Trauergottesdienst Gertrud Fuchs, geb. Meiser
am 13.4.2000 Friedhofskapelle Friedhof Deilinghofen

Lieder, zu Beginn: Befiehl du deine Wege EKG 294, 1, 2 und 12, am Ende EKG 529, 1 und 3: So nimm denn...

Liebe Angehörige unserer Entschlafenen, liebe Töchter von Frau Fuchs mit den Familienangehörigen, liebe Verwandte und Bekannte, liebe Trauergemeinde hier in der Deilinghofer Friedhofskapelle! Den traurigen Grund, der uns hier zusammenkommen ließ zum Abschied von einem lieben Menschen, den fasst die Traueranzeige so zusammen, wie ich es hier zitieren darf:

"Ein Lebenskreis hat sich geschlossen. So nimm denn meine Hände. Wir haben unser Liebstes verloren.

Gertrud Fuchs, geb. Meiser,

* 3.8.1927    + 6.4.2000

In unseren Herzen wird sie immer weiterleben."

Und dazu liebe Gemeinde, stehen da noch Zeilen, die ganz große Liebe zum Ausdruck bringen mit diesen Versen, die unsere Verstorbene auch kannte: „Liebe Mutti, schlaf in Ruh, Kindesliebe deckt dich zu“, wo dann die letzte Zeile heißt: „Muttilein, wir sehn uns wieder“.

Mit Bedacht setze ich zu unserer Orientierung hier bei diesem Abschied Worte aus dem Alten Testament aus dem Propheten Jesaja daneben, die in eine ganz ähnliche Richtung gehen, so wie ich es gestern auch anführte im Haus Falkenhagen bei unserem Trauergespräch, als ich da schon einmal die Worte aus Jesaja 66, 13 aussprach:

So spricht der Herr: Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet. Wir hören auf Jesaja 66, 13, auf diesen hier entscheidenden Satz, der all das zusammenfasst, was hier an diesem Sarg zu sagen ist: So spricht der Herr: Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.

Liebe Angehörige, liebe Gemeinde, das ist ein sehr intimes und ein andererseits äußerst  kühnes Bild, wie das beschrieben wird mit diesem Vergleich aus dem Familienleben, was für einen Menschen Gott bedeuten will und was im Innersten eine Gottesbeziehung bedeutet. Und zwei Verse davor, Jesaja 66, 11, da wird es noch radikaler und noch kühner beschrieben, wenn da von der Mutterbrust die Rede ist, das den Trost und die Vertrauensquelle des kleinen Kindes darstellt, und das – dies äußerst kühne Bild und Gleichnis - wird da im Namen Gottes mit Gott zusammengebracht, dass Gott da sagt, so bin von innen her ich, ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet!

Bilder aus dem Familienleben, Bilder von einer Mutter... Liebe Gemeinde, wenn ich von daher an Frau Gertrud Fuchs und ihr Leben denke, dann ist es äußerlich jedenfalls so, dass ich sie viel viel schlechter kannte als viele hier im Raum der Friedhofskapelle, die ganz viele intensive Erlebnisse aus langen Jahren zuvor mit ihr verbinden. Sie wissen, dass ich nur vertretungsweise für meinen Hemeraner Amtsbruder diesen Gottesdienst halte, und dass ich sie als Hemeranerin, die nicht Gemeindeglied bei uns in Deilinghofen war,  nicht so gut habe kennen lernen können. Aber immerhin hatte sie zu unserer Kirche und zu den Gottesdiensten da, auch zu den Gottesdiensten mit den ganz Kleinen eine besondere Beziehung, wenn die kleine Friederike z.B. dabei war, Weihnachten und sonst, dann war sie mit Leib und Seele dabei. Und gerade mit der Familie Falkenhagen sind auf diese Weise ja viele Verbindungen gewachsen, so dass gestern bei unserer Rückschau im Trauergespräch mit den engsten Verwandten, mit Ihnen den beiden Töchtern und  Ihnen, Frau Deichsel als älterer Schwester der Verstorbenen vieles sehr vertraut und nah war, was da aus diesem Lebensweg von 72 Jahren noch einmal erzählt und geschildert wurde. Bilder aus dem Familienleben, Bilder von einer Mutter...

