Die Chronik auf dieser Seite geht auf folgenden Deilinghofer Sonder-Gemeindebrief vom Juni 1993 zurück:

Heimatkirchengeschichte, vorgestellt in Stephanopel: IKZ-Foto 1995, von links: F.-W. Griese, Dr. A. Meyer, F.G., Harald Korsch-Gerdes

Stephanopel - Teil des Deilinghofer Kirchspiels von (1771/)1775 bis 1953:
ein chronologischer Kurzüberblick (Friedhelm Groth/Harald Korsch-Gerdes)

1765 In diesem Jahr kam
Gottfried Wilhelm Andreas Dümpelmann, der bedeutendste Pfarrer, der je in Deilinghofen wirkte, als Pastor an die Stephanuskirche Deilinghofen. Er erbaute in mehr als einem Vierteljahrhundert bis zu seinem Tod 1791 das heute denkmalgeschützte Alte Pastorat (dort bis heute: zwei interessante Herdsteine aus dem Jahr 1769 mit Inschriften, die die Zinzendorfscte Prägung des Pfarrers verraten: "Jesu, laß deiner Wunden Blut uns Sündern korrmen zugut" und: "Seht, das ist Gottes Lalm1, das der Welt Sünde trägt"). Dümpelmann war in seiner Zeit der hiesige Hauptvertreter der Herrnhuter Bewegung in der Mark, zusammen mit dem Laien und Nagelschmied Stephan Diedrich Rentzing (einem Vorfahren des Müllers Peter Alberts), der in "Heppings Kotten", dem damaligen Deilinghofer ( ! ) Kirchenbesitz (heute Alberts Mühle), ein Zentrum der Herrnhuter Bewegung mit eigenem Betsaal (Chronik der Herrnhuter Bewegung in Hemer hier) einrichtete.
Dürnpelmann und Rentzing waren beide mehrfach in der Herrnhuter Kolonie Zeist in Holland, der bedeutenden "Kaderschmiede" der Zinzendorfianer. Ober die kirchengeschichtliche Bedeutung der beiden Säulen der Herrnhuter Bewegung im hiesigen Raum Dümpelmann und Rentzing kann man in der theologischen Dissertation von Siegfried Schunke einiges nachlesen (kurz nach dem Krieg erschienen) und dermächst umfassende Informationen erhalten in "Blätter zur Deilinghofer Kirchengeschichte", Heft 3. Auszug aus diesem später erschienenen Buch hier zu Stephanopel.

1766 - In diesem Jahr wurde "Caspar Winterhof, Weber" , späterer Namensgeber des Ortsteils Winterhof als erster Bewohner des späteren Stephanopel im Deilinghofer Pfarrarchiv erwähnt (Akte: "Die Parochial Verhältnisse des Hofes Stephanopel betreffend" , 1775).
Zusatz zur Chronik am 17.12.2003:  Aus einem IKZ-Leserbrief von Marga Henke am 05.06.2003 / LOKALAUSGABE / HEMER:
"Einiges aus der Chronik:
Wer kennt die Grenze zwischen "Chur-Cölln (kath.) und Grafschaft Mark (evang.)? Zum Teil ist es der Heppingserbach. Die alten Hemeraner kennen noch die Bezeichnung "Kölsche".
Wer gab einem Teil in Stephanopel den Namen "Winterhof"? Es war der in Leveringhausen um ca. 1698 geborene Jacob Winterhof, der nach Hültershagen heiratete. ...
Marga Henke"

1767 - Am 27. März 1767 beantragte Pastor Dümpelmann zusammen mit der Deilinghofer Bauernschaft amtlich die Teilung der Hemer Mark, was zur Entstehung Stephanopels eine Rolle spielte (Quelle: Pfarrarchiv, Akte Teiling der Hemer Mark). Vorsitzender der Markenteilungskommission war der Holtzrichter Romberg.

1767 - am 20. November teilte Hofjäger von Schönholtz der Kammerdeputation in Hamm mit, daß Iserlohner Kaufleute Bleichereien im späteren Stephanopeler Tal anlegen wollten, was er ausdrücklich begrüßte (Der Märker 1992, Heft 4, S.151).

