Gottesdienst in Deilinghofen am 1. Sonntag nach Epiphanias, 7.1.2001

Predigt (Text nach eigener Wahl):
Johannes 8, 12 und Matthäus 5, 14-16

Evangelienlesung ist der eigentlich für heute vorgeschriebene Predigttext Johannes 8, 12 und Matthäus 5, 14-16

Vier Verse aus dem Neuen Testament sind die Lesung heute und der für die erste Predigt des dritten Jahrtausends ausgewählte Predigttext, über den gleich gepredigt wird, Johannes 8, 12 und Matthäus 5, 14-16:

Da redete Jesus abermals zu ihnen und sprach: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.

Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es allen, die im Hause sind. So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.

Halleluja...

Lied vor der Predigt: Wisst ihr noch, wie es geschehen (EG 52), Str. 1-6

 

Predigt Joh. 8,12 und Matth. 5, 14-16

Gnade sei mit Euch und Friede von Gott, unserm Vater, und unserm Herrn Jesus Christus, Amen.

Gestern zum 6. Januar, liebe Gemeinde, kam von uns ein Fax und eine E-Mail in Russland, in unserer Partnergemeinde in Schelkowo an – mit dem englischen Text, mit dem ich diese Predigt beginne:

"Merry Christmas to all Semionows and all our Friends in Schelkowo and Fryazino from the Protestant Church in Deilinghofen!
May all be blessed by God and may his Light enlighten you, so that a glance of Light of Christ will be in the night, the Light, which will come to other people, the light of believe!
Mnogajethätha!
Ever yours, Friedhelm!"

Das heißt auf deutsch, dass wir den Freunden aus der Partnergemeinde in Schelkowo und Fryazino "Fröhliche Weihnachten" wünschen, dass sie gesegnet sein mögen von Gott, so dass sein Licht sie erleuchte und dass ein Strahl vom Licht von Christus da in der Nacht zu sehen ist, und dass das Licht von ihm ausstrahlt in die Umgebung, und andere die Chance haben, dass ihnen vom Licht des Glaubens was aufgeht.

Und das wäre eigentlich die Zusammenfassung von dem, was heute – am ersten Sonntag im dritten Jahrtausend nach Christus – über den Predigttext, den wir schon hörten, zu sagen ist. Er passt besonders gut zu den Tag nach Epiphanias, wo in der Ostkirche einschließlich der Russisch-Orthodoxen Kirche das Weihnachtsfest gefeiert wird, ja, gestern am Dreikönigstag war da gleichsam Heiligabend und heute ist das dort der erste Feiertag; für uns in der Evangelischen Kirche ist war gestern das Epiphaniasfest, das nachweihnachtliche Fest der Erscheinung des Lichts von Jesus, symbolisiert durch den Stern von Bethlehem, dem die Weisen folgten.

Hören wir zum russischen 2. Feiertag und zu unserem 1. Sonntag nach Epiphanias noch einmal die vier Verse aus dem Evangelium, diese Jesusworte aus Johannes 8, 12 und Matthäus 5, 14-16, diese Jesusworte vom Licht, die ich eben schon las.

Da redete Jesus abermals zu ihnen und sprach: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.

Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es allen, die im Hause sind. So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.

Liebe Gemeinde, die Kirchenkerze der Stephanuskirche Deilinghofen, die hier oben auf der Kanzel während der Predigt brennt, die ist nicht nur zur Zierde da. Sie unterstreicht auf eigene Weise von dem Einiges, was hier zu dem Thema von Jesus, dem Licht der Welt zu sagen ist.

Ich denke daran, dass bei sehr vielen alten und gebrechlichen Leuten, die ich seit Anfang Dezember besuchte, genau so eine Kerze brannte, als wir da gemeinsam sangen und die Botschaft von Advent und Weihnachten hörten – genau so eine Kerze , wie sie auch auf dem Titelbild des aktuellen Gemeindebriefs zu sehen ist, war es, die dort in den Häusern und Wohnungen angezündet wurde.

