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Zu den christlichen Festen


Hier erfahren Sie in heutiger verständlicher Sprache Grundsätzliches zu Weihnachten, Karfreitag, Ostern, Himmelfahrt und Pfingsten, also darüber, was nach dem Glaubensbekenntnis über Jesus bekannt wird im sog. 2. und 3. Artikel.

Weihnachten nach Johannes Hansen
Das Weihnachtsgeschehen (vgl. hier)

Es war einmal –
so fangen Märchen an. Niemand hält ein Märchen für eine wahre Geschichte. Schneewittchen hat natürlich nie gelebt und der böse Wolf auch nicht. Ein Märchen hat einen inneren Sinn, doch keine historische Realität.
Ist das Christkind bei uns etwa zur Märchengestalt geworden? So würden wir das Weihnachtsfest wirklich ruinieren. Der Glaube eine Baby-Religion? Das Fest der Kinder? „Bald kommt das Christkind und bringt dir etwas ganz Schönes.“ „Aber nur schön brav sein, liebes Kind.“

Es begab sich aber –
so beginnt die Geschichte von der Geburt Jesu. Hier wird von einem Ereignis in Raum und Zeit berichtet. Von einem historischen Ereignis also, dass eine absolute Bedeutung für die ganze Weltbevölkerung hat - bis heute. Das Christkind lebt, weil Christus lebt. Auch die Weihnachtsgeschichte will von Ostern, von der Auferstehung Jesu Christ her verstanden werden.
Auch die Weihnachtsgeschichte wurde erst nach Ostern und Pfingsten aufgeschrieben. Eine wichtige Information, sie kann unser Denken erheblich verändern. Wenn wir unsere Herzen und Köpfe für die „Wahrheit des Evangeliums“ öffnen, wird es hell in uns. So stimmt dann auch der Satz „Das Christkind lebt.“ Weihnachten predigt das Wunder der Menschwerdung Gottes in dem Kind Jesus.

Die Revolution Gottes
Wenn mit Revolution eine tief greifende Veränderung bestehender Verhältnisse gemeint ist, dann ist die Geburt Jesu im Stall zu Bethlehem der Beginn einer wunderbaren und friedlichen Revolution, die im Laufe der zwei Jahrtausende ungezählte Menschen erreicht und verwandelt hat. Sie ist immer noch unterwegs, diese Revolution.
„Reich Gottes“ hat sie der Prediger Jesus auf den Straßen und Plätzen genannt. „Kehrt um und folgt mir nach; das Reich Gottes ist angekommen. Gott holt sich seine Welt zurück. Es ist kein Reich von dieser Welt, doch kein Reich dieser Welt bleibt von der Wirkungsmacht dieses Reiches ausgeschlossen. Es geht uns alle an, sie und mich und alle Menschen auf dem Globus Erde.
Es gibt eine „Revolution der Herzen“ (Johann Baptist Metz), von der politische Revolutionäre aller Zeiten nur träumen konnten. Eine „Existenzverwandlung“ im Denken, Fühlen und Handeln aller, die von diesem Ereignis erfasst wurden. Im Neuen Testament heißt diese Revolution Umkehr und Glaube.

Doch was geschah damals?
Kaiser Augustus, der große Imperator, der sein Weltreich mit Gesetzen und Verfügungen regierte, die er in Rom beschloss und durch seine Truppen, Gouverneure und Beamten vollziehen ließ, rief eine Volkszählung aus, um alle Bewohner der Länder seines Imperiums zu erfassen und steuerlich zu veranschlagen. Rom wollte Geld, Kaiser Augustus brauchte viel Geld, stets und ständig. Harte Zeiten vor allem für die Armen. Der wachsende Reichtum der Reichen, die Kurve der Armut der Armen geht nach unten. Ob wir es mögen oder nicht, Weihnachten hat es mit der wirklichen Welt zu tun, nicht nur mit: „O Tannenbaum, o Tannenbaum, wie grün sind deine Blätter.“

