Gottesdienst am 1. Advent, 2.12.2001
Gottesdienst mit der Taufe von Yannik Barthel und dem Kircheneintritt ("Konfirmation")
von Küster Wolfgang Kohlmann - 75 Jahre jüngste Glocke von Deilinghofen

 

Orgelvorspiel, Begrüßung und Abkündigungen

Eingangslieder: Wir sagen euch an den lieben Advent... und "Macht hoch die Tür", 1-4

Im Namen... Unsere Hilfe... Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, dass der König der Ehren einziehe. Wer ist der König der Ehren? Es ist der Herr stark und mächtig, es ist der Herr Zebaoth, er ist der König der Ehren. Kommt, lasset uns anbeten... EHR SEI...

Sündenbekenntnis: Herr, so hoch und so weit sind die Türen und Tore nicht, die wir dir öffnen, wie wir gesungen haben. Wir bitten dich, lass dieses neue Kirchenjahr ein Jahr werden, in dem wir wirklich von dir etwas erwarten. Du kennst uns, in unserer Hektik, in unseren Ängsten, in unseren Verfehlungen, in unserer Gedankenlosigkeit den Mitmenschen gegenüber und dir, und du kennst uns in unserer Schuld. Lass es Advent werden bei uns, dass wir etwas erwarten von dir, dass du kommst zu uns, dass du bei uns rüberkommst, gerade auch heute am ersten Advent, an diesem Tauftag. Herr, erbarme dich unser.

KYRIE


Gnadenzuspruch: So spricht Gott, der Herr zu denen, die ich suchen und ihre Last ihm bringen: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!

Kircheneintritt - "Konfirmationsfragen" an Küster Wolfgang Kohlmann.

Entzünden der Taufkerzen - Lied vor den Taufen: Lasst euch anstiften zur Freude, 1-3
Jesus sagt im Tauf- und Missionsbefehl bei seinem Abschied zu den Seinen: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.
Und er sagt an anderer Stelle in Markus 10: Lasset die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht, denn ihnen gehört das Reich Gottes.

Wir hören jetzt auf das Läuten der Glocke, die nach dem Krieg im Advent 1926 - vor genau 75 Jahren - wieder aufgehängt werden konnte im Deilinghofer Turm, nachdem die Finger-Daumen-Ellenbogen-Glocke, die davor bis 1917 da hing, im Krieg zu einer Granate umgeschmolzen wurde; auf der damals neuen Glocke steht, bis heute zu lesen: "Mein Finger, mein Daumen, mein Ellenbogen, der uralte Spruch im Sturmwind verflogen. Nun singe dem Herrn der Herrlichkeit dein altes Lied in neuen Strophen, in schwerer Zeit sei Gott geweiht, du jüngste Glocke von Deilinghofen" - und wenn diese Glocke jetzt läutet, tut die das, was sie immer tut: sie lädt ein zum Beten, hier auch zum Beten für den kleinen Yannik, dass er nämlich, auch und gerade am Tag der Taufe, heute "in schwerer Zeit Gott geweiht wird" - so wollen wir jetzt in der Stille für ihn beten.

Gebet: [Gebetsstille] Wir bitten dich, Herr Jesus Christus, dass Du hier Herr im Haus wirst und bist, dass du Herr im Haus bist und bleibst bei diesem Kind, das ganz dir gehören soll, dass wir aus Gottes Hand empfingen, dessen Leben ein Wunder ist, das in dir und keinem andern seine Quelle hat. Schenk diesem Kind jene ansteckende Hoffnung, von der wir sangen, schenk ihm Grund unter die Füße, die Kraft bestehen zu können und gute Wege zu finden. Lass es Wege sein mit dir: dass Yannik einmal erkennt, dass Glauben und Leben als Christ das Glauben an einen Herrn ist, der nicht nur war, sondern der ist und der kommt. Lass uns als Gemeinde dies Bekenntnis der Hoffnung festhalten und leben. Wir preisn dich, der du mit dem Vater und dem Heiligen Geist lebst und regierst von Ewigkeit zu Ewigkeit. AMEN.

