von 1782 umfaßt 16 große handgeschriebene Seiten und trägt den (nachträglich in Herrnhut hinzugefügten) Titel: "Past. Dümpelman’s zu Deilinghofen bey Iserlohn Entwurf einer Antwort zu Nr. 3". Nr. 3 bezieht sich auf ein im gleichen Jahr herausgekommenes Manuskript des Unnaer Pfarrers Friedrich Christoph Müller (1751-1808). Er war Pfarrer in Unna von 1782 bis 1785, danach in Schwelm; von ihm stammt aus dem Jahr 1791 jene berühmte Landkarte der Grafschaft Mark, die in und um Hemer vielen Heimatfreunden bestens bekannt ist. Dieser auf vielen Gebieten begabte Pfarrer Müller hatte also 1782 ein kritisches Manuskript gegen die Brüdergemeinde verfaßt, das heute im Herrnhuter Archiv lagert und den Titel trägt: "P.Müller’s zu Unna Unpartheyisches Urtheil über die sogenannten Brüder Gemeinden in der Diaspora" 
Das 1911 in Halle erschienene entsprechende Standardwerk von O. Steinecke, "Die Diaspora (Gemeinschaftspflege) der Brüdergemeine in Deutschland. Ein Beitrag zu der Geschichte der evangelischen Kirche in Deutschland", widmet dieser Auseinandersetzung Müllers mit der Brüdergemeine und der in Deilinghofen geschriebenen Antwort Dümpelmanns eine ganz Druckseite. Wir zitieren diesen umfangreichen Text Steineckes hier aus zwei Gründen: Erstens, weil es ein singulärer Fall ist, daß ein Deilinghofer Ereignis in der überregionalen Kirchengeschichte vorkommt, und zweitens, weil Steinecke den Inhalt beider Schriften, die uns in Kopie vorliegen, aufs Trefflichste zusammenfaßt: 
"1782 wohnte in Unna der Ortspfarrer Müller einer Versammlung der Diasporageschwister bei und tadelte, ohne sonst etwas an ihrer Zusammenkunft auszusetzen, die ausliegenden Bücher, namentlich das herrnhutische Gesangbuch und die ‘trockene’ idea fidei fratrum. Einige Tage vorher hatte er sich in einer Predigt gegen die sinnliche Verehrung Christi ausgesprochen, den man mit klarem Verstande anbeten müsse, und nun verfaßte er eine Schrift gegen das Diasporawesen. Zwar konnte er den Diasporageschwistern nichts Nennenswertes vorwerfen, insbesondere mußte er anerkennen, daß sie sich treu zur Kirche hielten. Doch betrachtete er ihre besonderen Erbauungsstunden neben dem öffentlichen Gottesdienst als überflüssig und sah vor allem darin eine Gefahr, daß sie in die Blut- und Wundentheologie der Brüdergemeine hineingezogen würden. Auf Bitten der Diasporageschwister setzte Pastor Dümpelmann in Deilinghofen eine Rechtfertigungsschrift auf, worin er den gläubigen und kirchlichen Standpunkt der Diasporageschwister ernst und würdig darlegte. Ohne über Zinzendorf ein Urteil abgeben zu wollen, so führte er aus, nehmen die Freunde Herrnhuts für sich das Recht und die christliche Freiheit in Anspruch, Bücher, die ihnen zusagen, wie die Losungen, Reichels Denksprüche u. dgl., zu lesen und sich neben dem fleißigen Besuch des öffentlichen Gottesdienstes noch zu besonderen Erbauungsstunden zu vereinigen. Die Blut- und Wundentheologie ist ihnen gerade recht, und sie schließen sich an die Brüdergemeine gerade deshalb an, weil sie an dem Bekenntnis von Christi Kreuz und Tod festhält. Wenn dabei etwa einmal eine unpassende bildliche Redewendung mit unterlaufen sollte, so spielt dies keine Rolle. Im übrigen soll, um Mißverständnissen vorzubeugen, hervorgehoben werden, daß sie Christum nicht nur in seiner Erniedrigung, sondern auch in seiner Erhöhung anbeten, daß nach ihrer Ansicht die Bekehrung nicht mit einem Male und auf einerlei Weise geschieht, und daß nach ihrer Überzeugung der Glaube zwar allein seligmacht, aber gerade der rechte Glaube zur Heiligung treibt. 
Auf Ernsts Rat übergaben die Diasporageschwister diese Gegenschrift dem Ortsgeistlichen nicht, sondern ließen alle Angriffe ohne Gegenwehr ruhig über sich ergehen; infolgedessen verlief die Sache im Sande". 
Zum Letzteren ist anzumerken, daß mitnichten etwa mangelnde Qualität der Arbeit des Deilinghofer Dümpelmann zum Nicht-Ver-öffentlichung dieser Verteidigungsschrift führte, sondern lediglich die kirchenpolitische Taktik des vorsichtig-bedächtigen Diaspora-Arbeiters Johann Heinrich Ernst, der dann später auf diesen Unnaer Pfarrer Müller auch wieder zuging, wie seine Berichte zeigen. 
Liest man Müllers Schrift von 1782 im Ganzen, zeigt sich, daß das kein unsachliches Pamphlet gegen die Frommen im Lande war, keine polemische Streitschrift mit Hieben unterhalb der Gürtellinie, sondern eine durchaus mit viel gründlicher Kenntnis der Brüdergemeine geschriebene Anfrage in Richtung Herrnhut, die ja durchaus ein nicht wegzuwischendes Grundproblem der Herrnhuter Bewegung ansprach, nämlich die Blut- und Wundentheologie, die zumal in der Sichtungszeit von 1743 bis 1750 in sinnlich und erotisch übersteigerter Weise Jesu und sein Blut ins Zentrum gerückt hatte. Auch wurde von Müller in kluger Weise nicht Zinzendorf selbst angegriffen (auf der ersten Seite unten schrieb er sogar: "Der Graf von Zinzendorf war ein Genie"), aber wie die von ihm und Herrnhut ausgehenden ‘sinnlichen Auswüchse’ sich aufs einfache Volk auswirkten, das war die letztlich von Müller gestellte Frage. Es ging also um das Kernproblem, wie sich frommes Gefühl und Sinnlichkeit mit Rechtgläubigkeit zusammen vertragen: Ob da nicht die Diasporageschwister ‘auf der Kippe zur Schwärmerei’ wären? 
Bezeichnend für die Art des Gottfried Wilhelm Andreas Dümpelmann und auch für seine Stellung zu Zinzendorf und Herrnhut war es, mit welcher weisen und verständigen Gelassenheit und mit welcher Klugheit er auf diese theologisch hochkarätige Anfrage seines gebildeten Unnaer Amtsbruders reagierte. Uns ist kein märkisches Dokument aus der Bewegung der Brüdergemeine im 18.Jahrhundert bekannt, das theologisch so klar wie die Schrift Dümpelmanns zu den grundsätzlichen Fragen Auskunft gibt, die sie aufwarfen für einen Geistlichen, der einerseits auf die lutherischen Bekenntnisschriften ordiniert war und auf der anderen Seite sich zu den von Zinzendorf ausgehenden Strömungen bekannte. 
Ein paar Textauszüge und Einzelzitate aus Dümpelmanns Schrift von 1782 können dieses über das oben von Steinecke Referierte hinaus verdeutlichen. 
Der erste ‘Gegenstrich’, den der gelehrte Müller von Dümpelmann abkriegte (bzw. abkriegen sollte), lag darin, daß Dümpelmann dem anderen gerne zustimmte, daß Zinzendorf ein Genie und ein Werkzeug der göttlichen Vorsehung gewesen wäre, aber das wäre gar nicht der entscheidende Punkt, der ihn an der Brüdergemeine interessierte, stattdessen ginge es ihm, Dümpelmann, und seinen Leuten um Folgendes: 
"Unsere Bekanntschaft mit der Brüder-Unität und deren Endzweck gründet sich auf den Inhalt des Gebälks: Dein Name werde geheiligt. Dein Reich komme; und auch auf das theure Bekenntniß dieser Brüder Unität von Jesu Kreutz und Tod" (1.Textseite). 
Was mit anderen Worten heißt, daß Dümpelmann streng von sich abwies, er wäre in menschlicher Weise Parteigänger eines faszinierenden Mannes, dem er hinterherliefe. Nein, ihm ging es bloß insofern um Zinzendorf, weil es ihm um Jesus und das kommende Reich ging im Rahmen der ‘theologia crucis’, der Theologie vom Kreuz und Tod Jesu auf Golgatha. Auch die diversen Komplimente, die Müller den Leuten der Brüdergemeine gemacht hatte wegen ihres Gemeinschaftslebens, daß sich dieses Christsein auch vom ‘nor-malen Christentum’ positiv abhöbe, nahm Dümpelmann wieder dankend entgegen, um sie gleich wieder nach dem gleichen Schema relativierend abzuweisen: Es käme doch auf das kommende Reich und dessen Ausbreitung an und damit auf Mission. Es ginge darum, "daß das Reich Gottes durch die Annahme der Evangelii von Jesu Kreutz und Tod, unter den Heiden ausgebreiteter, und das Christenthum den Christen heller und ächter würde. Wer macht sich um die Bekehrung der Heiden, und um die einzogenen Nachrichten verdienter als aber die Brüder-Unität? Protestantische Gottesgelehrte haben dies zur Steuer der Wahrheit längstens anerkannt" (2.Seite unten und 3.Seite oben). 
Das theologische Profil genauso wie das geschickte kirchenpolitische Taktieren Dümpelmanns in Deilinghofen ist u.E. bereits aus diesem Anfang der Schrift schön zu erkennen. Er war nicht ein Radikaler wie seinerzeit in Hemer der Pfarrer Angelkorte, der sich im Einsatz für die Herrnhuter Sache Unbill ohne Ende zuzog. Der Deilinghofer war da von sehr anderer Art: ein kluger und weiser Verteidiger der Brüdergemeine aus dem Hintergrund, wohl so eine Art ‘graue Eminenz’ und damit zugleich jemand, der im märkischen Umkreis als ‘Spitzenmann’ der Brüdergemeine ins Feld geschickt wurde, um die Müllerschen Angriffe zu entkräften. Wie geschickt Dümpelmann zu taktieren verstand, zeigt sein Argument, daß doch ein Zwiespalt darin bestände, daß man in jedem Buchladen die radikalen aufklärerischen Schriften eines "Voltaire" oder eines "Bahrdt" z.B. kaufen dürfte, daß man sich nach dem staatskirchenrechtlichen Vorgehen gegen Herrnhuter Schrifttum erheblich mehr ‘anstellte’; Dümpelmann berief sich da auf sein Lesen von "Brüderschriften", daß er und die Seinen "einen Reichel und Spangenberg" lesen, auf "Gewißensfreiheit": So plädierte er dafür, daß neben allen möglichen "Comödien oder Tragödien" man eben die Bibel oder 
"etwa eine Missionsgeschichte, oder die Postille von Pastor Reichel, auch wohl Ideam Fidei Fratrum, ein Buch, das unseres Erachtens, ohne andere gering zu schätzen, alles enthält, was uns von der Glaubens- und Sittenlehre zu wißen nothwenig ist", frei lesen dürfen müßte (alle Zitate 4.Textseite). 
Auch das "Büchlein, die Losung genannt" gehörte hierher: "wir freuen uns, daß wir täglich mit einer Menge Menschen unter Heiden und Christen einerlei Betrachtung zum Gegenstand haben" und "täglich einen besondern jedoch einerlei Spruch lesen" (5.Textseite).  
Das Wort des Paulus: Prüfet alles, und das Gute behaltet, müßte auch hier gelten (6.Textseite), was sich auch auf die besonderen Erbauungsstunden und das Beherbergen von reisenden Brüdern der Brüdergemeine bezöge. 
Dann kam Dümpelmann zum alles entscheidenden Kontroverspunkt mit Müller: 
"Was endlich den Hauptpunct unserer Erklärung betrifft: so können wir nicht bergen, daß die Kreutz-, Blut- und Wundentheologie nach der lutherischen Lehre, den Grundsätzen der Bibel" als legitim zu betrachten wäre (6.Textseite): "es ist dies auch einer der wichtigsten Beweggründe mit, warum wir die Bekanntschaft der Brüder-Unität unterhalten, weil sie ganz fest an dem reinen biblischen Bekenntniß von Jesu Kreutz und Tode hält" (7.Textseite). 
Dümpelmann ging hier geschickt oder arglos so vor, daß er die Kreuzestheologie von Paulus, Luther, den Bekenntnisschriften und Herrnhuts völlig in eine Linie stellte (und alle sinnlichen Fehlformen in der Zinzendorfschen Tradition als Bagatellen am Rande abtat). So wurde der Begriff ‘Blut- und Wundentheologie’ von einem fragwürdigen Schimpfwort umgedreht zu einem Ehrentitel gemacht, der gleichbedeutend wäre mit: (lutherischer) Theologie des Kreuzes. So konnte er sagen, daß "die Kreutz und Blut Theologie unser einziger Haupt- und Glaubensgrund ist", was mit folgendem Glaubensbekenntnis erhärtet wurde: 
"Wir glauben, daß der Sohn Gottes, um der Menschen Heil und Seligkeit willen, aus Liebe und freiem Triebe, ist Mensch geworden, und durch sein Leiden und Sterben mit Gott ausgesöhnet, und nach vollbrachter Versöhnung der Glaube an ihn und sein Verdienst die einzige Ursache unserer Seligkeit worden ist" (beide Zitate 7.Textseite). Dümpelmann fuhr fort: "Wir glauben als Lutheraner, daß dieser Sohn Gottes zwar sichtbar gen Himmel gefahren ist, aber unsichtbar, wiewohl nicht natürlich als ein jeder ander Mensch, jedoch nach seiner Gottheit, und auch nach seiner Menschheit, bei uns ist alle Tagen, bis an der Welt Ende, denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig Col.II, 9. 
Wir glauben, daß dieser Gottmensch Jesus Christus, wie der Herr Pastor Müller mit allen Gründen anführet, muß ganz geehret und angenommen werden; nicht nur nach seiner menschlichen, sondern auch nach seiner göttlichen Natur; nicht nur nach seiner Erniedrigung, sondern auch nach seiner Erhöhung, nicht nur sein Blut und seine Wunden, sondern auch seine Lehre und sein Beispiel, worin er uns ein Vorbild gelassen, daß wir sollen nachfolgen seinen Fußstapfen. Es ist auch solche Verehrung in der Kreutz und Blut Theologie gegründet und folget daraus, denn wir haben nur einen Mittler, nur einen Christum nach Eph:IV,10" (8. Textseite). 
Dem gelehrten Pastor Müller, der die Kritik angebracht hatte, die Diasporageschwister und die, die sie lehrten, ließen nicht genug Aufklärung zu, wurde von Dümpelmann souverän entgegengehalten: 
"Wir ehren auch jede menschliche gute Wissenschaft, und auch die Vernunft, insofern sie nach dem 18.Art. der Augsburg. Confession ein Hilfsmittel ist ... Wir halten auch dafür, daß einem Christ nichts weniger gezieme als ein unvernünftiger Gottesdienst oder ein so genannter blinder Köhlerglaube" (beide Zitate: 9.Textseite), z.B. mochte Dümpelmann "gern jedem Heiden und allen außerchristlichen Parteien gönnen, daß sie durch Betrachtung der erstaunenden Werke der Schöpfung, oder was die Schrift beiläufig davon sagt, das unsichtbare Wesen Gottes und seine ewige Kraft und Gottheit suchen kennen zu lernen", "wie Plato, Seneca und Cicero, auch Mahomed und Confucius auf dieser Spur gewesen sind" (beide Zitate 12.Textseite), doch käme es mit "Phil. III,8" darauf an, "daß ich Christum gewinne; in welchem nach Col.II,3 verborgen liegen alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis. Und da Christus uns gemacht ist von Gott zur Weisheit, Gerechtigkeit, Heiligung und Erlösung nach 1 Cor.I,30, so ist kein Zweifel, daß ein begnadigter Christ zur Fortsetzung seines Gnadenstandes bei Christo und aus seiner Fülle dazu nehmen dann Gnade un Gnade", wobei wir, wie Dümpelmann ausführte, uns nicht "bloß aus den Werken der Schöpfung, sondern vorhaupts als Christen aus der Erlösung nach der Schrift uns suchen empfindbar und hochachtend zu machen" (beide Zitate 13.Textseite). 
So wie hier Schöpfung und Erlösung, Vernunft und Glaube, erster und zweiter Artikel des Glaubensbekenntnisses, aufeinander bezogen wurden, so ging im Folgenden Dümpelmann nach gleichem Grundansatz im Blick auf die Frage nach den guten Werken ("wenn etwa ein Heide all seine Naturkräfte anspannet, um die natürlich erkannte Pflichten gegen Gott zu erfüllen", 14.Textseite) und in ihrem Verhältnis zur lutherischen Rechtfertigung allein aus Glauben vor. Gegen Ende seiner Schrift liest man auf der 15.Textseite:  
"Hiermit wollen wir schließen. Aus Hochachtung gegen den Herrn Pastor Müller, haben wir uns nun ein für alle mahl hiermit schriftlich erklären wollen, versichern aber, daß wir hierüber mit keinen weiteren Äußerungen noch mit Dispüten uns abgeben werden. Unsere Sache ist nur durch die heilsame Erkenntniß Jesu Christi selig zu werden, und zu diesem Ende die Kraft seines Bluthes und Todes an unseren Herzen zu erfahren. Dabei wollen wir uns befleißigen, des Königs getreue Unterthanen, der Stadt und ihrer Obrigkeit gehorsame und nutzbare Bürger, des Herrn Pastoris und seiner Herrn Collegen fleißige Zuhörer und ordentliche Gemeindeglieder zu seyn". 
Hier am Ende machte sich Dümpelmann also erneut ‘klein’, so als hätte er seine ganze dogmatische Schrift zur Ehrenrettung der angegriffenen Diasporageschwister nicht als ordinierter evangelischer Geistlicher geschrieben, sondern stellvertretend für die Angegriffenen, die sich nicht so gebildet ausdrücken und verteidigen konnten. Uns tritt in diesem nun wahrlich bemerkenswerten Dokument ein Pastor vor Augen, der seine Blut- und Wundentheologie Zinzendorfscher Prägung mit ihrer enormen missionarisch-ökumenischen Weite als gut lutherische Theologie des Kreuzes auszugeben verstand, was u.E. eine theologische Meisterleistung darstellte. Daß der Horizont dieses Gottfried Wilhelm Andreas Dümpelmann weit über das Dorf Deilinghofen hinausreichte - eben: bis nach Halle zur Universität hin, wo er bei einem Semler gehört hatte, und bis nach Amsterdam und Zeist hin, wo er im Herrnhuter Sinn weiter gereift war - das ist aus diesen Blättern von 1782 deutlich zu ersehen. 