"Wisst ihr noch wie es geschehen" – das haben wir eben gesungen, und auf Weihnachten in diesem Lied zurückgesehen. Eine der schönsten Situationen in dieser Kirche war es, als am Ende des Krippenspieles der kleine Hirte und andere Mitspieler ganz viel Licht aus der Krippe hier unter die Leute brachten, Kerzen, die angezündet worden waren an der großen Kerze, der Kirchenkerze, die das Licht des neugeborenen Heilands versinnbildlichte, und dann wurde eben diese letzte Kerze, die Kirchenkerze, einer jungen Frau geschenkt, die hochschwanger war und eigentlich genau am 24. 12. gebären sollte.

Es war meine Tochter Alexandra, die selbst Johannes 8, Vers 12, "Ich bin das Licht der Welt", als ihren Taufspruch hatte vor 22 Jahren – und die da Heiligabend diese Kerze aus der Krippe bekam – in Erwartung der Geburt ihres eigenen Kindes. Das Kind freilich ließ noch warten auf sich, und diesen Dienstag, da wurde es in Menden geboren – übrigens als erstes Kind Mendens im Dritten Jahrtausend, wie es hier auch zu diesem Bild aus der Mendener Zeitung zu sehen ist [zeigen]. Ronja Groth hat da das Licht des Lebens erblickt, sehr gut passend zu jenem Licht aus der Krippe und dem Taufspruch ihrer Mutter, wo Jesus im heutigen Predigttext den Seinen sagt:

Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.

In ganz krassem Gegensatz dazu geschah am gleichen Tag, dem 2.1., noch etwas anderes, was ich am Dienstag ja auch im Abendkreis andeutete. Da liegt hier in der Gegend in einem Krankenhaus eine schwerstkranke jüngere Frau aus Hemer, Mutter von zwei Kindern, die hier getauft wurden. Ihre Freundin hatte mich am Telefon auf die ganz schwere Situation dieser Familie hingewiesen und mich dringlich gebeten, mit dieser Kranken in ihrer Finsternis zu beten, und als ich da hinging am gleichen Dienstag, als da soch eine Kirchenkerze entzündet wurde in diesem Krankenzimmer, da erinnterte sich die Frau ihres Trauspruches, unter dem ich sie und ihren Mann gesegnet hatte, und der dann auch der Taufspruch ihrer 8jährigen Tochter gewesen war:

Die Frau sagte: Es war das mit dem Licht in der Finsternis, wo Jesus sagt:

Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.

Drei Tage später – vorgestern abend – haben wir da in jenem Krankenzimmer das Abendmahl gehalten zu dritt, ein sehr denkwürdiger Abendgottesdienst mit Abendmahl, und wieder war es diese Kerze, die da im abgedunkelten Zimmer leuchtete bei Brot und Wein, und wieder war es der gleiche Vers, der allen beiden in der Situation sehr sehr viel zu sagen hatte, sicherlich nicht weniger, als er hier in der Predigt zu sagen hat, wo ER die Mitte ist und hier hineingerufen wird im Namen Jesu:

Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.

Ja, nach außen gesehen ist es nur eine ganz schlichte Kerze und ein ganz geläufiger Satz, Ich bin das Licht der Welt, nach innen – ganz gewiss, war es eine ganz intensive Predigt, wie da Alexandra die Krippenkerze für Ronja bekam als Wink und Hinweis, dies Kind mit Jesus dem Licht der Welt zusammenzusehen, und als diese kranke Frau die gleiche Kerze mit dem Trauspruch ihrer Tochter zusammensah und mit dem eigenen Kreuz und der eigenen Finsternis: Ich bin das Licht der Welt, wer mir nachfolgt wird das Licht des Lebens haben.