Eine Volkszählung und ihre Folgen
Quirinius war damals Gouverneur des Kaisers für Palästina. Er rief die „Familienvorstände“ auf, in ihrem Heimatort vor den Zensor zu treten, der die Registrierung vornahm. So kam Josef mit seiner schwangeren Maria aus seinem Wohnort Nazareth in den Ort Bethlehem. Dort bekam Maria die Wehen und brachte das Kind Jesus auf die Welt. Natürlich nicht in der Geburtsstation des Krankenhauses zu Bethlehem, sondern in einem Viehstall. Die Karawanserei (Raststätte) war wegen der Volkszählung überfüllt, doch freundliche Menschen gaben ihnen einen Platz in einem Stall. Damals durchaus üblich, wenn zu viele Gäste vor der Tür standen. Man richtete eine Ecke im Stall für die Gäste ein, natürlich war es ein Armenquartier, aber keine Katastrophe.
Die fromme Tradition hat hier ein Rankenwerk von Romantik und Sentimentalität drangehängt, womit die eigentliche Botschaft der Weihnachtsgeschichte eher übermalt wurde. So wurde Weihnachten viel zu sehr zu einem bürgerlichen Wohlfühlfest und natürlich zu einem riesigen Geschäft. Keinem Geschäftsmann sei der Erfolg missgönnt, doch wie schade, wenn der eigentliche Sinn des Festes nur noch die hübsche Verpackung ist, die bereits drei Tage nach dem Fest entsorgt wird.
Ein Akt der römischen Steuerpolitik, die Geburt eines Kindes, ein Notquartier, das ist alles total normal und auch heute noch gut bekannt, auch im eigenen Land. Was aber macht Weihnachten zum großen Fest der Christenheit und für alle Menschen, die sich für diese Nachricht geöffnet haben und nun von ganzem Herzen die wunderbaren Weihnachtschoräle in den Weihnachtsgottesdiensten mitsingen? Jeder kann jederzeit einsteigen in dieses frohe Ereignis.

Die Liebe zeigt ihre Macht
Gott ist Mensch geworden. In der Gestalt des Kindes Jesus. Gott in Windeln? Ja, er ist ganz klein und zart und hautnah zu uns gekommen. Von ganz oben nach ganz unten. Der heruntergekommene Gott, das ist der Inhalt der Engelbotschaft, wie sie der Evangelist Lukas berichtet:
„Fürchtet euch nicht! Denn siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird, denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.“
Nun endlich kommt es laut und unüberhörbar heraus, was im Stall in Bethlehem geschehen ist. Für jene Zeit stecken starke Worte in dieser Botschaft, sie sind durchaus politisch. „Weltpolitisch“ könnte man sagen, universal und global. Der in Tücher gewickelte Jesus – Pampers gab es noch nicht - wird in der Weihnachts-Botschaft „Heiland“ und „Herr“ genannt. Beides waren in der griechischen Sprache Titel, die Kaiser Augustus für sich in Anspruch nahm und mit denen er sich feiern und sogar göttlich verehren ließ. Ein Baby namens Jesus tritt in Konkurrenz zum Weltherrscher Augustus in Rom. Wer hier genau hinhört, mag eine Ahnung von der „Macht der Liebe“ bekommen, die sich in Jesus zeigt.

Die ersten Zeugen: Außenseiter
Die Hirten, diese harten Kerle, waren im Licht des Engels und seiner Worte vor Schreck zu Boden gestürzt. Aber dann standen sie wieder auf, hatten große Freude in ihren Herzen und rannten, um die Gute Nachricht weiter zu sagen. Maria und Josef erfuhren erst durch die Hirten, was bei ihnen im Stall geschehen war.
Wieder einmal typisch für das christliche Evangelium. Die Hirten hatten kein juristisches Recht, als Zeugen vor einem Gericht aufzutreten, so verachtet waren sie. Und gerade diese religiös und gesellschaftlich verachteten Männer werden die ersten Zeugen der Geburt des Gottessohnes. So wie es die Frauen zu Ostern waren, auch sie hatten kein Zeugenrecht vor Gericht. Und sie wurden zu den ersten Evangelistinnen der Osterbotschaft.

