Tauf-Gottesdienst am 14. So. nach Trin.,
16. September 2001,
in der Stephanuskirche zu Deilinghofen

Orgelvorspiel, Begrüßung und Abkündigungen
Eingangslied: Fürchte dich nicht, EG 656, 1-3:
1. Fürchte dich nicht, / gefangen in deiner Angst, / mit der du lebst. / Fürchte dich nicht, / gefangen in deiner Angst. / Mit ihr lebst du.
2. Fürchte dich nicht, / getragen von seinem Wort, / von dem du lebst. / Fürchte dich nicht, / getragen von seinem Wort. / Von ihm lebst du.
3. Fürchte dich nicht, / gesandt in den neuen Tag, / für den du lebst. / Fürchte dich nicht, / gesandt in den neuen Tag. / Für ihn lebst du.

Im Namen des Vaters... / Unsere Hilfe...
Wir hören Worte des 146. Psalms, des Wochenpsalms dieser Woche: Verlasset euch nicht auf Fürsten; sie sind Menschen, die können ja nicht helfen. Denn des Menschen Geist muss davon, und er muss wieder zu Erde werden; dann sind verloren alle seine Pläne. Wohl dem, dessen Hilfe der Gott Jakobs ist, der seine Hoffnung setzt auf den HERRN, seinen Gott, der Himmel und Erde gemacht hat, das Meer und alles, was darinnen ist; der Treue hält ewiglich, der Recht schafft denen, die Gewalt leiden, der die Hungrigen speiset. Der HERR macht die Gefangenen frei. Der HERR macht die Blinden sehend. Der HERR richtet auf, die niedergeschlagen sind. Der HERR liebt die Gerechten. Der HERR behütet die Fremdlinge und erhält Waisen und Witwen; aber die Gottlosen führt er in die Irre. Der HERR ist König ewiglich, dein Gott, Zion, für und für. Halleluja! Kommt, lasset uns anbeten!
EHR SEI DEM VATER UND DEM SOHN ...

Sündenbekenntnis: Herr, an diesem Tauftag zweier kleiner Kinder bekennen wir dir unsere Angst vor der Zukunft; da merken wir, dass wir uns weniger als je auf Fürsten und Machthaber verlassen können; da nehmen wir wahr, wie brüchig all das ist, was wir als sichere Basis angesehen haben. Herr, wir bekennen dir unsere Schuld, in einer verrückten, gewalttätigen und sündigen Welt zu leben und selber ein Teil davon zu sein. Die Welt hat dich vergessen - und wir auch, vergib, Herr, verzeih, und mach uns endlich bereit zu seinem Neuanfang mit dir. Herr, wir bitten dich, ruf überall Menschen neu zu dir, damit unsere Welt ein Stück heiler wird. Erbarme dich über die Opfer und über die am meisten Betroffenen vom Terroranschlag in den USA und wende du die Gefahr ab, dass alles für alle noch schlimmer wird in der todbringenden Spirale von Hass und Vergeltung. Herr, erbarme dich über deine Welt, die du dennoch in der Hand hast, erbarme dich über uns.

KYRIE...
Wir erheben uns und beten in der Stille.

Gnadenzuspruch:
Im Taufspruch des kleinen Jan-Niklas heißt es von Gott, dass er seinen Leuten, die mit ihm einen neuen Anfang wagen, seine Gnade verspricht mit den Worten von Josua 1, 9:
Siehe, ich habe dir geboten, dass du getrost und unverzagt seist. Lass dir nicht grauen und entsetze dich nicht; denn der HERR, dein Gott, ist mit dir in allem, was du tun wirst.
Und entsprechend bleibt trotz allem für Menschen, die auf Gottes Zuspruch vertrauen, das leben an seiner Hand ein geborgenes Leben, wie es Miras Taufspruch aus Psalm 73, 23 sagt: Dennoch bleibe ich stets an dir; denn du hältst mich bei meiner rechten Hand.
EHRE SEI GOTT... (Beim Ehre sei Gott in der Höhe die Taufkerzen entzünden) ALLEIN GOTT IN DER HÖH...
DER HERR SEI MIT EUCH ...

