Konfirmationspredigt am 5.4.1936 in der Ebbergkirche Hemer
(Pfr. Chr. Adolf Frommann, Pfarrer in Hemer von 1935 bis zu seinem Tod 1950)

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Matth. 8,23 (Am Anfang der Sturmstillungsgeschichte: Und er stieg in das Boot, und seine Jünger folgten ihm.)

 

Vor Jahren ging die Nachricht von einer genialen Erfindung eines Pariser Ingenieurs durch die Welt. Der Mann sollte eine Einrichtung ersonnen haben, die das Versinken der Schiffe auf dem Meer unmöglich macht. Es handelte sich um eine Art von Hohlräumen im Schiffsrumpf, die sich automatisch mit einem Gase füllen, wenn das Schiff zu sinken droht, und dadurch das gefährdete Fahrzeug über Wasser halten.

Was daraus geworden ist, weiß ich nicht. Weshalb erzähle ich das?

Euer Lebensschifflein verläßt nun allmählich den Hafen der Kindheit und des Elternhauses und stößt ins weite, offene Meer des Lebens. Auf diesem Meer ist's gefährlich. Da versinken an einem Tage mehr Menschen als auf allen Weltozeanen in einem Jahr. Ihr wist davon glücklicherweise noch nicht viel. Für euch liegt das große, weite Meer der Zukunft ruhig und glatt da. Es ist eine Lust, es zu befahren. Aber wir Erwachsenen wissen, gas es gefährlich ist. Wir sind selbst in Gefahr gewesen und haben schon viele schiffbrüchige Menschen getroffen, ja, wir haben schon manchen gestrandeten Menschen versinken sehen. Was meint ihr, wenn wir uns heute in 10 Jahren hier wieder treffen könnten, ihr 63 Kinder, die ihr nun mit klaren, leuchtenden Augen und reiner Seele die Fahrt beginnt, was würde ich aus euren Augen und Gesichtszügen alles lesen können von den Gefahren, die euch begegnet, denen ihr zum Teil erlegen seid. Vielleicht würde ja der eine oder andere gereicht mehr in das Gotteshaus kommen, weil er schon Schiffbruch und untergegangen ist. Seht diese Sorge macht uns diesen Tag eurer Einsegnung so schwer. Wenn doch jemand solch eine Einrichtung wüßte, die das Sinken eures Schiffe= unmöglich macht! Es gibt ja allerlei Dinge, die einem helfen können, diese Fahrt über den Ozean des Lebens glücklich und fröhlich zu vollführen. Euern Eltern und Lehrern lag viel daran, euch eine tüchtige Schulbildung zu geben. Klugheit und Wissen halten viele für Ein solches Mittel gegen das Versinken des Lebensschiffleins. Nun schicken wie euch zu einem tüchtigen Lehrmeister, das ihr einen soliden Beruf erlernt. Gewiß ist das auch eine Grundlage eines glücklichen Lebens. Andere geben euch gute Ratschläge mit:

Gewöhnt euch frühzeitig ans Sparen, seid fleißig, strebt allezeit vorwärts, hütet euch vor schlechter Gesellschaft, seid ehrlich!

Solche und ähnliche Rettungsgürtel legt man euch in euer Schifflein hinein. Und es ist richtig: Von diesen genannten Dingen hängt viel für eure Lebensfahrt ab. Sie können euch die Fahrt angenehmer und gemütlicher gestalten. Aber- das Eine muß ich doch offen und mit allem Nachdruck sagen: Vor dem Versinken schützen sie alle nicht. Auf der Liste der gestrandeten Schiffe stehen die Luxusdampfer so gut wie die Kohlenschiffe und die Segelboote. Wenn ein Schiff untergeht, dann ist die Lage der Passagiere der ersten Klasse genauso verzweifelt wie für die der zweiten und dritten Klasse.

