Gottesdienst am Sonntag Jubilate, 11.5.2003,
in der Emmauskirche Niedermarsberg
und in Westheim (dort mit Abendmahl)
Läuten der Glocken und Orgelvorspiel; Begrüßung
und Abkündigungen
Eingangslied von Gerhard Tersteegen: EG 164, 1-4 u.6:
1. Gott ist gegenwärtig. / Lasset uns anbeten /und in Ehrfurcht vor
ihn treten. / Gott ist in der Mitte. / Alles in uns schweige / und sich innigst
vor ihm beuge. / Wer ihn kennt, / wer ihn nennt, / schlag die Augen nieder;
/ kommt, ergebt euch wieder.
2. Gott ist gegenwärtig, / dem die Cherubinen / Tag und Nacht gebücket
dienen. / Heilig, heilig, heilig! / singen ihm zur Ehre / aller Engel hohe
Chöre. / Herr, ver-nimm / unsre Stimm, / da auch wir Geringen / unsre
Opfer bringen.
Jes 6,3
3. Wir entsagen willig / allen Eitelkeiten, / aller Erdenlust und Freuden;
/ da liegt unser Wille, / Seele, Leib und Leben / dir zum Eigentum ergeben.
/ Du allein
sollst es sein, / unser Gott und Herre, / dir gebührt die Ehre.
4. Majestätisch Wesen, / möcht ich recht dich preisen / und im
Geist dir Dienst erweisen. / Möcht ich wie die Engel / immer vor dir
stehen / und dich gegenwärtig sehen. / Lass mich dir / für und für
/ trachten zu gefallen, / liebster Gott, in allem.
6. Du durchdringest alles; / lass dein schönstes Lichte, / Herr, berühren
mein Gesichte. / Wie die zarten Blumen / willig sich entfalten / und der
Sonne stille halten, / lass mich so / still und froh / deine Strahlen fassen
/ und dich wirken lassen.
Im Namen des Vaters... AMEN
Unsere Hilfe / DER HIMMEL UND ERDE GEMACHT HAT
Eingangspsalm: Jubilate heißt: „Jubiliert“ oder „jauchzet“,
und so beginnt auch der Wochenpsalm dieser Woche, Psalm 66: Jauchzet Gott,
alle Lande! Lobsinget zur Ehre seines Namens; rühmet ihn herrlich! Sprecht
zu Gott: Wie wunderbar sind deine Werke! Deine Feinde müssen sich beugen
vor deiner großen Macht. Alles Land bete dich an und lobsinge dir, lobsinge
deinem Namen. Kommt her und sehet an die Werke Gottes, der so wunderbar ist
in seinem Tun an den Menschenkindern. Er verwandelte das Meer in trockenes
Land, sie konnten zu Fuß durch den Strom gehen. Darum freuen wir uns
seiner. Er herrscht mit seiner Gewalt ewiglich, seine Augen schauen auf die
Völker. Die Abtrünnigen können sich nicht erheben. Lobet,
ihr Völker, unsern Gott, lasst seinen Ruhm weit erschallen, der unsre
Seelen am Leben erhält und lässt unsere Füße nicht gleiten.
Lasset uns Gott lobsingen: EHR SEI DEM VATER UND DEM SOHN...
Sündenbekenntnis: Vater, wir bekennen dir: Manchmal ist es
höchstens nur noch Hören und Lesen, aber es kommt bei uns nicht
von Herzen, dass wir dich loben, jubeln und jauchzen, dich für deine
Wunder preisen. Manchmal ist es nur noch Singen: „Gott ist gegenwärtig“,
aber mit deiner Gegenwart hier rechnen wir nicht wirklich. Du kennst uns,
besser als wir uns selbst kennen und weißt um all das, was innerlich
tot in uns ist.
Du weißt, Herr, wie viele in deiner Kirche die Mitte verloren oder
nie wirklich gefunden haben, du weißt, wie auferweckungsbedürftig
unser Glaube ist. Du hast auch vor dir, wie wenig Frucht dann draus folgt,
wie viel Verbitterung in uns ist und wie oft wir als Menschen ohne Mitte in
dir uns selbst als die Mitte von allem dann sehen und uns gar nicht in Liebe
den andern uns zuwenden können. Um Jesu willen bitten wir dich: Mach
du Totes bei uns lebendig, komm uns ganz nah heute Morgen, nimm unsere Schuld
von uns, werde du die Mitte und erbarme dich unser.
