Herzlich willkommen
bei Gottfried Schnetger aus Deilinghofen!
Zu haben bei: www.tinyurl.com/Schnetger
Eine Seite (vom 19.10.2005 und davor - am 26.06.2022 generalüberholt),
die zu
www.pastoerchen.de gehört und zu
dessen "Portal der Heimat-Kirchengeschichte" www.pastoerchen.de/heimatgeschichte.htm

 


 

In Erinnerung an Harald Korsch Gerdes, den Freund und Heimatforscher,
der vor 25 Jahren (17.04.1997), wie wir finden, viel zu früh von uns ging.


Harald ist es zu verdanken, dass wir überhaupt etwas von dem in Deilinghofen geborenen Gottfried Schnetger (1771 bis 1861) wissen, denn durch ihn (vgl. unten) kam die handgeschriebene Autobiographie Schnetgers in den Besitz der Ev. Kirchengemeinde Deilinghofen.
Damals vor 25 Jahren war schon geplant, über Schnetger ein eigenes Heft herauszubringen in der Reihe "Blätter zur Deilinghofer Kirchengeschichte"; das geplante Heft sollte ungefähr diesen Titel tragen: "Gottfried Schnetger (1770 bis 1861), der Gutsbesitzer in Machern bei Leipzig. Vom geheimnisvollen Lebensweg eines Deilinghofen in der Goethe-Zeit"
Zu solch einem Heft ist es (bisher noch) nicht gekommen.
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Außerdem gibt es zum Thema der folgenden Schnetger-Webseite neu die Folgen 1 von 2 (43 Min.) und 2 von 2  (47 Min.) aus dem Pastoerchen-Podcast zu hören/runterzuladen - (gut 43 Min.) HIER:
Folge 1 von 2:
https://pastoerchen.de/podcast/Schnetger-Podcast1.mp3
Folge 2 von 2:
https://pastoerchen.de/podcast/Schnetger-Podcast2.mp3




Gottfried Schnetger und seine Frau Jettchen Hansen (Tochter des Leipziger Kaufmanns, Baumeisters und Ratsherrn Justus Heinrich Hansen)
(Porträt von Johann Friedrich August Tischbein - hing früher im Museum für Bildende Künste in Leipzig)
Weitere historische Zusammenhänge erfährt  man auch unten instruktiv über die Links zum Thema "Schnetger und Machern"

 




Es folgt Biographischen in Auszügen: Aus Schnetgers handgeschriebener Lebensbeschreibung, die auf wundersame Weise inzwischen (nach Irrfahrten quer durch Deutschland) in den Besitz der Kirchengemeinde Deilinghofen gelangt ist, hier der Beginn (Deilinghofer Zeit und Anfänge des jungen Schnetger in Machern; dies. Lebensbeschreibung kann man in fünf Abschnitte teilen: 1. Kindheit in Deilinghofen, 2. Lehrzeit und kaufmännische Betätigung in Leipzig, 3. Reisen nach England, 4. Erwerb von Machern, 5. Völkerschlacht bei Leipzig 1813)




Die erste Seite von Schnetgers Deilinghofen-Abschnitt in seiner Autobiographie.

Mein Lebenslauf.
Aus dem Gedächtnis niedergeschrieben im December 1847
und meinem Sohn übergeben am Todestag seiner Mutter am 3. März 1848.

Mein lieber Sohn! Die Lebensgeschichte eines Menschen hat immer etwas Interessantes auch wohl Belehrendes, selbst dann, wenn der selbe uns auch nicht nahe steht. Destomehr wird es dich hoffentlich erfreuen, wenn Du den ganzen Lebenslauf Deines Vaters erfährst, den ich Dir hiermit überreiche. Dabei muß ich bedauern, daß ich nie ein Tagebuch gehalten, - was ich Jedem empfehle - und alles aus dem Gedächtnis entnommen habe, was in meiner 77jährigen Laufbahn vorgefallen.
Die Hauptbegebenheiten, von meiner frühesten Jugend an wirst Du darinnen finden. Meine Lebensgeschichte wirst Du zuweilen wunderbar, vielleicht auch etwas romanhaft finden, aber ich versichere Dir, daß sich alles so zugetragen, wie ich es hier gebe. - Wenn ich mitunter etwas weitläufig gewesen, so habe ich dabei bedacht, Dich auch mit Sachen bekannt zumachen, die mit meiner Geschichte mehr oder weniger in Verbindung stehen. Du wirst sehen, wie mich die Vorsehung von der Stufe, worauf ich als Jüngling gestanden bis zu der, wo ich jetzt stehe, gehoben hat.- Treu geleistete Dienste meinen Vorgesetzten, strenge Rechtlichkeit, Thätigkeit und Häuslichkeit sowie eifriges Bestreben nach Selbstbildung durch Umgang mit älteren, erfahrenen, gebildeten Männern und guten Büchern, haben dazu beigetragen. Unterricht in höhern Wissenschaften ist mir nicht zu Theil geworden. Die wenigen Kenntnisse, die ich besitze, habe ich mir durch Fleiß selbst erworben. Auch jetzt in meinem hohen Alter setze ich meinen Selbstunterricht fort und ergreife jede Gelegenheit, die sich mir darbietet, noch zu lernen. Vielleicht würde dies nicht der Fall sein, wenn ich wohlhabende Eltern und von diesen eine Erbschaft zu erwarten gehabt hätte. Möge doch dieses meinen Enkeln als Beispiel dienen und sie beherzigen, daß das, was man sich selbst erwirbt, sei es Kenntniß oder Vermögen, immer Seegen und gute Früchte bringt und angenehme Erinnerungen, zeitlebens, erweckt.
Zur Bedingung mache ich Dir, daß Du diesen meinen Lebenslauf niemand mittheilst, bis ich von dieser Welt geschieden. Aber auch dann nur den wenigen, die Du als gegrüßte Freunde dazu für würdig findest.

