"Heinzi, aufs Eis!"
Erinnerungen an Heinz Weifenbach (*1939  +2015)


 

[oben: Screenshot aus einem Video von 1987/88 auf Youtube: Heinz Weifenbach, interviewt zum "Grünen Buch"]

Diese Webseite ist eine "Unterseite" der "Pastoerchen-Traditionsseite des ECD" www.pastoerchen.de/ecd - diese "Unterseite" kann man leicht über die Abkürzung www.tinyurl.com/Weifenbach bekommen.



"Heinz auf's Eis" - Aufnäher, fotografiert  im Eishockeymuseum "Puck" in Hemer.


Nach dem Wikipediaartikel
https://de.wikipedia.org/wiki/Heinz_Weifenbach:

Heinz Weifenbach
 (* 11. Juli 1939 in HemerNordrhein-Westfalen; † 21. Februar 2015) war ein deutscher Eishockeyfunktionär, der die sportlich erfolgreichste Zeit des ECD Iserlohn verantwortete. Bundesweite Bekanntheit erlangte er in den 1980er Jahren, als er für den ECD einen Werbevertrag mit dem libyschen Revolutionsführer Muammar al-Gaddafi vereinbarte.
Der gelernte Maurer und Bauunternehmer begann seine Funktionärskarriere als Vorsitzender der Nachwuchs-Abteilung des 
EC Deilinghofen, zuvor war er viele Jahre Fan des ECD. Anfang 1981, der Verein hieß mittlerweile ECD Iserlohn, löste er Wilhelm Gosselke als Vereinsvorsitzender ab. Aus den späten 1970er Jahren wurde dem neuen Chef ein hoher Schuldenbetrag überlassen.
Dennoch startete mit Weifenbach die schillerndste Zeit des Iserlohner Eishockeys. Er verpflichtete Stars wie den Finnen 
Martti Jarkko oder NHL-Star Jaroslav Pouzar, sowie 1983/84 Trainer Gerhard Kießling und sorgte für einige hochkarätige Sponsoren wie Mario Ohoven. Unter seiner Führung etablierte sich der ECD Iserlohn in der Eishockey-Bundesliga und erreichte in der Saison 1985/86 erstmals in der Vereinsgeschichte das Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft.
Vor der 
Saison 1986/87 wurde dann erstmals die Schattenseite seiner Arbeit deutlich: Das Finanzamt Iserlohn ließ Geschäftsräume des ECD Iserlohn und Wohnungen der Spieler wegen 5,8 Millionen DM Steuerschulden durchsuchen. Um den Verein doch noch zu retten, reiste Weifenbach, der auch einen Großteil seines Privatvermögens in den Club investierte, zu Libyens Staatschef Gaddafi. Er versuchte, durch einen mit 1,5 Millionen DM dotierten Werbevertrag für Gaddafis „Grünes Buch“ die Schulden zu drücken. Dies sorgte in der Heimat für große Aufregung. Namhafte Politiker verurteilten Weifenbachs Aktion. Während der Saison 1987/88 musste der ECD Iserlohn Konkurs anmelden.
Am 9. Oktober 1991 trat Weifenbach als Präsident des ECD Sauerland zurück, da Presseberichten zufolge Sponsoren in Wartestellung standen, die den Verein erst unterstützen wollten, wenn Weifenbach abgetreten ist.
Heinz Weifenbach, der auf fast jedem Foto mit 
Zigarre abgebildet war, wurde wegen Steuerhinterziehung am 30. Juni 1993 zu einer vierjährigen Freiheitsstrafe verurteilt.
Zuletzt lebte er mit seiner Ehefrau im Rheinland. Der gebürtige Hemeraner hatte sich vollständig aus der Eishockey-Szene zurückgezogen und widmete sich wieder vor allem Bauprojekten.

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Geschrieben für das "Deilinghofer Käseblättchen" im April 2020 - Nachruf, fünf Jahre nach Heinz Weifenbachs Tod...

Gäste seit Ende April 2020 (letzte Aktualisierung: 23.4.2020)



Vor fünf Jahren verstorben: Heinz Weifenbach (1939-2015) - in Deilinghofen und drüber hinaus bekannt und umstritten…                                                                                                        

 (von Friedhelm Groth)
 




In die Heimatgeschichte des Dorfs Deilinghofen gehört er hinein, obwohl das nur der Ort war, an dem er seinen Beruf ausübte. Denn er hat ja damals als Mitunternehmer in der Firma seines Onkels Erwin Weifenbach unendlich viel in Deilinghofen gebaut, so dass heute ein ganzes neueres Viertel des Dorfes den Namen von Erwin und Heinz Weifenbach trägt und im Volksmund "Weifenbachhausen" oder "Weifenhofen" heißt. Die Rede ist von Heinz Weifenbach, geboren am 11. Juli 1939 in Hemer und verstorben vor fünf Jahren am 21. Februar 2015, wie man übrigens auch aus Wikipedia erfahren kann.


Heinz Weifenbach, aus Deilinghofer Sicht betrachtet (auf Grund von Gesprächen mit dem Zeitzeugen Artur Ziegenhirt)


Dass Heinz Weifenbach ein ungewöhnlicher Mensch war, hebt mein alter Bekannter Artur Ziegenhirt (72; Bild rechts) hervor: "Er war ein Schlitzohr und ein Tausendsassa, ein Mensch, den man entweder mochte oder nicht. Ich mochte ihn. Ich bin immer gut mit ihm ausgekommen und habe zu ihm gehalten, auch wenn er angefeindet wurde. Viele, die sich in seiner Sonne gewärmt haben, haben ihn hinterher fallen gelassen! Und was den Knast angeht, in den er reinmusste: Das hat er alles auf sich genommen, ohne andere, die mit Sicherheit damit zusammenhingen, mit reinzuziehen. Das hat mir imponiert!"

Artur kennt das Dorf wie seine Westentasche, hat vieles miterlebt. Und natürlich kennt er Hans Meyer, den Hemers damaligen Bürgermeister, der sehr häufig in Deilinghofen unterwegs war und duzte ihn sogar. Heinz Weifenbach war ebenso Artur Ziegenhirts Duzfreund; dazu meinte Artur: "Ich mochte aber ehrlich gesagt den Heinz Weifenbach lieber als Meyer. Heinz lag mir eher!"

Was an ihm bewundernswert war, dazu gehörte sicher auch der unbändige Ehrgeiz, der für Heinz Weifenbach von Anfang an typisch war. Als Maurerlehrling arbeitete er sich hoch, machte seine Meisterprüfung. In der gleichen Berufsschulklasse wie er war übrigens ein anderer prominenter hiesiger Unternehmer, der etwa ein Jahr ältere Gustav Dieter Edelhoff (Jahrgang 1937, also etwas älter als Heinz), der spätere Seniorchef der Firma Lobbe; von diesem ist unten am Ende noch zu berichten.

Artur schilderte mir die beginnende Karriere seines guten Bekannten Heinz Weifenbach, der sich als Maurermeister im Baugewerbe früh selbständig gemacht hatte mit einer Putzkolonne in Villigst, bevor er Mitunternehmer in der Deilinghofer Firma Weifenbach wurde, die sein Onkel Erwin Weifenbach im Mai 1945 gegründet hatte. Und er führte aus, wie damals Heinz Weifenbach, dem "Macher", war, der als Bauunternehmer einem Großteil des Ortes sein Gepräge gab, des Ortes, in dem der Name Weifenbach in aller Munde war. Dem Firmengründer Erwin Weifenbach war das schließlich keine reine Freude! Der Verfasser dieser Zeilen erinnert sich noch gut dran, wie später in den 80er und 90er Jahren Erwin Weifenbach sich betont zurückhaltend über seinen Neffen, das "enfant terrible" Heinz Weifenbach, äußerte.



Heinz Weifenbach rechts - mit Hemers Bürgermeister Hans Meyer (IKZ-Foto mit frdl. Genehmigung von IKZ-Chefredakteur Thomas Reunert - bezieht sich auch auf die weiteren IKZ-Fotos. Obiges Foto entstand auf der hiesigen Pressekonfeenz zum Fall Gaddafi und zum "Grünen Buch")


Viele Geschichten über Heinz Weifenbach, diese schillernde Gestalt, sind immer noch in Deilinghofen im Umlauf, wie sie mir auch Artur Ziegenhirt schilderte, viele Geschichten, die beginnen mit: "Weißt Du noch damals mit Heinz…?". Schillernde Gestalten in der Dorfgeschichte: da ähneln sich Geschichten über Hans Mayer (Bild rechts) mit denen über Wilhelm Gosselke und über Heinz Weifenbach - und alle drei hier genannten Originale und "Lokalhäuptlinge" haben etwas gemeinsam: Sie waren Eishockey-Vorsitzende des ECD (bzw. von dessen Nachfolge-Vereinen). Als Duzfreund sowohl von Weifenbach als auch von Hans Meyer weiß Artur natürlich auch, dass die Mayers Libyen-Kontakte mit Gaddafi schon jahrelang vorhanden waren, bevor die beiden ECD-Präsidenten Gaddafi gemeinsam besuchten, zusammen mit einem Tross mitgereister Journalisten...



