Alexander Pfänder

Ein Leben für die Philosophie

 www.pastoerchen.de/pfaender.htm

Familiengeschichtliche Forschungen von

Dr. phil. Alfred Meyer und

Dr. med. Helga Meyer, geb. Pfänder

(Mit weiteren Zusätzen – zuletzt am 16.3.2005)
 


Fortsetzung dieser familiengeschichtlichen Forschungen auf einer Pfänder-Extraseite Januar/Februar 2005 hier:
Prof. Josef Seifert (Liechtenstein) – Philosophischer Vortrag am 28.1.2005 über Alexander Pfänders Verständnis der Seele und des Seelischen im Märkischen Gymnasium Iserlohn zur 135. Wiederkehr des Geburtstages von Alexander Pfänder (viele Fotos aus der Aula des Gymnasiums und vom Empfang im Hotel "Vier Jahreszeiten) – dazu gibt es jetzt auch eine Tonbildschau zum Tage (diese Dias und den Ton bekommen Sie separat HIER)
NEU:
zur Einweihung des Alexander-Pfänder-Weges in Iserlohn

 


 
Weitere Informationen zu Alexander Pfänder auch im Philosophen-Lexikon
HIER
Grundinformationen zur phänomenologischen Psychologie auch HIER
Die Druckversion dieser Webseite finden Sie als PDF (59 Seiten) HIER

 

 

Inhalt

 

Einleitung

Der Lebenslauf

Das Werk

Pfänder, Husserl, Heidegger

Pfänder und der Nationalsozialismus

Der Nachlass

Würdigung des Lebenswerkes

Die Münchener Phänomenologie nach Pfänders Tod

Schlussworte

Anhang

Anmerkungen

Quellen- und Literaturverzeichnis

 

Zugabe 1: Foto vom Iserlohner Vortrag des an Pfänder orientierten Philosophen Prof. Dr. Mariano Crespo am 7. Mai 2003 im Märkischen Gymnasium

 

Zugabe 2: Aus der Biographie des Göttinger Theologieprofessors Wolfgang Trillhaas „Aufgehobene Vergangenheit. Aus meinem Leben “ (Göttingen 1976, S. 64 bis 73) zu seiner philosophischen Beeinflussung durch die Phänomenologen Alexander Pfänder und Moritz Geiger

 

 

(In der nachfolgend vorgestellten Pfänder-Schrift der Drs. Alfred und Helga Meyer liegen besondere Schwerpunkt bei Pfänders Herkunft aus Iserlohn und bei Biographisch-Familiengeschichtlichem. Für diese Webseite wurde aus theologischer Sicht zusätzlich besonderer Wert auf Pfänder und Geiger als philosophische Lehrer von Prof. Wolfgang Trillhaas gelegt. FG)

 

 

Einleitung:

 

Am 18. März 2001 war der 60. Todestag des Philosophie-Professors Dr. Alexander Pfänder, der aus unserer Nachbarstadt Iserlohn stammte. Aus diesem Anlass berichteten wir am 4. April 2001 über sein Leben und Wirken im Rahmen einer Veranstaltung des Bürger- und Heimatvereins Hemer e.V., die im Felsenmeer-Museum stattfand und mit einer kleinen Ausstellung verbunden war. Nach unserem Vortrag, der auf familiengeschichtlichen Forschungen beruhte und von mehr als 80 Personen besucht wurde, baten uns Verwandte, Freunde und Bekannte, die Ergebnisse unserer Recherchen über Alexander Pfänder in einer Druckschrift zu veröffentlichen. Diesem Wunsch kommen wir mit der vorliegenden Studie gern nach, zumal wir inzwischen über Alexander Pfänder noch weitere wichtige Erkenntnisse gewinnen konnten, die von allgemeinem Interesse sein dürften.

Unser Anliegen ist es, Alexander Pfänder in seiner westfälischen Heimat näher bekannt zu machen. Offenbar wissen nämlich nur sehr wenige Heimatfreunde, dass er einer der angesehensten Phänomenologen war und in enger Verbindung zu vielen bedeutenden Persönlichkeiten seiner Zeit stand, z.B. zu den großen deutschen Philosophen Theodor Lipps, Edmund Husserl, Max Scheler, Martin Heidegger sowie der 1998 heilig gesprochenen Philosophin Edith Stein [Zusatz FG: vgl. zu Edith Stein als Philosophin HIER],  zu den Leipziger Psychologen Wilhelm Wundt und Wilhelm Wirth, zu dem Schweizer Psychiater Ludwig Binswanger, einem der besten Freunde von Sigmund Freud, zu dem evangelischen Theologen Wolfgang Trillhaas, zu Kurt Huber, dem „Kopf“ der studentischen Widerstandsbewegung gegen den Nationalsozialismus „Weiße Rose“, und auch zu dem großen Hemeraner Kunsthistoriker und Nervenarzt Hans Prinzhorn.

Wir selbst wussten bis zum Sommer vorigen Jahres auch nur Weniges über Alexander Pfänder, und das war folgendes:

Die Verfasserin fand im Nachlass ihrer Eltern ein vergrößertes Porträtfoto mit dem Untertitel: Universitätsprofessor Dr. Alexander Pfänder, Philosoph in München, geb. 7.2.1870 in Iserlohn, gestorben 18.3.1941 in München. Auf der Rückseite dieses Bildes stand eine gut lesbare Widmung mit folgendem Wortlaut:  Universitätsprofessor Dr. Alexander Pfänder, München, Loristraße 6, zur Erinnerung für Herrn und Frau Dr. Amtsgerichtsrat Pfänder in Wetter-Ruhr mit herzlichen Grüßen. Das  Foto zeigte einen Mann im fortgeschrittenen Alter, mit großer Denkerstirn, Brille und einer markanten Nase. Flott wirkte sein Oberlippenbärtchen und die Fliege, die er trug.

Zusätzlich enthielt dieser Nachlass drei philosophische Werke von Alexander Pfänder:

1. die „Logik“ aus dem Jahre 1921 mit der Widmung: „Herrn J. Daubert vom Verfasser“,

2. „Die Seele des Menschen“ aus dem Jahre 1933 und

3. die „Philosophie der Lebensziele“ aus dem Jahre 1948, herausgegeben aus dem Nachlass von Wolfgang Trillhaas.

Über die  Herkunft des Bildes gaben uns die Lebenserinnerungen von der Mutter der Verfasserin Aufschluss. Dort hieß es: „Als ich beim Blättern im Konversationslexikon auf den Professor Alexander Pfänder stieß, der in München als Philosoph noch lebte, nahmen wir zwecks Familienforschung Verbindung mit ihm auf und erfuhren von ihm allerlei Interessantes. Er stammte aus Iserlohn,  schickte uns seinen Stammbaum  und war ein Vetter 2. Grades von Ludwig (d. h. dem Vater der Verfasserin). Auf einer Fahrt nach Berchtesgaden machten wir im Sommer 1940 in München Station und besuchten unseren Verwandten, den Professor Pfänder. Er war Witwer, kinderlos und schwer herzleidend. Seine Haushälterin erzählte uns an der Tür, dass er sich schon seit Wochen auf den Besuch seiner Verwandten aus Westfalen gefreut habe. Er erzählte von seinen Reisen nach Paris und Italien. Neben sich hatte er sein bedeutendstes Werk ‚Die Seele des Menschen’ liegen mit vielen herausragenden Zetteln. Er las jeden Tag darin. Es sollte überarbeitet werden. Ungern trennten wir uns von ihm, denn er war ein einsamer Mensch. Zu Weinachten schickte er uns sein vergrößertes Foto mit einer Widmung. Im darauffolgenden Jahr erhielten wir seine Todesanzeige.“

Dem Verfasser begegnete der Name Alexander Pfänder erstmals 1949 zu Beginn seines Studiums in einem philosophischen Seminar der Universität Münster, in dem die „Logik“ des Phänomenologen Alexander Pfänder als wichtige Lektüre empfohlen wurde. Während seiner Freiburger Studienzeit  lernte er dann die Philosophieprofessoren Martin Heidegger und Eugen Fink näher kennen, die beide als langjährige Assistenten Edmund Husserls von der Phänomenologie geprägt waren.  Damals ahnte er noch nicht, dass er sich später noch einmal  intensiver mit Alexander Pfänder und der Phänomenologie befassen würde.

Als wir im Sommer 2000 einen Internetanschluss erhielten, starteten wir  beiläufig eine Suchaktion nach Alexander Pfänder. Zu unserer Überraschung erhielten wir viele Informationen über ihn und darüber hinaus noch zwei Bilder. Als wir dann außerdem noch auf dem Stadtplan von München beim Aufsuchen der Loristraße, in der er zuletzt gewohnt hatte, in der Nähe eine Pfänderstraße entdeckten, verschlug es uns beinahe die Sprache. Wir fassten daraufhin den Entschluss, im Rahmen unserer familiengeschichtlichen Forschungen den Spuren nachzugehen, die das Leben und Wirken Alexander Pfänders hinterlassen haben.

Nach gründlicher Vorbereitung unternahmen wir mehrere Reisen, und zwar nach Berlin, München, Konstanz, Kreuzlingen (Schweiz) und in das Fürstentum Liechtenstein. Mehrmals recherchierten wir in der Staatsbibliothek in Berlin.      In München besuchten wir das Universitätsarchiv, die Bayerische Staatsbibliothek mit deren Handschriftenabteilung, das Stadtarchiv, die Leopoldstraße, die Loristraße, die Pfänderstraße und die Grabstätte von Alexander Pfänder. Von Konstanz aus besuchten das „Zentrum für Psychiatrie Reichenau“, die frühere „Heil- und Pflegeanstalt bei Konstanz am Bodensee“, und den Gebäudekomplex der ehemaligen „Privatklinik Bellevue“ in Kreuzlingen. Außerdem sahen wir uns in Konstanz das Insel-Hotel an. Im Fürstentum Liechtenstein  war unser Ziel die „Internationale Akademie für Philosophie“, Campus Gaflei, in Triesenberg/Vaduz.

Wir befragten einige Nichten und Neffen von Alexander Pfänder als Zeitzeugen, die in Iserlohn, Köln, München und Teisendorf leben, sprachen mit mehreren Wissenschaftlern, korrespondierten mit verschiedenen Archiven und nahmen außerdem den Recherchendienst der „Stattreisen München“ und der „Süddeutschen Zeitung“ in Anspruch. Wertvolle Informationen erhielten wir auch im Stadtarchiv Iserlohn, im dortigen evangelischen Kirchenarchiv und von mehreren Heimatfreunden, so dass wir nunmehr über das Leben und Wirken Alexander Pfänders ausführlich berichten können.

 

 

 

Der Lebenslauf

 

Carl Wilhelm Alexander Pfänder wurde am 7. Februar 1870 in Iserlohn geboren und drei Wochen später gemäß dem Glauben seines Vaters Carl Pfänder evangelisch-reformiert getauft, während seine Mutter Julie Pfänder, geb. Allehoff, katholisch war. Aus dem ältesten Adressbuch der Stadt Iserlohn von 1866 geht hervor, dass Carl Pfänder bei seinen Eltern Hohler Weg 510 wohnte und Julie Allehoff bei ihren Eltern in der Nachbarschaft, Neue Straße 530. Beide Familien besaßen dort ein eigenes Haus. Im zweiten Adressbuch von Iserlohn aus dem Jahre 1874 ist als Wohnsitz der Familie Carl Pfänder die Nordstraße 1166 angegeben.1 Da kein Adressbuch von 1870, dem Geburtsjahr Alexander Pfänders, vorhanden ist, konnte sein Geburtshaus bisher nicht ermittelt werden. Alexanders Vater Carl Pfänder war Bauunternehmer und errichtete gemeinsam mit seinem Kompagnon Wilhelm Vahrenkamp mehrere inzwischen nicht mehr vorhandene Gebäude.2 In enger Zusammenarbeit mit dem Berliner Architekten Eduard Titz, dem bekannten Schinkel-Schüler, erbauten sie z.B. eines der imposantesten Iserlohner Häuser, die Villa Bellevue an der Stennerstraße, in der später bis zum Abriss in den 60er Jahren das Mädchengymnasium untergebracht war.

Bereits 1875, im Alter von nur 29 Jahren, verstarb der Vater von Alexander Pfänder. Mit dem 5jährigen Sohn Alexander und ihrer ein Jahr jüngeren Tochter Berta stand die Mutter Julie Pfänder nun allein. Sie heiratete drei Jahre später, nämlich 1878, in Iserlohn den aus Unna stammenden Kaufmann Theodor Clarfeld, einen Witwer mit einem vierjährigen Sohn, der ebenfalls Theodor hieß. Aus dieser Ehe gingen dann noch sechs weitere Kinder hervor, zwei Jungen und vier Mädchen, nämlich Carl (*1879), Julie (*1880), Johanna (*1882), Alma (*1883), Margarete (*1887) und Hans (*1890).3

Alexander Pfänder wuchs zusammen mit seinen jüngeren Geschwistern in Iserlohn, Kluse 21, auf, wo sein Stiefvater Theodor Clarfeld gemeinsam mit einem Teilhaber namens Kökler ein Exportgeschäft in Stahl-, Messing-, Eisen- und Kurzwaren betrieb. Er besuchte in seiner Heimatstadt die Volksschule und anschließend das Realgymnasium. Während der Prima wurde er von dem Schulleiter, Direktor Dr. Hugo Langguth, in Mathematik und Physik unterrichtet. Sein Klassenlehrer war Professor Ernst Danz, bei dem er Unterricht in Französisch hatte. Der Oberlehrer Heerhaber erteilte in seiner Klasse Unterricht in Deutsch, Latein, Geschichte und Geographie, der ordentliche Lehrer Faber in Englisch, der ordentliche Lehrer Dr. Köster in Religionslehre und der ordentliche Lehrer Arndt in Chemie. Die Abiturprüfung bestand Alexander Pfänder am 15.2.1888 vor der Königlichen Prüfungskommission, dessen Vorsitz der Königliche Kommissar Provinzial Schulrath  Dr. Rothfuchs innehatte. Sein Berufswunsch war es, Ingenieur zu werden.4              

Zuerst arbeitete Pfänder neun Monate in den verschiedenen Abteilungen der Eisenbahn-Hauptwerkstätte in Witten/Ruhr praktisch. Zum Wintersemester 1888/89 begann er dann sein Studium an der Technischen Hochschule in Hannover.5 Bereits nach drei Semestern wechselte er zur Technischen Hochschule in München über. Es erschien uns recht ungewöhnlich, dass er als neuen Studienort eine Stadt gewählt hatte, die fast dreimal so weit von Iserlohn entfernt war wie Hannover, und wir fanden dafür zunächst keine plausible Erklärung. Erst als wir unsere Recherchen auf seinen Freundeskreis ausdehnten, stellten wir fest, dass sein bester Iserlohner Freund Emil Welcke 1890 das Abitur am dortigen Realgymnasium bestanden hatte und anschließend ein Universitätsstudium aufnehmen wollte. Beide beabsichtigten offensichtlich, die folgende Studienzeit gemeinsam an einem Ort zu verbringen. München kam dafür in Betracht, weil es dort sowohl eine Universität als auch eine Technische Hochschule gab. Hier waren sie wieder wie in Iserlohn zusammen. Ihre Studiengänge verliefen jedoch in unterschiedlichen Bahnen.

Zu Emil Welcke möchten wir folgendes bemerken: Er wurde in Iserlohn am 19.4.1870 geboren, und zwar als Sohn des Ziegeleibesitzers Dietrich Welcke und dessen Ehefrau Wilhelmine, geb. Nordhaus. Zunächst studierte er fünf Semester Chemie, dann Medizin und promovierte 1896 mit einer Arbeit „Über die Nerven der Schilddrüse“ zum Dr. med.  1897 legte er das Staatsexamen ab. Seine Assistentenzeit verbrachte er in Berlin, davon ein Jahr bei  Geheimrat Prof. Dr. Bergmann an der Königlich Chirurgischen Universitätsklinik. Anschließend praktizierte er zwei Jahre in seiner Heimatstadt Iserlohn. „Im November 1903“, schrieb er in seinem Lebenslauf, „hielt es mich dort nicht länger, es zog mich nach den Stätten, wo Wissenschaft und Kunst gemacht und gepflegt wird, und ich siedelte nach München über. Hier praktiziere ich seitdem und studiere neben meinem Beruf Psychologie.“

Im Februar 1906 schloss Emil Welcke sein Psychologiestudium mit einer Doktorarbeit über „Untersuchungen zur Konsonanzfrage“ ab. Im Rigorosum prüften ihn drei der bekanntesten Professoren ihrer Zeit, und zwar im Hauptfach Philosophie Theodor Lipps, im ersten Nebenfach Physik Wilhelm Conrad Röntgen, der Entdecker der nach ihm benannten Strahlen, dem 1901 als erstem  der Nobelpreis für Physik verliehen worden war, und im zweiten Nebenfach Psychiatrie Hofrat Emil Kraepelin.  

1913 emigrierte Emil Welcke nach Südamerika, zunächst nach Chile, dann nach Brasilien.6 Beide Iserlohner Freunde blieben auch weiterhin in Verbindung. 1932 hatte Alexander Pfänder in der Liste der Personen, die bei seinem Tode benachrichtigt werden sollten, an erster Stelle Dr. Emil Welcke, Chirurg, Rio de Janeiro, Brasilien angeführt.7

Pfänder blieb bis 1892 an der Technischen Hochschule in München. Dann wechselte er zur Universität über und studierte dort Mathematik, Physik und Philosophie, zu der auch die als Fach noch nicht selbständige Psychologie gehörte. Im SS 1893 besuchte er eine Vorlesung über „Metaphysik und Teleologie“ von Carl Stumpf, einem Schüler von Franz Brentano. Danach wandte er sich insbesondere Theodor Lipps zu.

Theodor Lipps, geb. 1851, studierte bereits mit 16 Jahren Theologie, danach  Philosophie und Naturwissenschaften. Nach der Promotion und Habilitation in Bonn erhielt er dort 1884 eine Professur. 1890 folgte er einem Ruf nach Breslau und 1894 nach München, wo er das Psychologische Institut gründete. 1899 wurde er ordentliches Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Seine Hauptwerke waren „Grundzüge der Logik“ (1893), „Raumästhetik und geometrisch-optische Täuschungen“ (2 Bde. 1893-97), „Vom Fühlen, Wollen und Denken“ (1902), „Leitfaden der Psychologie“(1903) und „Ästhetik“ (2 Bde. 1903-1906). Theodor Lipps verstand die Psychologie als erkenntnistheoretische Grunddisziplin. Deshalb machte man ihm zeitweilig den Vorwurf des Psychologismus.

Pfänder wurde der Lieblingsschüler von Theodor Lipps und promovierte 1897 bei ihm mit der Bestnote „summa cum laude“. Das Thema seiner Dissertation lautete: „Wille und Willensgefühl“. Neben Philosophie als Hauptfach waren Mathematik und Physik seine Prüfungsfächer.8

Während seiner Studienzeit an der Universität in München lernte Pfänder den Kommilitonen Wilhelm Wirth kennen, der im WS 1894/95 nach München gekommen war, um bei Theodor Lipps Philosophie und Psychologie zu studieren. Sie verbrachten ihre Zeit gemeinsam im Lesesaal des Seminars, unternahmen Wanderungen in die schöne Umgebung von München und diskutierten dabei aktuelle philosophische Probleme. Zwischen beiden entwickelte sich eine lebenslange Freundschaft. Auch Wilhelm Wirth promovierte 1897 bei Theodor Lipps mit der Bestnote „summa cum laude“, und zwar schon kurz vor der Vollendung seines 21. Lebensjahres.

Auf Anraten seines Doktorvaters wechselte Wilhelm Wirth zum SS 1898 zu Wilhelm Wundt nach Leipzig über, um sich dort der experimentellen Psychologie zuzuwenden. Die Korrespondenz, die sich dann in den Jahren 1898 und 1899 zwischen Pfänder in München und Wilhelm Wirth in Leipzig ergab, umfasste einige hundert eng beschriebene Blätter. Wilhelm Wirth habilitierte sich 1900 in Leipzig, wurde 1908 a.o. Professor und Mitdirektor des Instituts von Wilhelm Wundt sowie 1917 Direktor des neu errichteten psychologischen Seminars, das er bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1944 leitete. In seiner Autobiographie  gedenkt er Pfänders in großer Dankbarkeit. Er nennt ihn an mehreren Stellen “my friend Alexander Pfänder“.9 Ebenso wie Emil Welcke stand auch Wilhelm Wirth in der Liste derjenigen Personen, die beim Tod von Alexander Pfänder benachrichtigt werden sollten.

Nach dem Doktor-Examen beschloss Pfänder, die Universitätslaufbahn einzuschlagen und sich bei seinem Doktorvater Theodor Lipps zu habilitieren. Er lernte Griechisch und verfasste eine Abhandlung über das Thema „Die psychologische Analyse der Tatsache des Wollens“, die am 9.12.1899 vom Akademischen Senat mit dem Frohschammer-Preis und einer damit verbundenen Dotation in Höhe von 1.600 Mark ausgezeichnet wurde. Der katholische Theologe und Philosoph Jakob Frohschammer (1821-1893) hatte der Universität München sein Vermögen vermacht, so dass davon für mehrere Jahre ein Forschungspreis ausgesetzt werden konnte. Pfänder legte seine preisgekrönte Arbeit, die später sogar ins Russische und Spanische übersetzt wurde, im Jahre 1900 unter dem Titel „Phänomenologie des Wollens“ als Habilitationsschrift vor.

Da ihm als Absolvent des Iserlohner Realgymnasiums das zur Habilitation in der I. Sektion der Philosophischen Fakultät der Universität München vorgeschriebene Reifezeugnis eines humanistischen Gymnasiums fehlte, musste Pfänder vor einer von der Fakultät eingesetzten Kommission den Nachweis gleichwertiger Kenntnisse erbringen. Der Prüfer Professor Christ legte ihm eine Reihe philosophischer und mathematischer Ausdrücke zur sprachlichen Erklärung vor, und der andere Prüfer Professor Müller ließ ihn zwei Texte aus dem Griechischen übersetzen: aus der „Odyssee“ und aus Xenophons  „Anabasis“.

Erst nach dieser Prüfung wurde Pfänder aufgrund seiner vorgelegten Habilitationsschrift zur Probevorlesung zugelassen. Das ordnungsgemäß ausgeloste Thema lautete: „Das Bewusstsein und seine Inhalte“. Theodor Lipps, der damals Dekan der philosophischen Fakultät war, fasste in seinem Bericht an den Akademischen Rat das Urteil über die Probevorlesung folgendermaßen zusammen: „Der Vortrag wurde vollständig frei gehalten und hat die Fakultät nach Form und Inhalt recht befriedigt. In der nachfolgenden Diskussion zeigte sich der Kandidat gewandt und  schlagfertig. Aufgrund von allem beehrt sich die Fakultät, die Erteilung der venia legendi für Philosophie an Herrn Dr. Alexander Pfänder zu befürworten.“

Daraufhin beschloss der Senat mit Ausnahme einer Stimme die Erteilung einer Dispensation von der Beibringung des Reifezeugnisses eines humanistischen Gymnasiums und befürwortete das Habilitationsgesuch.

Ein entsprechender Antrag wurde an das K. Bayerische Staatsministerium des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten gerichtet, das dem Senat am 4.1.1901 folgende Antwort erteilte: „Seine Königliche Hoheit Prinz Luitpold, des Königreichs Bayern Verweser, haben allergnädigst zu genehmigen geruht, dass der Dr. phil. Alexander Pfänder aus Iserlohn unter ausnahmsweiser Dispensation von dem Absolutorium eines humanistischen Gymnasiums als Privatdozent für Philosophie in die philosophische Fakultät der K. Universität München aufgenommen werde.“ Im Sommersemester 1901 hielt  Pfänder dann als junger Privatdozent seine erste Vorlesungsreihe über „Einleitung in die Philosophie“.10  

Im Wintersemester 1903/04 verbrachte Pfänder einen Studienaufenthalt an der Universität in Leipzig, um dort im Psychologischen Institut die nötige Ausbildung in der experimentellen Psychologie zu erwerben, was in München wegen eines fehlenden psychologischen Laboratoriums nicht möglich war. Damals verkehrte er auch im Hause von Wilhelm Wundt, der seit 1875 ordentlicher Professor der Philosophie in Leipzig war und dort 1879 das erste Institut für experimentelle Psychologie gegründet hatte. Die Ergebnisse der Forschungen seines Instituts veröffentlichte Wilhelm Wundt in den Zeitschriften „Philosophische Studien“ (1881-1902) und „Psychologische Studien“ (1905-1917). Später wandte er sich verstärkt einer Kulturpsychologie zu, die er als „Völkerpsychologie“  (10 Bde. 1900-1920)  darstellte. 