Deilinghofen. Ein großes Preußisches Dorf und bedeutendes Kirchspiel in der Grafschaft Mark in Westfalen mit Kirche, Schule und mehreren eingepfarrten Dörfern  und kleineren Ortschaften Lutherischer Religion, ist der Ort, wo ich den 24. December 1770 Abends 10 Uhr das Licht dieser Welt erblickt habe.
Deilinghofen [zu diesem Dorf vgl. HIER] hat eine schöne Lage, am Fuße eines hohen 2 Stunden langen Berges - Balverwald genannt - ein fruchtbares Thal treibt zur Landwirtschaft, hat einen Steinbruch wo Platten pp gebrochen werden. Es ist entfernt 1,5 St von der in ganz Europa berühmten Fabrikstadt Iserlohn, 2 St von der Fabrikstadt Altena, der Sitz der ehemaligen Grafen von der Mark, 2. St von Balve 1 1/2 St von Menden. Balve und Menden gehörten damals dem Churfürsten von Cöln und waren streng katholisch. Bei Processionen gingen die Lutheraner dahin um das Schimpfen der Pfaffen auf Luthern und die Protestanten anzuhören und über ihr Verdammen zu lachen. Doch mußte man sich sehr verbergen um nicht todtgeschlagen zu werden. In Deilinghofen hatte ein Herr Mollerus ein Privat-Institut zur Erziehung vornehmer begüteter Kinder errichtet und die schöne, wohlerzogene Tochter eines Bauerngutsbesitzers aus Brockhausen ½ St von Deilinghofen entfernt, geheirathet. Mollerus war nicht lange darauf gestorben und hatte einen Sohn mit Namen Johann Goswin hinterlassen. Dieser Mollerus hatte einen Bruder, der zu Fuß nach Herzogenbusch ging, im Handel viel verdiente und dessen zwei Enkel jetzt Gesandte an Europäischen Höfen sind. Mein Vater Caspar Dietrich Schnetger aus Werdohl gebürtig wurde sein Nachfolger und heirathete auch dessen Witwe. Meine Eltern hatten mehrere Kinder, wovon drei am Leben geblieben. Eine Tochter Elisabeth heirathete einen Schullehrer genannt Hinselmann in Evingsen - ½ St von Altena - ein Dorf worin fast lauter Drahtzieher, aber auch zwei große Güter waren. Eines gehörte dem Herrn von Lebebur und das andere Pieper. Es war auch nach Iserlohn 2 Stunden weit eingepfarrt. Von Evingsen bis Altena ist ein enges Thal und ein Fluß, der viele Drathrollen treibt. Einen Sohn Dietrich. Dieser lernte in Iserlohn in einem Stahlwarengeschäft ging nach Holland, sich zu vervollkommnen, wurde sehr geschickt, ergab sich aber später dem Trunk bis an sein Ende. Das dritte und jüngste Kind war ich Gottfried Wilhelm Dietrich Schnetger - den Dietrich habe ich aber der Kürze halber weggelassen. Mein Vater starb, als ich etwa 5 Jahre alt war und ich kann mich seiner nur dunkel erinnern, weil er mich immer mein Benjamin nannte. Meine Eltern waren nicht wohlhabend, hatten aber ihr gutes Auskommen.
Bald nach dem Ableben meines Vaters hatte meine Mutter viel Unglück. Es wurde in einer Nacht eine Kammer erbrochen, worin ihre werthvollen Sachen, Kleidungsstücke, Silbergeräth pp waren, und alles gestohlen. Nie sind die Diebe entdeckt worden. Kurze Zeit nachher brannte das Haus worin wir wohnten, und der Gemeinde gehörte, des Nachts ab und faßt alles, was wir noch besaßen wurde ein Raub der Flammen. Mich hatte man während dem Feuer vermißt und erst den anderen Morgen im Garten hinter einem Baume, schlafend wieder gefunden. Meine Mutter hatte ein Haus oben im Dorf auf einem hohen Felsberge, die Klippe genannt, im städtischen Style gebaut, was aber alt war, mit einem Kamp, der als Feld benutzt wurde, was nur ein paar Thaler Miethe kostete von Bergleuten die bei Sundwig Eisenstein zu Tage brachten, der in Rödinghausen geschmolzen wurde. - Bei Sundwig ist eine berühmte Tropfsteinhöhle, die nach alter Sage bis Balve gehen soll. Ich war oft darin da es nur ½ Stunde von Deilinghofen war. - Aus diesem  Haus war eine herrliche Aussicht über das Dorf bis Iserlohn und mehrere Orte.
Mein Vater, der schon lange kränklich gewesen und sein nahes Ende gefühlt, hatte meine Mutter bewogen, schon bei seinem Leben, ein ihrer jetzigen Wohnung ganz nahe liegendes hübsches Bauerngut, welches dem Landrichter Pütter in Altena gehörte, zu pachten und sich davon mit ihren Kindern zu unterhalten. Meine Mutter widmete sich nun nicht alleine der Landwirtschaft, sondern legte auch in dem geräumigen Hause eine Gastwirtschaft, Brauerei und Bäckerei im Kleinen an, womit sie Glück hatte. - Dieses Gut kaufte einige Jahre nachher mein Stiefbruder Goswin und ich borgte ihm das Geld dazu, habe aber nie Zinsen noch Kapital zurück erhalten. - Meine älteren Geschwister unterstützten sie. Die günstige Lage dieses Hauses nahe an der Kirche und Landstraße, brachten viel Zuspruch. Aber nun bekam die gute Mutter wieder neue Sorgen. Elisabeth war verheirathet, Goswin war Soldat und Dietrich trat seine Lehre in Iserlohn an. Dieses verursachte nicht alleine viel Ausgaben, sondern sie verlor auch ihre Gehilfen und mußte nun mit Gesinde arbeiten. Durch Klugheit und Gewandheit hat sie aber ihr Geschäft mit Glück fortgesetzt.
Meine Geschwister hatten beim Vater guten Unterricht erhalten, ich aber noch gar keinen. Die Lehranstalt meines Vaters hörte mit seinem Tode auf. Ich mußte nun in die Dorfschule gehen, um Lesen, Schreiben und Rechnen zu lernen, wobei meine gute Mutter mich sehr unterstützte. Um jedoch bessere Fortschritte zu machen, schickte sie mich nach Evingsen zu meinem Schwager. Hier lernte ich in kurzer Zeit viel, weil ich mir unendliche Mühe gab, um bald wieder nach Hause zu kommen. Ich würde aber noch mehr gelernt haben, wenn ich nicht, außer der Schule, viel häusliche Arbeiten, als Graben im Garten, Holzmachen und dergleichen hätte verrichten müssen. Mein Schwager behandelte mich überhaupt sehr hart und tirannisch, und ich war froh, als meine Mutter mich wieder nach Hause verlangte, um ihr in der Wirtschaft beizustehen. Ich war jetzt ungefähr 10 Jahre alt, munter, gesund und kräftig, konnte überall Hülfe leisten. Die Bedienung der Gäste machte mir Vergnügen, man spaßte mit mir, neckte mich, wodurch ich lernte, wieder zu antworten und mit Leuten umzugehen.
