Oktober 1999 – ein Predigtdoppelpack in
Gottesdiensten, die von Jugendlichen mitgestaltet wurden
Zwei inhaltlich
eng zusammenhängende Gottesdienst, beide unter Mitbeteiligung Deilinghofer Jugendlicher, finden sie auf dieser Seite: vom
19. Sonntag nach Trinitatis, 10. Oktober 1999, und
vom 20. Sonntag nach Trinitatis, 17. Oktober 1999.
Beide haben das Oberhema Kindsein und einen Vater
haben.
Und beide
brauchen hier eine Vorbemerkung zum besseren Verständnis:
Der Gottesdienst
am 10. Oktober 1999 entstand nicht am Schreibtisch, sondern unterwegs - ein
"Erfahrungs-Gottesdienst" - im wahrsten Sinne des Wortes; er auf der
sehr schönen und ereignisreichen Fahrt der 28 Deilinghofer
Nachkonfirmanden in der ersten Woche der Herbstferien (nach Mötzow
bei Brandenburg, Berlin und Stettin) entstanden und nimmt drauf Bezug. Obwohl
die Jugendlichen erst am Samstagabend müde und glücklich von der Fahrt
zurückkamen, waren sie (jedenfalls die allermeisten) Sonntagmorgens zur Stelle
mit dem von ihnen gestalteten Gottesdienst in der Stephanuskirche
unter dem Thema. "Bist zu uns wie ein Vater, der sein Kind nicht
vergisst". Das ist übrigens auch das Freizeitlied und das Konfilied 1999.
Der zweite
Gottesdienst, der am 17. Oktober 1999, wurde von Pastor Dr. Lohmann eine Woche
später gestaltet: der Vorstellungsgottesdienst seiner Katechumenengruppe,
ein Gottesdienst mit dem merkwürdigen Titel: "Marlboro - come to where the belief is". In diesem Gottesdienst gab es einige Male
begeisterten Zwischenapplaus in der Kirche, besonders bei den mitreißenden
Liedern unseres faszinierenden CVJM-Chors AGAPE ("Dass Jesus der Herr
ist...", "Good News" und andere Lieder sang die AGAPE); es gab
aber auch Applaus nach einem Anspiel der Jugendlichen über den Predigttext
Markus 10, 13-16: Jesus segnet die Kinder - und die Jünger. Spontan mussten da
einige Katechumenenväter "die Eltern
sielen", die ihre Kinder zu Jesus bringen, spielen - und taten das auch...
(z.B. Herr Hinz; vgl. die Predigt).
Bist zu uns wie ein Vater, der sein Kind nicht
vergisst
Gottesdienst am 10.10.99 in Deilinghofen
mit den BRB-Fahrern über das Thema Vaterunser und Beten; Predigttext Lukas 11,
1-13
Orgelvorspiel,
Begrüßung und Abkündigungen
Eingangslied:
Danke für diesen guten Morgen, 1-6
"Bist zu
uns wie ein Vater, der sein Kind nicht vergisst." Wir halten diesen
Gottesdienst zum Thema Beten und Vaterunser im Namen des Vaters und des Sohnes
und des Hl. Geistes Amen.
Unsere Hilfe
steht im Namen des Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.
Im
Konfirmationsspruch des Konfirmanden Falko heißt es in einem Wort aus den
Psalmen: Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft und seine Güte nicht
von mir wendet. Und in unserm Abendmahlsgottesdienst in Mötzow
bei BRB war ein Paulus-Vers aus Römer 8 zum Thema Beten unser Predigttext: Ihr
habt nicht einen knechtischen Gesit empfangen, dass
ihr euch abermals fürchten müßtet, sondern ihr habt
einen kindlichen Geist empfangen, durch wir rufen: Abba, lieber Vater! Kommt
lasset uns anbeten! Ehr sei dem Vater...
