Gottesdienst am 2. Sonntag nach Weihnachten, 5.1.2003
in der Erlöserkirche zu Arnsberg

 

Orgelmusik zum Eingang

 

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus... / und mit deinem Geist

[freie Begrüßung; Hinweis, dass am Anfang der Predigt viel von meiner Vorstellung kommt]

 

Eingangslied EG 52:

1. Wisst ihr noch, wie es geschehen? / Immer werden wir's erzählen: / wie wir einst den Stern gesehen / mitten in der dunklen Nacht, / mitten in der dunklen Nacht.

2. Stille war es um die Herde. / Und auf einmal war ein Leuchten / und ein Singen ob der Erde, / dass das Kind geboren sei, / dass das Kind geboren sei!

3. Eilte jeder, dass er's sähe / arm in einer Krippen liegen. / Und wir fühlten Gottes Nähe. / Und wir beteten es an, / und wir beteten es an.

4. Könige aus Morgenlanden / kamen reich und hoch geritten, / dass sie auch das Kindlein fanden. / Und sie beteten es an, / und sie beteten es an.

5. Und es sang aus Himmelshallen: / Ehr sei Gott! Auf Erden Frieden! / Allen Menschen Wohlgefallen, / Gottes Gnade allem Volk, / Gottes Gnade allem Volk!

6. Immer werden wir's erzählen, / wie das Wunder einst geschehen / und wie wir den Stern gesehen / mitten in der dunklen Nacht, / mitten in der dunklen Nacht.

Text: Hermann Claudius 1939

 

Im Namen des Vaters... Eingangspsalm: Wochenpsalm 138: Ich will anbeten vor deinem heiligen Tempel und deinen Namen preisen für deine Güte und Treue; denn du hast deinen Namen und dein Wort herrlich gemacht über alles. Wenn ich dich anrufe, so erhörst du mich und gibst meiner Seele große Kraft. Es danken dir, HERR, alle Könige auf Erden, dass sie hören das Wort deines Mundes; sie singen von den Wegen des HERRN, dass die Herrlichkeit des HERRN so groß ist. Kommt lasset uns anbeten!

EHR SEI DEM VATER UND DEM SOHN....

 

Eingangsgebet und gleichzeitig Sündenbekenntnis sind Neujahrs-Gebetsworte von Jochen Klepper, der in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre und über den ich am 2. Advent in dieser Kirche eine Liedpredigt hielt. Ich bitte Sie, im Wechsel zu beten: Frauen Str. 1,3,5; Männer Str. 2, 4,6 nach EG 64: 1. Der du die Zeit in Händen hast, / Herr, nimm auch dieses Jahres Last / und wandle sie in Segen. / Nun von dir selbst in Jesus Christ / die Mitte fest gewiesen ist, / führ uns dem Ziel entgegen.

2. Da alles, was der Mensch beginnt, / vor seinen Augen noch zerrinnt, / sei du selbst der Vollender. / Die Jahre, die du uns geschenkt, / wenn deine Güte uns nicht lenkt, / veralten wie Gewänder.

3. Wer ist hier, der vor dir besteht? / Der Mensch, sein Tag, sein Werk vergeht: / nur du allein wirst bleiben. / Nur Gottes Jahr währt für und für, / drum kehre jeden Tag zu dir, / weil wir im Winde treiben.

4. Der Mensch ahnt nichts von seiner Frist. / Du aber bleibest, der du bist, / in Jahren ohne Ende. / Wir fahren hin durch deinen Zorn, / und doch strömt deiner Gnade Born / in unsre leeren Hände.

5. Und diese Gaben, Herr, allein / lass Wert und Maß der Tage sein, / die wir in Schuld verbringen. / Nach ihnen sei die Zeit gezählt; / was wir versäumt, was wir verfehlt, / darf nicht mehr vor dich dringen.

6. Der du allein der Ewg'e heißt / und Anfang, Ziel und Mitte weißt / im Fluge unsrer Zeiten: / bleib du uns gnädig zugewandt / und führe uns an deiner Hand, / damit wir sicher schreiten.

Text: Jochen Klepper 1938

 

Kyrie/ Ehre sei Gott in der Höhe /Allein Gott in der Höh sei Ehr...

