Gottesdienst am Sonntag Invocavit,
21.2.99 in der Stephanuskirche Deilinghofen
Alttestamentliche Lesung: Was hier heute gelesen wird, ist recht
lang, so daß wir nun sitzen bleiben wollen. Die
Geschichte, die ich heute als unseren vorgeschriebenen Predigttext gleich lese
und über die nachher gepredigt wird, braucht hier eine Vorbemerkung. Sonst kann
man sie möglicherweise vor lauter eingefahrenen Vorurteilen gar nicht
verstehen. Eine solche Vorbemerkung braucht der gleich zu lesende Predigttext
z.B. für Helmut Harbort, meinen guten Bekannten, der
üblicherweise ja nicht so oft Predigten hört und der jetzt als unser
Ersatzküster und Vertreter des kranken Herrn Bielemeier
nebenan aus der Sakristei heraus diese Worte hört; eine Vorbemerkung braucht
der Text z.B. für Katharina Nowak und andere Konfirmanden hier, die so eine Geschichte
sonst hören, als wäre das Ganze nur uralt und sagenhaft: Katharina und Helmut
und andere hier, verwechselt das, was jetzt kommt, bloß nicht mit deiner
Märchenstunde für kleine Kinder, tut die Geschichte bloß nicht als billiges
Märchen ab, wenn ich gleich wie aus grauer Vorzeit zu lesen scheine von
Tieren, die reden können und solchen Sachen - Katharina und Helmut und andere
hier, vielleicht ist das, was jetzt kommt auf eine andere Art als im Märchen
viel wahrer und aktueller und vor allem hintergründiger, als uns allen lieb
ist! So hören wir den vorgeschlagenen Text des heutigen Sonntags Invocavit,
Und
die Schlange war listiger als alle Tiere des Feldes, die Gott, der HERR,
gemacht hatte; und sie sprach zu der Frau: Hat Gott wirklich gesagt: Von
allen Bäumen des Gartens dürft ihr nicht essen? Da sagte die Frau zur
Schlange: Von den Früchten der Bäume des Gartens essen wir; aber von den
Früchten des Baumes, der in der Mitte des Gartens steht, hat Gott gesagt: Ihr
sollt nicht davon essen und sollt sie nicht berühren, damit ihr nicht sterbt!
Da sagte die Schlange zur Frau: Keineswegs werdet ihr sterben! Sondern Gott
weiß, daß an dem Tag, da ihr davon eßt, eure Augen aufgetan werden und ihr sein werdet wie
Gott, erkennend Gutes und Böses. Und die Frau sah, daß
der Baum gut zur Speise und daß er eine Lust für
die Augen und daß der Baum begehrenswert war, Einsicht
zu geben; und sie nahm von seiner Frucht und aß, und sie gab auch ihrem Mann
bei ihr, und er aß. Da wurden ihrer beider Augen
aufgetan, und sie erkannten, daß sie nackt waren;
und sie hefteten Feigenblätter zusammen und machten sich Schurze. Und sie
hörten die Stimme Gottes, des HERRN, der im Garten wandelte bei der Kühle des
Tages. Da versteckten sich der Mensch und seine Frau vor dem Angesicht
Gottes, des HERRN, mitten zwischen den Bäumen des Gartens. Und Gott, der
HERR, rief den Menschen und sprach zu ihm: Wo bist du? Da sagte er: Ich hörte
deine Stimme im Garten, und ich fürchtete mich, weil ich nackt bin, und ich
versteckte mich. Und er sprach: Wer hat dir erzählt, daß
du nackt bist? Hast du etwa von dem Baum gegessen, von dem ich dir geboten
habe, du solltest nicht davon essen? Da sagte der Mensch: Die Frau, die du
mir zur Seite gegeben hast, sie gab mir von dem Baum, und ich aß. Und Gott,
der HERR, sprach zur Frau: Was hast du da getan! Und die Frau sagte: Die
Schlange hat mich getäuscht, da aß ich. Und Gott, der HERR, sprach zur
Schlange: Weil du das getan hast, sollst du verflucht sein unter allem Vieh
und unter allen Tieren des Feldes! Auf deinem Bauch sollst du kriechen, und
Staub sollst du fressen alle Tage deines Lebens! Und ich werde Feindschaft
setzen zwischen dir und der Frau, zwischen deinem Samen und ihrem Samen; er
