Text für den IKZ bereitgestellt (dieser Text ist im IKZ  am Do., 27.12.2018 erschienen - am Tag nach dem 2. Feiertag, dem 125. Geburtstag der Elisabet van Randenborgh)
Diese Website ist eine "Filiale" der Domain www.elisabetvanrandenborgh.de



Weihnachtlicher Reklameflyer des renommierten (früheren) Furche-Verlags in Hamburg:
Erfolgsautorin Elisabet van Randenborgh mit Sohn und Tochter


Schriftstellerin Elisabet van Randenborgh - am 2. Weihnachtstag vor 125 Jahren geboren!
In einem Iserlohner Pfarrhaus entstanden Erzählungen und Romane für ein Millionenpublikum


Eine sehr weihnachtliche Szene aus dem alten Iserlohn, die sich zutrug zwischen 1939 und 1945: Es schellt am Pfarrhaus Barbarossastraße. Eine junge Frau namens Maria, hoch schwanger, sucht dringlich eine Bleibe, obwohl es dort schon genügend Evakuierte gibt. Sie findet Einlass, und bald drauf wird sie entbunden - zum allgemeinen Erstaunen sogar von Zwillingen! Maria und ihren Kleinen wird dort im Pfarrhaus weiter Hilfe zuteil, sogar als dann die Taufe ansteht. Da Maria katholisch ist, hat man sie und ihre Zwillinge 20 Minuten mit dem Schlitten durch den tiefen Schnee zu ziehen bis hin zur Aloysiuskirche, wo der katholische Pfarrer sich erst nicht traut zu taufen, dann aber sich von der evangelischen Pfarrersfamilie überzeugen lässt, das in ökumenischer Gemeinschaft zu tun - eine Weihnachtstaufgeschichte mit gutem Ausgang und viel Lokalkolorit. [
Ihre genannte Weihnachtsgeschichte aus dem Büchlein "Heitere Geschichten im Pfarrhaus" (Furche 1961) ist HIER runterladbar.]



Barbarossastr. 2 in Iserlohn: Das alte van Randenborghsche Pfarrhaus in einem historischen Bild (das Haus steht heute noch als Privathaus).

Diese Geschichte "Die Zwillinge" schrieb die Iserlohner christliche Schriftstellerin Elisabet van Randenborgh nach eigenem Erleben. Sie liegt gedruckt vor in ihrem kleinen Bändchen "Heitere Begebenheiten im Pfarrhaus" (verlegt im renommierten Furche-Verlag Hamburg 1961).
Die das schrieb, hatte viel mit Weihnachten zu tun, war sie doch selbst ein "Weihnachtskind": am 26.12.1893 wurde sie als Elisabet Riemeier geboren in einer Bielefelder Kaufmannsfamilie - am 2. Feiertag also vor genau 125 Jahren!

Von Anfang an war Elisabet (eigenwillig ließ sie das "H" am Ende immer weg) ein ungewöhnliches und sehr begabtes Mädchen: das Abitur schaffte sie an einem Bielefelder Jungengymnasium, und auch der Studienweg - Germanistik, Philosophie, Ev. Theologie, der mit dem philosophischen Doktortitel endete (mit einer religionsphilosophischen Dissertation), war ziemlich einzigartig. Tätig war sie am Anfang vor allem in der evangelischen Mädchenarbeit im Burkhardt-Haus in Berlin-Dahlem (dort auch schon literarische Arbeiten, u.a. Laienspiele).

Ihren Mann Gottfried, den späteren Oberkirchenrat Pfr. Dr. Gottfried von Randenborgh (1894 bis 1964), hatte sie als Studienbekanntschaft kennengelernt. Die beiden heirateten, und ab 1924 zogen sie nach Iserlohn, wo er eine Pfarrstelle erhalten hatte. In Iserlohn wirkte ihr Mann Gottfried als ein sehr bekannter und geachteter Pfarrer, und sie, Elisabet, entwickelte von hier aus - aus dem Zentrum des Pfarrhauses Barbarossastr. 2 - ihre umfangreiche und fruchtbare literarische Tätigkeit. Auf dem Hintergrund und als Ausdruck ihres christlichen Glaubens schrieb sie ihre zahlreichen Erzählungen und Romane, deren Gesamtauflage sich zu über einer Million Büchern und Schriften addiert. Aus ihrer Feder stammen auch einige Gedichte und theologische bzw. kirchliche Aufsätze und Vorträge.

Die lange Etappe in der Barbarossastraße in Iserlohn bis 1948 war für Elisabet van Randenborgh ihre fruchtbarste und engagierteste Zeit, in der sie als Pfarrfrau Gemeindearbeit z. B. in der Frauenhilfe tat und als Mutter der Familie mit zwei Kindern tätig war, kirchliche Zeitschriften zu redigieren hatte und daneben mit großem Fleiß und ebenso viel Kreativität ihre Bücher schrieb. Ihre besonders bekannte Romantrilogie Neu ward mein Tagwerk (1933), Die harte Herrlichkeit (1934) sowie Amries Vermächtnis (1935) entstand in dieser Zeit, eine ostwestfälische Familiengeschichte aus der Zeit der der Minden-Ravensbergischen Erweckungsbewegung.