Liebe Angehörige, liebe Gemeinde! Gestern bei dem Gespräch, da stand auf dem Wohnzimmertisch ihr Bild vor uns, andere Bilder, zum Beispiel vom kleinen Markus am Bett der kranken Oma zuletzt, wurden da gezeigt, Markus, der da zeigte, dass er seine Oma lieb hat. Und im übertragenen Sinn auch viele Bilder standen uns da vor Augen, etwa als Frau Deichsel als Schwester erzählte von den zusammen fünf Geschwistern im Hause Meiser, dort drüben bei der damaligen Freien Stadt Danzig im Ort Oliva, den ich selbst auch sehr gut kenne und auch schon zweimal war, drüben, wo meine Mutter und mein Vater nicht weit davon auch im Osten ihre Heimat gehabt hatten. Ja, Frau Deichsel erzählte von dem schweren Leben, dass der Vater als Maurer eine große Familie zu versorgen hatte und auch die Schwestern beide verantwortlich mit dazu beitragen mussten, dass die Familie durchkam, wo die Prüfungen dann noch härter wurden, als die Russen und als die Polen dann Ende des Krieges in die Heimat einzogen und der Weg in den Westen gefunden werden musste, damals 1945 war Gertrud Meiser gerade ganze 18 Jahre alt, als die Familie sich nach all den Wirren hier in Hemer wieder zusammensammelte, weil doch Frau Deichsel im Krieg einen Mann, der aus Hemer stammte, geheiratet hatte. Vieles andre aus diesem Leben in Hemer trat uns da in Bildern vor Augen, die Verheiratung, die Geburt der beiden Töchter 1956 und 1958, viel Glück der Kindheit und auch Schweres, dort in der kleinen Wohnung an der Brabeckstraße in Hemer, wie ja Frau Fuchs zusammen fast ein halbes Jahrhundert da an der Brabeckstraße wohnte, man dachte zurück an ihr arbeitsreiches Leben, wo ihre Mutter und Oma ja neben ihren Pflichten als Hausfrau und Mutter noch bei Grohe und dann lange Jahre am nahegelegenen Krankenhaus gearbeitet hatte. Ich belasse es bewusst bei diesen wenigen Andeutungen und weiß dabei: Wie viel Liebe man von ihr gekriegt hat und was alles man dieser einfachen und tapferen Frau und ihrer Fürsorge verdankt, das muss ich hier nicht groß hinaustönen, das ist in ganz vielen intensiven Erinnerungen bei den Ihren verwahrt, und zwar ganz genauso, wie es unter der Traueranzeige steht: In unseren Herzen wird sie immer weiterleben, wobei es ja bis zum Ende des Jahres 99 so war, dass ´sie immer noch oft auch ihre beiden Deilinghofer Enkelkinder zu sich nehmen konnte, wo da – wie schon angedeutet – das Verhältnis nicht minder innig war wie zu allen ihren Angehörigen.

Und aus ganz eigener Anschauung kann ich von mir aus hinzusetzen, dass es mir wohl immer unvergesslich ist, in welcher Ruhe, in welchem ungewöhnlichem Frieden sie dann am Schluss nach dem schweren Durchzumachenden am Anfang dieses Jahres zum Schluss von Gott aus diesem Leben abgerufen wurde! Die kleine Friederike war dabei, Gabriele, ihre Mutter, und ich, und wir sangen da ganz kindlich ein Abendlied: „Müde bin ich geh zur Ruh“. Und als hätte sie drauf gewartet, hat sie da bei diesen Worten Beruhigung und dann Ruhe gefunden und ganz sicher hat sie da alles vernommen: „Kranken Herzen sende Ruh, nasse Augen schließe zu!“ Und den Psalm, den ich eben las, den betete ich da in ihrer letzten Stunde, betete dann mit meinen eigenen Worten und wir drei beteten das Vaterunser, in dem ja auch die Worte vorkommen: Dein Wille geschehe. Und als Gottes Willen konnten wir es da sehen und annehmen, dass er genau sie in seine Hand nahm und einschlafen ließ, aus dieser irdischen Welt abgerufen und in seine Welt aufgenommen, so sachte und so sanft, wie ich es in all den Jahrzehnten noch nie gesehen und miterlebt hatte; unter dem Segen ist sie gestorben  und entschlafen, erlöst jetzt von all dem, was ihr vorher so Mühe machte.

Liebe Leidtragende, liebe Angehörige, liebe Gemeinde, diese Art, sterben zu können, die sehe ich unterirdisch für mich innig mit dem Wort verknüpft, das ich am Anfang las, wo Gott den seinen in seinem Wort als sein Versprechen sagt:

Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.

Da mag es Leute geben, die lachen drüber heimlich und denken, das ist doch sentimental und allzu kindlich. Aber im Namen des Jesus, der gesagt hat: Wenn ihr nicht wie die Kinder werdet und das aufnehmt, was glaubensmäßig wichtig ist vom Glauben als dem Sinn des Lebens, wenn ihr nicht wie die Kinder werdet, dann kriegt ihr von dem, was ich für euch habe nichts mit, und im Geiste dieses Jesu, dem mein Leben gehört, will ich mir ein Beispiel an dem kleinen Enkelsohn Markus mit seinen jetzt drei Jahren nehmen und mit allem Nachdruck das glauben und ernstnehmen, was der Klein da sagte, er sei traurig, aber die Oma ist jetzt im Himmel und hat es besser. Ja, sie ist väterlich und mütterlich versorgt durch diesen Gott, den den Seinen kindlich nah ist, so wie es sonst nur eine Mutter ist. Und ich möchte sie mit Jesus zusammensehen, der leiden musste wie wir leiden, der leiden musste dann am Kreuz bis zum Letzten, als er für uns starb, bei dem der Tod aber nicht das Letzte blieb, der der Herr des Lebens wurde und der Herr über den Tod hinaus. Ja, im Namen dieses Jesus wünsche ich Ihnen, die Sie hier besonders traurig sind, die Erfahrung, dass Gott uns gerade da näher ist als wir uns selbst und hier tröstet – wie eine Mutter tröstet!

Und in der Stille jetzt, da kann jeder von uns, der es vermag die Hände falten und für sich beten um solchen Glauben und um solchen väterlichen Trost, den Gott schenkt wie ihn eine Mutter schenkt. [Stilles Gebet]. Amen.

So nimm denn: Wenn ich auch gleich nichts fühle von deiner Macht, du führst mich doch zum Ziele, auch durch die Nacht. So nimm denn meine Hände und führe mich bis an mein selig Ende und ewiglich.  Amen.          

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