Gottesdienst am 1. Advent

(eine Taufe im Hauptgottesdienst und zwei Taufen im Kindergottesdienst)

Stephanuskirche Deilinghofen, 29. 11.98 (Jes. 9, 1 und 5-6)

Orgelvorspiel, Abkündigungen

Lied 1, 1-2

Wir halten diesen Taufgottesdienst am 1. Advent im Namen des Vaters... Amen. Unsere Hilfe...

(Psalm 24) Die Erde ist des HERRN und was darinnen ist, der Erdkreis und die darauf wohnen. Denn er hat ihn über den Meeren gegründet und über den Wassern bereitet. Wer darf auf des HERRN Berg gehen, und wer darf stehen an seiner heiligen Stätte? Wer unschuldige Hände hat und reines Herzens ist, wer nicht bedacht ist auf Lug und Trug und nicht falsche Eide schwört: der wird den Segen vom HERRN empfangen und Gerechtigkeit von dem Gott seines Heiles. Das ist das Geschlecht, das nach ihm fragt, das da sucht dein Antlitz, Gott Jakobs.

Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, daß der König der Ehre einziehe! Wer ist der König der Ehre? Es ist der HERR, stark und mächtig, der HERR, mächtig im Streit. Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, daß der König der Ehre einziehe!

Wer ist der König der Ehre? Es ist der HERR Zebaoth; er ist der König der Ehre. Kommt, lasset uns anbeten!

EHR SEI DEM VATER...

Wir bekennen unsere Sünde vor Gott: "Ehr sei dem Vater und dem Sohn", Herr, das singen unsere Lippen. Du aber weißt, wie es da in unsern Herzen oft anders aussieht und in unserm Leben auch: Daß unser Leben dir keine Ehre macht, daß wir unser Ziel so oft verfehlen, keinen Frieden haben mit dir und keinen Frieden halten mit unseren Nächsten. Laß den Advent in diesem Jahr für uns werden: was er von dir her sein soll – Vorbereitung auf deine Kommen, Zeit der Einkehr, Zeit, auf dich zu warten als den Heiland unseres Lebens, dem die Türen aufgehen sollen und dem die Tore sich öffnen sollen. Ja Herr, vergib uns unsere Schuld und schenk uns offene Türen für dich. Herr, erbarme dich unser!

KYRIE

Gnadenzuspruch: Durch die herzliche Barmherzigkeit Gottes hat wird uns besuchen der Aufgang aus der Höhe, Jesus das Licht der Welt, daß er erscheine denen, die da sitzen in Finsternis des Todes und richte unsere Füße auf den Weg des Friedens.

Ehre sei Gott in der Höhe.../ Allein Gott in der Höh / Der Herr sei...

Gebet: Etwas von deinem Licht hat uns besucht, Herr Jesus Christus, und als ein anschauliches Gleichnis für das, was damals in dem armen Stall geschah, schenkst du uns heute noch Kinder wie hier die kleine Nadine, Kinder, Wunderwerke aus deiner Hand, an denen man vom Licht des Lebens was erkennt, Wunder, an denen man das Staunen wieder lernen kann. Im Dank für dieses Kind als ein Wunder von dir in unsrer Mitte, das wir hier in deinem Namen taufen, bitten wir dich für Nadine: schütze sie, und weise ihr, wie es ihr Taufspruch sagt, deinen Weg und leite sie auf ebener Bahn. Laß ihre Eltern, ihre Paten ihre ganze Familie dies Mädchen aus deiner Hand nehmen. Schenk uns, daß wir der Nadine und ihrer Schwester Lisa gute Wegbegleiter werden, Freunde an ihrer Seite, die deinen Willen tun und dir auch in unseren Familien und überall hier in unserer Gemeinde dir die Türe und Tore öffnen. Laß diese Taufe und den ganzen Gottesdienst unter deinem Segen stehen, so daß es hier bei uns Advent wird – nicht nur nach außen. Wir preisen dich, Herr Jesus Christus, der du mit dem Vater und dem hl. Geist lebst und regierst von Ewigkeit zu Ewigkeit. AMEN.