 

Gebet: Vater im Himmel, Dein Fest, das Fest des großen Lichtes, das Fest der Menschwerdung in Jesus, das ist nicht auf ein Datum im Dezember beschränkt! Es ist nicht nur Sache für kleine Kinder und nicht eine Angelegenheit der Nostalgie. So lass uns heute hier Jesus Christus schauen, frohe Kunde für diese Welt, tröstendes Licht für unsere Augen. Schenk du, dass wir voller Freude an jenem Licht teilhaben, dessen Geheimnis wir in der Geburt deines Sohnes erkennen, so dass hier Jesus der Herr und Retter werde, der mit dir lebt und regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

 

Epistel des Sonntags: 1. Johannes 5, 11-13    Und das ist das Zeugnis, dass uns Gott das ewige Leben gegeben hat, und dieses Leben ist in seinem Sohn. Wer den Sohn hat, der hat das Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, der hat das Leben nicht. Das habe ich euch geschrieben, damit ihr wisst, dass ihr das ewige Leben habt, die ihr glaubt an den Namen des Sohnes Gottes. [Halleluja...]

 

Wochenlied zwischen den beiden Lesungen: EG 72

1. O Jesu Christe, wahres Licht, / erleuchte, die dich kennen nicht, / und bringe sie zu deiner Herd, / dass ihre Seel auch selig werd.

2. Erfülle mit dem Gnadenschein, / die in Irrtum verführet sein, / auch die, so heimlich ficht noch an / in ihrem Sinn ein falscher Wahn;

3. und was sich sonst verlaufen hat / von dir, das suche du mit Gnad / und ihr verwundt Gewissen heil, / lass sie am Himmel haben teil.

4. Den Tauben öffne das Gehör, / die Stummen richtig reden lehr, / die nicht bekennen wollen frei, / was ihres Herzens Glaube sei.

 

Evangelium des Sonntags: Lukas 2, 41-52                                     

Und seine Eltern  gingen alle Jahre nach Jerusalem zum Passafest. Und als er zwölf Jahre alt war, gingen sie hinauf nach dem Brauch des Festes. Und als  die Tage vorüber waren und sie wieder nach Hause gingen, blieb der Knabe Jesus in Jerusalem, und seine Eltern wussten’s nicht. Sie meinten aber, er wäre unter den Gefährten, und kamen eine Tagereise weit und suchten ihn unter den Verwandten und Bekannten. Und da sie ihn nicht fanden, gingen sie wieder nach Jerusalem und suchten ihn. Und es begab sich nach drei Tagen, da fanden sie ihn im Tempel sitzen, mitten unter den Lehrern, wie er ihnen zuhörte und sie fragte. Und alle, die ihm zuhörten, verwunderten sich über seinen Verstand und seine Antworten. Und als sie ihn sahen, entsetzten sie sich. Und seine Mutter sprach zu ihm: Mein Sohn, warum hast du uns das getan? Siehe, dein Vater und ich haben dich mit Schmerzen gesucht. Und er sprach zu ihnen: Warum habt ihr mich gesucht? Wisst ihr nicht, dass ich sein muss in dem, was meines Vaters ist? Und sie verstanden das Wort nicht, das er zu ihnen sagte. Und er ging mit ihnen hinab und kam nach Nazareth und war ihnen untertan. Und seine Mutter behielt alle diese Worte in ihrem Herzen. Und Jesus nahm zu an Weisheit, Alter und Gnade bei Gott und den Menschen.

 

EG 56: Lied vor der Predigt:

Kehrvers Weil Gott in tiefster Nacht erschienen, / kann unsre Nacht nicht traurig sein!

1. Strophen Der immer schon uns nahe war, / stellt sich als Mensch den Menschen dar. / Weil Gott in tiefster Nacht erschienen, / kann unsre Nacht nicht traurig sein!

2. Bist du der eignen Rätsel müd? / Es kommt, der alles kennt und sieht! / Weil Gott in tiefster Nacht erschienen, / kann unsre Nacht nicht traurig sein!

3. Er sieht dein Leben unverhüllt, / zeigt dir zugleich dein neues Bild. / Weil Gott in tiefster Nacht erschienen, / kann unsre Nacht nicht traurig sein!

 

Predigt 2. Korinther 8, 9

 

Gnade sei mit Euch und Friede von Gott, unserm Vater, und unserm Herrn Jesus Christus. Amen.