Neutestamentliche Lesung durch Sabrina Kohlmann (Tochter des konfirmierten Küsters, Ex-Konfirmandin): Der adventliche Text, der heute zu predigen vorgeschrieben ist, steht in Hebräer 10, 23-25:
Lasst uns festhalten an dem Bekenntnis der Hoffnung und nicht wanken; denn er ist treu, der sie verheißen hat; und lasst uns aufeinander achthaben und uns anreizen zur Liebe und zu guten Werken und nicht verlassen unsre Versammlungen, wie einige zu tun pflegen, sondern einander ermahnen, und das um so mehr, als ihr seht, dass sich der Tag naht. Halleluja!

Glaubensbekenntnis und Tauffragen, Taufe Yannik Barthel

Lied vor der Predigt nach der Taufe: Kind, du bist uns anvertraut, 1-3
 



Taufpredigt am 1. Advent über Hebr. 10, 23
Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt: Jesus Christus. Amen.

Liebe Tauffamilie, liebe Gemeinde, "er ist unsre Hoffnung, Amen", das sangen wir gerade, und zuvor: "Lasst euch anstiften zur Hoffnung, lasst uns Hoffnungsstifter sein" - und beides klingt wieder in dem Bibelsatz, den ich eben als Segenwort dem Wolfgang, unserem Küster, als einem gestandenen Mann als seinen heutigen Konfirmationsspruch mitgegeben habe und den ich direkt danach dem kleinen Yannik als Segenswort zu seiner Taufe zugesprochen habe. Ich wiederhole diesen Vers jetzt noch einmal als Satz zum Nachdenken in dieser Predigt, den Kernvers des heutigen Predigttextes Hebräer 10, 23:
Lasst uns festhalten an dem Bekenntnis der Hoffnung und nicht wanken; denn er ist treu, der sie verheißen hat.

Ich möchte jetzt im ersten Teil der Predigt nichts anderes machen als auszuführen, wie Wolfgang als Küster das verstehen kann und versteht - und im zweiten Teil der Predigt nehme ich den gleichen Satz ganz allein für Yannik, und spreche ihn damit an, eben beidesmal in der Hoffnung, dass andere hier, die im Gottesdienst sind, vielleicht dabei merken, wie auch sie angesprochen sind - von diesem doppelten Segenssatz, einmal an einen gestandenen Mann und einmal an ein Kind von eineinhalb Jahren.

Lasst uns festhalten an dem Bekenntnis der Hoffnung und nicht wanken; denn er ist treu, der sie verheißen hat.

Der Wolfgang, unser Küster, liebe Gemeinde, wie der diesen Vers hört, das meine ich ziemlich gut zu wissen. Er stammt aus einer Freikirche - hatte ursprünglich mit Kirchenhaus, mit "Kirche mit spitzen Türmen" überhaupt nichts am Hut, und Glaubensbekenntnisse, nur so dahergeleiert und als Lippenbekenntnis aufgesagt, da haben's die aus der Freikirche, das weiß ich selbst aus meiner Vergangenheit, eben auch nicht mit. "Bekenntnis der Hoffnung", so steht es da in unserm Text, das ist dann auch überhaupt nicht ein Glaubensbekenntnis, das aufgesagt wird...

