125 Jahre Firma Carl Rohländer GmbH - Drahtwerk Heppingserbach
Verfasst als Vortrag zum Jubiläumsjahr 1981 vom damaligen Geschäftsführer Karl Edelhoff, Ihmert
Dieser Vortrag wurde mit der freundlichen Erlaubnis von Firmenchef Ulrich Maßmeier, Heppingserbach, ins Internet gestellt
Dessen Firmen-Homepage hat die Adresse: http://www.kasselmann-draht.com/




Erläuterungen zu diesem Firmenbriefkopf aus der Zeit des ersten Weltkriegs hier

Es spricht sich so leicht hin - 125 Jahre - und doch umfaßt diese Zeitspanne mindestens 2 oder auch bald 3 Generationen.
Wir wollen einen Rückblick tun auf die lange Geschichte unserer Firma Carl Rohländer GmbH, wenn es auch nicht ganz leicht war, den Beginn bzw. die Gründung zu ermitteln. Unser früheres Belegschaftsmitglied und jetziger Rentner, Herr Karl Meyer hat noch einige Jahre mit dem Seniorchef zusammen gearbeitet und hat aus dieser Zeit gute Erinnerungen, zumal der alte Herr trotz seines hohen Alters noch täglich für einige Stunden zum Werk kam. Er verstarb 1923 und erreichte ein hohes Alter von 87 Jahren.

Aber nun zur Firmengründung. Es begann im Jahre 1856 in einem angemieteten Raum bei der Firma Friedrich Meyer in Stephanopel. Es war eine kleine bescheidene Drahtrolle, wie man die Kleinbetriebe - auch heute noch - nannte. Meyer und Rohländer hatten jeder für sich 4 oder 5 Einzelscheiben laufen und jeder arbeitete für sich selbständig. Rohländer besaß dazu noch eine Drahtwalze und eine kleine Zweikronen-Spulmaschine. Es wurde ausschließlich Heftdraht hergestellt, während Meyer sich auf geschnittene Blumendrähte spezialisierte, Es ist wohl für beide ein sehr bescheidener Anfang gewesen, doch maß man bedenken, daß man nur die Wasserkraft ausnutzen konnte und mit Wasser war es in den Sommermonaten, genau wie heute auch, oft recht schlecht bestellt. Es gab im Sommer oft wochenlangen Ausfall, weil eben nicht genügend Wasser für das kleine Wasserrad verfügbar war. Dann wurde die bescheidene Landwirtschaft besorgt. Für die beiden Partner, die insgesamt so etwa zehn Ziehscheiben besaßen, wurde ja doch eine ganz schöne Antriebskraft benötigt, Im Herbst und Winter maßte vieles nachgeholt werden und dann saß man bis in die Nacht hinein bei trüber Beleuchtung auf den in Ketten hängenden Wippen und maßte in Geduld warten bis die Scheiben voll waren. Die Privatwohnung in diesen Jahren soll nach schwachen Erinnerungen im Rohland gewesen sein. Als die Gemeinde Frönsberg gleich nach dem Krieg 1870 die Schule im Ispei baute, einschließlich der Lehrerwohnung, wurde dadurch die alte Schule im Ispei frei und etwa 1873 oder 1874 hat Herr Rohländer sen. diese Schule gekauft und als Wohnhaus für sich umgebaut, Anfang der 90er Jahre, als Friedrich Meyer die ganze Rolle für sich und seine heranwachsenden Söhne selbst brauchte, erfolgte der erste Umzug in einen Mietraum bei der Firma C.D. Rohländer. Es handelte sich um den Betrieb, den jetzt die Firma Höttgen besitzt. Auch hier spielte die erforderliche Wasserkraft eine wichtige Rolle, Der Mietraum war auf jeden Fall weit größer und es ist somit anzunehmen, daß zur besseren Ausnutzung einige Ziehscheiben mehr aufgestellt worden sind, 1894 kam Sohn Carl aus der Schule und ist als 14jähriger gleich vom Vater angelernt worden.