 

Liebe Gemeinde hier in der Erlöserkirche im ersten Sonntagsgottesdienst des Jahres 2003!

 

Gerade 11 Tage ist Heiligabend her, und das „Heiligabend-Gänsehautgefühl“, das war dann zuletzt auch dieses Jahr wieder da bei mir, das typische „Heiligabend-Gänsehautgefühl“, wenn da Gottesdienst gehalten wird, und es kommt gut rüber, das, was da Sache ist, und du denkst: so, genau so müsste Gottesdienst immer sein...

 

Ich will’s ein bisschen erklären: 19 Jahre lang hatte ich in „meiner“ mittelalterlichen Dorfkirche von Deilinghofen immer am heiligabend nachmittags das Krippenspiel gehabt – für mich das Schönste überhaupt im ganzen Jahr. Und für die Kinder auch, für 30 bis 40 Kinder, die mitspielten – meine eigenen eingeschlossen. Und jetzt zum ersten Mal: kein Pfarrer mehr in Deilinghofen, kein Krippenspiel mit „Gänsehautgefühl“ dort. Stattdessen jetzt Aushilfspastor drüben in der Kreuzkirche in Hüsten, mit ganz fremden Kindern, mit Katechumenen und mit einigen Kindergartenmädchen als Engelchor – und mit einem eilig eingeübten Krippenspiel dort in der großen fremden Kirche. Und dann, da war  es wieder, als dann das Licht ausging und gegen Ende des Spiels die kleinen Engel in Hüsten reinkamen mit ihrem Licht in der Hand, und als sie aus voller Kehle laut schmetternd sangen, dass es die ganze Kirche füllte: "Welchen Jubel, welche freude bringt die schöne Weihnachtszeit“ und „Ehre sei Gott in der Höhe...“. Ja, lauter und zu Herzen gehender hatten auch die Engelkinder bei uns in Deilinghofen nicht gesungen, alle in der Kirche klatschten laut spontan, einige hatten Tränen in den Augen, und das ganze Krippenspiel war besser als die beste Predigt, ganz was anderes als bloß Theater, als Märchenspiel und Kinderkram.

 

Heiligabend und „Gänsehautgefühl“ im Gottesdienst, da muss ich an 19 Jahre Kirche in Deilinghofen zurückdenken, wenn wir da die Mitternachtsgottesdienste in der Heiligen Nacht hatten,  wenn da der Junge Chor AGAPE zu Keyboard und Gitarre sang und die Kirche rappelvoll und von Hunderten von Lichtern erhellt war, und wenn da am Ende des Gottesdienstes mitten in der Nacht 150 oder 200 meiner Exkonfirmanden in einer langen Reihe nach vorn zum Abendmahl kamen, und wenn dann von AGAPE angestimmt wurde: „Ehre sei Gott in der Tiefe“ – mit einem Lied meines Jugendfreundes Peter Strauch; ich würde es gern anstimmen und kann doch nur bisschen von dem Text sagen:

 

Gott wurde arm für uns, Gott wurde arm für uns, / damit wir durch seine Armut reich werden, / wurde Gott arm für uns.

Als die Zeit erfüllt war, sandte Gott uns seinen Sohn. / Er verließ den Himmel, wurde Mensch, genau wie wir. / Seine Armut öffnet uns die Tür. Gott wurde arm für uns...

 

Die heutige Predigt, liebe Gemeinde, will genau das fortsetzen, da einstimmen – bei diesem „Ehre sei Gott in der Tiefe“, bei diesem „Gott wurde arm für uns“. Denn der Predigttext jetzt ist bloß  jener kurzer Paulus-Satz, der dem genannten Lied von Peter Strauch zugrunde liegt, 2. Korinther 8, 9; da schreibt Paulus:

 

Denn ihr kennt die Gnade unseres Herrn Jesus Christus: obwohl er reich ist, wurde er doch arm um euretwillen, damit ihr durch seine Armut reich würdet.

 

Ja, liebe Gemeinde: Gott wurde arm für uns. Paulus schreibt - lange, lange nach Weihnachten - an seine Gemeinde in Korinth:

 

Denn ihr kennt die Gnade unseres Herrn Jesus Christus: obwohl er reich ist, wurde er doch arm um euretwillen, damit ihr durch seine Armut reich würdet.