Eine Skandalreligion?
Der Glaube der Christen ist schon eine verrückte „Religion“, wenn es überhaupt eine ist. Vielleicht das Christentum in seiner geschichtlich gewordenen Form. doch nicht der Glaube an Jesus, dem Christus Gottes. Der passt nicht in die Kategorie „Religion“, er überwindet die Grenzen der Religionen. In Rom wurden die Christen zu gewissen Zeiten angeklagt, weil sie keine solide Religion hatten, denn wer kann es für religiös vernünftig halten, dass Gott sich in einem Kind bekannt macht, dem so große Titel zugeeignet sind und sich uns in der Gestalt eines Gekreuzigten bekannt macht. Wer zu dieser Skandalreligion gehörte, wurde verachtet und oft zum Tode verurteilt. „Krippe und Kreuz sind aus demselben Holz geschnitzt“, gut gesagt, so hörte man es schon oft.

Eine Friedensbotschaft
Nun erst haben Maria und Josef erfahren, was da abgelaufen war über den Hirten und den Herden auf den Feldern von Bethlehem. Das ist etwas völlig anderes als die Christkind–Romantik der deutschen Weihnacht. Das ist total anders, als der Kassenknaller Weihnachtsgeschäft. „Süßer die (Kassen)-Glocken nie klingen wie in der Weihnachtszeit.“
Jedem sei alles Schöne und seelisch Erfreuliche der Weihnachtszeit gegönnt. Vor allem auch den Kindern. Doch die Botschaft ist wichtig, die begeisternd schöne Wahrheit von der Liebe Gottes zu allen Menschen und dem Frieden, den Gott uns schenkt. Friede mit Gott ganz persönlich. Der Friede Gottes zwischen den Menschen. Der Friede, der Menschen zu Friedensmenschen macht. „Selig sind die Frieden stiften, denn sie werden Kinder Gottes heißen.“ Das sagt der Mann Jesus später in der Bergpredigt. Diese Botschaft darf doch nicht verramscht werden.
Das Christkind lebt. Das Christuskind ist unter uns. Nicht nur auf dem Plakat, nicht nur in den Liedern. Er lebt wirklich – Jesus Christus, der Herr (Kyrios). Das Christuskind lebt. Mit dem vollen Inhalt des Evangeliums, wie es jeder im Evangelium lesen kann.

Karfreitag nach Johannes Hansen

Psalm unter dem Kreuz

Du warst ganz allein,
alle hatten dich verlassen,
auch nicht einer blieb dir treu.
So hingst du am Kreuz
und klagtest laut hoch über allen:
"Mein Gott, warum hast du mich verlassen?”
Doch du warst dort nicht allein,
zwei Verbrecher henkte man mit dir.
Besonders schmähen wollte man dich so.
Alle lachten über dich,
Priester und der Pöbel Arm in Arm,
und die Henker würfelten um deinen Rock.
Alle Schuld zogst du auf dich,
alle Blitze schlugen in dich ein.
Unsre bösen Taten waren auch dabei.
Meine Arbeit ist getan, sprachst du.
Deine sterbend ausgestreckten Arme
ziehen uns zurück zu unserm Gott.
Vergib ihnen, hieß dein Gebet für uns.
Sie wissen doch nicht, was sie tun.
Bis heute sprichst du deine Mörder frei.
Nun kommen sie zu deinem Kreuz gelaufen,
von weit her, immer mehr, immer mehr...
Sie weinen vor Glück und sagen dir Dank.

aus: Johannes Hansen, Dein Gast auf dieser Erde, Psalmen für schöne und schwere Tage, Kawohl-Verlag