KYRIE
Gnadenzuspruch:
Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur, eine neue Schöpfung.
Das Alte ist vergangen, siehe, es ist alles neu geworden!
P. (gesungen): Ehre sei Gott in der Höhe... / UND AUF ERDEN FRIED....
Allein Gott in der Höh...
Der Herr sei mit euch / UND MIT DEINEM GEIST.
Lasset uns beten:
Herr, unser Gott, wir wissen uns verbunden jetzt mit deiner weltweiten
Christenheit, die dich an diesem Sonntag anruft und auf dein Wort hört
und vor dich kommt mit Loben, Danken und Bitten. Vater, segne dein Wort und
sende deinen aufweckenden Geist überall hin und auch und zuerst zu uns,
dass wir aufwachen aus allem Routinechristentum und neu uns von dir regieren
lassen. Schenke, dass wir nicht für andere hören, dass wir da, wo
du uns selbst den Spiegel vorhältst, es auch wagen hineinzusehen, und
schenke uns, dass wir uns anstecken lassen, verbindlich deine Kinder sein
zu wollen, die nach deinem Willen leben – vor Dir, unserem Vater, der du
mit Jesus, deinem Sohn und dem Hl. Geiste lebest und regierest von Ewigkeit
zu Ewigkeit. AMEN.
Lektorin liest die heutige Epistel 1. Joh. 5, 1-4:
Wer glaubt, dass Jesus der Christus ist, der ist von Gott geboren; und wer
den liebt, der ihn geboren hat, der liebt auch den, der von ihm geboren ist.
Daran erkennen wir, dass wir Gottes Kinder lieben, wenn wir Gott lieben und
seine Gebote halten. Denn das ist die Liebe zu Gott, dass wir seine Gebote
halten; und seine Gebote sind nicht schwer. Denn alles, was von Gott
geboren ist, überwindet die Welt; und unser Glaube ist der
Sieg, der die Welt überwunden hat. HALLELUJA!
Glaubensbekenntnis
Lied vor der Predigt:
1. Bei dir, Jesu, will ich bleiben, / stets in deinem Dienste stehn; / nichts
soll mich von dir vertreiben, / will auf deinen Wegen gehn. / Du bist meines
Lebens Leben, / meiner Seele Trieb und Kraft, / wie der Weinstock seinen Reben
/ zuströmt Kraft und Lebenssaft. (Johannes 15,4-7)
2. Könnt ich's irgend besser haben / als bei dir, der allezeit / soviel
tausend Gnadengaben / für mich Armen hat bereit? / Könnt ich je
getroster werden / als bei dir, Herr Jesu Christ, / dem im Himmel und auf
Erden / alle Macht gegeben ist?
3. Wo ist solch ein Herr zu finden, / der, was Jesus tat, mir tut: / mich
erkauft von Tod und Sünden / mit dem eignen teuren Blut? / Sollt ich
dem nicht angehören, / der sein Leben für mich gab, / sollt ich
ihm nicht Treue schwören, / Treue bis in Tod und Grab?
4. Ja, Herr Jesu, bei dir bleib ich / so in Freude wie in Leid; / bei dir
bleib ich, dir verschreib ich / mich für Zeit und Ewigkeit. / Deines
Winks bin ich gewärtig,
auch des Rufs aus dieser Welt; / denn der ist zum Sterben fertig, / der
sich lebend zu dir hält.
Predigt Johannes 15, 1-8
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft
des Hl. Geistes sei mit euch allen. Amen.
Liebe Gemeinde hier in Niedermarsberg [in Westheim], ich muss jetzt doll
an Konfirmationen denken. Und das geht gar nicht vom Thema ab, sondern führt
direkt zum heutigen Predigttext hin. Da saß ich letzten Sonntag als
Predigthörer bei uns daheim nebenan in Hemer-Ihmert in der Kirche, und
der Pastor predigte über den Text, der vorigen Sonntag überall in
den Kirchen dran war, aus Johannes 10: „Ich bin der gute Hirte.“ Vorne in
den ersten vier Reihen saßen über 30 Ihmerter Jugendliche. Ja,
die waren noch einmal vollzählig erschienen direkt vor ihrem großen
Tag: es waren nämlich die zu Konfirmierenden, die dort heute und nächsten
Sonntag eingesegnet werden.