5. Die letzten Jahre Pastor Gottfried Dümpelmanns von 1782 bis 1791: Der Deilinghofer Pfarrer als väterlicher Freund des Iserlohner Pfarreroriginals Johann Abraham Strauß  (zu Strauß vgl.www.pastoerchen.de/kaffeestuebchen/pastoerchen/strauss.htm - vgl. insgesamt auch  www.pastoerchen.de/heimatgeschichte.htm)
In eben jenem Jahr 1782, von dem zuvor die Rede war, wurde auch Johann Abraham Strauß nach Iserlohn an die Bauernkirche berufen. Die Hagener Synodalakten vermerken im Protokoll: "H. Johann Abraham Strauß ist d. 14 Merz 1782 als Kirchspiels=Prediger zu Iserlohn ordinirt". 
Es legt sich für unsere Darstellung nahe, die letzten Amtsjahre Dümpelmanns von 1782 bis zu seinem Tod im Jahr 1791 unter besonderer Berücksichtigung der sich entwickelnden väterlichen Freundschaft und engen christlichen Bruderschaft zu Strauß darzustellen. Wir müssen hier auch etwas breiter auf diesen ungewöhnlichen Pfarrer und Christen Strauß eingehen, über den es (soweit wir wissen) bisher keinerlei neuere Literatur gibt, und der zu Unrecht ein fast Vergessener in dieser Gegend geworden ist. Sinnigerweise wurden die beiden, die bald darauf als ein gutes Duo geistlich Hand in Hand arbeiteten, nämlich Dümpelmann und Strauß, schon direkt nach der Ordination von Strauß in den Hagener Synodalakten vom 2. und 3.Juli 1782 bei der Synode als abwesend registriert. 

"Aus dem Amte Iserlohn" liest man da in der Anwesenheitsliste: "H. P. Dümpelmann zu Deilinghofen läßt sich entschuldigen und wird bezahlen, H. P. Straus als Nov(itius) entschuldigt sich wegen Amtsarbeit, da die anderen Herren Prediger krank sind". 