Genau dazu Johannes Hansen: Der Skandal des Kreuzestodes Jesu



Ostern nach Johannes Hansen (vgl. hier)
Der Gekreuzigte lebt.
Große Aufregung schon früh am Ostermorgen. Frauen eilen zum Grab, um „hinzugehen ihn zu salben.“ Was die Pietät und Liebe zu einem Gestorbenen forderte. Also etwas durchaus Bekanntes und eigentlich auch irdisch Gewöhnliches. Sie hatten schon manchen Toten nach Sitte des Landes gesalbt und in Tücher gehüllt.
Wenn auch der Tod Jesu am Kreuz alle bisherige Trauer ihres Lebens weit überschritt. Jesus ist tot, Jesus ist tot, so ging es von Mund zu Mund in Jerusalem. Viele verzagte Menschen waren erschrocken, denn er hatte sich immer auf ihre Seite gestellt. Unbekümmert durchbrach er die Grenzen zwischen arm und reich, fromm und unfromm, moralisch und unmoralisch. Doch nun war Jesus – die Hoffnung der Armen und Verachteten – tot. Furchtbar hingerichtet, schlimmer ging es nicht.
Als die Frauen sich Sorgen machten, wer wohl den schweren Stein vom Grab wegrollen könnte, da sahen sie nach einer kurzen weiteren Wegstrecke, dass der Stein bereits weggerollt war. Und als sie ins Grab gehen wollten, sagte ihnen ein Jüngling, der mit einem langen weißen Gewand gekleidet war: „Seid nicht so entsetzt! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier. Siehe da, die Stätte, wo sie ihn hinlegten. Geht aber hin und sagt seinen Jüngern und Petrus, dass er vor euch hingehen wird nach Galiläa; dort werdet ihr ihn sehen, wie er euch gesagt hat.“
Der Gekreuzigte lebt. Das war die Botschaft des Botschafters Gottes, des Engels. Sie geht weiter bis heute. Unaufhaltsam.
Der Evangelist Markus berichtet uns jedoch, dass die Frauen voller Entsetzen davonrannten und niemand etwas davon sagten, weil sie sich wohl selbst wie verrückt vorkamen. Gut zu verstehen. Das war zu viel für sie. Wem sollten sie das erklären, wer würde es ihnen glauben? Frauen waren ohnehin nicht als Zeugen anerkannt in jener alten Zeit. Umso mehr fürchteten sich die Frauen vor den Rückfragen der Männer. Dieser Akzent war dem Evangelisten Markus wichtig, um die Unvergleichbarkeit von Ostern zu betonen. Sieht man alle Osterberichte der Evangelien durch, wird man merken, wie wichtig die Frauen in den Ostergeschichten waren und noch sind.
Doch die Nachricht kam rasch zu den Jüngern. Wenn wir die anderen Ostergeschichten der Evangelien lesen, werden wir spüren, wie gewaltig dieser erste Ostertag bei aller Stille war.
Man redete sozusagen durcheinander, die Nachrichten überschlugen sich. Es sprach sich nicht nur so langsam von Jahr zu Jahr herum, die Auferstehung Christi war keine Erfindung von Menschen, sondern die Botschaft war wie ein Feuer, das sich ausbreitet – und nicht mehr zu löschen ist.
Doch alle Zweifler sollen es zu ihrer Entlastung wissen: Der Anfang war kein Osterjubel wie in den großen Chorälen der Kirchen, sondern der Zweifel musste erst überwunden werden. Immer wieder tauchte er auf, der Zweifel, ehe der heilige Geist den vollen Glauben schenkte und „die Jünger froh wurden, weil sie den Herrn sahen.“
Überhaupt wird der Zweifel in den Berichten stark betont. Noch einmal: wichtig für die Zweifler! Sie werden voll verstanden im Evangelium. Der "ungläubige Thomas" steht da für immer als Beispiel der Güte Gottes.
Doch warum diese Umständlichkeiten und nicht sofort volle Kanne Freude und Jubel? Begreifen wir es doch! Gerade der Zweifel der Jüngerinnen und Jünger hebt die Bedeutung der Auferstehung Jesu Christi hervor. Die Auferstehung Christi ist sozusagen unermesslich und gilt für die volle Weite unserer Welt und des ganzen Universums. Wer kann denn das auf einen Schlag begreifen!
Ostern ist Revolution. Gottes große Revolution. Keine Evolution, nicht die Weiterentwicklung des Vorhandenen, sondern die Umkehrung aller Dinge. Revolution. Alles wird auf den Kopf gestellt, nichts ist hier mit den Maßstäben unserer Erde zu beweisen oder abzuweisen. Denn die Auferstehung Jesu Christi ist ein einzigartiges, ein unvergleichbares „Ereignis“. Doch schon das Wort Ereignis reicht nicht hin und aus, um die Botschaft von der Auferstehung Christi nur entfernt zu deuten. Es stammt aus unserer irdischen Erfahrung. Hier jedoch versagen unsere naturwissenschaftlichen und historischen Vergleiche, Erfahrungen und Denkweisen.
Auch Lazarus wurde auferweckt – durch Jesus – doch er ist wieder gestorben, wie auch alle durch Jesus geheilten Menschen irgendwann gestorben sind. Sie lebten erweckt oder geheilt für den Zeitraum eines Menschenlebens weiter und der war damals sehr kurz.
Doch Jesus, der Christus Gottes, der von Gott bevollmächtige Heiland und Herr über alles, ist zu uns gekommen wie Gott selbst. Hier stottern wir einfach, unsere Sprache versagt sozusagen. Er ist nicht nur der Herr über Raum und Zeit, sondern kommt mit einer ganz neuen Wirklichkeit zu uns. Diese lässt sich nicht mehr nach Länge, mal Breite plus Zeit berechnen. Es ist die Dimension Gottes, die eingreift in die Welt des Todes, der Kriege, der Angst und Verzweiflung wie auch in das Leben von Menschen, die den Sinn ihres Lebens verloren, oder ihn noch nie fanden.
Nun beginnt wirklich ein ganz neues Leben auch auf unserer alten Erde. „Sieh, ich mache alles neu.“ Das wird einmal öffentlich werden mitten im Universum. Alle Knie werden sich beugen, so redet die Bibel – und bekennen, dass Christus der HERR über alles ist. Doch auch heute wird es wahr, dass Menschen durch den Glauben an Jesus neue Menschen werden.
„Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe Neues ist geworden.“
„Der Herr ist auferstanden; er ist wahrhaftig auferstanden.“
Johannes Hansen