Wir bekennen
unsere Schuld vor Gott heute anders als sonst, und zwar mit einem Anspiel, bei
dem ein Mensch das Vaterunser betet und durch eine überraschende Antwort dabei
zu merken kriegt, wie man es schuldhaft ohne Nachzudenken runterplappert:
(Anstelle des sonst üblichen Sündenbekenntisses ein
Text, bei dem jemand [Isa Sirringhaus]
das Vaterunser betet - und dazwischen meldet sich Gott, der Vater, überraschend
selbst zu Wort [gesprochen von Sebastian Göllnitz]
stellt zu jeder bitte dieses Gebets provozierende Fragen an die, die betet...).
Herr, vergib
uns, wo wir nur plappern und nicht von Herzen beten, Herr, vergib uns, wo wir
nicht wirklich reden mit dir. Herr, erbarme dich unser
KYRIE
Jesus antwortet
dem, der ihn ernsthaft sucht - und im Denkspruch des Exkonfirmanden Willi,
einem Vers des heutigen Predigttextes, sagt Jesus: Bittet, so wird euch
gegeben, suchet, so werdet ihr finden, klopfet an, so wird euch aufgetan! [mit
Presbyterium, gesungen]: Ehre sei Gott in der Höhe/Allein Gott in der Höh...
Der Herr sei mit
Euch / und mit deinem Geist.
Lasset uns
beten! [zum Altar dann:] Herr, sammle uns nun, lass uns vor dir zur Stille
kommen. Wir sind hier her gekommen mit all dem vielen Wunderschönen der
vergangenen Woche, für das wir dir sehr zu danken haben, wir sind hierhergekommen aber auch mit den Belastungen und
Enttäuschungen der vergangenen Woche; mit unseren Freuden und geheimsten Hoffnungen;
mit unseren Sehnsüchten und Ängsten, die nur du kennst. Und wir haben unsere
Erwartungen mitgebracht: dass wir ein Wort hören, das genau den Ort unseres
Lebens trifft, an dem wir stehe
dass wir ein
Beispiel erfahren, das uns weiterhilft;
dass wir dir
selber begegnen in deiner Fürsorge und Liebe zu jedem einzelnen. Herr, mach uns
offen für dein Wort, bereit zum Nachdenken und dazu, dein Wort anzunehmen und
dich im Gebet zu suchen und zu finden. Wir preisen dich unsern Herrn und Gott
als unsern Vater, der du mit Jesus, dem Sohn, und dem Hl. Geist lebst und
regierst von Ewigkeit zu Ewigkeit. [gesungen, alle:] Amen.
Neutestamentliche Lesung (Lydia Posmik liest)
Lukas 11, 1-13 den heutigen Predigttext Halleluja...
Der
Predigttext lautet: Und es begab sich, daß Jesus an einem Ort war und betete. Als er aufgehört
hatte, sprach einer seiner Jünger zu ihm: Herr, lehre uns beten, wie auch
Johannes seine Jünger lehrte. Er aber sprach zu ihnen: Wenn ihr betet, so
sprecht: Vater! Dein Name werde geheiligt. Dein Reich komme. Unser tägliches
Brot gib uns Tag für Tag und vergib uns unsre Sünden; denn auch wir vergeben
allen, die an uns schuldig werden. Und führe uns nicht in Versuchung. Und Jesus
sprach zu ihnen: Wenn jemand unter euch einen Freund hat und ginge zu ihm um
Mitternacht und spräche zu ihm: Lieber Freund, leih mir drei Brote; denn mein
Freund ist zu mir gekommen auf der Reise, und ich habe nichts, was ich ihm
vorsetzen kann, und der drinnen würde antworten und sprechen: Mach mir keine
Unruhe! Die Tür ist schon zugeschlossen, und meine Kinder und ich liegen schon
zu Bett; ich kann nicht aufstehen und dir etwas geben. Ich sage euch: Und wenn
er schon nicht aufsteht und ihm etwas gibt, weil er sein Freund ist, dann wird
er doch wegen seines unverschämten Drängens aufstehen und ihm geben, soviel er
bedarf. Und ich sage euch auch: Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet
ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan. Denn wer da bittet, der
empfängt; und wer da sucht, der findet; und [a ]wer da anklopft, dem wird
aufgetan. Wo ist unter euch ein Vater, der seinem Sohn, wenn der ihn um einen
Fisch bittet, eine Schlange für den Fisch biete? oder der ihm, wenn er um ein
Ei bittet, einen Skorpion dafür biete? Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren
Kindern gute Gaben geben könnt, wieviel mehr wird der
Vater im Himmel den heiligen Geist geben denen, die ihn bitten!
