Trauungsgottesdienst am 5. Mai 2000 Stephanuskirche
"Butzi und Fritzi" - Hochzeit der Eheleute
"Butzi" Georg Gailer und "Fritzi" Friederike Gailer, geb. Gosselke
 

Bilder von der Trauung HIER

Lieder wurden alle von Fritzi ausgesucht
Eingangslied (Gitarre und Vorsänger Obi): Du hast uns, Herr, gerufen..., 1-
Lied vor dem Eingangsgebet Danke, alle Strophen, mit den Zusatzstrophen: 6. Danke, dass du die Liebe schenktest, / danke, sie ist ein Himmelsstück. / Danke, dass ihren Weg du lenktest / in das Weg zum Glück.
7. Danke für diesen tag der Freude, danke für unser Hochzeitsfest. / Danke, dass nicht nur hier und heute du uns feiern lässt.

Die neutestamentliche Lesung vor der Traupredigt ist das sog. "Hohelied der Liebe" von Paulus, 1. Korinther 13, 1-13 (kursiv gedruckt der von den Beiden ausgewählte Trautext):
Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete und hätte die Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle. Und wenn ich prophetisch reden könnte und wüßte alle Geheimnisse und alle Erkenntnis und hätte allen Glauben, so daß ich Berge versetzen könnte, und hätte die Liebe nicht, so wäre ich nichts. Und wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe und ließe meinen Leib verbrennen, und hätte die Liebe nicht, so wäre mir's nichts nütze.
Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf, sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie läßt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit; sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles. Die Liebe hört niemals auf, wo doch das prophetische Reden aufhören wird und das Zungenreden aufhören wird und die Erkenntnis aufhören wird. Denn unser Wissen ist Stückwerk, und unser prophetisches Reden ist Stückwerk. Wenn aber kommen wird das Vollkommene, so wird das Stückwerk aufhören.
Als ich ein Kind war, da redete ich wie ein Kind und dachte wie ein Kind und war klug wie ein Kind; als ich aber ein Mann wurde, tat ich ab, was kindlich war. Wir sehen jetzt durch einen Spiegel ein dunkles Bild; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, wie ich erkannt bin. Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.

Lied vor der Traupredigt: Gott gab uns Atem, damit wir leben, 1-3


 

