Du stellst meine Füße auf weiten Raum“
Gottesdienst zum Kirchentagsmotto am 1. Sonntag nach Trin., 17.6.01,
in der Stephanuskirche Deilinghofen

Vorbemerkung: Nachts nach Mitternacht  kamen wir zurück mit 34 Deilinghofern nach diesem Samstag von einem anstrengenden Kirchentags-Sonnabend in Frankfurt, und mitten in dieser Nacht ist dieser Gottesdienst entstanden... Über 25 Fahrtteilnehmer waren dann beim Gottesdienst dabei um 10 Uhr morgens und wirkten mit.

 

Orgelvorspiel

Abkündigungen und Eingangslied (alle Lieder heute: Kirchentagslieder aus dem neuen Gesangbuch): Gott gab uns Atem, damit wir leben, EG 432, 1-3

DU STELLST MEINE FÜSSE AUF WEITEN RAUM. Wir halten diesen Gottesdienst im Namen... / Unsere Hilfe...

(FG) Wir hören als Eingangspsalm, im Wechsel gelesen, jetzt aus besonderem Grund Psalm 118. (Gelesen von Küster Wolfgang Kohlmann und seiner Tochter Sabrina im Wechsel)

1 Danket dem HERRN; denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich.
2 Es sage nun Israel: Seine Güte währet ewiglich.
3 Es sage nun das Haus Aaron: Seine Güte währet ewiglich.
4 Es sagen nun, die den HERRN fürchten: Seine Güte währet ewiglich.
5 In der Angst rief ich den HERRN an; und der HERR erhörte mich und tröstete mich.
6 Der HERR ist mit mir, darum  fürchte ich mich nicht; was können mir Menschen tun?
7 Der HERR ist mit mir, mir zu helfen; und ich werde herabsehen auf meine Feinde.
8 Es ist gut, auf den HERRN vertrauen und nicht sich verlassen auf Menschen.
9 Es ist gut, auf den HERRN vertrauen und nicht sich verlassen auf Fürsten.
10 Alle Heiden umgeben mich; aber im Namen des HERRN will ich sie abwehren.
11 Sie umgeben mich von allen Seiten; aber im Namen des HERRN will ich sie abwehren.
12 Sie umgeben mich wie Bienen, sie entbrennen wie ein Feuer in Dornen; aber im Namen des HERRN will ich sie abwehren.
13 Man stößt mich, dass ich fallen soll; aber der HERR hilft mir.
14 Der HERR ist meine Macht und mein Psalm und ist  mein Heil.
15 Man singt mit Freuden vom Sieg in den Hütten der Gerechten: Die Rechte des HERRN behält den Sieg!
16 Die Rechte des HERRN ist erhöht; die Rechte des HERRN behält den Sieg!
17 Ich werde nicht sterben, sondern leben und des HERRN Werke verkündigen.
18 Der HERR züchtigt mich schwer; aber  er gibt mich dem Tode nicht preis.
19 Tut mir auf die Tore der Gerechtigkeit, dass ich durch sie einziehe und dem HERRN danke.
20 Das ist das Tor des HERRN; die Gerechten werden dort einziehen.
21 Ich danke dir, dass du mich erhört hast und hast mir geholfen.
22 Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden.
23 Das ist vom HERRN geschehen und ist ein Wunder vor unsern Augen.
24 Dies ist der Tag, den der HERR macht; last uns freuen und fröhlich an ihm sein.
25 O HERR, hilf! O HERR, lass wohl gelingen!

(FG) Kommt, lasset uns anbeten! EHR SEI DEM VATER...

Erklärung: Über diese 25 Verse von Psalm 118, die hier als Eingangspsalm gelesen wurden, wurde beim Kirchentag eine Bibelarbeit gehalten, deren gedruckte Version Sie alle nachher am Ausgang erhalten werden.

Wir bekennen unsere Schuld vor Gott und beten zu ihm (immer gesungenes Herr, erbarme dich nach der Kirchentagsmelodie, EG 178.11):

Gott, unser Vater, Herr Jesus Christus, Du unser Herr! Danke, dass deine Güte ewig bleibt und uns jetzt gilt, auch heute morgen! Du,  Herr Jesus, hast versprochen, dass – wer deine Jünger hört – Dich hört. Du schenkst uns großes Vertrauen: Dein Wort willst du durch unser Wort weitersagen, deine Liebe willst du durch unsere Liebe verschenken. Wir danken dir, dass du uns so viel anvertraust. Wir bitten dich, vergib uns, wo wir lahm und träge gewesen sind und nichts von dir wahrnahmen, nichts von dir ausstrahlten. Vergib uns, dass wir andern Leuten immer wieder im Wege stehen, vergib uns, wenn wir dich verdecken, das beten wir gemeinsam, wenn wir singen:

Herr, erbarme dich...

