Gottesdienst am 5. So. nach Trin., 16. Juli 2006,
in der Erlöserkirche Bösperde
mit Abendmahl und Taufe von Enkelkind Julius van der Burg

 

Orgelvorspiel
Eingangslied: eg 503, 1-4 und 8 (Geh aus, mein Herz…)
Im Namen... / Unsere Hilfe...
Der Herr sei mit euch!/ Und mit deinem Geist.
Begrüßung m. Wochenspruch: Aus Gnade seid ihr selig geworden durch Glauben und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es. (Eph 2,8)

Eingangspsalm Psalm 8:
FG HERR, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen, der du zeigst deine Hoheit am Himmel!
HG Aus dem Munde der jungen Kinder und Säuglinge hast du eine Macht zugerichtet um deiner Feinde willen, dass du vertilgest den Feind und den Rachgierigen.
FG Wenn ich sehe die Himmel, deiner Finger Werk, den Mond und die Sterne, die du bereitet hast:
HG was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, und des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst?
FG Du hast ihn wenig niedriger gemacht als Gott, mit Ehre und Herrlichkeit hast du ihn gekrönt.
HG Du hast ihn zum Herrn gemacht über deiner Hände Werk, alles hast du unter seine Füße getan:
FG Schafe und Rinder allzumal, dazu auch die wilden Tiere,
HG die Vögel unter dem Himmel und die Fische im Meer und alles, was die Meere durchzieht.
FG Kommt, lasset uns anbeten!
EHR SEI...

Sündenbekenntnis: Du hast uns deine schöne Welt geschenkt, Herr, mit allem was dazugehört. Auch der kleine Julius, unser Taufkind, ist eine gute Gabe aus deiner Hand. Vergib uns unsere Sünde, unseren verheerenden Drang, deine guten Gaben in ihr Gegenteil zu verkehren, vergib uns unsere Sorglosigkeit, dass wir so oft nicht nach dir fragen und vergib uns, dass wir so oft als Eltern und Paten an dem uns Anvertrauten schuldig geworden sind. Setze diesen Sonntag mit der Taufe und dem Abendmahl für uns als Chance eines neuen Anfangs mit dir. Herr erbarme dich unser!
Kyrie, eleison - Gem.: Herr, erbarme dich
Christe, eleison… Kyrie…
Gnadenspruch: So sehr hat Gott die Welt geliebt…
"Ehre sei Go-o-ott…" /und auf… / "Wir loben, preisn, anbeten dich…"

Gebet: Herr, allmächtiger Gott, wir leben in einer Welt, die über dem Hasten und Sorgen, Bedenken und Planen, Seufzen und Fürchten das Danken und Loben, die Besinnung und das Hören auf dich und dein Wort fast verlernt hat. Und weil wir selbst zu dieser Welt gehören, geschieht es gerade auch bei uns, dass von Dir in unserem Herzen nichts mehr ankommt. Deshalb bitten wir dich, lieber Herr: schenke, dass wir es wieder lernen, heute und jeden Tag, uns dir zu öffnen und auf dich zu hören. Dein Wort gibt unserem Leben Freude, Kraft und Veränderung. Hilf, dass die Menschen, mit denen wir zusammenkommen, merken, dass du heute mit uns geredet hast. Wir preisen dich durch Jesus Christus, unsern Herrn, deinen Sohn, der mit dir und dem Heiligen Geist lebt und regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit... G. singt: Amen.

Evangelienlesung Alexandra
Heutiger Predigttext zum Thema "Tempelreinigung" nach Johannes 2, 13-17 (Lesung 1):

Und das Passafest der Juden war nahe, und Jesus zog hinauf nach Jerusalem. Und er fand im Tempel die Händler, die Rinder, Schafe und Tauben verkauften, und die Wechsler, die da saßen. Und er machte eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle zum Tempel hinaus samt den Schafen und Rindern und schüttete den Wechslern das Geld aus und stieß die Tische um und sprach zu denen, die die Tauben verkauften: Tragt das weg und macht nicht meines Vaters Haus zum Kauf-haus! Seine Jünger aber dachten daran, dass geschrieben steht (Psalm 69,10): "Der Eifer um dein Haus wird mich fressen."
Gem. Lied: 503, 13 und 14
In der zweiten Lesung hören wir zur gleichen Geschichte von der Tempelreinigung die Fortsetzung, wie sie in Matth. 21,14-17 steht:
Und es gingen zu ihm Blinde und Lahme im Tempel, und er heilte sie. Als aber die Hohenpriester und Schriftgelehrten die Wunder sahen, die er tat, und die Kinder, die im Tempel schrien: Hosianna dem Sohn Davids!, entrüsteten sie sich und sprachen zu ihm: Hörst du auch, was diese sagen? Jesus antwortete ihnen: Ja! Habt ihr nie gelesen (Psalm 8,3): "Aus dem Munde der Unmündigen und Säuglinge hast du dir Lob bereitet"? Und er ließ sie stehen und ging zur Stadt hinaus nach Betanien und blieb dort über Nacht.