Wie Heinz Weifenbach zum ECD kam… (auf Grund von Informationen aus Gesprächen mit dem Zeitzeugen Ingo Graumann)

Wie Heinz Weifenbach ECD-Vorsitzender wurde, zu diesem Thema weiß der Iserlohner Fachanwalt für Arbeitsrecht Ingo Graumann, den ich interviewen durfte, am besten Bescheid. Ingo Graumann (Jahrgang 1943; IKZ-Foto rechts) hat als Iserlohner immer schon eine besondere Beziehung zu Deilinghofen besessen, da sein Vater im Dorf Prokurist der großen Firma Frank und Co. war. Schon den jungen Ingo zog es so ins Eishockeydorf am Felsenmeer; früh schon kam er intensiv als Fan mit dem ECD in Kontakt (und bei den Feiern zum 50. und 60. Geburtstag des alten ECD habe ich Graumann bei uns im Dorf unter den Mitfeiernden gesehen). Kurz nach dem 5. Jahrestag nach dem Tod von Heinz Weifenbach war Ingo Graumann am 25.2.2020 der entscheidende Zeitzeuge in einer Gesprächsrunde des Eishockeymuseums "puck" in den Roosters-VIP-Räumen der Iserlohner Eissporthalle bei einer gut besuchten Veranstaltung zum Thema "Heinz Weifenbach, das Grüne Buch und die Gaddafi-Millionen".

Mir schilderte Graumann im Interview, dass er sich heute noch mit Heinz Weifenbach als Freund und Weggefährte verbunden wisse: "Ich habe etwas gegen die, die Heinz Weifenbach einfach als Verbrecher meinen ächten zu können. Ohne Heinz gäbe es heute gewiss kein Iserlohner Eishockey mehr! Und Heinz hat für den ECD sein letztes Hemd gegeben, und das war es, was in letzten Endes ins Gefängnis brachte!"

Und auf meine Frage, wie er, Graumann, als Iserlohner an Eishockey und an Deilinghofen kam, erzählte er, dass sein Vater eine führende Stellung in der Deilinghofer Firma Frank und Co. hatte. In dieser besonderen Verbindung war er, Ingo Graumann, begeisterter Eishockeyfan seit den alten Deilinghofer Tagen. Er schilderte, wie er erstmals im Vorstand 1961 zum Pressesprecher des Vereins wurde, und wie er dann in den turbulenten 80er Jahren, als Berater für Heinz Weifenbach tätig war.

"Früher in der ersten Deilinghofer Zeit des ECD hatte Weifenbach mit Eishockey rein gar nichts am Hut. Da war er eher für Fußball. Das änderte sich erst, als sein Sohn Bernd in den ECD-Nachwuchsmannschaften Eishockey zu spielen begann. Da hat er sich damals, als er sich von Bernds Mutter Gerdi Weifenbach getrennt hat, besonders um den Jungen bemüht und um dessen Hobby in der Iserlohner Eishalle durch Spenden an die Nachwuchsabteilung. Als dann der Posten des Vorsitzenden der Eishockey-Nachwuchsabteilung vakant wurde, wurde Heinz Weifenbach vom Nachwuchs-Obmann erfolgreich überredet, den Vorsitz der Eishockey-Nachwuchsabteilungen zu übernehmen.

Als dann der damalige Vorsitzende des Hauptvereins Wilhelm Gosselke wegen der hohen Schuldenlast von DM 500.00,00 für diesen Vorsitz ‚kalte Füße' bekam und deshalb nicht wieder kandidierte, wurde Ingo Graumann als Notvorstand vom Amtsgericht Iserlohn bestimmt mit der einzigen Aufgabe, einen neuen Vorsitzenden für den Hauptverein zu finden."

Rechtsanwalt Ingo Graumann, der bis zu diesem Zeitpunkt seit 1961 durchgehend im Vorstand des Vereins Vorstandsarbeit ausgeführt hat, erinnert sich an diese Situation noch sehr genau:

"Keiner war im Hinblick auf die Schuldenlast bereit, für die Verantwortung als Vorsitzender zu übernehmen. Da Heinz Weifenbach an der Nachwuchsarbeit großen Gefallen fand, habe ich ihn angesprochen und gefragt, ob er nicht bereit sei, Vorsitzender im Gesamtverein zu werden. Dabei sperrte er sich zunächst mit der Begründung, dass ihm die Nachwuchsarbeit sehr viel Freude bereite. Auf intensives Drängen erklärte er sich dann bereit, als Vorsitzender zu kandidieren unter der Bedingung, dass ich ihn in seiner Vorstandsarbeit unterstützen würde. Da es auch mein Anliegen war, dass es mit dem Verein weiterging, habe ich ihm diese Zusicherung erteilt. Seine Kandidatur als Vorsitzender wurde mit viel Beifall aufgenommen. Heinz Weifenbach übernahm als neuer Vorsitzender 1981 den Vorstandsposten."

 

ECD Iserlohn unter Heinz Weifenbach - Glanz und Niedergang des Iserlohner Eishockeys bis hin zum "Grünen Buchs" Gaddafis

Unter Heinz Weifenbach wurde der ECD Iserlohn weltberühmt: teils sehr bewundert teils tief verachtet - wie Weifenbach selbst auch. Was Weifenbach leistete und: was er sich leistete als Eisho-ckeyfunktionär, fasst Wikipedia so zusammen:

1981 "startete mit Weifenbach die schillerndste Zeit des Iserlohner Eishockeys. Er verpflichtete Stars wie den Finnen Martti Jarkko oder NHL-Star Jaroslav Pouzar, sowie 1983/84 Trainer Gerhard Kießling und sorgte für einige hochkarätige Sponsoren wie Mario Ohoven. Unter seiner Führung etablierte sich der ECD Iserlohn in der Eishockey-Bundesliga und erreichte in der Saison 1985/86 erstmals in der Vereinsgeschichte das Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft.
Vor der Saison 1986/87 wurde dann erstmals die Schattenseite seiner Arbeit deutlich: Das Finanzamt Iserlohn ließ Geschäftsräume des ECD Iserlohn und Wohnungen der Spieler wegen 5,8 Millionen DM Steuerschulden durchsuchen. Um den Verein doch noch zu retten, reiste Weifenbach, der auch einen Großteil seines Privatvermögens in den Club investierte, zu Libyens Staatschef Gaddafi. Er versuchte, durch einen mit 1,5 Millionen DM dotierten Werbevertrag für Gaddafis "Grünes Buch" die Schulden zu drücken. Dies sorgte in der Heimat für große Aufregung. Namhafte Politiker verurteilten Weifenbachs Aktion. Während der Saison 1987/88 musste der ECD Iserlohn Konkurs anmelden."


Das oben Zusammengefasste haben wir hier nicht weiter auszuführen. Ich habe es auf meiner ECD-Traditions-Website www.pastoerchen.de/ecd in vielen Einzelheiten und Geschichten präsentiert: Unter dem dortigen "Unter-Link": "Die Maxi-ECD-Chronik von 1994 … bis 2008" bietet meine ECD-Traditions-Website - wenn man in die Suchfunktion das Stichwort "Weifenbach" eingibt - viele Geschichten und Einzelheiten im Blick auf Erfolge, Tricks und Machenschaften dieses schillernden Eishockeyfunktionärs.

Und ein anderer "Unter-Link" dort ("Heinzi, aufs Eis!" - Erinnerungen an Heinz Weifenbach…´; das ist diese Seite hier) stellt eine chronikartige Zusammenstellung von Dutzenden von Zeitungsartikeln und Bildern über Heinz Weifenbach zusammen: Da kann man (auch in einer Reihe zeitgeschichtlicher Videos) viel zum Thema Weifenbach erfahren, da kann man in Bildern und vielen Zeitungsartikeln vieles zu diesem Thema sehen und nachlesen, und nicht zuletzt kann man sich da vor Augen führen, wie die gesamte deutsche Presse und die Weltpresse auf den Fall des Grünen Buchs reagierte, wobei am Ende der gesamten Dokumentation ein IKZ-Artikel davon handelt, dass der Berliner Filmemacher Konstantin Bock an einem Film über Weifenbach und den ECD-Gaddafi-Deal arbeitet.


Von Heinz Weifenbach kam die Gaddafi-Idee nicht! Das IKZ-Foto unten, das einen kenntnsreichen Artikel des damaligen IKZ-Redakteurs Paul Kramme illustriert, belegt, dass die Gaddafi-Bekanntschaft lange vor dem ECD-Skandal mit dem "Grünen Buch" bestand: Hemers Bürgermeister Hans Meyer nämlich hatte schon im Februar 1983 dem Libyer das Wappen Hemers überreicht:




Wie in Deilinghofen Heinz Weifenbach in einer Predigt vorkam - und andere eigene Erinnerungen…

Das oben Beschriebene kenne ich zum großen Teil aus meiner eigenen Erinnerung, denn das Thema Weifenbach hat mich nie kalt gelassen. Ich war dabei als Fan in der Eissporthalle, als der ECD dank des Engagements von Heinz Weifenbach zum ersten Mal bis ins Halbfinale der Deutschen Eishockeymeisterschaft schaffte und dann in den Play offs leider gegen Düsseldorf ausschied. Ich war dabei, als der ECD in Iserlohn mit dem "Grünen Buch" auf den Trikots auflief (und ich gebe zu, ich habe da den Kritikern des Coups nicht zugestimmt; ich fand das sensationell, dass in jener Notzeit so Geld fließen konnte…). Zuvor schon im Herbst 1987 hatte ich mit dem ECD gebibbert und gebangt, wenn im IKZ immer neue Hiobsbotschaften über die finanzielle Lage des ECD veröffentlicht wurden. Ich erinnere mich gut: Ich habe in jener Situation auf den leidenschaftlichen Erfindungsreichtum des Präsidenten Weifenbach gesetzt.

