Ein Leben für die Philosophie
Familiengeschichtliche Forschungen von Dr. phil. Alfred Meyer und Dr. med. Helga Meyer, geb. Pfänder (Mit weiteren Zusätzen – zuletzt am
16.3.2005) |
Fortsetzung dieser
familiengeschichtlichen Forschungen auf einer Pfänder-Extraseite Januar/Februar 2005
hier:
Prof. Josef
Seifert (Liechtenstein) – Philosophischer Vortrag am 28.1.2005 über Alexander
Pfänders Verständnis der Seele und des Seelischen im Märkischen Gymnasium
Iserlohn zur 135. Wiederkehr des Geburtstages von Alexander Pfänder (viele Fotos
aus der Aula des Gymnasiums und vom Empfang im Hotel "Vier Jahreszeiten) – dazu
gibt es jetzt auch eine Tonbildschau zum Tage (diese Dias und den Ton bekommen
Sie separat
HIER)
NEU:
zur
Einweihung des
Alexander-Pfänder-Weges in Iserlohn
Pfänder
und der Nationalsozialismus
Die
Münchener Phänomenologie nach Pfänders Tod
Quellen-
und Literaturverzeichnis
(In der
nachfolgend vorgestellten Pfänder-Schrift der Drs. Alfred und Helga Meyer
liegen besondere Schwerpunkt bei Pfänders Herkunft aus Iserlohn und bei
Biographisch-Familiengeschichtlichem. Für diese Webseite wurde aus
theologischer Sicht zusätzlich besonderer Wert auf Pfänder und Geiger als
philosophische Lehrer von Prof. Wolfgang Trillhaas gelegt. FG)
Am 18. März 2001 war der 60. Todestag des
Philosophie-Professors Dr. Alexander Pfänder, der aus unserer Nachbarstadt
Iserlohn stammte. Aus diesem Anlass berichteten wir am 4. April 2001 über sein
Leben und Wirken im Rahmen einer Veranstaltung des Bürger- und Heimatvereins
Hemer e.V., die im Felsenmeer-Museum stattfand und mit einer kleinen
Ausstellung verbunden war. Nach unserem Vortrag, der auf
familiengeschichtlichen Forschungen beruhte und von mehr als 80 Personen
besucht wurde, baten uns Verwandte, Freunde und Bekannte, die Ergebnisse
unserer Recherchen über Alexander Pfänder in einer Druckschrift zu
veröffentlichen. Diesem Wunsch kommen wir mit der vorliegenden Studie gern
nach, zumal wir inzwischen über Alexander Pfänder noch weitere wichtige
Erkenntnisse gewinnen konnten, die von allgemeinem Interesse sein dürften.
Unser Anliegen ist es, Alexander Pfänder in seiner
westfälischen Heimat näher bekannt zu machen. Offenbar wissen nämlich nur sehr
wenige Heimatfreunde, dass er einer der angesehensten Phänomenologen war und in
enger Verbindung zu vielen bedeutenden Persönlichkeiten seiner Zeit stand, z.B.
zu den großen deutschen Philosophen Theodor Lipps, Edmund Husserl, Max Scheler,
Martin Heidegger sowie der 1998 heilig gesprochenen Philosophin Edith Stein
[Zusatz FG: vgl. zu Edith Stein als Philosophin HIER], zu den Leipziger Psychologen Wilhelm Wundt
und Wilhelm Wirth, zu dem Schweizer Psychiater Ludwig Binswanger, einem der
besten Freunde von Sigmund Freud, zu dem evangelischen Theologen Wolfgang
Trillhaas, zu Kurt Huber, dem „Kopf“ der studentischen Widerstandsbewegung
gegen den Nationalsozialismus „Weiße Rose“, und auch zu dem großen Hemeraner
Kunsthistoriker und Nervenarzt Hans Prinzhorn.
Wir selbst wussten bis zum Sommer vorigen Jahres auch
nur Weniges über Alexander Pfänder, und das war folgendes:
Die Verfasserin fand im Nachlass ihrer Eltern ein
vergrößertes Porträtfoto mit dem Untertitel: Universitätsprofessor Dr.
