Gottesdienst am letzten Sonntag im Kirchenjahr,
Ewigkeitssonntag, 26.11. 2000, in Deilinghofen

Kirchenchor: Heilig, heilig, heilig!

Begrüßung und Abkündigungen

Eingangslied: 85, 1 und 9 bis 10 (O Haupt voll Blut und Wunden)

"IM NAMEN DES VATERS...UNSERE HILFE"

HL: Des Herrn Wort bleibt in Ewigkeit. So heißt es in einem Bibelwort, das dreimal in der heiligen Schrift zu finden ist, und so heißt es auf der ältesten Glocke Deilinghofens von 1505: Des Herrn Wort bleibt in Ewigkeit. "Verbum domini manet in aeternum."

FG: Und Jesus sagt im Evangelium, in einem Wort, das auf dem alten großen Kreuz in der Mitte unseres Friedhofs steht: Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen.

HL: Kommt lasset uns anbeten! "EHR SEI DEM VATER..."

Beichtvorhalt und Luthers Beichtgebet

[Gemeinde erhebe sich; HL:]. Liebe Gemeinde! Da wir versammelt sind, nachher das Abendmahl unseres Herrn und Heilands Jesus Christus zu feiern, ermahne ich euch, in seinem Bunde zu bleiben und gewiss zu sein, dass ER euch von allem Sünden und vom ewigen Tode wahrhaft erlöst hat. Wer solches glaubt, empfängt in diesem Mahle Vergebung der Sünden, Leben und Seligkeit. Darum sollen nachher die getrost herzutreten, die nach solchem Ewigen Leben wahres Verlangen haben, ihre Sünden bekennen und willens sind, hinfort nach Gottes Willen zu leben. Und wenn einer von uns im Glauben noch schwach ist und im Zweifel steht, so will Gott mit ihm doch Geduld haben: auch ein aufrichtiges Verlangen nach ihn wird er in Gnaden annehmen. Darum lasst uns unsere Sünde bekennen mit den Worten von Martin Luthers Beichtgebet:

[ad altarem] Allmächtiger Gott, barmherziger Vater,
ich armer, elender, sündiger Mensch
bekenne dir alle meine Sünde und Missetat,
die ich begangen mit Gedanken, Worten und Werken,
womit ich Dich jemals erzürnt und Deine Strafe
zeitlich und ewiglich verdient habe.
Sie sind mir aber alle herzlich leid
und reuen mich sehr,
und ich bitte Dich um Deiner grundlosen Barmherzigkeit
und um des unschuldigen, bitteren Leidens und Sterbens
Deines lieben Sohnes Jesus Christus willen,
Du wollest mir armem sündhaftem Menschen
gnädig und barmherzig sein,
mir alle meine Sünden vergeben
und zu meiner Besserung Deines Geistes Kraft verleihen.
Amen.

"KYRIE..."

Ist dies Euer aufrichtiges Bekenntnis und begehrt Ihr Vergebung der Sünden um Jesu Christi willen, so antwortet JA.

Der Herr, dein Gott ist bei dir, ein starker Heiland; er wird dir freundlich sein und dir vergeben. Auf solch Euer Bekenntnis spreche ich Euch im Namen und im Auftrag unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus die Vergebung aller Eurer Sünden zu, im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

"EHRE SEI GOTT... ALLEIN GOTT... DER HERR SEI MIT EUCH..."

Gebet FG: Heiliger Gott, der du die Liebe bist, hilf uns, an Neuanfänge glauben zu können, die du in deiner Liebe schenkst. Gib, dass wir an deine Liebe immer glauben können. Laß uns auch dann an ihr nicht irrewerden, wenn uns dein Tun unverständlich und dunkel ist. Festige uns heute durch dein Wort neu im Vertrauen an deinen guten Willen über uns. Herr, mach uns still und rede du, Gott unser Herr und Vater, der du mit Jesus, dem Sohn und dem hl. Geiste lebst und regierst von Ewigkeit zu Ewigkeit. "AMEN".

Alttestamentliche Lesung Psalm 90 - Konfirmandin Maike Gnibba im Wechsel mit der Gemeinde:
im neuen Gesangbuch EG Nr. 738.1 (S. 1167; Gemeinde liest die eingerückten Verse)

MG: Herr, du bist unsre Zuflucht für und für. Ehe denn die Berge wurden und die Erde und die Welt geschaffen wurden, bist du, Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Gem.: Der du die Menschen lässest sterben und sprichst: Kommt wieder, Menschenkinder!

MG: Denn tausend Jahre sind vor dir wie der Tag, der gestern vergangen ist, und wie eine Nachtwache.