Glaubensbekenntnis
Folien zum
Vaterunser: Die Freizeit-Mitleiterinnen Jana Sieberg und Jenny Ullrich lesen Texte zu allen sieben
Bitten des Vaterunsers, und dazu werden zu jeder Bitte sehr einprägsame Folien
auf der Projektionswand gezeigt.
Lied vor der
Predigt (das Freizeitlied, ein Vater-Unser-Lied): Bist zu uns wie ein
Vater, der sein Kind nicht vergisst, der trotz all seiner Größe immer
ansprechbar ist.
Predigt über Lukas 11, 1-13
[vom
Lesepult, nicht von der Kanzel aus, also unmittelbar vor den Jugendlichen, die
vorne sitzen]
Gnade sei mit
euch und Friede von Gott, unserm Vater, und unserm Herrn, Jesus Christus. Amen.
Liebe
Jugendliche, liebe Gemeinde, in unserm Freizeitheim in Mötzow
bei Brandenburg haben wir uns das im Neuen Testament angesehen: zweimal steht
da das Vaterunser als Gebet Jesu zu lesen, einmal in Langform bei Matthäus in
der Bergpredigt, ein zweites Mal in Kurzform in Lukas 11, wie es eben die Lydia
las.
Und es war ja
eben schon eine Predigt, denke ich, da noch einmal alle Bitten durchzugehen -
wie eben es in ihrem Text Isa und Jana taten, als wir
zu jeder Bitte die Folien hier an der Wand betrachteten.
Lasst mich hier
aber zu unserem Predigttext heute, der hier auf dem Liedblatt uns vor Augen
ist, mit einem Erlebnis von vorgestern,
Freitagabend, beginnen. Da waren wir die letzte Nacht unserer Fahrt in
einem anderen Heim - in Kirchmöser bei Brandenburg,
und abends - von der Berlin-Fahrt zurückgekommen - war ich kurz dort unten im
Fernsehraum und wurde Zeuge eines seltsamen Gesprächs. Während im Fernsehen
"7 Tage - 7 Köpfe" lief, saßen da zwei Männer, die auch dort
übernachteten. Ich denke es waren Arbeiter, und die guckten nicht dort in die
eingeschaltete Glotze, sondern hatten dort ein spannendes Gespräch: Sie
philosophierten über Gott und den Sinn des Lebens. Wie man die Welt erklären
könnte ohne Gott, fragten sie sich: das geht nicht - zu dem Schluss kamen sie.
Irgendwas muss da doch sein, eine Kraft oder so. Und einer der beiden sagte:
nur malochen und bisschen genießen dann Klappe zu und tot, das kann doch der
Sinn des Lebens nicht sein - da muss es doch mehr geben.
Ich tat so, als
sähe ich auf die rtl-Sendung und hörte angestrengt
hin, dann zuckte ich zusammen: "Du," sagte einer, "bist du
wirklich Pfarrer; du siehst eigentlich gar nicht so aus..." Höre ich
ziemlich gerne... Und ziemlich direkt stellte er mir seine zentrale Frage: Wie
lehrt das denn die Kirche heute, wer ist Gott, ist der immer noch so
personifiziert gedacht, oder ist der nur eine Macht oder eine Kraft in allem -
oder wie? Oder ist das nur eine Welterklärungsformel?
Ja, eine kluge
und wirklich zentrale Frage. Der Mann, der mich das gefragt hatte, sagte, dass
er niemals in seinem Leben in der Bibel gelesen hätte, dass er eigentlich Heide
sei, "ein typischer Ex-DDR-Heide", meinte er - und dass er trotzdem
oder grade deshalb - brennend an der Frage interessiert sei: ist Gott ein
Du - heute noch, oder ist er nur ein Es, nur eine Kraft.