Daß die beiden hier Genannten in einer gewissen Distanz zu kirchenpolitischen und theologischen Tendenzen, wie sie auch auf der Synode vertreten wurden, später viel miteinander zu tun hatten in geistlichen Angelegenheiten, die aber auf der Synode seit Zeiten von Forstmann, Angelkorte, Westhoff und Dümpelmann Vater umstrittener Diskussionsstoff waren, wird die weitere Darstellung zeigen. 

Der 1782 nach Iserlohn gekommene Strauß trat dort in der Kirchspiel-Gemeinde ein schweres Erbe an. Straußens Biograph Emil Frommel beschrieb die Situation so: 

"Sein Amtsvorgänger hatte 28 Jahre dort amtiert und gewirtschaftet und mit aller Welt im Prozeß gelebt. Die Kirche war verfallen und verschuldet, die Gemeinde, wenn auch äußerlich kirchlich, innerlich tot. Was von Licht und Wärme da war, stammte teils von der Brüdergemeinde her, die dort Glieder ihrer Diaspora hatte, teils aus dem äußersten südlichen Winkel der Pfarrei, dem sogenannten Sauerlande, unter dessen Drahtziehern reges, christliches Leben herrschte. Dies kleine Häuflein war des jungen Pastors Trost und Halt in seiner schweren Arbeit, die, abgesehen von dem Herzensboden, schon um ihres weiten Umkreises willen eine sehr mühevolle war". 
Man muß sich dazu vor Augen halten, welch großes Gebiet das Kirchspiel umfaßte, nämlich 
"mehrere Bauernschaften im Amte Iserlohn, einige Höfe im Amt Altena sowie eine Bauernschaft und mehrere Höfe im Amt Limburg (insgesamt Calle, Lössel, Grüne, Kesbern, Ihmert, Dröschede, Leckingsen, Bredenbruch, Stenglingsen und bis 2.Mai 1803 die Dorfgemeinde Evingsen)". 
Schon sehr bald nach dem Amtsantritt von Johann Abraham Strauß in der Bauernkirche zeigte sich dessen beginnender Kontakt mit der Herrnhuter Diasporaarbeit, und es erschien ein positives Echo über Strauß im Reisebericht des Diaspora-Arbeiters Ernst. Wir zitieren zur ersten Begegnung zwischen Ernst und Strauß nach Schunke: 
"In Iserlohn, wohin Ernst am 2.Juli 1783 kommt, scheint auch neues Leben zu entstehen. Es ist ein neuer Prediger namens Strauß dort hingekommen, der seinerseits dem Diaspora-Arbeiter der Brüdergemeine, von dem er schon gehört hat, als erster seinen Besuch macht. Es entwickelt sich sogleich ein recht freundschaftliches Verhältnis zwischen den Beiden. Ernst hört den jungen Pfarrer während seines Aufenthalts ein paar Mal mit großer Zufriedenheit predigen. Ernst schickt ihm auch die Predigerkonferenz von 1782 zu, über die sich Strauß sehr gefreut hat. Dann besucht Ernst den Prediger und ‘unterhielt sich ein paar Stunden recht lieblich mit ihm. Er bat sich meine Freundschaft aus’. Das, was Ernst an diesem Prediger zu rühmen hat, ist die Tatsache, daß er ‘vom Heiland predigt’. Das Häuflein in Iserlohn hat Strauß sehr lieb, und durch seine Tätigkeit sind auch schon ein paar Seelen erweckt worden und neu zum Häuflein hinzugekommen, so daß die dortige Aufmerksamkeit mehr und mehr aus das Häuflein gelenkt wird". 
In ähnlicher Richtung referiert Schunke über Diaspora-Arbeiter Ernsts Aufenthalt zum Jahreswechsel 1783/1784 in dieser Gegend Folgendes: 
"Zum Jahresschluß ist er wieder wie im Vorjahr in Sundwig, wo er diesmal etwas länger bleibt. Am 26.1.1784 finden wir ihn aber in Iserlohn" bei Strauß, der in dem Zusammenhang von Ernst nochmals als ein hervorragender Mann gelobt wurde, und von dem berichtet wurde, daß in seinem Kreis nicht nur aus der Stadt, sondern auch aus dem Kirchspiel "oft mehr als 30 Personen zusammen" kommen. Bei Strauß, der sich "auch freundschaftlich ... eingelassen" hatte mit Ernst, bezog dieser auch sein "Winterquartier". 
Wer war nun dieser Johann Abraham Strauß? 1782, als er an die Iserlohner Bauernkirche kam, war er 27 Jahre alt; Dümpelmann war damals 41. Strauß war am zweiten Weihnachtstag 1854 in Elberfeld geboren worden. Sein Vater war der aus Hürnheim bei Nördlingen in Schwaben stammende Posamentier Johann Leonhard Strauß, geb.1714; seine Mutter Katharina Strauß war eine geborene Müller und wuchs in der Nähe von Schwelm auf. Nach der Gymnasialzeit in Herford wurde Johann Abraham Strauß ab 1776 Theologiestudent in Halle (wo er wie zuvor Dümpelmann auch bei Johann Salomo Semler studierte) und dann in Berlin. Daran schloß sich eine kurze Zeit als Hauslehrer in Eisleben und als Hilfsprediger in Barmen-Wupperfeld an. Bald nach seinem Umzug nach Iserlohn heiratete Johann Abraham Strauß am 17.Juni 1783 die Iserlohner Kaufmannstochter Katharina Sophie Overhoff, mit der er schließlich Goldene Hochzeit feierte, und die ihm in den gut 50 Jahren der Pfarramtszeit in Iserlohn (1782-1832; gestorben ist er am 2.Juni 1836 in Iserlohn) eine treue Begleiterin blieb. 
Aus dieser Ehe gingen fünf Kinder hervor, von denen der berühmte Sohn der Oberhofprediger Gerhard Friedrich Abraham Strauß (1786-1863; FG-Webseite zu diesem unter: www.gerhard-friedrich-abraham-strauss.de) war, über den es einen eigenen Artikel in der "Allgemeinen Deutschen Biographie" gibt und der sogar im renommierten Theologenlexikon "Die Religion in Geschichte und Gegenwart" zweimal erwähnt wird. Am preußischen Hofe machte Oberhofprediger Strauß seinen Vater als westfälisches Pfarreroriginal auch beim König Friedrich Wilhelm III. bekannt und sorgte indirekt dafür, daß sein Vater sogar 1830 in Iserlohn des öfteren Besuch aus dem preußischen Herrscherhaus erhielt und im Alter den Roten Adlerorden des Königs und die Ehrendoktorwürde der Universität Berlin empfing. 
Wir dürfen aus Deilinghofer Sicht hier hinzufügen, daß es bei uns am Orte noch Nachfahren von Johann Abraham Strauß gibt: Am Iserbach wohnt Hartung Becker, Sohn des verstorbenen Pfarrers und Akademiegründers und -leiters in Hemer und Iserlohn, Wilhelm Becker (1903-1973), der ein Ur-Ur-Ur-Enkel von Johann Abraham Strauß war. Aus dem Nachlaß des Pfarrers Wilhelm Becker stellte uns seine in Iserlohn wohnende Witwe viel Material zu Strauß zur Verfügung.. 
Um das Pfarreroriginal Johann Abraham Strauß in seiner Art hier ein wenig zu charakterisieren, zitieren wir aus einem Text des Becker-Nachlasses. Da schreibt Pfarrer Stenger im Jahr 1936 zum 100. Todestag von Strauß: 
"Ein Original war der westfälische Pfarrer Johann Abraham Strauß, dessen Leben Emil Frommel mit dem ihm eigenen Humor beschrieben hat. ... Vom Vater, einem Schwaben, hatte er [Strauß] den Humor, von der Mutter, einer westfälischen Bauerntochter von einem Hofe bei Schwelm, die ernste westfälische Art. In Iserlohn pastorierte er die weitverzweigte Außengemeinde, die sich 16 Stunden weit über die in Bergen und Schluchten liegenden Bauern- und Drahtzieher-Häuser erstreckte. Bei den schlechten Wegen der damaligen Zeit ... war es dem Pastor nur möglich, reitend die Gemeinde bei den durchgängig üblichen Haushandlungen zu besuchen. Und sein alter Schimmel hat ihn lange getragen, bis er endlich müde geworden, seinen alten Reiter noch abwarf, daß er einen Arm brach und das Reiten aufgab. 
Der Pastor wurde, weil er zu reiten pflegte, schwarzer Husar genannt. Als Strauß hinkam, war er ein schmächtiges Männlein, von dem man meinte, dass er an Schwindsucht leide, aber das Reiten in der kräftigen Gebirgsluft und das tägliche Trinken von Ziegenmilch haben seine Gesundheit dermassen gestärkt, dass er bis ins hohe Alter ... gesund und kräftig war, dass er sogar im harten Winter keinen Überzieher oder Handschuhe trug, sondern nur einen Schneeball in der Hand trug gegen den Frost. 
Seine Stimme war so stark und durchdringend, dass als er einst auf freier Höhe am 18.Oktober ein Kreuz zum Gedächtnis der in den Freiheitskriegen Gefallenen einweihte, tief unten im Tale ein ½ Stunde weit seine Stimme wie eine Geisterstimme hörbar war". 
Wir nehmen aus diesem Text Pfarrer Stengers ein zweites, für Strauß charakteristisches Zitat vom Ende des Artikels hinzu: 
"Strauß war es vergönnt, das goldene Amtsjubiläum zu feiern, wozu ihm der König das Kreuz zum Roten Adlerorden und die Universität Berlin die Würde eines Doktors der Theologie verlieh. Scherzend sagte er: Heute habe ich von meinem König das Kreuz bekommen. Sonst hängt der Schächer am Kreuz, hier aber das Kreuz am Schächer". 
Zig solcher Anekdoten zum Leben des Pfarreroriginals J.A.Strauß sind in dem Büchlein von Emil Frommel gesammelt, das den Titel trägt "Johann Abraham Strauß. Ein westfälisches Pfarroriginal" und in erster Auflage bei Steinkopf in Stuttgart 1879 und in zweiter Auflage 1883 herauskam, und das später - mit Zeichnungen versehen - nach dem Zweiten Weltkrieg im Verlag der St. Johannes-Druckerei in Lahr (Baden) in mehreren Ausgaben neu herausgebracht wurde. 
Thomas Baumann, der Lektor des letztgenannten Verlags und selbst ein promovierter Pietismusforscher, gestattete uns für dieses Heft dankenswerterweise die Wiedergabe der Strauß-Zeichnungen. Erwähnenswert ist, daß Emil Frommel, der bekannte Erbauungsschriftsteller (1828-1896), seinerseits auf zunächst nicht für die Veröffentlichung bestimmte Strauß-Texte des pietistisch-erweck-lichen Erbauungsschriftstellers und sog. ‘Brosamenmannes’ Ludwig Carl Josephson (1809-1877), der beim alten Strauß in Iserlohn Hilfsprediger gewesen war, zurückgriff. Dieser ‘Brosamenmann’ und spätere pommersche Superintendent Ludwig Carl Josephson (der übrigens auch in der Stephanuskirche mehrfach aushilfsweise predigte) war ein gleichaltriger Vetter des späteren Deilinghofer ‘Beinahe-Pfarrers’ Carl Ludwig Josephson (1811-1888), dem wir am Ende dieses Buches ein eigenes Kapitel widmen. 