Genau in diesem November 1987 wurde Heinz Weifenbach auch ein Beispiel in einer Deilinghofer Predigt, die ich verfasste (aus dem Manuskript aus S. 4 rechts ein Ausschnitt). Es war am Volkstrauertag des genannten Jahres 1987, als ich auf der Kanzel der Stephanuskirche nach der Predigtordnung unserer Kirche über das (sehr schräge!) Jesus-Gleichnis vom Ungerechten Haushalter aus Lukas 16, 1-9 zu predigen hatte. Das endet mit dem seltsamen Jesuslob in den beiden letzten Versen (Luk. 16, 8-9):

"Und der Herr lobte den ungetreuen Verwalter, weil er klug gehandelt hatte; denn die Kinder dieser Welt sind unter ihresgleichen klüger als die Kinder des Lichts. Und ich sage euch: Macht euch Freunde mit dem ungerechten Mammon, damit, wenn er zu Ende geht, sie euch aufnehmen in die ewigen Hütten."

Dieser ungerechte Haushalter, wahrlich ein schräger Vogel, ein Schlitzohr, hatte mit Geld getrickst wie verrückt und hatte am letzten Ende mit schlechten Taten alles gut gemacht. Gerade diese "weltliche" Schlitzohrigkeit wird da von Jesus gelobt. Sonderbarerweise. Ich als junger Pfarrer in Deilinghofen musste natürlich an Heinz Weifenbach denken, an jene Taten, die für Weifenbach - nach allem - am Ende sogar Gefängnis einbrachten, aber dazu beitrugen, dass Iserlohner Erstliga-Eishockey bis heute zu sehen ist. Und ich veranschaulichte damals schon das Gleichnis aus Lukas 16 auf der Kanzel mit dem schlitzohrigen Eishockeyboss.

Nun war an jenem Volkstrauertag kurz vor der Deilinghofer Ehrenmal-Feier eine Reihe von Deiling-hofer Vereinsmitgliedern in der Kirche. Ein (fromm sich gebender) Vereinsboss nahm mich nach dem Gottesdienst streng zur Brust: Ich hätte die Predigt missbraucht, indem ich den ach so schlim-men und bösen Weifenbach zum Predigtbeispiel machte - das könne doch nicht sein, dass "so einer" quasi eine Rolle spiele in einem Jesusgleichnis. Ich empfahl ihm, zu Hause die Bibel aufzuschlagen und das Ganze noch einmal Wort für Wort nachzulesen: Da komme man ganz genau auf so ein Schlitzohr wie Weifenbach…

Ich erinnere mich gut an Heinz Weifenbach und denke z.B. dran wie Heinz Weifenbach mich, den damaligen Fahrer meiner "Ente", in jener Zeit als jungen Deilinghofer Pfarrer des öfteren in seinem schicken Wagen mit von Deilinghofen zur Eissporthalle in Iserlohn mitnahm. Eintrittskarten aber musste ich selbst bezahlen… Und sogar in Schwenningen in Baden-Württemberg später begrüßte mich "Big Heinz" in der dortigen Eissporthalle, als ich die Iserlohner Kufenflitzer von meinem Kurort Freudenstadt aus besuchte.

Ja, und oft genug habe ich es gesehen, wie die Fans in Iserlohn "Heinz aufs Eis" riefen und diesen ungewöhnlichen Mann in seinem ewigen Ledermantel und seiner Zigarre feierten. Nach dem missglückten Gaddafi-Coup, nach dem später erfolgten Abschied vom Vorstandsposten und nach der Verurteilung und der langen Gefängnisstrafe war ich auch dabei, wie er wieder nach langer Absti-nenz sich in der Eissporthalle sehen ließ und erneut von den Fans, die ihn liebten, gefeiert wurden. Das war beim 40. Geburtstag des ECD, der in Iserlohn begangen wurde mit dem damaligen "Jubiläumsturnier 40 Jahre Eishockey im Sauerland" vom 28.2.1999. Da habe ich sogar ein Autogramm für meinen Sohn Sebastian ergattert, der damals gerade 14 geworden war, da nennt Weifenbach sogar wie ein Spieler seine Rückennummer. "Für Sebastian von Heinzi Weifenbach (99)" steht da liebevoll, aber den Basti hat auch das nicht motiviert, Eishockeyfan zu werden; er blieb lieber nur Schalkefan…




Nachträge - Zu den letzten Jahren von Heinz Weifenbach (unter Einbeziehung von Informationen aus Gesprächen mit den Zeitzeugen Gustav Dieter Edelhoff und Knuth Ermert)

Nachzutragen ist, dass Heinz Weifenbach in den Jahren nach seinem Gefängnisaufenthalt (und der Zeit als Freigänger in Attendorn) über seinen alten Bekannten seit Berufsschultagen und Gönner Gustav Dieter Edelhoff wieder die Möglichkeit bekam, seinen Beruf auszuüben - für die Firma Lobbe. Gustav Dieter Edelhoff (Foto links), dessen Vater Gustav Edelhoff (1900-1986; geb. in Deilinghofen!) Firmengründer der Entsorgungsfirma Edelhoff war, schilderte mir bei einem Besuch in seinem Firmensitz: "Heinz Weifenbach hat schon als er ‚Freigänger' war, für uns gearbeitet. Und die vielen Häuser unseres Projekts ‚Wohnpark Buchenwäldchen' in Iserlohn hat Weifenbach dann gebaut". Und Gustav Dieter Edelhoff fügte - ein wenig enttäuscht - hinzu, dass sich die Geschäftsbeziehungen zum Mitarbeiter Heinz Weifenbach dann wieder gelöst haben, nicht ohne dessen Verschulden...

Auch tragen wir nach, dass Weifenbach sich zusammen mit seiner Lebensgefährtin Helga Mense-Ermert mit dem Gut Rödinghausen in Menden-Lendringsen einen sehr eindrucksvollen Wohnsitz aufgebaut hatte, wo er lebte und geradezu residierte. Übertreibend wurde das Gut Rödinghausen im FOCUS ein prächtiges Wasserschloss aus dem 17. Jahrhundert genannt; wörtlich heißt es in der Ausgabe vom 10.5.1993 über Heinz Weifenbach: "Der zu zweifelhaftem Ruhm Gelangte erholt sich vor den letzten Prozesstagen in seinem prächtigen Wasserschloss aus dem 17. Jahrhundert, eine Autostunde vom Landgericht entfernt. Trost spenden dem Privatier, der seine Firmen wegen der Dauerbeschäftigung vor Gericht aufgab, zwei Retriever und Lebensgefährtin Helga."

Helga Ermerts Sohn Knuth Ermert (55) erzählte mir, wie er damals als noch jüngerer Mann mitbeteiligt war, das Gut Rödinghausen als Wohnsitz für Heinz Weifenbach und seine Mutter herzurichten. Ermert bekannte in dem Zusammenhang, dass "der Dicke", wie er sich ausdrückte, für seine eigene Entwicklung und sein Weiterkommen stets viel bedeutet hatte. "Was seine ungeheure Arbeitsenergie und seinen unbändigen Ehrgeiz anging, war er immer ein Vorbild". Knuth Ermert schilderte mir in vielen Stories die ungewöhnliche und unvergessliche Persönlichkeit Weifenbachs. Er erzählte von Weifenbachs wirtschaftlichem Engagement auf dem Schlachthof in Eberswalde in Brandenburg vor der Haftzeit und von vielen anderen Aktivitäten dieses von Ideen sprudelnden Mannes, und er schilderte auch, wie Heinz Weifenbach nach seinem Gefängnisaufenthalt zunächst wie ein gebrochener Mann wirkte. Aber dann - Stichworte: Bau des Wohnparks Buchenwäldchen, danach 80-Millionen-Projekt Hohenzollernpark Recklinghausen, das aber scheiterte - wurde er wieder überaus aktiv im alten Stil.

Der Landsitz Gut Rödinghausen übrigens kam 2015 im Todesjahr Weifenbachs noch einmal Aufsehen erregend in die Medien, als das zuvor von Heinz Weifenbach bewohnte Gut von der Stadt Menden gekauft wurde, damit es die NPD nicht als Schulungszentrum erwerben sollte - und die Stadt hatte an den daraus resultierenden Folgekosten erheblich zu bluten…

Und nachzutragen ist zuletzt, dass Weifenbach am Ende nach Schlaganfällen jahrelang ein Pflegefall war, und dass er am 21. Februar 2015 in Düsseldorf starb; seine Lebensgefährtin Helga, die ihm bis zuletzt zur Seite stand, hatte ihn zu Beginn dieser Leidensjahre geheiratet (wie ich wiederum von Knuth Ermert erfuhr).
 