Traupredigt Butzi und Fritzi, 5. Mai 2000, 1. Kor. 13,2

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Hl. Geistes sei mit Euch Beiden und mit euch allen. Amen.
Liebe Festgemeinde in der Stephanuskirche, liebe Eheleute Gailer, wie Ihr beide seit heute morgen ja gemeinsam heißt!
Erlaubt mir, dass ich im ersten Satz der Predigt ganz allein an Butzi mich wende in einer Art "Eingangsbulli" und hier auf die sehr humorvolle und hintergründige Hochzeitsanzeige hier [zeigen] eingehe, wo aus Deiner Perspektive, lieber Butzi, die Frage nach der Frau, die du brauchst, da mit drei Ausrufezeichen von Dir her beantwortet wird: "Woher auch immer, jetzt ist sie da!!!" Ja ich bin mit Dir der Meinung, dass ER sie sich nicht aus den Rippen geschnitten hat, aber das andere stimmt auch, das weiß ich genau: "Jetzt ist sie da!!!", und als ER sie Dir gemacht hat, da war es Handarbeit, ein Original hat er da geschaffen, ein Unikat, und als ER es tat, da war ganz viel Liebe dabei, und als er zuvor umgekehrt Butzi für Fritzi geschaffen hat, da wurde es auch ein Unikat, von ihm gemacht in Handarbeit, mit seinen eignen Händen mit ganz viel Liebe dabei...
Soviel zum "Eingangsbulli", das Du, Butzi an dieser Stelle mich wohl sicherlich gern gewinnen ließest. "Woher auch immer, jetzt ist sie da!" In seiner Liebe mit eigner Hand geschaffen - "Liebe, sie ist ein Himmelsstück", so klang es eben an. Und genau von da geht es mitten ins Zentrum von euerm Trauspruch rein, den wir ja eben schon hörten im Hohenlied der Liebe von Paulus in 1. Korinther 13, den 2. Vers: Und wenn ich prophetisch reden könnte und wüsste alle Ge-heimnisse und alle Erkenntnis und hätte allen Glauben, so dass ich Berge versetzen könnte, und hätte die Liebe nicht, so wäre ich nichts.
Ja, diesen Satz habt Ihr euch ausgesucht, dass ich jetzt drü-ber rede - und dass er euch dann weiterbegleitet, über diesen Tag hinaus.
Und wenn ich prophetisch reden könnte und wüsste alle Geheimnisse und alle Erkenntnis und hätte allen Glauben, so dass ich Berge versetzen könnte, und hätte die Liebe nicht, so wäre ich nichts.
Und da muss ich schon stoppen und innehalten: "dass ich drüber rede", so habe ich das eben gesagt. Fehler, das ist falsch! Wenn ich den Satz nämlich ernstnehme, so wie er da steht, dann ist das totaler Quatsch, wenn ich hier bloß "drü-ber" rede, denn selbst wenn ich prophetisch reden könnte und salbungsvoll tolle Sachen sagte, so wie ein Superrhetoriker, dass alle sagen "ach, wie schön die Predigt!", selbst, wenn ich mir 1000 Gags und Predigtideen einfallen ließe, mit "Eingangsbulli" und Eishockey" und solchen ansprechenden Sachen und wenn ich nur "drüber" spräche, dann träfe es nicht den Kern. Nein, gemeint ist da, ich muss nicht "drüber" sprechen, ich muss selbst drin sein, drin in der Liebe, nur die Liebe selber ist der Draht, nur in der Liebe ist der Draht da, dass rüberkommt, was hier gemeint ist! Und wenn ich hier superschlaue Sachen von Gott hier anschleppte in meiner Predigt, tolle Erkenntnisse und Geheimnisse, um Glauben zu erzeugen, der Berge versetzt, all das würde scheitern, wenn das Grundeinfachste fehlte, das Herz von allem: Dass Liebe da ist, und zwar beide Sorten von Liebe, die Liebe von dem, der euch beide als Unikate und Originale geschaffen hat, füreinander - mit eigener Hand, und die Liebe dort, die Dich, liebe Fritzi mit Butzi verbindet.
Der Paulus da in euerm Trauspruch sagt, nur die Liebe schafft den Draht, nur die Liebe ist das Herz von allem, und wenn das Herz und der Draht fehlt, dann zündet da gar nichts und springt da kein Funke! Da hier es ja im Satz da-vor: Wenn ich mit Menschen- und mit Engelszungen redete, aber ohne Liebe, wär ich eine Glocke, die schief bimmelt, da wäre ich wie so ein Computerprogramm, das mit dem Zufallsgenerator Liebesbriefe erzeugt, so ist das gemeint... Ja, dann wäre alles roboterhaft, auch diese Predigt hier. Mag es oft in Kirchen so sein, in katholischen und auch in evangelischen, dass man solche roboterhaften Predigten von Gott und Liebe hört, wo in Wirklichkeit die Liebe fehlt, hier soll es anders sein und kann es anders sein.
