Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nicht mehr fern!
Mitternachtsgottesdienst in der Heiligen Nacht am 24.12.2000 in der Stephanuskirche zu Deilinghofen mit Heiligem Abendmahl

Unter musikalischer Mitwirkung des Zymbal- und Bajan-Trios KRINIZA (Minsk, Weißrussland) und des CVJM-Chors AGAPE

Liturgie: Ortwin Quaschnik und Friedhelm Groth

Vor dem Gottesdienst spielt KRINIZA 20 Minuten lang zur Einstimmung; Begrüßungen/Abkündigungen und Orgelvorspiel

gem. Lied: (Fröhlich soll mein Herze springen), 1-4

Ortwin: Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nicht mehr fern!
Friedh: Wir halten diesen Mitternachtsgottesdienst in der Heiligen Nacht im Namen des Vaters...
Ortwin: Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, dass der König der Ehre einziehe!
Friedh.: Wer ist der König der Ehre?
Ortwin: Es ist der Herr stark und mächtig, der Herr mächtig im Streit
Friedh.: Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, dass der König der Ehre einziehe.
Ortwin: Wer ist der König der Ehre?
Friedh.: Es ist der Herr Zebaoth, Er ist der König der Ehre!
Ortwin: Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht und über denen die da wohnen im finstern Lande scheint es hell!
Friedh.: Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter
Ortwin: Und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst,
Friedh: auf dass seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende. Kommt, lasset uns anbeten:
Ehr sei dem Vater....

AGAPE-Chor: Der Stern...(Nacht liegt über allen Dächern)

Friedh.: Wir haben gehört vom AGAPE-Chor: Nach liegt über allen Dächern (ein Lied von Christoph Zehender), das genau passt zu dieser Nacht und zum Thema dieses Gottesdienstes: "Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nicht mehr fern!" Wir brauchen viel Licht in unserer Nacht, Licht aus der Weihnacht um das wir bitten.

Sprecher 1: Die Nacht wird nicht dunkel bleiben. Christus ist geboren!

Lasst uns ein Licht anzünden für die Kinder in der ganzen Welt, dass ihre kleinen und großen Hoffnungen nicht enttäuscht werden, wo Wärme und Geborgenheit zu finden ist, von der gesagt werden kann: Friede auf Erden!

Sprecher 2: Die Nacht wird nicht dunkel bleiben. Christus ist geboren!

Lasst uns ein Licht anzünden für die Familien, dass sie Geborgenheit und Wärme ausstrahlen, dass sie die Schwierigkeiten in Ehe und Familie bewältigen lernen mit Verstehen und Liebe, dass zerstrittene Ehepartner miteinander Wege finden und Enttäuschungen überwinden lernen.

Sprecher 3: Die Nacht wird nicht dunkel bleiben. Christus ist geboren!

Lasst uns ein Licht anzünden für die Schuldigen und Unschuldigen in den Gefängnissen und Lagern unserer Erde, dass sie sich nicht aufgegeben fühlen, dass sie Menschen haben, die zu ihnen stehen und sie aufrichten.

Sprecher 4: Die Nacht wird nicht dunkel bleiben. Christus ist geboren!

Lasst uns ein Licht anzünden für die Einsamen, dass ihre Einsamkeit durchbrochen wird, dass sie Menschen finden, die auf sie zugehen und die Mauern des Alleinseins überwinden.

Sprecher 5: Die Nacht wird nicht dunkel bleiben. Christus ist geboren!

Lasst uns ein Licht anzünden für Kranke und Ältere und für die, die bald sterben müssen, dass Krankheit und Schmerzen sie nicht überwältigen, dass Sterbende nicht alleingelassen werden, sondern dass alle menschliche Wärme und Nähe spüren und sie die Hoffnung auf Gott nicht begraben.

Sprecher 6: Die Nacht wird nicht dunkel bleiben. Christus ist geboren!

Lasst uns ein Licht anzünden für alle, die eine Veränderung zum Guten in der Welt erhoffen und bewirken, für die, die eine gute Politik machen, für die, die darum kämpfen, unterliegen, und von neuem beginnen, damit Frieden auf Erden wird und den Menschen ein Wohlgefallen und Gott so geehrt wird.