Ein weiteres schönes längeres Zitat kann uns die Art des Johann Abraham Strauß hier zusammengefaßt nahebringen. Im Werk von Heppe über die Kirchengeschichte der Grafschaft Mark lesen wir zu Strauß’ Amtsführung in der Iserlohner Kirchspielsgemeinde: 
"Sein langes Wirken in der Gemeinde war ein sehr segensreiches. Er lebte und waltete in derselben, wie ein Vater in seinem Familienkreise. Sein kindlichgläubiges Gemüth blieb von der rationalistischen Neologie der Zeit unberührt. Seine Predigten waren populär, nicht selten in eigenthümlicher Weise originell, und immer practisch und eingreifend. Noch heute lebt manches treffende Wort aus seinen Predigten und sonstigen Amtsreden im Munde der Gemeinde fort ... Um recht verständlich zu werden, sprach er in seinen Predigten und Casualreden häufig plattdeutsch, was aber durchaus keinen Anstoß erregte. - Seine Gemeinde ist durch ihn geradezu über die Periode des Rationalismus hinweggehoben und in der Mehrzahl ihrer Glieder in dem evangelischen Glauben an das Eine, was noth thut, bewahrt worden." Heppe versäumte es nicht, folgende deftige Kostprobe einer Strauß-Anekdote den Lesern seines Werkes "aus der Tradition der Gemeinde" in der Anmerkung mitzuteilen: "Als Strauß eines Sonntags vor dem Altar von der erforderlichen Zurüstung zur Beichte und zum Empfange der Absolution gesprochen hatte, kündigte er die letztere mit den Worten an: ‘Euch, denen die Sünden leid sind, die bei Christo Gnade suchen und sich bekehren wollen, sage ich, daß euch die Sünden vergeben sind. Euch anderen sage ich es nicht. Denn was kann es helfen, wenn man einem todten Schaf eine Hand voll Heu vor das Maul hält? Es frißt es doch nicht! Amen’". 
Damit ist das Pfarreroriginal Strauß für unseren Zusammenhang in seiner Art hinreichend charakterisiert, und wir können uns wieder seiner Frühzeit in Iserlohn zuwenden. Wir haben uns da die Frage zu stellen: Wie wurde Strauß in seiner frühen Zeit ein solch ungewöhnlicher Pfarrer, der in seiner pietistisch-erwecklichen Ausrichtung hier die ganze Gegend bis hin in das Gebiet des heutigen Hemers prägte? Wir möchten hier zeigen, daß sein früher Kontakt zum Deilinghofer Gottfried Dümpelmann, der ihm zum väterlichen Freund wurde, auf dem Glaubensweg des Johann Abraham Strauß eine wichtige und prägende Station war, und daß dieses ‘Pfarroriginal’ im Deilinghofer Alten Pastorat und im Umgang mit Dümpelmann Entscheidendes empfangen hat. Es gibt Andeutungen, die darauf hinauslaufen, daß Strauß bei Dümpelmann so etwas wie eine Bekehrung erlebte. 
Strauß selbst ging einmal in einer Beichtrede auf das Thema seiner eigenen Bekehrung ein und auf die Prägungen, die er in seinem Leben in geistlicher Hinsicht empfangen hatte. Bei Frommel liest man das so: 
"... Nach diesem Beichtbekenntnis fuhr Strauß fort: ‘ja, sagen kann man’s nicht, was ein Kind Gottes alles beim Heiland genießt, kann einem auch kein Mensch sagen.’ ‘Aber Herr Pastor’ - hier unterbrach er sich selbst - ‘wie haben denn Sie es, da niemand es ihnen gesagt, gelernt?’ ‘Ich will es euch sagen. Ich - ‘ja sagt ihr - ‘Sie sind aus dem frommen Elberfeld!’ Ich sage aber, wo Gott eine Kirche hat, da baut der Teufel eine Kapelle. Dort hab ich’s nicht gelernt.’ ‘Danach waren sie auf der lateinischen Schule zu Herford.’ - ‘Ja, sag ich, da lernte ich lateinisch sündigen und griechisch irre gehn. Da hört ich wenig von dem Herrn Jesu.’ ‘Aber dann waren sie auf der hohen Schule zu Halle.’ ‘Ja, aber Lutherus sagt: Hohe Schulen sind hohe Pforten des Satans. Ich habe es dort nicht gelernt.’ ‘Dann wurden sie Hilfsprediger in Wupperfeld!’ ‘Ja, aber mir selber war nicht geholfen. Ich mußte’ - ‘sie mußten nach Iserlohn kommen, da predigten sie und hielten Beichte und saßen zu Hause hinter ihren vielen Büchern.’ ‘Ach, lieben Kinder, ich habe es wahrhaftig nicht im Sitzen gelernt, sondern im Knieen. So lang ich aus den Büchern mein Heil, Frieden und Leben suchen wollte, fand ich es nicht. Da warf ich mich auf mein Angesicht in den Staub, beugte mich vor dem Herrn. Der Herr beugte sich auch zu mir, und als ich von der Welt und ihrer Weisheit nichts mehr wissen wollte noch hören, siehe, da kam der Herr Jesus Christus und ließ mich sein Wort hören. Da ward alles neu, alles ruhig, alles friedlich, alles süß, ein Segen im Leben. ... Seitdem bin ich der glücklichste Mensch der Welt". 
Nach Frommels Darstellung wuchs Strauß diese neue Glaubenssicht in der Iserlohner Zeit zu, denn als Hilfsprediger in Wupperfeld war Strauß von solchem Frieden noch weit entfernt, denn im Blick auf die Wupperfelder Zeit galt von Strauß noch: 
"Ich bin in tausend Ängsten gewesen, wenn ich so ein alt Mütterlein vor mir hatte und sah, daß es tausend Meilen weiter sei als ich. Ich war ein Schüler Semlers und konnte nicht mehr geben als mein Lehrherr: nämlich altbackene Semmeln. Die wollten aber Brot des Lebens. Ich habe oft Angst geschwitzt, wenn ich mit dem Kranken beten sollte, und mehr für mich als für sie zum Herrn geschrien". 
Der glaubensmäßige Umschwung, der sich dann nach 1782 in der Iserlohner Zeit vollzog, wird auch schon in Frommels Darstellung mit auf den Deilinghofer Pastor Dümpelmann zurückgeführt, wenn der Biograph folgende Motive zu diesem Umschwung erwägt und gleichsam wieder in den Hintergrund rückt: 
"Wie viel die Krankheit der seligen Mutter, wie viel die Brüder aus Kirchhemmerde, wie viel der selige Dümpelmann und die Drahtzieher aus dem Sauerlande mit hineingewirkt, steht droben in den Akten Gottes, doch nicht in dem vergilbten Manuskript des Brosamenmannes". 
Daß dann unser Deilinghofer Dümpelmann an Strauß geistliche Hebammendienste tun durfte, wird bei Steinecke im zuvor genannten Standardwerk über die Geschichte der Herrnhuter Diaspora in ähnlicher Weise erwogen. Steinecke beschreibt, daß 
"der originelle Pastor Johann Abraham Strauß in Iserlohn ... der Brüdergemeine sein innerliches Leben zu verdanken" hatte und fährt fort: "Wir müssen dabei auch an den Einfluß denken, den Strauß’ innigster Freunde, der treue Pastor Dümpelmann in Deilinghofen ohne Zweifel ausgeübt hat" Steinecke nennt neben Dümpelmanns Einfluß weiter "den vertrauten Umgang mit den Dia-sporageschwistern in Iserlohn und dem nahen Westig, wo der blühenden Diasporagemeinschaft der allgemein geachtete Drahtzieher Johann Heinrich Stürmann vorstand", aber auch die zum Teil langen Besuche des Diaspora-Arbeiters Ernst im Pfarrhaus an der Bauernkirche, von denen wir in der Darstellung dieses Heftes oben schon etwas hörten. 
In unserem Zusammenhang sehr interessant ist ein bei Steinecke zitierter Brief von Strauß vom 15.Mai 1796 an die Predigerkonferenz in Herrnhut, in dem sich der Pfarrer über seine Anfänge in Iserlohn ausläßt, in typisch herrnhutischer Sprache: 
"Daß ich ein recht armer Sünder bin, ist eine eigene alte Erfahrung seit meinem neunten Lebensjahr. Daß ich es aber gerne bin, diese Erfahrung habe ich der Bekanntschaft mit dem Brüdervolke zu verdanken". Im "warmen Eifer, alles zu bekehren", sei er ins Predigtamt gekommen, die "hiesigen Brüder, unter ihnen der selige J.Giese, sahen mein mühsames Bestreben und guten Willen in der Sache des Herrn, Sie bemitleideten aber meine Luftstreiche und vergebliche Arbeit, suchten meinen Umgang. Da erst lernte ich ein Volk des Herrn kennen, ... da bekam ich Aufschluß und Licht über das herrliche Evangelium, unsers Gottes, der der Heiland ist". 
In der Dissertation von Siegfried Schunke kommt schön heraus, wie sich da seit Mitte der 80er Jahre zwischen Heppings Hof in Sundwig, dem Stürmannschen Haus in Westig, dem Alten Pastorat in Deilinghofen und dem Straußschen Pfarrhaus in der Kirchspielgemeinde ein für die hiesigen im Herrnhuter Sinn Erweckten ein wichtiges Viereck herausbildete. Zum Beispiel schildert Schunke die diesbezüglichen Entwicklungen in der Passions- und Osterzeit 1784 aus der Sicht des Diaspora-Arbeiters Ernst so: 
"Während der ‘Marterwoche’ ist er in Sundwig, wo man auch jeden Abend zusammenkommt. Er liest bei dieser Gelegenheit aus der ‘Harmonie auf jeden Tag der Woche’. Es ist fast immer ein Häuflein von 20 Personen zusammen, denen das verlesene nach ihrer eigenen Äußerung recht wichtig ist. ‘Am Ostermorgen wurde die [herrnhutische] Osterlitanei gebetet und der Seelen gedacht, die in diesem Jahr zum Heiland gegangen waren. Nachmittags Verlesung der Ostergeschichte. Am Abend Abendsegen’. - Am 2.Ostertag ist das ganze Häuflein in Deilinghofen, wo Pastor Strauß vor einer zahlreichen Menge predigt. - Über Iserlohn und Schwerte kann er endlich seine Reise ins Bergische fortsetzen". 