Pfänder schrieb  über Wilhelm Wundt  in einem Brief vom 25.12.1903 an den Philosophiestudenten A. Schwenninger folgendes: „Sein Vortrag ist ganz vorzüglich, und man begreift die überragende Stellung, die er hier einnimmt. Mit dem ‚Noli me tangere’( lat. ‚Rühr mich nicht an’) ist es übrigens nicht so schlimm. Wundt ist ein sehr freundlicher alter Herr von außerordentlicher Frische; eine gewisse Schüchternheit, die ihm, meiner Ansicht nach, eigen ist, scheint man auch hier, wie so oft, als Hochmut ausgelegt zu haben. Er interessiert sich für alles, aber er lässt Jeden seinen Weg gehen und beschränkt sich auf gelegentliche Ratschläge in Bezug auf die Experimente.“

Besonders beeindruckt war Pfänder in Leipzig von der Musik Bachs in der Thomaskirche. Die Stadt  selbst gefiel ihm jedoch nicht. So hieß es an anderer Stelle in dem erwähnten Brief: „Es fehlt hier völlig der künstlerische Zug und die großartige, mannigfaltige Umgebung Münchens. Ich bin doch lieber in München und an der Münchener Universität als hier.“

Im Winterhalbjahr 1906/07 war es Pfänder aufgrund eines Reisestipendiums möglich, sechs Monate für kunstgeschichtliche Studien in Italien zu verbringen. Dort besuchte er die Sehenswürdigkeiten vieler Städte und blieb an einigen Orten auch längere Zeit, z. B. in Venedig zwei Wochen und in Florenz drei Wochen. Diese Reise hat ihn bis an sein Lebensende beeindruckt. Auch eine Fahrt nach Paris im Jahre 1927 war ein Höhepunkt in seinem Leben.11

1908 wurde Pfänder in München außerordentlicher Professor der Philosophie. Wegen einer schweren Erkrankung von Theodor Lipps wurde er für die Zeit von 1908 bis 1913 zum stellvertretenden Vorstand des Psychologischen Seminars bestellt, und von 1910 bis 1914 erhielt er zusätzlich einen Lehrauftrag für Pädagogik. 1921 erfolgte seine Ernennung zum Honorarprofessor. 1930 erhielt er im Alter von 60 Jahren ein persönliches Ordinariat in der Philosophischen Fakultät der Universität München, I. Sektion. Bis zu seiner Emeritierung 1935 war er dort als ordentlicher Professor tätig. Zusammen mit seinem Freund Aloys Fischer, der in jüngeren Jahren  Privatlehrer im Hause des Bildhauers Adolf von Hildebrand gewesen war und anschließend sogar Erzieher der bayerischen Prinzen Luitpold und Albrecht,  leitete er das Psychologische Institut.12

Während der ersten Münchener Jahre lebte Pfänder in Schwabing, Leopoldstraße 70, als Untermieter bei Familie Dietz. Die Tochter Anna wurde später seine Hörerin und wissenschaftliche Assistentin. In seinen letzten Lebensjahren führte sie ihm auch den Haushalt. Pfänder hatte einen streng geregelten Tagesablauf. Er wanderte viel und radelte abends manchmal ins Isartal  oder in die Schleißheimer  Landschaft. „Abseits der Landstraße ist es oft am schönsten“, bemerkte er wiederholt. Er liebte die Stille, wie er sie schon als Jugendlicher in seiner Heimat, den Wäldern um Iserlohn,  kennengelernt hatte. Im Herbst zog es ihn wiederholt in die Garmischer Berge und im Frühjahr nach Südtirol.13 Während seiner Schwabinger Zeit lernte er als junger Mann das Ehepaar Hermann Croissant und Anna Croissant-Rust kennen. Anna Croissant–Rust war zehn Jahre älter als er und spielte als Schriftstellerin in der dortigen Literaturszene eine bedeutende Rolle. Unter den deutschen Dichterinnen der damaligen Zeit galt sie als ausgeprägteste Naturalistin.14 Er war von ihren Werken fasziniert, die nach dem Urteil des Literaturhistorikers Alfred Biese „ihresgleichen in unserer Literaturgeschichte suchen“,  und er  verehrte sie auch sehr als Frau.15

Wenn Pfänder außerhalb von München war, berichtete er ihr in Briefen eingehend über seine Gefühlslage und die Probleme, die ihn bewegten. Von Iserlohn aus schickte er ihr sogar einmal ein echtes westfälisches Brot und einen Honigkuchen. Aus dieser Zeit der ersten Begegnung mit Anna Croissant-Rust stammen auch einige Gedichte von Pfänder, z.B. „Ein Astralgeist“ vom Januar 1893 und „Sabbatstille des Gemüts“ vom Februar 1893. Vielleicht wirkte sich der Einfluss von Anna Croissant-Rust auch auf Pfänders Erzählung „Ein Märchen vom Irrlicht“ aus, das nach der Jahrhundertwende entstand und in verschlüsselter Form die Möglichkeiten und Grenzen philosophischer Erkenntnis sichtbar werden ließ.16  

Die Verbindung zu Anna Croissant-Rust blieb auch in der Folgezeit bestehen. Pfänder hat 1932 in der Liste derjenigen, die bei seinem Tode benachrichtigt werden sollten, Frau Direktor Anna Croissant-Rust, Pasing, Maria-Eich-Str. 49, ausdrücklich erwähnt. Den Direktortitel führte sie, wie es damals noch üblich war, als Ehefrau von Hermann Croissant, der von 1898 bis 1904 als Direktor bei den Städtischen Gaswerken in Ludwigshafen tätig war.17

In München begegnete Pfänder dann auch der Frau seines Lebens, Rosa Schwenninger, geb. Schrank (* 29.3.1881), mit der er im November 1918 die Ehe schloss. Sie stammte aus einer wohlhabenden katholischen Münchener Familie. Ihr Vater, Josef Schrank, besaß als Baumeister ein eigenes  Unternehmen. In erster Ehe war sie mit dem Nervenarzt Dr. Alfred Schwenninger, einem früheren Schüler und Freund von Pfänder, verheiratet gewesen.18 Eine ehemalige Schülerin Pfänders, Dr. Gerda Walther, von der wir später noch mehr berichten werden, charakterisierte sie folgendermaßen: „Rosa Pfänder war eine echte Münchenerin, schönheitsliebend, etwas künstlerisch veranlagt und nicht so schwerblütig wie ihr westfälischer Gatte.“19 In ihrem Elternhaus Loristr. 6 bezogen Rosa und Alexander Pfänder im 4. Obergeschoss eine ruhige, vornehm eingerichtete Dachwohnung mit freiem Blick auf die Stadt München.

Der Gebäudekomplex Loristr. 6, der aus einem Vorderhaus- und einem Rückgebäude, dem sogenannten Gartenhaus, bestand, war, wie Pfänder einmal humorvoll bemerkte, „ein richtiges Familiennest“. Hier befanden sich die Geschäftsräume des Baubüros Schrank, und hier wohnten außer dem  Ehepaar Pfänder auch noch Rosa Pfänders Eltern, die Familien ihrer drei Brüder Max (*1891), Richard (*1896) und Hans (*1900) sowie die Schwiegereltern ihres Bruders Max.20

Im 3. Obergeschoss der Loristraße 6  war eine weitere Wohnung an eine Freundin von Rosa Pfänder und deren Ehemann, den Obergeometer und späteren Baurat Mayer, vermietet. Bei dieser Familie wohnte Gerda Walther eine Zeitlang als Untermieterin nach ihrer Promotion bei Pfänder.21 Sie wurde später  wissenschaftliche Sekretärin von Hans Prinzhorn, der aus unserem Wohnort Hemer stammte und auf den wir später noch zu sprechen kommen.22

Das Vorderhaus und auch das Rückgebäude  der Loristraße 6 wurden im Zweiten Weltkrieg bei einem Bombenangriff auf München völlig zerstört. Heute steht auf  dem Grundstück ein fünfstöckiger prachtvoller moderner Wohnblock, der sich aber nicht mehr im Besitz der Familie Schrank befindet, wie uns Herr Theodor Schrank, ein Neffe von Alexander Pfänder, in München berichtete.

Das Zusammenleben Pfänders mit seiner Frau gestaltete sich sehr harmonisch. Sie stand ihrem Mann bei allen seinen Arbeiten verständnisvoll und hilfreich zur Seite. So stenographierte sie z. B. zeitweise seine Vorlesungen mit und diktierte den Text nachher der Buchhalterin Fräulein Ullmann in die Schreibmaschine.23

Die Eheleute Pfänder waren sehr gastfreundlich und pflegten auch weiterhin freundschaftliche Verbindungen zu dem Nervenarzt Alfred Schwenninger, der bereits zu Beginn des Jahrhunderts ein Schüler von Pfänder gewesen war und nach der Promotion in Philosophie noch Medizin studiert hatte. Seit 1914 war Alfred Schwenninger in zweiter Ehe mit Helene (genannt Helle) Hahn, einer Pfarrerstochter aus Württemberg, verheiratet. Beide waren mit ihren Töchtern  Ruth (*1915) und Elisabeth (*1918) immer willkommen bei Rosa und Alexander Pfänder.24 Alle Sorgen und Probleme, die bei dem einen oder anderen auftraten, besprach man vertrauensvoll gemeinsam. Rosa Pfänder übernahm sogar die Patenschaft bei der jüngsten Tochter Elisabeth (genannt Lily), die ausgezeichnet Geige spielte und  Musik studierte, während die ältere Tochter Ruth nach dem Vorbild ihres Vaters Ärztin wurde. Beide Töchter wohnten während ihres Studiums längere Zeit in Pfänders Wohnung. Auch Schüler Pfänders, wie z.B. Wolfgang Trillhaas, Herbert Spiegelberg und Gerda Walther, wurden oft eingeladen.

Eine besondere Freude bereitete es Alexander und Rosa Pfänder, wenn Verwandte aus Westfalen zu Besuch kamen. Eine Nichte von Alexander Pfänder, Frau Hildegard Giebe aus Iserlohn, die Tochter seiner Schwester Johanna Isselmann, konnte uns z.B. von ihren Reisen nach München folgendes berichten: „Die Fahrten dorthin bedeuteten für mich als junges Mädchen immer etwas ganz Besonderes. Schon lange vorher freute ich mich auf die gemeinsamen Tage mit Onkel Alex und Tante Rosa. Der Empfang war jedes Mal sehr herzlich. So stand Onkel Alex am frühen Morgen am Münchener Hauptbahnhof, um mich vom Nachtzug aus Westfalen abzuholen. Im Gästezimmer lagen dann Prospekte über München, Postkarten, Briefmarken und Süßigkeiten für mich bereit. Tante Rosa  war während des Aufenthaltes meine private Stadtführerin, die mir Münchens Kunstschätze sehr eindrucksvoll nahebringen konnte. Auch ein Besuch auf dem Oktoberfest ist mir noch in bester Erinnerung.“

Ebenso war ein weiterer Westfale ein immer gern gesehener Gast, nämlich  Hans Prinzhorn, der 1886 in Hemer geboren wurde. Der genaue Zeitpunkt, wann sich  Pfänder und Hans Prinzhorn kennengelernt haben, konnten wir nicht feststellen. Beide hatten zwar am Iserlohner Realgymnasium das Abitur gemacht, jedoch im Abstand von 16 Jahren, so dass  sie sich von ihrer Schulzeit her nicht kannten. Es ist sehr wahrscheinlich, dass sie sich zuerst im SS 1906 begegnet sind, als Prinzhorn nach viersemestrigem Studium in Tübingen und Leipzig nach München kam, um Theodor Lipps zu hören.

Da Hans Prinzhorn ebenso wie Alexander Pfänder aus unserer engeren Heimat stammt, wollen wir auch  sein Leben und Werk  kurz betrachten:

Nach der Promotion in München mit einer kunstgeschichtlichen Arbeit über den berühmten Baumeister Gottfried Semper absolvierte Prinzhorn zunächst eine Gesangsausbildung in London  und widmete sich dann in Freiburg dem Medizinstudium, das er mit dem Staatsexamen und dem Dr. med. abschloss. Während der Assistentenzeit bei seinem Doktorvater Karl Wilmanns in der Psychiatrischen Universitätsklinik in Heidelberg  trug er eine große Sammlung von 5.000 Bildwerken psychisch Kranker zusammen. Auf dieser Grundlage veröffentlichte er 1922 sein Buch „Die Bildnerei der Geisteskranken“, das ihn erstmals in das Bewusstsein der Öffentlichkeit hob und später berühmt machte.  Es folgte 1925 „Die Bildnerei der Gefangenen“, 1929 „Psychotherapie“, 1930 die Festschrift für Ludwig Klages „Die Wissenschaft am Scheidewege von Leben und Geist“ und 1931 „Charakterkunde der Gegenwart.“  

Von Heidelberg aus führte Hans Prinzhorns weiterer Lebensweg nach Dresden, wo er in der psychiatrischen Klinik „Weißer Hirsch“ ärztlich tätig war und mit der Ausdruckstänzerin Mary Wigmann zusammenlebte. 1924 eröffnete er in Frankfurt a. M. eine psychotherapeutische Praxis, die er aber nur wenige Jahre betrieb. Er unternahm 1929 eine Vortragsreise in die USA, anschließend eine Reise nach Mexiko zu Rauschgiftstudien und hielt sich dann einige Zeit in Paris auf, wo er Texte von André Gide übersetzte. Nach dem Scheitern seiner dritten Ehe verbrachte er die letzten Jahre seines Lebens im Schwarzwald und später bei einer Tante in München, wo er 1933 im Alter von nur 47 Jahren nach einer Italienreise an Typhus verstarb. 

Während seines rastlosen Lebens als Nervenarzt, Psychologe, Schriftsteller und Übersetzer stand Hans Prinzhorn in freundschaftlicher Verbindung zu vielen bedeutenden Persönlichkeiten seiner Zeit, z. B. dem Philosophen Ludwig Klages, dem Dichter Gerhart Hauptmann, dem Architekten Mies van der Rohe und dem Bildhauer Georg Kolbe. Er hat zwar an keiner Universität einen Lehrstuhl erhalten, aber durch zahlreiche Schriften und Vorträge der Wissenschaft wertvolle Impulse gegeben, die z.T. heute noch nachwirken.25

Die Prinzhorn-Sammlung, die sich in der Obhut der Universität Heidelberg befindet, wurde als Wanderausstellung  weltweit präsentiert, und in diesem Jahr würdigte die Universität Heidelberg die Persönlichkeit und das Werk Prinzhorns durch die Einrichtung einer ständigen Ausstellung.  

Auch in Prinzhorns Heimatstadt Hemer gedenkt man des großen Sohnes in mannigfacher Weise: Eine Tafel an seinem Geburtshaus erinnert an ihn. Im Felsenmeer-Museum zeigt der Bürger- und Heimatverein mehrere Exponate über das Leben und Werk von Hans Prinzhorn, darunter eine Büste, die Georg Kolbe geschaffen hat. Eine Straße, die Realschule und das Westfälische Fachkrankenhaus für Psychiatrie und Psychotherapie tragen den Namen Hans Prinzhorn.

Das Verhältnis zwischen Prinzhorn und den Eheleuten Pfänder war sehr herzlich. Das geht insbesondere aus einem Schreiben Alexander Pfänders an Alfred Schwenninger vom 30.10.1921 hervor, in dem es hieß: „Herr Prinzhorn war vor einigen Tagen hier, verfehlte Rosi, traf sie aber auf der Straße und berichtete ihr von seinem Salzburger Versuch, uns aus Karlstein herbeizulocken.“26 In Bad Reichenhall-Karlstein besaß die Familie Schrank nämlich ein Landhaus, in dem  sich auch Alexander und Rosa Pfänder  gelegentlich aufhielten, was Prinzhorn bekannt war.

Besonders in kunstgeschichtlichen Fragen fand Hans Prinzhorn in Rosa Pfänder eine lebhafte Gesprächspartnerin. Auch Alexander Pfänder war an dieser Thematik interessiert. Man schätzte sich gegenseitig sehr, erörterte philosophische Probleme und verkehrte auch brieflich miteinander.  Mehrfach ließ Pfänder über Alfred Schwenninger, der Prinzhorn als ärztlichen Fachkollegen kannte, Grüße  ausrichten.

Als Helle Schwenninger 1935 brieflich bei Pfänder anfragte, ob er ihr einige Schreiben, die Hans Prinzhorn kurz vor seinem Tod an ihn gerichtet hatte, überlassen könne, erklärte er sich dazu nicht bereit, weil er diese Briefe für so wertvoll hielt, dass er sich nicht von ihnen trennen wollte.27 Es ist unwahrscheinlich, dass diese Schriftstücke Prinzhorns noch existieren, weil Pfänder in einer letztwilligen Verfügung bestimmt hatte, dass die Briefe noch lebender Personen ungelesen zurückgegeben und alle übrigen Schreiben –  bis auf die Briefe Husserls – vernichtet werden sollten.

Zu dem Freundes- und Bekanntenkreis von Pfänder gehörten außer Alfred Schwenninger und Hans Prinzhorn noch weitere Nervenärzte, z.B. die Universitätsprofessoren Emil Kraepelin (München), Karl Wilmanns (Heidelberg) und Egon Küppers (Freiburg). Wie der Psychiater Roland Kuhn, Münsterlingen / Schweiz, berichtete, lernte Pfänder im Jahre 1920 auch den Schweizer Psychiater Ludwig Binswanger kennen, und zwar in der Heilanstalt bei Konstanz / Bodensee.28 Bei der Durchsicht des Personalakts von Alexander Pfänder im Universitätsarchiv München fanden wir ebenfalls einen Hinweis auf diese Heilanstalt. Auf einer Postkarte teilte Pfänder dem Rektor der Universität folgendes mit: „Meine Adresse vom 22.3.- 15.4.1923 lautet Heilanstalt bei Konstanz / Bodensee.“  Um was für eine Klinik es sich handelte und was Pfänder dort zu tun hatte, konnten wir uns nicht erklären.. Wir standen vor einem Rätsel und suchten auf Landkarten, einem Stadtplan von Konstanz und im Internet nach dieser Heilanstalt. Alle Bemühungen waren vergebens. Auch die Tourist-Information Konstanz konnte uns nicht weiterhelfen. Schließlich gelangten wir über die Stadtverwaltung Konstanz zum Stadtarchiv. Dort erfuhren wir, dass es früher in Reichenau bei Konstanz eine „Heil- und Pflegeanstalt“ gegeben habe, die heute den Namen „Psychiatrisches Zentrum Reichenau“ führe. Man teilte uns außerdem mit, dass sich ein ehemaliger Klinikarzt, Herr Dr. Heinz Faulstich, näher mit der Geschichte des Hauses befasst habe. Von ihm erhielten wir mehrere aufschlussreiche Hinweise und die Empfehlung, uns mit dem Chefarzt der Abteilung Forensische Psychiatrie und Psychotherapie, Herrn Dr. Klaus Hoffmann, in Verbindung zu setzen, der uns über die Geschehnisse in der Klinik während der 20 er Jahre am besten Auskunft geben könne. Auf unser Schreiben übersandte uns Herr Dr. Hoffmann bereits einige Tage später eine von ihm verfasste Broschüre mit dem Titel „Die Wissenschaftliche Vereinigung der Bodensee-Psychiater“. Sie war für uns eine wichtige Informationsquelle. Bei unserem Besuch des Zentrums für Psychiatrie Reichenau, das ein sehr umfangreiches Areal umfasst und zur Zeit über mehr als 500 Planbetten verfügt, erfuhren wir dann in persönlichen Gesprächen mit Herrn Dr. Hoffmann und Herrn Dr. Faulstich noch nähere Einzelheiten über die Klinikgeschichte, so dass wir nun Genaues über Pfänders Verbindung zu der Heilanstalt bei Konstanz / Bodensee mitteilen können:

In der Heilanstalt bei Konstanz / Bodensee tagte von 1919 bis 1932 regelmäßig die Wissenschaftliche Vereinigung der Bodensee-Psychiater. Auch Pfänder nahm von 1920 bis 1925 jeweils im Frühjahr als Gast an diesen Tagungen teil. Er wohnte dann bei Alfred Schwenninger, der von 1917 bis 1925 als Psychiater in der Heil- und Pflegeanstalt bei Konstanz tätig war, bevor er 1925 in die Anstalt nach Emmendingen und 1934 in die Anstalt nach Wiesloch bei Heidelberg  überwechselte.

Bei den Treffen der Bodensee-Psychiater wurden wissenschaftliche Vorträge gehalten, Diskussionen veranstaltet  und gemeinsame Gespräche geführt. Auch Hans Prinzhorn und Pfänder referierten dort, Hans Prinzhorn am 24.9.1920 über das Thema „Malereien von Geisteskranken“, d. h. bereits zwei Jahre vor dem Erscheinen seines aufsehenerregenden Buches „Bildnerei der Geisteskranken“, und Pfänder am 19.4.1922 „Über Phänomenologie“.29

Die erste Begegnung  zwischen Pfänder und Ludwig Binswanger, der auch ein guter Bekannter von Hans Prinzhorn war, kam durch Vermittlung von Alfred Schwenninger zustande. Ludwig Binswanger leitete das 1857 von seinem Großvater Ludwig Binswanger gegründete und von seinem Vater Robert Binswanger weitergeführte Sanatorium Bellevue in Kreuzlingen (Schweiz) bei Konstanz. Er war ein Neffe von dem Chefarzt der psychiatrischen Universitätsklinik Jena Otto Binswanger, dem bekannten Arzt von Friedrich Nietzsche, und verheiratet mit Hertha Buchenberger, der Tochter des badischen Finanzministers Adolf Buchenberger. Auch Ludwig Binswanger und sein Onkel Otto Binswanger, der seinen Lebensabend in Kreuzlingen verbrachte, hielten Vorträge in der Heil- und Pflegeanstalt bei Konstanz.

Für Pfänder war die Begegnung mit Ludwig  Binswanger besonders interessant, weil dieser ein Schüler und enger Freund des Wiener Psychoanalytikers Sigmund Freud war, den er, wie Herbert Spiegelberg berichtet, selbst auch in München gehört hatte.30 Binswanger arbeitete außerdem nicht nur klinisch, sondern war zugleich ein bedeutender Wissenschaftler, der sich intensiv mit  zeitgenössischer Philosophie beschäftigte.

In Kreuzlingen trafen wir uns mit einem Großneffen von Ludwig Binswanger, Herrn Andreas Binswanger, der neben seinem Beruf als Agronom  das Privatarchiv der Familie Binswanger verwaltet. Er führte uns freundlicherweise über das ausgedehnte Gelände der ehemaligen Klinik Bellevue. Von dem umfangreichen Gebäudekomplex sind noch zwei großartige Villen im klassizistischen Stil erhalten geblieben, das Haus Bellevue und das Haus Roberta. Daneben stand früher das sogenannte Gartenhaus. Hier wohnte und arbeitete Ludwig Binswanger, wenn er sich nicht in seinem Kreuzlinger Schloss aufhielt. Der bekannte Germanist Prof. Dr. Emil Staiger, Zürich, hat in seiner Gedenkrede vom 8.2.1966 in Evangelisch Kreuzlingen anlässlich des Todes von Ludwig Binswanger eine eindrucksvolle Schilderung dieses Gartenhauses gegeben, der „weißen Villa in dem stillen Park“ mit ihrem geräumigen Musikzimmer, in dem Ludwig Binswanger „allein oder lieber mit Freunden auf zwei Flügeln“ musizierte, und ihrer umfangreichen Bibliothek, deren Bücher das Beste enthielten, „dessen das Abendland von Homer bis auf unsere jüngsten Tage sich rühmen kann“.[39] Eine Broschüre mit dieser Ansprache und einigen weiteren Gedenkreden überreichte uns Herr Andreas Binswanger zum Abschied. Der Bellevuekomplex und auch das Schloss befinden sich inzwischen, wie er uns sagte,  nicht mehr im  Familienbesitz.  

Solange Alfred Schwenninger in der Heil- und Pflegeanstalt tätig war, trafen sich Pfänder und Ludwig Binswanger regelmäßig jedes Jahr zur Diskussion philosophischer Probleme am Bodensee, entweder in der Anstalt oder in Kreuzlingen oder im Inselhotel in Konstanz. Interessehalber haben wir uns auch das Steigenberger Inselhotel angesehen, ein ehemaliges Dominikaner-Kloster, das heute das erste Haus in Konstanz ist, mit allem Luxus eines First-Class-Hotels. Seine große Terrasse grenzt direkt an den Bodensee. An die klösterliche Zeit erinnert noch ein schöner Kreuzgang mit eindrucksvollen historischen Wandmalereien, der zugleich einen freien Blick auf den ruhigen Innenhof und die  Brunnenanlage bietet.

Die Begegnungen zwischen Binswanger und Pfänder führten zu einer freundschaftlichen Beziehung, und es entstand ein interessanter Briefwechsel, der bis zum Ausbruch der schweren Erkrankungen von Pfänder und seiner Frau im Jahre 1930 andauerte. Bei Alexander Pfänder trat damals eine Myocarditis31 auf, und Rosa Pfänder musste sich einer „schweren Darmoperation“ unterziehen.32 

Die Ehe von Pfänder und seiner Frau endete kinderlos 1932, als Rosa Pfänder im Alter von 51 Jahren verstarb. Charakteristisch für Alexander Pfänder war die zusammen mit den drei Brüdern der Verstorbenen Max, Richard und Hans Schrank verfasste Danksagung an alle, die ihr Mitgefühl bekundet hatten. Darin hieß es: „Allen denen, die ... durch ihr herzliches Beileid, durch ihre gütige Teilnahme an der Beerdigung und an dem feierlichen Gottesdienste und durch ihre prachtvollen Kranz- und Blumenspenden die Seele der Verstorbenen und uns so hoch geehrt haben ‚ danken wir hiermit von ganzem Herzen.“ 

Unter dem Verlust seiner Frau hat Alexander Pfänder sehr gelitten. Das wird besonders deutlich in seiner testamentarischen  Bestimmung: „Ich will in meinem Grabe im Westfriedhof in München, wo meine Frau liegt, beerdigt werden; oder, wenn meine Frau inzwischen in ein anderes Grab gebracht ist, möchte ich zu ihr ins gleiche Grab.“  Ihren drei Brüdern Max, Richard und Hans Schrank sowie deren Familien blieb er nach wie vor eng verbunden. Auch zu seiner großen Iserlohner Verwandtschaft hielt er weiterhin  Kontakt.