Das Weißbrodbacken konnte nur im Kleinen gemacht werden, weil der Absatz nicht groß und unser Vermögen nicht erlaubte viel Weizen auf Einmal zu kaufen. Da ich immer dabei half, und es gut machte, so überließ mir meine Mutter dieses Geschäft bald ganz alleine. War das Weißbrod verkauft, und es war Schwarzbrod noch vorrätig - Schwarzbrod ist Pumpernickel (von pour Nickel) - so daß keine Fuhre gebraucht wurde, so lief ich mit einem Sack nach Hemer, kaufte einen Berliner Scheffel Weizen, trug ihn in dasige Mühle, ließ ihn ganz fein mahlen und trug das Mehl auf dem Kopfe eine Stunde weit nach Hause. Dieses wurde mir freilich, im Sommer besonders, bei großer Wärme, beschwerlich; doch was man aber gerne und mit Liebe thut, wird einem nicht sauer. Zu Hause angekommen, band ich meine weiße Schürze vor, sonderte durch ein Sieb die Kleie ab, nahm dann ein feines Florsieb, ließ das Mehl durchlaufen und bekam so das feinste Mehl, wovon ich Weißbrod, Stuten genannt, und Plätze backte. Stuten wurden länglich von zweierlei Größe gemacht. Plätze ähnlich dem Propheten-Kuchen wurden rund gemacht und mit Salz bestreut. Von dem Mehl, was im Sieb blieb, wurden runde Brode - Grandstuten genannt - gebacken. Die Kleien bekam das Vieh in die Tränke. Zu Weihnachten wurde viel Weißbrod gebacken, Hedwigen genannt. Rund zweierlei Größe, aber mit Prezeln und anderen Figuren geziert. Alle Leute beschenkten sich damit, und jeder Pathe bekam einen. Auch Brandwein, den wir nur von Iserlohn beziehen durften, verschenkten wir. Da dieser aber in Menden viel wohlfeiler war, so ging ich oft selbst des Nachts dahin und schmuggelte in einem Fäßchen oder Krugen soviel ein, als ich tragen konnte.
In früheren Jahren hatte eine adelige Familie von Bromberg ein Gut in Deilinghofen besessen. Das Haus wurde jetzt von einer Frau, die sich von Düth nannte und zwei uneheliche Kinder hatte, bewohnt, war aber ganz zerfallen und die Leute mußten sich mit Händearbeit ernähren. - In Deilinghofen war noch ein Gasthof. Da wir aber das Glück hatten, den meisten Zuspruch zu haben, so besserten sich unsere Umstände. An Sonntagen hatten wir immer viel Gäste. Entfernte Eingepfarrte kehrten bei ihrem Kirchgange bei uns ein und verzehrten immer etwas. Nach dem Nachmittags-Gottesdienst kamen manche zum Bier, Kegeln und Kartenspiel. Kartengeld wurde nicht verlangt. Dagegen aber mußten die Verlierer an die Gewinner in Plätze, zu 1 Stüber das Stück, bezahlen. Ich stand immer an den Spieltischen, und wenn ein Spiel beendigt, legte ich den Gewinnern ihre gewonnenen Plätze hin und ließ mir von den Verlierern gleich das Geld dafür geben. Oft gingen alle Plätze ab und ich mußte den anderen Tag wieder Mehl holen und backen. Auch fremde Reisende von allen Ständen sprachen zuweilen ein und blieben auch wohl Nachts bei uns. Da ich sie immer bedinete, lernte ich mit menschen umgehen, wurde gewandter und erhielt Beifall. Ich glaube, daß dieses vielleicht viel auf meine Zukunft gewirkt hat. Es ist gewiß, daß Umgang mit Menschen den Menschen bildet.
Mein Stiefbruder Goswin Mollerus hatte mit viel Mühe und Kosten den Abschied erhalten, heirathete die Tochter eines großen Gutsbesitzers zu Beingsen, namens Louise Beingsen, eine Stunde von Deilinghofen, erhielt damit eine hübsche Ausstattung, aber wenig Geld, weil das Gut immer der älteste Sohn bekam. Da die junge Frau sich nicht zur Gastwirthin schickte, so trieb meine Mutter diese alleine. Goswin mit seiner Frau besorgte nun die ländlichen Arbeiten und machte auch zuweilen kleine Geschäfte mit Holz, Pottasche und dergleichen. - Wir wurden auch veranlaßt den Zoll in Pacht zu nehmen. Es mußte nämlich alles Vieh, leer oder angespannt, was aus dem Kölnischen kam, in Deilinghofen, als dem ersten Grenzorte, Zoll bezahlen. Auch die Juden mußten die Person ein Stüber Zoll geben. - Durch die gute Wirtschaft und Sparsamkeit hatten wir es doch wieder so weit gebracht, daß wir anständig leben konnten.
Auch ich verdiente mir zuweilen ein kleines Taschengeld. Waren große Hochzeiten oder Kindtaufen, so wurde ich gebeten, dahin zu kommen und das Brod dazu zu backen. Dieses Brod war von Weizenmehl und nur die Kleien abgesondert, rund geformt und jeder Gast bekam ein Brod. Ich erhielt für meine Arbeit 1 Thaler. Zu solchen Festen wurden wohl 100 bis 150 Personen eingeladen. Sie waren gewöhnlich im Sommer und es wurde im Freien gekocht und an langen Tafeln gespeißt, und dauerten drei Tage. Nach dem Essen opferte jeder Gast der Braut ein Geschenk an Geld, was der Pfarrer und Schulmeister einnahmen, aufschrieben und der Braut nachher übergaben. - Im Herbst bis tief in den Winter stellte ich Donen, worin ich Krammetsvögel fing. Hatte ich einige gefangen, so trug ich sie nach Iserlohn zum Verkauf. Für Amseln, Zippen und Weindrosseln bekam ich für 4 Stück ein Kastenmänchen - 2 ½ Mgr und für 2 Stück Schnerren, Ziemer Geramseln dasselbe. Von der Lösung bauete ich mir selber einen kleinen Vogelherd. Hier machte ich aber den Fehler daß ich ihn auf einem Wacholderberg verlegte, wo die Vögel lieber auf die Büsche als auf den Herd fielen, darum fing ich darauf nicht so viel als in den Donen. Ich kaufte mir auch zuweilen in Iserlohn ein paar Pfund Schnupftabak und Rauchtabak, den ich im Einzelnen wieder verkaufte und ein paar Stüber verdiente. - Als ich 11 - 12 Jahre alt, schon leidlich schießen konnte, ging ich zuweilen auf den Anstand und schmuggelte ein Häschen oder sonst etwas in die Küche. Goswin, der ein guter Schütze, war mein Lehrmeister. Obgleich ich beständig bei jeder Arbeit mithelfen mußte, so versäumte ich doch nicht mich auch ohne Lehrer selbst im Schreiben, Rechnen pp zu unterrichten und mich zu üben. Die Biebel las ich fleißig, sowie andere religiöse Bücher. Schriften von anderen Gegenständen hatte ich nicht. Die Lust etwas zu lernen, war bei mir so groß, daß ich jede müßige Minute dazu verwendete.