Gem.: Du lässest sie dahinfahren wie einen Strom, sie sind wie ein Schlaf, wie ein Gras, das am Morgen noch sproßt und des Abends welkt und verdorrt.

MG: Das macht dein Zorn, dass wir so vergehen, und dein Grimm, dass wir so plötzlich dahin müssen.

Gem.: Denn unsre Missetaten stellst du vor dich, unsre unerkannte Sünde ins Licht vor deinem Angesicht.

MG: Darum fahren alle unsre Tage dahin durch deinen Zorn, wir bringen unsre Jahre zu wie ein Geschwätz.

Gem.: Unser Leben währet siebzig Jahre, und wenn's hoch kommt, so sind's achtzig Jahre,

MG: und was daran köstlich scheint, ist doch nur vergebliche Mühe; denn es fähret schnell dahin, als flögen wir davon.

Gem.: Wer glaubt's aber, daß du so sehr zürnest, und wer fürchtet sich vor dir in deinem Grimm?

MG: Herr, lehre uns bedenken, daß wir sterben müssen, auf daß wir klug werden. Amen.

Apostolisches Glaubensbekenntnis

Lied vor der Predigt: EG 294, 1-4 (Befiehl du deine Wege)

 

Predigt Psalm 90, 2-4 und 10 bis 12:

Gnade sei mit Euch und Friede von dem, der da IST und der da WAR und der da KOMMT: Jesus Christus. AMEN.

Liebe Gemeinde, einer der bekanntesten Psalmen ist der 90., aus dem eben die Konfirmandin Maike im Wechsel mit uns allen die ersten zwölf Verse las, jenen Abschnitt, der auch bei sehr vielen Beerdigungen im abgelaufenen Kirchenjahr in der Kapelle gelesen wurde - in schwerer Stunde. Unsere Konfirmanden nehmen gerade das Thema durch im Unterricht: "Ist mit dem Tode alles aus? Leiden, Kreuz und Sterben und der Glaube an Jesus Christus", und in dieser Unterrichtsreihe müssen sie auch Psalm 90, 2-4 und 10-12 auswendig können, den Abschnitt, den ich jetzt mit Bedacht als Predigttext für heute lese:

Herr, du bist unsre Zuflucht für und für. Ehe denn die Berge wurden und die Erde und die Welt geschaffen wurden, bist du, Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Der du die Menschen lässest sterben und sprichst: Kommt wieder, Menschenkinder! Denn tausend Jahre sind vor dir wie der Tag, der gestern vergangen ist, und wie eine Nachtwache. Unser Leben währet siebzig Jahre, und wenn's hoch kommt, so sind's achtzig Jahre, und was daran köstlich scheint, ist doch nur vergebliche Mühe; denn es fähret schnell dahin, als flögen wir davon. Wer glaubt's aber, daß du so sehr zürnest, und wer fürchtet sich vor dir in deinem Grimm? Lehre uns bedenken, daß wir sterben müssen, auf daß wir klug werden.

Liebe Gemeinde, "denn es fähret schnell dahin, als flögen wir davon..." Erlauben Sie bitte, dass ich heute ein wenig eigenartig diese Predigt beginne und Ihnen den Text einer privaten Karte vorlese. Es ist eine Beileidskarte, die ich vorgestern an meinen Vetter Dieter nach Schopfheim in der Gegend von Basel schickte. Dieter ist zwei Monate älter als ich, Sohn von Tante Elisabeth aus Schopfheim, die Donnerstag abend starb und am Dienstag nach Totensonntag, also übermorgen, dort in Schopfheim beerdigt wird.

Hören Sie mal die Worte auf dieser Karte:

"Lieber Dieter, Dir und Deiner Familie möchte ich hiermit mein herzliches Beileid aussprechen. Mutti hat mich heute morgen angerufen und mir die traurige Mitteilung gemacht, dass Tante Elisabeth, ihre Schwester, Deine Mutter, von uns genommen wurde – sie sei gestern ganz ruhig eingeschlafen. Ich musste heute viel dran denken, dass Tante Elisabeth von zig Besuchen bei Euch in Schopfheim eine wichtige Person meiner Kindheit war – und eigentlich meine Lieblingstante, die mir viel bedeutet hat.
Dass sie schon 84 ist, war mir unvorstellbar – ich habe sie immer als ziemlich junge Frau angesehen...
Wollen wir sie über den Tod hinaus Jesus Christus anbefehlen, an den sie geglaubt hat, und ihr Sterben als Heimgang ansehen.
Seinen Trost und alles Gute wünscht Euch
aus Deilinghofen
Euer Friedhelm."

Liebe Gemeinde, wenn ich hier so etwas Privates von Tante Elisabeth vorlese, dann könnte das einige komisch berühren, aber vielleicht verstehen einige hier auch gerade, was ich damit sagen will. "Unser Leben fähret schnell dahin, als flögen wir davon..." Das hab ich eben gelesen aus der Bibel, und: dass Gott Menschen sterben lässt – und dass das Leben 70 und - wenn’s hoch kommt - 80 Jahre wird, und in jedem Fall oft so wirkt wie verwelktes Laub, wenn der Wind drüber geht, ist es nimmer da, wie es auch Psalm 90 uns heute schon ähnlich sagte.

Ich sage das hier vor Menschen, wo viele Trauernde dabei sind, die im vergangenen Jahr etwas ganz gravierend Schweres erlebt haben: auf einer sehr langen Liste werden 67 Namen von Verstorbenen nachher verlesen, Menschen die im Kirchenjahr 1999/2000 von uns mussten. Und bei der Mehrzahl von denen habe ich das Trauergespräch bei Ihnen zu Hause geführt und oft vorher den Angehörigen oder die Angehörige lange und z.T. bis in den Tod begleitet, oder es war Pastor Lohmann oder ein anderer, z.B. aus der katholischen Gemeinde.

Ja, ich meine ein Stück zu wissen, was viele von Ihnen da auf dem Herzen haben, und wie weh alles tut, und ich weiß um diese Wehmut jetzt am Ende dieses Kirchenjahres und in der dunklen Jahreszeit und auf Weihnachten zu.

Aber genau deswegen möchte ich noch mal auf die private Karte wegen des Todes meiner Tante eingehen. Ich bin da kein so Betroffener, gebe ich zu. Denn diese Tante habe ich ab und zu mal angerufen und in der Deilinghofer Zeit drei oder viermal gesehen. Mehr nicht, Trauer in dem Sinn wie mein Vetter Dieter sie hat, ist da kaum, und doch: So kommt’s mir da ins Bewusstsein, dass selbst dieser Tod mich nicht unberührt lässt, sondern mir auf einmal was sagt! Diese Frau hat dir unwahrscheinlich viel gegeben, war immer wie eine Mutter zu dir, schon damals als vierjähriges Kind, und dann bis 15 oder 16, mindesten 2x im Jahr, und da war immer Schopfheim gleichbedeutend mit Tante Lisbeth, Tante Elisabeth, dieser freundlichen, immer jung wirkenden Frau, die es damals nur gut mit mir meinte. Von der ich sogar für den Glauben was gelernt habe, damals in Kleinkindertagen, und die ich immer schön fand übrigens mit ihrem Lächeln, z.T. schöner als meine Mutter. Und die soll jetzt schon 84 sein, und ruhig eingeschlafen... Wirklich: sehr eigenartige Trauergedanken bei einer Trauer, die gar nicht so tiefe Trauer ist... Aber eins ist gleich, bei dieser Trauer wie bei jeder: Ein Teil jeder Trauer ist Nachdenken über sich selbst, auch: dessen innewerden, wie sehr man selber Laub ist, wo der Wind darüber geht und verdorrendes Gras... Und dass man selber ein Teil davon ist, was da geschrieben steht: "Unser Leben fähret schnell dahin, als flögen wir davon..."

So werden hundertmal – wie hier von mir beschrieben – Gedanken von Menschen, die jemand verloren, ganz nach früher gegangen sein, z.T. bis in die Kindheit... Und einige Male war es sogar dann beim Trauergespräch so, dass wir im nachhinein, als wir intensiver über den Menschen, der von uns ging, nachgedacht haben, da ihn noch besser verstehen lernten in vieler Hinsicht – und dass wir manches Mal auch eine Menge lernten in solcher Trauerzeit über uns selbst. Liebe Gemeinde! Wenn ich da auf die Liste gucke, wie ich es auch gestern bei der Predigtvorbereitung intensiv tat, sagt mir fast jeder Name eine ganze Geschichte, zusammen mit ganz vielen Dingen, die da gefühlt wurden und werden.

Und jener Psalm, der 90., den wir hörten, der spricht es ja schonungslos aus, dass Tod immer auch als Gericht empfunden wird und zu verstehen ist, als Gericht von Gott her, wenn es da heißt: Wer glaubt’s aber, dass du so sehr zürnest, und wer fürchtet sich vor dir in deinem Grimm?

Ich muss da an viele denken, die da auch mit diesem zürnenden und richtenden Gott nicht einverstanden waren, die da hadernd fragten: Warum musste denn gerade mein Angehöriger so viel durchmachen, und dann so sterben? Fragen, die auch hier im Raum stehen, heute neu.