Alexander Pfänder, Philosoph in München, geb. 7.2.1870 in Iserlohn, gestorben
18.3.1941 in München. Auf der Rückseite dieses Bildes stand eine gut lesbare
Widmung mit folgendem Wortlaut:
Universitätsprofessor Dr. Alexander Pfänder, München, Loristraße 6, zur
Erinnerung für Herrn und Frau Dr. Amtsgerichtsrat Pfänder in Wetter-Ruhr mit
herzlichen Grüßen. Das Foto zeigte einen
Mann im fortgeschrittenen Alter, mit großer Denkerstirn, Brille und einer
markanten Nase. Flott wirkte sein Oberlippenbärtchen
und die Fliege, die er trug.
Zusätzlich enthielt dieser Nachlass drei philosophische
Werke von Alexander Pfänder:
1. die „Logik“ aus dem Jahre 1921 mit der Widmung: „Herrn J. Daubert vom
Verfasser“,
2. „Die Seele des Menschen“ aus dem Jahre 1933 und
3. die „Philosophie der Lebensziele“
aus dem Jahre 1948, herausgegeben aus dem Nachlass von Wolfgang
Trillhaas.
Über die
Herkunft des Bildes gaben uns die Lebenserinnerungen von der Mutter der
Verfasserin Aufschluss. Dort hieß es: „Als ich beim Blättern im
Konversationslexikon auf den Professor Alexander Pfänder stieß, der in München
als Philosoph noch lebte, nahmen wir zwecks Familienforschung Verbindung mit
ihm auf und erfuhren von ihm allerlei Interessantes. Er stammte aus
Iserlohn, schickte uns seinen
Stammbaum und war ein Vetter 2. Grades
von Ludwig (d. h. dem Vater der Verfasserin). Auf einer Fahrt nach
Berchtesgaden machten wir im Sommer 1940 in München Station und besuchten
unseren Verwandten, den Professor Pfänder. Er war Witwer, kinderlos und schwer
herzleidend. Seine Haushälterin erzählte uns an der Tür, dass er sich schon
seit Wochen auf den Besuch seiner Verwandten aus Westfalen gefreut habe. Er
erzählte von seinen Reisen nach Paris und Italien. Neben sich hatte er sein
bedeutendstes Werk ‚Die Seele des Menschen’ liegen mit vielen herausragenden
Zetteln. Er las jeden Tag darin. Es sollte überarbeitet werden. Ungern trennten
wir uns von ihm, denn er war ein einsamer Mensch. Zu Weinachten schickte er uns
sein vergrößertes Foto mit einer Widmung. Im darauffolgenden Jahr erhielten wir
seine Todesanzeige.“
Dem Verfasser begegnete der Name Alexander Pfänder
erstmals 1949 zu Beginn seines Studiums in einem philosophischen Seminar der
Universität Münster, in dem die „Logik“ des Phänomenologen Alexander Pfänder
als wichtige Lektüre empfohlen wurde. Während seiner Freiburger
Studienzeit lernte er dann die
Philosophieprofessoren Martin Heidegger und Eugen Fink näher kennen, die beide
als langjährige Assistenten Edmund Husserls von der Phänomenologie geprägt
waren. Damals ahnte er noch nicht, dass
er sich später noch einmal intensiver
mit Alexander Pfänder und der Phänomenologie befassen würde.
Als wir im Sommer 2000 einen Internetanschluss
erhielten, starteten wir beiläufig eine
Suchaktion nach Alexander Pfänder. Zu unserer Überraschung erhielten wir viele
Informationen über ihn und darüber hinaus noch zwei Bilder. Als wir dann
außerdem noch auf dem Stadtplan von München beim Aufsuchen der Loristraße, in
der er zuletzt gewohnt hatte, in der Nähe eine Pfänderstraße entdeckten,
verschlug es uns beinahe die Sprache. Wir fassten daraufhin den Entschluss, im
Rahmen unserer familiengeschichtlichen Forschungen den Spuren nachzugehen, die
das Leben und Wirken Alexander Pfänders hinterlassen haben.