Und so gut ich
konnte, liebe Gemeinde, gab ich ihm Auskunft: ich erzählte, wir hätten eine
Woche mit den 28 Freizeitteilnehmern über Vaterunser und Beten nachgedacht -
und für mich wäre Gott ein Du, das ich liebe, mit dem ich rede - so wie Jesus
liebevoll und ganz kindlich-vertrauensvoll Abba, Väterchen, gesagt habe.
Er fragte
weiter: aber eine Person, so wie der mit dem weißen Bart, das ist er nicht.
Nein, machte ich ihm klar, ein Du, ein Vater ist er für mich ganz und gar, ein
liebender, ansprechbarer und antwortender Vater - aber eine Kraft, eine Macht
ist er auch, das ist gar kein Gegensatz, jedenfalls, wenn man im Geiste Jesu
glaubt und betet: „Dein ist das Reich und die Macht und die Herrlichkeit“. Der
Mann war nachdenklich geworden, und er meinte zu dem andern: "Ich
als Heide müsste so glauben können, aber vielleicht sollte man wirklich mal
Bibel lesen..."
Liebe Gemeinde,
liebe Jugendliche, so ähnlich geht es vielen Erwachsenen und vielen Jüngeren
genauso: Was man glauben kann, die Gottesfrage hat jeder Mensch, der denkt -
und viele haben Sehnsucht, da klar zu kommen. Und manch einer sieht dann Gott
höchstens als so eine Welterklärungsformel: die höhere Macht da oben -
irgendwie.
Das, was wir uns
eine Woche uns klargemacht haben, bei der Nachkonfirmandenfreizeit - das ging
da tiefer. Auch wenn’s naiv klingt für manche: Wo ich zu Gott nicht ein
"Ansprech-Verhältnis" habe, da, wo ich nicht zu Beten wage, da bin
ich noch weit von ihm und von Glauben entfernt. Ein Es ist mir da nicht genug,
er ist mir viel näher - so nah, wie einer der mein nächstes Du ist: ein Gott
zum Duzen, der Gott zu dem Jesus Abba - Väterchen - Pappilein
sagte, der Gott des Vater-Unsers.
Und ich denke
das entscheidende Geheimnis echten Glaubens ist in der kindlich klingenden
Strophe des diesjährigen Konfirmandenlieds schon drin, das wir eben sangen und
das wir unterwegs in allen Kirchen sangen: Bist zu uns wie ein Vater, der sein
Kind nicht vergisst, der trotz all seiner Größe immer ansprechbar ist.
So als wollte
Jesus diese Liedstrophe erklären, als wollte er erklären, was "Vater
unser" heißt, erzählt er sein Gleichnis vom Beten, das Lydia eben las: Und
Jesus erzählt da was Lebensnahes, was wir alle kennen – eine Geschichte unter
Kumpeln, eine Kumpelgeschichte. Wenn ich einen wirklichen Kumpel habe und
bleibe nachts um zwei auf der Autobahn liegen - und ich rufe den an, wenn er
ein Freund ist, dann lässt der mich nicht lange warten. Dann kommt der und
schleppt mich ab. Und wenn er es schon nicht aus Freundlichkeit tut, dann doch
zumindest, weil ich ihn genervt und aufgeweckt habe: "Na, gut ich hole
dich, jetzt, wo du mich schon mal geweckt hast!"
Ja, genau das
gleiche Beispiel ist Jesu Beispiel dort zum Thema Beten in unserm Text in Lukas
11: Um Mitternacht ist da bei jemand Besuch angekommen, und der muss Brot
vorgesetzt haben und was auf die Gabel. Aber der Brotschrank ist leer. Was tun:
Ja, da ist ja noch der beste Freund, bei dem kann man noch um Mitternacht
klopfen, und der lässt einen nicht im Stich. Der, wenn er ein echter Freund,
ein wirklicher Kumpel ist, sagt niemals: Zieh Leine, meine Kinder schlafen
schon - nein, der steht auf und leiht die drei Brote, und wenn schon nicht aus
purer Freundlichkeit, dann doch immerhin, weil man so unverschämt war, bei ihm
um Mitternacht noch zu klopfen.
