Christfest 1999:

Abendmahls-Gottesdienst in der Heiligen Nacht  um 23 Uhr in der Stephanuskirche zu Deilinghofen

 

 Es wirken bei vier Liedern und bei der Lesung der Weihnachtsgeschichte mit der CVJM-Chor AGAPE, Leitung Karin Heß-Wendel, ferner Ortwin Quaschnik, Laienprediger und Presbyter in Deilinghofen (OQ) und Pfr. Dr. Friedhelm Groth (FG).

 Orgelvorspiel und Begrüßung

 Gemeinde singt Lied 1
1. Lobt Gott, ihr Christen alle gleich, / in seinem höchsten Thron, / der heut schließt auf sein Himmelreich / und schenkt uns seinen Sohn, / und schenkt uns seinen Sohn.
2. Er kommt aus seines Vaters Schoß / und wird ein Kindlein klein, / er liegt dort elend, nackt und bloß / in einem Krippelein, / in einem Krippelein.
 

FG: Wir halten diesen Gottesdienst in der Heiligen Nacht im Namen...
OQ: Unsere Hilfe steht im Namen... DER HIMMEL UND ERDE GEMACHT HAT.
FG: Bei Jesaja im 9. Kapitel hören wir die große Verheißung des versprochenen Retters und Heilands, des Kindes, das kommt und es hell macht:
OQ: Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell. Du weckst lauten Jubel, du machst groß die Freude. Vor dir wird man sich freuen, wie man sich freut in der Ernte, wie man fröhlich ist, wenn man Beute austeilt. Denn du hast ihr drückendes Joch, die Jochstange auf ihrer Schulter und den Stecken ihres Treibers zerbrochen wie am Tage Midians. Denn jeder Stiefel, der mit Gedröhn dahergeht, und jeder Mantel, durch Blut geschleift, wird verbrannt und vom Feuer verzehrt.
FG: Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst; auf daß seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende auf dem Thron Davids und in seinem Königreich, daß er's stärke und stütze durch Recht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit. Solches wird tun der Eifer des HERRN Zebaoth.
OQ: Erzählet unter den Heiden von seiner Herrlichkeit, unter allen Völkern von seinen Wundern! Kommt, lasst uns anbeten: Ehr sei dem Vater...

 [AGAPE kommt von allen Seiten in die Kirche; Chormitlieder kommen mit Licht von allen drei Eingängen in die Stephanskirche hinein, entzünden überall die Kerzen der Besucher und singen mit ihnen: „Mache dich auf und werde licht...“ (Kerzen entzünden)]