Nach gründlicher Vorbereitung unternahmen wir mehrere
Reisen, und zwar nach Berlin, München, Konstanz, Kreuzlingen (Schweiz) und in
das Fürstentum Liechtenstein. Mehrmals recherchierten wir in der
Staatsbibliothek in Berlin. In München
besuchten wir das Universitätsarchiv, die Bayerische Staatsbibliothek mit deren
Handschriftenabteilung, das Stadtarchiv, die Leopoldstraße, die Loristraße, die
Pfänderstraße und die Grabstätte von Alexander Pfänder. Von Konstanz aus
besuchten das „Zentrum für Psychiatrie Reichenau“, die frühere „Heil- und
Pflegeanstalt bei Konstanz am Bodensee“, und den Gebäudekomplex der ehemaligen
„Privatklinik Bellevue“ in Kreuzlingen. Außerdem sahen wir uns in Konstanz das
Insel-Hotel an. Im Fürstentum Liechtenstein
war unser Ziel die „Internationale Akademie für Philosophie“, Campus
Gaflei, in Triesenberg/Vaduz.
Wir befragten einige Nichten und Neffen von Alexander
Pfänder als Zeitzeugen, die in Iserlohn, Köln, München und Teisendorf leben,
sprachen mit mehreren Wissenschaftlern, korrespondierten mit verschiedenen
Archiven und nahmen außerdem den Recherchendienst der „Stattreisen München“ und
der „Süddeutschen Zeitung“ in Anspruch. Wertvolle Informationen erhielten wir
auch im Stadtarchiv Iserlohn, im dortigen evangelischen Kirchenarchiv und von
mehreren Heimatfreunden, so dass wir nunmehr über das Leben und Wirken
Alexander Pfänders ausführlich berichten können.
Carl Wilhelm Alexander Pfänder wurde am 7. Februar
1870 in Iserlohn geboren und drei Wochen später gemäß dem Glauben seines Vaters
Carl Pfänder evangelisch-reformiert getauft, während seine Mutter Julie
Pfänder, geb. Allehoff, katholisch war. Aus dem ältesten Adressbuch der Stadt
Iserlohn von 1866 geht hervor, dass Carl Pfänder bei seinen Eltern Hohler Weg
510 wohnte und Julie Allehoff bei ihren Eltern in der Nachbarschaft, Neue
Straße 530. Beide Familien besaßen dort ein eigenes Haus. Im zweiten Adressbuch
von Iserlohn aus dem Jahre 1874 ist als Wohnsitz der Familie Carl Pfänder die
Nordstraße 1166 angegeben.1 Da kein
Adressbuch von 1870, dem Geburtsjahr Alexander Pfänders, vorhanden ist, konnte
sein Geburtshaus bisher nicht ermittelt werden. Alexanders Vater Carl Pfänder
war Bauunternehmer und errichtete gemeinsam mit seinem Kompagnon Wilhelm
Vahrenkamp mehrere inzwischen nicht mehr vorhandene Gebäude.2 In enger Zusammenarbeit mit dem Berliner
Architekten Eduard Titz, dem bekannten Schinkel-Schüler, erbauten sie z.B.
eines der imposantesten Iserlohner Häuser, die Villa Bellevue an der
Stennerstraße, in der später bis zum Abriss in den 60er Jahren das
Mädchengymnasium untergebracht war.
Bereits 1875, im Alter von nur 29 Jahren, verstarb
der Vater von Alexander Pfänder. Mit dem 5jährigen Sohn Alexander und ihrer ein
Jahr jüngeren Tochter Berta stand die Mutter Julie Pfänder nun allein. Sie
heiratete drei Jahre später, nämlich 1878, in Iserlohn den aus Unna stammenden
Kaufmann Theodor Clarfeld, einen Witwer mit einem vierjährigen Sohn, der
ebenfalls Theodor hieß. Aus dieser Ehe gingen dann noch sechs weitere Kinder
hervor, zwei Jungen und vier Mädchen, nämlich Carl (*1879), Julie (*1880),
Johanna (*1882), Alma (*1883), Margarete (*1887) und Hans (*1890).3
Alexander Pfänder wuchs zusammen mit
seinen jüngeren Geschwistern in Iserlohn, Kluse 21, auf, wo sein Stiefvater
Theodor Clarfeld gemeinsam mit einem Teilhaber namens Kökler ein Exportgeschäft
in Stahl-, Messing-, Eisen- und Kurzwaren betrieb. Er besuchte in seiner
Heimatstadt die Volksschule und anschließend das Realgymnasium. Während der
Prima wurde er von dem Schulleiter, Direktor Dr. Hugo Langguth, in Mathematik
und Physik unterrichtet. Sein Klassenlehrer war Professor Ernst Danz, bei dem
