[weiter unten Artikel IKZ 20.02.2021 über die Jugendvizemeisterschaft des ECD vor 60 Jahren HIER, ferner Jörg Schauhoff zur Berufung von Deilinghofern in die Jugend-Nationalmannschaft HIER]

Der ECD seit 1971 in Iserlohn in der dortigen Eissporthalle - Bericht 50 Jahre danach im IKZ am 09.01.2021:





 


IKZ am 20.02.2021
„Eishockey-Wunder Deilinghofen“
Vor genau 60 Jahren spielt der ECD bei der Jugend-DM und wird deutscher Vizemeister

Willy Schweer
Deilinghofen In einem seiner vielen Alben füllen die Zeitungsausschnitte, die dem ersten großen Erfolg des Vereins gewidmet sind, zahlreiche Seiten. Jörg Schauhoff, Gründungsmitglied und langjähriger Kapitän des EC Deilinghofen, hat alles gesammelt und archiviert, was über seine Mannschaft geschrieben wurde, die 1961 fast sensationell Deutscher Vizemeister bei den Jugendlichen wurde.
Der ECD startete schon in seiner zweiten Saison kräftig durch, sicherte sich vor dem Krefelder EV die westdeutsche Meisterschaft und durfte damit an den nationalen Titelkämpfen teilnehmen. „Wir waren der einzige Verein ohne eine Seniorenmannschaft und natürlich krasser Außenseiter“, erinnert sich Schauhoff. „Unsere Gegner kamen in Clubjacken und mit Paketen mit neuen Schlägern. Wir hatten nur gebrauchte, und unsere Trikots mussten die Eltern bezahlen.“ Sechs Mannschaften nahmen vom 20. bis 24. Februar am Endrundenturnier teil, das im neuen Frankfurter Eisstadion sowie in Bad Nauheim ausgetragen wurde: Neben dem ECD der Berliner SC, der EC Bad Tölz, der VfL Bad Nauheim, der Mannheimer ERC und der als Favorit geltende EV Füssen. Für die Deilinghofener Jugendlichen, die erstmals in einer Großstadt unterwegs waren, ging es darum, auf keinen Fall Letzter zu werden, aber insgeheim liebäugelten sie schon mit dem dritten Platz. Doch es kam noch besser.
Der ECD, der in dieser Zeit nur eine Eistrainingseinheit in der Halle im kanadischen Camp in Deilinghofen absolvieren konnte – am Sonntagmorgen um 8 Uhr – sorgte gleich zum Auftakt des Turniers mit einem 3:1 gegen die hoch gehandelten Tölzer für einen Achtungserfolg. Trainer Charles Mc Cuaig, der eigentlich schon im Herbst 1960 in seine kanadische Heimat zurückversetzt werden sollte und nach Intervention des ECD-Vorstandes dann aber doch noch länger im Sauerland stationiert blieb, hatte nominell elf Feldspieler im Kader, aber in aller Regel setzte er auf nur drei Verteidiger und vier Stürmer. Und natürlich auf Torhüter Ekke Lindermann.
„Wir hatten damals schon ein Leistungsgefälle in der Mannschaft, und der Trainer wollte einfach den maximalen Erfolg“, sagt Jörg Schauhoff. Er stand im Angriff ebenso wie Bernd Jacob, Reinhard Zeiler und Friedrich-Wilhelm Schulte fast durchgehend auf dem Eis, in der Verteidigung galt das für seinen Bruder Karl-Friedrich, Klaus Neugebauer und Reinhard Kasper.
Letzterer verletzte sich im Auftaktspiel gegen Tölz am Meniskus, und er musste fortan zuschauen. Mc Cuaig schickte aber keinen Ersatzmann ins Rennen, seine Stammbesetzung musste eben durchspielen. Fünf Spiele an fünf Tagen, natürlich über dreimal 20 Minuten. Das 3:1 zum Auftakt ließ die Fachwelt staunen. „Eine namenlose Mannschaft aus dem Sauerland ist die Attraktion des Turniers“, hieß es in einem Zeitungsbeitrag.
Für den ECD gab es in Spiel zwei allerdings das böse Erwachen, denn gegen den EV Füssen hieß es am Ende 1:8. Kasper fehlte, Zeiler saß zwölf Minuten auf der Strafbank, und das nutzte der Favorit. Doch die jungen Sauerländer erholten sich schnell von dieser Schlappe, deklassierte am nächsten Tag die Nauheimer mit 8:0, wobei Jörg Schauhoff vier Treffer gelangen. Dabei hatte der Trainer ein Einsehen und gönnte auch seinen Reservisten Neveling, Breder, Becker und Schützner Kurzeinsätze.