Zu Alexander Pfänders Geschwistern ist folgendes zu bemerken:

Alle   Schwestern vermählten sich:

Berta mit  dem Handelsvertreter Fritz Allehoff, Bielefeld,

Julie mit dem höheren Postbeamten Franz Erlemann, Köln,

Johanna mit dem Kaufmann Wilhelm Isselmann, Iserlohn-Grüne,

Alma mit dem Bierbrauer Theodor Fuchs, Oberkassel,

Margarete mit dem Architekten Wilhelm Lutz, Frankfurt/Main .

Seine Brüder wandten sich folgenden Berufen zu:

Theodor wurde Kapitän und ging zur See,

Carl wurde Kaufmann und war als Prokurist bei der Firma Clarfeld &   Springmeier in Hemer  tätig. Er wohnte hier zeitweise im Alten Amtshaus, der heutigen Musikschule,

Hans wurde ebenfalls Kaufmann und war bei der Firma Kissing & Möllmann in Iserlohn beschäftigt.33

Von 1931 bis 1935 ermöglichte Alexander Pfänder seinem Neffen Gerhard Isselmann aus Iserlohn, dem Sohn seiner Schwester Johanna Isselmann, den Besuch der Bauschule in München. Er besorgte ihm eine angemessene Unterkunft im Hause eines Inspektors namens Weiser und beköstigte ihn bei sich. Mit ihm unternahm er des öfteren auf einem bereits 1928 erworbenen Stock-Leichtmotorrad Ausflüge, meistens nach Bad Reichenhall-Karlstein, wo sich das Landhaus der Familie Schrank befand. Sein Interesse am technischen Fortschritt und seine handwerkliche Begabung zeigten sich auch schon früher, als er z.B. im Wintersemester 1895/96 zusammen mit seinem Kommilitonen Wilhelm Wirth ein Circuit-Chronoskop konstruierte. 1926 baute und installierte er sogar einen Radioapparat für seinen Kollegen Brunswig, der wegen einer schweren rheumatischen Erkrankung über längere Zeit  bettlägerig war. 34

Nach seiner Emeritierung 1935 litt Pfänder infolge der schon erwähnten Myocarditis an einer Herzinsuffizienz, so dass ihm das Treppensteigen zu seiner Wohnung im 4. Obergeschoss immer beschwerlicher wurde. Er zog daher in das Rückgebäude des Hauses Loristraße 6, das sogenannte Gartenhaus, in dem die neue Wohnung nur eine Treppe hoch lag.

Eine Verschlechterung des Gesundheitszustandes von Pfänder veranlasste 1936 Alfred Schwenninger, von Wiesloch bei Heidelberg nach München zu kommen, um ihn zu besuchen. Danach bat er  in einem langen, sehr persönlich gehaltenen Schreiben Prof. Dr. Engelhard, Chefarzt der Medizinischen Abteilung des Krankenhauses München rechts der Isar, die medizinische Betreuung Pfänders selbst zu übernehmen, was dann auch geschah.35 Auch Frau Helle Schwenninger und ihre beiden Töchter waren sehr besorgt um Alexander Pfänder. So strickten sie ihm z.B. eine warme Jacke, einen langen Schal und sogar ein Paar Bettschuhe, worüber er sich außerordentlich freute.36

Während der letzten Lebensjahre war Pfänder häufiger bettlägerig krank. Er konnte seine Wohnung nur noch selten verlassen. In dieser Zeit widmete er sich besonders seiner kunstgeschichtlichen Bibliothek und seiner großen Schallplattensammlung.  Bereits am 5.4.1934 hatte er an Alfred Schwenninger geschrieben: „Ich habe mir kürzlich einen Grammophon-Kofferapparat „Telefunken“ für mechanische und elektrische Plattenübertragung gekauft, der wirklich ausgezeichnet Musik macht. Von ihm lasse ich mir nun täglich die besten Platten der Musikwelt vorspielen, die mir in meinem Leben wirklich zu Herzen gegangen sind, und ich entdecke da in ihnen immer neue Schönheiten, die mir früher entgangen sind.“

Pfänder wurde von seiner Haushälterin Anna Vogel und seiner früheren Schülerin und Assistentin Anna Dietz betreut. Zuletzt wohnte außerdem seine Nichte Margarete, die Tochter von Max Schrank, bei ihm. Auch seine Schwester Johanna Isselmann aus Iserlohn kam wiederholt für längere Zeit nach München und kümmerte sich  um ihn.

Am 18. März 1941 ist Pfänder im Alter von 71 Jahren in seiner Wohnung in München verstorben. In seinem Testament hatte er folgendes bestimmt: „Es sollen keine Reden von Seiten anderer Menschen als dem protestantischen Geistlichen gehalten werden. Und auch diesen Letzteren bitte ich, sich auf kurze Angaben der Daten und auf allgemein religiöse Betrachtungen, die auch für Andersgläubige gelten, zu beschränken. Ich möchte, dass jemand, vielleicht der Geistliche, den Teilnehmenden an meiner Beerdigung am Schluss in meinem Namen dankt für ihre Teilnahme.“

Eine große Anzeige des Rektorats der Universität München enthielt eine „Einladung“ zur Bestattungsfeier am 20. März 1941. Auf dem Münchener Westfriedhof, Gräberfeld 28, Reihe 3, Grabnummer 110 wurde Pfänder bei seiner Frau beigesetzt.37 Die Grabpflege hat seine Nichte Dr. med. Rosa Herzog, die Tochter von Richard Schrank, übernommen, deren Eltern dort auch bestattet sind. Das Kruzifix auf dem  Grabstein ist eine künstlerische Arbeit von seinem Schwager, dem Bildhauer  Hans Schrank.38

 

 

 

Das Werk  

  

Pfänders wissenschaftliche Arbeit stand ganz im Zeichen der Phänomenologie, an deren Begründung und Entwicklung er maßgeblich beteiligt war. Die Phänomenologie führte die moderne Philosophie aus dem bloßen Empirismus und Psychologismus wieder zur Urfrage nach dem Sein hin. Gegenüber der neukantianistischen Tranzendentalphilosophie forderte sie die Rückwendung zu den  Sachen selbst. Die Gegenstände ihrer Untersuchung waren die Phänomene, d. h. die Erscheinungen, die sich im Bewusstsein offenbarten.  Sie suchte die Bewusstseinsinhalte und die Bewusstseinsakte aller Art systematisch durch den Rückzug auf selbsterlebte und anschauliche Erfahrung zu erfassen und zu beschreiben, und zwar ohne dabei die Gültigkeit ungeprüfter Begriffe und Theorien vorauszusetzen. Ihr Prinzip war es, bis zu den Wurzeln aller Voraussetzungen zu gehen. Keine ihrer Erkenntnisse durfte sich auf anderswo gewonnene Erkenntnis gründen. Sie nahm für sich in Anspruch, die letzte Grundlage der Erkenntnislehre, der Philosophie und aller Wissenschaften zu sein.[40]   

Schon mit seiner Habilitationsschrift „Phänomenologie des Wollens“ gab Pfänder ein Beispiel für eine neuartige philosophisch-psychologische Betrachtungsweise, indem er eine auf subjektiver Retrospektion beruhende Beschreibung des Wesensgehaltes der psychischen Phänomene, d. h. der Bewusstseinstatbestände, unter Ausschließung aller objektiv-naturwissenschaftlichen Voraussetzungen vornahm. Diesem phänomenologischen Verfahren wandten sich dann auch andere Wissenschaftler aus dem Schülerkreis von Theodor Lipps zu.

In seiner „Logik“ bestimmte Pfänder später die Phänomenologie als die Grundwissenschaft, die Gegenständlichkeiten nur hinsichtlich der Weise betrachtet, wie sie für die verschiedenen Aktarten des Bewusstseins gegeben sind. Als solche sieht er die Phänomenolgie in einem Wesenszusammenhang mit zwei anderen philosophischen Grundwissenschaften, der Logik und der Erkenntnislehre.

Die Methode der Phänomenologie charakterisierte Pfänder als ein dreistufiges Verfahren, das mit einer „Sinn- oder Meinungsklärung“ beginnt. Dabei geht es darum, die Begriffe und Probleme der Philosophie zunächst einmal von Umdeutungen und Verfälschungen durch einen Rückgang auf das eigentlich Gemeinte zu befreien. Dieser erste Schritt ist in vielem dem verwandt, was man heute als Sprachanalyse bezeichnet.[41]

Auf der zweiten Stufe erfolgt dann eine radikale Urteilsenthaltung, die sogenannte Reduktion, für die Pfänder gewöhnlich den von Husserl übernommenen Ausdruck Epoché gebraucht. Sie bedeutet die bewusste Einklammerung der sich im alltäglichen Meinen vollziehenden Realitätssetzungen und dient als Sicherung gegen voreilige Erkenntnis. Sowohl die alltägliche als auch die vermeintlich wissenschaftliche oder vermeintlich philosophische Erkenntnis, ja alle Erkenntnis in bezug auf das jeweilige Gegenstandsgebiet überhaupt, läßt man zunächst ganz und gar „dahingestellt sein“. Das heißt, sie wird weder bezweifelt noch geleugnet.

Erst auf der Basis solcher kritischen Vorbereitungen kann dann auf der dritten Stufe die eigentliche Phänomenologie erfolgen, die Aufsuchung der Phänomene in kritisch forschender Wahrnehmung. Ihr Zweck ist es, die Akte bereitzustellen, in denen das Gemeinte nachgeprüft und das eigentliche Phänomen „selbst leibhaftig“ zur Erscheinung gebracht werden kann oder seine Unauffindbarkeit offenbar wird. Es geht hierbei um die Verifikation der Erkenntnis. 

Die Wahrnehmungsphänomenologie Pfänders schloss auch eine Reflexion auf die Bewusstseinsakte ein, in denen die Bewusstseinsgegenstände „selbst leibhaftig gegeben“ waren, und eine Betrachtung, wie die verschiedenen Akte sich zu den verschiedenen Elementen verhielten, produzierend oder empfangend.

Nicht alle philosophischen Fragen ließen sich jedoch durch kritisch-forschende Wahrnehmung beantworten. So bedurfte es z. B. für Erkenntnisse, die über den individuellen Einzelfall hinausgehen, der Verallgemeinerung, die immer schon ein schwieriges Problem für die Philosophie gewesen war. Hier führte Pfänder eine neue Lösung ein, die Wesenserkenntnis. Wo man Einsicht in das Wesen des Gemeinten gewinnen kann, und nur da, kann man vom Einzelfall auf Allgemeinheiten gültig schließen. Der reinste Fall der Wesenseinsicht liegt vor bei der Einsicht in das Wesen ideeller, insbesondere mathematischer Gebilde.[42]

Schließlich sei noch darauf hingewiesen, dass Pfänder auch im Bereich der Ethik phänomenologisch gearbeitet hat. In seinem Spätwerk, das erst durch die Veröffentlichung von Schriften aus seinem Nachlass bekannt wurde, suchte er insbesondere dem Wertnihilismus der Zeit durch „phänomenologische Wertwahrnehmung“ entgegenzutreten. Aus seinem Nachlass wurde auch eine Schrift unter dem Titel „Philosophie auf phänomenologischer Grundlage“ zusammengestellt, die den Grundriss eines Systems der phänomenologischen Philosophie enthält. Ein solches System findet sich sonst bei keinem anderen Phänomenologen der älteren Generation, weder bei Husserl noch bei Scheler. Dieses System umfasste auch eine kritische Metaphysik, begründet auf Erkenntnislehre und letztlich Phänomenologie.[43]

Betrachten wir nun Pfänders wissenschaftliches Wirken im Zusammenhang mit der phänomenologischen Bewegung, die von München ihren Ausgang nahm und durch den Göttinger Professor Edmund Husserl ihre entscheidende Formung erhielt!

In München begegneten sich kurz vor und nach der Jahrhundertwende die Philosophieprofessoren und Studenten nicht nur in Vorlesungen und Seminaren, sondern sie kamen auch außerhalb des Universitätsbetriebes zu Vorträgen und Diskussionen zusammen. Am lebendigsten war der Gedankenaustausch im „Akademischen Verein für Psychologie“. (Die Psychologie war, wie schon erwähnt wurde, zu jener Zeit noch eine zentrale philosophische Disziplin.) Man traf sich regelmäßig zu einem Vortrag über philosophische Fragen mit anschließender Diskussion. Die Gründung des „Vereins“, die auf Anregung von Theodor Lipps erfolgte, bezeichnete Wilhelm Wirth in seinen Lebenserinnerungen als „das größte Ereignis des Sommersemesters 1895“. Wirth wurde damals zum Schatzmeister gewählt und Felix Krüger, der spätere  Nachfolger auf dem Lehrstuhl von Wilhelm Wundt in Leipzig, zum Schriftführer. Danach übernahm diese Funktion  Max Ettlinger, der 1917 Professor für Philosophie in München wurde. Aus einer Mitgliederliste vor der Jahrhundertwende geht hervor, dass Pfänder der 1. Vorsitzende des „Vereins“ war. Im Semesterbericht von 1910  wird Pfänder als Ehrenmitglied erwähnt, sein Iserlohner Jugendfreund Emil Welcke und sein Schüler Alfred Schwenninger sind als außerordentliche Mitglieder  angeführt.[44]

In seiner Studie über die „Münchener Phänomenologie“ schrieb Reinhold Nikolaus Smid: „Bemerkenswert ist, dass Pfänder und Ettlinger, damals die führenden Köpfe des ‚Vereins’“,  als erste unter den Lipps-Schülern ihre eigene Arbeitsweise als ‚Phänomenologie’ bzw. ‚phänomenologisch’ im Druck bezeichnet haben.“[45]

Bereits 1899 lag die Habilitationsschrift von Pfänder mit dem Titel „Phänomenologie des Wollens“ der Philosophischen Fakultät München vor sowie auch die Dissertation von Max Ettlinger über das Thema „Zur Grundlegung einer Ästhetik des Rhythmus’“, in welcher der Begriff „phänomenologisch“ als Methode des Psychischen  aufgefasst wurde.

1900 und 1901 erschienen dann die „Logischen Untersuchungen“, Teil I und Teil II, des Göttinger Professors Edmund Husserl, die für die weitere Entwicklung der Phänomenologie so bedeutsam wurden, dass dadurch der „unabhängige Ursprung“ der Idee der Phänomenologie bei Pfänder in München und Husserl in Göttingen fast in Vergessenheit zu geraten drohte. Es ist das Verdienst von so bedeutenden Wissenschaftlern wie Herbert Spiegelberg, Karl Schuhmann, Reinhold Nikolaus Smid und Eberhard Avé-Lallemant, dass sie die geschichtlichen Zusammenhänge ins richtige Licht gerückt haben.[46] 

Zu den Mitgliedern des „Vereins“ gehörte um die Jahrhundertwende auch ein junger Philosophiestudent namens Johannes Daubert. Ihm hatte Pfänder das anfangs schon erwähnte Buch über die „Logik“ gewidmet, das die Eltern der Verfasserin später antiquarisch erworben hatten. Nach der Entschlüsselung des Namens J. Daubert haben wir lange gesucht. In der Literatur und im Internet fanden wir zunächst nichts von ihm. Das hing damit zusammen, dass er seine Promotion bei Lipps nicht abgeschlossen und auch später nie eine wissenschaftliche Zeile veröffentlicht hat, weil er zu selbstkritisch war. Erst in München konnten wir Näheres über ihn in Erfahrung bringen, und das war für uns hochinteressant.

Johannes Daubert war der Sohn eines Konservendosenfabrikanten aus Braunschweig, nannte sich Privatgelehrter und nahm am Ersten Weltkrieg als Freiwilliger teil, und zwar als Motorradfahrer bei den Pionieren.[47] Nach

Kriegsende wurde er Landwirt, bewirtschaftete zunächst das Gut Kuchenried in Maisach bei München  und erwarb nach Aufgabe dieses Besitzes mit Hilfe einiger Kreditgeber 1932 den 300 Morgen großen Freidlhof bei Mainberg (Holledau), auf dem er Hopfen anbaute. Gern hatte er dort die Münchener Phänomenologen zu Gast, darunter auch Pfänder, der ihm in lebenslanger Freundschaft verbunden blieb.[48]

Dieser Lebenskünstler war eine Schlüsselfigur in der Geschichte der Phänomenologie und hatte lange Zeit einen geradezu legendären Ruf.  Er war es, der als erster die Münchener Philosophen  nachdrücklich auf die große Bedeutung der „Logischen Untersuchungen“ von Husserl hinwies. Mit dem Fahrrad fuhr er Pfingsten 1902 nach Göttingen, um Husserl zu besuchen. Das Gespräch, das ihm Husserl gewährte, führte zu einer eingehenden Diskussion der „Logischen Untersuchungen“ und dauerte vier Stunden. Später soll Husserl gesagt haben: „Dies ist die erste Person, die das Buch wirklich gelesen und verstanden hat.“[49]  Daubert konnte Husserl dafür gewinnen, am 27. Mai 1904 einen Vortrag im „Akademischen Verein für Psychologie“ in München zu halten, der mit der anschließenden Diskussion von 8 Uhr abends bis zum nächsten Morgen 3 Uhr  dauerte und zu einer engen Verbindung zwischen Husserl und den Münchener Phänomenologen führte.[50] Das war die Geburtsstunde der phänomenologischen Bewegung.[51] 

Pfänder fand in Husserls Darlegungen „überraschend große Übereinstimmung“ mit seinen eigenen Ansichten und teilte dies auch Husserl am 13.7.1904 in einem Brief mit. Beide vereinbarten dann, im nächsten Jahr einen Teil des Sommerurlaubs gemeinsam mit Johannes Daubert in Seefeld/Tirol zu verbringen. Alexander Pfänder fuhr zunächst mit dem Fahrrad dorthin, um die Lokalitäten in Augenschein zu nehmen. Das Treffen fand dann im August/September 1905 statt. Gegen Ende der gemeinsamen Ferien kamen noch der bald darauf verstorbene Lipps-Schüler Fritz Weinmann und der spätere Münchener Philosophieprofessor August Gallinger hinzu. August Gallinger, der in Medizin und Philosophie promoviert hatte, war einer der ersten, der Pfänders Habilitationsschrift „Phänomenologie des Wollens“ zur Grundlage seiner eigenen phänomenologischen Arbeit machte und später auch zu dem engeren Personenkreis gehörte, der nach Pfänders testamentarischer Bestimmung bei seinem Tod benachrichtigt werden sollte. Nach der Seefelder Begegnung sagte Husserl, mit  keinem anderen könne er so tiefgreifende und anregende philosophische Gespräche führen wie mit Pfänder, und auch Pfänder sprach oft davon, wie fruchtbar er in Seefeld diskutieren konnte. So war diese Begegnung für beide ein höchst wichtiges und überaus bedeutsames Ereignis.[52]

Das gründliche Studium der Logischen Untersuchungen von Husserl führte dazu, dass man sich unter den Lipps-Schülern verstärkt mit der Methodenreflexion der Phänomenologie und mit logisch-erkenntnistheoretischen Problemen beschäftigte, wobei man in der Auseinandersetzung mit Husserl zu eigenständigen Ergebnissen kam. Die Münchener Phänomenologen diskutierten den Ansatz Husserls und machten ihn auf verschiedenen Feldern fruchtbar, z. B. Alexander Pfänder insbesondere für die Psychologie und Logik, Adolf Reinach für die Rechtswissenschaft, Moritz Geiger für die Ästhetik und Max Scheler für die Ethik.[53]

Allmählich entstand in Göttingen neben München ein weiteres Zentrum der Phänomenologie, und mehrere Studenten pendelten zwischen den beiden Universitäten hin und her. Adolf Reinach habilitierte sich  bei Husserl. Theodor Conrad, ein Neffe von Theodor Lipps, gründete in Göttingen nach dem Münchener Vorbild einen Diskussionskreis von jungen Phänomenologen, dem außer ihm und seiner Ehefrau Hedwig Conrad-Martius unter anderem auch Adolf Reinach, Hans Lipps und Edith Stein angehörten.

Viele neue belebende Impulse erhielt die Göttinger Phänomenologengruppe, als später auch noch Max Scheler aus dem Münchener Phänomenologenkreis hinzukam. Er wurde der führende Kopf der Göttinger Phänomenologen, als Husserl später nach Freiburg ging. 1919 wurde Scheler auf Empfehlung  von Konrad Adenauer, dem damaligen Kölner Oberbürgermeister,  Professor an der Universität in Köln  und  Direktor des Instituts für Sozialwissenschaften. Er verstarb 1928 kurz nach der Übernahme einer Professur in Frankfurt.

Die engen Beziehungen zwischen München und Göttingen ließen bei den Wissenschaftlern beider Universitäten den Wunsch aufkommen, gemeinsam ein „Jahrbuch für Philosophie und phänomenologische Forschung“ zu gestalten. Bei einem Treffen Husserls mit Pfänder, Geiger und Daubert im Frühjahr 1912 in Regensburg wurde „über die Bedingungen der Mitarbeit, über die Garantien, gediegenen Inhalt, über die Redaktion, über das Titelblatt, über Vermeidung des Eindrucks einer Flucht von Lipps weg, usw. das Nötige festgelegt“. Dabei wurde auch vereinbart, dass auf die geplante Weiterführung der von Pfänder ein Jahr zuvor erstmals herausgegebenen „Münchener Philosophischen Abhandlungen“ zugunsten des neuen Jahrbuchs verzichtet werden sollte.[54] 

1913 konnte Husserl „in Gemeinschaft mit Geiger, Pfänder, Reinach und Scheler“ den ersten Band des „Jahrbuchs“ herausgeben, das bis 1930 elf Bände umfasste. Als Adolf Reinach 1917 im Krieg fiel und Max Scheler 1928 starb, traten Oskar Becker und Martin Heidegger jeweils an ihre Stelle.

Pfänder war von 1920 bis 1926 geschäftsführend für das „Jahrbuch“ tätig und stand dadurch in ständigem Kontakt zu den einzelnen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, deren Beiträge er redigierte. Auch Edith Stein, über die später noch mehr berichtet werden soll, sandte ihm ihre Korrekturbögen zu. So schrieb er z.B. 1921 an Edmund Husserl: „Ich bin auch dafür, dass man mit dem Druck des 5. Bandes sogleich beginnt und dass die 1. Arbeit von Frl. Stein an den Anfang kommt. Herr Hildebrand hat mir versprochen, in den nächsten Tagen seine Habilitationsschrift zu bringen. Ich werde sie dann möglichst schnell durchsehen, damit sie etwa an 2. Stelle in den 5. Band  aufgenommen wird, wenn nicht Frl. Steins 2. Arbeit zuerst kommen soll.“[55]

Im Rahmen  des „Jahrbuchs“ erschienen  viele bedeutende Werke. Den ersten Band leitete z.B. Husserls Schrift „Ideen zu einer reinen Phänomenologie und phänomenologischen Philosophie“ ein. Er schrieb damals, es sei  die gemeinsame Überzeugung der Herausgeber, „dass nur durch Rückgang auf die originären Quellen der Anschauung und auf die aus ihr zu schöpfenden Wesens-Einsichten die großen Traditionen der Philosophie nach Begriffen und Problemen auszuwerten sind, dass nur auf diesem Wege die Begriffe intuitiv geklärt, die Probleme auf intuitivem Grunde neu gestellt und dann auch prinzipiell gelöst werden können.“

Der erste Band enthielt außerdem den 1.Teil von Pfänders Schrift „Zur Psychologie der Gesinnungen“; ihr 2. Teil wurde im dritten Band veröffentlicht. Auch die „Logik“ von Pfänder erschien erstmalig im „Jahrbuch“, und zwar 1921 im vierten Band. Dieses Werk fand eine so große Resonanz, dass eine Übersetzung ins Spanische erfolgte, mit anschließender Drucklegung in Mexiko und Argentinien.  Auch Max Schelers bahnbrechendes Werk „Der Formalismus in der Ethik und die materiale Wertethik“ wurde im „Jahrbuch“ veröffentlicht, ebenso Martin Heideggers  Hauptwerk „Sein und Zeit“. Der letzte Band schloss 1930, wie einst der erste 1913 mit Edmund  Husserls „Ideen“ begonnen hatte, mit einem „Nachwort zu den Ideen“. Dieses Nachwort Husserls ist ein Epilog auf  eine lange gemeinsame Arbeit von bedeutenden Philosophen, deren Auseinandergehen jedoch nicht  aufzuhalten war.

So beschritten z.B. Max Scheler und Dietrich von Hildebrand den Weg zu einer Neuscholastik, während sich Edmund Husserl einer Bewusstseinsanalyse und Martin Heidegger einer Existenzanalyse zuwandte. Edmund Husserl verstand zuletzt die phänomenologische Reduktion als Vorstufe zu einem transzendental-konstitutiven Aufbau der Philosophie, in dem er eine geradezu „Kopernikanische Umwendung“ sah. Alexander Pfänder aber war der Ansicht, dass Husserls Argumente für die Begründung eines neuen Idealismus’ auf phänomenologischer Grundlage nicht den Ansprüchen strenger Wissenschaftlichkeit genügten. Er sah daher keinen Anlass, von seiner bewährten Phänomenologie abzuweichen.[56] Konsequent hielt er sich in den Grenzen reiner Deskription. Jegliche Begriffsdichtung lehnte er strikt ab. Vom Anfang bis zum Ende seines Philosophierens ist er der Erforschung des Phänomens selbst treu geblieben. 

Immer stand die Psychologie im Vordergrund von Pfänders Interesse. Bereits 1904 schrieb er eine „Einführung in die Psychologie“, welche die Probleme der Jahrhundertwende aufzeigte. 1911 gab er in den von ihm begründeten „Münchener Philosophischen Abhandlungen“ eine Festschrift zum 60. Geburtstag seines Doktorvaters Theodor Lipps heraus, mit einem eigenen Beitrag über das Thema „Motive und Motivation“. 1924 erschien von ihm ein Artikel über „Grundprobleme der Charakterologie“ in dem er versuchte, die Terminologie zu erweitern und die seelischen Qualitäten nach Analogie dinglicher Qualitäten, wie „Wachstum“, „Umfang“, „Wärmegrad“ usw., zu erfassen. Damit setzte er die Psychologie in die Lage, die Individualitäten zu beschreiben.