Und genau dieses
Beispiel, das braucht Jesus da, um deinen Konfirmationsspruch, lieber Willi, zu
erläutern: So ist es mit Gott, wer zu ihm will, kriegt die Tür aufgetan -
Bittet, so wird euch gegeben, sucht, dann findet ihr, klopft an, dann wird euch
aufgetan.
Das meint: Wer
Gott, wer Jesus nicht so sieht, wie man einen Freund sieht, so persönlich und
personal, wer solch ein Verhältnis zu Gott noch nicht hat, der weiß noch nicht
so richtig, was im Geiste Jesu Glauben, Vertrauen, Gottesverhältnis meint.
Denn ob Beten
was bringt, das erweist sich erst, wenn du wagst, es zu tun. Und es gibt
Beispiele, auch aus Deilinghofer Brandenburgfreizeiten,
da sind Leute neu zum Beten gekommen und haben gemerkt, dass das trägt. Und
vielleicht, darum bete ich, ist es dieses Jahr ähnlich, auch bei den 28, die mitwaren. Dass Wasser trägt, dass Schwimmen geht, das kann
man nicht theoretisch beweisen: wenn du die Züge weißt und es tust, dann
wirst du sehen – beim Probieren: das trägt. Genauso ist es beim Beten
mit dem, der von Jesus Abba, Vater unser genannt wird. Der hat auch
getragen - auch in unsern Ängsten, als einer (der Christian sitzt hier
direkt vor mir jetzt!!!) von uns beim Abendmahl in Mötzow
nach dem Segen wie tot umfiel, wie dann der Notarzt per Hubschrauber kam und
dann Christian ins Krankenhaus kam - bis dahin hat Gott durch Höhen und Tiefen
der Freizeit uns begleitet, jedenfalls für den, der die Freizeit im Glauben
richtig begriffen hat und es wagt, sich auf den zu verlassen, der trägt.
So kann man das
Vaterunser herunterplappern und nix dabei spüren, wie wir es anfangs hörten, so
kann man Beten leicht unterschätzen. Oder man kann da das Wichtigste und
Intimste seines ganzen Lebens finden, man kann da in Jesu Vater seinen eigenen
wirklichen Vater im Himmel finden, sein Du - durch dick und dünn. So wie der
28jährige Exkonfirmand Carsten, von dem ich erzählte, als sein irdischer Vater
beerdigt wurde, das Vaterunser so betete wie noch nie in seinem Leben - als
Gebet mit einem Riesentrost drin, noch einen Vater zu haben, der
ansprechbar ist. Der gibt kein Skorpion, wenn man ein Ei haben will,
der gibt keine Schlange, wenn man einen Fisch zu essen erbittet, denn er ist
ein Vater, der sein Kind nie vergisst, ein Du, ein Du als der er
für Jesu Leute - Gott sei Dank - ansprechbar ist. Wag es und versuch‘s und sieh, dass Beten trägt wie das Wasser beim
Schwimmen. Amen.
Gebet nach
der Predigt:
Wir beten
zunächst in der Stille, ein jeder für sich. Wenn wir von hier fortgehen, Gott,
dann laß uns dies ganz fest wissen: deine Liebe, die
Liebe, von der wir leben und die Grund in unser Leben bringt, begleitet uns.
Nicht nur heute am Sonntag ist deine Liebe für uns da: jeden Tag dürfen wir mit
ihr rechnen, und sie übersieht keinen:
·
keinen Verbitterten,
·
keinen Enttäuschten,
·
keinen, der vom Leben nichts mehr erwartet
·
keinen von uns.
Du weißt, was
jeder an Last und Bürde zu tragen hat. Aber lass uns unsere Sorgen nicht in uns
hineinfressen und anderen vorklagen, sondern sie vor dich bringen, sie mit dir
besprechen und uns von dir Wegweisung, Kraft und immer wieder Vertrauen und
Zuversicht erbitten. Du hast uns erlaubt, dass wir es tun dürfen - für uns und
andere.