Herr, wir bitten dich, mach uns durchscheinend für dich. Mach uns bereit, dass wir im Wort des andern dich hören. Gib uns deinen Heiligen Geist; er schärft uns den Blick, er öffnet uns für dich und für die Menschen, zu denen du uns sendest. Lass uns leben vor dir mit unsern Worten und Taten. Darum beten wir gemeinsam wenn wir singen:

Herr, erbarme dich...

Wir preisen dich, Herr Jesus Christus, dass deine Güte ewig bleicht, der du in der Einheit des Heiligen Geistes mit dem Vater lebst und regierst von Ewigkeit zu Ewigkeit. AMEN.

Wir hören das Evangelium des heutigen 1. Sonntags nach Trin., wie es aufgezeichnet ist beim Evangelisten Matthäus im 9. Kapitel (gelesen von Sabrina Kohlmann):    Und Jesus ging ringsum in alle Städte und Dörfer, lehrte in ihren Synagogen und predigte das Evangelium von dem Reich und heilte alle Krankheiten und alle Gebrechen. Und als er das Volk sah, jammerte es ihn; denn sie waren verschmachtet und  zerstreut wie die Schafe, die keinen Hirten haben. Da sprach er zu seinen Jüngern: Die Ernte ist groß, aber wenige sind der Arbeiter. Darum bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter in seine Ernte sende. Und er rief seine zwölf Jünger zu sich und gab ihnen Macht über die unreinen Geister, dass sie die austrieben und heilten alle Krankheiten und alle Gebrechen.
Die Namen aber der zwölf Apostel sind diese: zuerst Simon, genannt Petrus, und Andreas, sein Bruder; Jakobus, der Sohn des Zebedäus, und Johannes, sein Bruder; Philippus und Bartholomäus; Thomas und Matthäus, der Zöllner; Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Thaddäus; Simon Kananäus und Judas Iskariot, der ihn verriet. Diese Zwölf sandte Jesus aus, gebot ihnen und sprach: Geht nicht den Weg zu den Heiden und zieht in keine Stadt der Samariter, sondern geht hin zu den verlorenen Schafen aus dem Hause Israel. Geht aber und predigt und sprecht: Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen.
(Halleluja!)

Lied: Hevenu schalom alechem (EG 433, 1 und 2)

Glaubensbekenntnis und Lied vor der Predigt: Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich holt... (EG 673, 1-3; aufgeschlagen lassen bzw. Lesezeichen: Der Kehrvers dieses Liedes kommt in der Mitte der Predigt und an deren Schluss noch einmal vor!)

 

(In der Nacht unmittelbar nach der Kirchentagsfahrt fertiggestellte) Predigt über Psalm 31, 9:
DU STELLST MEINE FÜSSE AUF WEITEN RAUM

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des hl. Geistes sei mit Euch allen. Amen.

Liebe Gemeinde! In ganz schlichter Form rede ich hier über einen kleinen Satz aus bloß sieben Wörtern, der in diesen Tagen viele Tausend Male gelesen wurde von Leuten da in Frankfurt beim Deutschen Ev. Kirchentag, der dort in der Stadt an allen Ecken auf großen Plakaten hängt in der Stadt der Banken und des Kapitals, ja dahinein ein Bekenntnis und ein Gebetssatz aus der Bibel diese sieben Wörter des Kirchentagsmottos, Psalm 31, 9: Du stellst meine Füße auf weiten Raum.

Erlauben Sie mir, diesen Predigttext aus sieben Wörtern zunächst ein bisschen damit zu erläutern, was man dort in Frankfurt erleben und wahrnehmen konnte.

Wir waren gestern mit dem Bus morgens um sieben losgefahren nach Frankfurt, und wir kamen erst heute morgen eine halbe Stunde nach Mitternacht zurück, unsere Gruppe aus Deilinghofen, 34 meist jüngere und einige ältere Leute aus unsrer Gemeinde.  