Mit anderen Worten: Die beste Schulbildung, das größte Wissen schützt dich nicht vor Schiffbruch, kein Beruf, auch der idealste nicht, schafft die gefährlichen Klippen und Sandbänke des Meeres aus dem Wege. Die schönste, bezahlteste Stellung, ein Sack voll Geld können die Stürme des Lebens nicht fernhalten und beschwichtigen. Die Bibel sagt uns das mit den Worten:

Wir sind allzumal Sünder, sind allzumal schwache, irrende Menschen, die nur zu leicht auflaufen und stranden können. Aber nun nennt sie uns auch eine Einrichtung, die uns vor dem Versinken schützen kann. Eine wunderbare Erfindung, wie die, von der ich anfangs erzählte. Es ist zwar keine Entdeckung des 19. oder 20. Jahrhunderts, überhaupt nicht von Menschen ersonnen, sie ist von Gott. In unserem Textwort ist sie genannt und Millionen haben sie erprobt. Noch niemals hat sie versagt. Die Bibel und viele Schiffstagebücher aus der Kirchengeschichte empfehlen's immer wieder als die Schutzvorrichtung für ein Lebensschiff: " Und Jesus trat in das Schiff!" Das. ist das Geheimnis eines glücklich, friedvollen Lebens, ob Jesus mit uns fährt. Er will es tun. "Ich bin bei euch alle Tage" So rief er es vor 13, 14 Jahren jedem von euch zu, als eure Eltern und Paten euch zum Taufstein trugen. In der Taufe hat euch der Herr in sein großes Schiff der Kirche aufgenommen. Nun kommt's drauf an, ob ihr ihn in euer Lebensschiff aufnehmt. Darum frage ich euch gleich, ob ihr ihn als euren Steuermann haben und ihm gehorchen wollt, und ihr legt das Versprechen ab: "Ja, wir wollen es." Doch das Ja ist leicht gesagt und schwer getan. Und ich fürchte, mehr als eines von euch sagt es allzu leicht, weil es alle sagen, ohne sich viel dabei zu denken. Möchte euer Herz erzittern unter diesem kurzen, aber inhaltsschwerem Wort - es soll gelten bis zum Tode. Möchte euch diese Stunde des Versprechens vor Gott und seiner Gemeinde unvergeßlich sein. Wir alle, die wir euer Ja gleich hören, haben dasselbe einst am Konfirmationsaltar gesprochen, und wir wissen, wie schwer es ist, dies Gelübde zu halten. Aber eben darum rufen wir es euch zu: Kämpft mit uns den guten Kampf des Glaubens. Ihr wollt ja Kämpfer und Helden sein. Kämpfer und Helden des Glaubens zu sein, ist das Schwerste, aber auch das Schönste. Laßt euch das Steuer des Glaubens nicht entwinden und hört nicht auf die süßen und lockenden Stimmen moderner Glaubensbewegungen, die euch einen selbstgemachten Götzen, anstatt des lebendigen Herrn als Steuermann in euer Schiff stellen wollen. Schaut nach dem Kompaß des göttlichen Wortes in der Bibel und blickt fleißig und täglich im Gebet zu dem Steuermann, der das Schifflein eurer seeligen Vorfahren in den Hafen des Himmels gelenkt hat. Kommt in unsere Gottesdienste und zeigt damit, daß ihr den Konfirmationstag recht verstanden habt, als Einsegnungstag, als Tag der Aufnahme in die Gemeinde der Erwachsenen.und nicht, wie ihn leider viele behandeln - als Aussegnungstag, als Abschiedstag. Tretet ein in die Gemeinde der Jünger Jesu, in diese Kampfgemeinschaft. Ich sage bewußt: Kampfgemeinschaft. Ich will euch keine falschen Versprechungen machen, ich sage nicht, daß ich ein Mittel weiß, das euch vor Stürmen und Kampf auf dem Meere bewahrt. Jesus hat seinen Jüngern nirgendswo in Aussicht gestellt, daß, wer ihm nachfolge, wer ihn in sein Schifflein aufnehme, eine glänzende Karriere vor sich habe, daß er es im Leben zu etwas bringen werde. Man kann es wohl in diesem Leben ohne Jesus zu etwas bringen. Viele Glückskinder dieser Welt leben ohne Gott. Es handelt sich in erster Linie um das innere Leben, um eure Seele. Daß ihr innerlich nicht versinkt und verderbt, daß eure Seele nicht verhungert, daß euer Herz gesund und frei, froh und tapfer bleibt, daß ihr einen starken Halt habt und auch für die letzte Stunde eures Lebens eine gewisse Hoffnung, das kann ich euch auf's Gewisseste zusichern für den Fall, daß ihr den Heiland mitnehmt in euer Schiff. Daneben darf ich euch allerdings doch noch in Aussicht stallen: Ihr werdet, wenn ihr mit Jesus fahrt, auch für euer irdisches Leben Segen über Segen erfahren. "Trachtet am ersten ..." "Jesus trat in das Schiff" Möge er in euer Schiff treten und in ihm bleiben und vor dem inneren Versinken bewahren. Mag dann eure Fahrt länger oder kürzer ausfallen, stürmisch oder ruhig, euer Schiff wird schließlich am Gestade der ewigen Vollendung enden. Gott segne euch dazu, eure Eltern und Paten mögen euch dabei helfen und mit dem besten christlichen Beispiel vorangehen. Amen.