Himmelfahrt nach Johannes Hansen (vgl. hier)
Jesus Christus: Seine "Himmelfahrt"
In meiner Kindheit hatte ich ein Problem mit den Predigten zur „Himmelfahrt Christi“. Wo ist er denn geblieben?, so dachte der kleine Kerl. Einfach weg, nach oben verschwunden, abgehauen für immer? Nach oben in den fernen Himmel gefahren? Jenseits der Wolken und Sterne? Und wo ist denn das, der Himmel? Und wir hocken hier auf der Erde allein und ohne ihn herum? Die Fragen eines Kindes? Auch das, aber es sind die Fragen aller, die über die Himmelfahrt nachdenken. Schon die frühe Christenheit hatte diese Fragen zu bewältigen.
Seltsam, der Englisch-Unterricht brachte mich auf eine ganz neue Spur des Denkens. Ich hatte damals noch keinen im Herzen lebendigen Glauben an Jesus Christus, der kam später, doch durch die englische Sprache wurde bei mir eine „Denksperre“ aufgehoben. Ich konnte die Himmelfahrt jedenfalls ahnend denken und das war ein wichtiger Schritt in Richtung Glaube.
In unserer deutschen Sprache haben wir leider nur das eine Wort „Himmel“. Die englische Sprache hat zwei Worte dafür. „sky“ ist der „Himmel über uns“ – der blaue Himmel, der Sternenhimmel, der Wolkenhimmel, der Himmel, aus dem der Regen fällt und von dem die Sonne scheint, der Himmel an dem die Flugzeuge fliegen.
„heaven“ ist in der englischen Sprache der „Gotteshimmel“, die „unsichtbare Welt Gottes“. Aber was sage ich da? Alle unsere Bilder und Worte reichen nicht hin, um Gottes Himmel mit Worten zu beschreiben. Unsere Begriffe platzen wie bunte Luftballons, in die man eine Nadel sticht. „Groß ist das Geheimnis“ heißt es in der Bibel und in der alten Liturgie der Kirche. Es ist keine Flucht, wenn wir vom „Geheimnis“ reden. Es ist die Anbetung Gottes und die Anerkennung der Grenzen unseres Verstandes, die es uns erlaubt, ja gebietet. „Gott sei Dank gibt es nicht, was 60 bis 80 Prozent der Zeitgenossen sich unter Gott vorstellen.“ (Karl Rahner)
In meinem kleinen Kopf ist mir inzwischen klar geworden: Gott wohnt nicht in einem „Himmel“ irgendwo, sozusagen hinter allen Sternennebeln in einem himmlischen Raum, - sondern, wo Gott ist, dort ist der Himmel. Hier kommen wir kleinen Menschen mit unserem physikalischen Alltagsdenken nicht weiter, doch auch der berühmteste Physiker nicht. Es wird kaum einer annehmen wollen, dass er mit seinem auch noch so gescheiten Kopf alles fassen kann, was es in Gottes Schöpfung und in Gottes Himmel gibt. Zur Zeit gibt es laut Nachrichtenmagazin „DER SPIEGEL“ erstaunlich viele moderne Physiker, ihre Zahl sei wachsend, die gerade wegen ihrer Wissenschaft wieder nach Gott fragen. Auch wenn sie vielleicht nicht sofort von Gott selbst reden, sondern über ein unfassbares Geheimnis staunen, das alles zusammen hält. Die „Gottesfrage“ lässt sich wohl nicht abschaffen. Manche Wissenschaftler sind darüber zu Christen geworden.