Ich war nun im 14. Jahre, und meine Mutter verlangte, daß ich mich entschließen sollte, ein Fach zu wählen, wozu ich am meisten Neigung hätte, und glaubte damit, in Zukunft mein Brod erwerben zu können. Meine Antwort war, daß ich wünschte, Gastwirth zu werden. Sie billigte meinen Entschluß, ging mit mir nach Iserlohn zu dem ersten Gasthofsbesitzer, Herrn Riedel, um mich bei diesem in die Lehre zu bringen. Allein dieser gab uns die untröstliche Antwort, daß er mich jetzt nicht annehmen könne, weil alle Stellen bei ihm besetzt waren. Mißmutig kehrten wir nach Hause zurück in der Hoffnung, daß sich mit der Zeit mal eine andere Gelegenheit für mich finden würde. - Zu meinem Glück erschien diese auch bald. Ein Herr Caspari [vgl. zu Caspari den grundlegenden Aufsatz von Korsch-Gerdes über Stephanopel HIER], der Faktor auf einer großen Bleiche in Stephanopel, ¾ Stunden von Deilinghofen war und Kaufleuten in Iserlohn gehörte, kam häufig des Sonntags in unsere Kirche, weilo Stephanopel hierhin eingepfarrt war, und kehrte jedesmal bei uns ein. Herr Caspari fragte mich einen Tages ob ich wohl Lust hätte, nach Leipzig zu gehen? Da er oft mit mir spaßte, so hielt ich seine Frage auch jetzt für Neckerei, antwortete aber rasch mit Ja! Dies mal war es ihm aber ernst und erzählte uns, daß er bei seinem Freund, Herrn Commißionär Zickwolf in Iserlohn gewesen und von diesem erfahren, daß die Herrn Gebrüder von der Becke von Iserlohn [Diese entstammten dem Iserlohner Zweig der Kaufmannsfamilie von der Becke; es gibt noch einen Zweig der Familie in Hemer (Sundwiger Eisenhütte, Messingwerk) - mehr dazu HIER] jetzt in Leipzig wohnhaft, ihm aufgetragen, ihnen einen jungen Burschen, womöglich vom Lande, für ihre Handlung zu versorgen. Sein erster Gedanke wäre auf mich gefallen, und er hätte Herrn Zickwolf gesagt, daß er mich zu ihm schicken wolle. Herr Caspari trug mir nun auf, eigenhändig aufzuschreiben, wer meine Eltern, wie alt ich wäre und was ich gelernt hätte, diesen Aufsatz Herrn Zickwolf persönlich zu übergeben und mich ihm vorzustellen. Als ich mich diesem alten Herrn auf seiner Expedition zeigte und meinen Aufsatz übergab, mußte ich einen langen Examen aushalten, den ich immer rasch beantwortete und womit er zufrieden zu sein schien. Er gab mir den Bescheid, daß er den Herrn v. d. Becke schreiben, wie er mich befunden und mir deren Entschluß nach Empfang bekannt machen wolle.
Es dauerte nicht lange, als ich wieder Nachricht erhielt, zu ihm zu gehen. Als ich bei ihm erschienen, sagte er mir, daß er von den Herren v. d. Becke Auftrag bekommen, mich anzunehmen. Herr Zickwolf fügte hinzu, daß ich mich einrichten mußte, schon zur nächsten Ostermesse nach Leipzig zu gehen, daß ich aber vorher noch einigen Unterricht im Rechen und Schreiben in Iserlohn bekommen sollte, in der Herren v. d. Becke ihrem Hause wohnen, beköstigt würde, und sie alles bezahlen wollten, auch daß ich meinen Dienst sofort antreten sollte. Wie froh und glücklich ich nach Hause eilte, um meiner Mutter diese angenehme Nachricht zu bringen, und welche Freude die Meinigen hatten, kann ich nicht mit Worten ausdrücken.
Dieses geschah um Michaeli herum und da ich noch nicht confirmirt war, so ging meine Mutter mit mir sogleich zu unserem Pastor, Herrn Dümpelmann [zu ihm vgl. HIER], der mein Pathe war, um ihn zu ersuchen mich allein zu unterrichten und sobald er mich tüvhtig befand, das heilige Werk der Confirmation mit mir vorzunehmen. Dieser fand sich auch bereitwillig dazu, mir womöglich täglich auf seiner Stube einige Stunden zu geben. Da ich mir vorher schon hübsche Kenntnisse in der Religion und besonders in der Bibel, gesammelt, so begriff ich seine Lehren leicht, und er sagte mir, nach einiger Zeit, daß er mich in seiner Stube confirmiren wolle und ich nächstens mit Anderen zum Heiligen Abendmahl gehen könne. Der Herr Pastor, mein Pathe war ein großer strenger Mann, Herrnhuter, immer ernsthaft und streng. Beim Unterricht mußte ich immer stehen. Gleich nach meiner Confirmation ging ich zu Herrn Zickwolf und stellte mich zu seiner Verfügung. Dieser führte mich in das Haus der Herren von der Becke welches groß und prächtig war, und trug dem Mädchen, welches Mariane hieß, allein das Haus bewohnte, bewachte und reinlich halten mußte, auf, wie sie sich gegen mich verhalten sollte. Dann ging er mit mir zu dem ersten Schreib-Rechenmeister. Er sagte diesem, wie er mich unterrichten solle. Dieser Lehrer, dessen Namen ich vergessen, war ein alter Mann, rauchte immer sein Pfeifchen, war aber strenge und ein großer Rechner. Söhne der vornehmsten Leute kamen in seine Schule. Er wies mir einen Platz neben seinem Stuhl an und behandelte mich recht freundlich.
Wieder in meiner Wohnung in von der Becke`s Hause angelangt zeigte mir Mariane mein Zimmer, welches sehr schön, mit allem, was ich bedurfte, versehen war und ich richtete mich bald ein. Außer der Schule machte ich die Aufgaben, die mir der Lehrer gegeben, machte mehr, wie mir aufgetragen, und erwarb mir dadurch Beifall meiner Vorgesetzten. - Castellanin Mariane, etwa gegen 30 Jahre alt, war ein gutes häusliches Mädchen. Wir aßen und tranken immer an einem Tisch und sie sorgte wirklich schwesterlich für mich. Als ich ungefähr 5 Monate in Iserlohn gewesen, sagte mir Herr Zickwolf, daß ich in einigen Tagen nach Leipzig abreisen müßte und mich dazu einrichten sollte, daß er mit Fuhrleuten, die Güter dahin führen, übereingekommen, mich mitzunehmen und wenn ich müde würde, mich auf ihren Karren zu setzen. Er gab mir im Auftrag der Herren von der Becke einen neuen Überrock von grauem Calmuc, um mich vor Kälte zu bewahren, und 5 Thaler Reisegeld, verabschiedete mich und wünschte mir glückliche Reise. - Am Palmsonntag wohnte ich noch der ersten Confirmation des Pastor Strauß in Iserlohn bei. Nie habe ich eine so herzergreifende Confirmations Rede wieder gehört. Alle Zuhörer vergossen Thränen. Der jetzige Oberhofprediger Strauß in Berlin ist sein Sohn. Iserlohn und meinen Bekannten sagte ich Lebewohl und ging nach Deilinghofen, um die Meinigen noch ein paar Tage zu genießen. Einer von den Fuhrleuten, womit ich reisen sollte, namens Pütthof in Riemcke [zu Riemke HIER], ein Dorf in unserem Kirchspiel, zu dem ich ging, um zu erfahren, welchen Tag sie von Iserlohn abfuhren und wo ich sie auf dem Weg antreffen könnte, sagte mir, daß sie am Charfreitag abends in Soest im Gasthofe - dessen Name ich vergessen - bestimmt sein würden. Meine wenigen Habseligkeiten hatte ich in ein Packet in ein Pack gepackt und Pütthof übergeben.