Liebe Gemeinde, mir haben am vorletzten Donnerstag die Konfirmanden aus Maikes Gruppe imponiert, als wir da im Unterricht genau über das gleiche Thema sprachen, als wir da ins Gespräch kamen durch einen Videofilm, in dem Trauersituationen und Todessituationen gezeigt wurden – und als die Jugendlichen da sehr aus sich rauskamen, dass da einige der 13- oder 14jährigen sagten, sie glaubten nicht so recht, dass es einen "schönen Tod" gäbe, wie manche das sehr betonen, sie glaubten, dass der Tod immer sehr sehr schlimm sei in Wirklichkeit, und einige gaben da von sich preis, wie sehr man über den Tod nachdenkt, auch in dem Alter und sich mit beschäftigt, z.T. bis hin zu Gedanken von Selbstmord, bis hin zu den Gedanken, wo in unserer Gesellschaft durch Menschenschuld unnatürlich gestorben wird, bis hin zu von Menschen gemachten Katastrophen, die Menschenleben kosten.

Liebe Gemeinde, unsere Unterrichtsreihe da im Konfimandenunterricht heißt, wie gesagt: "Ist mit dem Tode alles aus?" Und als ich ganz am Anfang diesen Titel der Reihe nannte und an die Tafel schrieb, da meinte eins der Mädchen leise, aber aus tiefsten Herzen: "Ja, da ist alles aus, da bin ich von überzeugt!" – ein Satz, der sich wie ein Schlag getroffen und wie ein Widerhaken in mir festgesetzt hat und mir bis heute nachgeht, dass ich mich frage: Wie wird es sein bis zum Mai, wenn ich sie konfirmiere, wird sie dann immer noch so denken – über den Tod und über Gott? Wird sie vielleicht verstehen, dass da noch mehr ist, dass da noch mehr zu sagen ist und zu erfahren ist von Jesus Christus, der den Tiefpunkt allen Todes am Karfreitag erlebte, den Tiefstpunkt, der alle Warums der Welt umschließt, und dann am Ostermorgen als der für uns Gekreuzigte und Gestorbene der Sieger blieb über den Tod uns seine Schrecken? Wird sie was davon kapieren, ja, werden auch trauernde Angehörige dieser 67 auf der Liste da was davon verstehen, dass an Christus glauben ein Bund ist, den kein Tod der Welt sprengen kann, und dass das Zeichen dieses ewigen Bundes sein Brot und sein Wein ist? Wird sie, jene Konfirmandin, was davon merken, dass ich ihr nichts anderes beibringen möchte, als dass ich in allen Todesschrecken, die auch ich kenne in meinen Einsamkeiten, ich ein Zeuge sein möchte von dem, dem ich gehöre: dem lebendigen Jesus und seinem ewigen Leben?

Genau diese Fragen, liebe Gemeinde, greift auf seine Wiese der Beter im 90. Psalm auf: der Tod wird da nicht verharmlos, vom "schönen Tod" wird da gar nicht gesprochen – im Gegenteil: vom Menschen wird da geredet, der wie verdorrendes Gras ist, und doch ist da das Ganze umschlossen von zwei Versen, die alles zusammenhalten: vom zweiten und vom 12., dem letzten, der eben gelesen wurde: Herr Gott, du bist unsere Zuflucht für und für – dass da, wo wir flüchten und fallen, dass da, wo wir umherirren wie ein herumfliegender Vogel, der kein Nest mehr hat, für diesen fliegenden einsamen Vogel eine Zuflucht ist, ein Heimatnest, auf dass man zufliegen und zu-flüchten kann, ein Zufluchtsort, denn der Gott selbst, zu dem da in Psalm 90 gebetet wird, ist das Nest und Zufluchtsort und Heimat in einem: Herr Gott, du ewiger Gott, du bist unsere Zuflucht für und für! Und dann am Ende unseres Abschnitts das Gleiche: Du, ewiger Gott, lehre mich doch, dass ich bedenke dass ich sterben muss, auf dass ich klug werde! Ich habe gerade über dieses Bibelwort in der Kapelle drüben oft gepredigt, auch im abgelaufenen Jahr und da gelegentlich gesagt: dass dieses "Bedenken, dass ich sterben muss" Luther so übersetzt hat, dass man es nach dem genauen griechischen Urtext auch einen Tick anders übersetzen kann, nämlich: Herr, lehre mich meine Tage zu zählen, auf dass ich klug werde. Auf deutsch übersetzt heißt das: Lehre mich, meine Zeit richtig zu betrachten, die hinter mir liegenden Tage und die vor mir noch liegenden, lass mich jeden Tag so betrachten, dass ich ihn aus deiner Hand nehme, Gott, als von dir abgezählte Tage, die ganz wertvoll sind, aber begrenzt, und die nicht so ewig sind, wie der Mensch in unserer Gesellschaft es sich vorstellt und einredet, wo da massenhaft der Tod entweder verdrängt oder schöngeredet wird. Ja, Gott, lass mich jeden Tag so leben, dass er auch mein letzter sein könnte, lass mich alles, was im Tag und in meiner Zeit steckt, ausschöpfen können und es wahrnehmen können als eine Gabe von dir! "Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen" – das ist dann kein bisschen den Tod fürchten und auf ihn wie gelähmt starren - wie das Kaninchen auf die Schlange, nein das ist – recht gesehen – ganz doll um die Begrenztheit des Lebens wissen und da Gott finden, Gott selbst, der meine Zeit in seinen Händen hat! Der Psalmbeter des Psalms 90 macht das ein Gebet draus und betet ums rechte Tagezählen, das klug macht und das klüger ist als sich was vorzumachen, wie‘s die Masse tut, die vom Tod so wenig wissen will wie von Gott.