er Unterricht in Französisch hatte. Der Oberlehrer Heerhaber erteilte in seiner
Klasse Unterricht in Deutsch, Latein, Geschichte und Geographie, der
ordentliche Lehrer Faber in Englisch, der ordentliche Lehrer Dr. Köster in
Religionslehre und der ordentliche Lehrer Arndt in Chemie. Die Abiturprüfung
bestand Alexander Pfänder am 15.2.1888 vor der Königlichen Prüfungskommission,
dessen Vorsitz der Königliche Kommissar Provinzial Schulrath Dr. Rothfuchs innehatte. Sein Berufswunsch
war es, Ingenieur zu werden.4
Zuerst arbeitete Pfänder neun Monate in
den verschiedenen Abteilungen der Eisenbahn-Hauptwerkstätte in Witten/Ruhr
praktisch. Zum Wintersemester 1888/89 begann er dann sein Studium an der
Technischen Hochschule in Hannover.5 Bereits
nach drei Semestern wechselte er zur Technischen Hochschule in München über. Es
erschien uns recht ungewöhnlich, dass er als neuen Studienort eine Stadt
gewählt hatte, die fast dreimal so weit von Iserlohn entfernt war wie Hannover,
und wir fanden dafür zunächst keine plausible Erklärung. Erst als wir unsere
Recherchen auf seinen Freundeskreis ausdehnten, stellten wir fest, dass sein
bester Iserlohner Freund Emil Welcke 1890 das Abitur am dortigen Realgymnasium
bestanden hatte und anschließend ein Universitätsstudium aufnehmen wollte.
Beide beabsichtigten offensichtlich, die folgende Studienzeit gemeinsam an einem
Ort zu verbringen. München kam dafür in Betracht, weil es dort sowohl eine
Universität als auch eine Technische Hochschule gab. Hier waren sie wieder wie
in Iserlohn zusammen. Ihre Studiengänge verliefen jedoch in unterschiedlichen
Bahnen.
Zu Emil Welcke möchten wir folgendes
bemerken: Er wurde in Iserlohn am 19.4.1870 geboren, und zwar als Sohn des
Ziegeleibesitzers Dietrich Welcke und dessen Ehefrau Wilhelmine, geb. Nordhaus.
Zunächst studierte er fünf Semester Chemie, dann Medizin und promovierte 1896
mit einer Arbeit „Über die Nerven der Schilddrüse“ zum Dr. med. 1897 legte er das Staatsexamen ab. Seine
Assistentenzeit verbrachte er in Berlin, davon ein Jahr bei Geheimrat Prof. Dr. Bergmann an der Königlich
Chirurgischen Universitätsklinik. Anschließend praktizierte er zwei Jahre in
seiner Heimatstadt Iserlohn. „Im November 1903“, schrieb er in seinem
Lebenslauf, „hielt es mich dort nicht länger, es zog mich nach den Stätten, wo
Wissenschaft und Kunst gemacht und gepflegt wird, und ich siedelte nach München
über. Hier praktiziere ich seitdem und studiere neben meinem Beruf
Psychologie.“
Im Februar 1906 schloss Emil Welcke sein
Psychologiestudium mit einer Doktorarbeit über „Untersuchungen zur
Konsonanzfrage“ ab. Im Rigorosum prüften ihn drei der bekanntesten Professoren
ihrer Zeit, und zwar im Hauptfach Philosophie Theodor Lipps, im ersten
Nebenfach Physik Wilhelm Conrad Röntgen, der Entdecker der nach ihm benannten
Strahlen, dem 1901 als erstem der
Nobelpreis für Physik verliehen worden war, und im zweiten Nebenfach
Psychiatrie Hofrat Emil Kraepelin.
1913 emigrierte Emil Welcke nach
Südamerika, zunächst nach Chile, dann nach Brasilien.6
Beide Iserlohner Freunde blieben auch weiterhin in Verbindung. 1932 hatte
Alexander Pfänder in der Liste der Personen, die bei seinem Tode benachrichtigt
werden sollten, an erster Stelle Dr. Emil Welcke, Chirurg, Rio de Janeiro,
Brasilien angeführt.7
Pfänder blieb bis 1892 an der Technischen
Hochschule in München. Dann wechselte er zur Universität über und studierte
dort Mathematik, Physik und Philosophie, zu der auch die als Fach noch nicht
selbständige Psychologie gehörte. Im SS 1893 besuchte er eine Vorlesung über
„Metaphysik und Teleologie“ von Carl Stumpf, einem Schüler von Franz Brentano.