Gebet: OQ: Herr, unser Gott, dies ist der Tag, den du gemacht hast. Licht von deinem Licht, ein Tag der großen Freude.
Kommt allen entgegen, die noch im Dunkeln tasten. Sei mit allen, die in Trübsal sind. Und lass uns Jesus Christus schauen, frohe Kunde für diese Welt, tröstendes Licht für unsere Augen.
FG: Schenk du, dass wir voller Freude an jenem Licht teilhaben, dessen Geheimnis wir in der Geburt deines Sohnes erkennen, so dass hier Jesus der Herr und Retter werde, der mit dir lebt und regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Diawand mit dem fast 1000jährigen, völlig verwitterten Bild der Krippendarstellung über der Kirchentür in Deilinghofen.
OQ: Ein Weihnachtsbild, schwer zu erkennen, aber vielen in Deilinghofen bekannt. Wir betrachteten das Bild am ersten Advent besonders intensiv im Familiengottesdienst und nachmittags bei den Senioren.
Vielleicht haben die meisten erraten, welches Bild es ist. Wir sind unter diesem Weihnachtsbild in die Kirche gekommen, denn dieses Bild befindet sich über dem Eingang unserer Stephanuskirche. Doch meistens bleibt es unbeachtet. Mir ging das auch so, dass ich das früher gar nicht gesehen habe, ehrlich gesagt.
Was da zu sehen ist, nur ganz kurz angedeuutet: im Zentrum das Viereck, das Wichtigste, das Kind in der Krippe, rechts daneben Joseph, mit dem angedeuteten großen Stab und dem jüdischen Hut; Maria,  liegt - sich wohl ausruhend von den Strapazen, vor der Krippe. Und da oben gucken aus diesen beiden hufeisenförmigen Öffnungen der Ochs‘ und der Esel zu.
Weihnachten zum Zweimal-Hingucken. Ist das nicht oft so, dass man schon meint, alles zu kennen mit diesem Fest? Und ist es nicht oft so, dass auf manche das mit dem Fest wie verwittert und uralt wirkt - wie da auf unserm Deilinghofer Bild?
Das 2000. Jahr nach Christi Geburt wird gefeiert in dieser Christnacht 1999, und was der Inhalt ist, ist gar nicht verwittert, sondern brennend aktuell, aktueller denn je: Gottes Menschwerdung, und die Menschwerdung des Menschen. „Jahr um Jahr“ sind unter diesem Bild über der Tür Tausende von Menschen durchgegangen, fast ein ganzes Jahrtausend lang. Was „Jahr um Jahr“ zum Christfest uns neu wichtig werden kann, fasste der neuere Dichter Rudolf Alexander Schröder in die Worte:
Der du die Welt geschaffen hast, / kommst Jahr um Jahr, wirst unser Gast.
Und Jahr um Jahr heißt’s überall: / Für uns das Haus, für ihn der Stall.
Und Jahr um Jahr führt der Pfad / von Bethlehem zur Schädelstatt.
Der Jahr um Jahr ihn kundgetan, / begreift der Engel Gottes Plan?
Begreift der Wirt, ihm kommt zugut, / des fremden Gasts vergossen Blut?
Begreife wer begreifen kann! / Wir knien im Staub, wir beten an.

 Gemeinde singt Lied 1:
3. Er äußert sich all seiner G'walt, / wird niedrig und gering / und nimmt an eines Knechts Gestalt, / der Schöpfer aller Ding, / der Schöpfer aller Ding.
4. Er wechselt mit uns wunderlich: / Fleisch und Blut nimmt er an / und gibt uns in seins Vaters Reich / die klare Gottheit dran, / die klare Gottheit dran.

 AGAPE: Als aller Hoffnung Ende war...

Chorleser 1:  Es begab sich aber zu der Zeit, daß ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, daß alle Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war. Und jedermann ging, daß er sich schätzen ließe, ein jeder in seine Stadt. Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, weil er aus dem Hause und Geschlechte Davids war, damit er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger. Und als sie dort waren, kam die Zeit, daß sie gebären sollte. Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.

 Gemeinde singt Lied 2
1. Es ist ein Ros entsprungen / aus einer Wurzel zart, / wie uns die Alten sungen, / von Jesse kam die Art / und hat ein Blümlein bracht / mitten im kalten Winter / wohl zu der halben Nacht.

Chorleser 2:  Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde. Und der Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr. Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen. Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen:

Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen.

 FG singt:
Ehre sei Gott in der Höhe,
(Gemeinde antwortet:) UND AUF ERDE FRIED UND DEN MENSCHEN EIN WOHLGEFALLEN!

Chorleser 3: Und als die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten untereinander: Laßt uns nun gehen nach Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat. Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegen. Als sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, das zu ihnen von diesem Kinde gesagt war. Und alle, vor die es kam, wunderten sich über das, was ihnen die Hirten gesagt hatten. Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen. Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt war.

Gemeinde singt Lied 2
2. Das Blümlein, das ich meine, / davon Jesaja sagt, / hat uns gebracht alleine / Marie, die reine Magd; / aus Gottes ewgem Rat / hat sie ein Kind geboren, / welches uns selig macht.
3. Das Blümelein so kleine, / das duftet uns so süß; / mit seinem hellen Scheine / vertreibt's die Finsternis. / Wahr' Mensch und wahrer Gott, / hilft uns aus allem Leide, / rettet von Sünd und Tod.
 