Ein Jahr Arbeit als Küster hier in der Gemeinde und davon eine unvergessliche Woche mit 30 sehr lebendigen Nachkonfirmanden in Brandenburg, da war Wolfgang Kohlmann dabei, und ich habe ihn da nicht nur als Küster kennengelernt, sondern auch als Menschen und als Christen, und als einen der leidenschaftlich in Kontakt kommt mit jungen Leuten, gerade mit den schwierigsten unter ihnen, der da einen Draht zu hat und vom Glauben, ohne den Holzhammer zu gebrauchen, auf seine Weise es ihnen z.T. einfacher als ich plausibel machen kann, dass Glauben nicht nur Sache für Spießer ist, dass Glaube, Jesus und Beten eine richtige lebendige Hoffnung ist, wo ich von vielen weiß, dass die ihn sehr schätzen und ihm was abnehmen. Da ist einer, der hört zu und nimmt uns ernst, der steht dazu, das wurde da gemerkt, und das hat zu neuer Hoffnung, zu der da angestiftet wurde, beigetragen: dass Kirche eben nicht nur eine feierliche Sonntagsveranstalung ist, sondern etwas wie da: in Brandenburg, wo da etwas angefangen hat, was Kreise ziehen wird, auch in einer neuen Gruppe von Jugendlichen, die Wolfgang leitet.

Bekenntnis der Hoffnung - das ist eben genau in dieser Richtung nicht (wie es da in der Bibel steht) als Dahersagen von Gelerntem gemeint, sondern als Sache von Menschen, die was leben davon, die was ausstrahlen, die andere erreichen wollen, die dann auch ehrlich sagen, wo sie selber wanken und Schwierigkeiten hatten und haben, die aber dabei das andere auch wissen: Er ist treu, der sein Versprechen als Verheißung gegeben hat, eben wie es da steht, und wie es dem großen Wolfgang und dem kleinen Yannik zugesprochen wurde:
Lasst uns festhalten an dem Bekenntnis der Hoffnung und nicht wanken; denn er ist treu, der sie verheißen hat.

Und damit wende ich mich an dich, kleiner Yannik, der du zusammen mit deiner fast gleichaltrigen Cousine Mira, die neulich an gleicher Stelle getauft wurde, der Jüngste bist hier in der Kirche, bei deiner Taufe am 1. Advent. Du kannst mich jetzt nicht verstehen, was ich dir sagen und mitgeben will, heute am 1. Advent, als bei deiner Taufe die eine Glocke erklang, aber andere, vielleicht deine Eltern, vielleicht deine Paten, die können es dir später mal sagen, wie das heute war bei deiner Taufe.

Vielleicht, kleiner Yannick, wirst du später hören, wie merkwürdig Menschen sind, dass sie - wie damals bei der Glocke, die alte Glocke von Deilinghofen nahmen und eine Granate draus machten, wie verkehrt und pervers Menschen sind, dass sie Krieg machen, dass sie - gerade als du eineinviertel warst - mit Terror und Krieg die Welt in Flammen setzen, dass da für die Zukunft ganz viel Dunkelheit produziert wird, worüber ich auch im Taufgespräch, mit Bianka, deiner Mutter, und dann mit Carsten, deinem Vater, redete.

Und du wirst dann hören von Advent, und sicher auch von Jesus, du wirst hören, kleiner Yannik, von der Riesenverheißung und der Riesenhoffnung, die mit Jesus in die Welt kommt, und ich wünsch dir, kleiner Yannik, dass dann so Menschen wie Wolfgang dabei sind, die dich verstehen und die das leben und die einladen zu einem Leben, in dem Beten vorkommt und in dem Bekenntnis nicht nur was Vorgefertigtes ist mit Auswendiglernen. Und dann am Ende, dann wird Kirche nicht nur eine Angelegenheit für sonntags sein und nicht nur eine Sache, wo man staunend an alte Dinge denkt, wie Glocken, die seit Jahrhunderten da hängen. Ich gönne dir die Chance, kleiner Yannik, dass du selber dann betest und merkst: Jesus lebt und er ist mein Herr, gerade auch dann, wenn bei dir alles wankt: Er ist treu!

Und so, genauso steht's am ersten Advent 2001 an deinem Tauftag in deinem Spruch:
Lasst uns festhalten an dem Bekenntnis der Hoffnung und nicht wanken; denn er ist treu, der sie verheißen hat.