Pfänder war der Ansicht, dass eine genaue Erforschung der Seele zugleich eine wichtige Hilfe zur Klärung persönlicher Fragen des Menschen sei. So ist sein letztes und bedeutendstes Werk zu verstehen: „Die Seele des Menschen“ aus dem Jahre 1933, dessen Untertitel „Versuch einer verstehenden Psychologie“ an die Gedankenwelt des Philosophen Wilhelm Dilthey erinnert. In diesem Buch befasste sich Pfänder besonders intensiv mit dem „Grundwesen“ der Seele des Menschen und dem „Auszeugungstrieb“.[57]

Einige wenige Beispiele mögen verdeutlichen, wie Pfänders Werke von der Fachwelt beurteilt wurden: Seine Schrift „Zur Psychologie der Gesinnungen“ hielt der spanische Philosoph José Ortega  y Gasset für so wichtig, dass er zweimal mit Namensnennung des Verfassers in seinem Essay „Über die Liebe“ darauf hinwies. Ortega y Gasset trug wesentlich dazu bei, dass Pfänder auch in Spanien bekannt wurde und von da aus in vielen lateinamerikanischen Ländern, insbesondere in Argentinien, Kolumbien und Mexiko. Nach einer Mitteilung des Pfänder-Schülers Herbert Spiegelberg soll Ortega y Gasset  Pfänder 1935 sogar in München besucht haben.[58]

Auch Ludwig Binswanger war von Pfänders Schrift „Zur Psychologie der Gesinnungen“ sehr beeindruckt und er erwähnte sie 1922 mehrfach lobend in seiner umfangreichen Arbeit „Einführung in die Probleme der Allgemeinen Psychologie“.

Über die Abhandlung „Motive und Motivation“ schrieb Binswanger in seinem Brief vom 18.7.1923 an Pfänder: „Die Arbeit hat auf diesem ebenso schwierigen als wichtigen Gebiet mich wesentlich erleuchtet.“ Und in seinem Hauptwerk „Grundformen der Erkenntnis menschlichen Daseins“ von 1942 hieß es sogar: „Das Beste, was über die Motivation geschrieben wurde,  ist auch heute noch Pfänders phänomenologische Studie ‚Motive und Motivation’.“[59]

Pfänders „Grundprobleme der Charakterologie“ bezeichnete Binswanger als „einen prachtvoll geschliffenen Edelstein unter den mehr oder weniger ungeschliffenen Beiträgen“ des Jahrbuches für Charakterologie.[60]

Hans Prinzhorn schrieb nach der Lektüre von Pfänders Studie „Grundprobleme der Charakterologie“ 1931 in seinem Forschungsbericht „Charakterkunde der Gegenwart“: „Charakterologie verlangt nicht nur genaue Analyse vor allem menschlicher ... Individuen, sondern überdies Aufhellung aller inneren Zusammenhänge, damit sämtliche Charakterspielarten systematisch auf die Gesetzlichkeit eines ‚Bauplans’ bezogen werden können. Wir besitzen neben Klages nur einen einzigen selbständigen Charakterologen in diesem Sinne: A. Pfänder.“[61]

Die außerordentliche Hochschätzung, die Pfänder bei seinen Fachkollegen besaß, kam auch in einer Bemerkung des Philosophen Hans Georg Gadamer zum Ausdruck, der in seiner 1963 erschienenen Schrift über „Die phänomenologische Bewegung“ schrieb: „Die phänomenologische Arbeitsweise zu erlernen und ihren Maßstäben zu genügen, wurde vor wie nach dem Zweiten Weltkrieg das Ziel vieler. Selbst unter den Forschern, die damals außerhalb der phänomenologischen Gruppen standen, waren es die besten Köpfe, die sich bemühten, phänomenologisch zu arbeiten. Man denke etwa an Nicolai Hartmann. Was man zu lernen suchte, war fast so etwas wie ein Handwerksgeheimnis der Philosophie. Man konnte etwa sagen, dass man ‚bei Husserl` oder ‚bei Pfänder` ‚gearbeitet` habe, so wie ein Praktikant dadurch einen besonderen Ausweis besitzt, dass er bei einem großen Experimentalforscher oder einem großen Arzt in die Lehre gegangen ist.“[62]

Das Wirken Pfänders beschränkte sich jedoch nicht nur auf seine Lehrtätigkeit an der Universität und die Herausgabe von wissenschaftlichen Schriften. Vielmehr hielt er schon gleich nach der Jahrhundertwende Vorträge in Ferienkursen für Volksschullehrer über die Philosophen Kant, Schopenhauer, Nietzsche, Spinoza und Leibniz. 1919 behandelte er in der Volkshochschule das Thema „Einführung in die Philosophie“. 1922 hielt er, wie schon erwähnt wurde, in der Heil- und Pflegeanstalt Konstanz am Bodensee vor der Wissenschaftlichen Vereinigung der Bodensee-Psychiater ein Referat zum Thema „Über Phänomenologie“.

Als einer der ersten Philosophen sprach Pfänder auch in allgemeinverständlicher Sprache im Rundfunk, z.B. 1927 über „Die großen Zeitprobleme der Philosophie“ und zwei Jahre später über „Wertphilosophie“. 1929 hielt er außerdem in Prag auf Einladung der Kantgesellschaft vor mehr als 200 Zuhörern einen Vortrag über das Thema „Erkenntnislehre und Phänomenologie“.[63]

Angesichts dieser Fülle von wissenschaftlichen Aktivitäten fragt man sich natürlich, warum Pfänder seine Lehrtätigkeit immer nur in München ausgeübt und nicht auch einmal die Universität  gewechselt hat. Das hing ganz entscheidend  mit  seinem Verhältnis zu Husserl und dessen Verhältnis zu Heidegger zusammen.

 

 

 

Pfänder, Husserl und Heidegger

 

Es gab schon Anfang der 20er Jahre Gerüchte, dass Pfänder einen Wechsel beabsichtigte. Das geht aus seinem Brief an Alfred Schwenninger vom 2.8.1921 hervor, in dem es hieß: „Herr Professor Husserl schrieb mir von einem Gerücht, nach dem ich in Greifswald abgelehnt habe. Auch aus Erlangen vernahm ich dasselbe Gerücht. Ich möchte nur wissen, wer das in die Welt gesetzt hat. Es wurde auch kolportiert, ich sei ein schwarzer Katholik. Das alles geschieht wohl, um Berufungen zu hintertreiben. Wie ich höre, möchte man mich jetzt wieder in Erlangen als Ordinarius haben. Ich weiß noch nicht, was ich tun werde, wenn der Ruf an mich kommen sollte.“ Als er dann tatsächlich einen Ruf nach Erlangen erhielt, lehnte er das Angebot nach reiflicher Überlegung mit der Begründung ab, dass die dortigen Arbeitsbedingungen und das Honorar nicht seinen Vorstellungen entsprächen. Ebensowenig konnte er sich zu einem Wechsel nach Königsberg entschließen.

1926 wurde dann bei Pfänder unter der Hand angefragt, ob er an einem Lehrstuhl in Marburg interessiert sei. Es hieß damals, Martin Heidegger habe in Marburg das Ordinariat von Nikolai Hartmann bekommen und nun solle ein Extraordinariat mit einem „Gegengewicht“ gegen ihn besetzt werden. Auf die Frage, ob er nach Marburg gehen würde, antwortete Pfänder, als Extraordinarius nicht und als Ordinarius hänge es ganz von den Bedingungen ab, die man ihm gewähren würde. Darauf hörte er nichts mehr von der Sache.[64]

Als sich die Berufungsangelegenheit in die Länge zog, riet ihm Alfred Schwenninger, sich durch eine kleine philosophische Schrift zu empfehlen, die seine Position im Streit zwischen Idealisten und kritischen Realisten klar erkennen lasse. Eine solche „Bekenntnisschrift“ zu diesem Zweck  widerstrebte Alexander Pfänder jedoch. Er schrieb ihm am 3.1.1927: „Im übrigen mag ich in solche Berufungsangelegenheiten nicht gern mit-intrigierend hineinwirken, sondern überlasse das anderen und dem Schicksal, besonders nachdem ich in meinem Alter immer mehr einsehe, wie wenig doch schließlich davon abhängt.“

Pfänder ließ sich jedoch noch von ganz anderen Überlegungen leiten. Sein Blick war seit dem Beginn der 20er Jahre ganz nach Freiburg gerichtet, nämlich auf den Lehrstuhl, den Husserl dort seit 1916 innehatte. Mit Husserl verstand er sich sehr gut. Sie verkehrten seit 1904 brieflich miteinander, tauschten 1906 ihre Fotos aus, und Husserl nannte ihn in einem Schreiben an Johannes Daubert vom 26.8.1907 bereits „Freund Pfänder“.[65] 1919 besuchte Pfänder Husserl in Freiburg. Beide schrieben am 13.9. gemeinsam eine Postkarte an Johannes Daubert. Pfänder erwähnte dabei seine „Unterhaltungen und philosophischen Diskussionen mit Prof. Husserl“, und Husserl berichtete seinerseits, „welche große Freude Pfänders Besuch in Freiburg für ihn sei.“  Dann schrieb er weiter: „Wir haben in den täglichen philosophischen Gesprächen uns sehr gut verstanden, und die alte Überzeugung unserer Zusammengehörigkeit, wie natürlich auch das persönliche Vertrauen, haben sich von Neuem bewährt und bekräftigt.“  Er fügte noch hinzu, dass er jetzt schon an einen Gegenbesuch in München denke. Ob es dazu kam, ist nicht bekannt.[66]

Anlässlich, des 60. Geburtstages von Husserl im Jahre 1919 beabsichtigte Pfänder, eine Festschrift mit einem eigenen Beitrag und wissenschaftlichen Arbeiten von Husserls Freunden und Schülern herauszugeben, so wie er das im Jahre 1911 bereits zum 60. Geburtstag seines Lehrers Theodor Lipps getan hatte. Aus einer Postkarte an Hedwig Conrad-Martius vom 9.3.1919 ist ersichtlich, dass ihm sowohl Hedwig Conrad-Martius als auch Edith Stein, Jean Héring und Roman Ingarden bereits Beiträge zugesandt hatten. Die Veröffentlichung dieser Arbeiten konnte, bedingt durch die Nachkriegswirren, jedoch erst später erfolgen, und zwar in den Jahren 1921 bis 1923, verteilt auf die Bände 4,5 und 6 des „Jahrbuchs für Philosophie und phänomenologische Forschung“. Die schon erwähnte „Logik“ von Pfänder, zu der Husserl die Anregung gegeben hatte, enthielt den Vermerk: „Edmund Husserl zum 60. Geburtstag gewidmet.“

Das freundschaftliche Verhältnis zwischen Pfänder und Husserl schloss auch die Familien mit ein. So ging Husserls Tochter Elli während ihres kunstgeschichtlichen Studiums in München bei Alexander und Rosa Pfänder ein und aus. Wie offen man selbst familiäre Angelegenheiten miteinander besprach, z.B. die Heirat von Elli Husserl mit dem Kunsthistoriker Dr. Jakob Rosenberg, dem späteren Professor und Kurator beim Staatlichen Kupferstichkabinett unter Max Friedländer in Berlin, zeigt der Brief Pfänders an Edmund  Husserl vom 10.11.1922. Darin hieß es: „Wir freuen uns sehr, dass nun endlich die Heiratsangelegenheit glatt erledigt werden kann. ... Aus der Photographie, die uns Elli dezidierte, haben wir einen außerordentlich sympathischen Eindruck von ihrem Bräutigam gewonnen. Wir bedauern es nur lebhaft, dass wir das junge Ehepaar durch die Übersiedlung nach Berlin nicht häufiger bei uns sehen können.“[67]

Husserl sah in Pfänder seinen Nachfolger und machte ihm Hoffnung auf seinen Lehrstuhl. Als 1928 die Neubesetzung anstand, hat sich Husserl jedoch, ohne vorher mit Pfänder Rücksprache genommen zu haben, nicht für ihn, sondern für seinen früheren Assistenten Martin Heidegger eingesetzt. Zwischen Husserl und Heidegger hatte sich während ihrer gemeinsamen Arbeit ein Vater-Sohn ähnliches Verhältnis entwickelt, und auch Husserls einflussreiche Frau Malwine schätzte Heidegger sehr. Sie pflegte, wie Gerda Walther in ihren Memoiren berichtet, zu sagen: „Das ist unser Benjamin!“[68]

Husserl glaubte, dass Heidegger allein bereit und fähig sei, den von ihm beschrittenen Weg zum Aufbau einer phänomenologisch begründeten transzendentalen Philosophie weiterzugehen, „ein Weg, auf dem ihm seine alten Göttinger Schüler zu seinem und ihrem Schmerz nicht folgen konnten“, wie Edith Stein in ihren Lebenserinnerungen schrieb.[69] Auch Pfänder stand der Hinwendung Husserls zu einem neuen Idealismus, wie schon erwähnt, skeptisch gegenüber, ebenso wie die anderen Münchener Phänomenologen. Er hatte aber keinen Anlass, anzunehmen, dass dadurch sein freundschaftliches Verhältnis zu Husserl   beeinträchtigt werden könnte.   

Husserls befremdliches Verhalten bei der Neubesetzung seines Lehrstuhls in Freiburg enttäuschte Pfänder sehr und verletzte ihn tief. Besonders wunderte er sich darüber, dass Husserl in der Folgezeit einfach so tat, als ob nichts Außergewöhnliches geschehen sei. So schickte er z.B. Pfänder im Mai 1928, als alles schon entschieden war, eine hübsche Ansichtskarte aus Scheveningen.[70]

Zur selben Zeit wurde Pfänder von Martin Heidegger gebeten, sich mit einem Beitrag an der Festschrift zu Husserls 70. Geburtstag zu beteiligen. Das lehnte er jedoch ab.

Erst zweieinhalb Jahre später versuchte Pfänder nach der schon erwähnten schweren Erkrankung, die ihn sieben Monate dienstunfähig gemacht hatte, Klarheit über Husserls Verhalten in der Berufungsangelegenheit zu erlangen. Sein Brief und das Antwortschreiben Husserls kennzeichnen in einmaliger Weise das Verhältnis Husserls zu Pfänder und Martin Heidegger. Deshalb haben wir uns entschlossen, die beiden Schriftstücke trotz ihrer Länge wenigstens auszugsweise wörtlich wiederzugeben.

Pfänder schrieb Husserl am 2. Januar 1931: ...„Sie hatten ca. 10 Jahre lang Jedem, der es hören wollte, erklärt, dass Sie mich dereinst zu Ihrem Nachfolger vorschlagen würden. Natürlich wurde diese Erklärung in weiten, akademischen und außerakademischen Kreisen bekannt. Als es sich dann schließlich darum handelte, wirklich Ihren Nachfolger zu bestimmen, da haben Sie in der entscheidenden Sitzung nicht einmal meinen Namen genannt. Wie ein Lauffeuer wurde auch diese Tatsache allgemein bekannt. Es ist klar, dass dadurch mein Ansehen, und bei einigen auch Ihr Ansehen, stark beschädigt wurde. Doch das Entscheidende war, dass ich von Ihnen keinerlei Mitteilung und Erklärung darüber erhielt, wie ich sie doch wohl mit Recht hätte erwarten können.

So erschien mir Ihr Verhalten als eine große Untreue, die mich tief verletzte. Da mir der Charakter eines Menschen viel wichtiger erscheint als alle seine wissenschaftlichen und philosophischen Leistungen, so war es mir sehr schmerzlich, in diesem Falle der Meinung böser Einflüsterer zustimmen zu sollen. Es blieb mir nichts anderes übrig, als mich stillschweigend zurückzuziehen. Und solange diese Dinge nicht bereinigt sind, ist es mir zu meinem größten Bedauern nicht möglich, aus dieser Zurückgezogenheit wieder hervorzutreten.“

Husserl antwortete vier Tage später mit einem sehr ausführlichen Schreiben. Darin hieß es : „Ihr Brief hat mich zutiefst erschüttert. ... Urteilen Sie nun selbst, ob ich mir nicht Schwereres angetan habe als Ihnen und ob ich diese Schuld an Ihnen und an mir nicht ethisch vertreten kann. ... Die leidenschaftliche Arbeit führte zu immer neuen Rückschlägen und immer neuen Depressionen. ... In dieser Zeit wuchs Heidegger – eine Reihe von Jahren mir ständig nahe als Assistent - heran. Er gab sich ganz als mein Schüler und künftiger Mitarbeiter, der in allem Wesentlichen ... auf dem Boden meiner konstitutiven Phänomenologie stehe. Der sich fortgesetzt steigernde Eindruck von einer außergewöhnlichen Begabung, von einer absoluten Hingabe an die Philosophie, einer gewaltigen Denkenergie dieses jungen Mannes führte mich schließlich zu einer überschwänglichen Einschätzung seiner Zukunftsbedeutung für eine wissenschaftliche Phänomenologie in meinem Sinne. Da ich sah, dass unter den Phänomenologen niemand mir ernstlich folgte, ... so versteht es sich, wie große Hoffnungen ich auf Heidegger setzte. ... So kam es, dass ich, als es sich um die Wahl meines Nachfolgers handelte, ... ihn als den einzig Berufenen ansah, für den ich mich also unbedingt entscheiden müsse. ... Diese Verblendung - denn das war es, Gott sei es geklagt – war also wesentlich dadurch bedingt, dass ich mich so ganz vereinsamt fühlte, als berufener Führer ohne Gefolge oder besser ohne Mitforscher in dem radikal neuen Geiste der transzendentalen Phänomenologie. ... In Beziehung auf Sie, lieber Herr Kollege, hat sich nicht meine freundschaftliche Gesinnung, nicht meine Hochschätzung für Ihren wissenschaftlichen Ernst, für die vorbildliche Solidität Ihrer Arbeit geändert. ... Im übrigen dürfen Sie nicht verkennen, welche Rolle Ihr Alter (1928 waren Sie 58 Jahre alt) bei der Frage der  Besetzung eines Lehrstuhls spielen musste....

Doch ich muss noch berichten, wie es mir weiter mit Heidegger ergangen ist. Unser Verkehr nach Antritt seiner Stelle dauerte etwa 2 Monate lang, dann war’s, in aller Friedlichkeit, vorbei. ... Ich wandte mich, um zu einer nüchtern-endgültigen Stellung zur Heideggerschen Philosophie zu kommen, zwei Monate dem Studium von „Sein und Zeit“ sowie der neueren Schriften zu. Ich kam zum betrüblichen Ergebnis, dass ich philosophisch mit diesem Heideggerschen Tiefsinn nichts zu schaffen habe, mit dieser genialen Unwissenschaftlichkeit, dass er in der Ausbildung einer Systemphilosophie begriffen sei, von jener Art, die für immer unmöglich zu machen ich zu meiner Lebensaufgabe stets gerechnet habe. Das haben längst schon alle Anderen gesehen, nur ich nicht. Mein Ergebnis habe ich Heidegger nicht verschwiegen.

Er war fast ein Jahrzehnt lang mein nächster Freund. Damit ist’s natürlich zu Ende. Diese Umwendung in der wissenschaftlichen Schätzung und im Verhältnis zur Person war eines der schwersten Schicksale meines Lebens. Auch in seinen Konsequenzen, zu denen die Änderung Ihres Verhältnisses zu mir gehört, infolge der Kränkung, die ich Ihnen beifügen musste. ... Mein Verhältnis zu Ihnen ist klar. Nichts wird meine freundschaftliche Gesinnung für Sie und meine Hochschätzung ändern. Ihr alter Husserl.“ Es folgte der Zusatz: „Dringend bitte ich, diesen Brief diskret zu behandeln. Wie ich wissenschaftlich zu Heidegger stehe, das habe ich bei jeder Gelegenheit deutlich ausgesprochen. Es ist nun Gerede genug, und meine persönliche Enttäuschung mit Heidegger etc. geht niemand etwas an.“

 Husserls Bitte um diskrete Behandlung dieses Briefes hat Pfänder erfüllt. Erst 1982, nach dem Tode aller drei Philosophen, wurde das Schreiben erstmalig veröffentlicht.[71]

Eine von Pfänder noch gewünschte mündliche Aussprache mit Husserl kam nicht zustande. Der weitere Verkehr beschränkte sich in der Folgezeit im wesentlichen auf den Austausch von Glückwünschen zu Geburts- und Feiertagen. Beide Philosophen haben sich nie mehr wiedergesehen.

Nach der Herausgabe seines bedeutendsten Werkes „ Die Seele des Menschen“ im Jahre 1933 beantragte Pfänder unter Hinweis auf seine gesundheitlichen Probleme seine Emeritierung, um die weiteren vorbereiteten Werke noch ganz zu vollenden, ehe ihn „der Tod ereilt“ habe. Im Februar 1935 hielt er seine letzte Vorlesung. Danach widmete er sich ganz intensiv seinem schon in den zwanziger Jahren gefassten Plan, zwei weitere Bücher zu schreiben,  und zwar „Ethik“ und „Einleitung in die Philosophie“, die er jedoch nicht mehr vollenden konnte. Das hatte zwei Gründe: einmal die Verschlechterung seines Gesundheitszustandes und zum anderen die Lähmung seiner Schaffenskraft infolge der politischen Entwicklung am Anfang der 30er Jahre, die zur Machtergreifung Hitlers führte.

 

 

 

Pfänder und der Nationalsozialismus

 

Im Manuskript zu seinem Buch „Einleitung in die Philosophie“, das erst nach seinem Tode veröffentlicht wurde, setzte sich Pfänder mit  dem  neuen System auseinander, indem er von „Wertblindheit“, „Wertnihilismus“ und „Wertbarbarei“ sprach und sich entschieden dagegen wandte, „dass man schreiend Wertbehauptungen, eventuell durch begeisterte Sprechchöre und mit festem Fußstampfen“ vollzog.[72]

Besonders besorgt beobachtete Pfänder als evangelischer Christ die wachsende Einflussnahme des Nationalsozialismus auf die Kirche. Das geht vor allem aus mehreren Briefen an Helle Schwenninger aus den Jahren 1934 und 1935 hervor, die mit einigen evangelischen Pfarrern verwandt war. Er äußerte sich darin empört über die Berufung des Nationalsozialisten Ludwig Müller zum Reichsbischof und über „rücksichtslose Gewalttaten“ gegenüber der evangelischen Kirche Münchens. Einen Protest der evangelischen Christen gegen die neue Kirchenordnung hielt er für dringend geboten. Dabei berief er sich auf einen Artikel des reformierten Schweizer Theologieprofessors Emil Brunner „Der Christ im Staat“, der im Januar 1934 in der „Neuen Schweizer Rundschau“, Heft 9, erschienen war.

Nach der Barmer Erklärung schrieb Pfänder an Helle Schwenninger: „Die Lage der protestantischen Kirche ist noch nicht völlig geklärt, der Reichsbischof funktioniert noch immer.“ Als dann nach dem mutigen Wort der Berlin-Dahlemer Synode eine Verhaftungswelle derjenigen einsetzte, die sich dazu bekannten, bemerkte er sorgenvoll: „Hoffentlich sind über Ihre verwandten Pfarrer nicht neue Aufregungen hereingebrochen.“[73]

Unter den Verfolgungen der Theologen, die der Bekennenden Kirche angehörten, hatte auch Pfänders Schüler Wolfgang Trillhaas zu leiden, der von 1935 an zunächst  notgedrungen als Stadtpfarrer in Erlangen arbeiten musste. Einen Lehrstuhl für Theologie erhielt er dort erst 1945 und ein Jahr später in Göttingen.

