Gottesdienst am 20. So. nach Trinitatis, 2.11.2014  in der Stephanuskirche Deilinghofen;
Predigttext 2. Kor. 3, 2-6

 

Orgelvorspiel
Im Namen des Vaters / AMEN / Unsere Hilfe.../ DER HIMMEL UND ERDE...
---
Im Namen dieses Herrn hier wieder Gottesdienst halten zu können, ist mir eine große Freude! Herzlich grüße ich Sie und euch heute am 20. Sonntag nach Trin. mit dem Wochenspruch aus Micha 6,8: Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist, und was der Herr von dir fordert: nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.
Vor den Abkündigungen noch ein paar persönliche Worte: Im Mai 2002 - also vor 12 ½ Jahren war mein letzter Sonntags-Gottesdienst hier, damals als ich Abschied nahm. Und im Sommer 1983, also vor 31 Jahren, stand ich zum allerallerersten Mal zusammen mit dem damaligen Kirchmeister in der leeren Kirche, genau hier vorne - und sah ins Kirchenschiff rein. Das war Liebe auf den ersten Blick, ein ganz starkes Gefühl wie eine Eingebung: hier willst Du Gottes Wort verkünden und mithelfen, dass Gemeinde auferbaut wird. Das war vor 31 Jahren, da hatte ich doppelt so viele Haare wie heute und etwa halb so viel Jahre wie heute auf dem Buckel.
Aber eins ist gleich geblieben: der Gott, in dessen Namen ich rede, ist nicht altgeworden, er ist nicht von gestern: seine Liebe und seine Leidenschaft für uns sind gleich geblieben! Allen danke ich, die sich für diesen Gottesdienst eingesetzt haben. Über alle hier freue ich mich! Namentlich aber nenne ich Sabine, meine Exkonfirmandin, die damals fast täglich ins Pfarrhaus kam - und jetzt sogar von Geseke angereist ist!

---

Abkündigungen…
Eingangslied 440: All Morgen ist ganz frisch und neu…, 1-4
Eingangspsalm: Psalm 118 im Wechsel 751.1 S. 1180
(Kommt lasset uns anbeten!)
EHR SEI DEM VATER…
Sündenbekenntnis; dann:
KYRIE.. Herr erbarme dich
Christe eleison - Christe erbarme dich
Kyrie eleison - Herr erbarm dich über uns!
Gnadenspruch: Der Herr ist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind und hilft denen, die ein zerschlagenes Gemüt haben. Der Herr erlöst das Leben seiner Knechte und alle, die auf ihn trauen, werden frei von Schuld! (Ps. 34, 19 und 23)
EHRE SEI GOTT IN DER HÖHE
… und auf Erden Fried…
Allein Gott in der Höh…
DER HERR SEI MIT EUCH und mit deinem Geist

Lasset uns beten:
Herr, schenk uns, dass wir jetzt richtig zuhören können! Lass uns nicht meinen, die Predigt müsse das bestätigen, was wir immer schon für richtig hielten. Hilf uns, alle Vorwegurteile fahren zu lassen, damit dein Wort wieder eine Chance bei uns hat! Werde du uns neu wichtig in deiner Liebe zu uns, Du Jesus Christus, der du unser ein und alles werden willst und mit dem Vater in der Einheit des hl. Geistes lebst und regierst von Ewigkeit zu Ewigkei, Amen.
---
Eine persönliche Zwischenbemerkung: In der Epistellesung, liebe Gemeinde, lese ich jetzt schon den heutigen Predigttext - vor einigen Tagen fragte mich der Exkonfirmand Daniel, dem der heutige Gottesdienst was Wichtiges war und ist, worüber ich denn predige. Und ich sagte: Über den vorgeschriebenen Predigttext, und da gehe es um Brief. Stark - antwortete Daniel, und ich wunderte mich sehr, denn er meinte: Da schließt sich ein Kreis: im Mai 2002 in der Abschiedspredigt da ging es dich auch zentral um Briefe - dass die Bibel recht verstanden Liebesbriefe enthalte.
---
Als Epistellesung hören wir also den heute am 20. Sonntag vorgeschriebenen Predigttext, über den auch die Predigt nachher gehen wird 2. Kor. 3, 2 - 6; da schreibt Paulus:
Ihr seid unser Brief, in unser Herz geschrieben, erkannt und gelesen von allen Menschen! Ist doch offenbar geworden, dass ihr ein Brief Christi seid, durch unsern Dienst zubereitet, geschrieben nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes, nicht auf steinerne Tafeln, sondern auf fleischerne Tafeln, nämlich eure Herzen. Solches Vertrauen aber haben wir durch Christus zu Gott. Nicht dass wir tüchtig sind von uns selber, uns etwas zuzurechnen als von uns selber; sondern dass wir tüchtig sind, ist von Gott, der uns auch tüchtig gemacht hat zu Dienern des neuen Bundes, nicht des Buchstabens, sondern des Geistes. Denn der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig.
Herr dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege…Halleluja...