Danach wandte er sich insbesondere Theodor Lipps zu.
Theodor Lipps, geb. 1851, studierte
bereits mit 16 Jahren Theologie, danach
Philosophie und Naturwissenschaften. Nach der Promotion und Habilitation
in Bonn erhielt er dort 1884 eine Professur. 1890 folgte er einem Ruf nach
Breslau und 1894 nach München, wo er das Psychologische Institut gründete. 1899
wurde er ordentliches Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.
Seine Hauptwerke waren „Grundzüge der Logik“ (1893), „Raumästhetik und
geometrisch-optische Täuschungen“ (2 Bde. 1893-97), „Vom Fühlen, Wollen und
Denken“ (1902), „Leitfaden der Psychologie“(1903) und „Ästhetik“ (2 Bde.
1903-1906). Theodor Lipps verstand die Psychologie als erkenntnistheoretische
Grunddisziplin. Deshalb machte man ihm zeitweilig den Vorwurf des
Psychologismus.
Pfänder wurde der Lieblingsschüler von
Theodor Lipps und promovierte 1897 bei ihm mit der Bestnote „summa cum laude“.
Das Thema seiner Dissertation lautete: „Wille und Willensgefühl“. Neben
Philosophie als Hauptfach waren Mathematik und Physik seine Prüfungsfächer.8
Während seiner Studienzeit an der
Universität in München lernte Pfänder den Kommilitonen Wilhelm Wirth kennen,
der im WS 1894/95 nach München gekommen war, um bei Theodor Lipps Philosophie
und Psychologie zu studieren. Sie verbrachten ihre Zeit gemeinsam im Lesesaal
des Seminars, unternahmen Wanderungen in die schöne Umgebung von München und
diskutierten dabei aktuelle philosophische Probleme. Zwischen beiden
entwickelte sich eine lebenslange Freundschaft. Auch Wilhelm Wirth promovierte
1897 bei Theodor Lipps mit der Bestnote „summa cum laude“, und zwar schon kurz
vor der Vollendung seines 21. Lebensjahres.
Auf Anraten seines Doktorvaters wechselte
Wilhelm Wirth zum SS 1898 zu Wilhelm Wundt nach Leipzig über, um sich dort der
experimentellen Psychologie zuzuwenden. Die Korrespondenz, die sich dann in den
Jahren 1898 und 1899 zwischen Pfänder in München und Wilhelm Wirth in Leipzig
ergab, umfasste einige hundert eng beschriebene Blätter. Wilhelm Wirth
habilitierte sich 1900 in Leipzig, wurde 1908 a.o. Professor und Mitdirektor
des Instituts von Wilhelm Wundt sowie 1917 Direktor des neu errichteten
psychologischen Seminars, das er bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1944
leitete. In seiner Autobiographie
gedenkt er Pfänders in großer Dankbarkeit. Er nennt ihn an mehreren
Stellen “my friend Alexander Pfänder“.9
Ebenso wie Emil Welcke stand auch Wilhelm Wirth in der Liste derjenigen
Personen, die beim Tod von Alexander Pfänder benachrichtigt werden sollten.
Nach dem Doktor-Examen beschloss Pfänder,
die Universitätslaufbahn einzuschlagen und sich bei seinem Doktorvater Theodor
Lipps zu habilitieren. Er lernte Griechisch und verfasste eine Abhandlung über
das Thema „Die psychologische Analyse der Tatsache des Wollens“, die am
9.12.1899 vom Akademischen Senat mit dem Frohschammer-Preis und einer damit
verbundenen Dotation in Höhe von 1.600 Mark ausgezeichnet wurde. Der
katholische Theologe und Philosoph Jakob Frohschammer (1821-1893) hatte der
Universität München sein Vermögen vermacht, so dass davon für mehrere Jahre ein
Forschungspreis ausgesetzt werden konnte. Pfänder legte seine preisgekrönte
Arbeit, die später sogar ins Russische und Spanische übersetzt wurde, im Jahre
1900 unter dem Titel „Phänomenologie des Wollens“ als Habilitationsschrift vor.
