Allen die dieses lesen, ein gesegnetes Neues Jahr!

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Gottesdienst am 1. Sonntag nach Epiphanias 10.1.99 Deilinghofen Stephanuskirche

Wochenspruch:

Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder. (Römer 8,14)

Orgelvorspiel und Abkündigungen

Eingangslied: Jesus ist kommen eg 70 (Wie schön leuchtet der Morgenstern), 1 und 4-5

IM NAMEN DES VATERS...UNSERE HILFE...

Der Wochenpsalm 89 preist Gott mit den Worten:

Ich will singen von der Gnade des HERRN ewiglich / und seine Treue verkünden mit meinem Munde für und für; denn ich sage: Für ewig steht die Gnade fest; / du gibst deiner Treue sicheren Grund im Himmel. »Ich habe einen Bund geschlossen mit meinem Auserwählten, / ich habe David, meinem Knechte, geschworen: Ich will deinem Geschlecht festen Grund geben auf ewig / und deinen Thron bauen für und für.« Und die Himmel werden, HERR, deine Wunder preisen / und deine Treue in der Gemeinde der Heiligen. Damals hast du geredet durch ein Gesicht / zu deinem Heiligen und gesagt: Ich habe einen Helden erweckt, der helfen soll, / ich habe erhöht einen Auserwählten aus dem Volk. Ich habe gefunden meinen Knecht David, / ich habe ihn gesalbt mit meinem heiligen Öl. Meine Hand soll ihn erhalten, / und mein Arm soll ihn stärken. Die Feinde sollen ihn nicht überwältigen / und die Ungerechten ihn nicht demütigen. Er wird mich nennen: Du bist mein Vater, / mein Gott und Hort, der mir hilft. Und ich will ihn zum erstgeborenen Sohn machen, / zum Höchsten unter den Königen auf Erden. Ich will ihm ewiglich bewahren meine Gnade, / und mein Bund soll ihm fest bleiben. Ich will ihm ewiglich Nachkommen geben / und seinen Thron erhalten, solange der Himmel währt. Kommt, lasset uns anbeten: EHRE SEI GOTT IN DER HÖHE...

Sündenbekenntnis: Herr Jesus Christus, Dein Licht leuchtet seit Weihnachten und strahlt in unsere Welt bis zum heutigen Tag; Du bist der Stern, auf den wir schauen, der Fels, auf den wir trauen können. Aber Du weißt, wie oft wir dennoch im Finstern wandeln und uns Dein Licht fehlt. Du weißt um die Dunkelheit von Schuld in unserm Leben, Du weißt um all die Finsternis, die in uns herrscht: in uns als Einzelnen und in uns als Deiner Gemeinde. Du weißt um die Lauheit und Trägheit unserer Herzen: daß so oft Zweifel uns runterziehen und wir nichts ausstrahlen von der Leuchtkraft echten Glaubens, daß so oft Worte, die wir aus deinem Wort vernehmen können als Worte an uns, folgenlos bleiben in der Woche im Alltag und in den Tiefen des Lebens und der Gottesdienst bloß auf den Sonntag beschränkt bleibt.

Wir bitten Dich um Vergebung: Gib Du uns die Kraft im Neuen Jahr, Deinen Willen in unserm Leben zu erkennen und zu tun! Herr, erbarme dich unser!

KYRIE...

GNADENZUSPRUCH Joh. 3,16: So sehr hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen einzigeinen Sohn gab, auf daß alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben / EHRE SEI GOTT IN DER HÖHE/Der Herr sei...

Gebet: Herr, unser Gott, sammle Du jetzt unsere Gedanken, daß wir unter Deinem Wort offen werden für Dich. Wir sehnen uns nach Klarheit und Eindeutigkeit in unserem Leben. Wir bitten dich: Laß uns heute morgen erkennen, was du mit uns als Einzelnen und mit uns als Gemeinde vor hast, und deinen Willen bejahen. Gib uns auch die Kraft zu erfüllen, was uns aufgetragen ist. Wir preisen dich und rechen mit dir, der du mit Jesus, dem Sohn und dem Hl. Geist lebst und regierst von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Evangelium des Sonntags aus Matthäus 3: Zu der Zeit kam Jesus aus Galiläa an den Jordan zu Johannes, daß er sich von ihm taufen ließe. Aber Johannes wehrte ihm und sprach: Ich bedarf dessen, daß ich von dir getauft werde, und du kommst zu mir? Jesus aber antwortete und sprach zu ihm: Laß es jetzt geschehen! Denn so gebührt es uns, alle Gerechtigkeit zu erfüllen. Da ließ er's geschehen. Und als Jesus getauft war, stieg er alsbald herauf aus dem Wasser. Und siehe, da tat sich ihm der Himmel auf, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube herabfahren und über sich kommen. Und siehe, eine Stimme vom Himmel herab sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.