Lied vor der Predigt: eg 317, 1-3 und 5 (Lobe den Herren)



Predigt
DIE GNADE UNSERES HERRN JESUS CHRISTUS UND DIE LIEBE GOTTES UND DIE GEMEINSCHAFT DES HL. GEISTES SEI MIT EUCH ALLEN. AMEN.
Liebe Gemeinde hier in Bösperde, liebe Tauffamilie, liebe Kinder und liebe Freunde und Wegbegleiter unseres kleinen Julius, ich lese noch einmal den kleinen Abschnitt des heutigen Predigtextes aus Johannes 2, den wir eben schon von Alexandra hörten:
Jesus zog hinauf nach Jerusalem. Und er fand im Tempel die Händler, die Rinder, Schafe und Tauben verkauften, und die Wechsler, die da saßen. Und er machte eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle zum Tempel hinaus samt den Schafen und Rin-dern und schüttete den Wechslern das Geld aus und stieß die Tische um und sprach zu denen, die die Tauben verkauften: Tragt das weg und macht nicht meines Vaters Haus zum Kaufhaus! Seine Jünger aber dachten daran, dass geschrieben steht (Psalm 69,10): "Der Eifer um dein Haus wird mich fressen."
"Kindermund macht Wahrheit kund…" Damals bei einer Taufe in Deilinghofen, da war so ein fünfjähriger Knirps mit Namen Dennis dabei, der Bruder des kleinen Taufkindes. Und Dennis wurde zu Hause vor der Taufe von seinen Eltern darüber genau informiert, was denn eine Taufe in der Kirche bedeute (so wie es Alexandra und Markus auch bei Ronja gemacht haben). Und dem Dennis da in Deilinghofen wurde klargemacht, warum da Wasser genommen wird und was es denn sinnbildlich mit diesem Taufwasser auf sich hat. "Weißt Du, Dennis", sagten die Eltern, "so wie du dich für den Sonntag schön wäschst, um sauber in die Kirche zu kommen, gereinigt, so wie es richtig ist für den Festtag, genauso ist das Wasser bei der Taufe eine Reinigung: die paar Tröpfchen Wasser sind ein Zeichen, dass das Innere, die Seele, bei Jesus ganz gereinigt werden kann. Der Knirps Dennis dachte bisschen drüber nach, hatte das wohl auch verstanden. Bis es dann nach etwas Nachdenken aus ihm rausplatzte: "Sagt mal, sollte man dann nicht besser statt klarem Wasser ganz viel Seifenlauge nehmen?"
Liebe Gemeinde, ganz viel Seifenlauge…
Dieser Bursche mit seinem Geistesblitz hat uns damit genau auf den Punkt geführt, auf den es im heutigen Predigttext ankommt. Denn was wir hörten eben, das ist ja eine ganz aufmüpfige, sehr provokative Reinigungsgeschichte. Es ist, wenn man so will, eine Geschichte mit ganz viel Seifenlauge - wie Jesus da Gottes Haus saubermacht, wie er sich da - bildlich gesprochen - nicht damit begnügt mit ein paar Tröpfchen Wasser, sondern sozusagen den Schlauch nimmt und da voll reinhält, um dieses Haus mit einem dicken starken Strahl sauber zu spritzen, in einer Grundreinigung, wo die Seifenlauge in jede Ecke geht.
Was ich da eben zeigte aus meiner alten Bilderbibel, das grauselige Bild, wie Alexandra sagte, mit dem zornigen
Jesus da, das ist wohl allen hier oder den meisten eine altvertraute Geschichte - uns bekannt eben seit Bilderbibelzeiten…
Und im Bilde sehen wir alle es vor uns, wie da in Gottes Haus, im Tempel, Jesus alles umstößt, wie da das Geld der Geldwechsler durcheinander fliegt, ja, wie da ein Tumult entsteht: Raus mit den Verkäufern der Opfertiere, raus mit den Tauben, den Schafen, den Rindern fürs Opfer - hier im Tempelgebiet wird heute ausgemistet: "Meines Vaters Haus ist kein Supermarkt für fromme Opfergeschäfte!" Und ein zorniger Jesus, der gar nicht immer so der liebe und sanfte ist, wie das alle sagen, - ja, der macht dort im heiligen Bezirk des Tempels einen Skandal! Seine Worte stören den gewohnten Trott, Jesus, das ist Sand im Weltgetriebe, und auch Sand (und nicht Schmieröl) dort im frommen Getriebe der religiösen Supermarkt-Verkäufer. Und seine Stimme erschallt - dort bei den umgeworfenen Tischen der Wechsler, und sie wird dort bei den Tischen laut: Meines Vaters Haus soll ein Bethaus sein, Ihr aber habt ein Kaufhaus draus gemacht…
Und jetzt was Sonderbares, liebe Gemeinde: der Evangelist Johannes, aus dem ja die verlesene Geschichte stammt, - typisch Johannes! - war sehr eigenmächtig mit der (in Anführungsstrichen) "richtigen" Reihenfolge der Berichte über Jesu Taten. Was bei den drei anderen Evangelien bekanntlich ganz hinten kurz vor den letzten Leiden Jesu im Zu-sammenhang mit dem Palmsonntag vorkommt, das nimmt Johannes (typisch Johannes!) in seinem Evangelium ganz nach vorne und stellt's sehr bewusst an die Spitze.