Da ihm als Absolvent des Iserlohner
Realgymnasiums das zur Habilitation in der I. Sektion der Philosophischen
Fakultät der Universität München vorgeschriebene Reifezeugnis eines
humanistischen Gymnasiums fehlte, musste Pfänder vor einer von der Fakultät
eingesetzten Kommission den Nachweis gleichwertiger Kenntnisse erbringen. Der
Prüfer Professor Christ legte ihm eine Reihe philosophischer und mathematischer
Ausdrücke zur sprachlichen Erklärung vor, und der andere Prüfer Professor
Müller ließ ihn zwei Texte aus dem Griechischen übersetzen: aus der „Odyssee“
und aus Xenophons „Anabasis“.
Erst nach dieser Prüfung wurde Pfänder
aufgrund seiner vorgelegten Habilitationsschrift zur Probevorlesung zugelassen.
Das ordnungsgemäß ausgeloste Thema lautete: „Das Bewusstsein und seine
Inhalte“. Theodor Lipps, der damals Dekan der philosophischen Fakultät war,
fasste in seinem Bericht an den Akademischen Rat das Urteil über die
Probevorlesung folgendermaßen zusammen: „Der Vortrag wurde vollständig frei
gehalten und hat die Fakultät nach Form und Inhalt recht befriedigt. In der
nachfolgenden Diskussion zeigte sich der Kandidat gewandt und schlagfertig. Aufgrund von allem beehrt sich
die Fakultät, die Erteilung der venia legendi für Philosophie an Herrn Dr.
Alexander Pfänder zu befürworten.“
Daraufhin beschloss der Senat mit Ausnahme
einer Stimme die Erteilung einer Dispensation von der Beibringung des
Reifezeugnisses eines humanistischen Gymnasiums und befürwortete das Habilitationsgesuch.
Ein entsprechender Antrag wurde an das K.
Bayerische Staatsministerium des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten
gerichtet, das dem Senat am 4.1.1901 folgende Antwort erteilte: „Seine
Königliche Hoheit Prinz Luitpold, des Königreichs Bayern Verweser, haben
allergnädigst zu genehmigen geruht, dass der Dr. phil. Alexander Pfänder aus
Iserlohn unter ausnahmsweiser Dispensation von dem Absolutorium eines
humanistischen Gymnasiums als Privatdozent für Philosophie in die
philosophische Fakultät der K. Universität München aufgenommen werde.“ Im
Sommersemester 1901 hielt Pfänder dann
als junger Privatdozent seine erste Vorlesungsreihe über „Einleitung in die
Philosophie“.10
Im Wintersemester 1903/04 verbrachte Pfänder einen
Studienaufenthalt an der Universität in Leipzig, um dort im Psychologischen
Institut die nötige Ausbildung in der experimentellen Psychologie zu erwerben,
was in München wegen eines fehlenden psychologischen Laboratoriums nicht
möglich war. Damals verkehrte er auch im Hause von Wilhelm Wundt, der seit 1875
ordentlicher Professor der Philosophie in Leipzig war und dort 1879 das erste
Institut für experimentelle Psychologie gegründet hatte. Die Ergebnisse der
Forschungen seines Instituts veröffentlichte Wilhelm Wundt in den Zeitschriften
„Philosophische Studien“ (1881-1902) und „Psychologische Studien“ (1905-1917).
Später wandte er sich verstärkt einer Kulturpsychologie zu, die er als
„Völkerpsychologie“ (10 Bde. 1900-1920) darstellte.