wird dir den Kopf zermalmen, und du, du wirst ihm die Ferse zermalmen. Zu der
Frau sprach er: Ich werde sehr vermehren die Mühsal deiner Schwangerschaft,
mit Schmerzen sollst du Kinder gebären! Nach deinem Mann wird dein Verlangen
sein, er aber wird über dich herrschen! Und zu Adam sprach er: Weil du auf
die Stimme deiner Frau gehört und gegessen hast von dem Baum, von dem ich dir
geboten habe: Du sollst davon nicht essen! - so sei der Erdboden verflucht um
deinetwillen: Mit Mühsal sollst du davon essen alle Tage deines Lebens; und
Dornen und Disteln wird er dir sprossen lassen, und du wirst das Kraut des
Feldes essen! Im Schweiße deines Angesichts wirst du dein Brot essen, bis du
zurückkehrst zum Erdboden, denn von ihm bist du genommen. Denn Staub bist du,
und zum Staub wirst du zurückkehren! Amen. |
Glaubensbekenntnis und
Wochenlied 1
(Wochenlied 2 nach der Predigt): 362 (Ein feste Burg), 1-3
Predigt 1. Mose 3,
1-19
Gnade sei
mit Euch und Friede von Gott, unserm Vater, und unserm Herrn Jesus Christus.
Amen.
Wir hören die letzten Zeilen
des langen Predigttextes aus 1. Mose 3 hier noch
einmal, da hieß es am Ende des Textes:
Im Schweiße deines
Angesichts wirst du dein Brot essen, bis du zurückkehrst zum Erdboden, denn von
ihm bist du genommen. Denn Staub bist du, und zum Staub wirst du zurückkehren!
Liebe Gemeinde! Ich fang, das
Ganze einleitend, bei diesem letzten Ende dieses langen Textes an: "Vom
Erdboden genommen" - auf Hebräisch Adamah - das
ist der Mensch, der Mensch ist Adamah, das ist sein
Name: "Adam", "der von der Erde".
Ein Konfirmandengespräch dort
oben in einem Kinderzimmer in Apricke unter vier
Augen mit einem Vierzehnjährigen, liebe Gemeinde, werde ich nicht vergessen!
Der Junge hatte eine richtige Not mit der Schöpfungsgeschichte der Bibel:
"Herr Groth, sagen Sie auf Ehre und Gewissen, glauben Sie das, daß Gott aus Matsche, aus nassem Lehm, den Menschen geformt
und gemacht hat? Daß er den Adam aus einem Erdenkloß
schuf - so wie ein Kind, das im Sandkasten mit Förmchen
spielt? - So jedenfalls stellte ich mir das damals im Kindergarten immer vor,
aber heute kann ich das so nicht mehr wahr finden!" Wie gut ich die Not
dieses Jungen kenne, Bibelnot kenne ich , und wie! Und
seine Not, die hatte ich schon als ich sieben oder acht war! Und wir sprachen
zu zweit dort im Zimmer des Jungen drüber, wie ich an diese Geschichte
glaube: nicht wie ein Kindergartenkind, nicht wie die Szene aus einem
zauberhaften Trickfilm, wie sich's naive Phantasie ausmalt. Nein, viel tiefergehend: Ich fragte in dem Gespräch dem Apricker Jungen damals, der ein ziemlich aufgeweckter
Gymnasiast war: "Sag mal, woraus bestehst Du eigentlich, biologisch
betrachtet?" Und er zählte auf: "Ganz viel Wasser, H20,
Kalk, Stickstoff usw., alles Stoffe, die man auch sonst in der Erde findet, von
daher betrachtet eigentlich: 'der letzte Dreck'..." Und ich fragte ihn:
"Und wozu wird das alles, wenn Du mal von hier gehst nach deinem Tod: der
Kalk und das Wasser und der Stickstoff und alles was an Atomen, Molekülen und
Inhaltsstoffen in dir ist?" Der Junge hatte begriffen: "Ach, so sehen
Sie das!!! Das stimmt ja sogar biologisch! Von Erde genommen, wieder zu Erde
werdend - und dieses, was ja eigentlich nur Dreck ist, wie der Dreck des
Erdbodens, da gab Gott seinen Geist rein und seinen Lebensodem, das ich 'ich'
bin und mehr als Dreck..." Ja, da hatte einer ein Stück der
Schöpfungsgeschichte für sich neu begriffen, viel besser wohl als manches
Kindergartenkind, das es sich nur als märchenhafte Geschichte von früher
erzählen läßt und mit kindlicher Phantasie
ausschmückt.