Hatten Matthäus, Markus und Lukas ja nach dem Einzug nach Jerusalem - Jesus auf dem Esel - diese Tempelreini-gung geschildert, so kommt im Johannesevangelium ganz im ersten Anfang das von der Saubermachung des Tempels vor, eben in Kapitel 2: Da ist diese unerhörte Protestgeschichte Jesu also ganz an die Spitze gesetzt und damit ge-radezu auf die Spitze getrieben worden. Ja, liebe Gemeinde, damit will soz. Johannes sagen in seiner typisch johannei-schen Sehweise: Leute, täuscht euch nicht, dies nämlich ist das Vorzeichen vor der ganzen Klammer: so und nicht an-ders ist Jesus! Seine Worte stören den gewohnten Trott, ja, da geht's nicht liebreizend-harmlos um ein paar feierliche Tröpfchen Wasser, nein: da geht es um einen ganzen Strahl von Seifenlauge - in dieser bei Johannes sehr programmati-schen Reinigungsgeschichte aus Johannes 2.
Als ich in der letzten Woche viel über diese Geschichte nachdachte und auch über mein Enkelkind Julius, unsern Täufling heute, da merkte ich neu, wie sehr uns das an die Wäsche geht, was Jesus da sagt und tut. Kirche braucht doch Geld, und wie in diesen Notzeiten der schrumpfenden Haushaltskassen. Da wird alles verhökert und zu Geld ge-macht - sogar mitten im heiligen Bezirk von Gottes Haus! Da man - wie man meint - auf dem religiösen Markt bestehen will, wird manchmal Kirche wie ein Supermarkt, nicht viel anders als in der Geschichte damals: die Geldwechsler und Handelsleute haben in der Kirche Hochkonjunktur. Und Gott sei es geklagt: Es ist verblüffend ähnlich wie damals: alles wird zum Geschäft und zum Kaufhaus - and Bethaus aber denkt man nicht so gerne…
Man freut sich auch über möglichst viele Taufen, denn jede Taufe bringt doch neue Kunden, wieder etwas Geld in leere Kassen… Ja, das wirkt manchmal so, als wäre nicht mehr das Kreuz, sondern das Dollarzeichen oder das Eurozeichen die Hauptsache "bei Kirchens".
Und genau da, da habe ich, lieber kleiner Julius, an Jesus gedacht damals und an Dich! Du bist viel zu viel wert, als dass du nur "Kunde" bis in der Supermarktkirche - ja, Du sollst Menschen kennen lernen, die begeistert sind von Je-sus, und auf dem sollst du getauft sein, dem sollst du gehö-ren. Da sollen Dir Menschen in der Kirche auch in Bösper-de, von Jesus was nahbringen, was vielmehr ist als Geld und Geschäft! So wie es Deine Mutter Alex im Taufge-spräch diese Woche sagt: "Ich verbinde mit der Taufe von Julius eine große Hoffnung!"
Ja, kleiner Julius, dein Leben, dein ganz eigener Charme, den du jetzt schon hast, dein Leib und dein Körper ist - wenn man so will - auch ein Haus, es ist Gottes Haus und Gottes Tempel - auch das soll ein Haus werden können, in dem gebetet wird, und wo es nicht nur um Geld und Geschäfte geht. Genau wie damals bei Jesus! Und wenn du später einmal das vielleicht mit Ronja zusammen in deiner Bilderbibel liest, und wenn ihr dann als Kinder die Geschichte vielleicht zu böse und zu negativ versteht, dann sollt ihr weiter wissen, dass die Geschichte bei Matthäus eine schöne Fortsetzung hat und einen guten Schluss, in dem Kinder die Hauptrolle spielen: Wir hörten es, Jesus heilte da im Tempel, den er gereinigt hatte und tat Gutes. Und magisch zog das die Kinder an - sie lieben Jesus, und sie singen da und sie schreien: Hosianna dem Sohne Davids.
Den Erwachsenen und Aufpassern ist das ein Dorn im Auge: Schweigt stille, Kinder, die Kleinen haben im Hause zu schweigen. Doch Jesus, als würde er sagen: Lasst die Kinder zu mir kommen, sagt mit den Worten von Psalm 8, den wir ja auch hörten am Anfang: Gott hat sich aus dem Mund der Kinder und Säuglinge eine Macht zugerichtet, man könnte fast sagen - in Jesu Sinn: "Kinder an die Macht!" Genau so eine Kirche, lieber Julius, die wünsche ich dir, in Bösperde oder wo du bist: eine jesusgemäße Kirche, eine Kirche, in der Jesus gefeiert wird, eine Kirche als Bethaus und nicht als Kaufhaus: wo selbst die Kleinen und gerade die Kleinen ganz doll im Bund sind mit Jesus. Er werde bei uns der Herr im Haus, ER, der "Renovierer" des eigenen Hauses, der den Pastor hier, die Eltern und Paten und alle in der Gemeinde nachher auch an seinen Tisch ruft, und mit uns neu in den Bund kommen will und uns neu zu seinen Kindern machen will. Amen.
Und der Friede…