Kerzen werden von den Sprechern in der Kirche entzündet (1-3 links, 4-6 rechts) dazu wird der Kanon gesungen: Mache dich auf und werde licht.

Eingangsgebet: Friedhelm: Herr Jesus Christus, hab Dank für dein Licht. Allen Menschen gilt die gute Nachricht der Weihnacht. Schenke, dass wir es fassen können, dass du auch damit uns meinst: jedem einzelnen von uns willst du Heiland und Retter sein.
Hilf, dass wir jetzt nicht in falscher Weise an unsere Sorgen und Probleme denken. Lenke unsere Gedanken ganz auf die Verkündigung der Botschaft. Gott hat dich - gerade auch dich - sehr lieb, und hilf uns in dieser Nacht, auch das anzunehmen.. Amen.

gem. Lied: Fröhlich soll mein Herze.....Lied 1, 5-7

Leser 1 AGAPE-Chor: Weihnachtsgeschichte Luk. 2, 1-7

gem.Lied: Ich steh an deiner Krippenhier, Lied 3, 1+2

Leswer 2 AGAPE-Chor: Luk. 2, 8-14

AGAPE-Chor: Ich steh an deiner Krippen hier, Lied 3, 3+4

Leser 3 AGAPE-Chor: Luk. 2, 15-20

AGAPE-Chor: Kommt, atmet auf...

Ortwin: Mit ihm kehrt neues Leben bei uns ein. Deshalb singen wir hier und feiern wir in dieser Nacht. Vor drei Wochen, am 1. Advent, betrachteten wir im Familiengottesdienst dieses Bild mit dem fetten Wirt, der feiert und nur an den eigenen Bauch denkt, der selbst sein bester Kunde ist und der meilenweit entfernt ist, ganz abgewandt vom Licht, nebenan, das von der Krippe ausgeht. [Das Dia wird sehr groß auf die Vorderwand der Staphanuskirche projiziert von der Empore aus.] Mögen wir beim Feiern in diesen Tagen nicht nur an den eigenen Bauch denken, sondern an die wahre Lichtquelle: Es ist ein Kindlein klein; es liegt ganz elend nackt und bloß in einem Krippelein. Wir singen gemeinsam von diesem Kind und loben Gott, mit dem Lied: Lobt Gott ihr Christen alle gleich, Lied 4, dem Lied, vor der Verlesung des Predigttextes.

gem. Lied: Lobt Gott ihr Christen.... Lied 4, 1-6 (Kollekte)

Ortwin: Wir hören den Predigttext an diesem 4. Advent, es ist die in unseren Kirchen vorgeschriebene Epistellesung des 1. Advent und passt zu Jochen Kleppers Lied, das unserem Gottesdienst das Leitwort gab: Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nicht mehr fern. An die Gemeinde in Rom schreibt Paulus in Römer 13, 8-12:

Seid niemand etwas schuldig, außer dass ihr euch untereinander liebt, denn was da gesagt ist in den Geboten, das wird in diesem Wort zusammengefasst: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses, so ist nun die Liebe des Gesetzes Erfüllung. Und das tut, weil ihr die Zeit erkennt, nämlich dass die Stunde da ist aufzustehen vom Schlaf, denn unser Heil ist jetzt näher als zu der Zeit, da wir gläubig wurden. Die Nacht ist vorgerückt, der Tag aber nahe herbeigekommen. So lasst uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen des Lichts.

gem Lied (vgl. zu diesem Lied von Jochen Klepper den Titel dieses Mitternachtsgottesdiensts): Die Nacht ist vorgedrungen (Lied 5, 1 und 2)

Predigt über Römer 13, 8-12

Gnade sei mit Euch und Friede von Gott, unserm Vater, und unserm Herrn Jesus Christus. Amen.

Liebe Gemeinde, liebe Jüngeren und Älteren hier in der Heiligen Nacht! Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nah herbeigekommen - so las es Ortwin eben im Predigttext, und davor las er aus dem gleichen Text von Paulus in Römer 13, dass die Liebe die Nr. 1 ist: sie tue dem Nächsten nichts Böses und sei des Gesetzes Erfüllung und Vollendung.