Ein Foto noch von Heinz Weifenbach, nicht "hinter Gittern", sondern "hinter Glas" - Wahlplakat für ihn als Kandidaten für den Stadtrat, fotografiert im Eishockeymuseum "Puck" in Hemer:




Ein weiterer Nachtrag ist dieses Foto des - sehr zu ihm passenden! - Grabsteins auf Heinz Weifenbachs Grabstätte in Neuss-Grimlinghausen (Foto mit freundlicher Genehmigung von Christian Korbmacher HIER):




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Meine genannte Traditionsseite des ECD www.pastoerchen.de/ecd zeigt, dass damals am Ende in der Eissporthalle von Roosters-Fans, aber auch von Roosters-Chef Wolfgang Brück doch noch feierlich an den verstorbenen Heinz Weifenbach gedacht wurde: es kam noch was von Heinz "aufs Eis"….


Danke meinen Gesprächspartnern: außer den Genannten noch den beiden in Deilinghofen wohnenden Zeitzeugen Jörg Schauhoff und Helmut Muschiol! Danke auch an Chefredakteur Thomas Reunert vom IKZ für das Forschen-Dürfen in den alten Zeitungen und danke, dass wir auch das IKZ-Foto (oben) veröffentlichen durften.

 


 

Heinzi Weifenbach in Videos:

Alter WDR-Film über den ECD (1985), m. Heinzi Weifenbach, Peter Gailer, Cestmir Fous, Marti Jarkko usw.

Alter Fernsehbericht von 1984. Vorstellung ECD Iserlohn, Spielausschnitte und Heinz Weifenbach im Interview (hochgeladen von Jens Alfringhaus, 5:57 Min.)
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https://www.youtube.com/watch?v=_IjkSm3-__g&t=38s

Konkurs ECD Iserlohn Das grüne Buch Saison 1987/88 Eishockey Bundesliga (7:40 Min.)
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https://www.youtube.com/watch?v=eIJ4GH3yNSg&t=259s

  Eishockey: Sportschau 1987 - Das grüne Buch beim ECD Iserlohn (8:13 Min.)
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https://youtu.be/bcG2U0-RMy4

ECD - Weifenbach fehlt das Eis in Iserlohn, Bruce Hardy kriegt welches in der Eisdiele... (4:40 Min.)
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https://www.youtube.com/watch?v=Msx_n6Hptb4

 


Es folgen Presse- und Internetartikel über Heinz Weifenbach - chronologisch geordnet: taz (5.12.1987); 2x SPIEGEL (14.12.1987 und 11.1.1988); FOCUS (10.5.1993) Über die Dortmunder Gerichtsverhandlung gegen Heinz Weifenbach; taz (28.2.2011); Erinnerung an Heinzi und "40 Jahre Eishockey im Sauerland" (28.2.1999); Rheinische Post (28.2.2011) - Wolf Römers Augenzeugenbericht über den Gaddafi-Trip; WP am 23.8.2011 - nach Gaddafis Ende; IKZ-Artikel 25 Jahre nach Weifenbachs und Meyers Libyen-Deal mit dem "Grünen Buch" (3.1.2012); Roosters-Homepage zum Tod von Heinz Weifenbach (1.3.2015);  IKZ-Nachruf Heinz Weifenbach (1.3.2015); Fan-Aktion auf dem Eis: "Heinzi, wir leben Deinen Traum weiter" (IKZ am 7.3.2015); offizielles Gedenken an Heinz Weifenbach in der Eissporthalle (IKZ, 16.3.2015); WELT nach Weifenbachs Tod - Skandal um das von Weifenbach bewohnte Mendener Gut; SPIEGEL-Artikel aus Anlass von 25 Jahren DEL, in dem auch ein Abschnitt über Heinz Weifenbach vorkommt (14.9.2018); Film über Heinz Weifenbach in Planung (2020, museum-puck.de sowie IKZ am 4.2.2020); Eishockey-Talk im Puck über Weifenbach und das "Grüne Buch" (IKZ, 27.2.2020)



taz-Artikel über Heinz Weifenbach und Ghaddafi und das "Grüne Buch" am 5.12.1987:
Ghaddafi und der Puck
Die libysche Revolution in der Eishockey-Bundesliga
Berlin (taz) - Daß Sport gelegentlich etwas mit Politik zu tun hat, dürfte bekannt sein. Daß sich aber ein Eishockeyverein "einer längeren Zusammenarbeit der deutsch-libyschen Beziehungen verschreibt, ist durchaus neu. Der ECD Iserlohn, konkursgeplagter Bundesligist aus dem Sauerland machts möglich [...]
Mehr dazu mit Bild direkt HIER:
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https://taz.de/!1856426/



DER SPIEGEL, 14.12.1987:
EISHOCKEY Sodom und Gomorrha
Die Affäre um den ECD Iserlohn entpuppt sich als eine Provinzposse besonderer Güte.

Meistens donnerstags, kurz nach zwölf, war in Iserlohn Zahltag. Dann saß der Bauunternehmer Heinz Weifenbach, 48, mit qualmender Zigarre der Marke "AI Capone jr." auf der grauen Sesselgarnitur im Kellergeschoß-Büro. Die Lohnempfanger, meist kräftige Männer, stiegen einzeln zu ihm die enge Wendeltreppe hinunter.
Artikel als PDF

Sodom und Gomorrha
Als sei er einem Hollywood-Film der vierziger Jahre entsprungen, zog Weifenbach ein Bündel Geldscheine aus der Jackentasche und zahlte bar. Je nach Laune des rundlichen Potentaten war's manchmal etwas mehr oder auch weniger.
Die Männer, die da brutto gleich netto nach Art der Schwarz- und Leiharbeiter im bundesdeutschen Baugewerbe am Finanzamt vorbei entlohnt wurden, kamen nicht vom Bau, sondern geradewegs vom Eis. Nach dem Training befahl ein Zettel an der Kabinenwand die Eishockey-Spieler des ECD Iserlohn zum Lohnempfang, weil Klubpräsident Weifenbach gerade mal wieder flüssig war.
In letzter Zeit aber war die frohe Botschaft immer seltener angepinnt. Das Finanzamt Iserlohn forderte 5,8 Millionen Mark an Steuern ein, erwirkte Haftungsbescheide gegen Weifenbach und dessen Lebensgefährtin Margarete "Maxi" Adams, die dem Bauunternehmer auch als Schatzmeisterin des Klubs dient. Ende Oktober stellte der Fiskus schließlich Konkursantrag.
In seiner Not lockte Weifenbach die immer mißmutigeren Cracks mit einem Versprechen aus "Tausendundeiner Nacht" aufs Eis. 1,5 Millionen Mark, so versicherte er treuherzig, würden aus Libyen fließen" wenn der Klub ab sofort für das "Grüne Buch" des Revolutionsführers Muammar el-Gaddafi werben würde. Den Vertrag habe er persönlich in Tripolis abgeschlossen. In Wahrheit war der Deal zwischen Tripolis und Iserlohn der schöne Traum eines kleinen Mannes, der sich eine Weile wie ein großer fühlte und nun schlicht pleite ist.
[...]
Mehr dazu direkt HIER:
=>
https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13525918.html - PDF-Datei des gleichen Artikels HIER (drei SPIEGEL-Seiten mit vier Bildern, auch von Weifenbach/Meryer bei Gaddafi): https://magazin.spiegel.de/EpubDelivery/spiegel/pdf/13525918



DER SPIEGEL, 11.1.1988:

SPONSOREN Kalter Hammel
Libyens Revolutionsführer Gaddafi empfing den lserlohner Eishockeypräsidenten Weifenbach samt Delegation - vorläufiger Höhepunkt einer Provinzposse.
Der Passagier in der Tupolew 134 mit der Flugnummer IF 681 von Tripolis über Malta nach Ost-Berlin war ungewöhnlich gesprächig. Mit etwas schwerer Zunge klärte er seine Sitznachbarn über die Umstände auf, die ihn an Bord der Interflug-Maschine gebracht hatten.