Liebe Gemeinde, einen zweiten Textabschnitt habe ich mit Bedacht dazugestellt aus der Bergpredigt in Matth. 5, wo da Jesus sagt, dass wir das Licht der Welt wären. Und ebenso mit Bedacht habe ich einen zweiten Zeitungsausschnitt hier mit auf die Kanzel genommen: aus dem IKZ von gestern [hier!], wo da sechsspaltig auf sage und schreibe einer halben Zeitungsseite die Schönheit unserer Deilinghofer Stephanuskirche gepriesen wird. "Führer zu verborgenen Kunststätten" steht hier über diesem großen bebilderten Bericht. Und nun meine Frage: Wissen sie, wo der eben gelesene Text von den Christe als dem Licht hier in unserer Stephanuskirche zu lesen ist???

Die Antwort will ich geben: Wir alle sind unter diesem Wort hier in die Kirche gekommen. Er steht eingraviert unter dem wertvollen Kronleuchter im Vorraum, wenn man zur Kirchentür hineinkommt, dem Leuchter, den der Kirche seinerzeit die vom Gut Bäingsen im Jahr 1744 stifteten, da liest man in kleinen Buchstaben in den wertvollen Leuchter eingraviert die Jesusworte:

Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es allen, die im Hause sind. So laßt euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.

Und das gilt 1740 genauso wie 2001 zu Beginn des neuen Jahrtausends: wir, die wir eigentlich gar keine Leuchten sind, wir, die wir flackernde Lichter sind – so wie zu Jesu Zeiten selbst ein Petrus nicht das tolle Licht war, sondern das Licht verriet und wo ein Thomas in seinen Zweifeln höchstens noch ein brennender Docht war – wir sollen uns am Jesuslicht neu entzünden lassen und von seiner Helligkeit was weitergeben, dass Deilinghofen das Dorf, das auf dem Berge ist, wird, wo vom Jesuslicht was ausstrahlt für andere. Ja, andere sollen bei uns von Jesus was sehen und durch unser Leben was vom Licht begreifen und an uns lernen, den Vater im Himmel zu preisen.

Ich beschließe die Predigt mit einer kleinen Beispielsgeschichte, die das Gesagte vertieft, mit der Geschichte von dem kleinen Jungen Frank, der beim Einkaufen mit seiner Mutter über den Markplatz des Städtchens geht, an der großen Kirche vorbei. Und zur Kirche hochsehend, da sagt der kleine Frank: "Mama, guck mal, die großen Fenster der Kirche, die sind ja ganz schön schmutzig und sehen nicht schön aus!!

Die Mutter nimmt Frank an der Hand und geht mit ihm in die Kirche hinein.. Draußen erstrahlte indes die Sonne, und von innen sahen die beiden auf die Kirchenfenster, die waren plötzlich strahlend bunt in den allerschönsten Farben, und das schönste Kirchenfenster, da war ein Heiliger abgebildet, wie die Mutter dem kleinen Jungen erklärte.

Einige Tag später in der Schule, da fragte der Lehrer im Religionsunterricht, was denn ein Heiliger sei. Und dieser katholische Junge Frank, der antwortete da, was wir als Evangelische auch im Licht des heutigen Predigttextes uns sagen lassen können, denn so Heilige sollen und dürfen wir auch sein; er sagte: Ich weiß es, ein Heiliger ist einer, das strahlt die Sonne hindurch.

Und genau das meint Jesus im heutigen Text, wenn er sagt: ich bin das Licht der Welt, ihr seid dass Licht der Welt, es kann das Licht nicht verborgen bleiben und die Stadt, das Dorf, das auf dem berge liegt, soll vom Licht was sehen lassen, worum wir jetzt in der Stille Gott bitten wollen, dass uns Licht aufgehe von ihm und Wege uns gezeigt werden, wo und wie Licht weitergegeben werden kann, dass es durch uns durchscheint und andere vom Licht der Welt was sehen. [Gebetsstille]. Und der Friede... Amen.