1767 -
Zusatz zur Chronik am 31.12.2003:" Die mündliche Familienüberlieferung, die Rohländers seien schon vor dem Erwerb in diesem Hammer als Schmiede tätig gewesen, wird bestätigt durch Angaben eines Verzeichnisses der Osemund-Vereinigung des Altenaer Kreises aus dem Jahre 1767. Auf dem "Untersten Heppinghauser Osemundhammer", der dem Reidemeister Johann Bernhard Overbeck gehörte, arbeitete als einer der beiden Schmiede Johann Dietrich Rolander, 50 Jahre alt". (Zitat aus dem Schlüssel, Heft 4/1957).

1768
- Am 6. Januar 1768 bestätigten die Gebrüder Lürmann und Johann Diedrich Roepe amtlich die Pläne. Am gleichen Tag gab Holzrichter Carl Romberg ähnliche Pläne zu Protokoll (Der Märker, S.152).

1768 - Im Sommer des Jahrs 1768 wurde ein Vertrag zwischen den Gebr. Romberg und dem preußischen Staat bezüglich der geplanten Bleicherei entworfen (Der Märker, S.152).

1769 - Herdsteine im Alten Pastorat (s.o. zu 1765).

1769 - De facto begannen die Gebrüder Lürmann - schon vor amtlicher Vertragsunterzeichnug - mit dem Betrieb der Bleicherei (Der Märker, S.153).

1770 - Am 10. Juni 1770 wurde der Pachtvertrag der Gebrüder Lürmann in Sozietät mit den Gebrüdern Romberg über das 36 Morgen große Bleichereigelände abgeschlossen (Der Märker, 5.153).

1771 - Am 2. Juli 1771 beantragte Johann Theodor Lürmann bei der preußischen Regierung Friedrichs des Großen, die Ansiedlung Stephanopel nennen zu dürfen; schon an 9. Juli des Jahres wurde dieses "auf Seiner Königlichen Majestät allergnädigsten Spezial-Befehl" umgehend erlaubt (vgl. E. Dossmann, Auf den Spuren der Grafen von der Mark, 3. Auflage 1992, S. 71 und 72). Im gleichen Jahr wurde das Fabrikgebäude mit dem Portalrelief "Zum Vorgebirge der Guten Hoffnung" errichtet (Vgl. Der Märker, S. 149) .

1774 - In diesem Jahr zog der o.g. (vgl zu 1766) Caspar Winterhof ins Kirchspiel Hemer, unterhalb von Stephanopel; er "gründete " in Hemer ( ! ) das Ursprungshaus des heutigen Lokals Griese-Winterhof (Quelle: Pfarrarchiv Deilinghofen).


Der hier nach einem WR-Artikel abgebildete Johann Stephan Dietrich Lürmann nannte sich Johann Theodor Lürmann (nach: Der Märker, Heft 4,1992, S.149; diese Abbildung dort: S. 151). Als Motiv für die Namensgebung von "Stephan-opel" (Stadt des Stephan) gab Johann Theodor Lürmann an, "Stephan Lürmann habe den Grundstein gelegt " (S. 154) .Ob damit der Vater dieses Lürmann gemeint ist (der war aber seit 1762 tot!) oder der 7jährige Sohn Stephan (wie im Märker erwogen wird) oder eben der Antragsteller selbst, bleibt offen. Im Zweifel hat Johann Theodor alias Johann Stephan Dietrich Lürmann den den Grundstein selbst gelegt ... Zur Namensgebung vgl. auch
hier.


1775 - Am 16. Mai 1775 teilte der Stephanopeler Factor Gottlieb Caspari, der "Prokurist" der Garnbleicherei, dem Deilinghofer Pastor Dümpelmann brieflich mit, daß die Stephanopeler Haushaltungen sich dem Kirchspiel Deilinghofen anschließen wollten (Quelle: Pfarrarchiv).

1778 - In diesem Jahr wurde von den ersten beiden Bleichern aus Stephanopel Nieringsen gegründet und dort eine eigene Bleicherei betrieben (Kirchenarchiv Deilinghofen).

1788 - Nach dem Tode Joh. Th. Lürmanns, als die beste Zeit der Bleicherei schon vorbei war, übernahm eine Erbengemeinschaft von der Becke/Brune die Bleicherei. (Der Märker, S.155)

1791 - Tod Pastor Gottfried Dümpelmanns, der in (!) der Stephanuskirche begraben wurde.

ca. 1808 - Betrieb der Bleiche in Stephanopel eingestellt (Der Märker, S.155)

1822 - In der Amtszeit des Deilinghofer Pfarrers
Carl Franz Friedrich Basse (1797 bis 1833), des Großvaters des Firmengründers von B & U, begann 1822 ein Streit zwischen den evangelischen Kirchengemeinden Hemer und Deilinghofen über die Zugehörigkeit der "Eingesessenen", ob Stephanopel zu Hemer oder zu Deilinghofen gehörte, der 1823 durch einen Vergleich beendet wurde, mit dem Ergebnis, daß das Hauptgut zu Deilinghofen gehörte und der Rest zu Hemer (Quelle: Kirchenarchiv).