Pfänder berichtete am 23.2.1935 in einem Brief an Helle Schwenninger auch über den Kampf der Katholischen Kirche gegen die nationalsozialistischen Bestrebungen, die Simultanschule einzuführen. „Eine gedruckte Predigt des Erzbischofs Faulhaber zu diesem Thema“, schrieb er ihr, „ist hier konfisziert worden, nachdem sie gleichzeitig, durch Lautsprecher vermittelt, in drei Kirchen von einer ungeheuren Menschenmenge gehört und nach Verteilung des Drucks auch gelesen wurde.“[74]

Noch stärker als die kirchentreuen Christen waren die Juden dem nationalsozialistischen Terror ausgesetzt.  Das erlebte Pfänder hautnah bei vielen Freunden, Kollegen und Schülern, wie die folgenden Beispiele zeigen:

Edmund Husserl, der zeitgleich mit Pfänder die phänomenologische Methode entwickelt hatte, musste im Ersten Weltkrieg die schwere Verwundung seiner beiden Söhne Gerhart und Wolfgang erleben, die als Freiwillige im Fronteinsatz waren. Der jüngste Sohn Wolfgang ist dann nach seiner Genesung   vor Flandern im Alter von 20 Jahren als Leutnant der Reserve und Inhaber des Eisernen Kreuzes gefallen. Nach Kriegsende verlor Husserl außerdem in Göttingen sein Wohnhaus, das er in Kriegsanleihen umgesetzt hatte.[75]

Trotz dieser großen Opfer und seiner herausragenden wissenschaftlichen Leistung musste Husserl seit 1933 wegen seiner jüdischen Abstammung in Freiburg Schikanen erdulden. 1936 wurde ihm sogar die Lehrbefugnis entzogen. Als er 1938 starb, gedachte die Universität seiner offiziell nicht.  Bei der Einäscherung war von der philosophischen Fakultät nur der Historiker Gerhard Ritter, der Doktorvater des Verfassers, als Privatperson anwesend.[76]

Auch Husserls Kinder konnten mit ihren Familien nicht an der Beisetzung  teilnehmen: Gerhart war bereits 1934 in die USA emigriert, Elli 1935. Seine Frau Malwine überstand  die Kriegswirren  in einem belgischen Kloster und starb 1950 im Alter von 90 Jahren  in einem Freiburger Altenheim.[77] 

Husserls philosophischer Nachlass, der 40.000 Manuskriptblätter in Gabelsberger Stenographie und 10.000 Seiten Transkriptionen umfasste, konnte, in drei Koffern verpackt, 1938 vor dem Zugriff der Nationalsozialisten mit Hilfe des belgischen Franziskanerpaters Herman Leo Van Breda in einer abenteuerlichen Aktion gerettet werden. Der Versuch, ihn zunächst bei Ludwig Binswanger in Kreuzlingen/Schweiz unterzubringen, scheiterte an den strengen Grenzkontrollen. Mit Zustimmung des belgischen Außenministeriums  gelang es dann aber, ihn als „Diplomatengepäck“ über Berlin nach Löwen in Belgien zu bringen, wo das Husserl-Archiv entstand.[78]

Aloys Fischer, der wie Pfänder bei Theodor Lipps promoviert und anschließend noch bei Wilhelm Wundt studiert hatte, gründete 1910 das Pädagogisch-Psychologische Institut des Münchener Lehrervereins und wurde nach seiner Ernennung zum ordentlichen Professor 1919 Direktor des Pädagogischen Seminars sowie 1929 des Psychologischen Instituts der Münchener Universität, dessen Mitdirektor 1930 Pfänder wurde. Im Frühjahr 1937 erfolgte seine Zwangsemeritierung, weil seine Frau Jüdin war. Wenige Monate später starb er. Sein Sohn Ernst, der Pfänder 1930 gemalt hatte, fiel am 27.11.1939 im Zweiten Weltkrieg.[79]  

August Gallinger, der, wie schon erwähnt, in Medizin und Philosophie promoviert hatte und zu den frühesten Mitgliedern des Münchener Phänomenologenkreises gehörte, war schon 1920 a.o. Professor. Ein Ordinariat wurde ihm als Juden jedoch, wie wir noch berichten werden, nach Hitlers Machtübernahme verwehrt. Er überlebte die nationalsozialistische Diktatur als Emigrant in Stockholm. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kehrte er nach München zurück. Dort wurde er 1948 im Alter von 77 Jahren noch zum ordentlichen Professor ernannt.

Ebenso wie zu August Gallinger hatte Pfänder auch zu dessen Schwester und Schwager, dem Ehepaar Siegmund und Eugenie Goldschmidt, ein enges freundschaftliches Verhältnis. Auch sie standen auf der Liste derjenigen Personen, die bei seinem Tode benachrichtigt werden sollten. Mit Rücksicht auf das hohe Alter von Herrn Goldschmidt verzichteten beide Eheleute auf eine Emigration. Sie verbrachten ihren Lebensabend in einem jüdischen Altersheim in München. Deportiert wurden sie nicht mehr. Die amtliche Meldekarte enthält den Vermerk, dass Herr Goldschmidt am 25.3.1942 verstarb, seine Frau einen Tag später.

Moritz Geiger, ebenso wie Pfänder und Aloys Fischer ein Schüler von Theodor Lipps in München und von Wilhelm Wundt in Leipzig, war Mitbegründer des „Jahrbuchs für Philosophie und phänomenologische Forschung“ und neben Alexander Pfänder einer der bedeutendsten Vertreter der deskriptiven  Phänomenologie. Nach zehnjähriger Tätigkeit als ordentlicher Professor in Göttingen wurde er 1933 als Jude entlassen.1934 emigrierte er in die USA,  wo er 1938 starb.

Herbert Spiegelberg war einer der fähigsten Schüler von Pfänder. Seine Habilitation an der Münchener Universität stand 1933 vor dem Abschluss,  scheiterte aber mit der Machtübernahme Hitlers, weil sein Vater Jude war. Er emigrierte in die Schweiz, kehrte dann für kurze Zeit nach Deutschland zurück und emigrierte 1937 wiederum, diesmal nach Großbritannien und von da aus 1938 in die USA. Durch seine dortige Lehrtätigkeit, insbesondere an der Washington University St. Louis, und durch mehrere Veröffentlichungen in englischer Sprache hat er wesentlich zur weltweiten Verbreitung der phänomenologischen Bewegung beigetragen, insbesondere in den USA und in den Niederlanden.  

Hedwig Conrad-Martius, Ehefrau von Theodor Conrad, einem Neffen von Theodor Lipps, war Schülerin von Edmund Husserl und Doktorandin von Pfänder. Sie wollte sich nach 1933 ebenfalls habilitieren. Das war ihr jedoch wegen eines jüdischen Großelternteils nicht möglich. 1935 wurde sie aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen, was eine gravierende Publikationsbeschränkung bedeutete. Erst 1949 konnte sie einen Lehrauftrag und 1955 eine Honorarprofessur in München erhalten. Auf ihrer ererbten Obstplantage in Bergzabern gab es häufig Treffen der Phänomenologen ihrer Generation. Seit 1920 verband sie eine enge Freundschaft mit Edith Stein.

Edith Stein, Tochter eines jüdischen Kaufmanns aus Breslau, war in Göttingen Doktorandin und später in Freiburg Assistentin von Edmund Husserl. Sie wohnte von Ende Mai 1921 bis Anfang Oktober 1922 im Hause ihrer Freundin Hedwig Conrad-Martius in Bergzabern und konvertierte damals vom Judentum zum Katholizismus. Als sie am 1. Januar 1922 durch Dekan Eugen Breitling, Pfarrer von St. Martin, Speyer, getauft wurde, übernahm ihre evangelische Freundin Hedwig Conrad-Martius mit Erlaubnis des Speyerer Bischofs Dr. Ludwig Sebastian die Patenschaft.

Aufgrund ihrer wissenschaftlichen Kompetenz versuchte Edith Stein mehrmals, sich zu habilitieren. Ihre entsprechenden Anträge in Freiburg, Breslau, Göttingen und Kiel wurden jedoch abschlägig beschieden, weil Frauen zu jener Zeit als Dozenten und Professoren an Universitäten noch unerwünscht waren. Nach achtjähriger Lehrtätigkeit in einer Mädchenbildungsanstalt der Dominikanerinnen in Speyer erhielt Edith Stein im Sommer 1932 eine Dozentenstelle am Deutschen Institut für wissenschaftliche Pädagogik in Münster, die sie aber schon ein Jahr später wieder aufgeben musste, weil die Nationalsozialisten „keine Jüdin auf deutschen Kathedern“ wünschten. 

Am 14.10.1933 trat Edith Stein in den Orden der Karmelitinnen in Köln ein, wo sie den Namen Teresia Benedicta a Cruce annahm. Dort arbeitete sie an einer Akt-Potenzlehre, die auf dem Ansatz von Thomas von Aquin basierte. Im On-line-Philosophenlexikon von Uwe Wiedemann hieß es: „Sie wollte die thomistische Philosophie mit Ideen von Husserl, Reinach, Pfänder, Scheler, Conrad-Martius und Heidegger verbinden.“ Während der Herrschaft des Nationalsozialismus war ihr jedoch eine Veröffentlichung versagt.

Als katholische Jüdin übersiedelte Edith Stein am 31.12.1938 in den Karmel nach Echt/Limburg. Man hoffte, dass sie dort in den Niederlanden, deren Neutralität damals unantastbar schien, vor der Judenverfolgung der Nationalsozialisten sicher sei. Nach der Besetzung der Niederlande wurde sie aber am 2.8.1942  zusammen mit ihrer ebenfalls katholisch gewordenen Schwester Rosa, die ihr  nach Echt in das Kloster gefolgt war, von der Gestapo verhaftet und nach Auschwitz deportiert, wo das Leben beider endete.[80]

1987 erfolgte die Seligsprechung von Edith Stein und 1998 ihre Heiligsprechung. Eine Nichte von Alexander Pfänder, Frau Else Erlemann, Tochter seiner Schwester Julie Erlemann, Köln, berichtete uns, dass sie  Edith Stein in  ihrem Kölner Gymnasium, der Ursulinenschule, in den 30er Jahren begegnet sei, als diese dort eine befreundete Ordensschwester, eine  Lehrerin der Schule, besucht habe.

Auch Pfänder bekam persönlich die Willkür des nationalsozialistischen Systems zu spüren, und zwar schon 1935 bei der Diskussion um die Wiederbesetzung seines Lehrstuhls. Sogleich zu Beginn der Verhandlungen erklärte der stellvertretende Dekan Spindler, dass einige Kandidaten – Pauli, Gallinger und Wenzl - aus politischen Gründen für seine Nachfolge nicht in Frage kämen. Pfänder benannte, weil eigene Schüler zu der Zeit wegen fehlender Habilitation nicht zur Verfügung standen, in seinem Dreiervorschlag u. a. Kurt Huber, der seit 1926 außerordentlicher Professor an der Universität München war und im Psychologischen Institut arbeitete. Er bezeichnete Kurt Huber als einen vielseitig veranlagten Wissenschaftler und erfolgreichen Lehrer. Sein Dreiervorschlag wurde jedoch nicht berücksichtigt.[81] Eine Neubesetzung seines Lehrstuhls erfolgte erst 1937.

Kurt Huber, der wie Pfänder dem Nationalsozialismus ablehnend gegenüberstand, wurde 1943 ebenso wie die Geschwister Hans und Sophie Scholl sowie andere Mitglieder der Widerstandsbewegung  „Weiße Rose“ von den Nationalsozialisten verhaftet und hingerichtet. Nach dem Krieg wurden an der Universität zwei gegenüberliegende Plätze rechts und links von der Ludwigstraße nach ihnen benannt.

Der Tod seiner Ehefrau, seine schwere Herzerkrankung, das Auseinanderstreben phänomenologisch orientierter Philosophen und nicht zuletzt die verheerenden Folgen der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft trugen dazu bei, dass Pfänder bald immer mehr vereinsamte. Zuletzt machte er sich große Sorgen um  die Wirkung und Fortführung seines Lebenswerkes.

In früheren  Jahren hatte Pfänder gehofft, dass Herbert Spiegelberg, zu dem er ein besonders gutes Verhältnis hatte, einmal seine philosophische Arbeit fortführen würde. 1935 hatte er testamentarisch verfügt, Herbert Spiegelberg  möge die Überwachung des Druckes einer etwaigen zweiten  Auflage seines Hauptwerkes „Die Seele des Menschen“ übernehmen.[82] Mit der Emigration in die USA 1938 war Herbert Spiegelberg jedoch als Hoffnungsträger für Alexander Pfänder verloren.

Der Kontakt zu Herbert Spiegelberg konnte allerdings über einen Bruder seiner Mutter, den Arzt und Philosophen Heinrich von Recklinghausen, der Pfänder in den Jahren 1939 und 1940 mehrmals besuchte, weiter aufrechterhalten werden. In einem der Briefe an seinen Neffen in den USA berichtete Heinrich von Recklinghausen: „Das Erfreuliche und Große an Alexander Pfänder ist seine Ausgeglichenheit, die heitere Ruhe, mit der er sein Schicksal: Einsamkeit, körperliches Leiden, Arbeitsunfähigkeit trägt, ein wahrhaft Weiser und Philosoph.“[83]

Die Frage war nun, was aus Pfänders philosophischem Nachlass nach seinem Tode werden sollte.

 

 

 

Der Nachlass

 

Nach Pfänders Tod nahm „die treue Anna Dietz“, wie Gerda Walther sie in ihren Memoiren nannte, seine philosophischen Manuskripte im Einvernehmen mit den Erben in ihre Obhut. Sie sorgte dafür, dass die hinterlassenen Tausende von Zetteln mit Aufzeichnungen, wohlgeordnet in zwei Kisten verpackt, im Tresor einer Regensburger Bank während des Krieges vor den Gefahren der Luftangriffe Schutz fanden und später bei ihren Verwandten  in der Löwen-Apotheke in Regensburg sicher verwahrt wurden.

Nach dem Tode von Anna Dietz im Jahre 1948 übernahm dann Pfänders Neffe Gerhard Isselmann, der inzwischen in Teisendorf  in der Nähe von Traunstein als Tiefbauingenieur bei der Reichsbahn eine Anstellung erhalten hatte, den philosophischen Nachlass.[84] 1953 überließ er ihn auf Anregung der  beiden Pfänder-Schüler Herbert Spiegelberg und Heinrich Middendorf der Bayerischen Staatsbibliothek, die ihn als „Pfänderiana“ in ihre Handschriftenabteilung aufnahm und die Manuskripte vorläufig klassifizierte. 1971 erfolgte dann eine endgültige Klassifikation.[85]

In Pfänders philosophischem Nachlass befand sich u.a. eine vollständige Nachschrift über die Vorlesung „Philosophie der Lebensziele“ aus dem Wintersemester 1921/22, die von seinem Schüler Ernst Heller zusammen mit Anna Dietz verfasst und von ihm selbst korrigiert worden war. Sie wurde 1948 von Wolfgang Trillhaas veröffentlicht. Weiter kamen zahlreiche Aufzeichnungen zu der von Pfänder geplanten Herausgabe von zwei Büchern zum Vorschein: „Einleitung in die Philosophie und Phänomenologie“ sowie „Ethik“. Ihre Veröffentlichung erfolgte 1973, und zwar  unter den Titeln „Philosophie auf phänomenologischer Grundlage“, herausgegeben von  Herbert Spiegelberg, und „Ethik in kurzer Darstellung“, herausgegeben von  Peter Schwankl, einem Schüler von Josef Stürmann (1906-1959), der seinerseits als Schüler von Pfänder nach dem Kriege an der Universität München der folgenden Generation das geistige Erbe seines Lehrers vermittelt hatte.[86]

Wenden wir uns nun der Frage zu, welche Würdigung die wissenschaftliche Leistung Pfänders gefunden hat!

 

 

 

Würdigung des Lebenswerkes

 

Pfänders großes Wirken hat schon zu seinen Lebzeiten Anerkennung gefunden. So erschien z.B. bereits 1912 sein Name im „Philosophen-Lexikon - Leben, Werke und Lehren der Denker“, herausgegeben von Rudolf Eisler. 1933 stand ein Artikel über ihn im Konversationslexikon „Der Große Herder“, und in einem Schreiben vom  28.8.1933 bat ihn der Verlag um die Überlassung eines zur Beifügung bestimmten Fotos.[87]

Im selben Jahr widmeten Freunde und Schüler Pfänder anlässlich seines 60. Geburtstages eine  Festschrift mit 11 Aufsätzen über philosophische Fragen im Umfang von 259 Seiten, die von Ernst Heller und Friedrich Löw in „Neue Münchener Philosophische Abhandlungen“ herausgegeben wurde. Diese Benennung erfolgte in Anlehnung an die von Alexander Pfänder 1911 begründete Schriftenreihe „Münchener philosophische Abhandlungen“, in der die Festschrift zum 60. Geburtstag seines Lehrers Theodor Lipps erschienen war. Auf die Weiterführung der „alten“ Schriftenreihe wurde dann jedoch, wie schon erwähnt, zugunsten des „Jahrbuchs für Philosophie und phänomenologische Forschung“ verzichtet.

Zu Pfänders 65. Geburtstag  am 7.2.1935 fand eine kleine akademische Feier statt, bei der ihm sein Kollege und Freund Aloys Fischer ein Huldigungsgedicht widmete.[88]

Unmittelbar nach Pfänders Tod brachten mehrere Zeitungen im In- und Ausland einen Nachruf über ihn, z.B. die Münchener Neuen Nachrichten, die Frankfurter Zeitung (Morgenblatt) und die Neue Züricher Zeitung. Auch in Fachzeitschriften wurde seiner gedacht, z.B. in: Philosophy and Phenomenological Research, einer Zeitschrift, die nach dem Vorbild des „Jahrbuchs“ seit 1940 von Emigranten in den USA hausgegeben wurde, darunter Edmund Husserls Sohn Gerhart Husserl und Herbert Spiegelberg.

Darüber hinaus veröffentlichte Wolfgang Trillhaas bereits 1942, unterstützt von  Pfänders Erben und von Anna Dietz, eine kleine Schrift mit dem Titel „Alexander Pfänder in memoriam“. Es handelte sich hierbei um ein 14-seitiges Heftchen im DIN-A5-Format, als Manuskript gedruckt bei Karl Dörres in Erlangen. Wir entdeckten dieses Schriftstück zuerst in der Staatsbibliothek in Berlin und waren ganz gespannt auf den Inhalt. Bei der Aushändigung wurden wir darauf hingewiesen, dass keine Fotokopien davon angefertigt werden dürften. Außerdem mussten wir den Bibliotheksausweis hinterlegen, den wir erst nach der Überprüfung der Unversehrtheit des Heftchens zurückerhielten. Für die Staatsbibliothek musste diese Broschüre wohl ganz besonders wertvoll sein. Wir waren sehr glücklich, dass wir hier einige uns bis dahin unbekannte biographische Daten und auch eine erste Einführung in das Werk und die phänomenologische Methode von Pfänder fanden, setzten uns beide nebeneinander und schrieben den Text Wort für Wort ab, der eine jeweils die linken, der andere die rechten Seiten. 

Als wir danach Frau Käthe Isselmann, eine Nichte Alexander Pfänders, in Teisendorf besuchten, entdeckten wir dort die kleine Schrift von Trillhaas, die für uns bereitwillig fotokopiert wurde. Auch Frau Giebe in Iserlohn besaß dieses Heftchen, wie wir später feststellten, und überließ es uns freundlicherweise. 

Eine sehr große Ehrung Pfänders erfolgte durch die Stadt München am 28. April 1955. Der Hauptausschuss des Stadtrates beschloss damals, nach ihm eine Straße zu benennen, die Pfänderstraße. Als Begründung wurde unter anderem angeführt: „Professor Pfänder hat durch viele seiner Werke auf dem Gebiet der Phänomenologie und der Anthropologie bleibende  Verdienste erworben.“[89]

Die Pfänderstraße liegt im Stadtteil Neuhausen, nicht weit vom Münchener Hauptbahnhof entfernt. Wenn man von dort mit der Straßenbahnlinie 20 oder 21 fünf Stationen bis zum Leonrodplatz an der Dachauer Straße fährt, braucht man nur noch eine kurze Wegstrecke durch die Hilblestraße zu gehen, um in die Pfänderstraße zu gelangen. Sie ist eine ruhige Straße, an der in aufgelockerter Bauweise bis zu viergeschossige Wohnhäuser und neben einer gepflegten Grünanlage die Gebäude des Carl-Duisberg-Zentrums stehen.

Pfänders wissenschaftliches Werk wurde außerdem noch in ganz besonderer Weise durch einen großen Internationalen Kongress gewürdigt, der anlässlich seines 100. Geburtstages vom 13. bis 18.4. 1971 in München stattfand. Veranstalter war die im Zusammenhang damit gegründete „Gesellschaft für phänomenologische Forschung e.V. München“, jetzt „Deutsche Gesellschaft für phänomenologische Forschung“, die zugleich eine Formulierung Pfänders „Die Münchener Phänomenologie“ zum Leitthema dieses Kongresses wählte.

Dem Organisationskomitee gehörten folgende Philosophen an: Helmut Kuhn (München) als Präsident, Reinhold Gladiator (Gröbenzell) als Generalsekretär und  Eberhard Avé-Lallemant (München), Hans Brockard (München), Hans Kunz (Basel), Herbert Spiegelberg (St. Louis/Missouri, USA) und Bernhard Waldenfels (München) als Mitglieder.[90]

Bereits am 7.11.1970 wies die Süddeutsche Zeitung auf diesen Kongress hin.. Es erschien dort ein Artikel mit der Überschrift „Zum 100. Geburtstag von Alexander Pfänder“, der mit R.Gl. unterzeichnet war und vermutlich von dem Generalsekretär des Organisationskomitees, Reiner Gladiator, stammte. Es hieß darin: „Am 7. Februar jährte sich zum 100. Male Alexander Pfänders Geburtstag. Der Philosoph gilt neben Husserl als Mitbegründer der Phänomenologie, die zu Beginn unseres Jahrhunderts unter dem Motto ‚Zurück zu den Sachen’ auftrat  und der Philosophie und den Wissenschaften einen neuen Weg zur Erkenntnis der  Wirklichkeit eröffnete. Pfänder führte den Kreis an, der unter dem Namen ‚Die Münchener Phänomenologie’ in die Geschichte der Philosophie eingegangen ist. Der Gruppe gehören J. Daubert, A. Reinach, Th. Conrad, M. Geiger, M. Scheler, D. v. Hildebrand und H. Conrad-Martius an. Neben Husserls Transzendental-Phänomenologie und Heideggers Existential-Phänomenologie ist sie ein dritter Weg, die bis heute das philosophische Denken entscheidend prägt.“ Abschließend wurde noch hervorgehoben, dass an dem Internationalen Kongress „bedeutende Vertreter der Philosophie des In- und Auslandes“ teilnehmen würden.

Die Durchführung des Kongresses wurde ermöglicht durch finanzielle Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und Wissenschaft, des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus, der Landeshauptstadt München, einiger großer Versicherungen und bedeutender Industrieunternehmen,  wie z.B. der Linde AG und der Siemens AG.

Vor mehr als 150 Teilnehmern aus fast allen europäischen Staaten, den USA, Kanada und Japan wurden an fünf Tagen im Nobel-Hotel Arabella in München  Vorträge von namhaften Philosophen gehalten. Einige Progammpunkte  mögen verdeutlichen, welche prominenten Wissenschaftler darunter waren und welche anspruchsvolle Thematik damals behandelt wurde.

Am Dienstag, 13.4.1971, eröffnete Helmut Kuhn (München) den Kongress mit einem Vortrag über das Thema „Phänomenologie und ‚wirkliche Wirklichkeit’“. Anschließend sprachen u.a. Wolfgang Trillhaas (Göttingen) über: „‚Selbst leibhaftig gegeben’ – Reflexionen einer phänomenologischen Formel nach A. Pfänder“ sowie Eberhard Avé-Lallemant (München) über „Die Antithese Freiburg - München in der Geschichte der Phänomenologie.“

Am Mittwoch, 14.4., sprach u.a. Balduin Schwarz (Salzburg) über „Dietrich von Hildebrands Wertphilosophie“. Die anschließende Diskussion leitete Karl Lehmann (Mainz), der damals als „Prof., Dr.“ in der Teilnehmerliste angeführt wurde und in der Zwischenzeit Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz und Kardinal geworden ist. An diesem Tage hielt auch Hans Georg Gadamer (Heidelberg) einen Vortrag, und zwar über das Thema „Der ontologische Status des Wertes.“

Am Donnerstag, 15.4. unternahmen die Kongressteilnehmer eine Exkursion nach Seefeld / Tirol, wo sich 1905, wie schon erwähnt, Pfänder, Daubert und Husserl zu Gesprächen über wichtige philosophische Fragen getroffen hatten. Herbert Spiegelberg (St. Louis/USA) und Karl Schuhmann (Löwen/Belgien) berichteten über „Die Seefelder Reflexionen.“

Am Freitag , 16.4., sprachen u.a. Josef Seifert (Salzburg ) „Über die Möglichkeit einer Metaphysik – Die Antwort der ‚Münchener Phänomenologen’ auf E. Husserls Transzendentalphilosophie“ und Hans Kunz (Basel) über „Die Verfehlung der Phänomene in Husserls Phänomenologie.“

Am Samstag, 17.4., hielt Paul Ricoeur (Paris) seinen großen Vortrag über „Phänomenologie des Willens und Ordinary  Language Approach“.[91] Wie Herbert Spiegelberg in den Pfänder-Studien berichtete, war Ricoeurs Teilname an dem Philosophenkongress nur durch einen Sonderflug von seinem Semesterstandort an der University of Chicago nach München möglich. Ricoeur war dazu jedoch gern bereit und lenkte dann mit seinen Ausführungen den Blick der Teilnehmer auf eine neue, bisher übersehene Dimension in Pfänders Frühwerk.[92] An diesem Tage und am Sonntag, 18.4., erfolgten abschließend Beiträge zum Thema „Das Werk Alexander Pfänders und seine Bedeutung“ von Herbert Spiegelberg, Karl Schuhmann, Roland Kuhn (Münsterlingen/Schweiz), Peter Schwankl (Bonn), Victor Jancu (Temesvar/Rumänien) u.a.

Fast alle Vorträge des Kongresses wurden  in zwei Bänden unter den Titeln „Die Münchener Phänomenologie“ (1975) und „Pfänder-Studien“ (1982) veröffentlicht.

Während der Tagung fand außerdem ein Pfänder-Abend in der Max Emanuel Brauerei, Adalbertstraße 33, statt, in der Pfänder einmal in der Woche nach seinem Seminar in Begleitung von Studenten zum Abendschoppen einzukehren pflegte. Nach einem gemeinsamen Essen begann die Reihe der Berichte früherer Schüler über Pfänder, die soweit wie möglich aus allen Perioden seiner Lehrtätigkeit ausgewählt waren. Auch einige schriftliche Beiträge von Abwesenden oder bereits Verstorbenen wurden verlesen.