Dazu gehört natürlich auch, liebe Fritzi, dass wir uns seit 17 Jahren fast ziemlich gut kennen, seit damals, als Du noch ein kleines Mädchen warst und danach Katechumenin und Konfirmandin, wo damals schon da schon besondere Drähte zwischen uns vorhanden waren: dass mir von dem Mädchen Friederike Gosselke, dieser lebhaften und etwas auffälligen Heranwachsenden, ungewöhnlich viel in Erinnerung blieb, von Fritzi, die immer die Jüngste in der Gruppe war und trotzdem damals an Spontanität und Ideen und Originalität fast alle meist übertraf, und die viele immer mitriss, Fritzi, von deren weiterem Weg ich natürlich was wusste und begleitet, Fritzi, die damals als 13jährige hier von mir an dieser Stelle eingesegnet wurde, am 13. 4. 86, als Du halb so alt warst wie jetzt, wo du hier mit Butzi zusammen noch einmal Ja sagst an dem gleichen Altar: "Ja, mit Gottes Hilfe".
Und wenn ich hier die Fritzi so ein bisschen hervorhob, lieber Butzi, wirst du es gerne verzeihen, wie ich dich kenne. Denn ich denke, haargenau das, was ich eben von ihr als Wesenszüge beschrieb, ist das, was dich von Anfang an bei Fritzi ungeheuer faszinierte: Du hast es schön beschrieben am Dienstag, wie du sie siehst und liebst: dass sie nicht so eine ist wie alle, dass sie was Verrücktes an sich hat, das aufs Beste zu deiner Verrücktheit passt, dass man mit ihr zusammen kaum zum Spießer wird, dass es genau die Frau ist, die du gesucht hast und brauchst. Ja, und umgekehrt ist es keinen Deut anders, so gut habe ich den Butzi Gailer, den ich lange schon von außen kannte, von der Eisfläche und von der Zeitung, inzwischen kennenlernen können, besonders auch in unserm Gespräch von Montag, das viereinhalb Stunden dauerte und das uns allen dreien eine ganze Menge gebracht hat, das uns ziemlich eng zusammenbrachte, so gut habe ich den Butzi Gailer kennenlernen können, dass Fritzi für ihn genau die Richtige ist, dass da nicht nur eine ganze Menge Parallelen zwischen euch sind und Fügungen im Leben, die sehr ähnlich sind, sondern dass da auch Sachen sind, wo Ihr beide in guter Weise zueinander ein Gegengewicht bildet.
Es war spannend, von Euch zu hören, wie Ihr euch zum ersten Mal saht und wie dann nach und nach die Geschichte eurer Liebe begann. Das erste Sehen, als noch lange nichts war: Der Sambazug des ECD, Dezember 1994, der nach Hamburg fährt, und Fritzi mit Trikot in diesem Wirbel drin, als sie dann hinterher beim späterem Nachprüfen sah: die Spielernamen da mit Edding auf ihrem Trikot, da war auch der Spieler Butzi Gailer drauf, der sich da eingeschrieben hat. Und später hat er sich noch öfter eingeschrieben bei ihr, in anderer Art, bis sein Name ganz eng zu ihr gehörte... Ja, wie ihr dann eure weitere Geschichte schildertet, das war ungeheuer bezeichnend, was dann kam, dass da oftmals ei-ne Berg-und-Talfahrt draus wurde: Ja, zunächst war eure Liebe gar nicht so ein sturmfreies Gebiet und gar nicht so eine konstante Linie, sondern manchmal durchaus wie eine Achterbahn, manchmal ein bisschen wie Geisterbahn, angefangen vom ersten Mal, wo dort in der Disco Butzi von diesem Mädchen Fritzi mit den auffällig roten Haaren nicht loskam. Ja, da war die Rede vom Bierdorf im Werl, vom Hofbräuhaus in Iserlohn und von eurer Beziehung, wie sie da durch Proben und durch Stürme und durch Schicksalsschläge ging, wie sie in Krisen zerzaust wurde - wer weiß wie und geprüft, wo es zwischendrin beinahe