Das Jahr 1904 hat dann aber grundlegende Veränderungen gebracht. Es bot sich der Kauf der stilliegenden Sägemühle in Heppingserbach an und das war das Gelände, auf dem heute unser Werk steht. Es maß seinerzeit recht ansehnlich investiert worden sein, denn ein offenes Sägewerk hat wohl kaum brauchbare Gebäude für ein Drahtwerk aufzuweisen. Ausschlaggebend ist auf jeden Fall der große Sammelteich gewesen, der damals schon die gleiche Größe hatte wie heute. Er ist später nur einmal vertieft worden. Am Sägewerk war ein großes Wasserrad und zwar weit größer als alle anderen Wasserräder für die anderen Betriebe im Tal. Der Umzug von der alten Arbeitsstelle in Stephanopel bis herauf nach Heppingserbach soll aber nur wenige Monate gedauert haben, das war für damalige Verhältnisse sicherlich eine Rekordzeit. Die Wasserkraft alleine hat auch auf die Dauer für den neuen Betrieb nicht ausgereicht, denn schon im Jahre 1908 wurde zusätzlich eine stehende Lokomobile mit aufgestellt. Das war ein gewaltiger Fortschritt, weil man dadurch nicht mehr so abhängig vom Wasser war. Die Lokomobile hat alle 2 Wochen 40 Zentner Stückkohle verheizt, die Bauer Eppmann von Apricke von der Zeche Königsborn anfahren mußte. Im Jahre 1911 oder 1912 stellte man den ersten Zinkofen auf, Die Belegschaft betrug Anfang 1913 bereits 6 Mann. Durch die eigene Verzinkerei und kurz darauf auch noch durch einen kleinen Verzinnungsofen - wenn auch nur klein und bescheiden mit 6 Kronen - wurde man den Erfordernissen der Zeit besser gerecht und man war sicherlich auch konkurrenzfähiger. Bis dahin mußten alle Drähte, die verzinkt oder verzinnt werden mußten, mit Pferdefuhrwerk nach Ihmert zur Firma Friedrich Heer geschafft und nach Tagen wieder zurückgeholt werden, auch im Winter bei Eis und Schnee über die Lehmkuhle.

Im Jahre 1910, es muß hier wohl auch mit erwähnt werden, kam Herr Arnold de Vries als junger kaufmännischer Angestellter nach hier. Bis dahin hatte Herr Rohländer die Schreibarbeit in den späten Abendstunden oder an den Sonntagen gemacht, da er tagsüber an allen Ecken und Enden der erste und letzte Arbeiter war - auch später nach langen Jahren, als ihm genügend Leute zur Verfügung standen, war er immer am liebsten "unten" wie wir es nannten. Wenn er am Telefon verlangt wurde, gab es oft weite Wege zu machen, bis er am entlegenste Ort zusammen mit dem Meister bei neuen Planungen und Überlegungen gefunden wurde. Eine Telefon-Rufanlage, wie sie heute selbstverständlich ist, kannte man noch nicht. Kurz vor dem ersten Weltkrieg bekam die Firma auch ihren ersten Meister, Herrn August Peddinghaus. Er kam aus Ihmert und heiratete die Tochter vom Schreinermeister Hch. Geck, der ihm das Haus am Friedhof baute und in dem jetzt unser Werksrentner, Herr Otto Lux wohnt. Herr Peddinghaus machte sich im Jahre 1925 in Hemer selbstständig in Drahtwaren und Blumendrähten, machte der Firma Rohländer jedoch in keiner Beziehung Konkurrenz - im Gegenteil, es ist immer ein gutes Einvernehmen gewesen bis auf den heutigen Tag. Das Haus im Hasenohl kaufte Herr Rohländer. - Der zweite Meister war ab 1924 Herr Paul Rohländer.

Gezogen wurde seinerzeit nur vom sogenannten Dreiband (1,20 mm Durchmesser). Auf diese Drahtstärke waren zum Weiterziehen sämtliche Ziehmaschinen daß der Lokomobilwärter Fabry aus Leveringhausen stammend, auch noch die Wartung der Drahtglühe mit übernehmen mußte. Die Glühtöpfe mußten mit einer Handkurbel hochgewunden und seitwärts in einen Extraraum zum Nachglühen gebracht werden. Das war jedesmal eine schweißtreibende Arbeit.