Glaubensbekenntnis:
Ich glaube an Gott,
den Vater, den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erde.
Und an Jesus Christus,
seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,
empfangen durch den Heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria,
gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel;
er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters;
von dort wird er kommen,
zu richten die Lebenden und die Toten.
Ich glaube an den Heiligen Geist,
die heilige christliche Kirche,
Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden,
Auferstehung der Toten
und das ewige Leben.
Amen.

Lied vor der Predigt EG 396, 1-3 und 5 - ein Liebeslied, das auf die Predigt hin führt…
(Jesu, meine Freude, / meines Herzens Weide, / Jesu, meine Zier)
 

Predigt 2. Korinther 3, 2 - 6
 

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit Euch allen. Amen.

Liebe Gemeinde in Deilinghofen, der Nebensatz von Paulus, "dass ihr ein Brief Christi seid", der ist jetzt ein Hauptsatz in dieser Predigt. Da geht's darum, "dass ihr ein Brief Christi seid"... Hören wir zum Einprägen noch einmal den Text, der heute morgen jetzt überall in den Kirchen bedacht wird 2. Kor. 3, 2 - 6; da schreibt Paulus:


Ihr seid unser Brief, in unser Herz geschrieben, erkannt und gelesen von allen Menschen! Ist doch offenbar geworden, dass ihr ein Brief Christi seid, durch unsern Dienst zubereitet, geschrieben nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes, nicht auf steinerne Tafeln, sondern auf fleischerne Tafeln, nämlich eure Herzen. Solches Vertrauen aber haben wir durch Christus zu Gott. Nicht dass wir tüchtig sind von uns selber, uns etwas zuzurechnen als von uns selber; sondern dass wir tüchtig sind, ist von Gott, der uns auch tüchtig gemacht hat zu Dienern des neuen Bundes, nicht des Buchstabens, sondern des Geistes. Denn der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig.
Gebet: Herr öffne uns die Ohren, dass wir durch Menschenworte hindurch etwas von Dir hören und verstehen. Amen.
 

Es geht also darum, "dass ihr ein Brief Christi seid", liebe Gemeinde - dass Du und ich einer werden. Um nichts anderes eigentlich geht es hier. Jemand hat mal gesagt: Wenn du so predigst, dass 14jährige es verstehen, dann kapieren es alle, dann hast du es richtig gemacht, und er hat wohl recht...

So beginne ich auch die Predigt über den Brief, von dem ich sprach, mit einer erlebten Geschichten von 14jährigen, wo es um einen verrückten und merkwürdigen "Liebesbrief in Krickelschrift" geht. Ja, um einen "Liebesbrief in Krickelschrift"…
Es war noch hier in Deilinghofen: im Martin-Luther-Haus im Unterrichtsraum an einem der Donnerstagnachmittag, wo da in der Gruppe 17 Konfirmanden, Jungen und Mädchen, die Bibel aufgeschlagen haben und wir drüber diskutieren. Wir haben die Reihe dran: "Wir lernen die Bibel kennen", und ich möchte den Jugendlichen nahe bringen, was mir die Bibel wert ist - nicht nur'n dickes Buch, schon gar nicht nur so ein altehrwürdiges Gesetzbuch, nicht bloß viele schwarze Buchstaben mit Druckerschwärze auf weißem Grund, sondern viel viel mehr.

Und ich wunder mich richtig an dem Tage (das war nicht immer so!): Die sind mit Feuereifer dabei, an diesem Donnerstagnachmittag. Einige scheinen zu kapieren, was ich da eigentlich meine. Und alle passen auf.

Nee, alle doch nicht! Ich gucke da nach links hinten, da wo Julia sitzt und neben ihr ihre beste Freundin Biggi. Auch bei denen liegt ihre Bibel vor ihnen auf ihrem Platz, aber da ist ein Zettel, den hat die Julia der Biggi gereicht. Ich sehe noch, was für ein wichtiges Gesicht sie gemacht hat und ein irgendwie stolzes dazu. Das muss ein mordsmäßig wichtiger Zettel sein. "Julia, lass mal sehen, zeig mal den Zettel, der da für euch beide so wichtig ist." Ich werfe einen Blick darauf, obwohl die Julia abwehren will, sie ist ganz rot geworden.