Halleluja. Lehre mich nach deinem Wohlgefallen, denn du bist mein Gott; dein guter Geist führe mich auf ebener Bahn. Halleluja!

Glaubensbekenntnis

Gemeinsames Lied: Lied 56 (Weil Gott in tiefster Nacht), 1-5 und Refrain

 

Predigt

über den vorgeschriebenen Text zum 1. So. nach Epiphanias,

Matth. 4,12-17

Gnade sei mit Euch und Friede von Gott, unserm Vater, und unserm Herrn Jesus Christus. Amen.

Liebe Gemeinde! "Kehraus vom Fest!" Während bei uns nun langsam die letzten Weihnachtsbäume entsorgt werden und die Müllabfuhr vom Fest her überaus viel zu tun hatte in der vergangenen Woche auch mit nachweihnachtlichem Müll, haben die Russen mit der gesamten Ostkirche ja gerade eben am Epiphaniastag, also am 6. Januar, und an den Tagen danach ihr Weihnachtsfest gefeiert. Zwei jüngere, aus der Gemeinde, Matthias und Doreen, die übers Fest auf Besuch bei Vater Alexander in der Partnergemeinde in Schelkowo waren, berichteten mir, wie sie vorgestern am dortigen 2. Feiertag dem Patriarchen der russischen Kirche in Moskau, also dem Papst der Ostkirche sozusagen, zum Fest feierlich ein Erinnerungsgeschenk unserer Gemeinde überreichen konnten! Kehraus vom Fest – jedenfalls bei uns – am Sonntag nach dem Erscheinungsfest jetzt in der Epiphaniaszeit, wo man nachweihnachtlich an den Stern von Bethlehem und die Weisen denkt und an den "schönen Morgenstern" denkt, der in Jesus zu uns kam, von dem wir sangen, und der da noch sinnbildlich hängt in der Kirche als Herrnhuter Stern, in der Epiphaniaszeit nach dem Epiphanias- oder Erscheinungsfest, wo man an Jesu Taufe und an Jesu Anfänge denkt und das Licht, das seit der Weihnacht erschienen ist und in der Nacht leuchtet auch im Neuen Jahr!

Von solchen Kehraus-Gedanken nach dem Fest schrieb auch unser Deilinghofer Pastor Michael Rose gestern in beiden Lokalzeitungen im "Wort zum Sonntag" – viele haben es sicherlich gelesen, und ich habe diesen Artikel mit der Überschrift: "Himmel auf Erden" mal ausgerissen und hier mitgebracht [zeigen]. Pastor Rose sagt da, daß zu Weihnachten von vielen "ein bißchen Frieden" wie ein Ritual gespielt wurde, ein bißchen "Himmel auf Erden" gespielt wurde, daß es aber in der Bibel anders weitergeht mit Jesus, als die Leute es sich vormachen und es gern haben. Er schreibt wörtlich, wie dann der Himmel zur Erde kam, ich zitiere:

"Als dieser holde Knabe im lockigen Jahr erwachsen wurde, schlägt er ganz andere als die sanften weihnachtlichen Töne an. Sein erster uns überlieferter Satz ist: ‚Tut Buße, das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!‘"

Und genau davon handelt zentral der für heute am Sonntag nach dem Erscheinungsfest in unseren Kirchen vorgeschriebene Predigtttext aus Matthäus 4, in den Versen 12 bis 17:

Als nun Jesus hörte, daß Johannes gefangengesetzt worden war, zog er sich nach Galiläa zurück. Und er verließ Nazareth, kam und wohnte in Kapernaum, das am See liegt im Gebiet von Sebulon und Naftali, damit erfüllt würde, was gesagt ist durch den Propheten Jesaja, der da spricht: »Das Land Sebulon und das Land Naftali, das Land am Meer, das Land jenseits des Jordans, das heidnische Galiläa, das Volk, das in Finsternis saß, hat ein großes Licht gesehen; und denen, die saßen am Ort und im Schatten des Todes, ist ein Licht aufgegangen.« Seit der Zeit fing Jesus an zu predigen: Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!

Da ist in der Tat nichts groß Feierliches mehr drin, liebe Gemeinde, in diesem ganz schlichten Text rund um den ersten Satz von Jesus, der uns überliefert ist: ein total unscheinbarer Anfang! Die Worte, die wir gehört haben, erzählen vom Anfang des öffentlichen Wirkens Jesu. Er verläßt seine Heimatstadt und geht nach Galiläa. Dort beginnt er zu predigen und seine Botschaft lautet: "Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!"