Gebet: Herr Jesus Christus, lass diese Taufkerzen ein Sinnbild werden auf dich hin. Dass wir nie vergessen und unsere Kinder das mitkriegen, dass du das Licht der Welt bist, du und kein anderer. Du gabst es, dass Mira und Jan Niklas das Licht des Lebens erblickten, und du, Jesus, willst ihnen das Licht des Lebens werden. Herr Jesus Christus, der du die Dunkel des Todes und die Abgründe von Schuld und Leid am eigenem Leibe am Kreuz ertrugst und durchmachtest, schenke etwas von deinem Licht, vom todesüberwindenden Licht des Ostermorgens. Hab Dank für diese beiden Leben, die Wunder sind und auch Zeichen, dass du Macht hast und deine Welt noch nicht aufgegeben hast. Lass es da licht werden in aller Dunkelheit, dass diese beiden Kleinen wachsen und reif werden, dass sie eine Unterlage haben zu bestehen, ja, Herr, schenke es, dass sie am Sinn des Lebens nicht vorbeigehen, dass Mira, wie es ihr Spruch sagt, an deiner Hand dennoch sagt und dass Jan-Niklas, wie es sein Spruch sagt getrost und freudig und unverzagt seinen Weg gehen kann mit dir. Bewahre uns als Eltern, Paten und uns als Kirchengemeinde davor, dass wir dein unglaubwürdig lebend dein Licht verdecken und die Kinder ohne dich aufwachsen lassen. Sende in unsere verrückte Welt dein Licht und deine Wahrheit, dass sie uns leiten. Lass uns diese beiden Kinder wirklich in deinem Namen taufen und lege deine Hand auf sie. Wir preisen dich, Herr Jesus Christus, der du mit dem Vater und dem Heiligen Geist lebst und regierst von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Statt der Evangelienlesung hören wir die Worte des Taufbefehls Jesu aus Matth. 28 und erheben uns dazu:
Jesus sprach zu den Seinen bei seinem Abschied: Habt keine Angst. Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.
Und von dem gleichen Jesus heißt es zuvor im sog. Kinderevangelium Markus 10:
Und sie brachten Kinder zu ihm, damit er sie anrühre. Die Jünger aber fuhren sie an. Als es aber Jesus sah, wurde er unwillig und sprach zu ihnen: Lasst die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht; denn solchen gehört das Reich Gottes.
Wahrlich, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht empfängt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen. Und er herzte sie und legte die Hände auf sie und segnete sie.
Halleluja! Herr, dein Wort ist unsres Fuße leuchte und ein Licht auf unserem Wege. Halleluja!

Lied zur Taufe: Kind zu bist uns anvertraut, EG 596, 1-3
1. Kind, du bist uns anvertraut. / Wozu werden wir dich bringen? / Wenn du deine Wege gehst, / wessen Lieder wirst du singen? / Welche Worte wirst du sagen / und an welches Ziel dich wagen?
2. Kampf und Krieg zerreißt die Welt, / einer drückt den andern nieder. / Dabei zählen Macht und Geld, / Klugheit und gesunde Glieder. / Mut und Freiheit, das sind Gaben, / die wir bitter nötig haben.
3. Freunde wollen wir dir sein; / sollst des Friedens Brücken bauen. / Denke nicht, du stehst allein; / kannst der Macht der Liebe trauen. / Taufen dich in Jesu Namen. / Er ist unsre Hoffnung. Amen.