Ich lese auf dem ziemlich zerknitterten und offenbar schon sehr abgegriffenen DIN-A5-Blatt: "Meine liebste Julia", das steht da - in ziemlicher Krickelschrift geschrieben, und darunter steht ganz unten ein hingemaltes Herz und es steht da: "ich hab dich so lieb, dein Sebastian". Jetzt werd ich rot und ärgere mich wer weiß wie, als Julias Freundin Biggi laut sagt: "Das ist doch Julias Liebesbrief von dem Jungen, den sie lange schon süß fand". Ich ärgere mich, dass ich da im Unterricht so in Julias Herzenssache eingedrungen bin.

Ja, und wir nehmen dann einfach Liebesbriefe an diesem Donnerstagnachmittag zum Thema in unserem Unterricht: krickelige Liebesbriefe von 14jährigen und was die bedeuten. Und am Ende, da war es eine Spitzenstunde sogar, dass Julia und Biggi und die 15 andern auch etwas ahnten davon, dass sogar die Bibel manchmal zu lesen ist - richtig verstanden - wie ein glühender Liebesbrief von Jesus.

Ein heutiger Liebesbrief von 14jährigen - ich denke, liebe Gemeinde, den gibt's nicht nur mit Herzchen und Krickelschrift, den gibt es als Mail oder als Facebook-Nachricht… Und liebe Gemeinde: ich denke, nur von außen gesehen ist das völlig anders, als es in Mutters und Großmutters Jugendzeiten war, als sone Briefe in Schönschrift, mit Glanzbildern verziert, an den Allerliebsten verschickt wurde. Heute - wie eben gehört - viel eckiger und krickeliger, meist. Und doch ne ganz wichtige Sache, so ein Brief, in dem viel Herz drinsteckt, aber von dessen Inhalt man nur was dann recht was mitbekommt, wenn man's mit dem Herzen liest...

Liebe Gemeinde in Deilinghofen, jetzt soll keiner sagen, ich wäre mit meinen komischen "Liebesbriefen in Krickelschrift" vom Thema abgewichen, vom Text des heutigen Abschnitts des Paulus an die Korinther! Nein, ich denke, wir sind beim Text und im Thema mitten drin, denn einen Brief meint ja Paulus, wenn er da schreibt: "Ihr seid unser Brief" und wenn er im Satz danach schreibt: "dass ihr ein Brief Christi seid".

Ja, mehr noch, Paulus meint eigentlich nicht anderes als einen Liebesbrief! Denn das steht in unserm Text, dieser Brief von dem Paulus spricht, der wäre nicht in Stein gemeißelt wie Moses Gesetzestafeln, der wäre Herzenssache, der wäre in den Herzen drin, und dieser Brief, ist ganz unzweifelhaft ein Liebesbrief. Das sei einer, meint Paulus, wo man nicht rot werden muss (wie jene Julia in Deilinghofen), wenn man ihn andern zeigt: Ihr seid unser Brief, in unser Herz geschrieben, erkannt und gelesen von allen Menschen! Und direkt dahinter führt Paulus zu diesem Brief erklärend aus, dass ihr ein Brief Christi seid, durch unsern Dienst zubereitet, geschrieben nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes, nicht auf steinerne Tafeln, sondern auf fleischerne Tafeln, nämlich eure Herzen.

Nun könnte man sagen, es ist eine komische Idee, wenn der Paulus Leute aus seiner Gemeinde dort in Korinth als Liebesbriefe bezeichnet, und dazu noch im doppelten Sinn: sie wären Briefe für ihn, Briefe für ihn, die ihm sozusagen ins Herz geschrieben sind und am Herzen liegen, sie wären aber auch Briefe für die Öffentlichkeit: da wären sie Christi Briefe, nicht mehr und nicht weniger, Liebesbriefe von Jesus sozusagen, wo in krickeliger Schrift vielleicht, alle die es lesen, rauslesen können, was Jesus und was seine Liebe bedeutet...

Um die komische Idee dieses Vergleichs richtig zu verstehen, liebe Gemeinde, da sollte man vielleicht einmal im zweiten Korintherbrief genauer nachlesen. Dann merkt man sehr bald: Diese etwas sonderbare Vergleichssache mit den Liebesbriefen, die hat Paulus nicht aus Jux und Dollerei geschrieben, sondern unter ziemlichen Druck.