Für den Transport aller Güter stand der Bauer Karl Meyer aus Heppingserbach zur Verfügung. Es gab zweimal in der Woche Stückgutversand und alle 2 Wochen 10 t Vorzugdraht ab Waggon Sundwig. Das dauerte jeweils 2 Tage, wo das Pferdefuhrwerk hin- und herpendelte. Oft hats wohl auch noch länger gedauert, mußte doch der gute Meyer an zwei Wirtschaften vorbei und dort wartete der alte Max oft stundenlang aus Gewohnheit.

Das war ein Bild aus der alten Zeit bis 1914. Die Drahtzieher verdienten damals im sogenannten Tagelohn bei 11-stündiger Arbeitszeit Goldmark 3,50 bis 3,75 je Schicht. Der Krieg 1914 brachte einen beachtlichen Aufschwung mit sich. Aufträge waren in beachtlichen Mengen da. Hauptsächlich wurden verzinkte Drähte 0,30 mm auf 2 kg-Spulen an die größten deutschen Kabelwerke geliefert und dafür gab es ausreichend Rohmaterialien. Zum Glück hatte man vorher eine kleinere Drahtzugerweiterung vorgenommen und auch die Verzinkerei auf 2 Öfen erweitert, so daß man während des ganzen Krieges 2 x 12 Stunden geschafft hat und sicherlich für damalige Verhältnisse beachtliche Mengen produzierte. Die Belegschaft betrug während des Krieges 13 Mann, wie aus alten Lohnbüchern ersichtlich ist.

Und dann kam im Jahre 1922 für das ganze Tal ein beachtlicher Umschwung, da die RWE das 10.000 Volt-Kabel von Hemer bis zum Werk Heppingserbach legte mit zunächst zwei TRAFO- Stationen in Stephanopel und am Werk Heppingserbach. Das jetzt noch stehende kleine Schalthaus wurde von der Firma Rohländer gebaut und von der RWE eingerichtet. Später, es war wahrscheinlich das Jahr 1950, kaufte aber die RWE das Schalthaus der Firma Rohländer ab, denn inzwischen mußte unsere Firma wegen des immer mehr steigenden Stromverbrauches eine eigene Trafo-Station einrichten, wie sie jetzt ja noch besteht. Da Rohländer aber die Wasserkraft weiter ausnutzen wollte, ist entweder 1923 oder 1924 die Turbine angelegt worden, die sich in den Jahren sehr bezahlt gemacht hat. Der Teich mit der verhältnismäßig großen Vorratsmenge verführte direkt dazu, denn bei guten Wasserverhältnissen brachte die Turbine trotz laufender Betriebserweiterung sehr viel Kraft. Das hat sich vor allem auf den Strompreis ausgewirkt, denn als einziges Werk im ganzen Bezirk Hemer hatte Rohländer zwei Tarife an Strom, für den Sommer- bzw. Winterbezug.

In diesen Zeitraum fiel auch der langsame Fortfall der Zieheisen und die zögernde Umstellung auf Diamanten. Kunststeine hat es erst kurz vor dem Krieg gegeben, da Diamanten nicht mehr zu beschaffen waren. Man hatte anfangs große Bedenken, aber es ging, und wohl auch recht gut, und seitdem ist man bei den preisgünstigeren Kunststeinen geblieben.

Es muß hier wohl auch erwähnt werden, daß Herr Rohländer 1915 das Haus in Heppingsen (von Overbeck - Gut Frönsberg) kaufte, es aber zunächst in seinem alten Zustand belassen hat. Er selbst zog noch nicht hinein, sondern sein Schwager Wilhelm vom Hofe, der aus Menden kam und ein alter Drahtziehhase war. 1921 wurde das Haus umgebaut und die einfache Eisentreppe durch den jetzigen schönen Aufbau ersetzt, Danach wurden die Wohnungen gewechselt, Rohländers zogen nach Heppingsen und Wilhelm vom Hofe dafür nach Ispei, wo er bis zu seinem Tode gewohnt hat. Herr Carl Rohländer sen. lebte damals noch und hat den Umzug aus der alten Schule nach Heppingsen mitgemacht. Er ist 1923 verstorben. Zu dem Haus in Heppingsen gehörten zwei Nebengebäude, eins steht ja noch und ein kleineres direkt am Bach wurde abgerissen. Es war aber zur Auflage gemacht ein neues Haus zu erstellen und das wurde 1923 in der Hochinflation getan. Es handelt sich um das jetzige Einwohnerhaus, das leider eine Nummer zu klein ausgefallen ist, woran man aber dem Bauunternehmer Schepper die Schuld gab. Das Grundstück wurde vom Bauer Karl Meyer aus Heppingserbach gekauft.