Und doch, wer es genau hört, dem klingt jedenfalls ein bißchen von Weihnachten da auch noch durch! Die große alte Adventshoffnung von Jesaja 8 und Jesaja 9 klingt da bei Matthäus durch vom Volk, das im Finstern wandelt und ein großes Licht sieht, so wie es ja auch AGAPE sehr feierlich in der Heiligen Nacht hier gesungen hat und wie es da auch gepredigt wurde in wohl mit dem schönsten Gottesdienst des letzten Jahres.

Der Evangelist Matthäus greift dieses uralte Jesaja-Wort auf und sieht es ganz eng mit Jesu unscheinbaren erstem Anfang zusammen, wenn es dort in Matthäus 4 heißt: er verließ Nazareth, kam und wohnte in Kapernaum, das am See liegt im Gebiet von Sebulon und Naftali, damit erfüllt würde, was gesagt ist durch den Propheten Jesaja, der da spricht (Jesaja 8,23; 9,1): Das Land Sebulon und das Land Naftali, das Land am Meer, das Land jenseits des Jordans, das heidnische Galiläa, das Volk, das in Finsternis saß, hat ein großes Licht gesehen und denen, die saßen am Ort und im Schatten des Todes, ist ein Licht aufgegangen.

Licht in Finsternis und Schatten des Todes! Liebe Gemeinde folgt man der Schilderung des Matthäus, ist direkt nach Weihnachten bei Jesu ersten Anfängen schon das Leid und der dunkle Schatten des Kreuzes sichtbar. Schon Epiphanias beginnt da sozusagen bei Matthäus die Passionszeit. In unserem Text – bezeichnenderweise – beginnt alles für Jesus damit, daß Jesus hört: Der Täufer Johannes, der auch ihn getauft hatte, wurde gefangengesetzt, er der so alternativ lebte und so radikal und adventlich am Jordan Buße gepredigt hatte, er, der auf den Kommenden verwiesen hatte und zur Bekehrung und Taufe die Massen eingeladen hatte, der sogar die Pharisäer als Schlangenbrut und Otterngezücht ausgeschimpft hatte und die gleiche Botschaft verkündigt hatte wie Jesus: Tut Buße, das Himmelreich ist nah!, er war nun dem "Landesfürsten" Herodes ein Dorn im Auge, der Johannes gefangennehmen ließ, nicht der König Herodes des Kindermordes; der war längst tot. Der Landesfürst Herodes war sein Sohn. Dieser ließ Johannes gefangennehmen, weil der Täufer die Ehe des Herodes mit Herodias öffentlich angegriffen hatte. Der unerbittliche Bußprediger Johannes warf dem Landesherrn Ehebruch vor und mußte dafür ins Gefängnis und wurde schließlich dafür getötet.

Diese Geschichte steht hinter dem Hinweis aus Matthäus 4: Jesus hörte, daß Johannes gefangengesetzt wurde. Die Staatsmacht hatte von ihrer Macht Gebrauch gemacht und würde es bei Jesus schließlich auch tun. Sehr ähnlich wird es dann bei Jesus, das Kreuz scheint da auf, viel Leid, vom ersten Anfang an. In Finsternis und Schatten des Todes begibt sich dieser Jesus selber, freilich zunächst nicht so spektakulär und laut wie bei Johannes, nicht so unerbittlich und kompromißlos hart, sondern anders, leidenschaftlich einladend mit Wärme: Leute, kehrt um, tut Buße! Ein Stück vom Himmelreich ist hier schon mitten unter euch, wo ich in euerm Elend da ganz am Rande und ganz unten bei euch bin und ihr zur Umkehr finden könnt.

Jesus zieht sich zurück nach Galiläa. Es ist das Land am Meer. Er bewegt sich in den unbedeutenden Gebieten von Sebulon und Naftali. Er geht in das Land der kleinen, der unbedeutenden Leute. Das Land am Meer! Das Land, über dessen Einwohner man vielleicht auch damals gern Witze machte, weil sie seltsam waren. Derb. Ungehobelt. Ungebildet. Zu denen geht er hin.

Über den heutigen Predigttext könnte man die Überschrift setzen: "Das große Licht erscheint im heidnischen Gebiet". Kapernaum, Galiläa, das stand in Israel damals überhaupt sprichwörtlich für ein Land, das zweifelhaft und kraß mit Heiden durchsetzt war, wenn man die "multikuturellste Gesellschaft", die es damals in Israel gab. Nur Matthäus übrigens, nicht die anderen Evangelisten, heben diesen Aufenthalt in Kapernaum so stark hervor, ganz am Anfang von Jesu Wirksamkeit: daß nach der Versuchung in der Wüste und vor der Berufung der zwölf Jünger Jesus im verrufenen Kapernaum lebte.

Später hören wir ja von jenem Hauptmann von Kapernaum, einem römischen Heiden, dessen Knecht geheilt wurde, und der dort im heidnischen Gebiet zum ersten Mal von Gott etwas aufscheinen sah, von Jesu Licht, das da selbst für Nichtjuden leuchtet - für all die, die im finsteren Lande wohnen.

Kapernaum, Galiläa - das ist nicht das Land, in dem die Mode und Kultur der Stadt gepflegt wird. Es ist das Land jenseits des Jordans. Es ist eben zwielichtiges Land - auch in religiöser Hinsicht - es ist jüdisches Land, aber in den Augen der aufgeblasenen und ihrer Sache sicheren Städter ist es das "heidnische Galiläa".

Vorsicht! Er geht nicht dorthin, weil dort die besseren Menschen leben. Wer genau hinschaut, würde entdecken, daß auch dort Unrecht herrscht. Es wird betrogen und gelogen. Es wird übereinander geredet und hergezogen.

Jesus geht hin - er begibt sich an den Rand. Er geht zu denen, die draußen sind. So fängt sein Kreuzweg an, daß im Schatten des Kreuzes er das Licht denen unten scheinen läßt, Ihnen wendet er sich zu! Seine Zuwendung ist nicht das verzehrende, unauslöschliche Feuer. Seine Zuwendung ist nicht das anklagende Wort, das jeden treffen würde.

Um diese Zuwendung zu beschreiben, bedient sich Matthäus der Worte des Propheten Jesaja: "Das Volk, das im Finstern saß, hat ein großes Licht gesehen; und denen, die saßen am Ort und im Schatten des Todes, ist ein Licht aufgegangen."

Gerade unser Text heute, liebe Gemeinde, erlaubt uns, von Kapernaum nach Deilinghofen hier ins unser Dorf und in unsere Kirchengemeinde überzublenden. Denn das Weihnachtslicht von damals soll hier leuchten, gerade auch nach dem Kehraus, daß hier Menschen Buße tun im Wissen: Jesus ist uns nah, wir dürfen neu anfangen! Ja, das Volk, das hier im finstern Land lebt, so lebt wie in Galiläa damals zur Zeit der Anfänge Jesu, soll vom Jesuslicht im Land der Heiden was abkriegen! Dies Licht kann und will hier in unserm als in ähnlicher Weise früher unfromm verspotteten Deilinghofen, das abschätzig "Jericho", das sündige Dorf, genannt wurde, gerade im Neuen Jahr zum Strahlen kommen.

Und gerade die, die hier ganz unten sind, sollen in der Finsternis was sehen von diesem Licht des Glaubens, das in unsere Zeit strahlt und das über den Tod hinein in die Ewigkeit scheint, sollen was sehen von dem, was wir sangen: Weil Gott in tiefster Nacht erschienen, wird unsre Nacht nicht endlos sein. Allein in den paar Tagen des neuen Jahres wurden drei Gemeindeglieder beerdigt und sehr viele haben den Jahreswechsel über getrauert. Und gerade als ich diese Predigt gestern morgen vorbereitete, ging das Telefon, und ich erfuhr erschreckt, daß Herr Rudolf Markert, ein Mann, der der Gemeinde Jesu und unsrer Kirche in besondrer Weise diente, von uns genommen wurde, Rudolf Markert, dem ich nicht lange davor noch in einem letzten Gespräch vom Volk im finstern Land gelesen hatte und vom Licht, das in die Ewigkeit scheint, woraufhin er in seiner schweren Krankheit gesagt hatte, ihm stehe gerade in der Finsternis und Angst Jesus bei, an den er sich halte und bei dem er bleibe.

Ja, möge das Licht hier in der Dunkelheit scheinen, gerade im Ernstfall! Möge der Himmel auf Erden, von dem Pastor Rose im IKZ schrieb, auch im Ernstfall bei uns sein, indem nämlich Jesus bei uns ist, der uns da sagt in Matthäus 4: Tut Buße und kehrt um zu mir, da ist Gottes Himmel da und das Himmelreich nah herbeigekommen.