In die von ihm, von Paulus, in Korinth gegründete Gemeinde von Christen, da waren andere eingedrungen, so Hallelujachristen, die sich wie Vollkommene fühlten und gaben. Die schwebten auf "Wolke 7" und redeten immer nur von der Herrlichkeit und Vollendung und ihrer ach so tollen Erkenntnis, nie vom Kreuz. Und diese 150%-Christen hatten angegeben und wie! Sie waren wie die Irrlehrer da eingedrungen bei den Christen in Korinth und hatten Stunk gemacht gegen Paulus, ja, sie waren da sogar aufgetreten mit Empfehlungsschreiben aus der Urgemeinde in Jerusalem von Petrus und Co.!

Und diese schwärmerischen 150%-Christen hassten es wie die Pest, dass Paulus so viel von Jesus und Kreuz redete, dass Paulus immer zugab, dass er ein angefochtener gar nicht vollkommener Mensch war, im Kreuz aber ganz verbunden mit Jesus und seinem Kreuz. "So eine lächerliche Type, Paulus!", so hatten die Gegner ihn versucht, fertigzumachen und da in der Gemeinde kaltzustellen und auszuhebeln: "Lächerlich, so ein christlicher Jammerlappen und Kreuzesspinner mit Anfechtungen ist der noch! Wir aber, wir sind die Richtigen, die tollen Typen, ja, wir haben es hier schwarz auf weiß - wir haben ja die Empfehlungsschreiben..."

Ja, liebe Gemeinde, genauso war es, als Paulus unsern Text von den Briefen schrieb! Diesen fürchterlichen gegnerischen Angriff da in Korinth, liebe Gemeinde, genau den kontert er mit diesem Briefabschnitt 2. Kor. 3, wir eben zweimal hörten.

Das heißt auf gut deutsch: Ich, Paulus, brauche keine Empfehlungsschreiben, ich brauch nichts schwarz auf weiß! Ihr, ihr seid nämlich mein Brief, aber ein Brief, den ich nicht geschrieben habe, den nämlich eigentlich als Autor Jesus Christus selbst geschrieben hat. Nicht mit Buchstaben in Stein gehauen hat er's geschrieben. Nein, mit seinem Geist hat er es das geschrieben, in die Herzen rein, aber so, dass es gelesen werden kann da in Korinth und Umgebung: Menschen, die diesen Brief lesen, sehen was von der gewinnenden Liebe Christi.

Ja, ich Paulus, so geht's da weiter, brauche auch nicht auf meine Tüchtigkeit zu bauen (wie es da die Gegner tun), im Gegenteil: wo ich tüchtig bin und wo Christen als Liebesbriefe Jesu überzeugend sind, da tut man's ja nicht selbst, da ist das Tüchtige von ihm, der eigentlich den Brief schrieb.

"Ja, verlasst euch nicht auf schwarz auf weiß gehaltene Empfehlungsschreiben, verlasst euch nicht auf Taufscheine, könnet man heute sagen, verlasst euch nicht auf eure Zeugnisse und Diplome, was für großartige Pastoren und Mitarbeiter ihr seid, sondern achtet auf das Wichtigste: dass ihr krummen Zeilen mit eurem Leben und eurer Biographie was davon rüberbringt, dass Christus da was Gerades drauf geschrieben hat. Nicht das Geschriebene in Schwarz auf weiß zählt, Christus als Schreiber in eurem Leben zählt: dass von DEM, wenn auch in Krickelschrift, für andere was zu entziffern ist und von Christi Geist, das zählt: dass ihr auf den krummen Zeilen eures Lebens geschrieben, ein Liebesbrief Gottes seid" Und da zählt nicht auf Papier oder Pergament der geschriebene Buchstabe, meint Paulus, der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig!

Liebe Gemeinde, anfangs sagte ich, hier ginge es heute nur um eins: dass du und ich ein Brief Christi werden, ein Liebesbrief Christi, ganz ähnlich wie die anfangs genannten, kann man sagen, durchaus genauso ein Brief in Krickelschrift, weil wir Zeilen so krumm sind, wo aber Gott doch sauber und für alle leserlich drauf schreiben kann.

Ich sag's zum Schluss jetzt, was das mit den Briefen mir ganz persönlich sagt!