Liebe die Nr. 1 - in der Richtung wird heute Nacht auf Tausenden von Kanzeln vollmundig mit wunderbaren Worten die Liebe gepriesen, und es wird 1000x sich gut anhören, wenn der da oben in seinem schwarzen Talar mit dem Wohlklang der Feierlichkeit in der Stimme angemessene und zum Teil erhebende Worte findet zum "Fest der Liebe" und zu den Gefühlen, die man da hat.

Ich möchte statt dessen etwas schräg anfangen, um in unsern gehörten Predigttext reinzukommen, mit den Gänsen nämlich. Ich stell mir vor, die Gänse könnten reden. Dann würden sie gewiss auch ihre eigenen Gottesdienste halten, höchstwahrscheinlich auch feierliche Festgottesdienste in der Heiligen Nacht. Und sie kämen überdies natürlich jeden Sonntag zusammen, und ein Gänserich würde predigen. Und ich stelle mir vor, der wesentliche Inhalt seiner Predigt wäre dieser: "Liebe Mitgänse, schaut welch hohe Bestimmung haben doch wir Gänse! Welch hohes Ziel hat doch der Schöpfer in uns gesetzt! Mit unseren Flügeln können wir Horizonte überwinden und in entfernte Lande, an gesegnete Gestade fliegen! Ja, das ist seine Liebe und sein Licht, zu überaus Großem sind wir, die Gänse, berufen!" So der Gänserich-Pfarrer ungefähr, jedenfalls in meiner Vorstellung. Und die Gänse? Die säßen ganz still und unbeweglich da, sehr feierlich angerührt. Und zu den schönsten Stellen der Predigt würden sie bedächtig ein wenig mit dem Kopf nicken - und nach dem Gottesdienst würden sie noch ein wenig dazu schnattern. Aber eins, liebe Gemeinde, eins würden sie mit ihrem gesunden Gänse-Alltagsverstand ganz bestimmt nie und nimmer tun: Sie würden nicht fliegen! Denn das wissen sie ganz genau: dass eine Gans nicht zum Fliegen da ist, und dass - würden sie recht hoch hinauswollen - dies ein böses Ende nähme... Fliegen also würden die Gänse nicht; und so kämen sie Sonntag für Sonntag (und am 24.12. auch nachts) zur Predigt, still und unbeweglich, nickend, schnatternd, angerührt und: ... nicht fliegend! So bis an ihr Lebensende.

Heute ist der vierte Advent, und diese Heilige Nacht ist die Nacht, in der die Zeit der Erwartung zuende geht. Zeit der Erwartung? Da kann man gerade in dieser Nacht fragen: Erwarten wir etwas - was hinausgeht über die Socken und die neue Krawatte, die wir gerade ausgepackt haben am Baum, oder die Jugendlichen heute Playstation II, CDs und das Andere was da in Päckchen lag? Erwarten wir etwas von diesem Gottesdienst und von der Predigt, die hier gehalten wird? Erwarten wir überhaupt was von Gott? Von dem Kind in der Krippe, von dem Mann am Kreuz - erwarten wir wirklich von dem was, dass der mit unseren Wünschen und Sehnsüchten zu tun hat???

Jenes schöne Gänsemärchen, das ich erzählte ist nicht auf meinem Mist gewachsen. Es ist weit über 100 Jahre alt, und es ist die berühmte Gänsegeschichte des bekannten dänischen Theologen, Schriftstellers und Christen Sören Kierkegaard, eines der wichtigsten Männer Dänemarks, der ungeheuer stark auf die gesamte europäische Philosophe- und Geistesgeschichte ausgestrahlt hat. Dieser Kierkegaard hatte ein glühendes Herz für Jesus, einen brennenden Glauben und einen ganz wachen und kritischen Verstand - und gerade deswegen fand er Kirche grausam, jene ach so gemütliche und betuliche dänische Volkskirche in seiner Zeit. "Christentum ist Brandstiftung", das hatte er den Kirchenleuten kritisch wie ein Prophet entgegengeschleudert, "und ihr macht da was warmes Gemütliches drauf und regelt das Feuer, das von Jesus ausgeht, auf Zimmertemperatur herunter, macht dann eure traditionellen Feste und Traditionen, wo niemals was Ansteckendes draus folgt, wo folgenlos über Liebe und Licht gelabert wird."