Wann kehrt der Jüngling heim ins Vaterland
Wann schaut er jubelnd seine Fluren wieder
Der Jüngling kehret nie dahin zurück
Nach sieben und siebenzig erfahrungsreichen Jahren
Ist er ein alter abgelebter Greis.
Ein ander Vaterland hat ihm die Vorsehung angewiesen
Wo er des Allmächtigen Ruf zur ewigen Heimat harret.

Am Charfreitage 1786 früh 5 Uhr nahm ich Abschied von meiner guten Mutter und trat froh und wohlgemut meine Reise nach dem berühmten Leipzig an. Mein Halbbruder Goswin und Schwager Hinselmann begleiteten mich bis Menden, empfahlen mich Gott und kehrten nach Hause zurück. In Menden traf ich laut Abrede einen jungen Mann, Bäckerssohn aus Iserlohn, der ebenfalls mit den Fuhrleuten nach Leipzig reisete, um sich da in der Bäckerei zu vervollkommnen. Wir gingen nun rasch vorwärts und waren Abends bei guter Zeit in Soest, wo wir unsere Fuhrleute antrafen. Die Reise mit diesem Karren, mit zwei hohen Rädern, ging langsam, sdaß wir erst nach 15 Tagen in Leipzig ankamen. Von unserem Recht, uns auf die Cabriolets zu setzen, machten wir nicht Gebrauch und gingen lieber zu Fuße als uns zergliedern zu lassen.