Und ich höre, wie mein Ihmerter Kollege da predigt, dass die „Ich-bin-Worte“
was ganz Spezielles im Johannesevangelium sind: „Ich bin der Gute Hirte“,
„ich bin der Weg“, „ich bin die Tür“, „ich bin der Weinstock“, ja, so
spreche Jesus nur im Johannesevangelium, das ganz ganz doll von Ostern herkommt,
und von daher die enge Glaubensbeziehung zu Jesus bezeugt und die Verbindung
mit ihm.
Und ich sehe mir die 30 an, die ich von einigen Predigten in Ihmert ja auch
kenne, und ich frage mich: wie hören die das jetzt mit den „Ich-bin-Worten“
- da sind bestimmt auch welche dabei, die sich so ein „Ich-bin-Wort“ als Konfirmationsdenkspruch
ausgewählt haben: Was ist das jetzt für die, ist das ein wunderschöner
Spruch: „ich bin der Hirte“? Ein sich schön anhörender gut klingender
Spruch - oder ist das mehr: „Ich bin der Hirte“? Bleibt das, dass die lebendig
von Führung durch Jesus was kapieren - oder sind’s nur Sprüche
von früher, die bloß da im Bild mit Rahmen auf der Urkunde stehen?
Vielleicht ist’s in der Gemeinde Marsberg gar nicht anders, auch da sind
heute am Muttertag (wie in vielen Gemeinden) Konfirmationen, und sicherlich
klingt für viele überall es zur Stunde da wieder feierlich, wenn
da ein Pastor oder eine Pastorin den heute vorgeschriebenen Predigttext liest:
„Ich bin der Weinstock“ nach Johannes 15.
Ich lese jetzt den heute vorgeschriebenen Text und habe da - in diesem Fall
nicht für Konfirmanden, sondern für uns, die wir hier sitzen - ähnliche
Fragen wie eben gestellt. Hören wir also Johannes 15, 1-8:
Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater der Weingärtner. Eine
jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, wird er wegnehmen; und eine jede,
die Frucht bringt, wird er reinigen, dass sie mehr Frucht bringe. Ihr seid
schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe. Bleibt in mir
und ich in euch. Wie die Rebe keine Frucht bringen kann aus sich selbst, wenn
sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht in mir bleibt.
Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm,
der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun. Wer
nicht in mir bleibt, der wird weggeworfen wie eine Rebe und verdorrt, und
man sammelt sie und wirft sie ins Feuer, und sie müssen brennen. Wenn
ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten,
was ihr wollt, und es wird euch widerfahren. Darin wird mein Vater verherrlicht,
dass ihr viel Frucht bringt und werdet meine Jünger.
Ja, liebe Gemeinde, wenn ich die eben verlesenen Worte Jesu aus Johannes
15 wirklich auf mich wirken lasse, dann sind und bleiben wir bei diesem Text
auch hier in Niedermarsberg/in Westheim jetzt beim Thema Konfirmation, Konfirmation
am Muttertag. Und die Frage ist jetzt, auch wenn wir älter sind als 14,
ob Sie konfirmiert werden und ich: ob Gott uns konfirmiert, ob Christus, der
Gute Hirte, der wahre Weinstock, uns heute konfirmiert, „befestigt“ heißt
das auf deutsch, befestigt, dass wir bleiben, bleiben bei ihm, oder kommen
zu ihm - in einer ganz engen Gemeinschaft. Oder aber ob wir das eben Gelesene
bloß so hören wie Sprüche, die sich gut machen: poetisch wunderschöne
Worte, die hier in einem dicken Buch stehen, auf Weiß mit schwarzer
Druckerschwärze, wunderbar klingend, aber ganz weit weg. Kann ja sein,
dass hier jemand sogar sitzt, der so ein „Ich-bin-Wort“ als Denkspruch bei
der eigenen Konfirmation zugesprochen bekam, vielleicht sogar das heutige:
„Ich bin der Weinstock und ihr die Reben“... Da können wir fragen -
mit diesen zusammen: Was soll uns das???