Das gehört da zu unserm Text, für mich jedenfalls, dass ich da, wo ich in meinem Leben am Glauben irre wurde und in Zweifeln zu versacken drohte, wo mir die Bibel gar nicht mehr klar war und Gott wie ein Nebelloch zu sein schien, Gott mir immer Menschen geschenkt hat, die wie ein offener Brief waren, wo ich auf Krickelschrift wieder langsam ganz was Tolles und Großartiges von seiner Liebe lesen konnte.

Da war jene Krankenschwester, Schwester Hildegard, die mich als Kind, als ich nach zweijähriger Krankheit im Sterben lag, mitfühlend seelsorgerlich begleitete und mit mir betete.

Da war mein Jungscharleiter, der verstorbene Werner Krause, der mich danach als behinderten und gehandicapten Jungen zum Helfer machte und der mir weiter was von Jesu Liebe an seinem Leben ablesen ließ: der sein letztes Hemd gab für Jesus und der mit Leidenschaft Christ war!

Da waren drei vier Pastoren und Theologen, die mir durch ihr Leben und Glauben in Studienzweifeln und in tiefen Anfechtungen mein Leben und meinen Glauben halfen wiederzufinden, nicht weil sie 150%-Christen waren, sondern weil sie gerade (wie da im Text) krumme Zeilen waren, auf deren Leben Gott gerade was geschrieben hatte, was sich auch mir unverlierbar einprägte. Der letzte, der mich prägte und mein bester Freund wurde, war der verstorbene Johannes Hansen.

Und eine der ältesten, die hier sitzt, meine Mutter, die Ende November 90 wird, wenn sie nicht so gelebt hätte wie sie tat, im Glauben an Jesus und im sozialen Tun, wenn die nicht für mich gebetet hätte bis heute, wenn ich diesen lebendigen Brief Christi nicht als Vorlage gehabt hätte, dann hätte ich seine Liebe nicht verstanden und wäre heute nicht mehr dabei.

Und das gilt bis heute: Wo alle Welt keine Bibel mehr liest und versteht, da braucht's zuerst Menschen, die an andern wie in einem Liebesbrief neu was von Jesus lesen. Gott schenke, dass wir nicht rot werden uns nicht schämen, wenn andere an uns ablesen wie in einem Liebesbrief, dass er auf krummen Zeilen gerade schreibt, bis heute. Wohl dem von uns, der andere hat, an denen er ablesen kann, heute, was Gottes Liebe heißt. Wohl dem von uns, der andere abgucken lässt am eignen Leben, dass Christus es ist, der in meinem Leben entzifferbar ist. Und gebe Gott selbst 14jährigen hier, dass sie entdecken, dass die Bibel eigentlich ein Liebesbrief ist und das mit Jesus eine Liebesgeschichte und sonst nichts. Amen.
 

Lied EG 663, 1-4 Herr Deine Liebe

Fürbittengebet: Herr Jesus Christus, wenn du uns frei machst, sind wir recht frei. Und wo dein Geist ist, da ist Freiheit. Du kannst uns die Augen öffnen, von deiner Liebe was zu erkennen. Du kannst uns Vertrauen zurückschenken, dass wir, wie gehört, echtes Gottvertrauen haben.
Du weißt, wie oft wir als Christen, als deine Kirche, als deine Gemeinde nicht lebendig und nicht glaubwürdig genug deine Zeugen sind, dass man so oft vom Liebesbrief Gottes in unserm Leben gar nichts entziffern kann. Du weißt, wie oft in der Gemeinde Routine, Tradition und Langeweile das Feld bei uns beherrschen und bei uns nichts mehr ausstrahlt von dem, was du uns schenkst.
Erneuere du da deine Kirche und fang bei uns damit an und bei mir.
Herr, wir denken an viel Hass, Gewalt und Unfreiheit, an viel Verrücktheit, die es auf der Welt gibt, und wir bringen dir auch unsere Sorgen: Wehre du den Sekten und den Verführern und wehre du allen Anfängen von Rassismus und Fremdenhass bei uns, steh du selbst den Opfern bei und lass uns da auf deiner Seite sein.
Lass überall auch in sozialen und politischen Fragen Christen zu Friedensstiftern werden. Und alles was wir sonst noch für die Zukunft unserer Kinder und deiner Gemeinde und unserer Welt auf dem Herzen haben, fassen wir, Herr Jesus, in deinem Gebet zu-sammen: Vater unser...
 

Lied EG 607, 1-4 Herr wir bitten… (Verweis dass der Verfasser Peter Strauch auch für mich zusammen mit dem in der Predigt genannten Werner Krause genauso ein offener Brief war - in all den Jungschar-Hollandfreizeiten…)
Segen
Orgelnachspiel