Bei einer Predigt zum Fest Christi Himmelfahrt in einer süddeutschen Gemeinde, bin ich einmal seltsam „bewaffnet“ auf die Kanzel gestiegen. In der einen Hand hielt ich eine richtig dicke Bibel und in der anderen einen Schirm, den ich mit Knopfdruck öffnen konnte. Ich sagte den Menschen in der Kirche: „Diese beiden Gegenstände haben es mit dem Wort Himmel zu tun. Ich drückte auf den Knopf des Schirms, der sich erfreulich knallend öffnete. Einige ältere Damen erschraken sehr, so etwas auf der Kanzel war ihnen neu. Und ich sprach über den „sky“. Dann nahm ich die Bibel und las die kurze Himmelfahrtsgeschichte aus dem Lukasevangelium vor und predigte vom „heaven“ und der Himmelfahrt Christi.
Ich erzählte den Zuhörern, dass der Auferstandene nach Ostern laut der Evangelienberichte seinen Jüngern mehrfach „erschienen“ ist. Zum Beispiel bei einer Wanderung von zwei seiner Freunde nach Emmaus. Plötzlich war er zwischen ihnen und „legte ihnen das Wort Gottes aus“. Danach aß und trank er mit ihnen und sie erkannten ihn - „und er verschwand vor ihnen.“ Zum Abschluss dieser besonderen Zeit führte er seine Jünger auf den Ölberg. Dort erhob er seine Hände, segnete die Jünger und während er das tat, „schied er von ihnen“ und „wurde in den Himmel hinauf getragen.“ Er war tatsächlich aus der Welt des Sichtbaren verschwunden und zum „Vater im Himmel“ gegangen.
Die so wunderbar gesegneten Männer „kehrten mit großer Freude nach Jerusalem zurück.“ Nun begann bald die „Weltmission“, die bis in diesen Augenblick weitergeht. Alle Menschen aller Völker sollen es erfahren, auch jeder von uns, das es nun Wirklichkeit ist. Was Jesus am Kreuz für uns und die ganze Welt erlitten hat und was zu Ostern durch die Auferweckung Christi bestätigt ist, das gilt nun weltübergreifend für die ganze Erde und alle Menschen, die auf ihr lebten, leben und noch leben werden. Und am Horizont erscheint schon das Morgenlicht der neuen Erde und des neuen Himmels. „Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe ich mache alles neu.“
So steht es in der Offenbarung des Johannes, dem geheimnisvollen letzten Buch der Bibel. Jesus, der Christus verteilt sozusagen die Liebe Gottes, die Vergebung der Sünden, den Trost seines Heils und seine Aufträge an alle Menschen, die sich mit ihren Herzen und Köpfen dem Wort Jesu Christi öffnen und für ihn leben.
Himmelfahrt ist nicht der „Vatertag“ biertrinkender Männer, die mit dem Bierfass auf dem Bollerwagen brüllend durch die Landschaft ziehen. Es ist der Freudentag für alle, die Jesus als ihren Heiland und Herrn entdeckt haben. Nichts gegen ein Glas Bier – wenn man nicht alkoholkrank ist – doch wir sind viel reicher als wir ahnen. Auch die Biertrinker am Himmelfahrtstag dürfen das begreifen. Wenn sie wieder nüchtern sind.
Johannes Hansen