Zunächst aber sollten wir, bevor wir das fragen, genau auf den Wortlaut
hören des heutigen Predigttext. Liebe Gemeinde, der johanneische Jesus
redet da von einem Bild, das damals jedem einleuchtend war und heute noch
jedem einleuchtend ist: Der Weingärtner im Weinberg, der Weingärtner
ist Gott, ein uraltes Bild, das die ganze Bibel durchzieht. Ja, im Alten Testament
steht schon in Jesaja 5 das berühmte Weinberglied, wo Gott der Weinbergbesitzer
ist und das Volk Gottes der Weinberg, und wo Gott eine Liebeslied anstimmt
über seinen Weinberg, der er über alles liebt und klagt, dass er
nichts bringt,. Und in Jesu Gleichnissen, das muss ich nicht betonen, wird
das mit den Weinberg dann immer wieder aufgenommen.
Und hier in Johannes 15 dann ganz speziell: Ich bin der wahre Weinstock,
und mein Vater der Weingärtner. Ja, da wird das mit dem Weinberg noch
zugespitzt und auch ein bisschen umgedreht: Er Jesus, ist der Weinstock im
Weinberg Gottes, und von ihm aus kommt das, dass die Reben als Frucht wachsen,
und die Reben sind die Seinen. Auch das ist ja eine Gleichnisrede, wenn man
so will, und zwar eine, die durch und durch auf Konfirmation zielt: denn da
geht’s um Bleiben, Bleiben und noch mal Bleiben. Aufs Bleiben, aufs Dabeibleiben
zielt da alles hin. Wir hörten es, wie es eben gelesen wurde: Bleibt
in mir und ich in euch. Wie die Rebe keine Frucht bringen kann aus sich selbst,
wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht in mir
bleibt. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht. Wer nicht
in mir bleibt, der wird weggeworfen wie eine Rebe. Wenn ihr in mir bleibt
und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt,
und es wird euch widerfahren.
Ja, Bleiben, liebe Gemeinde, das ist die Lebens- und die Überlebensfrage
in der christlichen Gemeinde und in der Kirche. Die Frage, die Jesus da stellt,
ob wir bleiben, jene Konfirmationsfrage, so nenne ich die mal, das ist die
wohl wichtigste Frage für die Kirche im beginnenden 21. Jahrhundert und
genauso im Kleinen für uns, für mich und für jeden und
jede hier.
Bleiben, bei der Sache bleiben, die Jesus da meint, ist nicht modern! Mehr
und mehr Leute bleiben nicht mehr dabei, die geben innerlich dem Glauben den
Abschied, tschüss. Jesus, mich erreichst du nicht mehr! Man meint, die
Kirche müsste dran glauben, ja, man meint, die Kirche müsste dran
glauben, so schlimm ist das geworden. Und das geht weit über die Frage
nach den Kirchenaustritten hinaus. Vorigen Monat erschien die große
STERN-Umfrage, gefragt wurden 350.000 Bundesbürger, und das niederschmetternde
Ergebnis: Staat kannst du vergessen, Politiker kannst du vergessen, Gewerkschaften
kannst du vergessen und ganz schlimm auch: Institution Kirche kannst du vergessen.
Überall keine Erfolge, keine Auswirkungen, zunehmend gravierende Vertrauensverluste
und eine Kurve, die ganz tief nach unten sich neigt. In jener STERN-Umfrage
heißt es: „Die Deutschen nehmen Abschied vom christlichen Abendland:
Nur noch 39 Prozent der Bundesbürger bezeichnen sich als religiös,
fast genauso viele bezeichnen sich als Atheisten oder als eher nicht religiös.
Selbst unter den Kirchenmitgliedern verabschieden sich viele aus dem kirchlichen
Leben: Für ein Drittel spielt der Gottesdienst keinerlei Rolle mehr.“
Ja, und das sage ich hier als ein Mann der kirchlichen Öffentlichkeitsarbeit:
Da kann die Kirche noch so viel mit ihren angestrebten Erfolgen protzen, mit
ihren ach so tollen Reformprozessen, mit ihren Rotstiftexperimenten, um das
Geld noch zusammen zu kriegen, mit ihren Leitbildern, die zeigen sollen, wie
nett und wichtig man doch in der Kirche ist, all dieses öffentlichkeitswirksame
Protzen kommt mir ein bisschen vor wie bei Bayer Leverkusen: Wir steigen nicht
ab oder wie damals, als die Titanic unterging und das Orchester bis zur letzten
Minute, als ihnen das Wasser bis zum Hals stand, tapfer seine Unterhaltungsmusik
gespielt hat.