Eine Deilinghofer Predigt, in der die obige Konfirmationspredigt von Pfarrer Frommann aus gutem Grund zitiert wurde, finden Sie HIER:
 

Festpredigt zum Konfirmationsjubiläum

So. Palmarum, 23.3.97, Stephanuskirche Deilinghofen


Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des hl. Geistes sei mit euch allen. Amen.

Meine lieben Jubilarinnen und Jubilare, liebe Gemeinde am heutigen Palmsonntag! So wie aller guten Dinge drei sind, soll heute auch die Predigt einmal drei Teile haben: erstens wird die Rede von gestern sein, zweitens von heute und drittens von der Ewigkeit. Und diese Gliederung ist dem heutigen Predigttext für diese Festpredigt entnommen, denn „gestern, heute und in Ewigkeit“ kommt da wortwörtlich vor. Hier auf der Titelseite unseres gelben Programmblatts können Sie den zugrundeliegenden Text, Hebr. 13, 7-9, jetzt mit den Augen mitverfolgen, da heißt es:
 


Gedenkt an eure Lehrer, die euch das Wort Gottes gesagt haben; ihr Ende schaut an und folgt ihrem Glauben nach. Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit. Lasset euch nicht mit mancherlei und fremden Lehren umtreiben; denn es ist ein köstlich Ding, daß das Herz festwerde, welches geschieht durch die Gnade.
 


Gebet: Herr, schenk uns Herzen, die sich nicht umtreiben lassen, sondern dich annehmen, schenk uns Ohren jetzt, die auf dich hören, und schenke mir einen Mund, der recht redet - in deinem Namen. Amen.

Liebe Gemeinde, der erste von drei Teilen jetzt handelt also von „gestern“, und er fängt durchaus ungewöhnlich an, so nämlich:

„Vor Jahren ging die Nachricht von einer genialen Erfindung eines Pariser Ingenieurs  um die Welt: der Mann sollte eine Einrichtung ersonnen haben, die das Versinken der Schiffe auf dem Meer unmöglich macht. Es handelte sich um eine Art von Hohlräumen im Schiffsrumpf, die sich automatisch mit einem Gas füllen, wenn das Schiff zu sinken droht, und dadurch das gefährdete Schiff über Wasser halten.