LEIPZIG. In Leipzig angekommen kehrten die Fuhrleute im großen Blumenberge ein und lieferten mich bald nachher als ein lebendes Solln ab. Ob, und wieviel Fracht sie dafür bekamen, daß ich 50 Meilen lang neben ihren Karren ging, weiß ich nicht. Als ich mich den Herren von der Becke vorgestellt und ihrem Wohlwollen empfohlen hatte, übergab ich ihnen den Rest meiner Kasse, mit einem Verzeichnis aller Ausgaben an jedem Orte, auf meiner Reise. Das Geld war in einem niedlichen Beutelchen, was mir meine Mutter zu dieser Reise gemacht hatte, und auch noch einige Groschen von meinen Sparpfennigen, die ich vergessen, herauszunehmen. Das Beutelchen so wenig als mein erspartes Capital habe ich nie wieder zurück erhalten. Vermutlich, weil es im Trubel der Meßgeschäfte bei Seite gelegt und nachher vergessen worden. Ganz arm, keinen Heller im Vermögen und keinen Menschen, den ich kannte, war ich nun in Leipzig. Obgleich erst 15 ¼ Jahre alt und ich nur wenig Menschenkenntnisse und Erfahrung haben konnte, verlor ich doch den Muth nicht und bauete auf die Vorsehung, die mich so wunderbar hierher geführt. Daß ich mich nicht geirrt, haben die Folgen bewiesen. Genau kann ich nicht angeben, wieviel ich auf dieser Reise verzehrt, aber das weiß ich mich zu erinnern, daß es noch nicht ganz 4 Thaler waren.
Das Personal der Handlung-Firma Gebrüder von der Becke und Co. - war bei meiner Ankunft:
- Herr Johann Heinrich
- Herr Johann Reinhard
- Herr Johann Friedrich von der Becke, keiner war verheirathet. [Die Genanten gehörten zum Iserlohner Zweig der Kaufmannsfamilie von der Becke; es gibt noch einen Zweig der Familie in Hemer (Sundwiger Eisenhütte, Messingwerk) - mehr dazu HIER] ,
- Friedrich Wilhelm Kuiper, Sohn eines Seidentuch-Macher in Iserlohn, welchen die Herren von der Becke auf eben die Art wie mich ein Paar Jahre vorher hatten kommen lassen.
- Christian Göblitz aus Sellerhausen Markthelfer.
Der Markthelfer wurde beauftragt, mich in den kleinen Blumenberg zu führen, wo ich Mittag und Abend bei dem Gastwirth Lucas, vor der Hand, meinen Tisch bekommen sollte. Nachher mir das Haus, worin die Herren von der Becke wohnten und wo ich auch wohnen solte, zu zeigen. Dieses Haus war am Eingang des Schlosses Pleißenberg links vom Schlagbaum und hieß Henricus Haus, hatte auch einen kleinen Garten. Es war wenig Raum in diesem kleinen Hause und ich bekam nur ein kleines Kämmerchen unter dem Dache.
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Hier eingefügt ein Fensterbild aus der Macherner Kirche, das bis heute das Gesicht des aus Deilinghofen stammenden Kirchenpatrons Gottfried Schnetger zeigt:
 