Ja, die Kirche muss dran glauben! So sieht es aus. Und Jesus in unserm
heutigen Text sagt dasselbe so: Wer nicht in mir bleibt, der wird weggeworfen
wie eine Rebe. Und weiter: Eine jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt,
wird er wegnehmen. So gesehen, liebe Gemeinde, ist das gar nicht nur das
wunderschöne, ach so harmonisch und poetisch klingende Bild von dem
Naturphänomen Weinstock und Rebe. Sondern es ist Gericht! Gericht
über einen Glauben, der am Wichtigsten vorbei geht. Wer die Entscheidung
zum Bleiben nicht annimmt, geht am Wichtigsten vorbei und verloren.
Aber in unserem Text, da kommt dann unüberhörbar das Andere, das
- Gott sei Dank! - bis heute mehr ist als ein Spruch: Dass ER, der Weinstock,
spricht und sagt: Ihr, die Meinen, fürchtet euch nicht, lasst euch konfirmieren,
lasst euch befestigen darin, dass ihr meine Reben seid! Lasst euch befestigen
darin, dass es da eine Verbindung gibt, die mit dem Wort Bleiben umschrieben
ist. Nicht Bleiben bloß in der Kirche, nicht Bleiben bloß in der
Institution Volkskirche als Steuerzahler und Taufscheininhaber, das sind ja
viele, immer noch 39 Prozent.
Nein, ER, der Weinstock, meint viel, viel mehr: Bleibt in mir und lasst
mich in euch bleiben, und Jesus da im Johannes-Evangelium spricht es da aus
in der Sprache der Liebe: Jedes Mal wenn er sagt „Ich bin“, dort im Johannesevangelium,
dann sagt er nichts anderes als: „Ich liebe dich, ich liebe euch“ - das gilt
von allen sieben Ich-bin-Worten, vom ersten: „Ich bin das Brot“ bis hier zum
letzten: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben.“ Und hier - vollends
- kommt es richtig raus, dass es Liebe ist, die da gemeint ist: Wer in mir
bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht. Und ohne mich könnt ihr
nichts tun.
Hundert Mal sagt die Kirche, wir können noch alles Mögliche tun,
um nicht abzusteigen wie Bayer Leverkusen oder zu versinken wie die Titanic,
aber ER, der Weinstock sagt hier: Ohne mich könnt ihr überhaupt
nichts tun! Erst muss die Liebe wieder her, erst muss die erste Liebe wieder
her, dass ich in euch bin und ihr in mir, dass ich die Nummer 1 bin für
euch und ihr in Liebe ganz und gar abhängig von mir, und dann, dann sieht
man Frucht. Ja, Frucht, keine Pluspunkte und Erfolge, sondern Frucht.
Ja, mögen sie 1000mal Abschied nehmen von der Kirche und vom christlichen
Abendland, auf unsere kritischen Gedanken von eben bezogen heißt die
Antwort, die aus der Krise führt ganz einfach: Die Kirche muss dran
glauben! Oder anders gesagt; wir müssen und dürfen - Gott sei
Dank! - dran glauben, dass da EINER ist, der ist der Weg, der ist das
Brot des Lebens, der ist der wahre Weinstock, der ist lebendig, so
lebendig, dass man zu ihm beten und mit ihm sprechen kann, und den zu finden
und wieder zu finden, das ist wie bei Liebe: Ich bin in euch und ihr seid
in mir, ich liebe euch und will die Nummer 1 in eurem Leben sein, ich bin
der Weinstock - und mehr als ein Spruch. Und ich will, dass ihr bleibt, so
bleibt in mir wie die Geliebte in Treue beim Geliebten bleibt: Bei dir Jesus
will ich bleiben, stets in deinen Diensten stehn, nichts soll mich von dir
vertreiben... Und dann ging es da ja weiter wie in einem wirklichen Liebeslied:
Du bist meines Lebens Leben, / meiner Seele Trieb und Kraft, / wie der Weinstock
seinen Reben / zuströmt Kraft und Lebenssaft.
Dass diese Melodie wieder angestimmt wird und dann als wirkliches Liebeslied
von Herzen gesungen wird, bei 14jährigen, die sich heute konfirmieren
lassen und bei Älteren, die zur Konfirmation, zur wirklichen Befestigung
des Glaubens bereit sind, dass so ein Liebeslied in der Gemeinde von ganzem
Herzen gesungen wird, allein das vertreibt die finsteren Weltuntergangsängste
in Kirche und Gesellschaft. Der Text heute, der sagt: Krieg neu die Kurve
zu ihm, wag es zu beten, wag es, ihm viel zuzutrauen: dass er, der Weinstock
nämlich die Kraftquelle ist, die die Reben zum Fruchtbringen treibt,
und dass wir ohne ihn, die Kraftquelle, gar nichts sind und nichts reißen,
so schön und werbewirksam unsere Programme und Kreise sich geben.