Kalter Hammel
Er sei von der Eishockeymannschaft Iserlohn, so erzählte er, "Sie wissen doch, die, die von Gaddafi gesponsert wird". Als erstes Team aus dem Westen seien die Sauerländer jetzt vom libyschen Revolutionsführer eingeladen worden, es sei eine "wahnsinnige Sache" gewesen: "Hatten gar kein Visum oder sonst was, sind einfach hin. Gaddafi hat gewunken, und wir sind geflogen."
Mit an Bord, berichtete er stolz den erstaunten Mitreisenden, seien auch "hochkarätige Presseleute", die jetzt großen Durst hätten. Denn: "Wir waren gerade bei Gaddafi im Zelt. Da gab's irgend so'n kalten Hammel."
So schilderte Franz W. Westholt, Wirtschaftsberater des mit Steuerschulden von 5,8 Millionen Mark in Konkurs gegangenen ECD Iserlohn, den Ablauf einer Reise, die eine bislang einzigartige Mischung aus Politklamotte, Provinzposse und Vatertagsausflug darstellte.
[...] [...]
Vereinspotentat Weifenbach, ein Freund der einfachen Sprache, trimmte derweil besser Informierte und Aufmüpfige, die auch Menschenrechte und Terrorismusaktionen nicht aussparen wollten, auf den rechten Kurs: "Das geht uns einen Scheißdreck an, was die hier machen. Laßt uns die deutsche Art, alle belehren zu wollen, hier aussparen."
[...]
Mehr dazu direkt HIER:
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https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13526736.html - PDF-Datei des gleichen Artikels HIER: https://magazin.spiegel.de/EpubDelivery/spiegel/pdf/13526736
 



FOCUS Magazin Nr.19 (1993) - 10.5.1993
PROZESS
Sitzen für das „Grüne Buch“

Von Wilhelm Dietl
Montag, 10.05.1993, 00:00
Für Heinz Weifenbach, Ex-Eishockeyclub-Präsident wirds ernst. Der Ghaddafi-Freund soll wegen Steuerhinterziehung ins Gefängnis
Der schwergewichtige Mann auf der Anklagebank bröselt sich fein säuberlich den Schnupftabak auf den Handrücken, zieht ihn in die Nase und schließt die Augen, als ginge ihn all das hier überhaupt nichts an. Innerlich aber brodelt es in Heinz Weifenbach, dem Ex-Eishockeyclub-Präsidenten aus Iserlohn.
Nach 119 zähen Sitzungstagen bei der 13. Wirtschafts-Strafkammer des Dortmunder Landgerichts geht der Prozeß gegen ihn in die Finalrunde. Der schnauzbärtige 54jährige soll dem Finanzamt Iserlohn 1,8 Millionen Mark Lohnsteuer, der Sozialversicherung 228 000 Mark Beiträge schulden. Spätestens am 24. Mai wird das Urteil gesprochen.
Als tragisches Opfer eines bevorstehenden Justizirrtums sieht sich „Big Heinz“: „Das ist Rache, die wollen mich in der Kiste haben.“ Zweimal die Woche, pünktlich um neun Uhr, muß er im Gerichtssaal antreten. Hinter dem ungewöhnlich langen Prozeß stecke ein Komplott Bonner Politiker, wittert Weifenbach, und sein Schnauzer bebt. [...]
Mehr dazu direkt HIER:
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https://www.focus.de/politik/deutschland/prozess-sitzen-fuer-das-gruene-buch_aid_143702.html



Westfalenpost, 23.8.2011
GADDAFI
Gaddafi lockte Iserlohner mit viel Geld aufs Glatteis

Joachim Karpa
23.08.2011 - 10:00 Uhr
ISERLOHN/TRIPOLIS. Die Geschichte ist fast vergessen. Mit dem Ende Gaddafis flackern die Erinnerungen wieder auf. Es gibt eine Verbindung des libyschen Diktators mit Südwestfalen: Die Spieler des damaligen Eishockey-Clubs ECD Iserlohn laufen am 4. Dezember 1987 mit Werbung für Gaddafis umstrittenes „Grünes Buch“ im Spiel gegen den SB Rosenheim auf. Das erste und einzige Mal. Ein Skandal. Alle Zutaten dafür erinnern an ein verrücktes Märchen aus 1001er Nacht.
Auf dem Rückflug von Tripolis über Malta nach Ost-Berlin mit der DDR-Linie Interflug, Flugnummer IF 681, schwärmt die Delegation vom Revolutionsführer. Sie ist bezuckert von der persönlichen Audienz bei Gaddafi im Beduinenzelt.
An Urteilsvermögen über seinen Regierungsstil fehlt es nach der Stippvisite nicht. Bauunternehmer und Klubpräsident Heinz Weifenbach verbrüdert sich gleich: „Muammar ist vernünftig, friedfertig und außerordentlich sympathisch. Ein guter Mann.“
Der „gute Mann“ verwöhnt seine Gäste. Er spendiert die Tickets, bezahlt das Hotel, wartet mit kulinarischen Köstlichkeiten auf und sorgt für reichlich Champagner und Whisky. Das Alkoholverbot macht bei den Westfalen eine Ausnahme. All das erzählen die Teilnehmer und schreiben die Journalisten auf. Gaddafi, ist zu dieser Zeit weltweit politisch geächtet. Er gilt als Geldgeber des internationalen Terrorismus, als Auftraggeber für den Bombenanschlag auf die Diskothek „La Belle“ in Berllin im April 1986. So wundern die heftigen Reaktionen auf die Werbeaktion mit der islamischen Fibel nicht [...]
Mehr dazu mit Bild des Grünen Bucs auf dem ECD-Trikot direkt HIER:
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https://www.wp.de/wp-info/gaddafi-lockte-iserlohner-mit-viel-geld-aufs-glatteis-id4989460.html
 




Dazu passend das dazugehörige "Grüne-Buch-Trikot" von 1987 (Wikipedia-Bild):


 



taz-Artikel über Heinz Weifenbach von 2011
(veröffentlicht am Geburtstag/Gründungstag des ECD: 28.2.2011; da wurde der ECD 52 Jahre alt...)

Gaddafis deutscher Club
Der Eishockeyclub ECD Iserlohn machte in den 1980ern Werbung für Gaddafis "Grünes Buch". Manche klagen noch heute über die "Doppelmoral" in Sachen Libyen.
[zum Foto]: 1988: Wüstensohn Gaddafi (l.) trifft den ECD-Vereinsboss und Baulöwen Weifenbach. Bild: imago/Sven Simon
ISERLOHN/HEMER taz | Mitte der achtziger Jahre ist die alte Bundesrepublik im Eishockeyfieber. Die Jagd auf den Puck ist nach Fußball der beliebteste Mannschaftssport. Tausende stürmen zu Bundesliga-Spielen in die Eishallen - auch in der sauerländischen Provinz Iserlohn-Seilersee. Dort spielt der Bundesligist ECD Iserlohn, doch der steht einmal mehr vor der Pleite. Das Finanzamt fordert die Zahlung von 5,8 Millionen Mark alter Steuerschulden. Für die Saison 1986/87 gibt es weitere Forderungen. [...]
Mehr dazu mit dem genannten Bild direkt HIER:
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https://taz.de/Eishockeyteam-warb-fuer-Gruenes-Buch/!5125755/


Eine Erinnerung an "Heinzi Weifenbach" am 28.2.1999 (40. Geburtstag des ECD - Feier in der Eissporthalle in Iserlohn beim "Jubiläumsturnier 40 Jahre Eishockey im Sauerland"): Autogramm für Sohn Sebastian Groth, damals 14, der aber lieber Schalkefan bleiben wollte und sonst nichts...
 


 

Beim oben genannten Turnier war Heinz Weifenbach (Rückennummer 99, wie er schreibt) nach langer Abstinenz mal wieder auf dem Eis: Er ließ sich von den Fans bitten: "Heinzi, aufs Eis!" - und tat ihnen den Gefallen... (vgl. dazu auch: http://eishockeytradition.eishockey-magazin.de/stars-legenden/heinz-weifenbach)
 



Rheinische Post 28.2.2011
Düsseldorf : Ein Besuch bei Gaddafi
Düsseldorf Not macht erfinderisch. Die Lösung aber, die sich der Eishockeyklub ECD Iserlohn Ende 1987 für seine finanziellen Probleme ausgedacht hatte, war abenteuerlich. Bei ihrer Suche nach einem millionenschweren Sponsor wurden die Sauerländer nämlich bei Muammar al Gaddafi fündig. Im Gegenzug warben die Profis des damaligen Eishockey-Erstligisten auf ihren Trikots für die Revolutionsfibel des libyschen Diktators. Der Vorgang löste einen Eklat aus. Mit den jüngsten bizarren Auftritten des taumelnden Machthabers kehrt die Erinnerung zurück.
Von Wolf Römer
Ich war seinerzeit als Sportreporter dabei, als die Verhandlungsdelegation des ECD von Gaddafi in dessen Beduinenzelt am Rande der libyschen Hauptstadt Tripolis empfangen wurde.
[...]
Ein mit 1,5 Millionen Mark dotierter Werbevertrag mit dem "Weltzentrum zur Verbreitung des Grünen Buches". 1987 ist das eine Menge Geld. Verlockend viel Geld für die kleine Aufschrift auf den ECD-Trikots: "M. Gaddafi, Das Grüne Buch". Doch dem Deutschen Eishockey-Bund behagt das nicht. Er will die Aktion verbieten. Da hat Vereins-Präsident Heinz Weifenbach, ein Bauunternehmer mit guten Kontakten nach Libyen, die Idee: Ein kurzfristig geplanter, medienwirksamer Trip nach Tripolis könnte das Vorhaben retten. Höhepunkt der Reise: ein Treffen mit Gaddafi. Mit 20 deutschen Journalisten bricht er auf.
Da sitzen wir nun nach der Landung in einem Bus. Die Fenster sind zugehängt, unsere Augen verbunden. Es ist der 5. Januar 1988. Scheinbar ziellos geht es durch die Stadt. Schließlich stehen wir in einem Park, nahe beim Beduinenzelt, in dem Gaddafi an stets wechselnden Orten seine Pressekonferenzen abzuhalten pflegt. Nach 20, vielleicht 30 Minuten betritt Gaddafi das Zelt, umgeben von seiner weiblichen Leibgarde.
[...]
Mehr dazu direkt HIER:
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https://rp-online.de/politik/ein-besuch-bei-gaddafi_aid-13605905



IKZ-Weifenbach-Artikel von 2012:


Eishockey
Von Michael Topp
03.12.2012 - 17:50 Uhr



Vor 25 Jahren: Bei einer Pressekonferenz stellte Heinz Weifenbach den Libyen-Deal vor. Foto: IKZ

Vor 25 Jahren: Bei einer Pressekonferenz stellte Heinz Weifenbach den Libyen-Deal vor.