Im Jahre 1922 ist das jetzige Bürogebäude errichtet worden und anschließend der erste Teil der Spulerei, aber damals nur bis zu den Zwischenträgern; die restlichen wenigen Meter kamen Mitte 1950 dazu. Als die Inflation 1923 zu Ende ging, wenige von uns haben das ja noch mit erlebt, hatte die Firma durch umsichtige Einkäufe einen beachtlichen Vorrat an Rohmaterialien, wie Zink, Zinn, Vorziehdraht und dergleichen geschaffen, so daß der Platz im Hauptwerk nicht mehr ausreichte. Man hat die Fabrik Ruthenbeck angemietet und in dieser Körbe, Munitionskisten und alles mögliche dort eingelagert. Kisten haben noch lange Jahre existiert, es passten immer genau 24 Heftdrahtringe hinein.

1922 kam der erste Lastwagen, ein 5-Tonner Dürkopp und ebenfalls ein offener viersitziger PKW. Der LKW hatte noch Vollgummireifen. Die alte Straße nach Sundwig war bald in einem jammervollen Zustand, da diese nicht für solche Lasten gebaut war. Die Wagen liefen ohne große Lenkgeschicklichkeit in den eigenen Fahrspuren. Beide Wagen hatten noch Karbidbeleuchtung. Im Winter bei Kälte froren die Gummileitungen ab und dann mußte es eben ohne Beleuchtung geh oder beim LKW stand der Mitfahrer draußen auf dem Trittbrett und hielt eine Petroleumlampe hoch. Einen Gendarmen hatten wir damals noch nicht. Für den LKW wurde vorne im Fabrikhof eine große Wellblechbaracke aufgestellt, in die vordere Seite kam später die Schlosserei und in die andere Hälfte das Eisenlager und ein Abstellraum für alles was nicht sofort gebraucht wurde.

In den Jahren 1923 bis 1925 wurden beachtliche Mengen Draht umgesetzt, die zum größten Teil im Werk nur umgebunden und ohne weitere Bearbeitung wieder versand wurden. Da aber sämtliche Verladung ab Bahnhof Sundwig per Waggon erfolgte, war ein LKW wohl unerläßlich, Diese Geschäfte waren aber nur wenige Jahre von Bestand; zwar wurde der erste LKW nach ein oder zwei Jahren durch einen zweiten Wagen ersetzt, ebenfalls wieder ein Dürkopp, aber 1925/1926 stellte man den eigenen LKW-Betrieb sehr wahrscheinlich infolge Unrentabilität wieder ein. Sämtliche Transporte übernahm dann Gustav Sauer aus Sundwig mit seinem Jupp und den zwei Pferden. Ab 1935 übernahm Wilhelm Brinker aus Sundwig alle Transporte der Firma. Das ging dann schon ohne Pferde mit einem 3,5-Tonner Opel Blitz.