1833 - 1861 - In dieser Zeit betrieb die Firma C. D. Brune in Stephanopel eine Glashütte (Der Märker, S. 155).

1837 - Stephanopel geriet in die Grenzstreitigkeiten mit Balve, auch in kirchlicher Hinsicht: der katholische Pfarrer von Balve hatte in Stephanopel angeblich evangelische Kinder getauft (Quelle: Pfarrarchiv).

um 1840 - Der Deilinghofer Pfarrer Limborg sorgte mit seinem Gutachten für den Bau der neuen "Kunststraße ins Hönnetal" (heute: Hönnetalstr.) über Deilinghofen (statt wie erst geplant: über Stephanopel), so daß die Stephanopeler bis heute beschaulich und abgeschieden leben können...

1842 - Hammerwerk von Carl Geck in Stephanopel-Winterhof gebaut. 1873 kaufte er das Grundstück vom heutigen Haus Winterhof von der gleichnamigen Familie; 1874 wurde dort das Wohnhaus gebaut; seine Ehefrau Lisette Geck betrieb darin ab 1880 eine Kaffeestube (Quelle: Werbe-Broschüre des Hauses Winterhof)

1843 -
Zusatz zur Chronik am 31.12.2003: "Im Jahre 1843 erwarb der Köhler Caspar Dietrich Rohländer vom Schmittenufer aus der Hand des Kaufmannes Johann Bernhard Overbeck und des Gutsbesitzers Friedrich von der Crone zu Dresel den 'Leinenwerder Osemundhammer' in Heppingsen mit seinem gesamten Inventar für 900 Reichstaler. In Leinenwerd (auch Lünenwert, Linnenwert, Lehmwert) haben wir die alte Flurbezeichnung für Stephanopel vor uns, die bis zur Umtaufe 1771 üblich war. ... Als 1843 Caspar Dietrich Rohländer den Osemundhammer erwarb, gewann er einen Betrieb, in dem seine Vorfahren bereits gearbeitet und sich als Eisenfachleute erwiesen hatten. Caspar Dietrich war fortschrittlich - er lernte das Drahtziehen und baute den Hammer zu einer Drahtzieherei um, der ersten des Stephanopeler Tales." - Zitat aus dem Schlüssel von 1957.

1845
- Um die Streitigkeiten um die Kirchenzugehörigkeit Stephanopels (Hemer/Deilinghofen/Balve) zu beenden, wurden am 22. Juli 1845 die Evangelischen der Glashütte von Stephanopel zusammen mit den Protestanten aus dem ehemaligen kurkölnischen Balve (und Umgebung) ordentlich nach Deilinghofen eingepfarrt und Pastor August Limborg (Wirkungszeit in Deilinghofen: 1835  eingepfarrt und Pastor August Limborg (Wirkungszeit in Deilinghofen: 1835 bis 1870) unterstellt.

1860 - Um 1860 hielt die Drahtindustrie verstärkt in Stephanopel Einzug (Der Märker, S. 155).

1882, April - Gesuch mit 40 Unterschriften aus dem Stephanopeler Tal, eine Straße gewährt zu bekommen, Zitat aus Banniza, Hemer-Kurier
Zusatz zur Chronik am 31.12.2003:  "So machte sich im April 1882 der Hammerschmied Diedr. Wilh. Geck aus Heppingsen in einem ausführlichen Gesuch an die Arnsberger Regierung zum Sprecher der rund 90 Anwohner des Heppingser Tales und schilderte drastisch die traurigen Wegeverhältnisse zwischen Sundwig und Heppingsen:
Der Weg sei in schlechtem, unpassierbarem und unbefahrbarem Zustande, führe auf mehrere längere Strecken durch das Bachbett, da sechs Brücken fehlten; bei Hochwasser und Frost sei er immer wieder für längere Zeit völlig unpassierbar. Dadurch könnten Liefertermine für Waren nicht eingehalten werden, wodurch die Industrie im Tal, die seit 25 - 30 Jahren auf Verbesserung der Wege warte, gegenüber den Orten mit Eisenbahn und chaussierten Strassen sehr im Nachteil sei."