J.A.Strauß’ Bruderschaft zu Dümpelmann hatte sich da also schon so intensiv entwickelt, daß Strauß bei uns in Deilinghofen am Oster-montag 1784 predigen durfte - in einem Gottesdienst, zu dem die Erweckten aus dem ganzen Umkreis zusammenströmten. Wir haben da eine Art ‘Evangelische Allianz’ vor uns, die damals in Dümpelmanns Deilinghofen die Frommen im Lande mit den ‘Kirchenchristen’ des Dorfes zusammenführte. Und man kann sich lebhaft vorstellen, wie der Iserlohner Pfarrer mit der lauten Stimme und der ungewöhnlichen Predigtgabe die in der Stephanuskirche Versammelten ansprach und beeindruckte... 
Im Jahr darauf wurde ein Thema aus Deilinghofen auf der Märkischen Synode in Hagen aktenkundig. Die Synode, die am 5. und 6.Juli 1784 tagte, nahm zur Kenntnis, was im Protokoll wie folgt ausgeführt wurde: 
"Die Iserlohnische Classe zeigte klagend an, daß der catholische Pastor zu Hemern dem lutherischen Prediger zu Deilinghofen verschiedene Eingriffe in seine Rechte thäte und allerhand Neuerungen machte. Die Iserlöhnische Classe würde zu seiner Zeit diese Eingriffe näher melden und alsdann den Synodum um Unterstützung ersuchen. In Absicht der Beschwerden des Herrn Prediger Dümpelmanns, daß ihm bei Vertheilung der Berggerechtigkeit seine Einkünftgeschmälert worden, wurde Dom(inus) Inspector ersucht, für denselben eine Fürbitte bey der Hochlöblichen Regierung zu ersuchen" . 
Hinter diesen Zeilen verbergen sich - wie das Kirchenarchiv Deilinghofen aufs Ausführlichste belegt - eine ganze Menge Sorgen finanzieller und kirchenrechtlicher Art, die unser Dümpelmann für seine Deilinghofer Gemeinde hatte, und die weit vor 1784 anfingen. Hier ist ganz summarisch auf diesen Problemkomplex damaliger Gemeindearbeit einzugehen. 
So gibt ein Blick ins Archiv beste Auskunft darüber, was Dümpelmann Kopfschmerzen bereitete in der Kontroverse mit jenem katholischen Amtsbruder aus Hemer, der Raerbach hieß. Die Angelegenheit reichte vom Ursprung her bis ins Jahr 1772 zurück. Dümpelmann war der Rechtsauffassung, die Katholiken des Dorfes seien von ihm zu taufen, zu trauen und zu beerdigen, daß mithin alle im Kirchspiel zu seiner Gemeinde gehörten und die Gemeinde auch finanziell mitzutragen hätten, eine Sicht der Dinge, die der Hemeraner Amtskollege katholischen Bekenntnisses von 1772 nicht teilen konnte. 1783 spitzte sich der Streit erneut zu (so in einem Brief ans köngliche Gericht in Altena vom 13.Juli 1783), als Raerbachs Adjunct, H.Feldmann  
"wider alle alte Observanz in seiner Römischen Priesterkleidung, Zeigung der Monstranz, Licht, Schellen und Küsterbegleitung sowohl in Hemer als in Deilinghofen zur großen Unzufriedenheit der Lutheraner, Kranke bedient, welches von jeher hierselbst in aller Stille geschehen. Verbietet hiesigen Catholiken den Besuch der lutherischen Kirche und Schule. Wenn dieses auch geschehen könnte, so werden doch dadurch ... Sr. königl. Maj. Absichten vereitelt, indem die Kinder, wenn sie stundenweit nach Hemer in die Schule gehen sollen, ihnen das Lernen erschweret, ja unmöglich gemacht wird, mithin dumme Unterthanen bleiben müssen. Wie doch den Catholischen Kinder in der Lutherischen Schule hierselbst wegen ihrer Bücher und Lehrsätze nichts in den Weg gelegt wird. Kurz: es zeigt daß´gantze Verfahren ein sehr intolerantes bigottisches Gemüth an, so daß nicht Freundschaft unter beyden Religions Verwandten erhalten. Vielmehr Verbitterung angezettelt wird". 
Wir halten das für einen sehr reizvollen und instruktiven Briefausschnitt, der auch für die von Gerd Herchenröder erforschte Geschichte der Deilinghofer Schule wichtig ist und das ‘Thema Gemeinschaftsschule’ in damaliger Zeit auf interessante Weise illustriert. Aus Sicht von Dümpelmann war "die alte Observanz", zu der er sich hielt, gar nicht bloß eine konservative Besitzstandswahrung, sondern auch ein Rahmen dafür, daß das ökumenische Miteinander sinnvoll funktionieren konnte. Hier zeigt sich aber auch der für Dümpelmann typische Zug, geschickt mit Worten taktieren zu können, wie er uns auch in seiner Verteidigungsschrift der Brüdergemeine aufgefallen ist. An den König zu appellieren, daß die Strategie der heimischen Katholiken nicht nur unsozial und für katholische Kinder schlimm war, sondern dem König auch dumme Untertanen beschert, ist eine Argumentationsform, die darauf hinweist, daß Dümpelmann auch in rechtlich-politischen Problemen sehr genau wußte, was er wollte. 
Dazu gehört, daß sich der Pastor bei seinem Kirchenoberen, Inspektor von Steinen, in dieser Sache Rat holte. Mit dem in der märkischen Kirchengeschichte bedeutenden von Steinen aus Frömern, der je länger, je mehr auch ein entschiedener Anhänger der Brüdergemeine geworden war, hatte unser Dümpelmann einen sehr vertraulichen Umgang. Diesmal ging es um die Frage der angeblich illegalen Copulation, also kirchlichen Verheiratung, des katholischen Edmund Bentzler mit einer Deilinghofer Stenner-Tochter evangelischen Bekenntnisses, die freiwillig bei Dümpelmann sich hatten trauen lassen. Der Inspektor aus Frömern antwortet am 2.Juli 1783 auf Dümpelmanns diesbezüglichen Brief, er danke zwar "für die schöne Portion Erdbeeren", die er aus dem Garten am Alten Pastorat zusammen mit dem Brief erhalten habe, und die "eine ganze Gesellschaft" in seinem Haus versorgt habe, aber kirchenrechtlich sei vorerst wenig zu machen. 1784 brachten die Pfarrer Dümpelmann (Deilinghofen) und Davidis (Hemer) dann im Juli 1784 diese Streitfrage vor die Synode, aus deren Verhandlungen wir oben schon den Deilinghofen betreffenden Protokoll-Vermerke zitierten. 
Was dort ferner von der Einkunftsschmälerung Dümpelmanns "bey Vertheilung der Berggerechtigkeit" berichtet wird, stellt auch ein ganzes Problemknäuel dar, das hier nicht entwirrt, sondern nur summarisch angedeutet werden soll. 
Die Deilinghofer Kirchenakten berichten, daß Dümpelmann für seine Gemeinde und sich selbst von Anfang seiner Tätigkeit in Deilinghofen an finanzielle Einbußen aufgrund der Teilung der ‘Hemer Mark’, des Waldgebietes um Deilinghofen, und durch die Neuorganisation der alten Markengenossenschaften zu beklagen hatte. Das war ein Umstand, der seinen Bauplänen am Alten Pastorat immer wieder Grenzen setzte. Über die den Sachverhalt und die Auswirkungen der Teilung der ‘Hemer Mark’ befinden sich in unserem Archiv viele Dokumente aus der Dümpelmann-Zeit, die nach einer genauen Aufarbeitung durch einen heimatkundlichen Forscher rufen. Dabei wären zu den hier angesprochen Rechts- und Finanzfragen der Deilinghofer Kirchengemeinde-Akten hinzuzuziehen, die das Staatsarchiv Münster enthält, und die wir hier zur Darstellung der Spätzeit Dümpelmanns bloß in einer unvollständigen Auflistung charakterisieren können: 
- Akte Staatsarchiv Münster, Kriegs- und Domänenkammer Hamm, Nr.827 unter dem Titel: "Einen freidigen Beytrag zum Pastorat Haus bau zu Deilinghoven Amtes Iserlohn zwischen den Bauernschaften Deilinghofen und Brockhausen 1785 - 1788", wo von der Brockhauser Bauernschaft gefordert wird, über 384 Reichstaler für das Alte Pastorat zu berappen. 
- Akte Nr.828, in der es u.a. in einem Schreiben von der preußischen Regierung am 14.Oktober 1788 um eine erneute Bewilligung einer Kirchenkollekte ging, die vom Deilinghofer Presbyterium am 23.September 1788 schriftlich beantragt worden war. Diese Kollekte wurde im Januar 1789 urkundlich von Berlin aus genehmigt. 
- Akte Nr.829 a, in der im Juli 1785 aus Deilinghofen die Bitte enthalten ist, die abgebrannte Küsterswohnung und das verfallene Schulgebäude wieder aufbauen zu können (zwei wunderschöne alte Baupläne für diese beiden Gebäude liegen dem bei; wir haben sie für Interessierte auch als Kopie in Deilinghofen), 
ferner Aktenstücke aus der früheren Dümpelmann-Zeit: 
- Akte Nr.387 aus dem Jahr 1778, die den "vom Prediger Dümpelmann zu Deilinghoven umgehauenen Grentz-Baum ... am königlichen Gravensundern" betreffen und dem Deilinghofer Pastor u.a. beschieden, daß "die Rhodungen der Bäume zwischen dem Gravensundern und der Marck ganz irregulair" gewesen wären. 
Wir wenden uns nach diesem exkursartigen Zusammenfassungen zur finanziellen und rechtlichen Situation der Gemeinde in der späten Zeit Dümpelmanns (und z.T. davor) weiter der Mitte der 80er Jahre zu, um zu verfolgen, wie es neben diesen wichtigen äußeren Lebensproblemen in christlicher Hinsicht beim Gemeindeaufbau hier weiterging auf dem Gebiet, wo Dümpelmanns Herz mit Sicherheit viel mehr schlug als beim Bauen, Einkommen und Kosten. 
1786, im Jahr des Regierungsantritts des preußischen Königs Friedrich Wilhelm II., in dem auch dem Ehepaar Strauß der berühmte Sohn geboren wurde, der spätere Oberhofprediger, waren die beiden engen Freunde Strauß und Dümpelmann auf der Hagener Synode im Juli gemeinsam als Deputierte der Iserlohner Classe anwesend und hatten dort aus dem neuen Berliner Gesangbuch zu singen, nicht aus dem traditionsreichen Märkischen Gesangbuch. Im gleichen Jahr 1786 stattete Diaspora-Arbeiter Ernst Sundwig wieder einen Besuch ab, wo er "ab 15.Oktober ... diesmal sein Standquartier aufschlägt". Im Blick auf diese Besuchszeit wurde zum ersten Mal von der Zusammenkunft von Gehilfen, der späteren Westiger Gehilfenkonferenz, der dann Strauß vorstand, erzählt, und von Sundwig/Deilinghofen/Iserlohn hören wir Folgendes: 