So wie hier bei dem Jungen aus Apricke und seinem Erdenkloß-Problem, so müßte es dem Ersatzküster Harbort
oder den Konfirmanden samt Katharina hier bei der ganzen langen Geschichte vom
Sündenfall aus 1. Mose 3 gehen: die ist nämlich in
einer solchen Weise tiefgehend und wahr, daß es
Kindergartenkinder gar nicht begreifen können. Die ist für Menschen mit Glaubensreife und Lebenserfahrung unverzichtbar grundlegend
und darin viel wahrer als alle dummen Witze zusammen, die man darüber zu machen
pflegt und die ich natürlich genauso gut kenne wie jeder hier.
Mir haben das manche Theologen
klargemacht, damals vor Jahren, als ich in diesen Fragen noch auf der Suche war
und oft ins Schleudern kam, allen voran der bekannte vor einigen Jahren
verstorbene Hamburger Theologieprofessor Helmut Thielicke,
der darüber mit das Hilfreichste geschrieben hat, Thielicke,
der übrigens auch einer der bedeutendsten und gesegnetsten
Prediger der Nachkriegszeit war.
Liebe Gemeinde, lassen Sie
mich zur Auslegung des heutigen Textes bei diesem Helmut Thielicke
einsteigen. In seinem sehr empfehlenswerten Buch "Wie die Welt
begann" mit Auslegungen über die ersten Seiten der Bibel erzählt Thielicke zu unserm heutigen Text ein eigenes Erlebnis
gegen Ende des Krieges. Da hatten in der Nähe von Stuttgart etwa 20
Gymnasiasten die Flakbatterie zu bedienen, und diese Jungen an der Flak hatten,
obwohl es verboten war, durchgesetzt, daß Thielicke ihnen in den Feuerpausen mehrmals in der Woche
Religionsunterricht erteilte. Thielicke schildert
(ich darf's hier in der Ich-Form nacherzählen): Wir
saßen um die Kanone herum und sprachen über die letzten Dinge. --- Diesmal aber
hatten sie mich aus einem andern Grund rufen lassen. Ihre Stellung war von
einem Tiefflieger angegriffen worden, und der Vater eines der Flakhelfer, der
gerade dort zu Besuch weilte, war tödlich getroffen worden.
In einem Leiterwägelchen
fuhr der Junge seinen toten Vater weg. Die kleinen Kerle - das waren sie doch!
- drängten sich nun in tiefer Erschütterung um mich herum, wie die Küken um die
Henne beinah.
Sie waren ganz
durcheinander, und sie suchten bei einem Älteren Schutz, Schutz vor einer Welt,
deren dunkles Geheimnis sie auf einmal zum ersten Mal angesprungen hatte.
"Aber nun kam
das", fährt Thielicke fort, "weswegen ich
diese Erinnerung überhaupt berichte: Bei meinem Heinweg lag das Mondlicht über
dem stillen Tal, die weißen Blüten der Bäume schimmerten in seinem Licht auf,
und es war in jener Frühlingsnacht namenlos still. Für mich war diese Stunde
ein Gleichnis für die dunkle Schwelle, die der Mensch nach dem Bericht
des Sündenfalls überschritten hat. Vor mir lag die scheinbar so heile Welt
einer wunderbaren Frühlingsnacht, aber ihr Friede tat mir geradezu weh. Ich wußte nämlich, daß der Friede der
Natur trügt und daß ich eben, noch umgeben von einem
Blütenmeer, mit Jungen geredet hatte, in deren Auge das Grauen stand und die
tapfer ihre Tränen herunterschluckten. Nein, diese
Welt war nicht heil, deshalb nicht, weil der Mensch mit seinen
Mordinstrumenten in sie eingebrochen war und ihr den Frieden geraubt hatte und
das eigenmächtig zerstört hatte, was der Schöpfer mit seiner Schöpfung gemeint
hatte, als er freudig ausrief: Siehe, es war sehr gut!