 

Paulus spricht hier an, was er unter Gnade versteht und was ihm an diesem Jesus Christus faszinierend wichtig ist: das, was seit Weihnachten für die, die auf Jesus hören, in der Welt ist. Und das ist der „heruntergekommene“ Gott, der Gott, der sich den tiefsten Tiefpunkten aussetzt, der Gott, der sich nicht zu schade ist, den Dreck zu kennen – und  auch nicht Zweifel, Anfechtung und Not.

 

Ja, zu Weihnachten erklang zwar: „Ehre sei Gott in der Höhe“ wie bei  den kleinen Engeln dort in Hüsten im Krippenspiel. Aber um dieses Jesu willen, der von der Krippe zum Kreuz unsere Tiefen durchlitt, müssten Christen eigentlich genauso jeden Sonntag singen: „Ehre sei Gott in der Tiefe“! Denn dort in der Tiefe, an den tiefsten Punkten wird’s damals und bis heute am intensivsten erfahren, wer Christus als Retter und Heiland ist.

 

Er wurde arm für uns, damit wir durch seine Armut reich würden. Martin Luther war’s, der das für den Dreh- und Angelpunkt des Glaubens hielt. Luther nannte das den „fröhlichen Wechsel“: Er, Jesus, der arme Gott, trägt meine Schuld, meine Angst, mein Versagen, er trägt von der Krippe bis zum Kreuz das Gericht, das ich verdient hätte, damit ich frei von Schuld, frei von Versagen und frei von Angst, frei vom Gericht meinen Weg gehen kann. Er wird arm, damit ich reich werde – das  ist der „fröhliche Wechsel“, der seit Weihnachten in der Welt ist, und in der Liedstrophe von Nikolaus Herman findet dieser „fröhliche Wechsel“ ja weihnachtlichen Ausdruck als Bekenntnis: „Er wird ein Knecht und ich ein Herr, das mag ein Wechsel sein...“

 

Doch Paulus, Luther und Nikolaus Herman sind lange her, das würden mir hier Leute, die hier in der Kirche jetzt sitzen, heimlich entgegenhalten – und sie würden mir vielleicht am liebsten sagen: „Nun mal Butter bei die Fische, sag doch mal für heute was diese Gnade ist, dass ein Reicher arm wird - und ich da was von habe...“

 

Liebe Gemeinde, am besten, denke ich, geht’s in Gleichnissen und Beispielen. Auch wenn jeder Vergleich hinkt: das Entscheidende kommt auch da rüber.

 

Da konnte man mal kurz vor Weihnachten im Fernsehen spätabends in „Pro 7“ eine spannende Sendung sehen: eine ungewöhnliche Sozialreportage über Not in Deutschland. Zum Beispiel wurde da erschütternd gezeigt, wie allein in der Hauptstadt Berlin an die 8.000 bis 10.000 Jugendliche unter 18 Jahren Straßenkinder sind – obdachlos, ohne richtiges Dach über dem Kopf. Und in der gleichen Sendung wurden die, die man „Penner“ oder „Berber“ nennt, dargestellt: die Unzahl von Obdachlosen nicht nur in der Hauptstadt, von denen, wenn die Winternacht kälter wird, immer mal der eine oder andere erfriert, manchmal mehrere reihenweise, denn für das größer werdende Heer von Obdachlosen sind in Berlin mitten in unserm reichen Land nur 300 Notunterkünfte da, und Schlafen auf Luftschächten bei Minus 4 Grad Celsius ist eben lebensgefährlich.

 