Was daraus geworden ist, weiß ich nicht. Aber weshalb erzähle ich das? Euer Lebensschifflein verläßt nun allmählich den Hafen der Kindheit und stößt ins weite offene Meer des Lebens. Auf diesem Meer ist’s gefährlich, da versinken an einem Tag mehr Menschen als auf allen Weltozeanen in einem Jahr. Wir Erwachsenen wissen, wie gefährlich dies Meer ist, was haben wir schon viele schiffsbrüchige Menschen gesehen! Was meint ihr, wenn wir uns in  zehn Jahren hier wiedertreffen könnten, Ihr 63 Kinder, die Ihr die Fahrt auf dem Meer beginnt, was würde ich aus euren Augen und Gesichtszügen alles herauslesen können von den Gefahren, denen ihr begegnet und zum Teil erlegen seid. Vielleicht würde ja der eine oder andere gar nicht mehr in das Gotteshaus kommen, weil er schon Schiffbruch hatte und untergegangen ist. Seht, diese Sorge macht den Tag eurer Einsegnung so schwer. Wenn doch jemand solch eine Einrichtung wüßte, die das Sinken eures Schiffes unmöglich macht!“

Da mag mich keiner hier nun verwundert angucken - Sie haben mich richtig verstanden, denke ich: dieser Predigtanfang stammte nicht von mir! Es waren Worte, 60 Jahre alt - auf der Kanzel der Ebbergkirche in Hemer gesprochen am 5.April, Palmsonntag 1936, und der da predigte vor seinen 63 Konfirmanden, das war dieser Mann hier [Heftchen mit Bild zeigen:] Pfarrer Adolf Frommann, einer, an den man auch hier in der Stephanuskirche wirklich denken kann - gerade am heutigen Tage! Manche der hier Sitzenden kennen Pastor Frommann sehr sehr lebendig aus eigener Anschauung, sind von ihm konfirmiert worden oder getraut, und eine der heutigen Jubilarinnen hat zwei Enkelkinder, die ja väterlichenseits auch Enkelkinder von Pastor Frommann sind. Ich habe mit großer Spannung und auch mit Ergriffenheit jene alte Konfirmationspredigt Pastor Frommanns zuende gelesen, deren Anfang ich hier zitierte, damals genau gehalten an dem Tag, als ein Teil von Ihnen auch hier in dieser Kirche von Pastor Gobrecht eingesegnet wurde, und liebe Gemeinde, wie ich es da aus dem Heftchen hier über das Leben Pastor Frommanns las und in den letzten Jahren aus vielen Gesprächen über ihn hörte, so kam es mir auch aus der Predigt da entgegen: Das war ein wirklicher Lehrer des Evangeliums, ein Kämpfer und mutiger Zeuge in ganz schwerer Zeit, dieser Adolf Frommann, 1906 geboren und 1950 44jährig heimgegangen, Adolf Frommann, nach dem ja auch das Westiger Gemeindehaus, das „Adolf-Frommann-Haus“ benannt ist. Das mein ich jetzt nicht so äußerlich, daß ich einen stadtbekannten Prominenten hervorhebe oder einen zum Helden und Heiligen hochjuble, das mein ich ganz anders; so wie es aus der Predigt da entgegenkommt, wo man aus jeder Zeile merkt, aus jedem Satz spürt: der liebte seine Kinder, hatte einen engen Draht zu ihnen, der wollte keinen einzigen verloren geben, ja mehr noch: der liebte mit Ernst Jesus Christus, dem er gehörte, und wollte beides zusammenbringen: daß die ihm Anvertrauten Grund im Leben kriegten, ohne auf Grund zu laufen und Schiffbruch zu erleiden. Adolf Frommann, einer der sein letztes Hemd für die Sache mit Gott gegeben hätte und auch für die, die ihm seelsorgerlich anvertraut waren...

Von „gestern“ reden wir in diesem ersten Teil - und das ist ganz gewiß so: viele von Ihnen denken jetzt an die alten Zeiten, z.B. an jenes Jahr ‘36, aus dem die zitierte Predigt war, z.B. an die Konfirmation damals in schwerer Zeit, und die meisten hier - die denken heute auch an Pfr. Karl Gobrecht, der die Mehrzahl der heutigen Jubilare einsegnete in dieser Kirche.