Glaubensbekenntnis, Tauffragen und Taufen

Lied am Ende der Taufen vor der Predigt: Jesu, geh voran, EG , 1-4
1. Jesu, geh voran / auf der Lebensbahn! / Und wir wollen nicht verweilen, / dir getreulich nachzueilen; / führ uns an der Hand / bis ins Vaterland.
2. Soll's uns hart ergehn, / lass uns feste stehn / und auch in den schwersten Tagen / niemals über Lasten klagen; / denn durch Trübsal hier / geht der Weg zu dir.
3. Rühret eigner Schmerz / irgend unser Herz, / kümmert uns ein fremdes Leiden, / o so gib Geduld zu beiden; / richte unsern Sinn / auf das Ende hin.
4. Ordne unsern Gang, / Jesu, lebenslang. / Führst du uns durch rauhe Wege, / gib uns auch die nöt'ge Pflege; / tu uns nach dem Lauf / deine Türe auf.

Predigt am 14. Sonntag nach Trin. über 1. Mose 28, 10-19


Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater und unserm Herrn, Jesus Christus. Amen.

Liebe Gemeinde, liebe Tauffamilien, wir hören den für heute vorgeschriebenen Predigttext aus dem alten Testament, er steht in 1. Mose 28, in den Versen 10 bis 19:

Aber Jakob zog aus von Beerscheba und machte sich auf den Weg nach Haran und kam an eine Stätte, da blieb er über Nacht, denn die Sonne war untergegangen. Und er nahm einen Stein von der Stätte und legte ihn zu seinen Häupten und legte sich an der Stätte schlafen. Und ihm träumte, und siehe, eine Leiter stand auf Erden, die rührte mit der Spitze an den Himmel, und siehe, die Engel Gottes stiegen daran auf und nieder. Und der HERR stand oben darauf und sprach: Ich bin der HERR, der Gott deines Vaters Abraham, und Isaaks Gott; das Land, darauf du liegst, will ich dir und deinen Nachkommen geben. Und dein Geschlecht soll werden wie der Staub auf Erden, und du sollst ausgebreitet werden gegen Westen und Osten, Norden und Süden, und durch dich und deine Nachkommen sollen alle Geschlechter auf Erden gesegnet werden. Und siehe, ich bin mit dir und will dich behüten, wo du hinziehst, und will dich wieder herbringen in dies Land. Denn ich will dich nicht verlassen, bis ich alles tue, was ich dir zugesagt habe. Als nun Jakob von seinem Schlaf aufwachte, sprach er: Fürwahr, der HERR ist an dieser Stätte, und ich wusste es nicht! Und er fürchtete sich und sprach: Wie heilig ist diese Stätte! Hier ist nichts anderes als Gottes Haus, und hier ist die Pforte des Himmels. Und Jakob stand früh am Morgen auf und nahm den Stein, den er zu seinen Häupten gelegt hatte, und richtete ihn auf zu einem Steinmal und goss Öl oben darauf und nannte die Stätte Bethel ("Haus Gottes"); vorher aber hieß die Stadt Lus.

Liebe Gemeinde, ein Anruf in meinem Arbeitszimmer am vorigen Sonntag, der mich überraschte, damit fang ich an. Den Namen, na klar, den kannte ich sofort: einer von den Exkonfirmanden, der war heute fast 30, so alt wie meine Taufmutter Cora, die hier am gleichen Altar von mir auch konfirmiert und getraut wurde, an dem ihr Kind gerade zur Taufe eingesegnet wurde. Und jener Exkonfirmand von damals da ma Telefon, von dem hatte ich viele Jahre nichts mehr gehört, der wohnt auch weiter weg, und das war einer von den bisschen "Eckigen", nicht so Angepassten, einer von den nicht so besonders "Pflegeleichten", die ich aber eigentlich am liebsten mag. Und der Junge von damals erzählt mir: Er hätte mit 13, 14 Anstöße gekriegt im Unterricht, die er nie vergessen hätte und er hätte auch mich nicht vergessen, "auch wenn ich nicht oft im Tempel erschienen bin", so sagte er ungefähr. Aber jetzt, mehr als 15 Jahre später, wo man vom Leben eine ganze Ecke mehr mitgekriegt hätte und wo auch eine Menge passiert ist bei ihm, da hätte er schon das Bedürfnis, das alles noch mal zu erleben - in Gottes Haus. "Und ich komme garantiert, demnächst", so sagte er da am Telefon. Ein Anruf da am Sonntag, liebe Gemeinde, wie ich ihn ähnlich in letzter Zeit vier oder fünfmal erlebt habe von Ex-Konfis: dass da auf einmal sich wieder meldeten oder mir schrieben, und das Ganze auf einmal noch mit neuen, mit erwachsenen Augen sahen, das, was damals am Ende ihrer Kindheit bei ihnen vom Glauben rübergekommen war.