Da ich selber 3 Jahre mit einem sog. Penner zusammengewohnt habe, mit dem „Edelpenner“ Franz aus Wanne-Eickel, der inzwischen lange sesshafter Rentner ist und seine wilde Zeit lange hinter sich hat, auf diesem Hintergrund konnte ich mich gut in den Reporter reinversetzen: Der hat für seine Reportage einige Tage die Rolle gewechselt, dass er nämlich selbst zum Penner wurde, zum Penner, der bei Minusgraden friert und in seiner Not Rettung sucht bei „Normalen“. In Pro 7 wurde das mit versteckter Kamera gezeigt: Bei 15 Privatpersonen suchte der Reporter Hilfe oder Rat, wie er sich vor dem Erfrieren retten könnte - und jedes Mal war es wie in Lukas 2 in der Weihnachtsgeschichte: Keinen Raum in der Herberge, nicht mal 'nen Rat dort; im Gegenteil: Er kriegte einen Fußtritt nach dem andern mit wüstesten Anpöbeleien! Wer ganz unten ist, kann sich vor Tritten gar nicht retten, und keiner der „Normalen“ bedenkt, was ich z.B. im Umgang mit meinem Penner Franz und seinen Kollegen erfuhr: dass der Weg dahin ganz kurz sein kann, ja, dass selbst Lehrer, Rechtsanwälte und Universitätsprofessoren, frisch geschieden oder verwitwet und zum Suff gekommen, auf einmal auf den Luftschächten und den Parkbänken wiederfanden.

 

Liebe Gemeinde, die Pointe, der Clou und der entscheidende Knackpunkt der Weihnachtsgeschichte ist, dass in Jesus Gott Knechtsgestalt annahm und sich real und leibhaftig all den Fußtritten der Menschen aussetzte, dass er arm wurde - nicht nur wie der Reporter, der hinterher wieder in der warmen Wohnung war und seine Szenen mit der versteckten Kamera aufbereiten konnte: nein, Jesus, Gottes Ein-und-Alles ging den tiefsten Weg bis zuletzt, den Weg der Armut und Erniedrigung, bis zum Tode, ja bis zum Tode am Kreuz.

 

Er ging ihn für uns und kennt uns – an unsern Tiefpunkten. An einen reichen Gott könnte ich nicht glauben, der satt und selbstgefällig nur oben wär’ und dem das Unten piepegal wär. Aber an diesen armen Krippengott, den leidenden und liebenden Gott des Kreuzes, der Menschen an den tiefsten Punkten sucht und findet und Sünder an seinen Tisch ruft – damals wie heute: an den kann ich glauben und glaube ich. Und da ist so der „fröhliche Wechsel“ nicht nur was von damals, nicht nur für Paulus, Nikolaus Herman und Luther, sondern was für heute: Er erreicht mich an meinen tiefsten Punkten, denn er wurde tief für uns, damit wir wieder hochkommen, er wurde arm für uns, damit wir in dieser Armut reich werden, er wurde Knecht, damit wir Herr sein können – ja, er wurde ein verachtetes und bald asylsuchendes Kind, damit wir uns verstehen lernten in seinem Namen als versöhnte Kinder Gottes.

 

„Da Gott in tiefster Nacht erschienen“, sangen wir. In einem Weihnachtsgedicht eines neueren christlichen Dichters wird das in Versen so beschrieben, dass Gott arm wurde für uns:

„So wie das Kind, das kaum, geboren, schon fliehen muss, weil man ihm droht, scheint Gott in dieser Welt verloren und ausgeliefert unsrer Not“.

 

Liebe Gemeinde, ein Nachtrag zum heutigen Text aber ist am Ende der Predigt verblüffend: Wer von Ihnen nachher 2. Kor. 8 aufschlägt und unsern Vers sucht, liest ein ganzes Kapitel lang ringsrum nur von Geld. Der arme Gott, der die Seinen durch seine Armut reich macht, dies wirklich weihnachtliche Geheimnis, steht bei Paulus in seinem Brief mitten in einem ganz weltlichen Zusammenhang. Er braucht Kollekte, und zwar viel, um die Urgemeinde in Jerusalem, die in Finanznot war, zu stärken!

 

Es ist ein Aufruf des Paulus an die Christen in Korinth: Leute, habt was über für die Muttergemeinde, die dort am Ort, wo Jesus starb, in Armut kaputtzugehen droht. Und dicht hinter unserm Vers steht das bekannte Pauluswort, das fast zum Sprichwort wurde: „Euer Überfluss diene ihrem Mangel.“

 

Ich lese für uns daraus, dass es bei Weihnachten – neben aller Gänsehaut und allem Staunen – auch immer um ganz weltliche Konsequenzen geht. Wer sich im Glauben über den „fröhlichen Wechsel“ freut, dass Gott arm wird für uns, und damit völlig neue Perspektiven in unser Leben bringt, der darf nie und nimmer Herz für andere und dann: auch das Portemonaie geschlossen halten und nur an sich denken.