Dazu gehörte das Zeugnis des späteren Münchener Geschichtsprofessors und Herausgebers der Historischen Zeitschrift Karl Alexander von Müller, der eine der ersten Vorlesungen von Pfänder über Schopenhauer und Nietzsche im Wintersemester 1902/03 besucht hatte. In seinem Buch „Gärten der Vergangenheit“ berichtete er, dass Pfänder, damals noch kein Meister des Wortes war, sich nach einigen stark ans Manuskript gebundenen Stunden zwang, völlig frei zu sprechen und um Nachsicht für etwaige Stockungen bat. „Das war gegenüber den übrigen glatten ‚Bonzenvorlesungen’“, schrieb er wörtlich, „etwas völlig Ungewohntes und stellte sogleich eine innere Gemeinschaft zwischen ihm und uns her, die weit über das bloße Hörerverständnis hinausging; es passte gut zu dem tiefen Ernst des unbestechlichen Wahrheitssuchers, der jedes Wort mit verhaltenem Pathos durchdrang. Ich ging allemal innerlich gefestigt aus dieser Stunde und habe dem Vortragenden, mit dem ich bis zu seinem Tod in der Fakultät verbunden blieb, den Dank für dieses frühe akademische Erlebnis nie vergessen.“

Für die Zeit nach 1915 gaben die Erinnerungen von Gerda Walther Aufschluss, die sie schon 1960 in ihrem  Buch „Zum anderen Ufer. Vom Marxismus und Atheismus zum Christentum“ festgehalten hatte. Sie berichtete darin über ihre erste Begegnung mit Pfänder beim Besuch seiner Vorlesung über „Einführung in die Psychologie“: „Ich war sofort gefesselt, obwohl es einem Pfänder nicht gerade leicht machte. Man kann wohl sagen, dass mein ganzes späteres Leben durch diese Begegnung eine völlig andere Richtung erhielt. Vielleicht wäre ich heute eine brave marxistische Funktionärin in Ostdeutschland, wenn ich nicht durch ‚Zufall’ in dieses Kolleg geraten und darin geblieben wäre! .... ‚Wir müssen uns endlich einmal darüber klar werden, wozu wir eigentlich auf der Welt sind, was das Leben für einen Sinn hat’, war die Frage, die er seinen Hörern gleich zu Beginn seiner Ausführungen vorlegte. Dann entwickelte er die Antworten, die die verschiedenen philosophischen Systeme hierauf gaben. ... Auch auf die ‚Psychologie ohne Seele’ kam Pfänder dann zu sprechen. Wer nur auf leibliche Vorgänge, wie Hirnprozesse und dergleichen achte, werde freilich nie etwas darüber hinaus Weisendes, etwas Seelisches, eine Seele finden. Er sei dafür gleichsam blind. ‚Wer aber wirklich vorurteilslos und in der richtigen Einstellung den Menschen untersucht, wird sehr bald Seelisches und vielleicht sogar eine Seele finden.’ Pfänder warf die Frage auf, ob es vielleicht die ‚Seele’ sei, die dem Leben des Menschen seinen letzten Sinn verleihe. Ich war begeistert. Hier fand ich endlich eine Antwort auf die Fragen, die mich schon so lange gequält hatten. ... ‚In jedem Menschen schlummert sein ‚Grundwesen’, ein tiefster innerster Keim, der nach Entfaltung drängt – wie in den Pflanzen und Tieren auch. Aber bei diesen wird er von selbst, was er werden soll, beim Menschen aber bedarf es dazu der bewussten und willentlichen Mithilfe, um alle Wirrungen und Irrungen, alle Hindernisse zu überwinden. Die höchste Aufgabe des Menschen ist es, unbeirrt seinen eigenen seelisch-geistigen Keim, sein Grundwesen zu entfalten und auch anderen Menschen behilflich zu sein, ihr Grundwesen in der Welt auszuzeugen. Nur wer so durch sich selbst für andere lebt, kann volle Befriedigung finden.’“ Über Alexander Pfänder schrieb sie weiter: „Ein echter Westfale, aus Iserlohn gebürtig, ging er, ohne nach rechts und links zu schauen, mit unglaublicher Zähigkeit und Ausdauer seinen Weg.“

 

Herbert Spiegelberg hob hervor: „Pfänders ‚Grundwesen’ war kein einspuriges. Es umschloss  Möglichkeiten zu verschiedenen Ausprägungen und Haltungen. In diesem Lichte sehe ich Pfänder als eine im Grunde ruhig gefestigte Persönlichkeit mit ungewöhnlichem seelischen Tiefgang, mit langsamem, beinahe schleppendem Lebensfluss, in diesem Sinn ‚typischer’ Westfale. Aber er hatte auch die Möglichkeit zu spritzig animierter und geistreicher Lebendigkeit, die viel in einem amüsierten, fast maliziösen Lächeln ausdrücken konnte. Hier könnte man von einer bayerischen Oberschicht sprechen, zumal er sich als Wahl-Münchener fühlte.“ Wie Herbert Spiegelberg zu den Vorlesungen bemerkte, „sprach Pfänder, besonders in früheren Jahren, frei, neben dem  Katheder stehend, auf dem sein Manuskript lag, seine Zuhörer meist direkt mit seinem durchdringenden Blick anschauend.“ Dabei habe er oft „Beispiele mit dramatischer Imitation“ gebracht.

In einem Brief an Herbert Spiegelberg schilderte Heinz M. Graumann, Direktor des Psychology Department am Topeka State Hospital in Kansas, seine Erinnerungen an Pfänder aus den zwanziger Jahren folgendermaßen:  „Besonders schien er seine Vorlesung über eine charakterologische Typologie zu genießen. Wenn er die verschiedenen Charaktertypen beschrieb, verwandelte er sich selbst in diese Typen, indem er wie ein Schauspieler deren Körperhaltungen, Gesten, Sprechweisen und Physiognomien annahm. Wir Studenten waren fasziniert und bewunderten ihn. .... Ein wahrhaft erhebendes Erlebnis waren für mich seine Seminare, die er nur für eine sehr kleine Gruppe seiner Schüler gab. Er erwartete viel Vorbereitung und viel aktive Teilnahme von uns, die wir an dem länglichen Tisch um ihn herum saßen, er am Ende des Tisches, zwischen den hohen Bücherwänden der Philosophischen Bibliothek in der Münchener Universität. Die Atmosphäre war manchmal so intensiv, dass einer oder der andere Teilnehmer vor Erschöpfung ohnmächtig wurde und vom Stuhl glitt. Diese Intensität war auch die beherrschende Eigenschaft des Menschen Pfänder selbst.“[93]

Nach der Beschreibung des Theologen Wolfgang Trillhaas, machte Pfänder den Eindruck eines ruhigen und zurückhaltenden Menschen., dem aber „in ganz besonderem Maße die Kunst des Sehens verliehen“ war. ... „Auf der Straße, auf der Reise, im Umgang mit Menschen der verschiedensten Wesensart – nirgends entgingen seinem durchdringend forschenden Auge auch kleine Vorgänge des Alltags und die vielfältige Eigenart des menschlichen Verhaltens.“ Er kam dann zu dem Urteil über Pfänder: „Die Richtung seines Philosophierens aufs Konkrete, der praktische Zugriff ins Leben und die Frage der Gestaltung unseres persönlichen Seins kennzeichnen in glücklicher Konsequenz sowohl den Menschen wie den Gelehrten.“  Zusammenfassend  betonte er, dass „der Inbegriff seines Forschens und Beobachtens der Mensch und immer wieder der Mensch, der Spiegel der Welt und Gottes“ war. Darauf habe sich Pfänder beschränkt und sei so ein wahrer Philosoph gewesen.[94]

Aus Anlass des Kongresses veranstaltete die Bayerische Staatsbibliothek München eine Ausstellung über „Die Münchener Phänomenologie“. In seiner Eröffnungsansprache sagte der Generaldirektor der Bayerischen Staatsbibliothek Dr. Heinrich Middendorf, ebenfalls ein Schüler Pfänders: „Auf mich machte es als jungen Studenten im Seminar bei Pfänder einen tiefen Eindruck, wenn er uns immer wieder zu einem eigenständigen Denken und Begründen unserer Meinungen ohne sachfremde Vorurteile aufforderte. In diesem Zusammenhang fiel einmal sein Hinweis an uns Junge: ‚Bleiben Sie unbedingt bei Ihrer Meinung, wenn Sie glauben, dass sie zutrifft – auch wenn das ganze Seminar und ich selbst anderer Auffassung sind. Es könnte ja sein, dass nicht ich recht habe, sondern Sie.’ Diese Auffassung von Erkenntnisstreben und Wahrheitssuche war nicht nur Ausdruck der persönlichen großen Bescheidenheit und Toleranz dieses von uns allen so geschätzten Mannes, sondern charakterisierte zutiefst auch das Ethos seiner philosophischen Bemühung.“

Zum Abschluss empfiehlt es sich, noch einige kurze Bemerkungen über die Münchener Phänomenologie nach dem Tode von Pfänder zu machen.

 

 

 

Die Münchener Phänomenologie nach Pfänders Tod

 

Nach Pfänders Emeritierung 1935 war die Phänomenologie in München verwaist. Diese philosophische Bewegung hatte im Nationalsozialismus keine Zukunft mehr. Sie war  verfemt, weil viele ihrer führenden Vertreter von Juden abstammten. Manche sahen sich zur Emigration gezwungen. Nach 1945 erlebte die Philosophie Husserls durch Veröffentlichungen aus seinem Nachlass eine bedeutsame Renaissance. Auch Heidegger fand mit seiner späteren Philosophie viel Beachtung, vor allem in Frankreich, wo er besonders Jean Paul-Sartre beeinflusste. Die Münchener Phänomenologie aber blieb weitgehend im Schatten. Sie galt als überholt. 

Das änderte sich, als 1960 Herbert Spiegelberg  sein Standardwerk “The Phenomenological Movement“ („Die Phänomenologische Bewegung“) veröffentlichte und damit die geschichtlichen Zusammenhänge wieder ans Licht brachte. Aus den USA kehrte er 1961 als Fulbright-Gastprofessor für zwei Semester an die Universität München zurück, an der die phänomenologische Tradition inzwischen durch den Pfänder-Schüler Josef Stürmann, durch die Pfänder-Doktorandin Hedwig Conrad-Martius sowie den 1952 aus der Emigration nach München zurückgekehrten Phänomenologen Arnold Metzger weitergeführt worden war.[95]

Herbert Spiegelberg und Eberhard Avé-Lallemant, ein Doktorand von Hedwig Conrad-Martius und somit ein Enkelschüler von Pfänder, fassten Anfang der 60er Jahre den Entschluss, die Nachlässe der Münchener Phänomenologen, die über die ganze Welt verstreut waren, zu retten. Dank ihres vorbildlichen Engagements konnten in den letzten Jahrzehnten die Nachlässe von 16 Münchener Phänomenologen und Philosophen aus ihrem Umkreis gesammelt und in der Handschriftenabteilung der Bayerischen Staatsbibliothek München archiviert werden.

Im Auftrag der Bayerischen Staatsbibliothek hat Avé-Lallemant in mehr als 20-jähriger Arbeit  inzwischen die Hälfte dieser Nachlässe geordnet und katalogisiert, und zwar von Alexander Pfänder, Max Scheler, Johannes Daubert, Moritz Geiger, Theodor Conrad, Adolf Reinach, Maximilian Beck und Hedwig Conrad-Martius. Noch nicht geordnet sind die Nachlässe von Franz Brentano, Gerda Walther, Herbert Spiegelberg, Herbert Leyendecker, Aloys Fischer, Alfred Schwenninger, Dietrich von Hildebrand und Hans Lipps.[96]

Durch die Erschließung der Nachlässe hat die philosophische Forschung viele wertvolle neue Impulse bekommen. So wurde der geordnete Nachlass von Pfänder z.B. schon für Veröffentlichungen von Eberhard Avé-Lallemant, Herbert Spiegelberg und Peter Schwankl zugrundegelegt.

Ganz besonders interessant erwies sich der Nachlass von Johannes Daubert. Damit kommen wir abschließend noch einmal auf diesen ganz besonderen Menschen, diesen Lebenskünstler zurück. Sein Nachlass  enthielt eine Menge Zettel mit stenographischen Aufzeichnungen, die zunächst nicht gelesen werden konnten, weil das benutzte Stenographiesystem völlig unbekannt war. Erst nach längerer Zeit und mit viel Mühe gelang schließlich Karl Schuhmann aus Utrecht  und  Reinhold Smid aus Köln die Entschlüsselung. Dabei stellte sich u.a. heraus, dass schon bei den „Münchener Phänomenologen“ Ansätze zur Sprechakt-Theorie vorhanden waren, die nach der bis dahin herrschenden Ansicht erst in den 60er Jahren von britischen Philosophen entwickelt wurde.

Die damalige Aktualität der anglo-amerikanischen Sprachanalyse und das große Interesse an der Phänomenologie Pfänders in Lateinamerika, das Herbert Spiegelberg 1963 auf dem XIII. Internationalen Kongress für Philosophie in Mexico City vorfand, veranlassten ihn, eine Studie über das Thema „Linguistische Phänomenologie: John L. Austin und Alexander Pfänder“ zu verfassen, die zusammen mit mehreren anderen erst nach dem Münchener Kongress fertiggestellten wissenschaftlichen Arbeiten in die „Pfänder-Studien“ aufgenommen wurde.

Wie groß das Interesse an der Phänomenologie und insbesondere an dem Werk    Pfänders auch heute noch ist, beweist die Tatsache, dass im Jahr 2000 seine „Logik“ in 4., unveränderter Auflage neu erschienen ist, und zwar in „Philosophie und realistische Phänomenologie“, „Studien der Internationalen Akademie für Philosophie im Fürstentum Liechtenstein“, Band X. Die Herausgeber der Reihe sind Rocco Buttiglione aus Italien und Josef Seifert aus Österreich. Der Herausgeber der 4. Auflage der „Logik“ in dieser Schriftenreihe ist Mariano Crespo aus Spanien. Er hat als Einleitung eine umfangreiche Studie von 34 Seiten vorangestellt.

Die Neuerscheinung von Pfänders „Logik“ entdeckten wir zuerst in der Staatsbibliothek in Berlin, danach fanden wir sie auch im Schaufenster einer Münchener Buchhandlung. Dadurch wurde unsere Neugier geweckt, Näheres über die Herausgeber und die Akademie in Liechtenstein zu erfahren. Wir recherchierten im Internet und in der Lexika-Reihe „Who’s who“ und fanden viel Interessantes. 

Rocco Buttiglione lehrte als Professor an verschiedenen italienischen Universitäten und ist an der Internationalen Akademie für Philosophie im Fürstentum Lichtenstein ordentlicher Professor für Philosophie der Gesellschaft, der Wirtschaft und der Politik. Bis vor kurzem war er auch Prorektor dieser Akademie. Im Juni dieses Jahres wurde Buttiglione, der auch Generalsekretär der Christlich Demokratischen Union Italiens (CDU) ist, Minister für die europäische Gemeinschaft. Er ist außerdem Berater von Papst Johannes Paul II.

Josef Seifert ist Rektor und ordentlicher Professor für Philosophie (mit besonderer Berücksichtigung der Erkenntnistheorie, Metaphysik und philosophischen Anthropologie) an der Internationalen Akademie für Philosophie im Fürstentum Liechtenstein. Nach seiner Promotion in Salzburg  und Habilitation in München war er als Professor und Institutsvorsteher an der Universität Dallas/USA tätig. Er ist Mitglied in der „Europäischen Akademie der Wissenschaften“ und der „Päpstlichen Akademie pro Vita“. Wie bereits erwähnt, hielt er am 16.4.1971 auf dem Internationalen Kongress, der zum 100. Geburtstag von Alexander Pfänder in München veranstaltetet wurde, einen wissenschaftlichen Vortrag.

Mariano Crespo, studierte und promovierte an der Universität in Madrid. Er lebt seit sechs Jahren in Liechtenstein und ist an der dortigen Internationalen Akademie als Studiendirektor und Assistenzprofessor für Philosophie (mit besonderer Berücksichtigung der Logik) tätig.

Nach einem Telefonat mit Herrn Professor Crespo entschlossen wir uns im Oktober dieses Jahres zu einem Besuch der Internationalen Akademie für Philosophie im Fürstentum Liechtenstein, Campus Gaflei in Triesenberg/Vaduz.  Das letzte Stück unseres Weges dorthin legten wir in Serpentinen zurück. Aus einem Nebeltal kommend, erreichten wir in 1500 Meter Höhe bei herrlichem Sonnenschein und azurblauem Himmel die Akademie. Sie existiert seit 1986, ist in einem ehemaligen Hotelgebäude untergebracht, umgeben von Tannenwäldern, und liegt unterhalb des 2100 Meter hohen Felsmassivs „Die drei Schwestern“.

Das Besondere der Akademie ist die Begegnung von Professoren und Studenten verschiedener Nationalitäten, die dort zusammen arbeiten und zusammen leben, teilweise auch mit ihren Familien. Herr Professor Crespo führte uns durch die Aufenthalts- und Lehrräume sowie die umfangreiche Bibliothek, in der wir die Werke von Alexander Pfänder und auch Übersetzungen davon ins Spanische und Englische entdeckten. Er machte uns dann mit dem Rektor der Akademie, Herrn Professor Seifert, bekannt. Beim gemeinsamen Mittagessen mit beiden Wissenschaftlern, das wir wegen des wunderbaren Wetters vor der Akademie im Freien einnehmen konnten, hatten wir einen unvergesslich schönen Weitblick auf die umliegenden Berge und ins Tal.

Im  Laufe des Gesprächs erfuhren wir, dass die realistische Phänomenologie neben der Philosophie von Platon und Aristoteles einen besonderen Schwerpunkt im Lehrbetrieb der Akademie bilde und dabei auch die Werke von Alexander Pfänder viel Beachtung fänden. In diesem Zusammenhang wurde gleichzeitig   seine klare und präzise Sprache lobend erwähnt. Die Neuauflage von Pfänders „Logik“ begründete man mit dem Hinweis auf einen echten Bedarf  innerhalb der dortigen Studentenschaft. Auch die Bibliothekarin bestätigte uns, dass die vorhandene alte Ausgabe der „Logik“ in der Akademie immer „auf Wanderschaft“ gewesen sei.

Zum Abschied überreichte uns Herr Professor Crespo ein Buch über „Menschenwürde: Metaphysik und Ethik“, das als Jubiläumsband anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Akademie im Jahre 1996 von ihm herausgegeben worden war, und zwar als Band VII der Reihe „Philosophie und realistische Phänomenologie“, deren Herausgeber die Professoren Rocco Buttiglione und Josef Seifert sind.

Nicht nur im Fürstentum Liechtenstein, sondern auch in München hatten wir interessante Begegnungen mit mehreren Wissenschaftlern. Dabei erwiesen sich die Gespräche mit Herrn Professor Dr. Wolfhart Henckmann und Herrn Privatdozent Dr. Eberhard Avé-Lallemant als besonders fruchtbar.

Wir erfuhren von Professor Henckmann, dass er zusammen mit Professor Dr. Martin Mulsow an der Herausgabe eines Buches über „Die Philosophie in München vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart“ arbeitet. Die Textseiten, die sich auf Pfänder beziehen, überließ er uns freundlicherweise schon vorab. Im Verlauf des Gespräches erwähnte er, dass Karl Schuhmann beabsichtige, in Kürze ein umfangreiches Buch über die Phänomenologie in italienischer Sprache herauszugeben, in dem er auch auf  Pfänder näher eingehen werde.

Privatdozent Dr. Avé-Lallemant, der von allen Seiten als der beste Kenner der Münchener Phänomenologie bezeichnet wurde, berichtete uns von der erfolgreichen Arbeit der von ihm 1971 mitbegründeten „Gesellschaft für phänomenologische Forschung“. Als besonderes Präsent überreichte er uns einen von ihm selbst verfassten Zeitschriftenartikel über das Arbeitsprojekt „Münchener Phänomenologie“ sowie eine Broschüre mit zwei Rundfunkvorträgen von  Pfänder aus dem Jahre 1927, jeweils mit einer Widmung.

Auf unsere Frage, welchen Stellenwert Pfänder innerhalb der phänomenologischen Bewegung habe, antwortete er: „Unbestritten war Pfänder ein Stern erster Güte!“

Mit einem Wunsch beendigen wir unsere Studie:

Möge Alexander Pfänder auch in seiner Heimat die Beachtung finden, die ihm in der Fremde zuteil wurde!

Erinnerung ehrt beide: Heimat und Sohn.

 

 

 

Schlussworte

 

Bei unserer Arbeit haben wir sehr viel Wohlwollen und Unterstützung von verschiedenen Seiten erfahren, so dass wir unsere Ausführungen nicht ohne einige Worte des Dankes schließen möchten.

In erster Linie gilt unser Dank den Erben von Alexander Pfänder, vor allem der Seniorin der Familie Clarfeld, Frau Hildegard Giebe, Iserlohn, und dem Senior der Familie Schrank, Herrn Theodor Schrank, München, die uns beide die Erlaubnis zur Veröffentlichung unserer Arbeit gegeben haben. Wir sind sehr glücklich über das gute Einvernehmen und fühlen uns den Nichten und Neffen Alexander Pfänders auch für die zahlreichen wertvollen Hinweise, Fotos und Schriftstücke in Dankbarkeit verbunden.

Ebenso herzlich danken wir allen Heimatfreunden, die unsere Arbeit bereitwillig gefördert haben, namentlich dem 1. Vorsitzenden des Bürger- und Heimatvereins Hemer e.V., Herrn Hermann-Josef Geismann, und dem Schriftleiter der Heimatzeitschrift „Der Schlüssel“, Herrn Georg Mieders. Besonderen Dank sagen wir dem Vorstand des hiesigen Bürger- und Heimatvereins dafür, dass er es uns ermöglicht hat, unsere Forschungsergebnisse in einem Sonderheft des „Schlüssels“ zu veröffentlichen.

Unser aufrichtiger Dank gebührt weiter den Wissenschaftlern, die uns in persönlichen Gesprächen wichtige Informationen gegeben haben, insbesondere Herrn Privatdozent Dr. Eberhard Avé-Lallemant und Herrn Professor Dr. Wolfhart Henckmann (Universität München) sowie Herrn Professor Dr. Josef Seifert und Herrn Professor Dr. Mariano Crespo (Internationale Akademie für Philosophie im Fürstentum Liechtenstein).  

Auch den Damen und Herren aus den Archiven und Bibliotheken, die uns hilfreich bei unseren Recherchen zur Seite standen, sind wir zu großem Dank verpflichtet, namentlich Herrn Dr. Wolfgang Smolka (Universitätsarchiv München), Frau Dr. Sigrid von Moisy (Abteilung für Handschriften und Seltene Drucke der Bayerischen Staatsbibliothek München), Herrn Dr. Stefan Mörz und Herrn Dr. Martin Furtwängler (Stadtarchiv Ludwigshafen/Rhein) sowie Frau Diplom-Bibliothekarin Karin Müller (Landeskundliche Bibliothek des Märkischen Kreises, Altena).

Zuletzt, aber nicht am wenigsten danken wir Herrn Hannes Steiner, dem Leiter des Stenografenamtes in München, für die Vermittlung aufschlussreicher  Informationen aus dem dortigen Stadtarchiv.   

 

 

Anhang:

 

1.                      Fotokopien der Titelseiten einiger Werke von Alexander Pfänder:

 

a) „Logik“, 4. Auflage in Deutsch,

 

b) „Logik“ in spanischer Übersetzung: „Logica“,

                 

c) „Phänomenologie des Wollens“ in spanischer Übersetzung: „Fenomenologia  de la voluntad“,

 

d) „Phänomenologie des Wollens“ und „Motive und Motivation“ in englischer     Übersetzung: “Phenomenology of Willing and Motivation“.

 

2.      Stammbaum Pfänder (auszugsweise).

 

 

 

 

Quellen- und Literaturverzeichnis

 

I. Archivalien:

 

Ludwig-Maximilians-Universität  (LMU) München

Universitätsarchiv München (UAM)

Leiter Dr. Wolfgang J. Smolka

 

a) Personalakt Prof. Dr. Pfänder E-II-2672

 

b) Lebenslauf und Promotion von Dr. med. et Dr. phil.  Emil Welcke

    N-I-89 p und O-I-85 p

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Bayerische Staatsbibliothek (BSB)

Abteilung für Handschriften und Seltene Drucke

Leiterin Dr. Sigrid von Moisy

 

„Pfänderiana“ KI 1,2,4,5; KII 1,4; LI 2,3; LII 1,3; Ana 545 BI u. BII

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Stadtarchiv München

 

a) Hauptliste für den In-,Reichs- und Ausländer von 1907

 

b) Foto des Gebäudes Loristraße 6 aus dem Jahre 1912

 

c) Meldekarte von Siegmund und Eugenie Goldschmidt

 

d) Straßenbenennung nach Alexander Pfänder 1955 

    (Informationen von Herrn Hannes Steiner, Leiter des Stenografenamtes

    der Stadt München)

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Dokumentations- und Informationszentrum München GmbH

Recherchendienst 

 

Süddeutsche Zeitung, Artikel vom 7.11.1970

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Universität Leipzig

Universitätsarchiv (UAL)

Direktor Dr. Gerald Wiemers

 

Quästurkartei über Prof. Dr. Wilhelm Wirth.

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Genenerallandesarchiv Karlsruhe

Frau Scheuble

 

Lebenslauf und Standesliste von Dr. Alfred Schwenninger.

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Kirchenarchiv des evangelischen Gemeindeamtes Iserlohn

Leiterin Frau Mütze

 

Kirchenbucheintragungen über die Familien Pfänder und Clarfeld.

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Stadtarchiv Iserlohn

Leiter Götz Bettge

 

Adressbücher von Iserlohn 1866, 1874, 1876 und 1882.

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Stadtarchiv Ludwigshafen

Leiter Dr. Stefan Mörz

 

Mündliche Auskünfte von Archivar Dr. Martin Furtwängler über Anna Croissant-Rust.