Auch der Bürgermeister ist unter den Zuschauern
Augenzeuge dieses Spiel war Deilinghofens Bürgermeister Ernst Loewen, während in der Heimat das ganze Dorf mitfieberte. Nach den Spielen stand im Vereinslokal Sonneborn das Telefon nicht still, weil die Eishockeyfreunde natürlich die aktuellen Ergebnisse hören wollten. Als der ECD im vorletzten Spiel auch die Berliner mit 4:1 besiegte, war der zweite Platz hinter den überlegenen Füssenern schon sicher. Auch die Abschlusspartie gegen Mannheim wurde mit 2:1 gewonnen, und danach war in der hessischen Metropole vom „Eishockey-Wunder Deilinghofen“ die Rede.
Als deutscher Vizemeister machte sich die Mannschaft auf den Heimweg, und als sie am Bahnhof in Hemer ankam, übertraf das Empfangskomitee alle Erwartungen. Ganz Deilinghofen und auch viele Hemeraner waren zur Stelle, um ihre Eishockeymannschaft zu feiern. Diese fuhr vom Bahnhof aus in einem Autokorso über Westig nach Deilinghofen, und am Straßenrand applaudierten viele Menschen.
Natürlich folgte eine offizielle Feier im Vereinslokal. „Als Festessen gab es Kotelett mit Kartoffelsalat“, erinnert sich Jörg Schauhoff. Bäcker hatten speziell dekorierte Torten gespendet, und von Bürgermeister Loewen gab es als Anerkennung für jeden Spieler einen Kasten Pralinen. Für die meisten von ihnen schloss sich der Wechsel in den Seniorenbereich an, und dort verging dann eine Weile bis zum nächsten „Eishockey-Wunder“.

Zu den beiden Bildern unten:
1 Das Team des Vizemeisters – hinten v. li.: Stockwart Zahn, Reinhard Kasper, Karl-Friedrich Schauhoff, Bernd Jacob, Jörg Schauhoff, Rüdiger Neveling, Trainer Mc Cuaig. Vorn v. li.: Martin Becker, Klaus Neugebauer, Ekke Lindermann, Friedrich-Wilhelm Schulte und Reinhard Zeiler. (Privat)
2 Im Autokorso, natürlich mit blau-weißer Dekoration, ging es für die Mannschaft vom Bahnhof Hemer zurück nach Deilinghofen. (Privat)

 


IKZ am 20.02.2021
Ein Eishockeytraum wird wahr
Vor 60 Jahren feierten fünf ECD-Spieler ihr Debüt in der deutschen Nationalmannschaft



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zum Foto] Jörg Schauhoff hat sich vor 60 Jahren in der Schweiz dieses Plakat als Erinnerung an seine ersten Länderspieleinsätze gesichert. Foto: Willy Schweer

Von Willy Schweer
Iserlohn Der Gewinn der deutschen Jugend-Vizemeisterschaft war 1961 der erste große Erfolg des EC Deilinghofen, und der hatte für fünf Mannschaftsmitglieder höchst angenehme Folgen. Sie wurden vom Deutschen Eishockeybund für zwei Juniorenländerspiele gegen die Schweiz nominiert - am 4. März 1961 in Fleurier und einen Tag später in Adelboden. Somit feierten vor genau 60 Jahren Eishockeyspieler aus dem Sauerland ihre Nationalmannschaftspremiere.
In einem Schreiben an den Verein bat der Verband, die Verteidiger Karl-Friedrich Schauhoff und Klaus Neugebauer sowie die Stürmer Reinhard Zeiler, Friedrich-Wilhelm Schulte und Jörg Schauhoff rechtzeitig zum Treffpunkt in Mannheim in Marsch zu setzen. Natürlich wurden umgehend Befreiungen bei Arbeitgeber oder Schule erwirkt, damit dem Länderspieldebüt der Eishockey-Talente nichts im Wege stand. „Man muss einräumen, dass so viele ECD-Spieler nur nominiert wurden, weil die bayrischen Vereine niemanden abstellten“, erinnert sich Jörg Schauhoff. Denn der EV Füssen war damals das Maß der Dinge im deutschen Eishockey.
Für das Quintett aus Deilinghofen, zwischen 17 und 19 Jahre alt, war die Berufung die Erfüllung eines Traumes. Schließlich gab es den Verein erst zwei Jahre. Zur Vorfreude gesellte sich Aufregung, denn im Ausland waren die Sauerländer noch nicht. „Familienurlaub konnte sich kaum jemand leisten, und wir haben zum ersten Mal die Alpen gesehen“, sagt Schauhoff.

Erste Auslandsreise für die jungen Sauerländer
Mit der Bahn reiste die deutsche Delegation von Mannheim nach Basel, dann ging es weiter in die französische Schweiz nach Fleurier zum ersten Spiel. Das verlor die Auswahl ebenso wie den Vergleich in Adelboden, aber das tat dem außergewöhnlichen Erlebnis keinen Abbruch. Die (nicht überdachten) Eisflächen waren von Zuschauern umringt, zwischen 1000 und 1500 wurden jeweils gezählt.
Nach dem zweiten Spiel stand ein Bankett für die beiden Mannschaften auf dem Programm, bei dem natürlich auch Reden gehalten wurden. Mit dabei Funktionäre des DEB, die bei der zeitgleich in Lausanne und Genf stattfindenden Weltmeisterschaft weilten und zwischendurch beim Nachwuchs vorbei schauten. „Die haben uns die Leviten gelesen, weil sie mit unserem Einsatz nicht zufrieden waren“, schildert der langjährige ECD-Kapitän einen seltsamen Auftritt, der später darin gipfelte, dass zwei Krefelder für weitere Länderspiele gesperrt wurden.
Schauhoff: „Es war für uns ein tolles Ereignis, das man nicht vergisst.“ Und es war der Abschluss der Jugendspiele mit dem ECD, anschließend ging es in der Seniorenmannschaft weiter.