Karol Wojtyla als Papst Johannes Paul II. - und zuvor unser folgenreiches Shake Hands mit ihm...
Vgl. dazu auch FGs UK-Glosse (PDF HIER)
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16. Oktober 1978: Weißer Rauch quillt aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle. Der rangälteste Kardinal-Dekan, Pericle Felici, tritt auf den Balkon des Petersdoms und gibt den Namen des neuen Papstes bekannt: Karol Wojtyla.
Gerade drei Jahre zuvor - in einer sehr spannenden Zeit, als die dramatische Entwicklung in Polen anfing, war der Vikarskurs des Predigerseminars Soest im Herbst 1975 anlässlich unserer Abschluss-Studienfahrt in Krakau, Warschau und Danzig (unter Leitung von Ephorus Dr. Helmut Flender). An der Station Krakau angekommen, waren wir stolz waren, dass wir von dem sehr bedeutenden polnischen Kardinal Wyszynski empfangen werden sollten. Dann aber - zu erst - grenzenlose Enttäuschung für uns: Der Kardinal hatte wohl keine Lust... In der letzten Minute schickte er uns seinen Lehrling oder Kofferträger oder so was. Wir waren richtig sauer! Als Karol Wojtyla stellte sich dieser Ersatzmann vor, und eine Assistentin und offenbar sehr enge Vertraute (die sah sehr gut aus - war Studentin oder Schauspielerin, ich weiß nicht mehr...) hatte er auch dabei, Galina oder so hieß die. Ich meine, sie am 16.10.1978 unmittelbar nach der Papstwahl im Fernsehen gesehen zu haben... Ganz in der Nähe des Papstes.
Wir haben den Ersatzmann Wojtyla, der mit uns fließend deutsch sprach, als einen sehr versierten Kirchenmann und
(kirchen-)politischen Profi erlebt (von wegen nur Lehrling!), der es faustdick hinter den Ohren hatte. Der wurde souverän auch mit kritischen Fragen von uns aus der ausgehenden 68er Generation fertig! "Das ist aber ein richtiges Schlitzohr" - so fassten wir unsere Begegnung mit diesem Wojtyla zusammen. Er machte uns mit damaligen kirchlichen Untergrundaktivitäten in Konfrontation mit dem Staat vertraut und erzählte uns viel zum Thema Opposition, zu Maria und zum Stolz, ein Pole zu sein. Im polnischen Parlament, so erläuterte er, seien es die kirchlich orientierten Abgeordneten aus den beiden kleinen Gruppierungen Znak und Pax, die die Kirche als Eisen im Feuer habe. Angesprochen auf die Rolle der kritischen Intellektuellen in Polen (wir hatten auch Begegnungen mit solchen gehabt) winkte Wojtyla ab: "Die kann man vergessen; die sind nur ein bisschen katholisch..."
Jeder von uns hat ihm die Hand gegeben - Ergebnis: siehe oben, der erste Erzbischof, dem ich die Hand gab, wurde kurz drauf Papst... Erst bei der Verabschiedung hatte er uns, als wir ihn auf Kardinal Wyszynski, seinen "Chef" ansprachen, gesagt: "Erzbischof bin ich auch..."
Bei der weiteren Entwicklung von Solidarnosc mit Lech Walesa, dem Motor der Veränderungen in Polen und Osteuropa, und dann gleich bei der Wende, als die Mauer fiel, war mir ziemlich klar: da hatte jenes "Schlitzohr" aus Krakau maßgeblich die Hand mit im Spiel. Denn wer mit uns fertig wurde, der schafft noch mehr...   

Friedhelm Groth

 

Unten Foto von unserem Besuch in Krakau - drei Jahre später in UK (Foto von Michael Schibilsky, der mit uns war, der Anfang 2005 - im gleichen Jahr wie der Papst - gestorbene spätere Vizepräsident der EKD):


Unten: September 1975 - Blick auf Krakau (oder war das die Station Warschau???): links meine Ex-Frau Gerlinde, daneben Michael Schibilsky, mit seiner damaligen Freundin, der Vikarin Christel Schüttpelz, heute Oberkirchenrätin Christel Schibilsky, daneben Günter Barenhoff, heute der erste Mann der westfälischen Diakonie in Münster.


Unten: Gleiche Studienfahrt - unser Vikarskurs auf der Treppe des Schlosses Oliva. Linksaußen - wo sonst? - der heutige Superintendent Ernst Voswinkel, der schrägste und originellste der Mitfahrenden, links an der Tür Dr. Flender, daneben mit Sonnenbrille der heute auch bekannte Pfr. Gerd Kerl (Arbeitsstelle Gottesdienst und Kirchenmusik), in der Mitte der Tür der oben genannte Günter Barenhoff (dahinter hockt FG), rechts neben beiden Jochen Hartwig und Heinz Aden, links vorne auf der Treppe (nach unten guckend) Rainer Schetschok, heute Pfarrer in Erwitte, neben ihm Martin Hurraß und schräg hinter ihm Jürgen Patschke, vorn in der Mitte Gerlinde Groth, neben ihr Berthold Heiermann, rechts hinter ihm Klaus Crummernerl, am rechten Rand - rotes Hemd, Sonnenbrille - Friedhelm Peters (langer in Sodingen, heute Insulaner in Spanien, unser Mitkommunarde aus der Wanner "Grünen Zelle" über die man über www.jochen.bohl.de.vu - eine Bischofsseite - viel mehr erfährt). Oben über F. Peters abgewendet Friedhelm Möller (langes schwarzes Haar). Vor Friedhelm Peters sitzt neben unserer polnisch in grün-blau gekleideten Reiseführerin Iwona May die Frau von Ernst Voswinkel.

 

Wer zu dieser Seite etwas zu ergänzen oder korrigieren hat, schreiben bitte an an@pastoerchen.de
Es gibt auch noch den UK-Bericht, den Michael Schibilsky schrieb - auch mit dem ersten Bild oben - und mit viel über unseren Besuch in Auschwitz...