Pfingsten nach Johannes Hansen (vgl. hier)
Pfingsten heißt: Es geht weiter!
Es herrscht Flaute in der Kieler Förde. Obwohl die „Kieler Woche“, dieser weltbekannte Segelwettbewerb, schon eröffnet wurde. Die Schiffe dümpeln im Bootshafen vor sich hin. Die Segler unterhalten sich auf den Bootsstegen mit Freunden aus der ganzen Welt. Hier und da wird eine Runde Skat gespielt. Man hört aufmerksam auf die Wetterberichte und schaut nach den Wolken. Und wartet und wartet. Nichts rührt sich, alles bleibt unbewegt. Auch die Stander oben an den Mastspitzen hängen schlaff herunter. So vergeht der erste Tag.
Dann aber kommt über Nacht Wind auf, ein starker Wind, die Boote ächzen und stöhnen, als wollten sie selbst hinaus in die „Kieler Förde.“ Und bald geht’s los, eine Regatta nach der anderen wird gestartet. Die Segel blähen sich im Wind, die Gischt spritzt über die Boote, die Segler nutzen mit ihrer Erfahrung die Energien des Windes, nicht nur um anzukommen, sondern möglichst als Sieger über die Ziellinie zu fahren.

Geist heißt Wind.
Das Segeln scheint mir ein gutes Bild für die Erfahrung des heiligen Geistes zu sein. „Pneuma“ heißt in der griechischen Ursprache des Neuen Testamentes „Geist“ und bedeutet Atem , Hauch und Wind. So wie der Wind in die Segel fährt und die Boote treibt, so will der Geist Gottes in unser müdes Leben fahren. „Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder“ - schreibt der Apostel Paulus an die Gemeinde in Rom.
Er schrieb diesen Brief etwa im Frühjahr des Jahres 56 n. Chr. im Hause des Gaius in Korinth. Er kannte die Christen und die Gemeinde in Rom noch nicht persönlich, doch er hatte viel über sie erfahren. Was er ihnen über den Geist Gottes schrieb, gilt für jeden und für alle Zeiten.
Auch wer sich schon länger als Christ bekennt, weiß von Flauten im Glauben.
Vielleicht dümpelt das ganze Leben vor sich hin. Die Luft ist raus. Wie bei einem Autoreifen ohne Luftdruck. „Pneus“ nannte man früher die Autoreifen. Wieder ist das griechische Wort „pneuma“ im Hintergrund. Nun mag ich den Geist Jesu Christi nicht gerne mit Autoreifen in Verbindung bringen, doch wir kennen die Redewendung, dass etwas nicht mehr „rund läuft“. Das kann der Mangel an Geist Gottes sein.
Die Erinnerung an das erste Pfingstfest damals in Jerusalem kann die Sehnsucht nach dem Geist Gottes in uns wieder wach machen. Wer diese Sehnsucht kennt, ist schon ganz nahe bei der Wahrheit und der Erfahrung des heiligen Geistes. Wenn jemand um den Geist bittet, erhört ihn Gott besonders gerne und schnell. So hat einer der Glaubensväter gesagt. „Wie viel mehr wird er den heiligen Geist geben, denen, die ihn bitten.“ So hat es Jesus gesagt.