Soweit Helmut Thielicke, liebe Gemeinde, dessen Erlebnis ich mit Absicht
so ausführlich nacherzähle und dessen Namen ich hier mit Nachdruck nenne. Denn
wissen Sie, Thielicke, dieser überaus gelehrte Mann
und ganz vollmächtige Prediger, das ist einer von denen gewesen, der vielen
Tausenden von Lesern und Hörern überhaupt erst wieder klargemacht hat, wie
zentral und wichtig die Urgeschichte von der Schöpfung der Welt und vom
Sündenfall ist, wie brennend aktuell sie ist, wenn man sie recht liest.
Thielicke sagt zu 1. Mose
3, unserm heutigen Predigttext: "Das kann ich zehn Jahre lang lesen, ohne
es ganz auszuloten, und die Radikalität und Wahrheit dieser Geschichte und ihre
innere Dynamik packt mich immer wieder neu an!"
Ja, in der Tat, liebe Gemeinde,
Adam und Eva und die Schlange, und was sich zwischen denen abspielt, das ist
eigentlich nicht eine Geschichte, die für kleine Kinder, denen "etwas
erzählt wird", reserviert ist! Das ist auch viel mehr als ein
"Märchen aus uralten Zeiten" oder als Stoff für Witzblätter, bekannte
Autoreklamen und Karnevalslieder, wo ja oft das mit dem Apfel, von dem ja gar
nichts im Text steht, und mit Evas reizen läppisch verulkt wird.
Nein, es ist ganz etwas Anderes
um diesen Zentraltext 1. Mose 3: es ist ein Teil meiner
Geschichte, es beschreibt mich, Adam, mich, den Menschen, in
einer Weise, wie es kein Psychiater auf der Couch besser kann. Gerade dies
Kapitel hält mir schmerzhaft den Spiegel vor: es beschreibt mich in meinen
innersten Regungen und in meinen folgenschweren Versuchungen, so wie keine
Kunst der Welt es besser kann!
Liebe Gemeinde, kein Märchen
aus uralten Zeiten: ich bin da beschrieben, und alles das ist mitbeschrieben, was Adam, der Mensch aus Gottes Schöpfung
gemacht und heillos verkehrt hatte, was in der Tat "sehr gut" gemeint
war und ist. Ja, unsere heillose und folgenschwere Emanzipation von Gott ist da
beschrieben, die uns selbst in Süchte treibt, die uns selbst in rosarote Träume
treibt, die in schrecklicher Depression und Sinnlosigkeit enden und die unsre
Welt fast zum Teufel gehen lassen - wenn wir dort an Thielickes
Szene bei Stuttgart denken und die vielen Szenen ähnlicher Art aus der
Jetztzeit.
Liebe Gemeinde, das
Grundmuster, wie alles schief geht, zeigt 1. Mose 3
klar und deutlich für jeden, der die reife und die Aufmerksamkeit und auch die
Ehrlichkeit besitzt, das zu verstehen! So geht's: Es fängt mit einem fast
frommen Gespräch an. Der Versucher, die Schlange dort im Garten, kommt mit
religiös klingenden Worten daher: "Sollte Gott gesagt haben, ihr dürft
nicht essen!!!?" M.a.W.: "So kleinkariert kann doch Gott nicht sein, alles ist doch
euer, ohne Grenzen, alles ist doch Gottes Schöpfung, also los: Macht euch frei,
so eng kann doch Gott nicht sein, ja, ihr werdet sogar religiöse Erfahrungen
machen wie noch nie - wagt das Experiment: ihr kriegt da offene Augen von, daß euch die Augen aufgehen und ihr die Herren über Gut und
Böse seid, also los, nehmt hin und eßt!"
Getarnt, verdeckt, hinter frommen religiös klingenden Verlockungen, maskiert
wie eine säuselnde Betschwester, hatte die Schlange ihr Angebot der religiösen Bewußtseinserweiterung vorgebracht. Genau wie der Versucher
später in der Wüste bei Jesus! Und da fing's an.
"Eigentlich doch nichts dabei! Auch den Baum probieren wir, klar!"