1883, Dezember - Gesuch mit 40 Unterschriften aus dem Stephanopeler Tal, eine Straße gewährt zu bekommen, Zitat aus Banniza, Hemer-Kurier
Zusatz zur Chronik am 31.12.2003: "Als dann aber von seiten der Regierung - innerhalb 16 Monaten! - außer einer formalen Anfrage beim Landrat, ob der fragliche Weg ein Communalweg oder ein Interessentenweg sei und einer Anforderung einer Situationszeichnung nichts erfolgte, startete man in Heppingsen im Dezember 1883 ein neues Gesuch nach Arnsberg mit 40 Unterschriften der 'Interessenten und Gewerbetreibenden der Gemeinden Hemer, Sundwig, Frönsberg und Garbeck'. Man schilderte nochmals „den miserablen Zustand dieses unentbehrlichen Verkehrsweges“, wies auf die erneuten Zerstörungen der mangelhaften Wegstrecke durch die in den letzten Jahren besonders starken Holz-Abfuhren hin, auch darauf, daß ca. 600 m des schlimmsten Stückes durch freiwillige Zuschüsse von Interessenten notdürftig, aber unzulänglich ausgebessert worden seien, sowie auch auf die des schlechten Weges wegen ständig steigender Frachtforderungen hin. (Für einen Doppelwaggon Kohlen etc. vom Bahnhof Hemer nur bis Stephanopel müsse jetzt 40,00 M. gezahlt werden gegenüber 25,00 M. vor einem halben Jahr!). Die Regierung wolle durch eine Commission die Übelstände in Augenschein nehmen lassen. - Der Kreis der Unterzeichner war bei diesem Gesuch weiter gezogen als bei den früheren Anträgen. So unterzeichneten auch die beiden Hemeraner Ärzte Dr. Lohkampf (ab 1862 zuerst in Sundwig, dann bis 1899 in Oberhemer tätig, zeitweilig der einzige Arzt im Amtsbezirk Hemer) und Dr. Hinrichs (ab 1882 in Niederhemer, Schwiegersohn von Komm. Rat Gust. Reinhard; starb 1896). Unterschriften kamen auch aus Balve, Leveringhausen, Beckmerhagen und Garbeck. Von Ispei unterschrieb der Lehrer R. Schmidt, der dort kurze Zeit tätig war und eine Tochter Giese geheiratet hatte."

ab ca. 1900 - In der Zeit Pastor Wilhelm Niedersteins (in Deilinghofen: 1900 bis 1917), Pastor Paul Axthelms (1917 -1929), Pastor Carl Gobrechts (1929 1946) sowie in der ersten Zeit von Pastor Alfred Ravenschlag (1947- 1975) jährlich große Missionsfeste von Deilinghofen auf der Wiese bei Rohländers in Stephanopel. "Die wurden bis 1953 in Stephanopel gefeiert; die Deilinghofer fuhren mit einem großem Leiterwagen dorthin" (M. Ravenschlag, Blätter zur Deilinghofer Kirchengeschichte, Heft 1, S. 20). Orientiert waren diese Missionsfeste an Missionaren aus der Rheinischen Mission. Daß aber auch etwa ein Herrnhuter Missionar namens Saul im "Betsaal" des Grieseschen Anwesens (gebaut von der apost. Gemeinschaft!) missionarische Stunden hielt, berichtete uns Hildegard Meier, Stephanopel telefonisch - er habe dann oft auf dem "Griesenkopf" zum Lob Gottes die Trompete geblasen.