Zwischenmoderation (der Junge im eindruckvollen Eselskostüm steht vorn am Lesepult, der heute Nachmittag beim Krippenspiel der Kindergottesdienstkinder Staunen und Aufsehen erregt hatte):
Der Esel heute um 16 Uhr... Das Staunen der Kinder... Der Stallgefährte im Krippenspiel... Wir überlegten uns, wie der Esel das wohl gefunden hat.... usw. Und  es war schön, dass dieser Esel sehr viel präsenter war als der verwitterte Esel über der Kirchentür... Aber besonders Obi und Doreen haben uns ein schönes Lied zu diesem Esel mitgebracht, das viel aussagt über den Esel - und über uns. Und - frei nach der Werbung für Kinderschokolade – kann man auch hier sagen: Was für Kinder um 16 Uhr gut ist, kann doch für Erwachsenen nicht schlecht sein?

Lied 5 auf dem Liedblatt
1. Was hat wohl der Esel gedacht in der Heiligen Nacht, als er plötzlich die Fremden sah im Stall? Vielleicht hat er Mitleid verspürt, hat das Bild ihn gerührt, und er rückte zur Seite, sehr sozial. Vielleicht aber  packte ihn die Empörung: Welch eine nächtliche Ruhestörung! Kaum schlaf ich Esel mal ein - schon kommen hier Leute herein.
2. Und dann lag vor ihm das Kind, und er dachte: Jetzt sind es schon drei. Was ist das für eine Nacht! Da hält mir das Kind doch zuletzt meine Krippe besetzt. Und er polterte völlig aufgebracht: Ich lasse ja manches mit mir geschehen, doch wenn sie mir an mein Futter gehen, ist‘s mit der Liebe vorbei. Und er dachte an Stallmeuterei.
3. Er wusste ja nicht, wer es war, den die Frau dort gebar, hatte niemals gehört von Gottes Sohn. Doch wir wissen alle Bescheid und benehmen uns heut noch genau wie der Esel damals schon. Denn Jesus darf uns nicht vom Schlaf abhalten, nicht unsern liebsten Besitz verwalten. Doch wer ihm die Türen aufmacht, der hat jeden Tag Heilige Nacht.
(Str. 3 - da stimmt die ganze Gemeinde ein!)

 Gemeinde singt als Lied vor der Predigt Lied 3 
[Kollekte dabei, anschließend ein Flötenstück von Doreen und Katharina]
1. Hört, der Engel helle Lieder / klingen das weite Feld entlang, / und die Berge hallen wider / von des Himmels Lobgesang: / Gloria in excelsis Deo. / Gloria in excelsis Deo.
2. Hirten, warum wird gesungen? / Sagt mir doch eures Jubels Grund! / Welch ein Sieg ward denn errungen, / den uns die Chöre machen kund? / Gloria in excelsis Deo. / Gloria in excelsis Deo.
3. Sie verkünden uns mit Schalle, / daß der Erlöser nun erschien, / dankbar singen sie heut alle / an diesem Fest und grüßen ihn. / Gloria in excelsis Deo. / Gloria in excelsis Deo.

Predigt in der Hl. Nacht über den Predigttext Johannes 1, 11, 12 und 14

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Hl. Geistes sei mit Euch allen. Amen.