Und Sören Kierkegaard will gerade auch mit der Gänsegeschichte der lau und lasch gewordenen Volkskirche seiner Zeit sagen: "Leute, wacht auf! Leute, wacht auf - es ist höchste Zeit, aufzuwachen aus der lauwarmen Gemütlichkeit, aufzuwachen aus dem Kirchenschlaf, es ist höchste Zeit, leidenschaftlich IHN zu erwarten und auf IHN sich einzulassen, und nicht nur mit gut sich anzuhörenden Worten über Träume vom Fliegen zu predigen, auf die doch keiner reagiert und reagieren kann..." Wie sagte es Paulus in unserm adventlichen Text aus Römer 13, genau passend zu Kierkegaards Gedanken und zum Thema dieser Nacht? Und das tut, weil ihr die Zeit erkennt, nämlich dass die Stunde da ist aufzustehen vom Schlaf, denn unser Heil ist jetzt näher als zu der Zeit, da wir gläubig wurden. Die Nacht ist vorgerückt, der Tag aber nahe herbeigekommen.

Ja, liebe Gemeinde, höchste Zeit, dass man kritisch und selbstkritisch wahrnimmt, dass Christus im Kommen ist als Heiland, der allein die Kirche retten kann und der es Tag werden lässt für die Kirche und die Welt und für das eigne Leben. Von Kierkegaard und seinem Gänsemärchen hier rein in die Situation hier von uns - mitten in der Heiligen Nacht. Und da muss man kein bedeutender Mann wie dieser Däne sein, um zu merken, dass das genau der wunde Punkt der Kirche heute ist: unsere folgenlose Laschheit, wo Liebe und Jesus Dauerworte sind, und wo nix draus folgt. Da kam vor langer Zeit mal ein Katechumene zu mir; ich nenn ihn mal A., weil sein Vorname mit A. beginnt, und er meinte zu mir: "Eh, Pastor, sagen Sie mal, können sie sich eigentlich sonntagmorgens nichts anderes einfallen lassen? Sonntag für Sonntag reden Sie, und es ist immer dasselbe, und es ändert sich doch nichts. Finden sie das nicht öde?" Und wenn A. jetzt in der Heiligen Nacht im Gottesdienst gewesen wäre, würde er damals gesagt haben: "Immer das mit Liebe und Licht und Kind und so, dieselbe Leier, die öde ist". Ich bin dem A. damals nicht böse gewesen, er war ein ziemlich pfiffiges Kerlchen, und ich dachte: In einem gebe ich dem A. sogar recht: Wenn das nur heiße Luft ist, die da aus meinem Mund rauskommt, was ich da zu einem Bibeltext sage, wenn der das nicht spürt, dass das nicht zuvor bei mir im Herzen angekommen ist und dann bei andern was Ansteckendes werden will, dann ist alles öde!

Und ich denke, egal, was du, der du jetzt hier sitzt, gerade denkst, egal, was du am Hut hast mit Licht und Kind und Liebe oder nicht, egal, ob du kirchlich bist oder eher unkirchlich: Diese Nacht ist zu schade, um am Wichtigsten vorbeizulaufen - es wird Tag, das Dunkle bleibt nicht, Christ der Retter ist da, die Nacht ist schon im Schwinden! Er will es Tag werden lassen bei dir und dein Retter werden - und meiner auch. Wer von uns die Predigt bis hierher kapiert hat und nicht in den falschen Hals bekommen, der weiß: wir sind die ganze Zeit schon dicht dran, ja mitten drin in dem Predigttext, den eben Ortwin Quaschnik verlas. Da wird den Christen in Rom durch Paulus die Liebe als Zusammenfassung und Vollendung der 10 Gebote dargelegt und als die Nr. 1 gepriesen, Gottesliebe - Nächstenliebe als Nr. 1 in einem Leben mit Sinn und Verstand, und direkt da anschließend - unlösbar damit verkoppelt, der machtvolle Weckruf, der adventliche Weckruf, ganz ähnlich wie da bei Kierkegaard: Leute wacht auf! "Und das, das mit der Liebe, tut: weil ihr die Zeit wisst, dass die Stunde da ist, aufzustehen vom Schlaf, denn unser Heil ist nahe. Die Nacht ist vorgerückt, der Tag aber nahe herbeigekommen. So lasset uns ablegen die Werke der Finsternis und anziehen die Waffen des Lichts!"