 


Im Folgenden ein dazu gehörender Text aus dem Jahr 1995, geschrieben von Harald Korsch-Gerdes (+ 1997), der beschreibt, wie das Original von Gottfried Schnetgers Lebensbeschreibung nach Deilinghofen kam.

Text von Harald Korsch-Gerdes (geschrieben im November 1995) - exklusiv für den Iserlohner Kreisanzeiger, Redaktion Hemer:

Da staunte der Heinrich Brüsecke aus Ihmerterbach, passionierter Sammler historischer Ansichtskarten, am vergangenen Montag nicht schlecht, welche hektische Betriebsamkeit er beim evangelischen Pfarrer von Deilinghofen Dr. Friedhelm Groth auslöste. Er hatte in Wuppertal auf einer Sammlerbörse alte Dokumente von einem Händler aus Berlin erworben und weil er nur "Deilinghofen" und "Basse Pastor" entziffern konnte, fragte er halt in Deilinghofen beim Pastor nach und war prompt an den bzw. genauer an die Richtigen geraten. Harald Korsch-Gerdes hat inzwischen die Unterlagen gesichtet und schreibt dazu: Man mag schon fast nicht an Zufall glauben, daß gerade uns, den Herausgebern der "Blätter zur Deilinghofer Kirchengeschichte" dieser heimatgeschichtlich äußerst wertvolle Fund zur Begutachtung vorgelegt wurde. Passen sie doch zeitlich genau in die Welt des Bandes 3, die Zeit von 1765 - 1835 [PDF-Download des gesamten Bandes BDKG 3 HIER]. Es handelt sich einmal um eine Art Sterbeurkunde, die Pastor Basse 1805 ausfertigte, der übrigens der besterhaltenen Abdruck des Ur-Kirchensiegels von 1766 beigefügt ist. Es geht dabei um niemand anderes als um Caspar Diederich Schnetger, der von 1753 - 1778 Küster in Deilinghofen war. Diese Stelle erhielt er nur, weil er sich verpflichtet hatte, die Witwe seines Amtsvorgängers Johan Goswin Mollerus, Anna Marg. Oberfeldhaus gnt. Schütte aus Brockhausen, zu heirateten. Bis 1764 war er auch Lehrer, mußte dieses Amt dann aber unter noch nicht geklärten Umständen aufgeben. Nun hoffte Dr. Groth, durch das zweite wertvollere Dokument Licht in einige noch ungeklärte "Geheimnisse" der Deilinghofer Kirchen- und Schulgeschichte zu bringen. Es handelt sich um einen 63-seitigen Lebensbericht, den der jüngste Sohn des Küsterehepaares 1847 im Alter von 77 Jahren fern der Heimat, wo er zu Geld, Ruhm und Ansehen gekommen war wiederum für seinen Sohn verfaßt hatte. Er war am Heiligen Abend des Jahres 1770 in Deilinghofen geboren worden und seine Rufnamen Gottfried Wilhelm trug er nach keinem Geringeren als seinem Taufpaten, dem bedeutenden Deilinghofer Pastor Gottfried Wilhelm Andreas Dümpelmann (1765 - 1791) - einem "Herrnhuter", wie Schnetger jun. in seinen Erinnerungen extra ausführt.
Nun, die Klärung der "großen Geheimnisse" blieb aus, aber die 14 Seiten über seine Jugend in Deilinghofen von 1770 - 1786 gehören zu den schönsten und lebendigsten Berichten, die wir aus der Zeit haben. Schnetger schwärmt regelrecht über seinen Geburtsort, von der "schönen Lage, am Fuße eines hohen 2 Stunden langen Berges - Balverwald genannt - ein fruchtbares Thal, treibt nur Landwirthschaft", erwähnt die "berühmte Fabrikstadt Iserlohn" und sogar die Alte Höhle in Sundwig, in der er wohl als Jugendlicher oft gewesen war. Ins katholische Ausland (Kurköln - jenseits der Hönne) gingen die Deilinghofer gern, um das "Schimpfen der Pfaffen auf die Lutheraner" bei Prozessionen zu hören, mußten aber aufpassen, nicht entdeckt und "todtgeschlagen zu werden". Dann kommt Schnetger ausführlich auf seine Lebensumstände zu sprechen, auf seine Familie, auf einen Einbruch in die Küsterei 1778, nachdem der Vater gestorben war, und auf deren Abbrennen im gleichen Jahr. Den Achtjährigen hatte man vermißt und fand ihn erst am nächsten Tag schlafend im Garten. Schnetgers/Mollerus besaßen das Haus in den Klipp#en "im städtischen Style gebaut&qukirchenkreisot;, in dem damals Bergleute wohnten und hatten das Spiekermannsgut gepachtet (Recht Ecke Beginn Brockhauser Weg / Hönnetalstraße). Man betrieb Landwirtschaft und eine Gaststätte, in der sich Gottfried Wilhelm sehr wohlfühlte. Als Jugendlicher mußte er schon hart arbeiten und beschäftigte sich viel mit dem Herstellen von Backwaren, was er genauestens beschreibt. Sein Stiefbruder Gottfried Mollerus, später Kirchenältester, aber auch ein bedeutender Wild- und Forstdieb, gab ihm auch darin Unterricht, was aber nur zwischen den Zeilen vorkommt. Bevor er 1786 nach Leipzig zieht, um bei der Iserlohner Kaufmannsfamilie v.d. Becke im dortigen Handelshaus eine Lehre zu beginnen, wird er noch von seinem Paten Pastor Dümpelmann im Alten Pastorat konfirmiert. Es ist die erste persönliche Beschreibung, die wir von diesem Mann haben: "ein großer starker Mann ... immer ernsthaft und strenge". Zum Unterricht notiert Schnetger noch: "Etwas anderes als Religion kam nicht vor".
Es dürfte sinnvoll sein, den ganzen Text in der Heimatvereinszeitschrift "Der Schlüssel" zu veröffentlichen, auch wenn der größere Teil, mit ausgedehnten Reisebeschreibungen von Holland und England, mehr zur Handelsgeschichte Iserlohns gehört. Ob er je wieder in Deilinghofen war, schreibt er nicht, 1795 heiratet er in eine bedeutende Kaufmannsfamilie ein, hat selber ein Handelshaus und landet im fortgeschrittenen Alter wieder bei seiner doch geliebten Landwirtschaft und kaufte sich ein großes Gut in Machern / Sachsen.