"Jeden Abend hält er [Ernst] während seines diesmaligen Aufenthalts in Sundwig eine Versammlung, zu der auch die Geschwister, die in der Nähe wohnen, recht fleißig kommen. Er ließ bei diesen Zusammenkünften jedes Mal einen Abschnitt aus den Gemeindenachrichten vor. -- Während dieser Zeit empfängt er auch den Besuch der Prediger Dümpelmann, Deilinghofen und Strauß, Iserlohn, ‘die doch das Volks des Herrn liebhaben’". 
Viel mehr ist aus der ganz späten Zeit Dümpelmanns nach den uns vorliegenden Unterlagen nicht zu berichten. Die Aktenlage aus der letzten Zeit ist im Deilinghofer Kirchenarchiv auch deutlich schmaler, sicherlich eine Folge der nachlassenden und dann aufgebrauchten Kräfte des Pfarrers, der zwar noch keine 50 Jahre alt war, aber sich doch schon ‘kaputtgeschuftet’ hatte. Oder gibt es da auch noch andere innere Gründe, daß die letzte Zeit Dümpelmanns etwas im Nebel verschwimmt? 
Um diese letzte Zeit vor dem Tod Dümpelmanns mit dem dazugehörigen Lokalkolorit dieser Gegend zu illustrieren, stellen wir hier eine schöne Szene vor, die sich 1788 in Iserlohn abspielte und auch das Kirchspiel des Dümpelmann-Freundes Strauß direkt betraf. In der Schmöleschen Chronik lesen wir: 
"1788, den 8ten Juny, ist unser König Friedrich Wilhelm samt dem Kron-Printz in unsere Stadt allhier angekommen, die gantze Kaufmannschaft ist ihm mit Unniform bis in der Grüne entgegengezogen und alle Fabricanten mußten ihre Fabricaten in der Hand vom Thore an biß auf die halbe Galge stehen und die hand-Werker stunden in der Stadt im Gewehr; blieb aber nicht länger als 2 stunden hier, so balt er die Fabriecken besehen hatte, nahm er seine Reise wiederum nach Altena vor, wohin ihn dan unsere Kaufmannschaft wieder um begleitete" . 
Dabei soll nicht unerwähnt bleiben, wie Ernst Dossmann, der heutige Heimatpfleger des Märkischen Kreises, die Verbindung zwischen damaliger Bevölkerung im hiesigen Raum und dem König dargestellt hat. Dossmann schreibt schreibt, daß die 
"Märker ... von seiner [des Königs] Leibesfülle wie auch von seiner Prunksucht während seines Aufenthalts in ihrer Grafschaft besonders beeindruckt" waren und fortan sprichwörtlich bis zum heutigen Tag vom "‘dicken Willem’" reden, den einer ‘macht’, der gerne angibt. 
Im Namen eben dieses Königs war die Bewilligung der Kirchenkollekte für die Deilinghofer Gemeinde knapp ein halbes Jahr zuvor unterschrieben worden, doch konnte sich Dümpelmann wohl aufgrund der angedeuteten ‘Spätkrise’ nicht wieder auf eine Kollektenreise begeben. Auch 1789, im großen Revolutionsjahr in Frankreich, muß mit unserem Pastor nicht mehr viel losgewesen sein. Zumindest gibt es da keine überlieferten Ereignisse, die für unseren Zusammenhang etwas hergeben. Ein Jahr später, 1790, wurde Dümpelmanns Fehlen am 6. und 7.Juli bei der Tagung der Märkischen Synode in Hagen bemängelt. Aber da wurde vermerkt, daß er sich entschuldigen ließ und die Strafe zahlte. 
Nur kurze Zeit später, im Frühjahr 1791, machte J.A.Strauß seinen letzten Besuch im Alten Pastorat, bevor Gottfried Dümpelmann sterben sollte. Hierüber wiederum sind wir durch Emil Frommels Beschreibung über Strauß’ Leben besonders gut informiert. Im Anhang dieses Büchleins haben wir Emil Frommels Schilderungen in Beilage 2 abgedruckt zum letzten Abend und zur letzten Nacht, die die beiden Herren im Alten Pastorat gemeinsam verbrachten an jenem "Montag nach Epiphanien des Jahres 1791", also nach unseren Ausrechnungen am 6.Januar 1791. Hier beschränken wir uns auf das Nötigste. Zu bedenken ist, daß Frommel in erzählerischer Freiheit die Szene in seinem Text ausgestaltet und ausgeschmückt hat. Was Frommelsche Ausmalung sein mag, und was der historische Kern nach den Straußschen Quellen ist, wird hier offengelassen. Soll es doch der Leser selbst entscheiden. 
Auf jeden Fall stellt Frommel seinem Leser ein stimmungsvolles Bild vor Augen, das er da von der engen Freundschaft zwischen Dümpelmann und Strauß zeichnet. Auch das Pastoratshaus, das Dümpelmann seit 1765 gebaut und umgebaut hatte, wird aus der Innenansicht eindrucksvoll beschrieben: "Dort am westfälischen Herd mit seinem Bild, die Taufe des Herrn in den Herdstein gebrannt, saßen die beiden ...". 
Dieses Herdplatten-Bild mit der Inschrift ‘Siehe, das ist Gottes Lamm’ kann man ja vorne in diesem Buch betrachten. 
Als wir die Arbeit über Dümpelmann begannen, gingen wir davon aus, daß die Frommelsche Darstellung der historischen Wahrheit ziemlich genau entspräche. Aber uns sind da an einer Stelle gewichtige Zweifel gekommen, die dann auch ein Licht werfen auf die Freundschaft Strauß/Dümpelmann in dieser Spätzeit unseres Deilinghofer Pfarrers. 
Um diese Zweifel erklärlich zu machen, müssen wir etwas weiter ausholen. Frommels Darstellung hat dieser gefertigt aus Unterlagen über Strauß, die ihm Ludwig Carl Josephson lange nach Straußens Tod übergab. Diese aber sind zensiert und gefiltert, wie man aus dem ersten Kapitel des Frommel-Büchleins zwischen den Zeilen erahnen kann. 
Frommel stellt Strauß in seiner Schrift mit erbaulicher Abzweckung durchgängig als kernigen pietistischen Erweckungsprediger dar, wobei seine Verbindungen zum Erbe Zinzendorfs und Hernnhuts gebührend herausgestrichen werden. Ein wesentlicher Aspekt der Theologie des Johann Abraham Strauß, der damaligem (und heutigem) ‘frommen’ Lesepublikum zu Recht fragwürdig und zweideutig vorgekommen wäre, wird bei Frommel mit keinem Wort erwähnt: daß nämlich ab Mitte der 80er Jahre das hochgeachtete Iserlohner Pfarroriginal, der Chef der Westiger Gehilfen-Konferenzen der Brüdergemeine, sich in extreme theologische Bahnen durch den Einfluß der Werke des berühmten schwedischen Universalwissenschaftlers, Visionärs und christlichen Esoterikers Emanuel Swedenborg (1688-1772) hatte (ver-)führen lassen: Strauß, schon im Jahr 1786 zu Swedenborg bekehrt, wie er selbst bekennt, stand - allerdings ca. zwei Jahrzehnte später - als sehr überzeugter Jünger Swedenborgs und (geheimes) Mitglied der Swedenborgianer-Gemeinschaft mit dem ‘Chefideologen’ der deutschen Swedenborgianer Immanuel Tafel in Tübingen in enger Verbindung und eben auch mit dem Haupt-Multiplikator Swedenborgschen Gedankenguts in dieser Gegend, dem Iserlohner Landrat und Schwiegervater Tafels Peter Eberhard Müllensiefen, auf den wir unten noch kommen werden. 
Alle diese delikaten kirchlich-theologischen Sachverhalte haben wir - als Seitenforschungs-Strang zu dieser Arbeit - weiterverfolgt und im Sommer 1994 in einem Aufsatz über ‘Tafel und Müllensiefen’ verarbeitet und belegt [im Internet jetzt abzurufen: www.pastoerchen.de/kaffeestuebchen/pastoerchen/Muell.htm] ; dieser über 30 Seiten umfassende Aufsatz wird voraussichtlich 1995 als ‘Geburtstagsgabe’ für einen Theologen veröffentlicht. 
Für unseren Zusammenhang reicht hier zu konstatieren, daß Strauß wohl seinen Weg vom braven Zinzendorfianer (wie es auch Frommel durchgängig darstellt) hin zum Swedenborgianer (von letzterem hat er in Iserlohn nie was direkt unter die Leute und auf die Kanzel gebracht!) nicht ohne seinen väterlichen Freund und Mentor Dümpelmann gegangen ist. Es ist eher zu unterstellen, daß Dümpelmann jene unermeßlich kostbaren Originalausgaben der Swedenborg-Werke, die Strauß besaß und eifrigst las, dem Freund aus Amsterdam, dem Druckort vieler Swedenborg-Werke, mitgebracht hatte. 
Daß auch Dümpelmann, sich in seiner letzten Zeit zum Swedenborgianer radikalisiert hat, kann man durchaus erwägen. Es würde jedenfalls zur oben genannten ‘Spätkrise’ Dümpelmanns zeitlich ganz genau passen. 
Dabei würde uns sehr interessieren, wer jener geheimnisvolle "alte M." ist, von dem in der Dümpelmann-Passage des Strauß-Buches in der Szene kurz vor dem Tod des Deilinghofer Pfarrers die Rede ist, jener "M.", von dem Dümpelmann bekennt, ihm verdanke er sein inneres Leben. 
Jedenfalls läßt sich nur sagen, daß die ganze Spätzeit Dümpelmanns sehr geheimnisumwittert ist, und daß die letzte Nacht, die Dümpelmann und Strauß da - in diesem später übrigens auch als Spukhaus angesehenen - Alten Pastorat verbrachten, in Vielem dazu paßt. 
Dümpelmann starb 49jährig am 26.Februar 1791, wobei das Deilinghofer Kirchenbuch als Todesursache ‘faules Fieber’ angibt, was gut zu Frommels Darstellung paßt, der ja hervorhebt wie überraschend und erschreckend die Kunde vom Tod des Deilinghofer Freundes auf Strauß wirkte. 
Strauß hielt nach dem Heimgang Dümpelmanns in der Stephanuskirche die Leichenpredigt über die Geschichte von Simeons Abschied (Lukas 2,29f.), eine Predigt, die gewaltig gewesen sein muß. Frommel überliefert, daß von dieser Beerdigungsansprache, deren Gliederung von in Schauffs Akten abschriftlich erhalten ist, die Leute noch ein halbes Jahrhundert später sprachen. Dümpelmann wurde - wie schon erwähnt - in der Stephanuskirche beigesetzt. 