Und dort waren es insgesamt 100.000 aus allen Himmelsrichtungen, aus vielen vielen Gemeinden in ganz Deutschland, die sich da trafen, die da sangen, beteten, Musik hörten, diskutierten und Denkanstöße für den Glauben bekamen und gaben. Weit mehr als die Hälfte von denen waren die Unter-Zwanzigjährigen – und allein da schon konnte man sich wundern:

Eine Generation, die angeblich von Kirche, Gott und Glauben nichts hält – auf dem Kirchentag waren sie präsent, und wer genau hinsah, sah viele Suchende unter ihnen, aber auch viele, von denen man sich eine Scheibe abschneiden konnte, viele, die sich einsetzten für Ziele einer Welt in Frieden, viele, die gegen Gewalt und Unrecht engagiert waren, viele, denen man ansah: die wollen noch was – die wollen nicht einfach so die Welt dem Untergang preisgeben. Gar nicht nur die „Spaßgeneration“, gar nicht nur eine ach so schlechte ach so egoistische „Jugend von heute“: nein, da waren viele engagierte Christen darunter, viele, die vom Glauben aus in die Weite wirken wollten, viele, die Position beziehen und eine Position gewinnen wollten.

Und jene sieben Worte des Kirchentagsmottos drücken genau das auf eigene Weise aus: 

Du stellst meine Füße auf weiten Raum.

Das heißt: Glaube ist nicht nur für das stille Kämmerchen da, Glaube an Jesus, das ist nicht bloß Privatsache! Licht der Welt und Salz der Erde, so hatte er, Jesus, die Seinen genannt. Und das hat es dann nicht nur mit mir und mit meinem Gott zu tun, in einer exklusiven Zweierbeziehung sozusagen, das hat es dann auch mit der Welt um mich herum zu tun, mit meinem Horizont, ja, das dringt dann auch in die Weite, bis hin zu den Fragen: In welchem Lebensstil lebe ich, ist mir die dritte Welt und Rassismus egal, wie kann man sich für Frieden einsetzen, für Gerechtigkeit und für den Erhalt von Gottes Schöpfung, ja bis hin zu den ganz aktuellen brennenden Frage darf man bei ungeborenem Leben, bei Embryonen, genetisch was manipulieren und kann man zulassen, dass da ein unkontrolliertes Riesengeschäft draus wird, bei dem weitere Grundpfeiler des Menschlichen ins Wanken kommen?

Wer da müde abwinkt und sagt, ist doch sowieso alles egal, die oben machen doch sowieso, was sie wollen, wer sich da auf das stille Kämmerchen zurückzieht und alles so lässt, wie es ist, wird nie dem Auftrag Jesu gerecht werden: dass Christen gegen den Strom Salz der Erde zu sein haben und Licht der Welt.

Genau davon lese ich auch etwas in der Richtung, die das Kirchentagsmotto angibt: Horizonterweiterung ist da gemeint, weiter Raum, auf den Gott die Füße der Seinen stellt.

Wer den neuen Gemeindebrief  aus Deilinghofen gelesen hat, hat da [hier hinten, zeigen!] auch die Anzeige zum Kirchentag gelesen mit dem offiziellen Kirchentagsplakat auf dem die sieben Worte stehen: Du stellst meine Füße auf weiten Raum.

Wer genau hingesehen hat, hat da im Hintergrund einen  Kompass gesehen, sozusagen das „Zifferblatt“ von einem Kompass. Beten heißt: so einen Kompass haben, denn wenn man weiß wo „Norden“ ist, dann kriegt man auch in der Länge und Breite die Richtung raus wo man gehen muss, kann und soll und irrt nicht rum.

So was ist da gemeint: Der Gott, zu dem man beten kann, der ist wie der Norden, auf den die Kompassnadel zeigt, die Möglichkeit, dass man in die Weite gehen kann, in den weiten Raum, denn du, Gott, so bekennt es der Psalmbeter da in Psalm 31, stellst meine Füße auf weiten Raum. Da ist es übrigens tröstlich, dass es sogar Politiker gibt, die Christen sind und sich nicht zu schade sind, bei Bibelarbeiten aktiv mitzumachen; Angela Merkel, die wir gestern trafen wäre so ein Beispiel, auch Bundespräsident Rau, der davor da war in Frankfurt, oder jener Rezzo von Schlauch, der eine ganz bemerkenswerte Bibelarbeit, eine Predigt über Psalm 118 gehalten hat, dieser Mann von den Grünen, von dem ich persönlich das gar nicht gewusst habe, dass er ein gläubiger Mann ist, aber Sie können es nachlesen zu Hause: wie der die Bibel auslegt – Psalm 118, und wie er Parallelen zieht, was für die Politik und für das Leben von Menschen für heute wichtig ist, das kann einen beeindrucken.     

