Zum Theoletter in der ZEIT-Beilage "CHRIST UND WELT":

Leser-Drucker
Mit der Fliegen-Klatsche

Aus: Christ & Welt Ausgabe 31/2015

Seit 17 Jahren gibt Friedhelm Groth den »Pastoerchens Theoletter« heraus. Ein Besuch

Ich war ja Jungscharleiter«, sagt Friedhelm Groth, wenn man ihn dafür bewundert, dass er so gut organisiert ist und immer die wichtigen Neuigkeiten findet. Er sagt das auch über andere, vor allem, wenn sie es weit gebracht haben. Ein guter Jungscharleiter gewesen zu sein ist für ihn das, was Personalfachleute »Schlüsselqualifikation« nennen. Wer Pubertierenden ein christliches Angebot macht, das sie packt, der empfiehlt sich für mehr.

Groths Mehr ist, unter anderem, ein Nachrichtendienst per E-Mail. Seit 17 Jahren gibt Friedhelm Groth »Pastoerchens Theoletter« heraus (www.pastoerchen.de). Zweimal die Woche stellt er zwischen 40 und 50 Links zu Nachrichten aus der religiösen Welt zusammen und verschickt sie an mehr als 300 Theologen, Professoren, Bischöfe, Kollegen und engagierte Christen. Jeden Link leitet er mit ein paar Zeilen ein. Sie zeigen, wie er denkt. Und er gibt jeder Nummer eine eigene Überschrift. Für den journalistischen Pfiff, wie er sagt. Die Überschriften helfen ihm auch, zu verfolgen, wohin Nachrichten aus dem »Theoletter« weitergeschickt werden. Christ&Welt ist oft vertreten. Und, grundsätzlich, jede Publikation der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, ein Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland, das die religiöse Szene zwischen Sonntagschristen, Sekten und Salafismus beobachtet und analysiert und dessen Arbeit viel zu wenig beachtet wird. Pfarrer wissen zu wenig über Religionen, sagt Groth. Deshalb, so wird er im kommenden »Theoletter« schreiben, versteht er sein Angebot auch als intellektuelle Seelsorge.

Groth wertet die großen Online-Portale aus und ebenso versteckte Nachrichten. Am Schluss stehen Humor und Podcasts. Und »was Gutes Andachtsmäßiges«. Ihm entgeht nichts. Mancher Professor, der nicht im Verteiler eines großen Pressespiegels steht, ist dankbar für seinen Einsatz. Warum macht einer das, wenn nicht einmal Geld dafür herausspringt? Da kommt Groth auf seinen großen theologischen Lehrer zu sprechen: »Karl Barth hat gesagt, man solle Bibel und Zeitung zusammen lesen. Deshalb setze ich alles in Beziehung zu meinem Glauben.« Bis vor zwei Jahren war Groth Pastor in Iserlohn im Sauerland. Jetzt, im Ruhestand, investiert er noch mehr Arbeit in den »Theoletter«. Er schätzt, dass er dafür jede Woche zwischen 15 und 20 Stunden am Computer sitzt. Daneben forscht er heimatgeschichtlich. Und arbeitete heraus, dass ein früherer Wohltäter der Region, Friedrich von Romberg, seinen Reichtum als einer der größten Sklavenhändler des Kontinents gewann.

Wie findet er das alles? »Man findet immer was Neues, was keiner hat«, antwortet er und zeigt journalistisches Gespür. »Ich wäre ja auch gern Journalist geworden«, sagt Groth. Er ist Öffentlichkeitspastor im Kirchenkreis Arnsberg gewesen. Am meisten Befriedigung kann er aus Meinungen ziehen, die er nicht teilt. »Es macht einen Riesenspaß, nicht objektiv darstellen zu müssen, was einem tierisch auf den Geist geht«, sagt er und lacht: »Nein, ich bin nicht objektiv. Ich bin wie die ›Bild‹-Zeitung: Hauptsache, man liest es. Und Leuten, die ich überschätzt finde, gebe ich mal eins mit.« Zum Beispiel dem Dalai Lama. Oder seinem Ex-Kollegen Jürgen Fliege, der mit Essenzen handelte, als ihm die Worte auszugehen drohten.

Erschienen in: Christ und Welt
Ausgabe 31/2015
Redakteur:
Wolfgang Thielmann (Redakteur)
Thema:
Der Leser-Drucker