Und es hatte da wer weiß wie die Stunde geschlagen; wer die Geschichte kennt, weiß: so etwa 10 Jahre später, 64 nach Christus, auf dem Höhepunkt des Wahnsinns des christenverfolgenden Kaiser Nero, da brauchte man die Waffen des Lichts, da brauchte man den Mut der Wachsamkeit - genau dort in Rom, da war es nicht nur warmer Wortschwall, wenn man da zu Jesus sich bekannte, dem Licht der Welt, zu Christus, der Recht behält und in Ewigkeit stärker bleibt als die Nacht des Kreuzes, die alles zu verschlingen drohte.

Christus ist im Kommen, es geht auf den Tag zu, wacht auf! Wacht auf, dass er bei euch Raum in der Herberge findet, dass er bei euch die Nacht mit euch teilen und seinen großen Tag herbeiführen kann, wacht auf, dass Liebe nicht nur ein Wort des Geschnatters bleibt, wacht auf, Prediger, Friedhelm Groth eingeschlossen, dass ihr nicht nur feierlich mit dem Wohlklang der Gemütlichkeit von Hohem tönt, sondern dass ihr das mit der Liebe, die kam und dem Licht, so weitergebt, dass es gerade das Finsterste und Tiefste bescheinen kann. Diese Nacht ist dazu da, dass es ein Christfest wird, dass wir von Christus, dem Kind, dem Mann am Kreuz, der für uns starb, alles erwarten, auch alles, was uns im Abgrund hält!

Der leidende Jochen Klepper im Dritten Reich hat gerade da, wie von Nero verfolgt und den Tod vor Augen, gedichtet, was wir zu unserm Text sangen: Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nicht mehr fern! Auch wer zur Nacht geweinet, der stimme froh mit ein! --- Und nirgends wurde mir das klarer, liebe Gemeinde, in diesem Dezember, was Adventshoffnung auf Christus ist als dort bei einem Adventssingen zu dritt: da lag die alte schwerstbehinderte Frau, die nur noch mühsam reden kann und sich nicht mehr bewegen und neben ihr stand da am Bett mit mir zusammen ihre 87jährige Schwester, die ich so gut kenne und mag, von der ich weiß, dass sie das schwerste Jahr ihres Lebens hinter sich hat und die mir sagte, am besten wäre es, wenn Gott sie beide holte. Und dann beim Singen am Bett, da weinen wir auf einmal alle drei, und die Ältere sagt unvermittelt und mich durchschauend: sie verstehe es gut, wie mir Weihnachten 2000 ums Herz sei, da sei es das Wichtigste, dass Gott noch da ist und es Tag werden lässt. Und an keinem Bett in diesem Dezember haben wir inniger gebetet um Licht und um Tag als dort, wo mir eine Frau von 87 Jahren wie eine Mutter nah kam und dort die Frohe Botschaft von Weihnachten: "Fürchtet euch nicht!" auf den Kopf zusagte, Liebe, die kein Geschnatter ist, Kämpfen mit den Waffen des Lichts - auf den Tag zu.

Kämpfen mit den Waffen des Lichts - auf den Tag zu. Ich denke da an den genannten Ex-Katechumenen A., der Predigten öde fand und immer dasselbe. Er hat von der Liebe noch was mitgekriegt, die eigentlich gemeint war, und es hat sozusagen "Bumm gemacht" bei ihm. Es kam langsam, kurz vor der Konfirmation gestand er mir, er bete jetzt und könne glauben. Es habe sich da viel verändert für ihn, und da wären die beiden Freizeiten, wo es "bei ihm geschnackelt" hatte: wo ihm Licht von Jesus aufging und eignes Glauben begann.