Wir hören den Predigttext dieser Hl. Nacht,  Johannes 1, 11, 12 und 14: Er kam in sein Eigentum,  und die Seinen nahmen ihn nicht auf. Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden, denen, die an seinen Namen glauben.  Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit.
Liebe Gemeinde aus Jugendlichen hier in der Kirche und Älteren in dieser Hl. Nacht! Da kann man sich sonst noch so cool geben, aber dieser Stimmung jetzt in dieser Nacht kann man sich kaum entziehen. Wie sagt man doch: „Ein Gefühl wie Weihnachten...“ Ich denke an andere Situationen in diesem Jahr, wo ich das hörte: „Ein Gefühl wie Weihnachten...“ Wenn wir in Brandenburg mit 30 Nachkonfirmanden Anfang Oktober am Lagerfeuer saßen abends, manchmal auch das: „Ein Gefühl wie Weihnachten...“ Als eine Mutter sagte, die Einsegnung ihres Kindes bei der Konfirmation, die hätte sie so ergriffen, dass sie förmlich eine Gänsehaut bekam, da kam auch der Ausdruck: „Ein Gefühl wie Weihnachten...“  Und ein Mädchen hatte da Tränen in den Augen, als ich ihr den Segen zur Konfirmation gab, und beim Trausegen fühlten das viele hier in der Kirche ähnlich im abgelaufenen Jahr: „Ein Gefühl wie Weihnachten...“ Und wenn AGAPE hier sang, dann hörte ich das öfter schon: So, wie es von denen rüberkommt, müsste christlicher Glaube in Kirchen immer rüberkommen, denen merkt man an, die stehen voll dahinter und wollen was zu andern hintransportieren: „AGAPE singt, und es ist ein Gefühl wie Weihnachten...“ - Und trotzdem – dicht daneben das Andere, was eben gelesen wurde: Er kam in sein Eigentum, und die Seinen nahmen ihn nicht auf.
Lasst es mich auf Kinderweise schildern, wie ich diesen Satz sehe: Heute im Nachmittagsgottesdienst der kleine fette Wirt Dominik, der sich ein Kissen unter den Pullover getan hatte und darüber die Wirtsschürze und mir sagte: „Jetzt weiß ich endlich, was mein Pappa fühlt mit seiner großen Plautze, die er vor sich her trägt!“ Und dieser Wirt Dominik war ganz bei der Sache da im Spiel mit seiner großen Schnauze: keinen Platz für ein Jesuskind. Keinen Platz für Jesus, haut ab, Maria und Joseph! Das bringt mir nix, wenn ich euch unterbringe bei mir.
Und dann der Esel im Spiel, der Esel genauso, den wir grade sahen: „Ich lasse ja manches mit mir geschehen, doch wenn sie mir an mein Futter gehen, ist‘s mit der Liebe vorbei. Und er dachte an Stallmeuterei.“
Keinen Platz für Jesus! Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf, schreibt Johannes von Weihnachten, und Rudolf Alexander Schröder dichtet dazu in dem schönen Gedicht, das Ortwin eben bei der Bildbetrachtung zitierte: „Und Jahr um Jahr heißt’s überall: / Für uns das Haus, für ihn der Stall.“
Weihnachten – und  kein Platz für Jesus! Man stelle sich das mal vor: Da hat einer am Hl. Abend ein riesengroßes Geschenkpaket gekriegt, ein Meter hoch und zwei Meter breit, mit einer Megaschleife in goldner Farbe drumrum und einem Etikett dran, da steht drauf: „Dir alles Liebe, alles Gute zum Fest, zum Feste das Beste“ und dem schönsten Weihnachtspapier um dies Riesenpaket, das es gibt.
Und er macht die Megaschleife in Gold ab, reißt das quadratmetergroße schöne Geschenkpapier runter, öffnet hastig und in gespannter Erwartung das Riesenpaket, sucht „das Beste zum Feste“, holt den ganzen Inhalt raus, aber da sind nur vergammelte alte Zeitungen drin und er sucht und sucht, aber da ist kein Inhalt, beim besten Willen, da ist kein Inhalt, nur falsche Versprechungen außen dran, „das Beste zum Feste“, das war Etikettenschwindel, gar nix drin... Er muss sich mit einem Geschenk ohne Inhalt begnügen, und er hat am Ende nur den ganzen zu entsorgenden Verpackungsmüll in der Bude. Und das war’s.
Was ich damit meine? Ich sage es mal drastisch: Genau solche „Verpackungsverarschung“ – leider Gottes –  kann auch das Christfest 99 sein, ohne dass wir’s merken. Dass wir wühlen in all den Geschenken und Sachen, mit denen wir das ach so tolle Fest verpacken, dass wir sogar „Gefühle wie Weihnachten“ haben, und dass das Ganze dennoch nur Verpackung ist, ohne richtigen Inhalt: man sucht und sucht, aber innen drin ist nix. Oder innen drin genau dasselbe wir beim fetten Wirt und beim aufgebrachten Esel: keinen Platz für Jesus, keinen Platz für das ganz Kleine, das da das allergrößte Geschenk von Weihnachten doch sein will. Das Kind bleibt außen vor, Jesus hat keinen Platz. „Keinen Raum in der Herberge“, wie es bei Lukas heißt, „die Seinen nahmen ihn nicht auf“, wie es Johannes auf seine Weise ausdrückt: „für uns das Haus für ihn der Stall“.     
