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DAS EINE, DAS BLEIBT IST – DIE LIEBE...

Trauung am 4.9.99 in der Stephanuskirche Deilinghofen

Thomas Ibach und Friederike Ibach, geb. Riede


 

Vor der Predigt Lesung des von Paulus verfassten ‚Hohenlieds der Liebe‘ 1. Korinther 13, 1 – 13, durch Friederikes Tante und Patentante Renate Herbst:

Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete und hätte die Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle. Und wenn ich prophetisch reden könnte und wüßte alle Geheimnisse und alle Erkenntnis und hätte allen Glauben, so daß ich Berge versetzen könnte, und hätte die Liebe nicht, so wäre ich nichts. Und wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe und ließe meinen Leib verbrennen, und hätte die Liebe nicht, so wäre mir's nichts nütze. Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf, sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie läßt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit; sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles. Die Liebe hört niemals auf, wo doch das prophetische Reden aufhören wird und das Zungenreden aufhören wird und die Erkenntnis aufhören wird. Denn unser Wissen ist Stückwerk, und unser prophetisches Reden ist Stückwerk. Wenn aber kommen wird das Vollkommene, so wird das Stückwerk aufhören. Als ich ein Kind war, da redete ich wie ein Kind und dachte wie ein Kind und war klug wie ein Kind; als ich aber ein Mann wurde, tat ich ab, was kindlich war. Wir sehen jetzt durch einen Spiegel ein dunkles Bild; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, wie ich erkannt bin. Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.

Traupredigt für Friederike und Thomas 1. Kor. 13, 13

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Hl. Geistes sei mit Euch Beiden und mit Euch allen. AMEN.

Liebe Festgemeinde hier in unsrer schönen Stephanuskirche, meine liebe Friederike und lieber Thomas, heute an euerm Hochzeitstag!

Den von euch beiden ausgewählten Trauspruch, der so gut klingt wie ein harmonischer und sehr wohltönender Dreiklang, den kennt jeder hier. So was sagen manchmal Pfarrer, solche schönen Dreiklänge in feierlichen Stunden, wenn sie erhobener pastoraler Stimme dann Glaube, Hoffnung und Liebe preisen. Und sowas hören Gemeinden dann gerne: festlich-feierlich und geradezu poetisch tönt’s da aus Pastorenmund, daß alle guten Dinge drei sind, und vollends wird das dann nochmal "getopt", wenn man hinzusetzt (wie Paulus dort in seinem Liebesgedicht, so wie es Frau Herbst eben las), daß die Liebe die größte unter ihnen sei, genauso wie es ebenso feierlich wie programmatisch oben auf unserm Liedblatt zu lesen ist: DAS EINE, DAS BLEIBT IST – DIE LIEBE...

Kann man’s schöner sagen, frag ich hier? Und kann man sich einen schöneren und feierlicheren Trauspruch aussuchen als diesen da aus 1. Kor. 13, 13, den Ihr beide Euch wähltest?

Ich lese ihn hier zum Eingang: Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.

Und doch: wenn ich nun darüber rede zu euch, über diesen kurzen schönen Satz am Ende von diesem "Hohen Lied", dann muß ich da zum Verstehen von Vers 13 das Ganze ab Vers 1 kapieren und ernstnehmen, da muß ich eben an den Kontext denken. Da gibt mir sicher nicht nur Friederike Fachfrau, als zukünftige Lehrerin in Deutsch und Religion, Recht. Und in Vers 1, da gibt mir Paulus die Richtung vor, und er will mir da einschärfen: Friedhelm, wenn du darüber predigst: Vorsicht! Dann kannst du mit Menschen- und mit Engelzungen reden, dann kannst du noch so geschickt deine Predigt rhetorisch ausgestalten und sie poetisch den Leuten nahebringen, es bleibt alles Wortgeklingel, feierliches Wortgeklingel, eine tönende Schelle, sonst nichts, wenn du nicht selbst mit dem Herzen dabei-bist, von der Liebe selbst gepackt bist und einen Draht hast zu dem, dem du’s in seinen Lebenserfahrungen rüberbringen willst. Dann kannst du noch so sehr das mit "der Liebe, die bleibt", programmatisch über deine Liedblätter setzen, wenn deine eigenen Gefühle, wenn dein Herz mit seinen Erfahrungen, wenn die Liebe in dir nicht dabei ist, dann wird’s Kitsch, auch das mit dem Wohltön-Dreiklang der Liebe.