1926 stand im 'Märkischen Landboten' (Text gefunden von Paul Kramme) -
Zusatz zur Chronik am 15.12.2003: "
Frönsberg, 12. August 1926. Missionsfest in Stephanopel. Am 8. August war nach längerer Unterbrechung die Missionsgemeinde auf Einladung des Herrn Rohländer wieder zusammengetreten. Ueber 300 Teilnehmer hatten sich eingefunden. Allem Dank und aller Freude über diesen schönen Wiederbeginn des Missionsfestes in Stephanopel gab der Leiter, Pfarrer Axthelm aus Deilinghofen, in Ansprache und Gebet Ausdruck. (...) Pfarrer Viering (Hemer) berichtete aus der Geschichte des Missionswesens in hiesiger Gegend."
Ferner ein nicht die Kirche betreffender Zeitungsartikel aus dem gleichen Jahr: "Stephanopel, 14. September 1926.
Jungdeutscher Orden. Die Gefolgschaft des Jungdeutschen Ordens Stephanopel hatte am Sonntag liebe Gäste zu Besuch. Die Junggefolgschaft Berghofen, Kreis Hörde, war in stattlicher Zahl erschienen. Stephanopel war das Ziel einer Nachtwanderung. Nach 10stündigem Marsch mit Zwischenpausen wurde das Ziel erreicht. (...) Nach einigen Stunden gemütlichen Beisammenseins wurde die Wanderung nach Hemer fortgesetzt, um von dort aus mit dem Dampfross die Heimat zu erreichen.

1927 fiel ein Jude unter die Heppingser und blieb halbtot liegen, wie auch der 'Märkische Landbote schrieb:(Text gefunden und eingeleitet von Paul Kramme) -
Zusatz zur Chronik am 15.12.2003
15. Januar 1927. "Straßenraub im Kirchspiel Iserlohn vor 125 Jahren. (...)
Wir wollen hier aus den im allgemeinen recht friedlichen Tagen vor jetzt 125 Jahren einen außerordentlich brutalen Ueberfall auf offener Landstraße, der sich bei Heppingsen im alten Kirchspiel Iserlohn zugetragen hat, kurz wiedergeben. Der vorliegende, aus Iserlohn, den 18. Februar 1802 datierte, alte Bericht lautet: Vor einigen Tagen wurde an der Grenze dieses Kirchspieles, wo es mit dem Kurkölschen zusammenstößt, dicht hinter
Heppingsen, ein Jude wieder (!) das Opfer der öffentlichen Unsicherheit. Dieser arme Jude, welcher etwa 400 Reichstaler bei sich hatte, um Leinwand einzukaufen, wurde angegriffen, beraubt und, nachdem man ihm vorher ein
Schnupftuch in den Mund gestopft hatte, mit Händen und Füßen, dem nackten Leib, den man hämischerweise entblößt hatte, und mit dem Kopf an einen Baum gebunden, wo er bis an die Knie im Schnee stand und kein Geschrei, sondern nur ein Winseln hören lassen konnte. Auf seine Bitte und eidliche Versicherung der Verschwiegenheit schonten die Räuber - es waren ihrer vier - sein Leben. Durch einen Bauern, der kurz darauf in die Gegend kam,
wurde der dem Tode nahe Jude gerettet. Dieser halbgemordete Unglückliche stammt aus Oestrich in der Grafschaft Limburg und liegt jetzt am Blutspeien schwer darnieder. (...)".
Dazu noch ein positiverer Bericht aus der gleichen Zeitung im gleichen Jahr:
"Frönsberg, 5. Februar 1927. Jahreshauptversammlung des SGV. (...) Zu P. 8 der Tagesordnung. Eintragung besonderer Naturschönheiten unter "Heimatschutz" wurde beschlossen zu veranlassen, daß die Linde in Frönsberg und die Tanne bei der Schule in Ispei sowie die Tanne an der Aug. Hepping'schen Besitzung unter Heimatschutz eingetragen werde. Der 1. Vorsitzende wird sodann beauftragt, 25 Bertleb'sche Nistkästen zu beschaffen, die an die Mitglieder abgegeben werden sollen."