Ich muss das nicht weiter ausführen, jeder hier ahnt, was ich meine. Ich jedenfalls habe sehr gern Gefühle wie Weihnachten; es ist gut, Gefühle wie Weihnachten zu haben, aber es ist noch besser, sich in diesen Gefühlen auf die kritische Frage einzulassen: „Zum Feste das Beste“ – habe ich das? Oder ist es bei mir alles Etikettenschwindel mit einer goldenen Schleife und nix drin, hat dieser Jesus, der da als ein ganz kleines, als ein sehr großes Geschenk da reinkommt in die Niedrigkeit und den Gestank eines Stalls, eine Chance bei mir, mein Heiland, mein Ein und Alles, zu werden?
Ja, was ich bisher ausführte, heißt bei Johannes so:
Er kam in sein Eigentum,  und die Seinen nahmen ihn nicht auf.
Doch Gott sei Dank, bei solcher kritischen Problemanzeige bleibt der Text nicht stehen. Und das, was in die Welt rausmuss, was erlebt werden kann im ersten Jahrhundert damals und was erlebt werden kann auf der Schwelle zum dritten Jahrtausend für die, die hier hören und sich einlassen auf den winzig-kleinen und zugleich riesengroßen Inhalt des Festes, die sich einlassen auf Jesus, das lautet: Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden, denen, die an seinen Namen glauben.  Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit.
Die Herrlichkeit eines Krippenkindes in einem dunklen stinkigen Stall, die Herrlichkeit des Sohnes, über den sich dann alle empörten: Der und Gott? Der, der aus zweifelhafter Niedrigkeit entstammend, doch schließlich verurteilt wurde und aufs jämmerlichste zugrunde ging am Kreuz, als sich da auf dem Hügel Golgatha mitten unter Verbrechern und Mördern in einer gaffenden und höhnisch ihn auslachenden Menge sich erfüllte, was ganz am Anfang steht: dass die Seinen ihn nicht aufnahmen und er in der Herberge keinen Raum bekam.
Und doch, damals und heute, die Botschaft: gerade das ist Gottes Liebe, sie hat einen Inhalt,
Jesus heißt der Inhalt, ein Inhalt ohne Etikettenschwindel,  lasst die goldenen Schleifen beiseite, bringt all den Verpackungsmüll mit dem quadratmetergroßen Geschenkpapier rüber auf den Bringhof im Camp oder woanders rein in die Container – da gehört er hin. „Zum Feste das Beste“, das hat einen Namen, einen Namen, der nicht Schall und Rauch ist: Leute, wacht auf in dieser Nacht, „Jesus ist da! Euch ist heute der Heiland geboren!“
Und du sitzt jetzt vielleicht da und fragst mich, kann sein, ohne es jetzt laut sagen zu können, ob das nicht auch so ein Müllsatz ist, der nur Verpackung ist. Du fragst mich: Wo passiert denn Weihnachten mit Inhalt, wo passiert denn, dass jemand was von Jesus mitkriegt, das Beste vom Feste – mit Inhalt? Ich will versuchen, darauf zu antworten jetzt.
Liebe Gemeinde, die Katechumenin Linda Tekuttis liest gleich vor dem Abendmahl das tiefgehende Weihnachtsgedicht von Jochen Klepper, geschrieben von ihm, als er in der Nazizeit zusammen mit seiner Frau von der SS aufs schrecklichste verfolgt und schließlich in den Tod getrieben wurde, wo der Christ Klepper in seinen Anfechtungen bekennt: „Mein Gott, dein hohes Fest des Lichtes hat stets die leidenden gemeint.“ Und wo er in der dritten Strophe den Satz sagt: „Hinter deiner Krippe schon seh’ ich dein Kreuz, o Menschensohn“.
Ich möchte dazu ein Erlebnis aus der Gemeinde schildern: Dezember 1999, Advent; ein Mann mittleren Alters öffnete sich mir in einem  Gespräch, das fast drei Stunden dauerte. Schließlich kamen die Sätze aus ihm raus, wie er sie wohl nie gesagt hatte zuvor. „Jetzt in den fast nicht auszuhaltenden Leiden meiner Frau, da haben sich meine Werte vollkommen unmgewendet: bei dem, was sie Krebs alles aushalten muss, und ich auch!“  „Aber das hat auch Gutes, so verquer das klingt“, setzt er hinzu: „So intensiv haben wir noch nie gelebt wie jetzt, noch nie waren wir so eng zusammen, wenn Sie verstehen, was ich meine!“ Und dann ist er bei seinem Thema: „Wissen Sie, Herr Groth, ein Heide war ich noch nie, und in die Kirche gingen wir ab und zu, aber was jetzt ist, das ist ganz anders: Ich jedenfalls hab es wiedergefunden, was Beten heißt, und wer ER für mich ist – das war so verschüttet, in all dem andern, was ich vorher wichtig ist und was jetzt höchstens viertrangig ist für uns beide“. Und da, auf einmal, in diesem Wohnzimmer war Weihnachten, ich las da das genannte Gedicht von Jochen Klepper, und es fasste alles zusammen, was der Inhalt eines Lebens ist, und in der Mitte, da brannte in diesem sonst dunklen Wohnzimmer eine einzige Kerze, und ich betete mit beiden, und sie beteten dann das Vaterunser mit, und da war und blieb immer noch Krebs, aber da war Licht; da war nicht nur Licht an einem Docht aus Wachs mit einem Feuerzeug angemacht, da war ganz anderes Licht, das Licht von Johannes 1:
Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden, denen, die an seinen Namen glauben.  Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit.
Mindestens Hundert solcher Besuche haben wir gemacht, dann auch mit vielen Katechumenen und Konfirmanden beim Adventssingen 1999, bei Kranken, Alten, Gebrechlichen; und viele, viele haben uns gesagt, sie dächten heute, wenn Gottesdienst ist an uns, und wir sollten an sie denken.
Da ist der alte Mann von über 90, der zusammen mit der Frau Fürchterlichstes durchmachte im letzten Jahr, der aber ganz ergriffen war, als die Kinder da kamen und sangen, dem da Tränen runterrollten, der dann die Mundharmonika rausholte und inbrünstig von ganzem Herzen „O du fröhliche“ spielte, und Linda, die ich nannte, war dabei, sie hat’s kapiert, und ist noch mal dahingegangen mit andern ihrer Gruppe und hat ein schönes selbstgemachtes Geschenk zu beiden gebracht.
Da ist der Mann, 60 Jahre alt, in der Woche vor Weihnachten bei einer plötzlich nötig werdenden Notoperation durchgekommen, der mir aus der Intensivstation aufs Zimmer gebracht, sein Innenleben sinngemäß so schilderte: „Ich feiere jetzt noch mal Geburtstag – kurz vor der Geburt des Kindes“, und seine Augen dabei, die sagten alles, dass das ganz tief im wahren Sinn ein Gefühl wie Weihnachten für ihn war und mehr!
Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden, denen, die an seinen Namen glauben.  Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit.
Und zuletzt in meinen Erinnerungen, was denn dies für heute heißt, Weihnachten mit einem Inhalt, ihn aufnehmen und Gottes Kinder werden, die Erinnerung an zwei gute Bekannte an die ich vorgestern abend spät im ZDF durch eine Fernsehsendung gebracht wurde: Ich dachte da an meinen Bekannten Rudi. Rudi, ein Bekannter aus der Ferne,  der damals beim Professor wohnte in der Nebinger Straße 16 in Berlin-Dahlem. Nicht irgendein Professor, nein, „Golli“ nannten wir ihn, Golli, einer, der anders war als andere, der in der Zeit der Studentenbewegung damals und danach die Sehnsucht nach Frieden kämpferisch unterstützte, der viele Freude unter Studenten und andere junge Leute hatte, dessen Haus in der Nebinger Straße für viele Suchende ein Asyl war, und der sehr radikal mit seinem ganzen Leben bezeugte, dass er als Zeuge Jesu leben wollte, gegen den Strich, anders als andere. Der damalige Student Friedhelm Groth der hat in vielen Briefen und bei einigen Besuchen in der Nebinger Straße in eigenen Glaubensfragen und Zweifeln im Studium  ganz viel von diesem Golli gekriegt, von Helmut Gollwitzer, bei dem ganz lange dann auch Rudi das Asyl hatte, der da Gott gefunden hat im Haus von Golli, der da in dieser Atmosphäre was von Jesus und seinem Leben entdeckte, nachdem sie ein Attentat gegen ihn gemacht hatten und er bei Golli in der Nebinger Straße sein Zuhause fand. Rudi Dutschke, für viele nur Bürgerschreck und entsetzlicher Typ – in Wahrheit einer, der zum Glauben fand, auf seine Weise, wie es vorgestern tief beeindruckend auch das ZDF zeigte, wie er da seine Erfahrungen mit Jesus in seine Tagebuch schrieb zum Karfreitag, ein halbes Jahr vor seinem Tod. Und wie er dann an den Folgen seines Attentats am 24. 12.79 – haargenau an diesem Heiligabend vor 20 Jahren – starb, und wie es da Golli in seiner Trauerpredigt sinngemäß auf diesen ungewöhnlichen Mann der deutschen Zeitgeschichte bezog, auf den nach außen so unfrommen Rudi Dutschke: Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden, denen, die an seinen Namen glauben.  Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit.  
Lassen wir uns anstiften, diesen Jesus zu finden, geben wir Menschen Gehör, geben wir ihnen Asyl, dass sie die Chance kriegen, Jesus zu finden. Seien wir nicht wie der Esel und der Wirt, seien wir stattdessen so, wie es Obi am Ende ihres Eselsliedes einladend sangen: Wer ihm die Tür aufgemacht, für den ist jeden Tag heilige Nacht. Und das wär dann – auch gleich an seinem Tisch bei Brot und Wein – ein Fest mit was drin, wirklich, ein Gefühl wie Weihnachten. Amen.