 

In diesem Sinn kann man über stattlichen Brot-für-die-Welt-Kollekte von Heiligabend in unseren Kirchen dankbar sein: Das darf man werten als ein Zeichen in der richtigen Richtung, grade in einer Zeit wo viele über so was wie Brot für die Welt“ die Nase rümpfen und kaum jemand noch an Dritte-Welt-Probleme denkt.

 

Und ein Predigtbeispiel dazu – direkt passend zu unserm Predigttext – habe ich hier mit auf die Kanzel gebracht, diese Doppel-CD „Bibellesen für Flutopfer“ [hier] mit der Lesung des ganzen Markusevangeliums durch hiesige Prominente. 10 Euro kostet die, und wer an der Kirchentür eine haben will, kriegt sie von mir. Eins von vielen möglichen Zeichen, die Konsequenzen sind von Weihnachten:

 

Weil Gott arm wurde für uns, können wir seinen Reichtum annehmen und weitergeben – um  uns herum. Das recht verstandene Annnehmen und das recht verstandene Weitergeben schenke uns „nicht nur zur Weihnachtszeit“ der, dessen Friede höher ist als alle menschliche Vernunft und der unsere Herzen und Sinne bewahre in Christus Jesus. Amen.

 

Lied nach der Predigt (EG 56 weiter):

„Predigtlied“: 4. Nimm an des Christus Freundlichkeit, / trag seinen Frieden in die Zeit! / Weil Gott in tiefster Nacht erschienen, / kann unsre Nacht nicht traurig sein!

5. Schreckt dich der Menschen Widerstand, / bleib ihnen dennoch zugewandt! / Weil Gott in tiefster Nacht erschienen, / kann unsre Nacht nicht endlos sein!

Text und Melodie: Dieter Trautwein 1963

 

Glaubensbekenntnis

 

Dankopferlied EG 409: Gott liebt diese Welt

 

Abkündigungen

 

Fürbittengebet: Du bist das Licht, Herr Jesus Christus, du bist das Licht der Welt. Du bist wie die Sonne am Morgen, die das Dunkel der Nacht verdrängt und uns wärmt; du bist wie der Stern in der Nacht, der uns den Weg weist.
Wir bitten für die Welt in der so viel Finsternis herrscht, für all die Menschen, die Kriegsangst haben und Kriegsangst verbreiten; Herr sei gnädig, lass Menschen zur Einsicht kommen und wende das schlimmste doch ab! Sei bei denen, die Hunger haben oder kein Dach über dem Kopf, die der Verfolgung und der Folter ausgesetzt sind, deren Leiden uns hilflos und sprachlos macht.
Du bist der Retter und Heiland aller Menschen, Herr Jesus Christus, der den Hirten zuerst erschienene wahre und Gute Hirte, der führen und leiten kann.
Wir bitten dich für die, die kein Behütetsein erleben und nach Rettung und nach Sinn im Leben suchen, da denke ich an alle Jugendlichen hier in unserem Verantwortungsbereich, lass sie dein Licht finden und dich als Hirten, und lass keinen und keine vor die Hunde gehen.
Du Herr Jesus Christus, der du abgewiesen wurdest von Anfang an, bist in Wahrheit der, der für uns das wahre Zuhause hat.
Wir bitten für die kleine Welt um uns herum, für unsere Familien und Freundschaften, für die Menschen, mit denen wir täglich zu tun haben, für die Traurigen und Ängstlichen, die Sorgenvollen und Kranken. Wir bitten für deine Gemeinde hier bei uns in Arnsberg, für alle Gruppen und Kreise hier, und für deine Gemeinde  in der weiten Welt.
Wir bitten auch für uns selbst, Herr Jesus Christus, für alle, die mit ihren Schattenseiten nicht fertig werden, für alle, denen wir im Wege sind, und für alle, die uns Schwierigkeiten machen, für alle, deren Namen wir dir in der Stille nennen, ; wir beten in der Stille:


[Stille]
 

Herr, du bist das Licht der Welt. Sei unseres Fußes Leuchte auf dem Weg durch die Zeit, bis wir ankommen in deinem Licht. Dir sei Ehre in Ewigkeit. Amen. Vater unser...

 

Gehet hin... / Segen

 

O du fröhliche...  und Orgelnachspiel

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