Ganz unrecht freilich hatte die
Schlange nicht; sie wurden aufgeklärt, ihre Augen wurden aufgetan, steht da, in dieser hintergründigen Urgeschichte 1. Mose 3! Und sie sahen nicht nur, daß
sie nackt waren, sie machten sich auch wie ein Feigenblatt vor ihrer Blöße
tausend Entschuldigungen zurecht, um sich notdürftig zu verdecken, zu
verstecken.
In der Tat, liebe Gemeinde, das
ist die Urgeschichte unseres Wesens, und in diesem dummen Spiel mache ich,
Adam, und du Eva, immer noch allzu gern mit..
Da hört man am Abend den Ruf:
"Adam, Mensch, wo bist du?", und dann wird ein lächerliches
Versteckspiel gespielt: "Ach, Herr, ich bin doch nackt, du solltest mich
nicht sehen!"
Und dann das andere Spiel, das
geht immer noch weiter. Thielicke nennt es in seinem
Buch das Verschiebespiel. Man spielt es seit Adam und Eva so:
Adam sagt: "Nicht ich war
es, die Frau war es, und die hast du mir doch schließlich zugesellt. Und die
Frau, nicht faul, verschiebt alles auf das Tier, das sie verführt hat. Und die
Schlange weiter, liebe Gemeinde, würd' sie vom Herrn
gefragt, liebe Gemeinde, würde sicher sagen: "Ich bin doch nur ein
Geschöpf deines Gartens; ich bin doch dein Teufel, also bist du
doch eigentlich der Urheber von allem und schuld dran, daß
Sünde und Tod in die Welt kamen, daß Böses wurde:
hättest lieber dir Marionetten machen sollen als Menschen mit Freiheit zur
Schuld und zum Scheitern..."
Und liebe Gemeinde, das ist nun
wahrhaft ein teuflisches Verschiebespiel, ein Grundmuster, mit dem bis heute
der versuchte Adam sich rausredet und Eva: Gott kommt auf die Anklagebank, er
wird sogar für tot erklärt, und über gut und böse entscheidet dann der Mensch,
hat bei jedem Frevel dann den Persilschein, daß die
anderen und die Umstände es waren, die ihn schuldig der die ihn gottlos werden
ließen - und Sünde gibt's auf einmal nicht mehr: nur noch Emanzipation von Gott
und "zue Ohren", wenn der lebendige Gott
uns trotzdem ruft: "Adam, wo bist du? Eva, wo bist du?"
Liebe Gemeinde, wenn wir jetzt
in der Passionszeit denken an IHN, der wie wir und mit uns litt an genau diesem
großen und schlimmen Riß in der Wirklichkeit, er,
Jesus, den das neue Testament den zweiten Adam nennt, den andere Adam, versucht
wie wir, doch ohne Sünde, wie es im Hebräerbrief heißt, dann sieht man, wie er
für uns in die Bresche springt, die Sünden trägt dort am Kreuz und unsern Tod
stirbt, um uns als zweiter Adam vergebend freizumachen von all der schlimmen
Macht des Bösen. Ja, da mag es der "altböse Feind" noch so ernst mit
uns meinen, da mögen es alle Schlangen der Welt noch so raffiniert mit uns
anstellen, doch gilt von diesem zweiten Adam, wie wir's in Luthers Lied sangen:
Mit unserer Macht ist nichts getan, wir sind gar bald verloren, es streit' für
uns der rechte Mann, den Gott selbst hat erkoren. Fragst du, wer der ist, er
heißt Jesus Christ, der Herr Zebaoth und ist kein anderer Gott: das Feld muß er behalten!
Möge dieser bei uns das Feld
behalten, uns in unsern Verschiebespielen stören und uns wissen lassen, daß einmal nicht die Macht des Bösen siegt und daß all das, was seit Adam und Eva gang und gäbe ist, nicht
das letzte Wort hat. Denn seit Jesu Ostersieg wächst mitten in einer gar nicht
heilen Welt etwas von Gottes neuer Schöpfung, an dem die Umgebung gesund wird,
und selbst - um an den Anfang zurückzukommen - das "Erde zur Erde, Asche
zur Asche und Staub zum Staube" hat einmal nicht mehr das letzte Wort,
denn der Tod behält nicht das Feld, sondern ER, der zweite Adam. Wohl denen von
uns, die sich an ihn halten, der aus Sündern Begnadigte macht und sogar die
ersten Freigelassenen der neuen Schöpfung! Amen.