Und so ein Bedürfnis wie dort in dem Anruf, hatten in dieser fürchterlichen Woche seit den Schreckensereignissen vom Dienstag in anderer Weise viele, landauf, landab und auch hier in Deilinghofen im Friedensgottesdienst am Freitagabend: In der Kirche Orientierung finden, die Kirche als eine Art Asylraum erleben, Gottes Haus als Ort, wo der Gott von damals auch heute noch spricht und Trost sein kann.
Wer weiß, vielleicht sehen das jetzt auch hier so einige Exkonfirmanden, die heute nach langer Zeit mal wieder im Gottesdienst sind; so ein Dutzend jedenfalls sehe ich hier als Gottesdienstbesucher an diesem Tauftag.

Und das, was Ihr heute hörtet als Text, liebe Zuhörer, das klingt nur auf den ersten Blick allzu putzig und lieblich. Da kommt's nämlich immer auf die Augen an, mit denen man's sieht.

Man könnte das, geb' ich zu, sehr leicht als Kleinkindergeschichte abtun. So in der Art, dass ich mir so in drei Jahren die Cora oder auch die Taufmutter Martina mit ihrem größer gewordenen erstgeborenen Kindchen vorstelle, wie die beiden da im Kinderzimmer von Jan-Niklas sitzen bzw. in Miras Zimmer und wie sie sich dort gemeinsam die Bilderbibel betrachten, Mutter und Kind. Und das Dreijährige sagt: "Schön das Bild und der Mann, der da schläft auf dem Stein, wer ist das? Und was ist das da mit den Engelchen? Die sind aber süß, da in dem großen Licht! Das sieht ja schön aus, wie die Engelchen da auf und nieder tanzen, auf dieser Treppe, dieser Leiter, die geht ja oben bis zum Himmel? Mama, erklär mir mal: Ist der oben Gott?"

Und ich kann mir vorstellen, dass da Carsten oder auch Andreas, die beiden Väter, da auch jeweils ins Zimmer ihres Kindes reinkommen, sich das schöne Bildchen mit den Engelchen angucken, da auch ein bisschen lesen und das mitkriegen: Das ist ja nur ein Traum, den jener Jakob da hat, ein schöner Traum mit putzigen Engelchen und einer Leiter, die bis in den Himmel reicht. Aber für Kinder ist es sicher ein schönes Bild, denken die Väter, Engelchen sind gut für Kinder genauso wie die schönen Märchen auch. So denken sie vielleicht, die beiden Taufväter Andreas und Carsten, und sie lassen ihre Frauen gewähren, dass sie die Bilderbibel den Kindern zeigen, eine - wie man meinen könnte - heile und heilige Welt, völlig anders als unsere total unheilige und gar nicht heile Welt, denn in der realen Welt, wo es nicht so heilig zugeht, da kommen nicht die Engel vom Himmel, da stürzen bekanntlich ganz andere Sachen grauselig vom Himmel, wie es Kinde und Große in dieser Woche zigmal schrecklich gesehen haben und wie es sich uns in traumatisierenden Horrorbildern ins Unterbewusste eingebrannt hat.