Iserlohn. Am 4. Dezember 1987 „rauschte“ es mächtig im nationalen und internationalen Blätterwald, nachdem tags zuvor schon Fernseh- und Radio-Stationen über eine sensationelle Geschichte aus Iserlohn berichtet hatten. Im Mittelpunkt: Eishockey-Bundesligist ECD Iserlohn, Vereinsvorsitzender Heinz Weifenbach und - Muammar al-Gaddafi, libyscher Revolutionsführer und erklärter Staatsfeind der westlichen Welt.
Vor einer bis daher für Iserlohn nie erlebten Medienkulisse ließ Heinz Weifenbach, genüsslich seinen Zigarillo paffend, am 3. Dezember 1987 im Seilersee-Restaurant die Katze aus dem Sack. Das „Weltcenter für Studien des Grünen Buches“ halte über einen Treuhandfond zunächst einen Betrag von 1,5 Millionen Mark bereit. Dafür sollte der Verein Werbung für das „Grüne Buch“ machen. Der Autor: Gaddafi. Der Inhalt des Buches: Gaddafis politische Philosophie. „Wir werben für ein Buch, nicht für eine Politik. Und die Zeiten der Bücherverbrennungen sind ja wohl vorbei“, zeigte der ECD-Boss keinerlei moralisch-ethische Bedenken. „Was weiß heute schon einer über Libyen?“ Ebenfalls keine Skrupel zeigte der Hemeraner Ex-Bürgermeister Hans Meyer, der sogar schon im libyschen Volkskongress aufgetreten war und einer der bekanntesten Deutschen im nordafrikanischen Flächenstaat war. „Wir müssen Brücken bauen für eine Aussicht auf Rettung dieser Welt“, nannte er sogar höchst moralische Ziele. Und angesprochen auf libysche Terrorakte in aller Welt meinte Meyer nur: „Reden Sie nicht so viel von Bomben!“ Weifenbach ergänzte: „Die Libyer wollen damit die zwischenmenschlichen Beziehungen auch auf der Ebene des Sports intensivieren. Ich sehe die ganze Sache unpolitisch. Wir werben für das Grüne Buch. Das ist Literatur, und Gaddafi ist ein Schriftsteller. Ich bin sicher, das wird jetzt ein Dauerbrenner. Auch mit Marx und Engels könnte man Trikot-Werbung betreiben.“ Kapitän Mike Bruce meinte angesichts der Feindschaft zwischen den USA und Libyen nur: „Wir sind Kanadier und stolz darauf. Die Differenzen zwischen Libyen und den USA betreffen nicht Kanada.“
Werbung
Aber der öffentliche Druck war enorm, die Hüter der Moral überschlugen sich mit Kritik. „Ghaddafi kauft deutschen Eishockey-Klub“ titelte der „Express“. Karl-Heinz Röttger kündigte die Auflösung des ECD-Fördervereins an. Hanns-Joachim Friedrichs, Chef der ARD-Tagesthemen, fragte bei der Überleitung zur Wetterkarte: „Ausgerechnet Eishockey! Warum nicht Sandbahnrennen oder Kleinkaliberschießen?“ Bundesinnenminister Friedrich Zimmermann zeigte sich empört: „Was zunächst wie ein Faschingsscherz aussah, ist eine eklatante Verletzung der politischen Neutralität des Sports.“ Hans Hansen, Präsident des Deutschen Sportbundes, urteilte: „Wenn Wüstensöhne Eishockey-Vereine kaufen können, ist der Gipfel der Geschmacklosigkeit erreicht und höchste Alarmstufe gegeben.“ Bundestrainer Xaver Unsinn sah seine Arbeit gefährdet: „Der Sport darf nicht dazu da sein, kriminelle Elemente und den Terrorismus zu unterstützen.“ Von „Antiwerbung für Iserlohn“ sprach Bürgermeister Fritz Fischer. „Ich hatte erwartet, dass etwa eine Ölgesellschaft als Förderer in Erscheinung getreten wäre. Das hätte sich auch werbemäßig noch verantworten lassen. Aber für die Ideologie Libyens Reklame zu machen, ist völlig ausgeschlossen.“ Eine Aussage, die auch die Doppelmoral zeigte. Davor warnte der Iserlohner Sportausschussvorsitzende Rolf Reinecke, der das „Weltzen­trum“ gewiss nicht als idealen Werbepartner betrachtete, aber den Kritikern ins Stammbuch schrieb: „Wer weiß schon, ob er nicht mit libyschem Öl seine Wohnung heizt, oder mit Benzin aus libyschem Erdöl Auto fährt?“
Und der Sport? Hier stellten sich vor allem zwei Fragen: Würde der ECD am 4. Dezember zum Heimspiel gegen Rosenheim antreten können? Schließlich war das Match ja vom Konkursverwalter Salmen abgesagt worden, der im Vorfeld nicht vom Termin der Pressekonferenz in Kenntnis gesetzt worden war. Und würde der „ECD Gaddafi“ tatsächlich mit der umstrittenen Werbung auf dem Trikot auflaufen?


Roosters-Homepage, 01.03.2015: https://web.archive.org/web/20150402161349/https://iserlohn-roosters.de/roostersnews/6471

Iserlohn Roosters trauern um Heinz Weifenbach

01.03.2015:
Iserlohn – Heinz Weifenbach ist tot. Der langjährige Vorsitzende des ECD Iserlohn und des ECD Sauerland verstarb in der vergangenen Woche nach langer schwerer Krankheit. Der Iserlohner Kreisanzeiger erhielt am heutigen Nachmittag die traurige Bestätigung. Heinz Weifenbach wurde 75 Jahre alt.
Wolfgang Brück, Geschäftsführender Gesellschafter der Iserlohn Roosters GmbH:
„Heinz Weifenbach hat über lange Jahre das Iserlohner Eishockey geprägt. Ihm ist es gelungen, in der Region eine Euphorie für unseren wunderschönen Sport zu wecken, auf der auch die Popularität der Iserlohn Roosters bis heute basiert. Die Iserlohner Eishockeyfamilie spricht allen Angehörigen Heinz Weifenbachs ihr tief empfundenes Beileid aus. Niemand wird sein Engagement für das Eishockey im Sauerland je vergessen.“
Foto: Iserlohner Kreisanzeiger und Zeitung


Nachruf Willi Schweer im IKZ 1.3.2015

Ein außergewöhnlicher Mensch, der eine Iserlohner Eishockey-Ära prägte

Als der ECD bei seinem Comeback sofort die Oberliga-Meisterschaft gewann, wurde Heinz Weifenbach auf Händen getragen.