Herr, wir bitten
dich: Segne die Mühen der Väter und Mütter, wenn sie sich für ihre Kinder
plagen und sorgen, und lass sie auch Zeit finden, wenn die Kinder ihre Zeit
brauchen.
Begleite die
Mühen der Jugendlichen, dass sie die Krisen ihrer Entwicklung durchstehen
können, ohne Schaden an Leib und Seele. Schenk es, dass hier Jugendarbeit so
geschieht, dass Jugendliche Grund in ihr Leben kriegen und ein Fundament, auf
das man bauen kann.
Du kennst die
Mühen im Zusammenleben und in der Schule und im Berufsleben - wie leicht es da
zu Spannungen, Eifersüchteleien und Mißgunst kommt.
Schenk da viel Geduld und Verständnis füreinander.
Laß, Herr, auch hier am Ort - und dann in der ganzen Welt - den Dienst
in deiner Gemeinde gesegnet sein. Schenk auch hier in Deilinghofen
gute Zusammenarbeit der Pastoren und der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, laß uns auf dein Fundament etwas bauen, was zum Segen wird.
Und alles, was wir sonst noch auf dem Herzen haben, sagen wir dir, Herr Jesus
Christus, mit dem Gebet, das du uns zu beten gelehrt hast, wenn wir beten:
Vater unser. Amen.
"Marlboro - Come to where
the belief is"
Predigt (Pastor Groth) beim von Pastor Lohmann
gestalteten Vorstellungsgottesdienst der neuen Katechumenen
am 20. So. nach Trin., 17.10.99, in der Deilinghofer Stephanuskirche
[wieder vom
Lesepult aus, nicht von der Kanzel]
Die Gnade
unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft der Hl.
Geistes sei mit Euch, der Katechumenengruppe und mit
euch allen. Amen.
Ob ich das wohl
schaffen könnte, fragte ich mich..."
Liebe
Jugendliche hier vorne in den ersten Reihen, liebe Gemeinde,
ob ich das wohl
schaffen würde? Von Pastor Lohmann kriegte ich diese Woche eine knifflige
Aufgabe: Er gab mir einen Text vor für diese Predigt jetzt, das mit den Kindern
und Jesus aus Markus 10, 13-16, wie wir es schon hörten und im Spiel sahen -
und ein Wort gab er mir dazu vor: " Marlboro muss auch vorkommen",
meinte er - und das muss dann einen Sinn ergeben...
So lese ich nochmal, bevor ich auf dieses merkwürdige Wort komme - den
eben gehörten und von euch gespielten Text vor - und Ihr könnt dann hinterher
entscheiden, ob das Ganze einen Sinn ergibt und ich die Aufgabe erfülle.
Und sie brachten Kinder zu ihm, damit er sie
anrühre. Die Jünger aber fuhren sie an. Als es aber Jesus sah, wurde er
unwillig und sprach zu ihnen: Laßt die Kinder zu mir
kommen und wehret ihnen nicht; denn solchen gehört das Reich Gottes. Wahrlich,
ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht empfängt wie ein Kind, der wird nicht
hineinkommen. Und er herzte sie und legte die Hände auf sie und segnete sie.
Liebe Katechumenen, liebe Gemeinde, das habe ich jetzt nicht aus
der Bibel gelesen, sondern aus diesem Buch hier: es ist Desirees Taufalbum vom
24. Mai 1987 - und da steht die Geschichte drin, mit einem Bild sogar: wie
Jesus hier sich zu den Kindern runterbeugt und die Großen im Hintergrund sehr
dumme Gesichter machen.
Das weiß ich
noch so gut! Desiree Brüne, damals an jenem Tauftag
ein Baby von fünfeinhalb Monaten (hier im Album ist auch ein Bild von ihr) -
ich kann mich noch gut dran erinnern an den Gottesdienst damals; da wurde auch
noch Maike Gnibba getauft und einige andere.
Ja, an viele
Taufgespräche erinnere ich mich noch: z. B an das mit Herrn und Frau Hinz wegen
Kevin (Herr Hinz kam ja eben nach vorne und spielte den Vater, der zu Jesus
kommt mit seinem Kind), dann z.B. besonders im März 1987 das Taufgespräch in
der Voßstr. bei Schabrams
wegen Dominik, und auch an das im gleichen Monat beim anderen Dominik, Dominik
Fett.
Und im gleichen
Jahr der allererste Tauftag überhaupt: das weiß ich noch wie
heute, wie da eine ganze Reihe getauft wurden am 25.1.: Jens Amelung, Oliver Beier, Ann-Kristin Dodt,
Christian Golibrzuch und Hendrik Osterbrauck
- alle an einem Tag, und die von euch gerade gespielte Geschichte, die wurde an
diesem Tauftag auch gelesen; lasst die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen
nicht! Zwar hab ich euch nicht im Unterricht - aber viele von euch kenne ich,
und manche von Anfang an. Daran muss ich denken bei dieser Geschichte von den
Kindern, die doch zu Jesus sollen, auch wenn die Jünger sie erst anfahren. Ja,
alle die Namen sind hier ins Buch geschrieben - das ist das Taufbuch unserer
Kirchengemeinde, und in diesen Taufbüchern kann man über 300 Jahre zurückverfolgen,
wer hier in dieser Kirche getauft wurde.
Nehme ich von
allen von euch nur mal stellvertretend die Desiree, die
hier ganz dicht vor mir sitzt: Gestern sprach ich kurz mit ihrer Mutter drüber,
wie es damals war, als das kleine Kind hier zur Taufe gebracht hat, und heute
kann man Desiree schon viel eher als eine Jugendliche als ein Kind
bezeichnen - fast schon im " Marlboro-Alter" - so wurde es
gestern gesagt. Das passt da ganz gut: Marlboro oder Marlboro light (sag
ich mal augenzwinkernd ;-)) ), aber auch all die anderen Sachen, die man als
schöne Sachen und als gefährliche Sachen so mit fast 13 im Kopf hat...
Was ich dir, Desiree wünsche und den andern hier auch, ist genau
das, was wir in der vorigen Woche mit 28 Jugendlichen auf unserer Fahrt in Brandenburg
und in Polen erfuhren: dass Glaube ungefähr so ist wie man es fühlt, wenn
AGAPE singt! Ja, das erlebten wir gerade auch eine Woche in unserer
Freizeit: dass Glauben nicht "out" ist, dass es Spaß macht, zu
diskutieren, zu spielen zu feiern und zu beten, dass das was wir unterwegs
erlebten eine Woche lang - z.B. am Lagerfeuer - vielleicht viel mehr
Kirche ist als hier sonntags um 10 und viele von uns Jesus nähergebracht hat.
Was ich dir
wünsche, Desiree, ist: dass du auch glaubende Menschen kennenlernst,
die was von Jesus an sich haben, die es einem leicht machen, zum Glauben zu
kommen, die dann nicht mit Verboten kommen und Zwängen, sondern die dir Jesu
Art nahebringen, Jesus, der hier sagt: Lasst
Kinder, lasst Jugendliche zum Glauben kommen, wehret ihnen nicht; ihnen soll
das Reich Gottes gehören.
Und was nützt
alles Auswendiglernen im Unterricht, wenn man nicht Beispiele neben sich hat,
die einem es leicht machen, an Gott zu glauben - so eine Gruppe wünsche ich
dir: dass die Konfirmandengruppe so eine Gruppe wird und dass man z.B. im CVJM
so eine Gruppe findet - und am Ball bleibt. So wie auch die Freizeitgruppe auch
so eine Gruppe war: wo ja auch nicht nur die ganz Lieben mitwaren,
sondern bunt gemischt - und alle haben etwas davon mitgekriegt, dass Jesus kein
Thema von vorgestern ist, und kein Thema nur für uralte Omas und für
Kindergartenkinder ist, sondern ein Thema, für das man werben kann -
heute.
Und da bin ich
gerne bei Pastor Lohmanns Stichwort Marlboro. So habt ihr euch genannt,
aus irgendwelchen Gründen, die ich nicht weiter nachforsche, hat sich die Katechumenengruppe 1999 den Namen "
Marlboro" gegeben.
Und in der Marlboro-Werbung
steht auch immer sehr einladend drin: "Come where
the Flavour is" - Komm dahin, wo der Geschmack ist, was Pastor
Lohmann auf dem heutigen Programmblatt "umgedichtet" hat: "Come,
where the belief ist: komm
dahin, wo der Glaube ist."
Und in der Marlboro-Werbung
liest man dann, zweitens: "Join the Nr. One - nimm die Nummer 1", und genau da hat
wahrer Glaube haargenau das gleiche Werbeziel: "Join
the Nr. One", folge der Nr. 1 nach, und diese
Nr. 1 in meinem Leben und im Gemeindeleben dieser Kirchengemeinde ist kein
anderer als der, der da sagt: Lasst sie zu mir kommen, wehret
ihnen nicht. Das gilt für Kinder, das gilt für Jugendliche, das gilt für
welche, die innerlich Kind geblieben sind: Wenn ihr das Reich Gottes nicht
empfangt wie ein Kind, sagt Jesus im Text heute, kapiert ihr nichts von dem,
was bei mir Sache ist!
Da gehe ich am
Donnerstag durch die Wermingser in Iserlohn und sehe
auf einmal bei Hosen Janssen ein großes Plakat: "Die neue Marlboro-Kollektion
ist da". Ich sehe da das Plakat: "Die neue Marlboro-Kollektion ist
da" - und habe an euch hier vorne gedacht. Ich geh da rein ins Geschäft
und frag und kriege als Antwort, da ginge es nicht um Glimmstengel,
das wären von der Firma Marlboro Hosen und Jacken der
Spitzenklasse, Markenklamotten vom Feinsten. Und sie gaben mir diesen
Edelkatalog mit: fast ein Kunstwerk, und da steht vorne: BIG SKY drauf, großer
Himmel.
Der
Markenartikel, den ich euch anbiete, der Markenartikel, den Jesus heute
anbietet, der könnte auch BIG SKY heißen: Wer der Nr. 1 folgt, „join the Nr. One“, der hat was
vom großen Himmel hier schon, wer wie ein Kind es wagt, zu beten, drüber spachen wir in Brandenburg und heute vor einer Woche mit
den Frezeitlern zusammen hier im Gottesdienst: der
ist gut dran, der hat bei allem Schönen und allen Gefahren mit fast 13 und
drüber einen Anker: "Du bist zu uns wie ein Vater, der sein Kind nicht
vergisst." Zu ihm DU sagen und Jesus, der Nr. 1, folgen, das ist ein Stück
vom großen Himmel schon hier.
Ich wünsche dir,
Desiree, ich wünsche allen, die ich eben beim Namen nannte und allen, die ich
nicht nannte, dass ihr es macht wie die von Marlboro, nur nicht
als Raucher, sondern als Glaubende: dass ihr dahin kommt, wo der Glaube ist,
dass ihr der Nr. 1 folgt, dass ihr ein Stück vom Reich Gottes, vom Großen
Himmel, schon hier erfahrt, und dass ihr dann nach 0stern 2001 an diesem Altar
selbst klar JA sagt zu eurer Taufe damals 1987, als ihr noch Babies wart und nicht reden konntet. Ja, lassen wir uns
werben von dem, der uns zu Kindern macht und sagt: Lasst sie alle zu mir
kommen, ihrer ist das Reich Gottes, ihrer ist der große Himmel - jetzt und für
immer!
Amen.
Die Gemeinde
sang dann auch das Lied (wie letzten Sonntag, siehe oben): Bist zu uns wie ein
Vater, der sein Kind nicht vergisst.
www.pastoerchen.de
bzw. www.kanzel.de.vu