 AGAPE: Gott wurde arm für uns...

 Fürbittengebet: OQ: Du bist das Licht, Herr Jesus Christus, du bist das Licht der Welt. Du bist wie die Sonne am Morgen, die das Dunkel der nacht verdrängt und uns wärmt; du bist wie der Stern in der Nacht, der uns den Weg weist.
FG: Wir bitten für die Welt in der so viel Finsternis herrscht, für all die Menschen, die Hunger haben oder kein Dach über dem Kopf, die der Verfolgung und der Folter ausgesetzt sind, deren Leiden uns hilflos und sprachlos macht.
OQ: Du bist der Retter und Heiland aller Menschen, Herr Jesus Christus, der den Hirten zuerst erschienene Wahre und Gute Hirte, der führen und leiten kann.
FG: Wir bitten dich für die hier, die kein Behütetsein erleben und nach Rettung und nach Sinn im Leben suchen, da denke ich an alle Jugendlichen hier in unserem Verantwortungsbereich, lass sie dein Licht finden und dich als Hirten, und lass keinen und keine vor die Hunde gehen.
OQ: Du Herr Jesus Christus, der  du abgewiesen wurdest von Anfang an, bist in Wahrheit der, der für uns das wahre zuhause hat.
FG: Wir bitten für die kleine Welt um uns herum, für unsere Familien und Freundschaften, für die Menschen, mit denen wir täglich zu tun haben, für die Traurigen und Ängstlichen, die Sorgenvollen und Kranken. Wir bitten für deine Gemeinde hier bei uns in Deilinghofen, für alle Gruppen und Kreise hier, und für deine Gemeinde  in der weiten Welt. Da denken wir besonders an unsere Partnergemeinden in Wawasi in Ghana und in Schelkowo in Russland.
OQ: Wir bitten auch für uns selbst, Herr Jesus Christus, für alle, die mit ihren Schattenseiten nicht fertig werden, für alle, denen wir im Wege sind, und für alle, die uns Schwierigkeiten machen, für alle, deren Namen wir dir in der Stille nennen:

S t i l l e

FG und OQ: Herr, du bist das Licht der Welt. Sei unseres Fußes Leuchte auf dem Weg durch die Zeit, bis wir ankommen in deinem Licht. Dir sei Ehre in Ewigkeit. Amen.

 Gemeinde singt Lied 4
1. Fröhlich soll mein Herze springen / dieser Zeit, da vor Freud / alle Engel singen. / Hört, hört, wie mit vollen Chören / alle Luft laute ruft: / Christus ist geboren!
2. Heute geht aus seiner Kammer / Gottes Held, der die Welt / reißt aus allem Jammer. / Gott wird Mensch dir, Mensch, zugute, / Gottes Kind, das verbind't / sich mit unserm Blute.
3. Sollt uns Gott nun können hassen, / der uns gibt, was er liebt / über alle Maßen?
4. Gott gibt, unserm Leid zu wehren, / seinen Sohn aus dem Thron / seiner Macht und Ehren.

Gedicht Jochen Klepper (Linda-Loredana Tekuttis): Mein Gott, dein hohes Fest hat stets die Leidenden gemeint...

Gemeinde singt Lied 4
4. Er nimmt auf sich, was auf Erden, / wir getan, gibt sich dran, / unser Lamm zu werden, / unser Lamm, das für uns stirbet / und bei Gott für den Tod / Gnad und Fried erwirbet.
5. Nun er liegt in seiner Krippen, / ruft zu sich mich und dich, / spricht mit süßen Lippen: / »Lasset fahrn, o liebe Brüder, / was euch quält, was euch fehlt; / ich bring alles wieder.«

OQ: „Unser Lamm zu werden“ - wir denken, wie es Linda im Gedicht las heute nacht nicht nur an die Krippe, wir denken an den Mann am Kreuz, an Jesus, in dessen Gemeinschaft wir hier Brot und Wein zu uns nehmen. Wir werden einige Augenblicke stille, und jeder gehe in sich, in welcher Haltung er hier zum Abendmahl kommt. In der Stille kann man jetzt um Licht und um die rechte Einstellung beten...[Stille; FG betet am Ende: Christe, du Lamm Gottes, erbarme dich unser...]

Erhebet eure Herzen... Abendmahl
Dankgebet

 AGAPE: Halleluja.... (fetzig-moderne Form des Hallelujas aus Händels „Messias“)

 Segen

„Gesegnete Weihnachten“

 (stehend) gemeinsames Lied: O, du fröhliche

 

Gesegnete Weihnachten allen, die dies lesen!

 

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