Genau diesem Gott, den ich nannte, für Yannik in kinderleichter Kindersprache, dem möchte ich gehören, in meinen Ängsten und in meinem Wanken, da möchte ich, der ich nie konservativ war und sein wollte, gerne konservativ sein und festhalten, festhalten wie es da steht: festhalten an der Hoffnung, im getrosten Wissen: Jesus Christus ist treu, und ihm gehören macht frei, frei, auch gegen den Strom zu schwimmen, macht frei in einer verrückten Welt zu bestehen und Kurs zu behalten, denn Advent, das gibt die Richtung an: Advent heißt, er ist nah, und er, der kommt, er wird recht behalten, er der treue Gott. So wie es ein großer Querdenker und Christ, der Sozialdemokrat und Bundeskanzler Gustav Heinemann sogar im Bundestag einmal wagte zu bekennen: Die Herren der Welt kommen und gehen, unser Herr aber kommt!

Wohl denen, die sich da anstiften lassen zur Hoffnung, die sich anstiften lassen, querzudenken und gegen den Trend zu bekennen, dass unsere lebendige Hoffnung heißt: Gott ist treu, und er kommt! Gott segne Yannik und Wolfgang und alle, die es auch auf sich bezogen. Amen.

Lied: Lasst euch anstiften, Str. 4 + 5,

Fürbittengebet: Du weißt, Herr, wie leicht unsere Bekenntnisse nur Lippenbekenntnisse sind und unsere Worte nur Sonntagsreden ohne etwas dahinter.
Dir befehlen wir Yannik an, das kleine Taufkind: schenk da Hoffnung, dass das Bekenntnis und Gelöbnis der Eltern und Paten mehr wird als ein Lippenbekenntnis, dass die Taufe Folgen hat: dass Segensspuren von dir ihn auf seinem Lebensweg begleiten und Zeichen der Hoffnung gesetzt werden. Lass Advent, Herr, auch die Zeit der Hoffnungszeichen werden, lass Menschen begreifen, worauf es ankommt und dass es auf dich ankommt, auf den, der kommt!
Wir bitten dich für die Glaubensmüden unter uns, auch für die, die dein Evangelium nie richtig begreifen konnten, weil sie es nur in verzerrter Form dargeboten bekamen, ohne Liebe und ohne Menschen, die es glaubwürdig ins Leben übersetzten. Lass es unter uns Beispiele von Menschen geben, die festhalten am Bekenntnis der Hoffnung und nicht wanken und die dadurch ein Fingerzeig werden auf dich, den treuen Gott, hin.
Da bitten wir dich auch für Wolfgang Kohlmann und alle hauptamtlichen und alle ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in unserer Gemeinde- und Jugendarbeit. Lass in unseren Gruppen und Kreisen die Adventszeit nicht bloß zu einer Stresszeit, sondern zu einer Segenszeit werden.
Dir, dem treuen Gott, befehlen wir die an, die zu leiden haben, die den Tod fürchten, die Trauer und Depressionen im Herzen haben - lass auch da den Advent diesen Menschen nicht nur zur Last werden, sondern zur Zeit, in der sie Lichtblicke sehen von dir her und von Menschen, die an sie denken.
Ja, Herr, an eine heillos zerrüttete Welt mit ihren Kriegen und Terroranschlägen und denkend, bitten wir dich für die Christen und für die Menschen in aller Welt, die unter schweren Bedingungen leben: dir befehlen wir unsere Brüder und Schwestern in Schelkowo in Russland und in Wawasi in Ghana an, aber auch die Elenden in den Unheilsgebieten, in Afghanistan, im Nahen Osten, in Jerusalem. Lass auch die Aktion Brot für die Welt, die heute beginnt, für Menschen in diesen Gebieten zum Lichtblick werden und zum Hoffnungszeichen. Verleih uns Frieden, gnädiglich, das bitten wir. Und alles andere fassen wir, Herr Jesus Christus, in deinem Gebet zusammen, wenn wir beten: Vater unser

Gemeinsames Lied: Macht hoch, Str. 5, Segen und Orgelnachspiel

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