Darin wird mein Vater verherrlicht, dass ihr viel Frucht bringt und werdet
meine Jünger, so sagt Jesus im letzten Satz des verlesenen Textes vom
Weinstock. Und er sagt damit: Lasst euch konfirmieren, bei allem was schwankt,
festmachen im Glauben, so, dass die Rebe mit dem Weinstock verbunden
sind und meine Sache dann wächst, blüht und gedeiht - und gewinnend
nach außen andere herein zieht, dass so wie ihr Jünger seid und
Jüngerinnen, diejenigen, die leichtfertig sagen: „Tschüss, Jesus“,
durch uns die neue Chance kriegen, auch Jünger zu werden dieses EINEN,
der uns liebt. Viel Frucht ist uns versprochen, und wer sich dran hält,
Sie wie ich, der wird’s dann sehen, dass das stimmt, dass die Kirche dran
glauben muss, dass die Kirche aber nicht dran glauben muss im Sinne von Untergang,
sondern dran glauben im Sinne von Konfirmation, im Sinne von Liebe: mit ihm
verbunden wie die Rebe am Weinstock. Und der Friede... Amen.
Im Sinne unseres heutigen Predigttextes können wir das, was wir sonst
für kleine Kinder bei der Taufe singen, als heutiges Gebet für unsere
Konfirmanden singen oder als Gebet für uns selbst als von IHM zu Konfirmierende,
EG 206, 4, die Liedstrophe die drei der 7 Ich-bin-Worte enthält:
Hirte, nimm das Schäflein an; / Haupt, mach es zu deinem Gliede; / Himmelsweg,
zeig ihm die Bahn; / Friedefürst, sei du sein Friede; / Weinstock, hilf,
dass diese Rebe / auch im Glauben dich umgebe.
Fürbittengebet:
Herr Jesus Christus, du rufst auch heute noch. Lass uns auf deinen Ruf hören
und ihm folgen. Wir bitten dich für uns selbst, unsere Gemeinde und deine
ganze Christenheit: lass uns zur Umkehr kommen, neu mit Dir anfangen, erneuere
deine Kirche, führe zusammen, was getrennt ist, heile, was krank ist,
belebe, was tot ist. Wir bitten dich da ganz besonders für alle
Jugendlichen, die konfirmiert werden am heutigen tage, in Hemer-Ihmert, in
der Gemeinde Marsberg und anderswo. O Jesus, guter Hirte, o Jesus, du wahrer
Weinstock, lass das mit dem Weinstock und den Reben wahr werden, bei den
Jugendlichen und bei uns, lass das mit dem Bleiben wahr werden bei 14jährigen
und bei den Älteren. Segne unser Volk, zeig uns unsere Mitverantwortung
auch in äußeren Dingen und sei bei denen, die regieren. Erwecke
dir unter den Hauptamtlichen und unter allen Christen treue Dienerinnen und
Diener, die dein Wort bezeugen und dir gehorsam sind, und fange bei uns damit
an. Gib Kraft und Gelingen und lass uns nach deinem Willen fragen bei allem,
was wir tun. Hilf, dass wir uns in Geduld und Treue bewähren als deine
Kinder und Zeugen. Tröste mit deinem Trost die Kranken und die Trauer
Tragenden und lass ihre Nacht nicht endlos sein; wir denken vor die an alle,
die hier leiden und oder an andern Orten dieser Gemeinde. Ja, führe
auch in all dem Dunkel, das den Erdkreis umhüllt – mit Kriegsängsten,
Terror und Krieg – den Tag deiner Herrlichkeit herauf, an dem alle deine
Gläubigen dich, den Herrn Jesus Christus, sehen werden von Angesicht
zu Angesicht, und lass bis dahin die Christen und die Menschen deines Wohlgefallens
hier schon Friedensbringer werden. Gepriesen sei dein Name. Amen.
Vater unser.
Lied 607,1-4
„Gehet hin...“ und
Segen - Orgelnachspiel