Doch der Text, den wir gerade hörten, liebe Gemeinde, die Geschichte aus 1. Mose 28, die will uns ganz was anderes sagen als so ein Kindermärchen von der heilen Welt, wo es putzige Engelchen gibt und andere zauberhafte Sachen. Ja, dieser Text aus dem ersten Buch der Bibel, der steht da andern Texten zur Seite, die gar nicht harmonisch und gar nicht idyllisch-lieblich sind: Nicht lange davor steht die andere Geschichte mit dem großen Gebäude, mit dem Turm, durch den die Menschen ihre Herrschaft über alles ohne Gott symbolisieren wollten, sie wollten sein wie Gott, und dies Riesenprojekt brach mit schlimmsten Folgen zusammen, und noch davor steht im gleichen ersten buch der Bibel die auch genau dazu gehörige Geschichte, dass Kain den Abel von allem Anfang an hasste und ihn im  Eifersuchtswahn erschlug: "Soll ich meines Bruders Hüter sein?" Zwei Geschichten, ganz sicher auch in den genannten Bilderbibel abgebildet, ganz am Anfang, die gar nicht so sehr geeignet sind für süße kleine Kinder zum Staunen, sondern die reifgewordenen Erwachsenen und auch eben Exkonfirmanden gerade in dieser Woche ein Licht aufgehen lassen, in welcher Weise die Bibel recht hat und was sagt zu dem Wesen des Menschen und seiner Art: Was in uns steckt von Anfang an.

Und genau da - in der Gegend - fängt unsere Geschichte an, die von heute, die ich las. Der Held, von dem ich da zu erzählen habe, der hat keinen Heiligenschein und ist nicht ohne weiteres ein guter Mensch. Er ist wenig pflegeleicht und äußerst eckig und kantig, aber sympathisch dabei zuerst gar nicht; eher einer wie bei "Denver" und "Dallas" oder einer von den ganz Bösen und Durchtriebenen in der Lindenstraße. Ein kleiner Stinkstiefel, so wird er uns dargestellt, ein listiger Fuchs, Egoist, wie er im Buche steht, so ist dieser Held, und wenn Niklas, das Taufkind,  "Sieger" heißt und Mira "die Wunderbare", so ist bei diesem Helden ohne Heiligenschein der Name schon Überschrift - nomen est omen: "Jakob", das bedeutet wörtlich übersetzt "Betrüger"...

Und genau damit fing es an bei ihm, dem Zweitgeborenen, ganz ähnlich wie bei Kain und Abel fing's da an, dass er seinen ältesten Bruder, unterstützt von seiner Mutter Rebekka, betrogen hat nach Strich und Faden: für einen Teller Linsensuppe, den er dem rauhen Esau machte, hat er ihm das Erstgeburtsrecht abgeluchst: "Das ist doch deine Leib- und Magenspeise: Hier kriegst du einen Teller von mir gratis, wenn ich jetzt der Älteste bin, der das Erbe kriegt." Und die Mutter bekanntlich, die hat zugesehen, wie ihr Muttersöhnchen, ihr liebstes Jüngelchen, dieses saubere Bürschchen, auch beim Tod des Vaters seinem Namen alle Ehre machte, da hat er den blinden Isaak, den Sterbenden, getäuscht, und sich an Esaus Statt des Segen erbettelt, sich "Tricky-Jakob", der er war, als den Ältesten ausgegeben.
 
Aber Jakob zog aus von Beerscheba und machte sich auf den Weg, so hieß es im ersten Vers unseres Textes. Und jene Umstände brachten es mit sich, dass das nicht so ein Ausziehen mit Möbelwagen war mit Sack und Pack, nein er musste abhauen auf gut deutsch, das Weite suchen, er musste dringend die Biege machen und weg, nur weg, denn Esau, der Stärkere, war wie eine Furie hinter ihm her und wollte ihm ans Leder, ihm rächend alles vergelten. Und wie vorher Kain nach seiner Mordtat, so war hier wieder ein Bruder auf der Flucht nach der Tat; viele Kapitel lang wird das spannend und packend beschrieben, so dass man da beim Mitlesen langsam, langsam sogar Sympathie kriegt mit diesem flüchtenden Stinkstiefel, der da jahrelang ein Getriebener ist nach seiner Tat.

Und da, ziemlich am Anfang dieser Mammutflucht jener Traum mitten auf dem Weg. Die Leiter, die bis zum Himmel führt, die große Treppe, und die Stimme von oben, dieses Anreden von Gott, das mehr war als bloß ein Traum: Ich gebe dir das Land, ich gebe dir die Verheißung, ich, der Gott, der Abraham rief und dessen Sohn, deinen Vater Isaaks, ich, ich mache mit dir einen neuen Anfang - so hört es da ein flüchtender von Angst getriebener Mensch, der in den Folgen seiner Untaten sich verfangen und verheddert hat wie in Fisch im Netz. Ich achte nicht auf deine Schuld, du Jakob, sollst dennoch meinen Segen haben, der dich begleitet und in dir allen Menschen meines Volkes gilt. Und dann der schöne Satz an Jakob, den unheiligen Heiligen, den Erzvater und Erzbetrüger, der Satz, der fast wortgleich war wie das Verheißungswort, das eben die kleine Mira als ihren Taufspruch bekam: Siehe, ich bin mit dir und will dich behüten, wo du hinziehst; ich will dich nicht verlassen, bis ich alles tue, was ich dir zugesagt habe.

Ja, liebe Gemeinde, so ist die Bibel, und so ist der Gott der Bibel, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, und Jesu Gott, so ist er bis heute, Gott sei Dank! Die Sünder in ihrer Schuld, die lässt er nicht, die sucht er, und die findet er auch unterwegs, so wie Mose, den Ägyptermörder, da auf dem Berg beim brennenden Busch, so wie David, den Ehebrecher und Totschläger des Konkurrenten, nach seiner Tat, so wie Saulus, den Christenmörder, der vor Damaskus zum Paulus wurde, und diese Reihe von Kain über Jakob bis hin zu Petrus, dem Jesusverräter und Paulus, den bekehrten Verfolger der Christen, und diese Reihe von komischen Sündern, die Gottes liebste Kinder wurden, die ist nicht abgebrochen. Genau deshalb wird die Geschichte hier erzählt: dass wer sie hört und nicht nur wie ein Kind sieht als Märchenbild mit Engeln, da merkt, wie Gott auch einen Pastor Groth und Exkonfirmanden und andere hier wieder einholt, wie er heimsucht und trotzdem segnen will, manchmal bei erschreckenden Ereignissen unterwegs, manchmal in der Kirche, da zeigt er sich, ganz klar, auch mir: wie damals dort im Traum... Und manchmal zeig er sich auch hier in der Kirche, dass wir nach allem merken: Hier ist Gottes Haus, Beth-El, wie Jakob den Platz nannte, ein Asylort für Suchende und Flüchtende, dass sie hier von Gott was merken und spüren, wie er dennoch uns ruft und Segen geben will. Eine Leiter zum Himmel und eine tolle Vision, wie damals, die braucht es da nicht, so Träume, die braucht es da nicht, denn DER EINE, der als einer von uns ganz Gott uns brachte, DER ist genug, mehr als 100 Engelchen, dass er Himmel und Erde verbindet und Segen uns zuspricht und die "Pforte des Himmels" (wie Jakob das sagte am Schluss) uns wird. Sein Friede, der Jesusfriede, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne. Amen.