Wenn man heute an die wohl unvergessliche Zeit seines Wirkens zurück denkt, dann tauchen viele Bilder auf. Mit der Zigarre als Coach an der Bande stehend - oder beim Bad in der jubelnden Menge mit dem Oberliga-Meisterpokal in der Hand. Vielleicht auch das mit dem vergitterten Torwarthelm auf dem Kopf, in Anspielung an die drohende Inhaftierung. Wahrscheinlich darf auch die Szene in Gaddafis Zelt vom legendären Libyen-Trip nicht fehlen. Es gibt eine Menge Bilder mit und zu Heinz Weifenbach. Und noch mehr Geschichten rund um die schillerndste Figur der Iserlohner Eishockey-Historie .
Natürlich wird sein Name immer mit der spektakulären Werbung für das Grüne Buch verbunden bleiben, mit der er die Politik gegen sich aufbrachte. Dazu der Crash des ECD, das ewige Sommertheater, die Pfändungen, der Prozess wegen Steuerhinterziehung, die Haftstrafe.
Weifenbach war immer die Idealbesetzung für eine One-Man-Show. Er spielte am liebsten nach seinen Regeln, machte sich viele Gegner und hatte keine Probleme damit, denen in der ihm eigenen Sprache seine Missbilligung mitzuteilen. So mögen viele diesen Mann in Erinnerung haben. Aber sie werden ihm damit nicht gerecht.
Heinz Weifenbach kam aus einfachen Verhältnissen, begann eine Maurerlehre, um Geld für das Familienbudget zu verdienen. Gern hätte er studiert, aber das ließen die Umstände nicht zu. Er arbeitete sich in der Baubranche hoch, verdiente als Unternehmer ein Vermögen, weil er stets auch ein exzellenter Verkäufer war. In seinem ECD-Dorf Deilinghofen schuf seine Firma einen neuen Ortsteil, im Volksmund noch heute „Weifenhofen“ genannt.
Wer häufiger mit ihm zusammen war, lernte einen Menschen mit vielen Begabungen und breitem Wissen kennen, der wunderbar erzählen und sich wie ein Kind über Kleinigkeiten freuen konnte. „Weißt du noch, damals mit Heinz?“ So beginnen noch heute viele Eishockey-Anekdoten, in deren Mittelpunkt der „Big Boss“ stand.
1981 wurde er ECD-Vorsitzender und erbte eine immense Schuldenlast. Ob es die Roosters heute gäbe, wenn der Verein damals in der Versenkung verschwunden wäre und man sich mit unterklassigem Sport arrangiert hätte? Weifenbach verhinderte das. Er war es gewohnt, auf der Gewinnerseite zu stehen und startete durch. Das Halbfinale um die deutsche Meisterschaft war 1986 der bisher größte Erfolg einer Iserlohner Mannschaft. „Mit den Rahmenbedingungen des IEC wären wir Meister geworden“, hat er einmal gesagt. Vermutlich wäre es so gekommen, wenn seine Regeln nur lange genug gegolten hätten.
Bei seinen Spielern und den Fans genoss dieser Mann stets großes Ansehen. Wegen seiner Leidenschaft für das Eishockey, die ihn ein Vermögen kostete, wegen des unermüdlichen Kampfes für seinen ECD und gegen alle Widrigkeiten. „Heinz aufs Eis“ war lange Zeit Kult am Seilersee, und er selbst genoss diese Ovationen.
Sein letzter Besuch in der Eissporthalle liegt schon lange zurück. In den letzten Jahren, in denen er im Rheinland lebte, verließ ihn mehr und mehr die Kraft. Bereits am 21. Februar ist Heinz Weifenbach im Alter von 75 Jahren gestorben. Er wird in Erinnerung bleiben als ein Vorsitzender, der polarisierte und der deshalb von vielen Seiten nie die Würdigung erfuhr, die er aufgrund seiner Leistungen für das Eishockey verdient hatte.
Willy Schweer
 


DEL-Serie 2015/16 endete mit dem 0:1 gegen die Haie - Dritter Platz! (IKZ am 7.3.2016)
Noch einmal: "Heinzi aufs Eis!"
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Das Vorspiel: Dank an Heinz Weifenbach
Prickelnde Stimmung im Hexenkessel! Auffällig viele kanadische Flaggen waren zu sehen, ebenso die roten „1c-Canada“-Trikots, die Äußerungen von Kölns Nationalverteidiger Moritz Müller über Iserlohns Personalpolitik beim ersten Westderby am Seilersee hatte die Fans mächtig inspiriert. Sogar die Zeitnehmerriege trug die Jerseys - allerdings unter den offiziellen DEL-Jacken. Auch die Fahnenträger sowie Maskottchen Icey waren beim Einmarsch der Teams rot gekleidet. Apropos Trikots: Erneut äußerten Fans ihren Unmut über die schwarz-weißen Play-off-Hemden. Tosenden Applaus gab es unterdessen für Chad Bassen, der hatte am Freitag sein 600. DEL-Spiel absolviert und wurde von Wolfgang Brück geehrt.
Für eine besondere Gänsehautatmosphäre sorgte eine bemerkenswert Aktion des Fan-Klubs „Die Unschuldsengel“. Zwei Mitglieder im „Grünen-Trikot-Buch“ der ECD-Legenden Martti Jarkko und Jaroslav Pouzar präsentierten auf dem Eis ein Banner mit dem Konterfei des langjährigen, vor gut einem Jahr verstorbenen ECD-Machers Heinz Weifenbach und dem Dank: „Wir leben Deinen Traum weiter. Danke Heinz“ - eine Respektbekundung, die den Fans 250 Euro wert war. Klasse!





 


Gedenken an "Heinzi Weifenbach" am 13. März 2015 vor dem ersten Heimplayoff-Spiel gegen Ingolstadt (das die Roosters 6:3 gewannen)...



Zusatzbild zum obigen Thema: IKZ am 16.3.2015

 


WELT-Artikel vom 18.5.2025

Altes Gutshaus
Mendens Probleme mit dem Holzwurm und der NPD

Veröffentlicht am 18.05.2015 | Lesedauer: 6 Minuten
Von Heinz Krischer
[zum Foto]: Für 800.000 Euro kaufte die Stadt Menden diese Gutshaus und hoffte, damit zu verhindern, dass die NPD hier ein Schulungszentrum einrichtete. Doch der Deal war wohl faul - Quelle: Silvia Reimann
Die Stadt Menden kaufte ein Gutshaus, um die Ansiedlung eines NPD-Schulungsheims zu verhindern. Oder ist sie nur auf einen cleveren Verkäufer hereingefallen, der das marode Gebäude loswerden wollte?
Seit Wochen ist das alte Gut Rödinghausen (Menden im Sauerland) in riesige, silbern glänzende Plastikfolien gehüllt. Die rechte Seite des alten Herrenhauses ist komplett verpackt, kein Fenster ist mehr sichtbar und keine Tür. Doch nicht Kunstwille ist der Grund für diese ungewöhnliche Verhüllung, sondern die pure Not. Die alten Eichenbalken des Gutshauses sind vom Gescheckten Nagekäfer befallen, einem besonders aggressiven Holzwurm.
[...]
[...]
[...]
Ein umstrittener Eishockey-Manager residierte im Haus
Wurde in Menden also derselbe Trick angewandt? An der Seite der Gutshausbesitzerin Helga Mense-Ermert, die ihre Immobilie nicht loswerden konnte, stand damals ihr Lebensgefährte Heinz Weifenbach. Er residierte auf dem Gut und war Manager des Eishockeyclubs in Mendens Nachbarstadt Iserlohn. In dieser Funktion hatte er für Aufsehen gesorgt, als er die Iserlohner Profis bei einem Spiel mit Werbung für das „Grüne Buch“ des libyschen Revolutionsführers Muammar al-Ghaddafi auflaufen ließ. Weifenbach hatte den Deal eingefädelt, um seinen Club vor der Pleite zu retten.
Ein angebliches Kaufinteresse der NPD an die Öffentlichkeit zu lancieren, um so einen Käufer für das marode Haus zu finden – das passe zu Weifenbachs Stil, so vermuten viele Mendener. Fragen kann man ihn nicht mehr, Weifenbach starb im Februar. Und wo Helga Mense-Ermert lebt, ist nicht herauszufinden. [...]
Mehr dazu mit Bild direkt HIER:
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https://www.welt.de/regionales/nrw/article140976741/Mendens-Probleme-mit-dem-Holzwurm-und-der-NPD.html

 


SPIEGEL-Artikel von 2018 (über 25 Jahre DEL):

25 Jahre DEL
"Da kamen Leute, die kein Eishockey spielen konnten, aber gut waren im Boxen"

Vertragsgespräche im Bordell, schwarze Kassen, gefälschte Pässe: Früher lockte das deutsche Eishockey zwielichtige Typen an. Dann startete die DEL. Wie sieht es heute aus?
Von Bernd Schwickerath
14.09.2018, 16:16 Uhr
[...] [Aus diesem Artikel der nicht gerade schmeichelhafte und auch nicht sehr differenzierende Part über Heinz Weifenbach:]
Das deutsche Eishockey kennt mehr Leute mit Knastvergangenheit als jedes Gangsterrap-Video. "Tummelplatz für Typen", nannte es der Journalist Günter Klein bereits 1999 in seinem Buch "Die Droge Eishockey". Typen wie Heinz Weifenbach. Der Bauunternehmer aus Iserlohn soll Gehälter gern in bar aus der Innentasche seiner Lederjacke bezahlt haben, Vertragsverhandlungen führte "Big Heinz" im Bordell. Ende 1987 sorgte er mit der Trikotwerbung für das "Grüne Buch" des damaligen libyschen Staatschefs Muammar al-Gaddafi für einen Skandal. Nach einem Spiel verschwanden die Trikots wieder, ebenso sein Verein in der Insolvenz.
[...]
[...] Mehr dazu mit Bild direkt HIER:
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https://www.spiegel.de/sport/wintersport/eishockey-die-erste-liga-blickt-auf-25-jahre-zurueck-a-1228152.html


Ein Film über Heinz Weifenbach ist in Planung [Februar 2020]

Wir hatten einen Film über den Nahen Osten in Vorbereitung, als wir eine Person trafen, die uns mehr oder weniger beiläufig von Heinz Weifenbach und seinen Gaddafi-Deal erzählt hat“, erinnert sich Konstantin Bock, wie und wann sein Interesse an der Person Heinz Weifenbach entfacht wurde. „Zusammen mit der Autorin Stefanie Schmitz recherchiere ich deshalb zur Zeit über den Sponsoring-Deal, den Heinz Weifenbach mit Muammar al-Gaddafi eingefädelt hat."