Mich jedenfalls haben auch manche der Verstorbenen da auf der Liste kluggemacht, sie haben mir eine Lehre mitgegeben – auch durch ihr Sterben, und sie haben in der Art ihres Sterbens manche Lektion erteilt und sehr viel von dem Jesus bezeugt, dem sie im Leben und Sterben gehören – und dass sie jetzt bei ihm sind über den Tod hinaus. Einige von denen, die ich gleich vorlese, sind mir wichtige Zeugen dafür geworden, was es im Glaubensbekenntnis heißt mit dem Satz: "Ich glaube an die Auferstehung", und: "Ich glaube an das ewige Leben". Mögen es hier Angehörige mit manchen an Sterbebetten gelernten Lektionen auch so sehen lernen, dass es Anrufe von oben her waren, neu zum Glauben zu kommen. Möge man es dann so sehen, wie ich es im Blick auf meine verstorbenen Tante Elisabeth schreiben konnte auf der Karte: dass man sie über den Tod hinaus Jesus Christus anbefehlen darf, und dass man, wenn man (wie sie an ihn glaubte), Gott sei Dank!, Sterben als ein Heimgehen ansehen und glauben kann, auch heute noch.

Ja, Gott komme jedem hier nahe, mache jeden, der wahrhaft hört, hier klug im Sinn von Psalm 90 und werde uns Zuflucht mit seinem Trost und seinem ewigen Leben, auch jetzt, in Brot und Wein beim Abendmahl, dem großen Jesus-Zeichen dafür, dass der Tod nicht das letzte ist, sondern dass für die in seinem Bund das Schönste noch kommt. Amen.

Anschließend Chor: Näher mein Gott zu dir

Gemeinsames Lied: Stern, auf den ich schaue, EG 407,1-3

Lesung der Namen

Gebet:

Wir denken, Herr, vor dir an viele, die Tränen geweint haben und weinen. Wir denken vor dir, an das Kreuz und die Anfechtung, die auf so vielen Menschen liegt. Wir denken an all das, was so schwer zu verkraften ist - heute am Ende, am letzten Sonntag dieses Kirchenjahrs.

Du aber, Herr bist in unsere Tiefen gekommen, du selber trugst das Kreuz. Und du starbst unsern Tod für unsere Sünden. Lass dein Kreuz unsern Trostgrund werden, der Ort, von dem aus wir mit neuen Augen sehen können - wie Johannes, der Seher, es sah: auf den neuen Himmel und die neue Erde, auf deine neue Welt und deinen Himmel, von dem etwas zu uns runter kommt, wo du uns dein Wort und deinen Geist schenkst und wo du uns unendlich nahekommen willst auch in deinem Mahl bei Brot und Wein. Lass uns in der rechten Haltung hier das von dir nehmen, das du gibst und uns schenkst. Ja, wisch du ab die Tränen hier schon und mach uns zu Menschen, die andern Tränen ersparen und abwischen.

Mach End, o Herr, mach Ende mit aller unsrer Not stärk unsre Füß und Hände und lass bis in den Tod uns allzeit deiner Pflege und Treu empfohlen sein, so gehen unsre Wege gewiss zum Himmel ein. Amen.

Gemeinsames Lied: EG 361, 12

(danach beim Abendmahl, das Lohmann - HL - hält: EG 361, 5-11 oder 2)

Weiter: www.stephanus-kirche.de und www.mlhweb.de und www.pastoerchen.de

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