2. Elisabet Riemeier in den 30 Jahren bis zur Eheschließung (1893 bis 1923): Kindheit  –  Jugend – Studium – Burckhardt-Haus Berlin

Dieses ausdrucksstarke Bild zeigt Elisabet van Randenborgh, damals noch Elisabet Riemeier, als 27jährige nach dem Ersten Weltkrieg im Jahr 1920. Elisabet (sie schrieb sich aus einer Marotte heraus immer ohne h!) wurde just am 2. Weihnachtstag 1893 in Bielefeld geboren als Elisabeth Luise Juliane Sophie Riemeier. Sie war das zweite von vier Kindern des Kaufmanns Friedrich Riemeier und seiner Frau Anna Riemeier, geborene Wethöner. Der Vater hatte eine Samenhandlung und Drogerie; die Familie war also nicht arm. Für unseren Zusammenhang ist es interessant, dass die Mutter Anna Riemeier (1868 - 1937) eine geborene Wethöner war aus Schildesche. Später in Iserlohn hat Elisabet aus Unterlagen der mütterlichen Familiengeschichte der Wethöners ihre große Trilogie geschrieben, ihren dreibändigen viel gelesenen Familienroman, in dem verschlüsselt Familienmitglieder vorkommen und auch die Minden-Ravensbergische Erweckungsbewegung und der Erweckungspfarrer Volkening spielen da eine Hauptrolle in dieser Familiengeschichte. Dazu später noch mehr.
In  Bielefeld wurde Elisabet konfirmiert und hatte danach zu entscheiden, wie es schulisch weitergehen sollte. Da war in  Bielefeld die Cecilienschule, an der man – damals ganz neu – auch als Mädchen Abitur machen konnte. Eine lustige Szene dazu kommt auf Seite 88 von Elisabet van Randenborghs biographischem Buch "Wachsende Ringe" vor, in dem sie ihre Kindheit und Jugend schildert. Die Mutter mahnt da ihre Tochter: "Du weißt doch, dass du dann nicht heiraten wirst. Niemand will eine Studierte!" "Ist mir egal", sagte Elisabet, "ich denke nicht daran zu heiraten, Hausarbeit ist mir sowieso zuwider". So machte sie an der Cecilienschule  1914 auch Abitur, das war also zum ersten Mal an dieser Mädchenschule, dass auch die Hochschulreife möglich war.

 

Elisabet (mit Kette), 1914 im Kreis von Mit-Abiturientinnen

 

Dann begann vor genau 100 Jahren, also zeitgleich mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges, Elisabets Studium – Theologie, Philosophie und Germanistik erst von 1914 bis 1915 in Bonn, dann 1915 und 1916 in Münster, dann 1916 und 1917 in München und schließlich im Sommersemester 1917 in Göttingen. Als im November 1917 ihr Vater starb, unterbrach die Tochter ihr Studium und blieb bei der Mutter in Bielefeld. Sie absolvierte nebenher Hebräisch- und Griechischkurse an der Kirchlichen Hochschule in Bethel, bevor sie dann in München und Göttingen weiter studierte.
Im Mai/Juni 1919 promovierte sie zur Dr. phil. Es folgte im gleichen Jahr auch ihr Staatsexamen in Göttingen.

 

Theologieprofessor Karl Heim  (1874 - 1958)

 