Wir singen jetzt vor dem letzen Stück der Predigt nochmals den Kehrvers, den Refrain: Ehre sei Gott auf der Erde... (EG 673).

Liebe Gemeinde, wir haben jetzt Psalm 31, 9 im Kontext, im Zusammenhang des zu Ende gehenden Kirchentags uns ein wenig klargemacht. Man sollte den Kontext der Bibel aber nicht vergessen, den direkten Zusammenhang, wie das da dieser kleine Satz aus sieben Wörtern in der Bibel steht, und da ist wieder das neue Gesangbuch eine Hilfe: Bitte schlagen Sie mal im Anhangsteil die Seiten 1148 und 1149 auf, das ist 715.1 und 715.2, dann haben sie es vor Augen, wie der Zusammenhang ist; das ist also Seite 1148 und 1149, Nr. 715.1 und 715.2.

Ja, wenn wir da mal die Worte nehmen, die da oben auf S. 1149 stehen aus Psalm 31, dann liest man da: Denn du bist mein Fels und meine Burg, und um deines Namens willen wollest du mich führen und leiten, du wollest mich aus dem Netze ziehen, dass sie mir heimlich stellten – dann merkst man hier schon: das ist das Notgebet eines sehr angefochtenen Menschen: seine Füße drohen sich im Netz zu verfangen, dass er stolpert und fällt, zu Fall gebracht von den Feinden. Das ist also einer, der da betet, der um Kreuz und Leid weiß, wer weiß wie viel! Und noch klarer wird’s im Satz danach, den jeder hier aus anderm Zusammenhang kennt: In deine Hände befehle ich meinen Geist, denn du hast mich erlöst, du treuer Gott!

Das kennen wir vom Kreuz her! Jesus hatte so am Kreuz mit diesen Worten gebetet, so ist dieser Psalm 31, dieses Notgebet, Jesu Passionspsalm, eins seiner letzten Worte da am Kreuzesstamm, und die ganz Bibelfesten wissen, auch Stephanus hatte unter den Steinen der Widersacher so gebetet danach, als er starb: in deine Hände befehle ich meinen Geist.

Doch das Kreuz und der Tod von Jesus, der Tod von Stephanus blieb nicht das Letzte, und schon das alte Notgebet aus Psalm 31 hat diese große Hoffnungsperspektive, den Blick ins Weite - und so heißt der letzte Satz dort unter Nr. 715.1 im Gesangbuch eben: Du stellst meine Füße auf weiten Raum, und direkt danach, wohlgemerkt, wir lesen es da am Anfang von Nr. 715.2, nicht minder bekannt: Ich aber hoffe auf dich spreche du bist mein Gott! Meine Zeit steht in deinen Händen.

Ja, so kann man’s zusammenfassen: unsere Füße auf weitem Raum, und dem Kreuz zum Trotz, den Widersachern zum Trotz, seine Hände dabei, seine Hände, denen man seinen Geist anbefehlen kann, jetzt schon und ganz am Ende, wie es Jesus tat, seine Hände, in denen deine und meine Zeit steht, alle tage, die wir leben. Möge die junge Frau, die bald getraut wird mit ihrem Mann, mag die andere junge Frau, die bald hier getauft wird, auch Gott als Kompass haben und wissen: unsere Füße gehen in eine gute Richtung, wo seine Hände dabei sind und wo unsere Zeit, sogar die Hochzeit, seiner Hand anbefohlen wird. Unser aller Zeit ganz in Gottes Hände gestellt, mit ihm als Kompass und dann mutig nach vorn; dann könnten wir alle beten – wie da in Psalm 31: Du stellst meine Füße auf weiten Raum.

Und wir könnten singen, wie wir es jetzt ein letztes Mal tun wollen: Ehre sei Gott auf der Erde...

 

Lied nach der Predigt: Die Erde ist des Herrn, EG 677, 1-4

Fürbittengebet:

Nach der grünen Pioch-Mappe Gebet zum 1. So. nach Trin., im Wechsel gebetet mit Exkonfirmandin Linda Tekuttis

„Komm, Herr, segne uns“, EG 170, 1-2

Segen

„Komm, Herr, segne uns“, 3-4

Orgelnachspiel