Und in der Tat: über Pastor Gobrecht könnte man sehr zu Recht etwas Ähnliches sagen wie über seinen Amtsbruder Frommann: wir haben seitenweise Material von Gobrecht gesammelt, alte Briefe und Dokumente, die in sein Herz schauen lassen, in einen leidenschaftlichen und dramatischen Kampf erst gegen Kommunisten und Freidenker, dann  gegen die ihm hart zusetzenden Nationalsozialisten - und mitten drin ein Mensch, der deutlich das Eine und Entscheidende als Grundlage seines Kampfes hatte: Jesus, seinem Heiland zu gehören und andere für ihn zu gewinnen, ein Kampf bei dem er schließlich bis in den Tod hinein unheimlich Schlimmes in Deilinghofen zu tragen hatte und nicht viel was anderes als ein Märtyrer zu werden hatte; wir werden heute nachmittag im Martin-Luther-Haus auch davon noch Näheres hören und berichten.  

Mit diesen Erinnerungen an früher, liebe Festgemeinde, sind wir mitten drin im Text der heutigen Festpredigt; denn Sie erinnern sich, daß es da in Hebr.13 begann mit den Worten:

Gedenkt an eure Lehrer, die euch das Wort Gottes gesagt haben; ihr Ende schaut an und folgt ihrem Glauben nach. Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit.

Liebe Gemeinde, der gleiche Hebräerbrief - geschrieben in der stürmischen Zeit der heranbrechenden Christenverfolgungen -  redet nur ein Kapitel zuvor (wie wir in der Eingangsliturgie hörten) in Kap. 12 von der mutmachenden „Wolke der Zeugen“, von denen, die vor uns als Christen gelitten, gekämpft und als Nachfolger Anfechtungen durchgestanden haben, und die jetzt auf der andern Seite sind: bei Gott und sozusagen wie eine Wolke „von oben“ Orienterung geben. Und solch ein Gedenken an Zeugen wie Frommann und Gobrecht, das soll hier nicht verstanden werden als falsche Schmeichelrede, als wären das sündlose Supermänner gewesen - nein, aber der Glaube lebt auch „von gestern“: was wäre mein Glaube ohne solche Lehrer, ohne solche Väter und Mütter im Glauben, ohne meine Mutter, die mit mir betete, ohne meinen Jungscharleiter als ich zehn war, ohne diesen und jenen Menschen, Pfarrer oder Nicht-Pfarrer, der sich in meinem Glaubensweg in allen Kämpfen tief eingeprägt hat...

Ich vermute, denen von Ihnen, denen die beiden genannten hiesigen Pastoren unbekannt sind, weil sie vor Jahren anderswo konfirmiert wurden, zum Beispiel vor der Flucht im damaligen Osten, denen ging es ähnlich: wo vom Glauben sich durch alle Tiefen etwas durchhielt, da war es oft - Gott sei Dank - der prägende Einfluß von Christen und Zeugen dieses Schlages, der bis heute Spuren hinterließ.

Doch unser heutiger Text, der bleibt nicht beim gestern hängen. Der kommt zum zweiten! Der kommt zum „heute“ - eben weil dieser Jesus Christus, in dessen Namen wir hier zusammen sind, nicht „von gestern“ ist, sondern heute derselbe wie zu Zeiten, die 60 Jahre oder mehr zurückliegen! Jesus Christus ist gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit. Da ist die strahlende Mitte und die Frohe Botschaft dieses Tages! Ich denke da an 37 Konfirmandinnen und Konfirmanden, die genau in einem Monat hier als 14jährige konfirmiert werden. Ich denke an Sie alle, die Sie heute am gleichen Altar Ihren Bund erneuern, auch den alten Denkspruch noch einmal zugesprochen bekommen und nachher bei Brot und Wein seine Nähe spüren sollen. Ganz viele der 14jährigen Konfirmanden haben es kapiert, gottlob, daß es bei der Konfirmation um mehr und um viel etwas Kostbareres geht als bloß um Geld, Geschenke und schönes Essen, daß Glaube in diesem Bund ein Liebesangebot von IHM her ist, das für betende Menschen durch dick und dünn hält, und daß das Mahl dessen, der für uns das Kreuz trug und starb, mehr ist als nur ein Schluck Wein und eine Brot-Oblate.