"Da Gott in tiefster Nacht erschienen, kann unsre Nacht nicht endlos sein", so dichtet es im neuen Gesangbuch ein moderner Liederdichter und weist da auf das Licht von Epiphanias, auf den Morgenstern Jesus hin, der das Licht für das Volk im finstern Lande ist. 400 Jahre zuvor war es im Nachbarort Unna eine Situation der tiefsten Nacht, als der dortige Stadtprediger ein anderes Epiphaniaslied dichtete. Ich stelle hier die Geschichte, die ich vor zwei Jahren schon mal in der Epiphaniaszeit erzählte, bewußt hier noch einmal an den Schluß:

Man schrieb das Jahr 1597. Der evangelische Stadtprediger von Unna hatte den schwersten Tag seines Lebens durchzustehen, denn dort in Unna wütete in grausamer Weise die todbringende Seuche der Pest, und der genannte Pfarrer hatte an jenem einem Tag nicht weniger als 20 Leute zu beerdigen. Er hieß Philipp Nicolai und ist bis heute unvergessen geblieben.

Uns wird vom Tag nach jener Massenbeerdigung in Unna berichtet: Philipp Nicolai saß tief bekümmert in seiner Studierstube, wissend, daß schon wieder zahlreiche Gemeindeglieder gestorben waren. Er betete. Da half nur noch beten. Das war sein einziger Anker in diesem Meer von Leid, in dem er unterzugehen drohte. Philipp Nicolai betete um die Kraft, dort in seinem Amt in Unna das schreckliche Leid seiner Zeit aushalten zu können. Versunken ins Gebet wurde ihm gerade in dieser schweren und dunklen Zeit der Eine sehr, sehr wichtig, dem sein Leben gehörte: Jesus, der ihm da unendlich nah kam - gerade in dieser Finsternis, und genau in dieser Situation sind dort in Unna die Liedstrophen des Epiphaniasliedes vom Anfang heute entstanden: "Wie schön leuchtet der Morgenstern".

In diesem Lied heißt es dann ja wie in einem Liebesbekenntnis: "Nimm mich freundlich in dein Arme" und später (wie wir eingangs sangen): "Er ist mein Schatz, ich seine Braut, drum mich auch nichts betrübet", und in der eben gesungenen Strophe 4 bekennt Philipp Nicolai in seinem bekanntesten Lied zu Epiphanias, was für ihn Licht in der Nacht ist: "Von dir kommt mir ein Freudenschein, wenn du mich mit den Augen dein gar freundlich tust anblicken. O Herr Jesu, mein trautes Gut, dein Wort, dein Geist, dein Leib, dein Blut mich innerlich erquicken". Gehe uns solches Licht des Glaubens auf, daß Jesus auch heute und an jedem Tag und dann auch am tiefsten Punkt da ist, für die, die sich am Rande fühlen, am tiefsten Punkt als Licht für die im finsteren heidnischen Land in Galiläa damals, in Unna anno 1597 und in Deilinghofen anno 1999. Amen.

Gemeinsames Lied: eg 66 (Jesus ist kommen), 1-3, 5 und 8

Fürbittengebet: Ewiger Gott, du Vater des Lichtes, hab Dank, daß du uns von der Finsternis zu deinem wunderbaren Licht berufen hast. Laß deine Gnade und Wahrheit uns erleuchten und gib, daß wir die Herrlichkeit deines Sohnes erkennen. Wir bitten dich für uns selbst, unsere Gemeinde und deine ganze Christenheit: laß uns zur Umkehr kommen, neu mit Dir anfangen, erneuere deine Kirche, führe zusammen, was getrennt ist, heile, was krank ist, belebe, was tot ist. Segne unser Volk, zeig uns unsere Mitverantwortung auch in äußeren Dingen und sei bei denen, die regieren. Erwecke dir unter den Hauptamtlichen und unter allen Christen treue Dienerinnen und Diener, die dein Wort bezeugen und dir gehorsam sind, und fange bei uns damit an. Gib Kraft und Gelingen und laß uns nach deinem Willen fragen bei allem, was wir in diesem Jahr 1999 tun. Hilf, daß wir uns in Geduld und Treue bewähren als deine Kinder und Zeugen. Tröste mit deinem Trost die Kranken und die Trauer Tragenden und laß ihre Nacht nicht endlos sein. Führe den Tag deiner Herrlichkeit herauf, an dem alle deine Gläubigen dich, den Herrn Jesus Christus, den Grund ewiger Freuden, sehen werden von Angesicht zu Angesicht. Und alles, was wir sonst noch zu bedenken haben, fassen wir in Jesu Worten zusammen, wenn wir beten:

Vater unser

Segen

Orgelnachspiel

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