Lied nach der Predigt: eg Danke 334, 1 bis 6
 

Taufbefehl: Mir ist gegeben alle Gewalt…
Taufkerze: Ich bin das Licht der Welt…
… (nach Agende)
Fürbittengebet: Herr, danke für dieses Kind, danke für den kleinen Julius. Lass ihn dein Kind werden und sein, lass uns deine Kinder werden. Das bitten wir dich von Herzen.
Du rufst auch uns an deinen Tisch, du willst auch mit uns neu in den Bund treten und das Haus unseres lebens erneuern und renovieren.
Herr, komm uns nah und begleite: jeden auf seinem Weg, in seine besonderen Erwartungen, Probleme, Bedrängnisse und Entscheidungen. Schenke deinen guten Geist, dass wir tun, was vor dir recht ist. Bewahre uns vor den bösen Mächten, die uns immer wieder in ihren Bann ziehen wollen. Hilf, dass unser Leben ein glaubwürdiges Zeugnis von Jesus Christus sein kann, das die Welt so nötig braucht-
Herr, habe noch Geduld mit deiner Menschheit, die nicht zum Frieden kommen kann, weil sie deinen Frieden nicht annehmen will. Wir bitten dich um Weisheit und ein maßvolles Herz für die, denen du die Verantwortung für Recht und Frieden anvertraut hast; um Nüchternheit und Sachlichkeit für die, die in der Meinungsbildung und Erziehungsarbeit tätig sind; um Geduld und Verträglichkeit in unsern Ehen; um Verständnisbereitschaft zwischen den Alten und den Jungen.
Wir bitten dich für die vielen Menschen, die ihren Weg durch diese Welt ohne dich gehen wollen oder den Weg mit dir nicht mehr finden; entlasse auch sie nicht aus deiner Barmherzigkeit und Fürsorge.
Erbarme dich über deine Kirche weltweit, o Herr, und erbarme dich über deine Gemeinden in Westfalen und hier im Kirchenkreis Arnsberg, auch hier in der evangelischen Kirchengemeinde Menden. Du weißt um all das, was äußerlich wichtig ist für deine Gemeinde, um die Finanznöte und um all das andere, und da bitten wir dich: lass uns niemals an dem allerwichtigsten vorbeigehen, dass wir als Christinnen und Christen aufwachen und bekennen müssen und klar und eindeutig mit dir leben und diese Botschaft weitergeben, an andere, aber auch an unsere Kinder, wie der Predigttext uns heute sagte.
Habe Dank, guter Herr, dass wir dir das alles sagen dürfen. Du weißt ja viel besser, was uns zum Besten dient. Du wirst uns helfen und führen weit über unser Bitten und Verstehen. Amen.

Lied nach Taufe und Elternsegen: Kind du bist uns anvertraut, 596, 1-3
Abendmahl
Vater unser
Gesungen: Gehet hin... Gott sei... Segen
Lied: eg 225, 1 bis 3 (Kommt, sagt es allen weiter) - Orgelnachspiel