Taufkerze an

Jesus sagt im Tauf- und Missionsbefehl (mit Schriftlesung darin):

Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.

Tauflied: Kind, du bist uns anvertraut: 596, 1-3

(Erheben; Höret, was geschrieben steht bei Markus im 10. Kapitel):

Und sie brachten Kinder zu ihm, damit er sie anrühre. Die Jünger aber fuhren sie an. Als es aber Jesus sah, wurde er unwillig und sprach zu ihnen: Laßt die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht; denn solchen gehört das Reich Gottes.

Wahrlich, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht empfängt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen. Und er herzte sie und legte die Hände auf sie und segnete sie.

Laßt uns um solchen Segen für Nadine beten – zuerst in der Stille und dann mit den Worten des Vaterunsers.

Vaterunser

Glaubensbekenntnis

Tauffragen und Taufe von Nadine Gerhold

Lied vor der Predigt: 1, 3-5

 

 

 

Predigt mit Bildmeditation, Jesaja 9, 1 und 5-6

Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und unserm Herrn Jesus Christus. Amen.

"Alles dreht sich ums Kind bei uns", liebe Gemeinde, – das sagten Nadines Eltern zusammen mit den andern Elternpaaren bei unserm Taufgespräch, als sie ihre Situation schilderten: "Alles dreht sich ums Kind bei uns!" Die heutige Adventspredigt an diesem Tauftag, liebe Gemeinde, hält es genauso: "Alles dreht sich ums Kind bei uns", und die heutige Predigt ist in der Hauptsache eine Bildbetrachtung (wir sehen das Bild später), wo sich alles ums Kind dreht. Wir hören dazu die alte Adventsverheißung des Propheten Jesaja, viele Jahrhunderte vor Christi Geburt als große Verheißung ausgesprochen, Jesaja 9, 1 und 5-6:

Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell. Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friedefürst, auf daß seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende auf dem Thron Davids und in seinem Königreich, daß er's stärke und stütze durch, Recht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit.

Und das Dia, das wir jetzt dazu zeigen, liebe Gemeinde, das wird in der Heiligen Nacht – im Mitternachtgottesdienst am 24. Dezember noch ein zweites Mal gezeigt werden, wo sich alles erst recht nur um das Kind dreht – da wird dies Bild [hier] uns etwas zeigen vom Volk, das im Finstern wandelt und ein großes Licht sieht, es wird uns etwas zeigen von diesem Kind, das den Seinen das Dunkle wegnimmt und den Frieden Gottes bringt.

--- Wollen wir das Bild erst einmal einige Momente betrachten und auf uns wirken lassen – ich hoffe, es ist überall in der Kirche ganz gut zu sehen.

Wenn nicht: ich beschreibe es mal, was da zu sehen ist und wie es auf mich wirkt. Es ist ein Holzschnitt des Künstlers Hans-Georg Anniès. Und der Künstler zeigt für mich auch, wie es da in Jesaja 9 steht, ein Volk, das im Finstern wandelt. Da ist eine Riesenmenge von Menschen, die sind erfüllt mit Aggressionen und voll von Angst – offenbar. Achten Sie doch mal auf die abgewandte Haltung der dunklen Leute da im Hintergrund, die hochgezogenen Schultern. Den Blick haben sie allesamt zurückgerichtet: und man spürt’s da förmlich heraus: die sind keine Gemeinschaft. Im Gegenteil! Die fliehen geradezu voreinander. Ja, die sind randvoll von Mißtrauen gegeneinander. Sie haben eine Hand so über die Augen gelegt, jede von den Gestalten da hinten: so als wollten sie sehr scharf gucken, daß einem beim andern kein Fehler entgeht. Ganz offenbar sind das Menschen mit sehr schlechten Erfahrungen!