Am vergangenen Wochenende hat sich der Berliner Regisseur das Heimspiel der Roosters gegen Wolfsburg angeschaut. „Mein allererstes Eishockeyspiel“, ließ er wissen. Sonntags war er dann mehr als zwei Stunden im „puck“ - Das Eishockey-Museum, wo er viele Unterlagen einsehen konnte, aber aufgrund der Informations-Fülle beileibe nicht alles durchgelesen hat. „Stefanie Schmitz und ich kommen wieder. Das ist ja sensationell, was im Eishockey—Museum über Heinz Weifenbach zusammengetragen worden ist. Es war ein richtig guter Start für uns.“

Erst einmal geht es für ihn nach Los Angeles, wo er an der Oscar-Verleihung teilnehmen wird. Der Oscar-nominierte Spielfilm der Libanesischen Regisseurin Nadine Labaki (geschnitten von Konstantin Bock, 2. Kamera vom gebürtigen Iserlohner Marco Müller) „Capernaum – Stadt der Hoffnung“, der am Montag, 17. Februar, auch im Iserlohner Filmpalast gezeigt wird, hat nicht nur in Cannes für Aufsehen gesorgt, sondern stieß auch in Los Angeles auf großes Interesse. Konstantin Bock wird am 17. Februar per Skype ein Nachgespräch mit den Besuchern der Iserlohner Aufführung führen und den Film am Mittwoch, 4. März, um 20 Uhr im Palast Theater Menden persönlich vorstellen.

Nach seiner Rückkehr aus L.A. wird er nach Iserlohn reisen, um am Dienstag, 25. Februar, an einem Informationsabend des Fördervereins vom Eishockey-Museum  teilzunehmen. Rechtsanwalt Ingo Graumann hat sich bereit erklärt, über die Weifenbach-Gaddafi-Zeit zu berichten, da er als Berater und Treuhänder für Heinz Weifenbach tätig war. [...]

Mehr dazu mit Bild direkt HIER:
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https://museum-puck.de/ein-film-ueber-heinz-weifenbach-ist-in-planung/


IKZ-Artikel genau dazu 4.2.2020:


 


IKZ am 27.2.2020




Weifenbach und die Gaddafi-Millionen
Bei der Gesprächsrunde des Eishockeymuseums "puck" gibt Ingo Graumann Einblicke in eine spektakuläre Zeit



'[zum Foto]: Dem Vortrag über das spektakuläre Eishockeykapitel lauschten über 100 Zuhörer. Fotos: Helmut Muschiol

 
[zum Foto]: Zeitzeuge Ingo Graumann.

Thomas Schaefer  Iserlohn Dass Heinz Weifenbach, dieser polarisierende Mann der Iserlohner Eishockeyszene, immer noch Zugkraft besitzt, bewies am Dienstagabend die zweite Gesprächsrunde des Eishockeymuseums "puck" in den Roosters-VIP-Räumen der Eissporthalle. Rund 100 Interessierte hörten zu, was der Iserlohner Rechtsanwalt Ingo Graumann aus seiner Zeit beim ECD über das "Grüne Buch und die Gaddafi-Millionen" berichtete.
Der Zeitpunkt der Talkrunde, der 25. Februar 2020, hatte historischen Touch. Vor 61 Jahren, am 28. Februar 1959 wurde der EC Deilinghofen gegründet. Und vor fünf Jahren, am 21. Februar 2015, starb Heinz Weifenbach mit 75 Jahren. "Es gibt viele Mythen um ihn, er wird in Iserlohn von manchen als Verbrecher gesehen. Das ist schade", sagte Ingo Graumann in seinem Eingangsstatement.
Der Jurist war es nach eigenen Bekunden selbst, der Weifenbach 1981 veranlasste, den Vorsitz des ECD Iserlohn zu übernehmen. Bis 1980 hatte der Klub, zuletzt unter dem Vorsitzenden Wilhelm Gosselke, Schulden von 500.000 DM angehäuft. Dessen Nachfolger Fritz-Karl Fischer war nur wenige Wochen im Amt. Auf ihn folgte Weifenbach, der damalige Nachwuchs-Chef. Graumann: "Er hat sich zunächst mit Händen und Füßen gewehrt." Denn der Bauunternehmer übernahm auch die Schuldenlast, war aber dennoch mit Optimismus und Leidenschaft dabei und steckte sein persönliches Geld in den ECD. "Er hat dafür gesorgt, dass sich die Spieler wohl fühlten."

Handlungsbedarf bei sechs Millionen DM Steuerschulden
Nur eins vergaß Heinz Weifenbach dabei: Sozialabgaben zu zahlen. Es dauerte, bis die Behörden reagierten. "1987 forderte das Finanzamt sechs Millionen Mark an Steuerschulden. Der Gerichtsvollzieher Schulte ging in der Geschäftsstelle ein und aus", erinnerte sich der Anwalt. Und plauderte aus dem Nähkästchen, als dieser sich zunächst ein Spiel anschaute und anschließend die Einnahmen mitnehmen wollte. "Damals gab es den Nachtpfändungsbeschluss. Den hatte er aber nicht", sorgte die Anekdote für Schmunzeln bei den Zuhörern. Weil das Finanzamt aber hartnäckig blieb, reifte eine Idee.
"Heinz Weifenbach hatte nicht die Unterstützung der Iserlohner Industrie. Jemand erinnerte sich an die Kontakte des früheren Hemeraner Bürgermeisters Hans Meyer nach Libyen. Der kannte auch Staatschef Gaddafi, und man ging in Iserlohn auf den damaligen Stadtdirektor Wetekam und Bürgermeister Fischer zu. "Beide waren Feuer und Flamme. Aus dem Rathaus wurde auf Englisch mit Gaddafis Vertretern telefoniert. Man wollte aber mit dem Vereinschef sprechen. Aber Heinz konnte alles, außer Englisch."
Aber man brauchte dringend Geld, und so flog ein Iserlohner Tross nach Libyen.. "Ich konnte nicht mit. Als Heinz zurückkam sagte er: Ich hab's geregelt." Vertraglich wurde die Werbung für das "Grüne Buch" auf dem ECD-Trikot besiegelt. Ingo Graumann wurde als Treuhänder beauftragt, dem Finanzamt Geld zu überbringen. "Ich hatte drei Millionen Mark in einer schwarzen Diplomatentasche. Das Finanzamt hatte erfahren, dass das Geld aus Libyen stammte und lehnte es ab. Das Geld ist später nach Libyen zurückgezahlt worden."
An dieser Stelle hatte der unter den Zuhörern weilende frühere Berater und Weifenbach-Anwalt Ralf Giebeler andere Erinnerungen. "Es gab einen Vertrag über 1,5 Millionen DM. Das Geld wurde auf ein Mendener Konto überwiesen. Im Strafverfahren gegen Weifenbach hat man die Wohnung durchsucht, den Vertrag aber nie gefunden."
Nach dem Konkurs des ECD im Dezember 1987 reiste Weifenbach weiter nach Libyen. Daraus entstand der nächste Clou mit der Werbung für den "Neuen Verlag für ein besseres Leben". Das einzige Buch des Verlages war das "Grüne Buch", der Verlagschef Heinz Weifenbach. Bei einer Pressekonferenz im Juni 1988 stellte Weifenbach den Werbevertrag mit der Deutschen Post vor. Ein Staatsunternehmen machte nun Reklame für ein Buch, das ein halbes Jahr zuvor noch für ein politisches Beben gesorgt hatte. "Es ging ihm immer nur um den Sport. Es war keine politische Aktion, es war aus einer Notlage heraus. Er hat immer mit offenen Karten gespielt.", betonte Ingo Graumann.

 




Weitere gesammelte internationale Links zu Heinz Weifenbach und seinem Coup (alle 10 Links geprüft am 6.3.2020)

2011: https://www.rhein-zeitung.de/artikelarchiv_artikel,-eishockeycracks-warben-fuer-gaddafis-gruenes-buch-_arid,209550.html

2011: https://web.archive.org/web/20110228231756/http://newsticker.sueddeutsche.de/list/id/1116163

2011: https://www.aargauerzeitung.ch/sport/wie-gaddafis-gruenes-buch-auf-trikots-im-deutschen-eishockey-kam-105365146

2011: https://www.augsburger-allgemeine.de/sport/eishockey/Gaddafi-Trikot-im-Sport-und-Olympia-Museum-id16376446.html

2011: https://www.rundschau-online.de/ecd-iserlohn-1987-eishockey-cracks-warben-fuer-gaddafi-11526660

2011: https://www.hockeyweb.de/del/gaddafi-und-der-ecd-iserlohn-48924

2011: https://www.n-tv.de/sport/Gaddafi-warb-auf-den-Trikots-article2704276.html

2012: https://www.welt.de/sport/fussball/article108598278/Als-der-ECD-Iserlohn-Gaddafis-Gruenes-Buch-bewarb.html

2015: https://www.hna.de/sport/eishockey-wunder-sauerland-5900051.html


2016: https://www.theguardian.com/sport/2016/feb/01/muammar-gaddafi-ice-hockey-germany-iserlohn

 



Über 40 IKZ-Zeitungsartikel über den ECD aus der heißen Zeit unter Heinz Weifenbach von November 1987 bis Februar 1988 HIER zu sehen - HIER als PDF downzuloaden
oder aber HIER zu finden: