Das Historisch-Politische Buch - HPT. 32. Jahrgang, Heft 9/1984, S. 272 f.
Martin Schmidt: Der Pietismus als theologische Erscheinung. Gesammelte Studien zur Geschichte des Pietismus, Bd. II. (Arbeiten zur Geschichte des Pietismus 20), 338 S., Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1984, Lw. 68,- DM.
Friedhelm Groth: Die "Wiederbringung aller Dinge" im württembergischen Pietismus. Theologiegeschichtliche Studien zum eschatologischen Heilsuniversalismus württembergischer Pietisten des 18. Jahrhunderts (Arbeiten zur Geschichte des Pietismus 21), 432 S., Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1984, Lw. 78,-DM.

Zwei Jahre nach dem Tod des Heidelberger Kirchenhistorikers erscheint ein zweiter Aufsatzband zur Geschichte des Pietismus. Die elf Aufsätze, bis auf zwei bereits 1951-1978 andernorts publiziert, enthalten mehrere Überblicke über die Pietismusforschung, zwei Studien zu Spener, drei zu Francke und dem halleschen Pietismus, eine über Zinzendorf. Den großen Forschungsbericht von 1974 "Epochen der Pietismusforschung" wird man Martin Schmidts Vermächtnis nennen können. Das beigefügte Orts- und Personenregister erschließt auch den bereits 1909 in der gleichen Reihe erschienenen Aufsatzband "Wiedergeburt und neuer Mensch".
In kritischer Abgrenzung von Martin Schmidt, der in der Wiedergeburt des einzelnen das pietistische Zentralthema erblickt, bildet nach Groth die universale Zukunftshoffnung (Chiliasmus, Apokatastasis panton) "das große eschatologische Zentralthema in der Geschichte des württembergischen Pietismus". Im Mittelpunkt der im Druck um das (den beiden Blumhardts gewidmete) Schlußkapitel gekürzten Münsteraner theol. Dissertation stehen: J. A. Bengels biblische Begründung eines pietistischen Chiliasmus, dann F. Ch. Oetinger und M. Hahn, die vom Chiliasmus offen zur Apokatastasisanschauung übergehen. Von besonderem Wert ist das vorgeschaltete Kapitel über die durch Ph. J. Speners "Hoffnung besserer Zeiten" ausgelöste eschatologische Wende, in dem die Bedeutung Speners und des Ehepaares Petersen für den württembergischen Pietismus eindrucksvoll herausgearbeitet wird.

Johannes Wallmann