Mögen das doch heute die 74jährigen und Älteren hier, die zum Mahl gehen auch sehr bewußt merken und spüren: daß Jubiläumskonfirmation mehr ist als schönes Essen und schöne Gespräche von früher. Es ist ein Bund, den er dir und mir anbietet und der für heute ist und für morgen. Es ist der große Halt zu wissen, was wir im Konfirmationslied von damals gesungen haben: Mein Schöpfer, steh mir bei! Mein Heiland, wasche mich! Mein Tröster, gib mir Kraft!

Der dritte Teil meiner Predigt, sagte ich eingangs, handle von der Ewigkeit, genau nach unserm Textwort, wo in der Mitte Jesus gepriesen wird, der gestern und heute ist und derselbe auch in Ewigkeit. Gerade die heute ihr Jubiläum begehen, haben viel Schweres auch mitgemacht mit eigener Krankheit, mit Tod und Trauer - und viele der damaligen Wegbegleiter sind auch schon aus diesem Leben abgerufen worden, woran auch hier gedacht wird. Manchmal kann solch ein Erfahrungshintergrund Herzen auch hart und verbittert machen. Aber unser Text weist von Christus her einen anderen Weg: statt verbitterter, harter Herzen getröstete Herzen, die fest sind. Herzen, sind das, die nicht einfach im Meer des Zeitgeistes hin- und hertreiben. Der Hebräerbrief sagt dazu: Laßt euch nicht durch mancherlei und fremde Lehre umtreiben. Es ist ein „köstlich Ding“, wenn das Herz fest werde, welches geschieht durch Gnade. Und die Gnade eines solchen festen Herzens, die wünsche ich uns allen, daß wir in dem Sinn heute allez usammen Gnaden-Konfirmation in diesem Sinn feiern können, auch dann, wenn wir noch nicht 84 sind und 70jähriges Konfirmationsjubiläum, also Gnadenkonfirmation, wie man sagt, heut’ haben...

Gottes Gnade reicht dank des Kreuzes von Golgatha bis in den Tod und von da bis in die Ewigkeit! Das ist die Gnade der recht verstandenen Gnaden-Konfirmation, die hier mitten in den Kämpfen unseres angefochtenen Lebens uns ein festes Herz geben kann. Wer sein Leben so verankert weiß, und wem Gottes Gnade bis ins Herz reingeht, der gleicht in der Tat in den Stürmen und Wellen des Lebens jenem unsinkbaren Schiff, von dem Pastor Frommann in seiner Predigt vor 60 Jahren gesprochen hatte. Und ich schließe diese Predigt sechs Jahrzehnte später - im Wissen, daß Jesus derselbe ist heute und in Ewigkeit - mit Worten Pastor Frommanns von damals, denen hier nichts mehr hinzuzusetzen ist, wenn er den Konfirmanden von damals am Ende sagte: „Daß ihr innerlich nicht versinkt und verderbt, daß eure Seele nicht verhungert, daß euer Herz gesund und frei, froh und tapfer bleibt, daß ihr einen starken Halt habt und für die letzte Stunde eures Lebens eine gewisse Hoffnung, das kann ich euch auf’s Gewisseste versprechen, wenn ihr den Heiland mitnehmt auf euer Schiff. ... Mag eure Fahrt dann länger oder kürzer ausfallen, stürmisch oder ruhig, euer Schiff wird schließlich am Gestade der ewigen Vollendung enden. Gott segne euch dazu.“ Amen.