Gottfried und Elisabet van Randenborgh gründeten die große Bewegung der Iserlohner Frauenhilfe im Jahr 1926, und in der Nazizeit gehörte Pfarrer Gottfried von Randenborgh (wie seine Frau) zur klar Hitler-kritischen Bekennenden Kirche, wie es in Iserlohn besonders rund um die Christuskirche am Roden noch bei mehreren Älteren lebendig ist. Diese politische Einstellung war auch der Grund, dass eine Übersiedlung der Familie nach Bielefeld nötig wurde: Ab 1949 wirkte Dr. Gottfried van Randenborgh am westfälischen Landeskirchenamt als Oberkirchenrat mit beim Neuaufbau der Kirche nach dem Krieg. In Bielefeld schrieb Elisabet weiterhin, auch als sie Witwe wurde. Sie starb 90-jährig 1983. Eine Bielefelder Straße in Innenstadtnähe trägt heute ihren Namen.
In Iserlohn ist sie leider nur bei wenigen bekannt. Immerhin hat der 2016 verstorbene Heimatforscher Dr. Wilhelm Bleicher einen Vortrag über sie gehalten, der seit Ende 2014 gedruckt vorliegt: Beiträge z. Heimatkunde für Iserlohn u. d. märkischen Raum, hg. v. Förderkreis Iserlohner Museen, Bd. 21, 2014, S.311 ff. Außerdem findet man in dem von Pfarrerin Brigitte Zywitz geleiteten Iserlohner Burgarchiv diverse gedruckte und ungedruckte Quellen zu den van Randenborghs.

Weitere Informationen zu diesem Thema hat Pfr. i.R. Dr. Groth (Sümmern) im Internet bereit unter der Domain www.elisabetvanrandenborgh.de  (dort können sich Interessenten auch die eingangs genannte Erzählung "Die Zwillinge" sich herunterladen).

Ihre genannte Weihnachtsgeschichte aus dem Büchlein "Heitere Geschichten im Pfarrhaus" (Furche 1961) ist HIER runterladbar.

      

Elisabet van Randenborgh im Jahr 1971 (78 Jahre alt) - und der van-Randeborgh-Weg nahe der Bielefelder Innenstadt bezieht sich auf die Schriftstellerin, nicht auf ihren ebenfalls dort bekannten Ehemann, den Herrn Oberkirchenrat...



Den unten aufgeführten IKZ-Artikel finden Sie auch in einer herunterladbaren PDF-Datei HIER



Druckfehler: Todesjahr war 1983 (hier korrigiert).

Interessant und wissenswert noch eine Nachbemerkung, die uns per E-Mail erreichte:
...  danke - ich erinnere an Frau v. R. bereits seit dem vergangenen Jahr innerhalb von "Frauen-Vorträgen" - außerdem habe ich sie in meine in diesem Jahr neu konzipierte "Frauen-Stadtführung" eingebaut und zwar am ehem. Waisenhaus in folgendem Zusammenhang:
ich habe in einem Aufsatz von Herrn Dr. Bleicher ( FIM Bd. 21 - S. 311 ff) gelesen, dass die 1. Wohnung des Ehepaares in Iserlohn in der obersten Etage des Waisenhauses war - dort haben sie geräumt und auf dem Dachboden große Teile der Varnhagen'schen Bibliothek gefunden!!!
Sie war dort gelagert, aber keiner wußte es!!! Und dann gehe ich kurz auf ihrem Lebenslauf ein. Sie findet also hin und wieder noch in Iserlohn statt auch danke Ihrer Infos, die ich natürlich auch nachgelesen habe.
einen schönen Jahreswechsel und alles gute für 2019 wünscht
Marlis Gorki

Vgl. dazu http://www.pastoerchen.de/EvR/abschnittb.htm (den letzten Absatz des Iserlohner Teils in FGs Vortrag über Elisabet van Randenborgh), wo es heißt:

Es wäre vieles aus dieser Iserlohner Zeit nachzutragen; von Gottfried sei da noch ein wichtiger Punkt genannt: Er hat die berühmte Varnhagensche Bibliothek, die versteckt war im Keller  von Bethanien, wieder ans Licht gebracht und öffentlich gemacht. Elisabet schreibt einmal dazu: "Es war uns damals wie in einem  Märchen". Diese wertvolle Bibliothek hat Gottfried van Randenborgh zuerst im Waisenhaus untergebracht; sie hat schließlich ihr Zuhause im Burgarchiv an der Obersten Stadtkirche gefunden, unter der Obhut erst von Pfarrer Herbers, dann bis heute von Pfarrerin Brigitte Zywitz.
Im oben schon genannten Brief der Elisabet van Randenborgh an die Mutter von Pfarrer Hans-Martin Herbers schrieb die Dichterin ein Postscriptum zum Burgarchiv und der Varhagenschen Bibliothek, das hier zu zitieren ist:
„P.S. Es ist gut, wenn Ihr Sohn die Akten aus der Vergessenheit herausholt. Mein Mann entdeckte damals unter Schutt und Kohlen im Keller von Bethanien die gesamte Varnhagensche Bibliothek, die ja ein wahrer Schatz für die Stadt und Gemeinde Iserlohn ist. Auch dafür muss Zeit da sein.“
[Dachboden des Waisenhauses - stimmt also wohl nicht ganz, Elisabet van Randenborgh spricht vom Bethanien-Keller]