Weitere Links zu Gottfried Schnetger und "seinem Machern" (web.archiveorg... heisst: mit der Wayback-Maschine ins Internet "zurückgeholt)
Machern nach Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Machern
Ältere Machern-Homepage, dort der damalige Abschnitt "Einst und jetzt" (auf dieser Website mit sehr unterschiedlichen historischen Bezügen kommt zu Machern auch Gottfried Schnetger vor - samt Hinweis auf Dr. Friedhelm Groth, aber der Link geht nicht): http://web.archive.org/web/20161028023944if_/http://www.machern.com/history/index.htm
Schloss Machern heute - http://www.schlossmachern.de 
Schnetgers Macherner Vorgänger: Die von Lindenaus [zu ihnen auf Wikipedia HIER] als adlige Rittergutsbesitzer in Machern: http://web.archive.org/web/20160911035714/http://home.uni-leipzig.de/mielke/lindenau/lindnau.htm
Aus der adligen Lindenau-Familie war Carl Heinrich August Graf von Lindenau (1755-1842) [zu ihm Wikipedia HIER] Schnetgers Vor-Vorgänger als Gutsherr in Machern; dieser Graf
Lindenau galt als der Schöpfer des Landschaftsgarten Machern (ab 1782) [Zu Einzelheiten von Schloss und Garten in Machern vgl. HIER]. Carl Heinrich August Graf von Lindenau war, gegen den Widerstand seines Vaters, ein Freund Goethes; über Lindenau berichtet Prof. Dr. Heinz Mielke kenntnisreich HIER: http://web.archive.org/web/20160213113318/http://home.uni-leipzig.de/mielke/lindenau/lindnau6.htm.
Weitere Entwicklung in Kurzform:
 Schloss Machern, das Rittergut und der Landschaftsgarten gingen 1806 über in den Besitz Gottfried Schnetgers; Zwischenbesitzerin von 1802 bis 1806 war die Freifrau von Wylich, geb. Stolberg Werningerode, die den Besitz vom letzten Macherner Lindenau erworben hatte. Die Schnetgers dann wirkten in Machern bis 1945.
Beim Vater des genannten Carl Heinrich August Graf von Lindenau war Ernst Wolfgang Behrisch, Goethes sehr wichtiger Jugendfreund, als Hofmeister angestellt, der Carl Heinrich August unterrichtete - eine deutliche Verbindungslinie zwischen Machern und Goethe. Dazu kommt, dass Goethe ja Freimaurer war und mit großer Wahrscheinlichkeit den freimaurerisch geprägten Macherner Landschaftsgarten besucht hat und angeblich auf der dortigen rosenkreuzerischen Ritterburg seinen eingeschriebenen Namen hinterlassen habe soll: Vgl. dazu erstens HIER, zweitens HIER und drittens HIER.
Auch war der Macherner Graf von Lindenau der Besitzer von "Auerbachs Keller" n Leipzig; dort haben Goethe und dessen Jugendfreund Behrisch miteinander gezecht - und schließlich kam dann Auerbachs Keller betont in Goethes Faust vor; mehr zu Auerbachs Keller im Besitz der Lindenaus bei Prof. Dr. Heinz Mielke HIER: http://web.archive.org/web/20160213065955/http://home.uni-leipzig.de/mielke/lindenau/lindnau4.htm
Ephraim Wolfgang Glasewald (1757-1817) [in Wikipedia HIER] als Baumeister bei den Lindenau-Grafen (in jenem besonderen und berühmten Garten, den schließlich Schnetger aus Deilinghofen bekam): http://web.archive.org/web/20160324163746/http://home.uni-leipzig.de/mielke/lindenau/glasewa.htm
Die Schnetgers als bürgerliche Rittergutbesitzer in Machern (Version von Prof. Dr. Heinz Mielke, der lebte von 1931-2017 und war ein hervorragender Machern-Kenner- vgl. HIER): http://web.archive.org/web/20160912180638/https://home.uni-leipzig.de/mielke/schnetgr/schnet.htm
Ein anderer berühmter Macherner, Alexander Duncker (1850-1929) [in Wikipedia HIER]: http://web.archive.org/web/20170805024510/https:/home.uni-leipzig.de/mielke/duncker/duncker.htm