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Stadtkanzlei Kreuzlingen/Schweiz

Frau Barbara Hummel

 

Mündliche Informationen über Ludwig Binswanger und die ehemalige Privatklinik Bellevue.

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II. a) Hauptwerke von Alexander Pfänder:

 

„Das Bewusstsein des Wollens“, in: „Zeitschrift für Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane“ XVII, 1898, S. 521-567.

 

„Phänomenologie des Wollens. Eine psychologische Analyse“, Leipzig 1900. 2. Aufl. 1930, 3. Aufl. 1963. Übers.: Russisch Petersburg 1910; spanisch Madrid 1931; Einleitung englisch Evanston 1967.

 

„Einführung in die Psychologie“, Leipzig 1904. 2. Aufl. 1920.

 

„Motive und Motivation“ in: „Münchener Philosophische Abhandlungen. Theodor Lipps zu seinem 60. Geburtstag“, München 1911. 2. Aufl. 1930, 3. Aufl. 1963. Übers.: Englisch Evanston 1967.

 

„Nietzsche“ in: von Aster, Ernst (Hrsg.), „Große Denker“ Bd. 2, Leipzig 1911. 2. Aufl. 1923.

 

„Zur Psychologie der Gesinnungen“. Erster Teil in „Jahrbuch für Philosophie und phänomenologische Forschung“, I, Halle 1913, S. 325-404. 2. Aufl. 1922.

Zweiter Teil in: „Jahrbuch für Philosophie und phänomenologische Forschung“, III, Halle 1916, S. 1-125. 2. Aufl. 1930

 

„Logik“ in: „Jahrbuch für Philosophie und phänomenologische Forschung“, IV, Halle 1921, S. 139-499. 2. Aufl. 1929, 3. Aufl. 1963, 4. Aufl. 2000.

 

„Grundprobleme der Charakterologie“ in: Utitz, Emil (Hrsg.), „Jahrbuch der Charakterologie“ I, Berlin 1924, S. 289-335.

 

„Die Seele des Menschen. Versuch einer verstehenden Psychologie“, Halle 1933.

 

 

II. b) Schriften aus dem Nachlass von Alexander Pfänder:

 

Avé-Lallemant, Eberhard (Hrsg.), „Welche Probleme stellt die heutige Zeit der Philosophie? Zwei Rundfunkvorträge aus dem Jahr 1927“ in: „Perspektiven der Philosophie“ VI, Hildesheim/Amsterdam 1980, S. 213-236.

 

Spiegelberg, Herbert (Hrsg.), „Alexander Pfänder, Schriften aus dem Nachlass zur Phänomenologie und Ethik“, München 1973:

 

Band 1: Spiegelberg, Herbert unter Mitwirkung von Avé-Lallemant, Eberhard (Hrsg.), „Alexander Pfänder, Philosophie auf phänomenologischer Grundlage“;

 

Band 2: Schwankl, Peter (Hrsg.), „Alexander Pfänder, Ethik in kurzer Darstellung“. 

 

Trillhaas,Wolfgang (Hrsg.), „Alexander Pfänder, Philosophie der Lebensziele. Aus dem Nachlass herausgegeben“, Göttingen 1948.

 

 

III: Sekundärliteratur:

 

Diverse Lexika  über Philosophie.

 

Avé-Lallemant, Eberhard, „Das Arbeitsprojekt ‚Münchener Phänomenologie’“ in: „Einsichten. Forschung an der Ludwig-Maximilians-Universität München“, 1993/2.

 

Avé-Lallemant, Eberhard, „Die Nachlässe der Münchener Phänomenologen in der Bayerischen Staatsbibliothek“, Wiesbaden 1975.

 

Berkemeier, Georg, Bleicher, Wilhelm und Muthmann, Gustav (Hrsg.), „Gymnasium Iserlohnense 1609-1984“, Festschrift,  Iserlohn 1984.  

 

Bettge, Götz, „Iserlohn-Lexikon“, Iserlohn 1987.

 

Biese, Alfred, „Deutsche Literaturgeschichte“, München 1918

 

Binswanger, Ludwig, „Einführung in die Probleme der Allgemeinen Psychologie“, Berlin 1922.

 

Binswanger, Ludwig, „Grundformen der Erkenntnis menschlichen Daseins“, 5. (unveränderte) Aufl., München 1973.

 

Brausewetter, Ernst, „Meisternovellen deutscher Frauen“, Leipzig 1897.

 

Bürger- und Heimatverein Hemer e.V. (Hrsg.), „Hemer. Beiträge zur Heimatkunde“, Balve 1979.

 

Dombrowsky, Magdalene, „Das Wesen des Auszeugungstriebes bei Alexander Pfänder“, Diss. phil., Maschinenschrift, München 1950.

 

Gadamer, Hans Georg, „Gesammelte Werke, Bd. 3, Neue Philosophie I, Hegel, Husserl, Heidegger“, Tübingen 1987.

 

Gerke, Hans und Jarchov, Inge (Hrsg.), „Die Prinzhornsammlung“ Königstein/Ts. 1980.

 

Heller, Ernst und Löw, Friedrich (Hrsg.), „Alexander Pfänder zum 60. Geburtstag. Neue Münchener Philosophische Abhandlungen“, Leipzig 1933.

 

Hoffmann, Klaus, „Die Wissenschaftliche Vereinigung der Bodensee-Psychiater“ (Maschinenschrift), Psychiatrisches Landeskrankenhaus Reichenau / Konstanz 1995.

 

Husserl, Edmund, „Logische Untersuchungen“, auf Grund des Nachlasses vom Husserl-Archiv Löwen veröffentlicht in: „Gesammelte Werke“, Bd. 18 (1975) sowie Bd. 19,1 und 19,2 (1984).

 

Husserl, Edmund (Hrsg.) in Gemeinschaft mit M. Geiger (München), A. Pfänder (München), A. Reinach (Göttingen), M. Scheler (Berlin), „Jahrbuch für Philosophie und phänomenologische Forschung“, Bd. 1-11, Halle a.d.S. 1913 bis 1930.

 

Kuhn, Helmut, Avé-Lallemant, Eberhard und Gladiator, Reinhold, (Hrsg.) „Die Münchener Phänomenologie“, Den Haag, 1975. 

 

Langguth, Hugo, „Jahres-Bericht über die Realschule erster Ordnung zu Iserlohn“ für 1886/87 und 1887/88.

 

Mulsow, Martin und Henckmann,Wolfhart:  Auszug in Maschinenschrift  aus dem noch unveröffentlichten Buch „Philosophie in München“.

 

Mundhenke, Herbert, „Die Matrikel der TH Hannover, Bd. 2, 1881-1911, Hannover 1988.

 

Ortega y Gasset, José,  „Über die Liebe“. Aus dem Spanischen übersetzt von

Helene Weyl, München 1993. 

 

Prinzhorn, Hans, „Charakterkunde der Gegenwart“ in: „Philosophische Forschungsberichte“, Heft 11, Berlin 1931.

 

Scheibmayr, Erich, „Letzte Heimat. Persönlichkeiten in Münchener Friedhöfen 1784- 1984“; Auszug daraus mit Lageplan, Angabe des Feldes, der Reihe und Nummer des Grabes von Alexander Pfänder auf dem Westfriedhof, mitgeteilt von Dr. Eva Strauss, Stattreisen München e.V.

 

Schuhmann, Karl, „Die Dialektik der Phänomenologie I. Husserl über Pfänder“ in: „Phaenomenologica“ 56, Den Haag 1973.

 

Schuhmann, Karl, „Die Dialektik der Phänomenologie II. Reine Phänomenologie und phänomenologische Philosophie“ in: „Phaenomenologica“ 57, Den Haag 1973.

 

Schumak, Richard „Der erste Lehrstuhl für Pädagogik an der Universität München“ in: „Die Ludwig-Maximilians-Universität in ihren Fakultäten“, Bd. 2, 1980.

 

Schwenninger, Alfred, „Der Sympathiebegriff bei David Hume. Eine Darstellung der Kritik“, Diss. phil., München 1908.

 

Sepp, Hans Rainer, „Edmund Husserl und die phänomenologische Bewegung“, Freiburg/München 1988.

 

Spiegelberg, Herbert, „Alexander Pfänders Phänomenologie“, Den Haag 1963.

 

Spiegelberg, Herbert with the Collaboration of Schuhmann, Karl, “The Phenomenological Movement” in:  “Phaenomenologica  5/6”, Den Haag, Boston, London 1982.  

 

Spiegelberg, Herbert  und Avé-Lallemant, Eberhard  (Hrsg.), „Pfänder-Studien“, Den Haag, Boston, London 1982.

 

Staiger, Emil, Gedenkrede anlässlich des Todes von Ludwig Binswanger am 8.2.1966 in:  In memoriam Ludwig Binswanger, Kreuzlingen 1966.

 

Stein, Edith, „Aus meinem Leben“ mit einer Weiterführung über die zweite Lebenshälfte von Maria Amata Neyer O.C.D. (Werke 7),  Freiburg 1987.

 

Stein, Edith, „Potenz und Akt“ (Werke 18), Freiburg 1998.

 

Trillhaas, Wolfgang, „Alexander Pfänder in memoriam“, als Manuskript gedruckt, Erlangen 1942. 

 

Walther, Gerda, „Zum anderen Ufer. Vom Marxismus und Atheismus zum Christentum“, Remagen 1960.

 

Welcke, Emil, „Untersuchungen über die Nerven der Schilddrüse in mikroskopischer wie makroskopischer Hinsicht“, Diss. med., München 1896.

 

Welcke, Emil, „Kritisches zur Frage der Konsonanz. Bearbeitung der Konsonanztheorien von Wundt, Stumpf und Krüger“, Diss. phil., München 1907.

 

Wirth, Wilhelm, ”Autobiography“, in: ”The International University Series in Psychology. A History of Psychology in Autobiographies”, Volume III,                                                                 Murchison, Carl (Hrsg.), Clark University Press1936, p. 283-327.

 

 

IV. Zeitzeugen:

 

Nichten und Neffen

von Alexander Pfänder:

 

Frau Hildegard Giebe, geb. Isselmann, Iserlohn,

Frau Else Erlemann, Köln,

Frau Käthe Isselmann, Teisendorf,

Herr Rudolf Clarfeld und Frau Lotti, Iserlohn,

Herr Ulrich Clarfeld und Frau Waltraud, Iserlohn , 

 

von Rosa Pfänder, geb. Schrank:

Frau Dr. Rosa Herzog, geb. Schrank, München,

Herr Theodor Schrank und Frau Elisabeth, München.

 

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Abb. 1: Alexander Pfänder, nach einem Gemälde von seinem Freund Prof. Dr. phil. Dipl.-Ing. Hermann Häger, München 1939, Privatbesitz.

Abb.  2:  Porträtaufnahme und drei  Bücher von Alexander Pfänder, Privatbesitz.

Abb.  3: Julie Pfänder, geb. Allehoff, Privatbesitz.

Abb.  4: Alexander Pfänder und seine Geschwister, Privatbesitz.

Abb.  5: Theodor Lipps, BSB München, Ana 378 C.  II. 2.  

Abb.  6: Wilhelm Wirth, BSB München, Bildarchiv.

Abb. 7: Alexander Pfänder, Kupferstich von seinem Freund Kunstmaler Ernst Liebermann, 1897, Privatbesitz.

 Illustrationen und Originallithographien von Ernst Liebermann befinden sich in den Kupferstichkabinetten von München, Berlin, Gotha und Coburg, Gemälde mit landschaftlichen und figürlichen Motiven im Gewerbemuseum in Bremen und im Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg. Sein Bild „Mondlicht“ ist im Besitz der Neuen Pinakothek in München.

Abb. 8: Wilhelm Wundt, aus: Anneros Meischner-Metge, „Geschichte der Psychologie an der Universität Leipzig“.

Abb.   9: Anna Croissant-Rust, Stadtarchiv Ludwigshafen.

Abb. 10: Rosa Pfänder, geb. Schrank, Privatbesitz.

Abb. 11:Wohnhaus der Familie Schrank, Loristr. 6, München, Privatbesitz.

Abb. 12: Hans Prinzhorn, Archiv des Bürger- und Heimatvereins Hemer e.V.

Abb. 13: Lageplan, Zentrum für Psychiatrie Reichenau.

Abb. 14: Ludwig Binswanger, Privatarchiv der Familie Binswanger, Kreuzlingen.

Abb. 15: Haus Bellevue, Kreuzlingen, Privatbesitz.

Abb. 16: Haus Roberta, Kreuzlingen, Privatbesitz.

Abb. 17: Steigenberger Inselhotel, Konstanz, Privatbesitz.

Abb. 18: Grabstätte von Alexander Pfänder, Privatbesitz.

Abb. 19: Johannes Daubert, BSB München, Ana 385 A. I. 2.

Abb. 20: Moritz Geiger, BSB München, Ana 385 A. II.

Abb. 21: Alexander Pfänder, ebd.

Abb. 22: Adolf Reinach, ebd.

Abb. 23: Max Scheler, ebd.

Abb. 24: Postkarte von Alexander Pfänder an Hedwig Conrad-Martius, ebd.

Abb. 25: Edmund Husserl und Familie, ebd.

Abb. 26: August Gallinger, BSB München, Ana 385 A. II.

Abb. 27: Herbert Spiegelberg, Privatbesitz.

Abb. 28: Hedwig Conrad-Martius und ihr Ehemann Theodor Conrad, BSB München, Ana 385 A. II.

Abb. 29: Edith Stein, ebd.

Abb. 30: Pfänderstraße München, Privatbesitz.

Abb. 31: Gerda Walther, BSB München, Ana 385 A. II.

Abb. 32: Internationale Akademie für Philosophie im Fürstentum Liechtenstein, Privatbesitz.

 

 

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Zugabe 1: Foto vom Iserlohner Vortrag des an Pfänder orientierten Philosophen Prof. Dr. Mariano Crespo am
7. Mai 2003 im Märkischen Gymnasium Iserlohn

 

 

 

 

 

Zugabe 2: Aus der Biographie des Göttinger Theologieprofessors Wolfgang Trillhaas „Aufgehobene Vergangenheit. Aus meinem Leben“ (Göttingen 1976, S. 64 bis 73) zu seiner philosophischen Beeinflussung durch die Phänomenologen Alexander Pfänder und Moritz Geiger (zur Theologie von W. Trillhaas vgl. z.B. auch HIER):

 

Zum Sommersemester 1922 immatrikulierte ich mich in der philosophischen Fakultät der Ludwig-Maximilian-Universität in München. Vordergründig betrachtet war es eine familiäre Maßnahme, wie ich schon gelegentlich erwähnte; denn mein Vater hatte vor meiner Weigerung kapituliert, ein Erlanger Burschenschafter zu werden. Auch die damals ihrem Höhepunkt entgegenwachsende Inflation der Nachkriegszeit kam dem Entschluß zu Hilfe. Ich konnte in München im Großelternhaus wohnen. Hintergründig aber war es wie eine Entscheidung über mein geistiges Schicksal. Mein Bedürfnis nach Philosophie kam zu seinem Recht, und es kam auf seine Rechnung. Von da an hat die Philosophie eigentlich mein ganzes wissenschaftliches Leben umgriffen. Ich muß das, gerade im Blick auf meine ersten philosophischen Semester, kurz begründen.

Zunächst wollte ich einfach wissen, was das sei, "die Philosophie“. Das war mir schon klar, daß man hier lernen müsse selber zu denken und sich mit nichts Vorgegebenem oder schon Vorgedachtem zu begnügen. Die einführenden Vorlesungen des Erlanger Paul Hensel über die Grundprobleme der Philosophie, in denen er eine Entwicklungsgeschichte der griechischen Philosophie bis hin zu Sokrates und seinen großen Schülern vortrug, hatten mir noch während meiner Gymnasialjahre einen Eindruck davon vermittelt, daß man nach den Ursprüngen fragen müsse, um die Philosophie zu begreifen. Ferner begriff ich auch in meinen ersten Studienwochen, daß es viele Arten zu fragen gibt, die außerhalb meines Gesichtsfeldes lagen. So las ich alsbald George Berkeleys „Treatise concerning the principles of human knowledge“ und John Lockes „Essay concerning human understanding“, las die grundlegenden Schriften I. Kants und besuchte vor allem in meinem zweiten Semester ein Seminar über David Humes „Enquiry“. Gewiß stand mein Entschluß, Theologie zu studieren, fest, aber ich wußte mich von Anfang an in meinem philosophischen Interessen frei von allen Absichten, die nicht rein in der Sache des Philosophierens selbst lagen, also vor allem frei von apologetischen und weltanschaulichen Nebengedanken. Philosophieren war für mich von Anfang an so etwas wie eine Schutzfunktion der Vernunft gegen alle Arten von „Behauptungen“. Ich suchte eine „Wissenschaft von der Wissenschaft“, der die Kompetenz zustand, alle Wissenschaft kritisch nach ihren Voraussetzungen und dem Sinn ihrer tragenden Grundbegriffe zu befragen. Sie hatte also auch die Theologie zu kontrollieren, sofern diese Wissenschaft zu sein beanspruchte. Auch ihr gegenüber mußte immer gelten: „Was ist das eigentlich, wovon du da redest? Was meinst du mit diesem Satz?“ Alles das drängte zur Phänomenologie hin, auf die ich vorbereitet war, bevor ich im Hörsaal Alexander Pfänders saß. Die klassische Losung „Zu den Sachen selbst“ war zwingend, und in der strengen Forderung, die Intentionen zu klären (" Was meinen wir, wenn wir sagen. . .?"), kündigten sich schon künftige weitgespannte Aufgaben der Forschung an. Ich möchte hier nur andeutungsweise davon sprechen, daß der Weg von da aus zu dem frühen Karl Barth, dessen Schüler ich in Göttingen werden sollte, so weit nicht war. Die „Wahrheit“ der biblischen Texte - nicht an ihrem Ursprung gemessen, sondern auf die „Sache selbst“ hin befragt, hielt sich noch ganz der Linie meiner ursprünglichen philosophischen Überzeugungen.

Freilich war meine philosophische Überzeugung früher ausgeprägt, sie war ursprünglicher, und sie hatte keine theologischen Neben- oder Hintergedanken. Die Themen dieser Einübung waren folgerichtig; gleichzeitig galt es, die phänomenologische Methode einzuüben und an nächstliegenden Regionen unserer Lebenswelt zu bewähren: an Logik und Erkenntnislehre, phänomenologischer Psychologie,  und - in den Nachbarhörsälen der Neuthomisten - der Metaphysik.

Mindestens in jenen Jahrzehnten bedeutete für den Neuling in den geisteswissenschaftlichen Fächern der Ort des Anfangens zugleich ein Schicksal. Ich befand mich nicht im neukantianischen Marburg, nicht im Freiburg Edmund Husserls, nicht in Heidelberg, wo die damals sogenannte „südwestdeutsche Wertphilosophie“ blühte oder schon verblühte, sondern in München. Die Eigenart dieses Ortes bewährte sich darin, daß man hier, ohne durch Einzelgänger irritiert zu werden, Philosophie systematisch studieren konnte. Gewiß war für Ort vertretene Phänomenologie die Gestalt Pfänders in unbestrittener Führung, und der Konkordatslehrstuhl der katholisch approbierten Philosophie durch den Altmeister Clemens Baeumker - ihm stand in der Theologischen Fakultät Martin Grabmann zur Seite - hervorrragend besetzt. Aber alles fügte sich zu einem eindrucksvollen Konzert zusammen, und die damals oft beschworene philosophia perennis erschien nicht als Utopie. Was man beim einen nicht lernte, lernte man beim anderen. Was an Meinungsdifferenzen laut wurde, kam immer in noblem Ton zur Sprache. Man nahm sich gegenseitig ernst, und mit einem gewissen Staunen stellte ich am Ende meiner kurzen Münchener Studienzeit fest, daß ich hier die Philosophie sozusa1 einem systematischen Durchgang durch ihre „Fächer“ studiert Philosophiegeschichte war dabei kein eigentliches und eigenes Thema, sondern sie umgab die Hingabe an die „Sachen selbst“ wie ein selbstverständlich vorhandener Lebensraum. Man „lernte“ nicht, was Kant behauptet hatte, sondern war, etwa in der Ethik oder in Erkenntnislehre Baeumkers in ständigem Gespräch mit ihm. Eine Sonderstellung nahm nur Moritz Geiger ein, dessen oszillierender Geist ruhelos und nach allen Seiten geöffnet mich auch noch über die Münchner Tage hinaus beschäftigen sollte. Davon später noch mehr. Zunächst ist aber von Pfänder zu sprechen. Er vor allem repräsentierte, was man als die Münchener Phänomenologie bezeichnet. Er hat das „Jahrbuch für Philosophie und phänomenologische Forschung“ in den entscheidenden Jahren redigiert. Auch er hatte, wie alle Phänomenologen, den Durchgang durch eine Einzelwissenschaft hinter sich. Aber er war - was immerhin einiges erklären mag - von der technischen Hochschule zur Philosophie gekommen und hier Schüler von Theodor Lipps gewesen, wie übrigens auch M. Geiger.

Das Faszinierende seines Philosophierens vermittelte sich im Hörsaal unmittelbar; denn er reproduzierte hier seine vorher auf sorgsam geschriebenen Blättern komprimierten Meditationen in freiem Vortrag.

Die geringste Störung im Hörsaal konnte ihn irritieren, zu Unmutsausfällen und zu einer Pause des Nachdenkens veranlassen. Ich nenne dreierlei, was gewiß nicht nur mich an Pfänders Philosophieren nachhaltig beeindruckte.

Es war einmal die Radikalität des Anfangs bei den „Sachen selbst“, das Klären der Intentionen, dessen, was mir „meinen“. Es war die von allen akademischen Allüren freie, von professoraler Eitelkeit unberührte Originalität, die Entschlossenheit, immer neu anzufangen, als sei es das allererste Mal, daß einer philosophiert. In einer unveröffentlichten Selbstanzeige seines Buches „Die Seele des Menschen“ (1933) heißt es im Anschluß an die Enttäuschung über die bisherige „sogenannte wissenschaftliche Psychologie“: „Allmählich wurde mir klar, daß ich sie mir selbst schaffen müßte, wenn ich nicht darauf verzichten sollte.“ Pfänders oftmals geradezu kalter, forschender Blick seiner grauen Augen war dem aufgeschlagenen Buch der Phänomene der uns alltäglich umgebenden Welt zugewandt. Alle  „Technik der phänomenologischen Analyse“ (R. Ingarden) diente Pfänder dazu, sich der Unbefangenheit dieses seines Blickes zu versichern und seinen Hunger nach Realität zu stillen. Im Seminar über das Verhältnis von Leib und Seele (W.S. 1922/23) empfahl er seinen Hörern: „Gehen Sie in eine Badeanstalt und beobachten Sie, wie die Menschen zu ihrem Leibe stehen...“ Und auch dies: „Sehen Sie sich auf dem Holzkirchener Bahnhof die Leute an, die aus dem Gebirge zurückkommen: sie haben alle Rentierschädel.“ Pfänders Philosophie war nirgends eine nur „gedachte“ Philosophie. Irgendwo und irgendwie müssen die Gegenstände des Philosophierens „dasein“, irgendwo müssen sie ihren Ort haben. Es läßt sich denken, daß dieses Postulat, so naiv es klingt, in der Theologie, der ich mich ja alsbald zuzuwenden entschlossen war, unabsehbare Folgen haben mußte. Hier war kein Raum für ein Spiel mit Worten. Der unverbrüchliche Ernst dieses Philosophierens hatte keinen „Spielraum“ für Doppelsinnigkeiten, hier gab es keine Witze, wohl aber zuweilen Ironie, z. B. über solche, die theoretisch an der Realität der AußenweIt zu zweifeln vorgeben, aber in ihrem Handeln erkennen lassen, daß sie an ihre Theorie nicht glauben. Oder: „Ich fürchte, ein Bewußtsein überhaupt ist ein Bewußtsein ohne Haupt.“ Über Barths 2. Auflage des Römerbriefes sagte mir Pfänder: Im Vorwort sei diese 2. Auflage als ein völlig neues Buch bezeichnet - „aber dann ist das doch kein echter Kommentar“.

Und schließlich: Faszinierend war die Zuversicht, daß die Wahrheit erscheinen wird. In der (1973) als „Philosophie auf phänomenologischer Grundlage“ herausgegebenen Einleitung wird die Epoche, das in der Phänomenologie so wichtige Dahingestelltseinlassen der Realität des Wahrgenommenen ausdrücklich unterschieden vom Zweifel oder der Leugnung. Die Methode der sorgfältigen Sichtung der Bewußtseinszustände schließt in sich die Fähigkeit, abzuwarten und zu korrigieren.

Sie muß uns zur „letztlich abschließenden Erkenntnis“ führen - eine in Kolleg und Nachlaß immer wiederkehrende Formel. Und diese Hoffnung beschränkt sich bei Pfänder nicht auf die Einzelphänomene, denen er wie in der „Psychologie der Gesinnungen“ (1916) meisterhafte Studien gewidmet hat, sondern bezieht sich auf alle Seinsarten oder „Regionen“, um Husserls Ausdruck zu gebrauchen.

Wenn Ontologie Ordnung des Seins und der Seinsarten bedeutet, dann wüßte ich nicht, wie diese letzte Absicht Pfänders anders denn als ontologisch gedeutet werden konnte. Die eigentliche Ontologie freilich fand in den Nachbarhörsälen ihre Pflege.