Im Jahre 1934 wurde die erste Haubenglühe mit dem großen Kran gebaut, der je heute noch läuft. Des alles war jedenfalls ein großer Fortschritt. Die wirtschaftlich schlechten Jahre Anfang 1930 gingen auch an der Firma Rohländer nicht spurlos vorüber. Die Belegschaftsstärke betrug inzwischen etwa 30 Mann und für alle Arbeit zu beschaffen, das war nicht einfach, aber man wollte Entlassungen unbedingt vermeiden. Es wurde jedenfalls bis 1934/35 kurz gearbeitet. Im Sommer 1933 hat man den großen Teich um etwa 1 Meter vertieft und dafür wurden den: ganzen Sommer über 3 - 5 Mann beschäftigt unter Anleitung eine Wiesenbauers aus Garbeck, Waltermann mit Namen. Außerdem beute man die Wassergewinnungsanlage im Holschensiepen. Das Bassin baute die Firma Theodor Maas, aber die Leitungsgräben haben eigene Leute gehackt und wieder geschlossen. Man hat also zur Erhaltung aller Betriebsangehörigen getan, was nur möglich war. Die folgenden Jahre bis zum Ausbruch des Krieges 1939 waren günstige Jahre mit ausreichenden Aufträgen und guten Verdiensten für jedermann. In diese Zeit fiel such die Schaffung der Altersversorgungskasse, die je heute noch besteht, wenn auch unter besseren bzw. günstigeren Umständen. Die Belegschaftszahl erreichte seinerzeit ihren Höhepunkt mit 48 Leuten und 4 Büroangestellten.

Der Drahtzug war beängstigend klein, die Maschinen rückten immer enger zusammen und man hatte nur den einen Wunsch, endlich von der dreifachen Schicht abzukommen. Es wurden also 3 x 8 Stunden im Wechsel gearbeitet, sodaß die Drahtzieher jede dritte Woche eine Nachtschicht fahren mußten. Soweit noch bekannt, existierten damals 4 Gerhardi-Maschinen, auf den man inzwischen die Drähte 2,20 mm an ziehen konnte, dann die bekannten Berkenhöfer-Maschinen und eine große Anzahl Albertsche Maschinen. Außerdem lief euch noch eine Bank für 6 oder 8 Einzelzüge, auf denen hauptsächlich verkupferte Drähte gezogen wurden. Das war die Arbeitsstelle von Franz Maiworm, dem Schwiegervater des jetzigen Meisters Herrn Franz Schöne. Mitten im Kriege wurde dann notgedrungen ein großes Stück am Drahtzug angebaut, während die Verzinkerei schon einige Jahre früher dran wer. Mit insgesamt 3 Öfen war man ausreichend versorgt. Die Verzinker arbeiteten durchweg 12 Stunden, jeweils um 9 Uhr war dort Schichtwechsel. Die Beschäftigungslage war während des ganzen Krieges gut, man hatte sich auch hier wieder in der Hauptsache auf Kabeldraht 0,30 mm eingestellt, und soweit bekannt, gab es da schon die ersten größeren Mengen verzinnten Zünderdraht 0,60 mm in Bleimischung 40:60 Zinn/Blei. Als 1945 der Krieg zu Ende ging, war zunächst für mehrere Monate totaler Stillstand. Strom gab es nur so, daß eben die Beleuchtung ausreichte. Der Kampf um das erforderliche Permit hat 3 Jahre gedauert und erst ab 1948, kurz nach dem Währungsschnitt, kam die ersehnte Möglichkeit wieder zur Vollbeschäftigung. Bis dahin hatten nur 3 oder 4 Mann mit dem bißchen Wasserkraft herumgeklüngelt, wie man so sagt. Der größere Teil der Belegschaft mußte in dieser Zeit sich um andere Arbeit bemühen, zum größten Teil zur Waldarbeit. Aber ab Herbst 1948 sind die meisten der alten Drahtzieher wieder eingestellt worden.

Zur Vervollständigung der verschiedenen An- und Neubauten:
Die dritte und letzte Drahtzugerweiterung ist 1964 erfolgt und als letzte Baulücke kam der Anbau an der Straße, wo sich jetzt die Verladerampe und ein Teil des Fertiglagers befindet. Im Drahtzug hat jeder jetzt seine eigenen Maschinen und damit ist ein jahrzehntelanger Wunsch erfüllt worden, daß jetzt nur noch in einfacher Tagesschicht gearbeitet wird.

Viel Not hat auch die Klärung der Abwässer bereitet. Die Klärbecken reichten bei weitem nicht aus und ewig hatte man den Ruhrverband im Nacken und versteck(?) nicht minder die unteren Betriebe im Tal. Es ist sehr viel Geld investiert worden, aber immer reichte es noch nicht aus. Endlich nun steht die teure und in der Unterhaltung kostspielige Kläranlage, wie sie jeder kennt und die normalerweise ausreicht. Im Dachlauf können jetzt schon wieder Forellen leben. Und wenn man nun fragt, was war das Wichtigste an allen Neuerungen, die die Arbeit leichter machte, dann bleibt wohl nur folgende Antwort:
1. die Umstellung von Zieheisen auf Ziehsteine
2, Drahtschweißmaschinen für Drahtzug und Spulerei
3. Krananlagen von der Wäsche bis zu den Ziehmaschinen.

Die Firma Carl Rohländer bestand im Jahre 1956 100 Jahre. Es war der ausdrückliche Wunsch von Herrn Rohländer, dieses Datum zu vergessen, denn er war sehr krank und trug immer noch an dem Tod seines einzigen Sohnes Carl, der 1943(?) in Frankfurt beim Bombenangriff ums Leben gekommen ist. Es haben wohl nur wenige von diesem Tag gewußt. Herr Rohländer verstarb im Jahre 1967 im Alter von 77 Jahren.

Und nun die letzte Phase der Entwicklung. Kurz vor seinem Tod im März 1957 hat Herr Rohländer den Betrieb mit allem Inventar und Liegenschaften an Herrn August Hallen aus Dinxperlo in Holland verkauft. Herr Rohländer und Herr Hallen waren immer schon sehr gute Geschäftsfreunde, denn von Dinxperlo wurden seit vielen Jahren verzinkte und vor allem verzinnte Feindrähte gekauft. Schon bald wurden beachtliche Verbesserungen durchgeführt, wozu in erster Linie die Vakuumglühe gehörte, denn dadurch konnten erst die verkupferten Zünderdrähte brauchbarer Ausführung in großen Mengen hergestellt werden. Es waren schon vorig(?) noch unter Herrn Rohländer und dem Meister Paul Rohländer umfangreiche Versuche durchgeführt worden, u.a. im Durchlaufverfahren mittels Kupferbad in der Verzinkerei. Diese Versuche haben viel Geld gekostet, aber einfach nichts erbracht. Erst durch das neue Glühverfahren war die Firma in der Lage, größere Mengen verkupferte Zünderdrähte zu liefern, anfangs noch in Fabrikationsring aber schon bald auf großen Eisen- und Holzspulen, und vor allem auch endlos ohne Knoten. Es war teilweise schon länger üblich, gespulte Drähte aneinander zu schweißen. Das fing schon in den 50er Jahren beim Heftdraht an und erweiterte sich bald durch den ganzen Betrieb bis hin zur letzten Drahtziehmaschine. So steht also jetzt ein moderner und den heutigen Erfordernissen entsprechender Betrieb, der durchaus konkurrenzfähig ist und der sicherlich auch weiterhin dem Feindrahtsektor Beachtung findet. Es fing sehr klein und bescheiden mit der Heftdrahtfabrikation an und steigerte sich im Laufe der Jahre immer mehr, bis die Firma Rohländer in den Jahren 1955-1960 der größte westdeutsche Heftdrahthersteller war, das ist statistisch erwiesen, und darauf kann man wohl stolz sein. Leider geht's mit dem Heftdraht immer mehr bergab; der Bedarf ist immer weniger geworden.

Im Oktober 1962 verstarben plötzlich und unerwartet Prokurist Walter Thomas und Meister Paul Rohländer. Das war ein harter Schlag für unseren väterlichen Freund, Herrn August Hallen und für uns alle nicht weniger. Bereits im Februar 1963 wurde der jetzige Geschäftsführer, Herr Karl Edelhoff engagiert und seitdem ist es weiter bergauf gegangen, nicht zuletzt auch dank der tatkräftig und wohlwollenden Unterstützung von Herrn Willi Hallen. Herr August Hallen verstarb im Jahre 1976 im Alter von 86 Jahren

Und so wünschen wir eine weitere günstige Entwicklung bis zum nächsten Jubiläum in 25 Jahren, und das wäre das Jahr 2006.