1927 stand im 'Märkischen Landboten' (Text gefunden von
Paul Kramme - Carl Gecks Foto rechts von Ruth Giese Heppingserbach) - Zusatz zur Chronik am 15. und 17.12.2003: "Stephanopel, 21. Februar 1927. Heimgegangen. Samstag abend ist der Rentner Carl Geck zu Winterhof im 85. Lebensjahre durch Tod abberufen worden. - Wer hat ihn nicht gekannt, den alten hochgewachsenen Mann, der einen rechten Westfalen verkörperte? Wer gab nicht seiner Verwunderung Ausdruck, daß der alte Mann noch allsonntäglich, als längst das Alter ihn zum weißhaarigen Achtzigjährigen gemacht, zum Kirchgang zu Fuß nach Hemer die Kraft und die Ausdauer hatte? Jawohl, Carl Geck war einer von den alten, derben Westfalen, er stand wie eine westfälische Eiche, zäh und kernig, dabei treu und offenen Sinnes. (...)" Zur Lebensbeschreibung und zum Wirken von Carl Geck zitieren wir Hugo Banizza, den verstorbenen bedeutenden Hemeraner Heimatforscher. Banizza schreibt unter der Überschrift: "Winterhof und Geckscher Hammer - 1908 fast 500 Tonnen Schmiedeeisen erstellt" Folgendes: "Runde hundert Jahre schon gehört der 'Winterhof' zu den beliebtesten Ausflugszielen unserer engeren Heimat, Als Carl Geck (1842-1927) dort seine Restauration betrieb, diente der Teich, auf dem die Gäste so gern 'kahnten', auch noch einem wichtigen praktischen Zweck:
Er staute das nötige Wasser auf, das zum Antrieb der beiden Wasserräder des alten Hammerbetriehs von Carl Geck benötigt wurde, den Geck 1870 an der Stelle eines älteren Hammers aus dem 18. Jahrhundert erbaut hatte [Bild von Carl Gecks Hammer hier].
Zwei seiner tüchtigen Hammerschmiede wohnten in den beiden Fachwerkhäusern, die das große Bild vom Stephanopier Tal noch zeigt: im linken Haus wohnte der aus Valbert stammende Karl Nockemann, Großvater des Kreisbrandmeisters Helmut Nockemann, im rechten der Hammerschmied Peter Wilhelm SpeIsberg, Großvater des ebenfalls heute in Hemer wohnenden Erich SpeIsberg. Beide Fachwerkhäuser wurden inzwischen abgebrochen.
In seiner besten Zeit (1908) produzierte das Gecksche Hammerwerk mit 12 Beschäftigen jährlich rd. 500 Tonnen Schmiedestücke aller Art, wie Pflugscharen, Zieheisen, handgeschweißte Ketten, Roste für Glühöfen und anderes mehr. 1880 übernahm G
eck auch denheute als Industriedenkmal erhaltenen alten Hammer in Rödinghausen, der nach Gecks Tod von der Familie Schröder noch bis 1955 (?) betrieben wurde.
Den Gasthof Winterhof betrieb nach 1927 der Schwiegersohn Carl Gecks, Otto Neuhaus, später dessen Tochter Hildegard Neuhaus, die den Fabrikanten Friedrich Höppe heiratete. Heute führt Friedrich Wilhelm Griese aus Sundwig den von ihm zeitgemäß und modern um- und ausgebauten Restaurationsbetrieb." (zitiert aus: Dr. Hugo Banniza in: Fritz Sirringhaus, Alt-Hemer, Bilddokumente über die Wandlung einer Stadt, 2. Auflage 1987, S.77.)

Um 1945: Zitat des damaligen Deilinghofer Pfarrers Gobrecht: "Das schönste Tal ist mir das Stephanopeler Tal, viel schöner als das Hönnetal" (mündlich überliefert).
[Abbildung links: Foto des Stephanopeler Bürgermeisters Albert Geck, rechts Jugendbildnis des "kleinen Ernst" Rohländer, des Bürgermeisters von Stephanopel und des Mitbesitzers der Firma C.D. Rohländer.]

1953 - Am 11. August stimmte das Deilinghofer Presbyterium der "Abpfarrung der bisher zu Deilinghofen gehörenden Gemeindeglieder im Stephanopeler Tal nach Hemer" zu (Quelle: Presbyteriums-Protokollbuch Deilinghofen).

So wurde die "Abpfarrung" Stephanopels von Pastor Alfred Ravenschlag ins amtliche Protokollbuch des Deilinghofer Presbyteriums eingetragen:




1954 - Letztmalig wurden am 11. April 1954 Kinder aus dem Stephanopeler Tal zusammen mit Deilinghofer Kindern konfirmiert.

1975 - Stephanopel wurde als Bestandteil der Gemeinde Frönsberg genau wie Deilinghofen kommunal nach Hemer eingemeindet. Kirchlich selbständig eine eigene Gemeinde blieb bis heute: die Ev. Kirchengemeinde Deilinghofen.

 

Gottesdienst zur 222-Jahrsfeier von Stephanopel, an dem bei den Fürbitten Harald Korsch-Gerdes und der Ex-Stephanopeler Siegfried Rohländer, zwei inzwischen leider Verstorbene, mitwirkten - wer unten auf das Programmblatt klickt, kommt zu Bildern von dieser Jubiläumsfeier und (später) zur Festpredigt des Tages!




 

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