Lied nach der Predigt: EG 678, 1-4:
1. Wir beten für den Frieden, / wir beten für die Welt, / wir beten für die Müden, / die keine Hoffnung hält, / wir beten für die Leisen, / für die kein Wort sich regt, / die Wahrheit wird erweisen, / dass Gottes Hand sie trägt.
2. Wir hoffen für das Leben, / wir hoffen für die Zeit, / für die, die nicht erleben, / dass Menschlichkeit befreit. / Wir hoffen für die Zarten, / für die mit dünner Haut, / dass sie mit uns erwarten, / wie Gott sie unterbaut.
3. Wir singen für die Liebe, / wir singen für den Mut, / damit auch wir uns üben / und unsre Hand auch tut, / was das Gewissen spiegelt, / was der Verstand uns sagt, / dass unser Wort besiegelt, / was unser Herr gewagt.
4. Nun nimm, Herr, unser Singen / in deine gute Hut / und füge, was wir bringen, / zu Hoffnung und zu Mut. / Wir beten für Vertrauen, / wir hoffen für den Sinn. / Hilf uns, die Welt zu bauen / zu deinem Reiche hin.

Fürbittengebet (nach jeder Fürbitte: Herr, erbarme dich und erhöre uns)
Herr, heiliger Gott, wir befehlen dir unsere beiden Taufkinder an, die kleine Mira Jonescheit und den Jan-Niklas Brinker, dass du ihr Leben führst, deine Hand bei ihnen hältst und sie bewahrst. Lass die Eltern, die Familien und Paten in deinem Namen ihr Leben in die Obhut nehmen, lass das Taufgelöbnis gehalten werden, dass für diese Kinder und mit diesen Kindern auch gebetet wird und sie wissen, dass sie Gott gehören, das bitten wir zusammen, wenn wir beten: Herr, erbarme dich und erhöre uns.
Herr, heiliger Gott, so wie fast nie sind wir nach den grausamen Ereignissen des Dienstags in Amerika erschrocken über den Zustand der Welt erschrocken, was die Folgen menschlicher Sünde und Schuld bewirken. Steh da den betroffenen Verzweifelten nahe, den Trauernden und Leidenden und den Menschen, die den Schock nicht bewältigen, denen, die warum fragen und denen, die da ihren Glauben verloren haben. Sende Menschen und Hilfe dahin, dass da wenigstens wieder kleine Lichtblicke gesehen werden können. Für all diese Menschen beten wir mit den Worten: Herr, erbarme dich und erhöre uns.
Herr, heiliger Gott, du zeigst uns in dieser Katastrophe, dass wir es sind, die meinten, in einer Spaßgesellschaft ohne dich und ohne Verantwortung vor dir meinten, leben zu können. Vergib uns unsere Friedlosigkeit, all den Bruderhass und die Art von Kain, die in uns steckt, und zeig uns in alledem etwas wieder von deiner Gnade, die auch dem Jakob in seiner Flucht und seiner Schuld versprochen wurde, das bitten wir mit den Worten: Herr, erbarme dich und erhöre uns.
Herr, lass deine Kirche und deine Welt nicht kaputt gehen, trotz unserer Schuld. Lass nicht zu, dass ein Weltkrieg deine Schöpfung zerstört! Kehr dich zu uns und schenk hier Menschen neu die Bereitschaft auf dich zu hören und sich zu dir zu kehren. Erneuere deine Kirche und schenk mir und jedem einzelnen hier die Bereitschaft, dass du bei uns damit anfangen kannst. Das bitten wir mit den Worten: Herr, erbarme dich und erhöre uns.
Wir beten in der Stille, jeder, der beten kann, für die uns anvertrauten Kinder und Patenkinder und für die Opfer des Terrors dieser Woche.
Alles, was wir dir sonst zu sagen haben, heiliger Gott, sagen wir dir mit den Worten, die Jesus uns zu beten lehrte: Vater unser...
Verleih uns Frieden
Elternsegen und Schluss-Segen (davor: Schluss-Strophen im Stehen: 1. Fürchte dich nicht, / gefangen in deiner Angst, / mit der du lebst. / Fürchte dich nicht, / gefangen in deiner Angst. / Mit ihr lebst du.
3. Fürchte dich nicht, / gesandt in den neuen Tag, / für den du lebst. / Fürchte dich nicht, / gesandt in den neuen Tag. / Für ihn lebst du.
und Orgelnachspiel

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