nichts mehr geworden wäre mit euch, hätte Caro, Fritzis Schwester, Weihnachten 96 nicht Butzi angerufen, z.B., und hätte zuvor der Butzi da nicht in einer schlimmen Krise ganz lange vor Fritzis Haustür gesessen und gelegen, wo sie ihn fand. Aber in dem Ganzen hat sich bei euch eine ganz tiefe Gewissheit herausgebildet: uns bringt nichts und niemand mehr auseinander, und mehr Freiraum und mehr Nähe und Bindung - genau in der Mischung, wie ihr beide es braucht, kann Fritzi nicht bekommen als da bei Butzi, und Butzi nur bei Fritzi, umgekehrt. Mein Chemielehrer in Schwerte sagte damals oft, es sei ein Gesetz, dass in der Chemie unter Druck und Hitze immer die besten Verbindungen entstehen, und diese Chemie zwischen euch beiden, die ist da und ver-bindet euch...
Wir haben uns die Freiheit genommen in unserm langen Traugespräch, intensiv von innen heraus über eure Liebe zu reden, von der Familie, die ihr dann sein wollt, bis hin zu Sachen, die ihr kaum jemals jemanden sagtet, bis hin auch zu Sachen, was Glauben in uns drin bedeutet, bei euch beiden und bei mir, Glauben, Beziehung zu Jesus Christus, Beten in Krisenerfahrungen und sonst, ja, wir redeten von innen heraus darüber, wie sich das Glauben der damals 13jährige Konfirmandin Fritzi dann weitergezeigt hat, und wie da neue Erfahrungen kamen und Dinge, die zu verarbei-ten waren. Ja, wir sprachen auch kritisch über die Institution der Kirche, wo da vieles bei den Katholiken und bei uns so roboterhaft äußerlich ist, auch wenn da von Liebe geredet wird. Und wir sprachen davon, dass das - Gott sei Dank! - nicht alles ist, für den, der noch von dieser Liebe was im Herzen hat, von der der Paulus in euerm Trauspruch schreibt: Nicht auf hohe Erkenntnisse kommt es an, nicht auf Glauben, dass er gleich Berge versetzt, aber auf Jesus Christus kommt es an, der ihm sein Ein und Alles war - seitdem Paulus ihn erfuhr, sehr persönlich und sehr machtvoll erfuhr zum ersten Mal bei seiner Bekehrung, als dieser Jesus ihn packte und vom Saulus zum Paulus machte bei Damaskus, vom Christenhasser zum Christen und zum Botschafter seiner Liebe. Ohne diesen Jesus Christus, ohne die Botschaft dieser großen Liebe, das will Paulus sagen, ohne diese Liebe, die da in 1. Kor. 13 Agape heißt, ohne diese Leidenschaft, ohne den Draht dazu ist alles sinnlos.
Und haargenau wie bei der Liebe zwischen euch beiden, die in Druck und Hitze sich bewährt hat, tief geworden ist und gereift, so ist es mit Jesus, so ist es mit dieser Agape-Liebe aus 1. Kor. 13, die Paulus meint. Haargenau so ist es mit Jesus, dem ganz sein Herz gehört, eine Liebe, ein Draht zu ihm, eine Liebe von Herzen, die für Menschen, die zu beten wagen, stärker bleibt als Krisen, stärker als Kreuz, das man erlebt, die als stärker sich erweist als unsere Krisen und noch eine ganze Ecke tiefer geht als aller Kirchenkram - ja von diesem Jesus und seiner Liebe, von dem, dass man von Jesus was erfahren kann, davon kann ich nur reden wie von einem Menschen, den ich über alles liebe und mit dem ich meine ureigenen Erfahrungen habe, die mir keiner nehmen kann. In seiner Liebe lädt dieser Jesus heute euch beide und jeden hier, der richtig hört und von Herzen, ein: "Ich habe euch lieb, und jetzt sagt ja zu mir, und erneuert den Bund mit mir, sagt ja zu mir und zu Erfahrungen mit meiner Agape-Liebe, sagt Ja, dass meine Liebe eure Liebe umfangt und eurer Liebe Tiefgang gibt, denn meine Liebe, die hat Bestand im Leben und selbst dann, wenn der Tod euch scheidet." "Sagt ja zueinander und zu Jesus Christus", das ist gemeint, wenn zwei gleich sprechen hier - wie damals bei der Konfirmation: "Ja, mit Gottes Hilfe!" Gott segne euch und erhalte euch zusammen als zwei Unikate aus seiner Hand, gemacht von ihm in Handarbeit. Amen.