Pfänder schrieb
über Wilhelm Wundt in einem Brief
vom 25.12.1903 an den Philosophiestudenten A. Schwenninger folgendes: „Sein
Vortrag ist ganz vorzüglich, und man begreift die überragende Stellung, die er
hier einnimmt. Mit dem ‚Noli me tangere’( lat. ‚Rühr mich nicht an’) ist es
übrigens nicht so schlimm. Wundt ist ein sehr freundlicher alter Herr von
außerordentlicher Frische; eine gewisse Schüchternheit, die ihm, meiner Ansicht
nach, eigen ist, scheint man auch hier, wie so oft, als Hochmut ausgelegt zu
haben. Er interessiert sich für alles, aber er lässt Jeden seinen Weg gehen und
beschränkt sich auf gelegentliche Ratschläge in Bezug auf die Experimente.“
Besonders beeindruckt war Pfänder in Leipzig von der
Musik Bachs in der Thomaskirche. Die Stadt
selbst gefiel ihm jedoch nicht. So hieß es an anderer Stelle in dem
erwähnten Brief: „Es fehlt hier völlig der künstlerische Zug und die
großartige, mannigfaltige Umgebung Münchens. Ich bin doch lieber in München und
an der Münchener Universität als hier.“
Im Winterhalbjahr 1906/07 war
es Pfänder aufgrund eines Reisestipendiums möglich, sechs Monate für
kunstgeschichtliche Studien in Italien zu verbringen. Dort besuchte er die
Sehenswürdigkeiten vieler Städte und blieb an einigen Orten auch längere Zeit,
z. B. in Venedig zwei Wochen und in Florenz drei Wochen. Diese Reise hat ihn
bis an sein Lebensende beeindruckt. Auch eine Fahrt nach Paris im Jahre 1927
war ein Höhepunkt in seinem Leben.11
1908 wurde Pfänder in München
außerordentlicher Professor der Philosophie. Wegen einer schweren Erkrankung
von Theodor Lipps wurde er für die Zeit von 1908 bis 1913 zum stellvertretenden
Vorstand des Psychologischen Seminars bestellt, und von 1910 bis 1914 erhielt
er zusätzlich einen Lehrauftrag für Pädagogik. 1921 erfolgte seine Ernennung
zum Honorarprofessor. 1930 erhielt er im Alter von 60 Jahren ein persönliches
Ordinariat in der Philosophischen Fakultät der Universität München, I. Sektion.
Bis zu seiner Emeritierung 1935 war er dort als ordentlicher Professor tätig.
Zusammen mit seinem Freund Aloys Fischer, der in jüngeren Jahren Privatlehrer im Hause des Bildhauers Adolf
von Hildebrand gewesen war und anschließend sogar Erzieher der bayerischen
Prinzen Luitpold und Albrecht, leitete
er das Psychologische Institut.12
Während der ersten Münchener Jahre lebte Pfänder in
Schwabing, Leopoldstraße 70, als Untermieter bei Familie Dietz. Die Tochter
Anna wurde später seine Hörerin und wissenschaftliche Assistentin. In seinen
letzten Lebensjahren führte sie ihm auch den Haushalt. Pfänder hatte einen
streng geregelten Tagesablauf. Er wanderte viel und radelte abends manchmal ins
Isartal oder in die Schleißheimer Landschaft. „Abseits der Landstraße ist es
oft am schönsten“, bemerkte er wiederholt. Er liebte die Stille, wie er sie
schon als Jugendlicher in seiner Heimat, den Wäldern um Iserlohn, kennengelernt hatte. Im Herbst zog es ihn
wiederholt in die Garmischer Berge und im Frühjahr nach Südtirol.13 Während seiner Schwabinger Zeit lernte
er als junger Mann das Ehepaar Hermann Croissant und Anna Croissant-Rust kennen.
Anna Croissant–Rust war zehn Jahre älter als er und spielte als
Schriftstellerin in der dortigen Literaturszene eine bedeutende Rolle. Unter
den deutschen Dichterinnen der damaligen Zeit galt sie als ausgeprägteste
Naturalistin.14 Er war von ihren Werken
fasziniert, die nach dem Urteil des Literaturhistorikers Alfred Biese
„ihresgleichen in unserer Literaturgeschichte suchen“, und er
verehrte sie auch sehr als Frau.15
Wenn Pfänder außerhalb von München war, berichtete er
ihr in Briefen eingehend über seine Gefühlslage und die Probleme, die ihn
bewegten. Von Iserlohn aus schickte er ihr sogar einmal ein echtes
westfälisches Brot und einen Honigkuchen. Aus dieser Zeit der ersten Begegnung
mit Anna Croissant-Rust stammen auch einige Gedichte von Pfänder, z.B. „Ein
Astralgeist“ vom Januar 1893 und „Sabbatstille des Gemüts“ vom Februar 1893.