Und da – mitten drin! – wie ein Wunder ist da das Kind. Es liegt da – mit ausgebreiteten Armen. Es liegt da quer im Weg. Aber es ist wie eine Quelle von Licht – in dieser grausamen Situation dort. Im Lichtkreis des Kindes wandelt sich dort die Situation! Das sieht man. Ja, so ähnlich kann man es sich vorstellen, was Jesaja im Kapitel 9 so beschreibt mit den uralten Adventsworten:

Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell. Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friedefürst, auf daß seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende auf dem Thron Davids und in seinem Königreich, daß er's stärke und stütze durch, Recht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit.

Liebe Gemeinde, daß das Jesus ist – dort auf dem Holzschnitt von Hans-Georg Anniès, das sieht jedes Kind. Wir wollen später noch weiter drauf eingehen. Aber was das heißt: "im Lichtkreis des Kindes" – was das heißt: "alles dreht sich ums Kind", was das heißt, Staunen und "Neu-ein-Licht- Sehen", davon kann man auch sonst was ahnen und davon war unser sehr schönes Taufgespräch, das wir miteinander hatten, ganz und gar bestimmt.

Die Eheleute Gerhold sehen ihre kleine Nadine nicht zuletzt auch als wunderbares Zeichen eines neuen Anfangs an, und Nadines große Schwester Lisa gehört mit dazu. Ja, so geht’s Eltern, und im Taufgespräch am Freitag kam das ziemlich deutlich raus, daß solche kleinen Kinder uns Große stark verändern. Daß sie uns unsere Augen auf Sachen richten, die wir ohne Kinder gar nicht so sähen. Man kann vielleicht sogar sagen, daß Nadine wie so eine wunderbare Brille ist, durch die man die Welt in einem andern Licht sieht.

Jedenfalls die drei Taufmütter am Freitagabend, die sprachen intensiv davon: daß in einer verrückten Welt, in der es immer perverser zugeht, wo man immer "höher, schneller und weiter" will – und je schriller desto besser – daß da die kleinen Taufkinder ganz andere Verantwortung brauchen als Grundlage ihres Lebens. Und daß diese Taufkinder einem zeigen, daß der Sinn des Lebens niemals allein im "schneller, höher, weiter" liegen kann. Und egal ob Taufmütter oder Taufväter, ja das gilt sogar für Großmütter und Großväter: an solch einem kleinen Kind, da kann man sehr viel lernen, da kann man sogar neu lernen zu staunen – etwas, was viele Große verlernt haben. Und so ein Kind – als wunderbare Brille betrachtet, zeigt meine ganze Welt in einem völlig andern Licht! Und es gibt ja nicht wenige Großmütter und Großväter, die haben nicht schon an den eigenen Kindern, sondern an den Enkeln dann erst mal richtig gesehen und zum Ausdruck gebracht, was Liebe ist und was für ein Wunder ein Kind ist.

Ja, ich selbst habe meine drei jüngsten Kinder ja erst in einem Alter bekommen, wo andere schon Großeltern sind. Und ich hab es im Taufgespräch auch gesagt: als Basti – heute 13 – damals klein war und wir den Wahnsinn mit der Tschernobyl-Katastrophe erlebten, da war der Kleine auch wie eine Brille: daß man die sozialen Probleme unserer Welt und all die Verrücktheiten noch viel schärfer sieht, so wie es 1991 bei Martin genauso dann war, als der mitten im Golfkrieg 1991 geboren wurde und dann als Pflege- und später Adoptivkind in unserer Familie kam.

Ja, mitten in allen Verrücktheiten, in allen Dunkelheiten, kann einem so ein kleines Kind ein Licht aufsetzen. Und jemand hat mal gesagt, daß so ein kleines Kind zu kriegen, noch mit die einzige Tür ist in unserer Welt, die man aufmachen kann, um wieder sensibel zu werden und neu nach dem Sinn des Lebens zu fragen, eine kleine Tür, mit die einzige Tür, durch die der sonst so oft verdrängte und vergessenen Gott in unser Leben hineinkommt. Jedenfalls für den, der ihn nicht abweist. Macht hoch die Tür, die Tor macht weit!

Wie sagte es damals der Prophet zum Advent?

Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell. Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friedefürst.