Ja, und ich dreh das mal positiv: Ich bin da ganz sicher, wenn eben Frau Herbst, Friederikes Tante und Patentante, für euch beide vor uns diese Worte las, dann steckten beim Lesen ganz viele Erfahrungen bei ihr im Hintergrund dahinter, daß eben du, Friederike, ihr ein ganz wichtiger Mensch bist – eine, die ihr sehr nahesteht, in besonderem Maße von kleinauf, so wie du aufgewachsen bist, und daß du Thomas, längst mit Friederikes Leben eng verbunden, seit langem schon dicht dazugehörst – und daß es von daher alles andere ist als Kitsch und Wortgeklingel und bloß Wohlklang schöner Poesie, wenn man euch Glaube und Hoffnung und Liebe wünscht – und vollends das Eine, was bleibt – die Liebe. Und genauso, denke ich ist es bei drei anderen hier: Wenn nachher vor dem Segen hier Barbara und Christina vor euch treten, die beiden, die für Friederike dort am Talweg fast Schwestern waren – seit nahezu drei Jahrzehnten jetzt, und wenn die dann lesen zusammen mit Katharina, Barbaras Tochter, als Segenswünsche für euch beide: "Es soll kein Tag vergehen, an dem ihr sagen müßt: Ich hab Hilfe gesucht und nicht gefunden...", wenn sie dann lesen, "Liebe, das ist mehr Sein als nur Haben", auch dann steckt dahinter, daß da Menschen, die euch sehr sehr liebhaben, die Drähte zu euch haben und eure Lebenserfahrungen kennen, euch was mitgeben möchten, was sie selbst fühlen - und was mehr ist als man von außen so ahnt.

Ja, meine Worte jetzt, die dürft ihr durchaus in der gleichen Richtung verstehen. Nicht als Routinier, der feierlich schöne Sprüche macht, steh ich hier, sondern als einer, der ja zumindest von Deinem Leben, liebe Friederike, von den 29 Jahren, seit deinem 12. und 13. Lebensjahr eine ganze Menge mitbekommen hat, eben auch mitbekommen hat, wie du dich entwickelt hast und gereift bist und weitergekommen bist – auch seit deiner Konfirmation hier am Altar, damals im April 85. Ja vieles ist da – auch in meinen Gefühlen – sehr ähnlich wie kürzlich bei Anna-Tinas Trauung und Michaels. Vieles auch in dem Traugespräch war ähnlich, und doch dann wieder ganz anders, daß dasselbe Wort Liebe bei einem Paar sich ganz anders darstellt als beim andern, und gleichsam für euch beide so unverwechselbar ist wie ein Fingerabdruck, den’s einmal nur gibt auf der Welt.

Ja, ich habe es vollends bei den vier Stunden unseres Traugesprächs am Montagabend begriffen und meine es einschätzen können, wer du bist, Thomas, und ich meine dich sicherlich genauso gut zu kennen, wie ich Friederike kenne, und was Friederike an dir hat und du an Friederike, das ist mir kein Rätsel mehr. Zu schön, ganz offen und freimütig, kam viel von dem rüber, was eurer Liebe Tiefgang gab über den Zeitraum von nun neun Jahren schon, vom ersten Anfang an im Oktober 1990 bei Franks Geburtstagsfete, wie da die Fast-Abiturientin Friederike ihre sonstigen Prinzipien fallen ließ und nicht gleich nach Hause kam und sich am Morgen erst meldete, und wie dann sehr bald sich zeigte, das war kein Strohfeuer, nicht nur Verliebtheit und starkes Gefühl, sondern mehr war dahinter mit Perspektive, daß Friederike dann merkte, der fühlt sich in andere rein, so wie es ihr noch nie bei einem Mann begegnete, und daß umgekehrt du Thomas das Spontane und Unkonventionelle und das, was an Friederike anders ist als bei andern, zu lieben begannst, ja, das und alles an ihr, eine Entwicklung, die dann durch dick und dünn gehalten hat und tiefer geworden ist – durch all die Wechsel und Einschnitte hindurch, die es bei euch beiden beruflich und im familiären Schicksal gab.

Ich belasse es dabei und sag nicht mehr dazu, und lasse alles da zwischen den Zeilen...