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Beilage 1:  Dümpelmann als Dichter 

[Das hier abgedruckte Deilinghofer Heimatgedicht von 1768 haben wir in zwei leicht voneinander abweichenden maschinenschriftlichen Abschriften, und zwar von Fritz Schauff (Schauff-Aktenordner, Stück Nr. 9, vgl. oben S.56f A.3) und von Diedrich Heer (Heer, vgl Literaturverzeichnis, S.27-33). Wir drucken es hier in der Schauff-Fassung ab. Sinnabschnitte und Stropheneinteilung - Ausnahme: ‘Marks-Varianten’ - wurden redaktionell hinzugefügt.] 

Wenn alle Welt was schreiben will, 
So tu ich auch dran nicht zuviel; 
Wenn ich die Gegend meines Orts 
Ohn jemandem zu bieten Trutz 
In ihrem Umfange beschreib, 
Doch immer bei der Wahrheit bleib, 
Auf dass nicht jemand sagen kann, 
Der hat dem Werk zuviel getan. 

Deilinghofen, ein Dorf im Amt 
Zu Iserlohn gar wohl bekannt, 
Ist’s ziemlich gross in sein’m Bezirk 
An Wohnungen nebst Schul und Kirch. 
Der Haushaltung sind sechzig Acht 
Er Einleger hiermit bedacht,
Liegt an der Strasse welche schier 
Von Iserlohn nach Balve führ. 

Nach Süden, Osten liegt der Wald 
Daraus man hat Brand Unterhalt; 
Zur Viehzucht ist er wohl gelegt 
Deshalb versorget und verpflegt. 
Das Feld hierselbsten gleich und gut 
Des Jahrs sein Früchte bringen tut. 
Der Weiz, Roggen, Hafer, Gerste 
Wächst fürwahr hier [auch] aufs Beste. 

Äpfel, Birnen, Pflaum, Morellen, 
Kühling, Grunlen, Pier, Forellen, 
Wurzeln, Rüben, Wicken, Bohnen, 
Klee, Erdäpfeln, Erbsen, Schonen, 
Zwiebeln, Hirse, Kohl, Salat, 
Kapps, Rettig und Rübesaat, 
Knoblauch, Schleen, Quitten, Flechse, 
Hanf, Kastanien, Blumgewächse, 

Erdbeern, Himbeern, Brombeern, Nüsse, 
Heidelbeern, Buch, Engesüsse, 
Eicheln, Holderbirnen, Mispeln, 
Linden, Eschen, Weiden, Espeln, 
Sind die Früchte, welche man 
Zu seinem Nutz hier brauchen kann. 
Ist’s schon nicht im Überfluss 
So wächst soviel man haben muss. 

Pferde, Kühe, Schafe, Ziegen, 
Hasen, Füchse, Dächse, Igel, 
Hirsche, Rehe, wilde Schweine, 
Marder, Iltis, Hermeleine, 
Esel, Kuynen, Hunde, Katzen, 
Kröte, Frösche, Mäuse, Ratzen, 
Hühner, Gänse, Enten, Raben, 
Kann man überflüssig haben; 

Geitling, Drossel, Eulen, Sprahlen, 
Lerche, Sperling, Finken, Dohlen, 
Tauben, Wachteln, Schnarren, Habicht, 
Schwalbe, Fledermaus, Zaunkönig, 
Nachtigall, Feldhuhn und Elster, 
Bachstelz, Rundgant, Rotbrust, Hexter, 
Spechte, Krähen, - - - - - 
Schneppen, Bohmer und Hoetmuden, 
  
Wiederhopf, Kuckuck und Baumkleiber, 
Meisen, Backen und so weiter 
Das sind Vögel welche hier 
Hecken und sich mehren schier. 
Davon einge kein geacht 
Von Unrein wird gar nichts gemacht, 
Den Reinen tut man Stricke hangen.
Unreinen drin sie sich selbst viele fangen. 

Man brät dieselbe gut in Butter 
So wahrlich ist kein schlechtes Futter. 
Regenmörder, Hummeln, Fliegen, 
Mucken, Läuse, Flohe, Bieggen, 
Vermollen, Wespen, Hornissen, Bienen, 
Bremsen, Molkentöfer, Spinnen, 
Raupen, Schlicken, Käfer, Schnaken, 
Maulwürf, Schlangen und Heuschrecken 

Sind auch Tierlein welche all 
Hier sich mehren ohne Zahl, 
Doch sind sie - - - - - 
Nichts als lauter Ungeziefer. 

Gewerbe ist hier Ackerbau. 
Und Handwerker macht allerlei; 
Das Dorf durch Vorsteher wird regiert 
Nebst Bauerbote zu Dienst geführt. 

Weltöffentlich Gebäud sind hier kein, 
Die Wohnung sind von Holz und Stein. 
Widrig Schicksal und Herzeleid 
Als: Pest, Brand, Krieg und teure Zeit, 
Darin hat’s hier garnicht gefehlt. 
Ist mancher Vater worden arm 
Von Geld entblösst, das[s] Gott erbarm. 

  

Religion 

Es ist bekannt, das[s] vormals hier 
Die ganz Gemein papistisch schier 
Gewesen ist; doch nach der Zeit 
Empfangen hat ein ander Kleid, 
Sodass dieselb nun lutherisch heisst 
Wie solches genug die Lehr ausweist. 
Nach Christ Geburt tausend Jahr 
Fünfhundertsechzig fünfe war, 

Die Zeit da das Papsttum so gross 
Hier litt einen harten Stoss. 
So gar das[s] jetzt kaum Zehne sind, 
Die man noch recht papistisch find’.  
Herr Lange war der erste Mann, 
Dies grosse Werk zu fangen an, 
Er schaffte ab die Ohrenbeicht, 
Die Mess, das Fegefeuer gleich. 

Er lehrt, man würd’ durch Christi Blut 
Selig und nicht durch Werke gut. 
Er liess sich nicht die Augen blenden 
Die Gemeinde grade hin zu wenden 
Zur Wahrheit, die das Wort zum Grund’, 
Jetzt dass Gott selbst red durch seinen Mund. 
Ob ihm schon geschah stark Widerstand 
So behielt er doch die Oberhand. 

Ihm folgte Herr Satorius nach 
Was nach verschlossen, der zerbrach. 
Jahn Störing lehrt an diesem Ort 
Und sein Successor Osterport 
Wie auch H. Hülshoffs Mollers Ehrn 
Die evangelisch luthersch Lehrn. 
Herr Gottfried Wilhelm Dümpelmann 
Der stifte noch viel schönes an. 

Den Fried mit Gott sein ganzer Will 
Hält seinem Jesu allzeit still’. 
Er sparet garnicht seine Kräfte 
Das ist allzeit sein Geschäfte. 
Zu sorgen über Seelensachen 
Ob er sie könn’ noch glücklich machen. 
Die Jugend er wohl unterricht, 
Den alten Sünder schont er nicht, 

Zu sagen, dass sie würden verdammt 
Wofern sie nicht ihr Sündenamt 
Ganz niedergetan und von Herzen 
Beweinten ihre Seelenschmerzen 
Und suchten Gott um Gnade an, 
Der ihren Sachen raten kann. 
Er selbst hilft beten, bitten, flehen, 
Gott wolle doch das Best ansehen, 

Die armen Sünder niederdrücken 
Und sie mit Gnaden doch annehmen. 
Die Kirche hierselbst von alter Frist 
Deren Ursprung nicht verzeichnet ist 
Ist klein, jedoch ist selbig noch 
Mit vier Glocken im Turme hoch 
Versehen, damit man, Ton und Klang 
Zum Gottesdienst und fröhlich Gesang 
Tut jeder anbei, ist nichts verborgen 
Ist Taufstein, Altar, Kanzel, Orgel. 

Pastorat. 

Die Pastorat, die vormals gar 
Mit Nonnen wohl besetzet war; 
Deswegen es ein Kloster hiess, 
Wie auch die alt Kapelle wies. 
Ist abgebrochen an deren Statt 
Ein neues Haus erbauet ward’. 
Siebzehnhundertsechzigacht 
Von Holz und Steinen schön gemacht 

Das bewohnt jetzt Herr Dümpelmann, 
Der schon viel Arbeit dran getan. 
Gott gebe, dass in diesem Haus 
Er werde ein rechter alter Greis. 
Und treibe rein zu Gottes Ehr 
Die evangelisch Luthersch Lehr. 
Gott segne sein Amt zu jeder Zeit 
Dass er viel bringt zur Seligkeit. 

Schule. 

Die Schul auf dem Kirchhof behend 
Ist aufgerichtet zu dem End 
Damit der Jugend dieser Ort 
Auch lehre, was sei Gottes Wort. 
Und wie sie darnach leben sollen 
Wenn sie dereinsten erben wollen 
Das Himmelreich, die Seligkeit 
Die Gott uns allen hat bereit. 

Das Schulgebäude ist betrieben 
Sechzehnhundertachtzigsieben 
Sie [hat] jetzund den sechsten Diener 
Auch wohl bei hundertzwanzig Kinder. 
Des Winters, wenns regnet, und schneit 
Das Vieh zu Haus in Ställen steht. 
Die Küsterei hier wohlbestallt/bestellt 
Von Stein gebaut ist garnicht alt. 

Siebzehnhundertfünfzigundein, 
Da ward gelegt der erste Stein. 
An adeligen Häusern findet sich 
In Deilinghofen nur ein Aufricht 
Von Duith gehörig, sonst noch sind 
Zwei Alber-Stellen wüst und blind. 
Der Borghof und des Bindels Gut 
Die grösste man noch schauen tut. 