Ich denke, da ist es sehr ähnlich – da bei diesem "Sohn" der da geboren werden soll nach Jesaja 9 als das große Licht in die Dunkelheiten der Völker. Und hier vorne auf dem Holzschnitt von Anniès, da leuchtet das förmlich auf: Ein Kind in unserer Mitte, ein Lichtkreis mitten in der Dunkelheit ringsum, und alles verändert sich!

Schauen Sie noch einmal auf das Bild da vorne! Er liegt im Weg, der kleine Säugling, er liegt den Leuten quer, auch da auf dem Bild. Und doch: wer da näher hinkommt, der verändert sich total, der sieht das Licht von etwas Neuem mitten in der schrecklichen Finsternis des Alten. Gestalten öffnen sich im Lichtkreis dieses Kindes, und die Hände, die sind nicht mehr über den nach Fehlern spähenden Augen, die Schultern sind nicht mehr hochgezogen! Nein, sogar zwei Paar Hände von zwei Menschen, die vorher sich feindlich waren, finden sich, wie zur Versöhnung. Und alles im Licht des Kindes, das da in der Krippe liegt. Haben sie es gesehen, wie der dort abgebildete Jesus da liegt. Er liegt in der Krippe auf Stroh, das die Form von einem Kreuz hat?! Da rückt das Kind aus der Krippe mit dem Mann am Kreuz zusammen, da liegt Weihnachtslicht über dem allem und Osterlicht: Christ, der Retter ist da!

Nicht mehr und nicht weniger wünsche ich uns allen in diesem Advent: daß wir vom Kind aus, daß wir im Namen Jesu alles in neuem Licht sehen. Und daß wir uns im Licht dieses Kindes verändern. Daß wir uns verändern lassen von Jesus: so daß wir mit Gott in Frieden kommen und mit denen neben uns auch. Sei für solche Veränderung auch das kleine Taufkind Nadine hier ein Beispiel. Sei sie ein Hinweis auf DEN hin, dem sie mit der Taufe gehört, auf Christus, das Licht und den Retter der Welt.

Ja, werde das so, daß sich unsere Adventsvorbereitungen wirklich drehen ums Kind, ums Kind in der Krippe, da liegend – mit dem Zeichen des Kreuzes und seinen Lichtkreis verbreitend. --- Ja, und dann sollen Große auch wieder Kinder werden, wie wir schon hörten. Menschen, die wie Kinder staunend neu vom Reich Gottes was lernen. Und viele Kinder etwas davon abkriegen – bei uns und über die Grenzen hinaus:

Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht! Für mich gehört im Namen Jesu gerade heute auch die Spendentüte dazu, die sie am Ausgang erhalten und die wir am Abend des 24. Dezember hier gefüllt in den Klingelbeutel tun können für Brot für die Welt. Am heutigen 1. Advent wird die 40. Aktion Brot für die Welt eröffnet – vierzig Jahre "Brot für die Welt" und im Jubiläumsjahr mit der Hand eines farbigen Kindes hier auf der Info-Broschüre und darüber steht das Mottowort dieser Aktion: "Gebt den Kindern eine Chance!" Ich selbst habe in der Zeit in Wanne-Eickel sehr intensiv mit Brot für die Welt zusammengearbeitet und hatte da auch die Möglichkeit, prüfend hinter die Kulissen zu sehen. Mein Fazit: Es gibt in Deutschland nichts Effektiveres, Solideres und Segensreicheres als diese Spendenaktion "Brot für die Welt" und "Misereror", um Kindern in aller Welt zu helfen – Sie können’s hier nachlesen – gegen Kinderausbeutung und für alternative Erziehung von Kindern in Slums und gegen Landminen, die Kindern zu Opfern machen. Ja, stellen sie sich hinter "Brot für die Welt", hinter unsere CVJM-Bauwagenaktion samstags, hinter unsere Deilinghofer Rußlandhilfe, damit auch da Kinder im Volk, das im Finstern wandelt, etwas vom Licht des Advents abbekommen. Und gebe Gott hier, daß er es im Lichtkreis des Kindes hell macht bei jedem hier – so daß der erste Satz auch der letzte hier bleibt: "Alles dreht sich ums Kind bei uns." Amen.