Geist heißt Kraft.
Er bringt unser Leben in Fahrt. Nein, er hetzt uns nicht, er macht uns nicht zu verrückten Schwärmern, die dauernd etwas Besonderes brauchen. Aber er treibt uns nach vorne. Ich bekomme wieder Freude am Evangelium. Ich gehe gerne mit anderen Christen um. Ich „oute“ mich als Christ, mein Leben wird interessanter, weil ich mich bewusst an Jesus orientiere. Der Satz : „Was würde Jesus dazu sagen?“ – war mir immer etwas zu moralinsauer, doch : „Was würde Jesus jetzt tun?“ – diese Frage macht uns zu nachdenkenden Menschen.
Der heilige Geist ist nicht mit dem menschlichen Geist zu verwechseln, doch er ist ein Freund des Menschengeistes, darum möchte er ihn so gerne von seinen Krankheiten heilen. Von der Arroganz des Oberschlauen. Von der Meinung, für alles die nötige eigene Kraft zu haben. Von der Selbstgerechtigkeit eines Menschen, der widerlich von sich selbst überzeugt ist und keine Hilfe von Gott braucht. Und er will uns dankbar machen dafür, dass Gott selbst mit seinem guten heiligen Geist in unser Leben einkehrt und uns zu seinem Tempel macht. So steht es in der Bibel.
Wer den Geist Christi in sein Herz, also in die Befehlszentrale und in seinen Verstand, also in das Organisationszentrum einlässt, der kann überraschende Erfahrungen mit sich und dem Leben machen.

Geist heißt Gewissheit.
Man kann den Kopf voller kluger und sogar frommer Gedanken haben und ein Gefühlsbolzen in Sachen Religion sein. Und doch ist man des Glaubens nicht froh. Ich kann sogar ein Theologe und Pfarrer und sonst was Kirchliches sein und doch bleibt in mir eine tiefe Gottesentfremdung. Ich sage im Herzen „Sie“ zu Gott, nicht „Du“. Die Beziehung zu Gott ist gestört, oder es gab sie noch nie in der Tiefe meines Lebens. Ich habe Menschen getroffen, die darunter sehr gelitten haben. Ihr Glaube sei nur Theorie, eine Akte im Schrank, ein Haufen Papier.
Das innerste Geheimnis der Gottesbeziehung ist die Kindschaft. „Und wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, könnt ihr Gott nicht verstehen.“ So hat Jesus einmal gesagt. Es ist tatsächlich so, dass Pfingsten ein Geburtsfest ist. Das Geburtsfest der Kirche, sagen wir lieber, der Gemeinde Jesu Christi. Doch auch das Geburtsfest der Kinder Gottes. Die Kirche und Gemeinde der Christen wird geboren, doch auch ein einzelner Mensch. Wenn jemand zu Gott kommt und um den Geist Gottes bittet, wird ihm die „neue Geburt“ geschenkt.
Der heilige Geist kehrt bei einem Menschen ein und spricht ihm tief im Herzen die Gewissheit zu, dass er Gottes Kind ist. Mancher mag diese Bezeichnung für sentimental halten. Dann hat er null Ahnung von der Schönheit des christlichen Glaubens. „Kind Gottes“ ist ein Ehrenname, der mir Gänsehaut verursacht, immer noch. Er gilt für Leute, denen der Abschluss der Hauptschule noch so eben gelang und genau so für einen Physikprofessor, der Sachen weiß, die ich nicht einmal im Ansatz verstehe. Ich kenne so einen klugen Mann. Er ist unsagbar froh, dass er ein „Kind Gottes“ ist. Ein preisgekrönter Forscher ist er außerdem. Doch er würde niemals diesen ihm von Gott geschenkten Namen „Kind Gottes“ für seinen Professorentitel eintauschen.
Lasst uns die Boote losmachen, die Segel in den Wind stellen, hinausfahren auf das offene Meer und so das uns zugedachte Leben entdecken, dass mehr ist als Langeweile und Frust, sondern wirklich LEBEN.
Johannes Hansen

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