Kirchen-Nachrichten fürs E-Postfach
Der ehemalige Gemeindepfarrer Friedhelm Groth gibt zwei Mal wöchentlich einen eigenen Medienbrief als E-Mail heraus: "Pastoerchens Theoletter"
Quelle: Kulturteil der WP (und IKZ) am 14.9.2015
Andreas Thiemann

Iserlohn. "Aufhören? Dann käme ich mir feige vor." Also macht Friedhelm Groth munter weiter. Quasi ehrenamtlich, als Pfarrer im Ruhestand.
Seit mehr als 17 Jahren schon gibt der Theologe "Pastoerchens Theoletter" heraus. Zwei Mal pro Woche mit bis zu jeweils 50 Artikeln. Die sammelt der Iserlohner im Netz und anderswo. "Möglichst aktuell, aber gar nicht immer objektiv", wie er gern betont.
Friedhelm Groth liegt die Kirche am Herzen. In allen ihren Facetten und auch ihren inneren Widersprüchlichkeiten und unterschiedlichen Strömungen. "Pfarrer wissen zu wenig über Religion", lautet eines seiner Urteile, und auch deshalb verbreitet er unermüdlich seinen Theoletter.
Zwölf Stunden sammelt, sortiert, verlinkt und bastelt er an einer Ausgabe. Er durchforstet die kirchlichen Nachrichtendienste und Agenturen, die regionalen und die bundesweiten Tageszeitungen. Was ihm interessant erscheint, wird mit ein paar eigenen Worten angerissen und dann in seinen Medienbrief gepackt. Annähernd 350 Abonnenten hat Groth inzwischen, mehrheitlich Theologen wie er, aber auch viele interessierte Laien freuen sich über seine Mail-Zusendungen. "Auch in die Niederlande, nach Österreich, in die Schweiz, sogar nach Teheran und Südamerika schicke ich meine Veröffentlichungen", verweist der Pfarrer im Ruhestand auf einen wirklich internationalen Kundenkreis.

Inhalte zum Lesen und Hören
Zahlreiche Theologie-Professoren an den Universitäten halten ebenso regen Kontakt mit dem Iserlohner, der sein engagiertes Hobby auch so skizziert: "Ich möchte in der Zeit sein und die Zeit verarbeiten."
Als er noch Gemeindepfarrer in Hemer-Deilinghofen war, hat sich Friedhelm Groth von seinen Konfirmanden erst einmal das Internet erklären lassen: "Anschließend waren wir wohl eine der ersten Gemeinden überhaupt, die einen Gemeindebrief mittels der neuen Medien erstellt und ver-schickt haben", so Groth ein wenig stolz.
Für "Pastoerchens Theoletter" nutzt er viele Quellen, wählt aber auch sorgfältig aus. "Fundamentalistisches kommt mir da nicht rein", zieht er eine deutliche Grenze. Mehr als 1000 Facebook-Freunde begleiten zusätzlich seine Arbeit und geben ihm immer wieder wichtige Hinweise. Selbst ganze Predigten verwendet Friedhelm Groth, wenn er sie denn für verbreitungswürdig erachtet. Sogar Ausschnitte aus Rundfunksendungen baut er in seine Medien-Letter als MP3-Dateien ein. Anhand der jeweiligen Links kann man sich die dann jeweils selbst runterladen.
Natürlich ist "Pastoerchens Theoletter" ein kostenloses Angebot für jeden Interessierten. Und das Themenspektrum ist wirklich weit gefächert. Von seriösen, wissenschaftlichen Beiträgen bis hin zu Klatsch und Tratsch unter dem Kirchturm will Friedhelm Groth bilden, aufklären und unterhalten. Sogar kleine Kirchenwitze haben ihren feste Platz in seinem Angebot.
Theologisch ist Karl Barth ein großes Vorbild des Sauerländer Pfarrers: "Man soll die Bibel und die Zeitung zusammen lesen, hat Karl Barth gefordert, und das finde ich sehr richtig." Der Glaube muss in der wirklichen Welt gelebt und erkannt werden, ist Groth überzeugt, und auch deshalb schreibt er seinen Theoletter. Nein, feige ist dieser Gottesmann wirklich nicht.


[FG mit Nachtrag: Theoletter kostenlos zu haben über eine formlose E-Mail: pastoerchen@gmx.de - Archiv der Theoletters der letzten 18 Monate: www.tinyurl.com/theoletter ]