Aber das, was mir eindrucksvoll war am Montagabend darf ich doch noch dazusetzen: Wie ihr beide mir da schildertet, wie ihr mit ganz viel langfristiger Unterstützung eurer Motorradfreunde euer Haus im Talweg da umgebaut und aufgebaut und neu konzipert habt, wo alles jetzt OK ist – bis auf den Außenputz, wie ihr schmunzend hinzusetztet. Ja, darüber habe ich mich auch belehren lassen, eindrucksvoll, daß Motorradfans anders sind als sie aussehen, und genauso gerne habe ich mich belehren lassen, übrigens sehr gerne belehren lassen, lieber Thomas, daß es katholische Christen gibt, die einen ganz eigenen Glauben haben, zu dem sie sich mündig mit Nachdruck bekennen, nicht einen nachgebeteten Allerweltsglauben, wie ihn die Kirche auswendiglernen läßt und wie er höchstens Außenputz am Ehehaus ist, sondern da war in unserm kritischen Gespräch am Montagabend noch mehr dahinter, als wir darüber sprachen, wie du Friederike, nach all deinen Entwicklungen seit der Konfirmation und auch im Blick auf das dir sehr wichtige Theologiestudium in Dortmund heute zum Glauben und zu Jesus Christus stehst – und wie Thomas auf seine Weise dahintersteht und wie es dann – auch da – mehr als der Wohlklang schöner und einfach so dahingesagter Worte ist, wenn Ihr gleich hier am Altar bekennt, mit Jesus Christus im Bunde eure Ehe zu führen: Ja, mit Gottes Hilfe. Ja, genau in dem Sinne gehe es hier um das eine, was bleibt, die Liebe! Genau in dem Sinne gehe es hier um Glaube und Hoffnung und Liebe, von der Paulus in euerm Trauspruch da schreibt am Ende seines Lieds, das die Liebe preist: Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.

Kein Satz in diesem ganzen Lied, der nicht seine Grunderfahrung, Jesus Christus zu gehören, zum Inhalt hat! AGAPE steht da im griechischen Urtext, und wenn immer Paulus von dieser AGAPE schreibt, dann meint er nicht ein poetisch-schönes Wort, dann meint er keinen Idealismus, dann meint er seine Lebenserfahrung, seine Glaubens-Urerfahrung, ja, die Grunderfahrung, daß damals vor Damaskus ein Christenhasser und –verfolger, sogar ein Mörder von verhaßten Christen gerettet und umgedreht wurde in einer großen Wende, AGAPE heißt: Ich, Paulus, definiere mich jetzt durch die ‚Liebe in Person‘, die seit der großen Wende in mein Leben kam, wie da ihm Christus als der Lebendige erschien, ihn hörbar rief und zum Boten machte – damals vor Damaskus, als ein Saulus zum Paulus wurde. Und diese Liebe, die mußte einfach zu anderen hin, daß andere von Glauben und von Hoffnung was mitbekamen, und da war es durch diesen Boten Paulus nicht ein feierlicher Dreiklang für schöne Reden, wenn er von Glaube, Hoffnung und Liebe was weitergab, da war es wie ein Feuer, das den gesamten Mittelmeerraum erfaßte, daß Menschen durch Paulus Feuer und Flamme wurden: ihr Leben festmachten im Glauben an Jesus den Gekreuzigten, ihr Leben neu sahen in einer Hoffnungsperspektive wie noch nie: der lebendige Hoffnung, daß Christus, der österliche Herr der Welt, stärker blieb als der Tod, ja daß man jetzt wie in einem Spiegel sieht und dann – über den Tod hinaus von Angesicht zu Angesicht, wie es Renate Herbst eben las, und daß bis dahin Christen die Liebe, von der sie leben, liebend an andere weitergeben – im Wissen, es gibt Liebe, die der Tod scheidet, aber es gibt die andere große Liebe, AGAPE, die nicht nur Außenputz am Ehehaus ist, die jetzt schon Menschen Feuer und Flamme sein läßt, und die stärker ist als aller Tod.

Genau diese Liebe Jesu Christi umfange eure Liebe und gebe Eurer Liebe Tiefe, Halt und langen Atem. Mag das in euren Lebenserfahrungen immer wieder durchkommen, sich durch Anfechtungen und Krisen, auch durch Kreuz immer wieder bewähren, daß es da das Eine bei euch gibt, das bleibt, die Liebe, die Liebesgeschichte Jesu, die eure Liebesgeschichte umfängt, die der Horizont ist für euren Glauben und eure Hoffnung, so wie es Euer Trauspruch euch und allen, die für diese Liebe offen sind, hier sagen will, mit den Worten, die ich eingangs las: Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen. Und der Friede Gottes, der höher ist als alle menschliche Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

Und hier zum guten Schluss vom 4.9.99 aus der Deilinghofer Stephanuskirche ein Trauungs-Bild von Friederike, Thomas und Pastor Groth:

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