Es war schwer, an den Mann heranzukommen. Als ich ihn nach einer Kollegstunde etwas zu fragen den Mut fand, wurde ich beschieden: „Geben Sie mir Ihre Frage schriftlich.“ Die Antwort, vollends nicht ermutigend, konnte also erst in der dritten Konfrontation erreicht werden. Dennoch bekam ich dann Kontakt. Ich vermute, daß die Zahl derer, denen das gelang und die von dem schüchternen und in seiner Weise wohl auch etwas hochmütigen Manne in seinem Studierzimmer in der Loristraße 6 empfangen wurden, an zehn Fingern hergezählt werden kann. Wie die tiefe, schicksalhafte Wirkung dieses exemplarischen Lehrers, so war dann auch die Auseinandersetzung mit ihm und die Lösung von ihm schicksalhaft. Ich muß davon kurz Rechenschaft geben.

Pfänder hat immer zur Literatur ein gebrochenes Verhältnis gehabt. Wenn er las, las er bestimmte Bücher immer wieder, bis er meinte, nun endlich verstanden zu haben. Andere Bücher las er dann gar nicht. Seine Bezüge auf philosophiegeschichtliche Tatsachen überschreiten oft kaum das Maß lehrbuchhaften Wissens. Philosophiegeschichte war für ihn Kulturgeschichte und nicht Philosophie. Aber es kommt bei ihm dann wirklich zu förmlichen Ausfällen. Der Logiker Pfänder hat sich offenbar um die Fregesche Logik nie gekümmert, und - wiederum: soviel wir wahrnehmen können - die Psychoanalyse S. Freuds hat den Verfasser der „Seele des Menschen“ (1933) nie beunruhigt. Seine tiefe Besorgnis über den sich ausbreitenden Nihilismus, den die nachgelassenen Papiere erkennen lassen, verraten doch nichts darüber, daß er sich an die vieldimensionalen Prognosen der Heraufkunft des Nihilismus und an seine Analyse durch Friedrich Nietzsche erinnert hätte, dem er doch im Sammelwerk „Große Denker“ (hg. E. v. Aster, 1911) eine Darstellung gewidmet hat.

Ich muß natürlich im Rückblick selbstkritisch meine Schülermentalität in Rechnung stellen. Es ging damals in München so etwas wie eine Flüsterpropaganda um, in Freiburg bei Husserl sei man durch einen Rückfall in den doch überwundenen Idealismus der eigentlichen und ursprünglichen Phänomenologie untreu geworden. Anstatt das durch eigene Lektüre an den Husserlschen Texten nachzuprüfen, enthielt man sich dieser Lektüre umso mehr, als sich auch Pfänder nie in der Auslegung von Texten erging. So habe ich erst viel später selber Husserl studiert, was dann freilich auch viel unbefangener möglich war. Aber es stellte sich doch auch heraus, daß die beiden Meister in München und Freiburg durch ihre Eigenart, Pfänder durch einen gewissen naiven Starrsinn, Husserl durch seine schulmeisterlichen Forderungen, sich einer gegenseitigen Verständigung verschlossen. Wir Studenten haben dafür zahlen müssen, und der Preis war leider kein Lehrgeld.

H. G. Gadamer hat mir beim Pfänderkongreß in München (1971) nicht ganz grundlos ins Ohr geflüstert: „Pfänder war ungebildet.“ Und doch könnte man sich da sehr täuschen. Hat doch eben auf demselben Kongreß Paul Ricoeur (Paris) Pfänders Phänomenologie des Wollens zu neuer Aktualität erhoben, in der der Aktkern erfaßt wird, durch welchen ein bewußtes Subjekt zu einem verantwortlichen wird. Die Größe dieses meines Lehrers spüre ich immer wieder darin, daß seine Wirkung ebenso krisenhaltig wie krisenbeständig ist.

Auch Moritz Geiger gehört zu der ursprünglichen Herausgeberschaft der „Jahrbücher“, aber er ist wie ein Antipode Pfänders. Er hat mir selber einmal gesagt: „Für Pfänder war ich immer der Windhund.“ Wer konnte die Phänomenologie so wie Geiger interpretieren? Er ist repräsentativ für echte und unverwechselbar nur ihm gehörende phänomenologische Themen, allen voran die nie zu Ende gebrachte Ästhetik und die Problematik des Unbewußten. Und doch ist man bei ihm vielfach im Zweifel, ob er wirklich ein Phänomenologe war. In dem Sinne der ausschließlichen Zuwendung zur Phänomenologie sicher nicht, noch weniger, an Pfänder gemessen, im beharrlichen Vorantreiben der Arbeit an einem Thema bis zum höchstmöglichen Grad der Abrundung. Geiger hatte - darin Georg Simmel verwandt - zu viele Themen im Blick, es fiel ihm einfach zu viel ein. Und er war selber Ästhet genug, um nicht dem Reiz des Essays zu erliegen. Das Fragment - seine Arbeit von 1921 „Fragment über den Begriff des Unbewußten und die psychische Realität“ bekennt sich sogar im Titel zu dieser Literaturform. Er schrieb mir später einmal gelegentlich, er habe schon vor längerer Zeit einen Brief an mich angefangen, wenn er das Fragment wieder finde, würde er es mir eben als solches schicken.

In München hatte ich Geiger nur im Kolleg vor mir. Der Extraordinarius beherrschte das große Auditorium mit dem Charme seiner freien, einfallreichen Rede. Im Unterschied zu Pfänder war hier der Gedanke, das Neben- und Widereinander von Gedanken Gegenstand des Vortrags. Aber alles wurde anschaubar. Ich vermute, daß die Anschauung Geiger jeweils momentan überkam. Er war sicher ein Genie der Improvisation, was den Plan nicht ausschließt. Ich habe später des öfteren erlebt, daß er bei einer zweistündigen Vorlesung nach der Pause, die er in der Unterhaltung mit seinen Hörern auf dem Gang zugebracht hatte, auf eine eben besprochene Disposition zurückgriff; aber diese hatte sich in der Viertelstunde dazwischen ganz verwandelt. Geiger erwartete vom Hörer, daß er sozusagen geistig mitspringen konnte. Hatte er vor, ein Zitat wörtlich zu bringen, so suchte er mitunter hilflos in den Taschen seiner Jacke, bis er unter den vorbereiteten Zetteln den einschlägigen fand.

Geiger nun erbrachte vieles von dem, was uns Pfänder schuldig blieb. 

Hier war keine in sich beruhende „heile Welt“, deren Ordnung es zu erforschen galt. Es war alles in Bewegung. Alle Gedanken und Ideen, vergangene und gegenwärtige, hatten ihren geschichtlichen Ort. Ich verwahre einen Brief von ihm, in dem er mir in seiner schwer lesbaren, hinfliegenden Schrift den Wandel im Verhältnis der Romantiker zur Geschichte entwirft. Das hätte Pfänder nicht gekonnt, es hätte ihn auch nicht interessiert. Und auch darin war Geiger anders als Pfänder, geistig reicher vielleicht sogar als Husserl, daß er mit der Vielfältigkeit der Wissenschaften rechnete. Gewiß, er war nicht anders als viele seiner Generation überzeugter „Geisteswissenschaftler“. Aber ihn beschäftigte, wie nach Dilthey kaum einen sonst, das Problem der „Philosophie der Einzelwissenschaften“. Am Tage der Einweihung des Göttinger Mathematischen Institutes im Dezember 1929 besuchte ich ihn, er hatte wenig Zeit für den Durchreisenden und begründete sein Engagement an dieser fete mit dem Satz „Ich bin ja eigentlich Mathematiker“. Und er hat sich in seiner „Systematischen Axiomatik der euklidischen Geometrie“ (1924) in dieser Hinsicht auch hinlänglich ausgewiesen.

Wie gesagt, in München hatte ich nur ein Verhältnis auf Distanz zu Moritz Geiger, wie eben ein Student der ersten Semester. Als ich dann 1924 nach Göttingen kam, überraschte mich seine dortige Vorlesungsankündigung am Schwarzen Brett. Er war auf den Lehrstuhl Husserls berufen worden. Von nun an begann mein persönliches Verhältnis zu ihm; ich wurde Mitglied seines Seminars. Wie er in seiner Vorlesung „Geisteswissenschaftliche Psychologie“ alles weit Überholte, was bei seinem Nachbarn Herman Nohl zu holen war, so war sein Seminar vollends nach Form und Inhalt folgenschwer. Die Übungen über die Probleme der Geschichtsphilosophie waren sozusagen einfach die Weitergabe der geistigen Bewegung, in welche Geiger selbst durch E. Troeltschs „Historismus und seine Probleme“ versetzt war. Das war anders, als man in Karl Barths Kolleg mit Troeltsch umging.

Aber hier war nirgends „abschließende Erkenntnis“, um mit Pfänders Formel zu sprechen, sondern alle Probleme, neu begriffen und in ihren Dimensionen ermessen, standen offen. Das Seminar war aber auch formal, besser gesagt: es war methodisch von höchstem Reiz.

Zunächst einmal wurde in dem verhältnismäßig kleinen Kreis das „Gesellschaftliche“ klargestellt: „Die Damen und Herren kennen sich also hiermit persönlich.“ Und dann: wer etwa nach dem bisher Gesagten meinen wollte, man wäre bei Geiger leicht weggekommen, täuscht sich sehr. Es gab keine Referate, keine Protokolle. Aber zu Beginn jeder Sitzung wurde ein Teilnehmer gebeten, über die letzte Sitzung ausführlich und für den Anschluß förderlich zu referieren.

Das war verpflichtend; aber auch das andere war es: die Art, wie Geiger mit den Mitgliedern des Seminars umging. Als zum Ende des S.S. 1925 Karl Barth das Feld in Göttingen räumte, um nach Münster zu gehen, da spürte auch Geiger den Fortgang einer Elite seines Seminars. Und er „gab ein Essen“ für die Theologen seines Seminars.

Es begann mit Aperitif im Salon seiner reichen Villa an der Gervinusstraße 4, dann wurde die Schiebetür zum Eßzimmer geöffnet und zu Tisch gebeten. Der Kronleuchter brannte.

Die Noblesse des Mannes, irgendwie schon im Gestus seines Lehrvortrages fühlbar, ragte weit über das sonst an deutschen Universitäten übliche hinaus. Wie das Kolleg, an dessen Lebendigkeit der ganze Körper mit den hochgezogenen Schultern mitbeteiligt war, Auge in Auge mit den Hörern das zur Sprache brachte, was diesen Hörer bewegte - auch Thomas Manns damals eben erschienener „Zauberberg“ war nicht ausgenommen - so setzte sich, für mich jedenfalls, die herzliche Verbindlichkeit des Umganges auch noch bis nach der Emigration fort, zu der dieser Mann gezwungen wurde. Bei aller erklärten Fremdheit, die er zu der mich bei Barth und hernach in Erlangen beschäftigenden Theologie empfand, war der Impetus seiner Einfühlung rührend; er suchte den Zugang zur Sache der Theologie über die Religionswissenschaft, zu meiner Bindung an Kirche und Kirchendienst über die Soziologie. Nie verleugnete er, daß ihm die Philosophie auch Grenzen des Urteils auferlegte. Aber da sein Philosophieren in einen weiten und lebensvollen Bildungsrahmen aufgenommen war, hatte „Grenze“ hier niemals den üblen Sinn von Borniertheit.

Mein eigenes Studieren, nicht nur in München, suchte diesem Ideal Raum zu geben. Wochenlang war ich in München schon am Vormittag in einer der Pinakotheken, und ich ging von dort aus schnurstracks zu Heinrich Wölfflin in die Vorlesung (Pfänder las erst in den Abendstunden). Dieses Bedürfnis nach Philosophie in weitgespanntem Bildungsrahmen kam immerhin hernach in Erlangen in der Gestalt des alten Paul Hensel zur Befriedigung, der für mich so etwas wie der letzte Romantiker war, dem ich begegnet bin. Dieser beendete ein entzückendes Kolleg über E. T .A. Hoffmann mit einem Liederabend, wo der Held des Kollegs als Komponist vernehmbar wurde.

Auch spätere Glücksfälle seien unvergessen, wie mein Göttinger Freund Helmut Plessner. Aber sie waren selten genug. In Moritz Geiger war der Glücksfall ursprünglich da. Zum geistigen Genießen geboren' war er scheinbar dazu bestimmt, glücklich zu sein.

Aber am 16. 10. 1933 schrieb er mir diesen Brief: ..Lieber Herr Trillhaas - Sie werden inzwischen schon gehört haben, daß das eingetreten ist, was ich halb vermutete, aber doch nicht recht glaubte, nachdem ich gerade im letzten Semester ein von den Studenten ostentiv (sic!) besuchtes Kolleg im Auditorium Maximum halten konnte:

Ich bin in den Ruhestand versetzt worden oder besser gesagt: davon gejagt worden, denn so muß ich es bezeichnen, wenn man in gewöhnlichem Brief aus dem Ministerium einen Vordruck ohne Oberschrift erhält, der einem die Sache mitteilt. Es wird mir schwer nach siebenundzwanzig Jahren der Lehrtätigkeit als Letzter einer Familie, die sich in Frankfurt siebenhundert Jahre zurückverfolgen läßt, außer Landes zu gehen. Aber es muß sein - denn: was soll ich hier noch? Es wird vielleicht eines der angelsächsischen Länder werden, nehme ich an, obwohl ich vorerst noch keinen bestimmten Anhaltspunkt habe. Soll ich dann etwa „Die philosophischen Grundlagen der amerikanischen Kultur“ oder der englischen oder der türkischen lesen, wie ich alle paar Jahre über die philosophischen Grundlagen der deutschen Kultur gelesen habe?

So danke ich Ihnen von Herzen, daß Sie mir geschrieben haben.

Denn manchmal habe ich das Gefühl heute, daß all die Energie, die ich in meine Lehrtätigkeit gesteckt habe, vergeblich war, wenn Schüler, die mir nahe standen, finden, daß ich nicht an eine deutsche Universität gehöre. Da ist es eine Freude zu lesen, daß jemand, der wie Sie im Aufstieg ist, das Gefühl hat, Elemente seiner geistigen Bildung von mir bekommen zu haben... Ich selbst stecke tief in einer „Philosophie der Mathematik“. Aber die Ereignisse lassen mir nicht viel Zeit.

Vielleicht klappt es doch noch, daß Sie einmal durch Göttingen kommen, ehe wir Deutschland verlassen. Wann das sein wird, wissen wir nicht. Das hängt davon ab, wann das Ausland mich ruft - es kann länger dauern, es kann aber auch bald sein. Was aus Zeltner wird, läßt sich noch gar nicht übersehen, da jetzt die Regierung auch bei der Habilitation ganz anders mitredet als früher.

Es grüßt Sie und Ihre Frau herzlich Ihr Moritz Geiger.“

Er hatte äußerlich gesehen und relativ genommen noch das Glück, sehr bald an das Vassar College, Pouchkeepsie/New York, Department of Philosophy berufen zu werden. Er war ja in den Staaten nicht unbekannt, nachdem er dort 1926 ein Gastsemester verbracht hatte. Aber das ihm lebensnotwendige Fluidum einer Arbeit mit gleichgestimmten Studenten war verloren. Am 9. September 1937 erlag er unerwartet einem schweren Herzleiden.

 

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Anmerkungen

 

1 Stadtarchiv Iserlohn.

2 Bettge, Iserlohn-Lexikon, S.175.

3 Stammbaum der Familie Clarfeld, Privatbesitz; Kirchenarchiv des ev. Gemeindeamtes Iserlohn.

4UAM, Personalakt A. Pfänder (E-II- 2672); Langguth, Jahresberichte für 1886/87 und 1887/88; Berkemeier,Bleicher, Muthmann, Gymnasium Iserlohnense.

5 Mundhenke, Matrikel-Nr. 8789.

6 UAM, O-I-85p (Welcke), UAM, N-I-89p (Welcke); Lebenslauf im Anhang zur med. Diss., München 1896.

7 BSB, Pfänderiana LI 3.

8 UAM, Personalakt A. Pfänder.

9 Wirth, Autobiography, S. 284 ff.

10 UAM, Personalakt A. Pfänder.

11 BSB, Pfänderiana KIO 1 und KI 4.

12 UAM, Personalakt A.Pfänder.

13 Trillhaas, Alexander Pfänder in memoriam, S. 7.

14 Brausewetter, S.45.

15 Biese, S.648; UAM, Personalakt A. Pfänder.

16 BSB, Pfänderiana LII 1 und LII 3.

17 Der Nachlass von Anna Croissant-Rust befindet sich im Stadtarchiv Ludwigshafen.

18 Stadtarchiv München, Hauptliste für den In- Reichs-Aus-Länder Nr. 337559.

19 Walther, Zum anderen Ufer, S. 200.

20 Mündliche Information von Herrn Theodor Schrank, München.

21 Walther, S. 282.

22 Walther, S. 396 ff.

23 BSB, Pfänderiana Ana 545 BI.

24 Generallandesarchiv Karlsruhe.

25 Bürger- und Heimatverein Hemer,  S. 463 ff.; Gerke, Jarchov,  S. 20ff.

26 BSB, Pfänderiana Ana 545 BI.

27 Ebenda.

28 Spiegelberg und Avé-Lallemant, Pfänder-Studien, S. 60 ff. (Kuhn, Roland, Die Psychiatrie und Alexander Pfänders       phänomenologische Psychologie).

29 Hoffmann,  Die wissenschaftliche Vereinigung der Bodensee-Psychiater, S. 34 und S. 40.

30 Spiegelberg und Avé-Lallemant, Pfänder-Studien, S. 99 (Spiegelberg, Herbert, Aus der Diskussion).

30a Staiger, Emil, Gedenkrede, S. 31 ff.

31 Spiegelberg im Vorwort zur 3. Auflage von Alexander Pfänders Phänomenologie des Wollens und Motive und Motivation,  S. VI.

32 Spiegelberg und Avé-Lallemant, Pfänder-Studien, S. 343 (Aus dem Briefwechsel Husserl – Pfänder).

33 Mündliche Informationen von Frau Hildegard Giebe, Iserlohn.

34 BSB, Pfänderiana Ana 545 BI.

35 BSB, Pfänderiana Ana 545 BII.

36 BSB, Pfänderiana Ana 545 BI.

37 Scheibmayr, S. 231.

38 Mündliche Informationen von Frau Dr. Rosa Herzog und Herrn Theodor Schrank, München.

[40] Vgl. dazu: Spiegelberg(Hrsg.), Pfänder, Alexander, Philosophie auf phänomenologischer Grundlage , Anhang, S.146 ff.; sowie Husserl, Ideen zu einer reinen Phänomenologie und phänomenologischen Philosophie in: Jahrbuch für Philosophie und phänomenologische Forschung, Bd. 1 ff..

[41] Spiegelberg und Avé-Lallemant, Pfänder-Studien, S.269 ff. (Spiegelberg, Herbert, „Philosophie und Ontologie in Alexander Pfänders Philosophie auf phänomenologischer Grundlage“).

[42] Spiegelberg und Avé-Lallemant, Pfänder-Studien, S.3 ff. (Spiegelberg, Herbert, „Epoché und Reduktion bei Pfänder und Husserl“).   

[43] Spiegelberg (Hrsg.), Pfänder, Alexander, Philosophie auf phänomenologischer Grundlage, Vorbemerkungen des Herausgebers, S. 21.

[44] Avé-Lallemant, Die Nächlässe der Münchener Phänomenologen in der BSB, S. XIII.

[45] Spiegelberg und Avé-Lallemant, Pfänder-Studien, S. 115 (Smid, Reinhold, Nikolaus, „Münchener Phänomenologie“ – Zur Frühgeschichte des Begriffs).

[46] Ebd.; Spiegelberg, Vorwort, S. X,  Pfänder, Alexander, Phänomenologie des Wollens und Motive und Motivation, 3. Auflage; Schuhmann, Husserl über Pfänder, S. 36.

[47] Avé-Lallemant, Die Nachlässe der Münchener Phänomenologen in der BSB, S. 126.

[48] BSB, Pfänderiana Ana 545 BII.

[49] Spiegelberg, The Phenomenological Movement, S. 169.

[50] Schuhmann, Husserl über Pfänder, S. 21.

[51] Avé-Lallemant, Das Arbeitsprojekt „Münchener Phänomenologie“, S. 38.

[52] Schuhmann, Husserl über Pfänder, S. 130 f. Siehe auch Walther, Zum anderen Ufer, S. 211.

[53] Avé-Lallemant, Das Arbeitsprojekt „Münchener Phänomenologie“, S. 38.

[54] Avé-Lallemant, Die Nachlässe der Münchener Phänomenologen in der BSB, S. XI.

[55] BSB, Pfänderiana KI 1

[56] Spiegelberg und Avé-Lallemant, Pfänder-Studien, S. 9 (Spiegelberg, Herbert, „Epoché und Reduktion bei Pfänder und Husserl“).

[57] Vgl. dazu  Spiegelberg und Avé-Lallemant, Pfänder-Studien, S.181 ff. (Kunz, Hans, „Verstehende Psychologie“); sowie Dombrowsky, Das Wesen des Auszeugungstriebes bei Alexander Pfänder, phil. Diss.

[58] Spiegelberg (Hrsg.), Pfänder, Alexander, Philosophie auf phänomenologischer Grundlage, S. 28.

[59] Binswanger, Grundformen und Erkenntnis menschlichen Daseins, S. 688 Anm.

[60] Spiegelberg und Avé-Lallemant, Pfänder-Studien, S. 62 f. (Kuhn, Roland, „Die Psychiatrie und Alexander Pfänders phänomenologische Psychologie“).

[61] Prinzhorn, Charakterkunde der Gegenwart, S. 5.

[62] Gadamer, Gesammelte Werke, Bd. 3, Neue Philosophie I, Hegel, Husserl, Heidegger, S. 115 f.

[63] Spiegelberg (Hrsg.), Pfänder, Alexander, Philosophie auf phänomenologischer Grundlage, S. 146.

[64] BSB, Pfänderiana KI 2.

[65] Schuhmann, Reine Phänomenologie und phänomenologische Philosophie, S. 36.

[66] Schuhmann, Husserl über Pfänder, S. 25.

[67] BSB, Pfänderiana, KI 1.

[68] Walther, Zum anderen Ufer, S.210.

[69] Stein, Aus meinem Leben, S. 220.

[70] BSB, Pfänderiana, KI 2.

[71] Der vollständige Text beider Briefe ist abgedruckt in den 1982 erschienenen Pfänder-Studien. Siehe: Spiegelberg und Avé-Lallemant, Pfänder-Studien, S. 343 bis 349 (Aus dem Briefwechsel Husserl – Pfänder).

[72] Spiegelberg (Hrsg.), Pfänder, Alexander, Philosophie auf phänomenologischer Grundlage, S. 131.

[73] BSB, Pfänderiana, Ana 545 BI.

[74] Ebd.

[75] Sepp, Edmund Husserl und die phänomenologische Bewegung, S. 190 f.

[76] Sepp, Edmund Husserl und die phänomenologische Bewegung, S. 101.

[77] Walther, Zum anderen Ufer, S. 210 und S. 632.

[78] Sepp, Edmund Husserl und die phänomenologische Bewegung, S. 103 ff.

[79] Spiegelberg und Avé-Lallemant, Pfänder-Studien, S. VI.

[80] Stein, Aus meinem Leben, S. 389 und S. 399.

[81] Henckmann, Philosophie in München, S. 166.

[82] Spiegelberg (Hrsg.), Pfänder, Alexander, Philosophie auf phänomenologischer Grundlage, S. 12.

[83] Schwankl (Hrsg.), Pfänder, Alexander, Ethik in kurzer Darstellung,  S. 16.

[84] Trillhaas (Hrsg.), Pfänder, Alexander, Philosophie der Lebensziele, S. 3 und mündliche Mitteilung von Frau Käthe Isselmann, Teisendorf.

[85] Avé-Lallemant, Die Nachlässe der Münchener Phänomenologen in der BSB, S. 5 f.

[86] Schwankl (Hrsg.), Pfänder, Alexander, Ethik in kurzer Darstellung, S. 14.

[87] Das Originalschreiben befindet sich im Besitz von Frau Käthe Isselmann, Teisendorf.

[88] Henckmann, S. 166.

[89] Unterlagen im Stadtarchiv München gemäß Mitteilung von Herrn Hannes Steiner, Straßlach.

[90] Kuhn, Avé-Lallemant, Gladiator (Hrsg.), Die Münchener Phänomenologie, S. 186 ff.(Nachwort der Herausgeber).

[91] Ebd.

[92] Spiegelberg, Avé-Lallemant, Pfänder-Studien, S. 102 f.(Spiegelberg, Herbert, Aus der Diskussion).

[93] Spiegelberg, Avé-Lallemant, Pfänder-Studien, S. 327ff. (Persönliche Zeugnisse über Pfänder, den Menschen und Lehrer).

[94] Trillhaas, Alexander Pfänder in memoriam, S. 7.

[95] Avé-Lallemant, Das Arbeitsprojekt „Münchener Phänomenologie“, S. 39.

[96] Avé-Lallemant, Die Nachlässe der Münchener Phänomenologen in der BSB, S. 257 f.

 

Die Fortsetzung dieser familiengeschichtlichen Forschungen findet sich auf einer Pfänder-Extraseite Januar/Februar 2005 neu hier: Prof. Josef Seifert (Liechtenstein) – Philosophischer Vortrag am 28.1.2005 über Alexander Pfänders Verständnis der Seele und des Seelischen im Märkischen Gymnasium Iserlohn zur 135. Wiederkehr des Geburtstages von Alexander Pfänder (viele Fotos aus der Aula des Gymnasiums und vom Empfang im Hotel "Vier Jahreszeiten) – dazu gibt es jetzt auch eine Tonbildschau zum Tage (letztere bekommen Sie separat unter: http://www.pastoerchen.de/kaffeestuebchen/pastoerchen/dias/pfaenderdias1.htm)
NEU:
zur Einweihung des Alexander-Pfänder-Weges in Iserlohn

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