Sonst sind in Aprick auch noch zwei 
Ein noch bebaut, ein wüst dabei. 
In Riemke sonst der Pütthof Platz 
Davon verschwand der ganze Schatz. 
Das wohlbebaute Klausenstein [Klusenstein] 
Liegt allenthalben ganz allein. 
Es sieht da wirklich greulich aus 
Auf hohen Felsen steht das Haus. 

Es hat gebaut eintausend Jahr 
Dreihundertfünfzig Dreie gar 
Nach Christi Geburt Gert Plettenberg 
Zu Dienst des Grafen der Mark und Berg. 
Vorjetzt gehört’s dem Brabeck an 
Der Ruschenburg dafür genug getan. 
Auch ist sonst noch ein Hof allein 
Zu Baingsen [Bäingsen] liegt in unsrer Gemein. 

Da stehet noch ein alt Kapell
Hoch in dem Turme überschwell, 
Hing eine Glocke mit welcher schon 
Man zum Gebet gab hellen Ton, 
Die aber gar vor kurzer Frist 
Von Dieben weggestohlen ist. 

Merkwürdigkeiten. 

Hierselbst viel Eisen wird gesucht 
Im Perik [Perick] zwischen Felsenkluft 
Der Kalkstein ist hier garnicht rar, 
Doch leid’ das Brennen groß Gefahr. 
Zumal da es verboten ist 
Vom König noch vor Jahresfrist. 
In Deilinghofen sind von Alten 
Zwei Jahrmärkte schon gehalten, 
Die welche beide auch so lange 
Als Kauf vom [und] Kaufwert bleiben im gange 

Es findet sich ein Steinbruch hier 
Damit man Küche und Keller schier 
Kann pflastern auf das Allerdreiste 
Und kostet nicht just das Allermeiste. 

Sonst ist auch der Schulenstein 
Im Bäingser[ge]hölz nicht ganz allein. 
Von ander[e]n Felsen aber doch 
Zu merken als ein Wunderloch. 
Die schlechten Verse sind gemacht 
Siebzehnhundertsechzigacht. 
 
Varianten von Lehrer Marks senior. 

Herr Gottfried Wilhelm Dümpelmann 
Der hat das Seinige hier getan 
Siebzehnhundertneunzigein 
mit Tod er ging von der Gemein; 
Herr Müller macht in kurzer Zeit 
Herr Bassen hier den Platz bereit, 
Der bleibe lang zu Gottes Ehr 
Zum Heil der Menschheit Prediger. 

Die Kirch hierselbst ein alt Gebäu 
Ihr Ursprung tausendfünfzigzwei 
Ist klein, jedoch ist selbig noch 
Mit vier Glocken im Turme hoch 
Versehen, damit man Ton und Klang 
Zum Gottesdienst und Trauergesang 
Tut geben, auch ist nicht verborgen 
Der Taufstein, Kanzel, Altar, Orgel. 
Achtzehnhundert an der Statt 
Die jetzige Schul errichtet ward. 

Das ist’s, was ich zu guterletzt 
In meinem Alter aufgesetzt. 
Ist jemand da, ders besser kann, 
der bring was anders auf der Bahn. 

Ein Ring von schönen Taschen 
Und acht Hengels von einer Flaschen 
Ein Taubenfuss und einem I 
Ich schrieb dies Jahr kommt wieder Nie. 

Das Jahr, da dies geschrieben ward, 
Steht hier benannt, nach Rätsel Art, 
Wers nicht weiss, kann es nicht raten 
Und wers weiss, dem sinds leicht[e] Taten.    

Beilage 2:  Gottfried Wilhelm Andreas Dümpelmann und Johann Abrahan Strauß 
[aus Frommel, 2.Auflage, vgl. Literaturverzeichnis, S.45-49] 
Audio-Datei zu Emil Frommels Szene Strauß und Freund Dümpelmann im Pastorat HIER: http://pastoerchen.podspot.de/files/Duempelmann.und.Joh.Abraham.Strauss.mp3


[S.45] Rings umher lag die Nacht des Rationalismus; Strauß stand mit seinem inneren Leben allein. Nur einen gleichgesinnten älteren Freund hatte er in der Umgegend. Der war ihm aber auch ein wahrer Jonathan, deß Liebe ihm sonderlicher war denn Frauenliebe. Das war in Deilinghofen (etwa drei Stunden entfernt) der Pastor Dümpelmann. Gab’s eine heilige Freundschaft unter Männern, so war’s diese. Unwillkürlich erinnert sie einen an jenes Rechabiterpaar, davon der eine sagte: "Ist dein Herz richtig wie mein Herz mit deinem Herzen, so gieb mir deine Hand." Und er ließ ihn auf den Wagen steigen. Des zweiten Antwort aber lautete: "Komm, siehe meinen Eifer um den Herrn." 1 Kön. 10, 15. 16. - 
Zehn Jahre nur, bis zum Tode Dümpelmanns, hat die Freundschaft auf Erden gedauert, denn der Freund ging schon 1791 heim. Aber wenn Strauß nach vierzig Jahren noch auf ihn zu reden kam, leuchtete das blaue Auge in hellster Begeisterung und heiligster Freude auf das Wiedersehen im Himmel. Was ist’s doch um einen solchen Freund! 
Dem Verfasser geht’s eigen damit; je älter, desto weniger will’s ihm unter den Pfarrkonferenzen gefallen und desto mehr sehnt’s ihn nach den wenigen, mit denen man Herz an Herz sich ausreden, ausklagen und ausweinen kann. Einen ganz zu haben und [S.46] sein nennen zu können, ist doch mehr wert als ein paar Dutzend halb haben oder nur ein viertel. 
Wie nahe die zwei einander standen, erhellt aus ihrem letzten Zusammensein. Strauß war nach Deilinghofen gegangen, seinen Dümpelmann heimzusuchen. Dümpelmann hatte geschrieben: "Der Hafer ist gesammelt, der Schimmel hat Futter; Küche und Keller werden Leib versorgen, und unser Leibgericht ist da - das Wort Gottes - also komm!" 
Dort am westfälischen Herde mit seinem Bilde, die Taufe des Herrn in den Herdstein gebrannt, saßen die beiden, rauchten ihre Pfeifen, schauten in die Glut und redeten miteinander. Es war am Montag nach Epiphanien des Jahres 1791. xxx Sie sprachen von Weihnacht und Neujahr, von Getauften und Gestorbenen im vergangenen Jahre. 
"Du glaubst nicht, Strauß," sagte Dümpelmann, "wie mir jedesmal zu Mut ist, wenn ich von solch einem Kranken weggehe und ihm zum letztenmal die Hand gebe. Ich gehe dann rückwärts zur Thüre hinaus, um ihn so lange wie möglich im Auge zu behalten. Zuweilen geht mir unterwegs die Pfeife aus und ich freue mich, daß ich wieder zurückkehren und ihn noch einmal sehen darf. Aber als ich letzthin von dem alten M. Abschied nahm, ging mir’s doch durchs Herz; denn dem hab’ ich’s zu danken, daß ich den Herrn gefunden habe. Wenn ich ihn ansah, mußte ich immer an das Wort bei St. Markus denken: ,Er ging in ein Haus und wollte es niemand [S.47] wissen lassen, daß er da war, und konnte doch nicht verborgen bleiben.’ - So war’s mit dem Alten. Er war ein General, der einen Bauernkittel übergezogen hatte." - 
Strauß sagte drauf: "Ja, lieber Dümpelmann, wenn ich die Sterbenden anschaue, kommen sie mir mit ihrem gebrochenen Auge stets vor wie Leute, die lange in die Sonne geschaut haben und geblendet die Blicke niederschlagen; die alten Leute sind Propheten einer großen Vergangenheit und einer nahen Zukunft. Was werd’ ich mir alles erzählen lassen im Himmel. Von den Hirten zu Bethlehem, den Noah - und dann die Passionshistorie. Ich glaube, mir wird im Himmel die Zeit noch viel zu kurz." 
So redeten die beiden und wurden so fröhlich, daß sie am Herdfeuer mitsammen sangen: "Ach, nimm dies arme Lob auf Erden." 
Die Sonne war längst drunten, das Herdfeuer beleuchtete hell den Spruch, der auf einem Stein stand: "Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt!" 
"Sieh, Strauß", sagte Dümpelmann, "ich hab’ schon oft gedacht, es sei so die rechte Weise, wie diese Worte auf den angeglühten Steinen stehen, so müsse jedes Wort in steinernen Buchstaben mit Flammenzügen drin stehen." 
Da kam schließlich zu den zweien ein dritter, das war der Schlaf. Das Feuer erlosch, in der Mitternacht wachte Strauß auf. Er konnte sich nicht zurecht finden und rief nun laut: "Herr Bruder, wo sind wir?" Da zündete Dümpelmann das Licht an, sah die Thränen im Auge seines Freundes und [S.48] sagte: "Ja, Strauß, sind wir erst dort, dann werden wir auch die Augen reiben und sagen: Herr Bruder, wo sind wir! Da wird unser Mund voll Lachens und Rühmens sein." "Ja," entgegnete Strauß, "aber nicht vor Dunkel, sondern vor lauter Licht!" - 
Des Morgens schieden sie auf - lange. Drei Tage nachher kam ein Mann aus Deilinghofen zu Strauß und bat ihn, eine Leichenpredigt zu halten. Der Mann sah tieftraurig und zerschlagen aus. 
"Wer ist dir denn gestorben, daß du so weinst?" 
Da antwortete der greise Bauer: "Mein Vater." 
Des wunderte sich Strauß, weil der Mann selbst sehr alt war, und sagte plötzlich: "Dümpelmann, dein geistlicher Vater ist tot!" Als der Bauersmann nickte, da weinte Strauß wie ein Kind. Strauß hielt ihm die Leichenrede über Simeons Abschied, daher noch nach 50 Jahren die alten Leute davon redeten. Derselbe Vers aber, den Strauß damals anführte, klang auch 45 Jahre später über seinem Grab: 
Wer mir einst den Nachruf hält, 
Rühm’ es noch an meinem Grabe, 
Daß ich auf der ganzen Welt 
Nichts an mir zu rühmen habe, 
Als nur auf Barmherzigkeit 
Hoff’ in Zeit und Ewigkeit. 
Strauß hat sich nie wieder an einen Menschen so angeschlossen. Es war ihm in Dümpelmann etwas gestorben, was ihm für diese Zeit und Welt nicht mehr ersetzt ward. [S.49] Es nimmt ja mancher einem die "Hälfte des Herzens" mit, und man fühlt dann, daß man keinen andern mit einem halben Herzen abfinden dürfe.