In ihrer Jugend-Autobiographie "Wachsende Ringe" beschreibt sie auch, dass im Studium in Münster der berühmte auch aus der Erweckungsbewegung stammende sehr prägende Theologieprofessor Karl Heim ihr in Zweifelsfragen sehr sehr weitergeholfen hatte, nicht zuletzt auch ausgelöst durch den Soldatentod ihres mit ihr eng verbundenen ältesten Bruders Friedrich Riemeier, der als Theologiestudent noch in Bonn in glücklichen Zeiten mit ihr zusammen studiert und die kleinere Schwester ritterlich beschützt hatte. Im Klappentext von "Wachsende Ringe" wird der Kontakt zu Prof. Heim  so ausgedrückt: "Das in Bonn begonnene Studium wird in Münster fortgesetzt, wo die ihr Leben bestimmende Begegnung mit dem theologischen Lehrer Karl Heim und die Freundschaft mit seiner Frau Hedwig beginnt." (Näheres zu Heim und seiner Frau besonders in "Wachsende Ringe", Seite 146.)
Es folgte dann nach Studium und Staatsexamen ihr Wirken im Burckhardt-Haus in Berlin-Dahlem, benannt nach dem aus Altena stammenden bekannten Pfarrer Johannes Burckhardt (1853 - 1914), der in Berlin die Bahnhofsmission begründet hatte und auch jenes Burckhardt-Haus (samt dem gleichnamigen Verlag) als die zentrale Stätte christlicher Mädchenarbeit in Deutschland. 1919 und 1920 war sie dort tätig, zuständig für Reisedienst und Freizeiten, wobei sie da noch als Elisabet Riemeier eine ganze Reihe von Aufsätzen und Artikeln in Zeitschriften verfasste, aber auch schon Gedichte und Laienspiele.
Dann war noch einmal das Kapitel Cecilienschule in Bielefeld dran, Dr. Limberg, der Schwiegersohn von Elisabet, sagte als Kenner der Materie, die habe in Bielefeld immer die "Ziegenpenne" geheißen. Dort absolvierte Elisabet 1921/22 das Schuljahr im Studienreferendariat, aber dort erkannte sie – so auch Dr. Limberg –, dass Lehrerin für sie nichts war. Und längst wusste sie, dass sich trotz "Cecilienabitur" wer für sie interessierte und dass sie doch heiraten würde… Denn sie hatte in der Studienzeit wohl in Münchener Zeiten schon über ihre Freundin und Mitstudentin Amalie ("Mala") van Randenborgh Gottfried van Randenborgh, deren Bruder, kennengelernt.  Gottfried van Randenborgh (unten ein „jugendlicheres“ Bildnis von ihm) war fast neun Monate jünger als sie.
 

 

Er war ein 1894 in Trier geborener Pfarrerssohn, der dann mit seiner Familie in Brandenburg und in Posen an der Warthe aufwuchs und danach auch studierte um Pfarrer zu werden, was durch den Krieg unterbrochen wurde: Im Frühjahr 1915 wurde er Soldat und zog sich ein halbes Jahr später eine schwere Verwundung zu. Als Student danach in Tübingen beeinflusste und prägte ihn der gleiche Professor Karl Heim, der vorher seiner späteren Frau in Münster geholfen hatte, aber darüber hinaus hatte er ganz viel Verbindung mit dem ebenso berühmten und ähnlich geprägten Theologieprofessor Adolf Schlatter (1852 bis 1938 – Abbildung nächste Seite), bei dem Gottfried van Randenborgh in Tübingen sogar wohnte und zu dessen 75jährigen Geburtstag er auch einen Aufsatz in der großen Schlatter-Festschrift veröffentlichen durfte. Man kann wohl sagen, dass diese beiden Menschen – Elisabet und Gottfried –  von ihrem theologischen Weg her und auch sonst gut zusammen passten.
Am 22. August 1921 verlobten sich die beiden. Dr. phil. übrigens war Elisabet noch vor Gottfried: er wurde erst 1923 in Münster zum Lic. theol. promoviert. Zuvor war er 1922 ein ganzes Jahr in Mennighüffen im Minden-Ravensbergischen Land Lehrvikar gewesen. Nachdem Elisabet vor ihrer Ehe 1922 und 1923 weiter mitgearbeitet hatte im Burckhardt-Haus in Dahlem, heirateten Gottfried und Elisabet am 3.8.1923 in Bielefeld.  

 

Theologieprofessor Adolf Schlatter – neben Karl Heim und Karl Barth maßgeblicher Lehrer für G. van Randenborgh

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