Kämpfen mit den Waffen des Lichts - auf den Tag zu, dass Liebe nicht nur ein Wort bleibt und Geschnatter. Da gibt’s viele Zeichen für, die hier gesetzt werden! Wie viele kamen und brachten mir Sachen und Geld zum Weitergeben für welche, die Lichtblicke brauchen. Wie viele setzen hier Zeichen - auch für Solidarität mit Ghana und mit Schelkowo, Zeichen, auch gegen Fremdenhass, Leute, die zeigen durch eigene Einstellung und Zivilcourage, dass sie als Christen der Liebe, die Brücken schlägt, eine Chance geben. Auch die Brot-für-die-Welt-Tüten heute können da ein Symbol sein, ein zeichenhafter, aber deutlicher Hinweis, dass Licht in die Nacht der Welt kommt im Horizont des anbrechenden Tages.

Das wichtigste Zeichen aber neben der Krippe ist das Mahl bei Brot und Wein, es ist das Zeichen aller Zeichen von Jesus, denn da bist du eingeladen und ich auch, eingeladen bei dem, der das Licht selber ist, der dir und mir das Wichtigste der Welt geben will: Licht in die Nacht und Mut zum Lichtverbreiten, Licht, das bis in die Ewigkeit scheint und hier schon zeigt, dass es Zeit ist, aufzuwachen und aufzustehen vom Schlaf und von da aus als Zeugen seiner Liebe Zeichen zu setzen. Mache dich auf und werde licht, denn dein Licht kommt! Amen.

 

gem.Lied Die Nacht ist vorgedrungen (Lied 5, 3)

Kriniza: Weihnachstlied Stille Nacht, mit der Gemeinde gemeinsam

 

Fürbittengebet:

Ortwin: Herr Jesus Christus, lass es nicht bei den Lichtern bleiben, die wir hier anzünden. Zünde du dein Licht in uns an, dass wir es weitertragen. Von deiner großen Liebe zu uns haben wir hören dürfen in dieser Nacht. Erfülle unsere Gefühle, unsere Sinne, unsere Gedanken mit deinem Licht, mit dieser Liebe, die uns in dir den Himmel zur Welt gebracht hat. Lass aus dieser Liebe Taten des Lichtes werden bei uns, dass wir mit unseren Händen und Füßen und mit unseren Lippen bezeugen, wer uns liebt und wem wir gehören.
Friedhelm: Neu anfangen dürfen wir, Herr, in dieser Nacht, weil uns die gute Botschaft gilt: Euch ist heute der Heiland geboren. Schenk, dass nicht nur alles hohle Worte sind und nur Geschnatter bleibt Du willst unsere Nacht und all die Nacht in unserer Kirche beenden, dass ein neuer Tag anbricht bei uns. Gib uns dein Licht, dass wir uns bekehren und nochmals ganz neu anfangen in der Entscheidung für dich. Schenk uns dazu Mut und deinen Geist, der alles neu machen kann, der Kaputtes heile und Krankes gesund machen kann, der uns von unserm falschen Suchen, von unserm falschen Sorgen und von quälenden Zweifeln erlöst, der Licht hier scheinen lässt in der Dunkelheit des Kirchenlebens. Schenk, dass wir aufwachen und licht werden, weil du unser Licht kommst.
Ortwin: Herr, schenk dein Licht all denen, die wir eingangs nannten, für die wir Kerzen hier entzündeten, dass es in der Ferne und Nähe hell wird um uns herum und die Nacht nicht endlos bleibt. Wir bitten für unsere Gemeinde, unsere Jugend und stellvertretend für alle Not in der Welt, auch für die Christen in Schelkowo und Wawasi. Setze Christen, setze Menschen nach deinem Wohlgefallen an allen Orten des Erdballs zu Zeichen und Werkzeugen deines Friedens. Friedhelm: Aber, Herr, dein Licht aus der Krippe, deine zur Welt gekommene Liebe, komme in uns selber hinein und mach das Dunkel unsres eignen Lebens hell - komm du, Jesus zu uns auch jetzt an deinem Tisch. Lass uns deine Gäste sein und deine Nachfolger und Zeugen werden - jetzt und auf ewig. Amen.

Beichtstille

Abendmahl, Vater unser

AGAPE: Halleluja-Chorus

Schluss-Segen

gem. Lied: O du fröhliche...

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