Vielleicht wirkte sich der Einfluss von Anna Croissant-Rust auch auf Pfänders
Erzählung „Ein Märchen vom Irrlicht“ aus, das nach der Jahrhundertwende
entstand und in verschlüsselter Form die Möglichkeiten und Grenzen
philosophischer Erkenntnis sichtbar werden ließ.16
Die Verbindung zu Anna Croissant-Rust blieb auch in
der Folgezeit bestehen. Pfänder hat 1932 in der Liste derjenigen, die bei
seinem Tode benachrichtigt werden sollten, Frau Direktor Anna Croissant-Rust,
Pasing, Maria-Eich-Str. 49, ausdrücklich erwähnt. Den Direktortitel führte sie,
wie es damals noch üblich war, als Ehefrau von Hermann Croissant, der von 1898
bis 1904 als Direktor bei den Städtischen Gaswerken in Ludwigshafen tätig war.17
In München begegnete Pfänder dann auch der Frau
seines Lebens, Rosa Schwenninger, geb. Schrank (* 29.3.1881), mit der er im
November 1918 die Ehe schloss. Sie stammte aus einer wohlhabenden katholischen
Münchener Familie. Ihr Vater, Josef Schrank, besaß als Baumeister ein
eigenes Unternehmen. In erster Ehe war
sie mit dem Nervenarzt Dr. Alfred Schwenninger, einem früheren Schüler und
Freund von Pfänder, verheiratet gewesen.18 Eine
ehemalige Schülerin Pfänders, Dr. Gerda Walther, von der wir später noch mehr
berichten werden, charakterisierte sie folgendermaßen: „Rosa Pfänder war eine
echte Münchenerin, schönheitsliebend, etwas künstlerisch veranlagt und nicht so
schwerblütig wie ihr westfälischer Gatte.“19
In ihrem Elternhaus Loristr. 6 bezogen Rosa und Alexander Pfänder im 4.
Obergeschoss eine ruhige, vornehm eingerichtete Dachwohnung mit freiem Blick
auf die Stadt München.
Der Gebäudekomplex Loristr. 6, der aus einem
Vorderhaus- und einem Rückgebäude, dem sogenannten Gartenhaus, bestand, war,
wie Pfänder einmal humorvoll bemerkte, „ein richtiges Familiennest“. Hier
befanden sich die Geschäftsräume des Baubüros Schrank, und hier wohnten außer
dem Ehepaar Pfänder auch noch Rosa Pfänders
Eltern, die Familien ihrer drei Brüder Max (*1891), Richard (*1896) und Hans
(*1900) sowie die Schwiegereltern ihres Bruders Max.20
Im 3. Obergeschoss der Loristraße 6 war eine weitere Wohnung an eine Freundin von
Rosa Pfänder und deren Ehemann, den Obergeometer und späteren Baurat Mayer,
vermietet. Bei dieser Familie wohnte Gerda Walther eine Zeitlang als
Untermieterin nach ihrer Promotion bei Pfänder.21
Sie wurde später wissenschaftliche
Sekretärin von Hans Prinzhorn, der aus unserem Wohnort Hemer stammte und auf
den wir später noch zu sprechen kommen.22
Das Vorderhaus und auch das Rückgebäude der Loristraße 6 wurden im Zweiten Weltkrieg
bei einem Bombenangriff auf München völlig zerstört. Heute steht auf dem Grundstück ein fünfstöckiger prachtvoller
moderner Wohnblock, der sich aber nicht mehr im Besitz der Familie Schrank
befindet, wie uns Herr Theodor Schrank, ein Neffe von Alexander Pfänder, in
München berichtete.
Das Zusammenleben Pfänders mit seiner Frau gestaltete
sich sehr harmonisch. Sie stand ihrem Mann bei allen seinen Arbeiten
verständnisvoll und hilfreich zur Seite. So stenographierte sie z. B. zeitweise
seine Vorlesungen mit und diktierte den Text nachher der Buchhalterin Fräulein
Ullmann in die Schreibmaschine.23
Die Eheleute Pfänder waren sehr gastfreundlich und
pflegten auch weiterhin freundschaftliche Verbindungen zu dem Nervenarzt Alfred
Schwenninger, der bereits zu Beginn des Jahrhunderts ein Schüler von Pfänder
gewesen war und nach der Promotion in Philosophie noch Medizin studiert hatte.
Seit 1914 war Alfred Schwenninger in zweiter Ehe mit Helene (genannt Helle)
Hahn, einer Pfarrerstochter aus Württemberg, verheiratet. Beide waren mit ihren
Töchtern Ruth (*1915) und Elisabeth
(*1918) immer willkommen bei Rosa und Alexander Pfänder.24 Alle Sorgen und Probleme, die bei dem
einen oder anderen auftraten, besprach man vertrauensvoll gemeinsam. Rosa
Pfänder übernahm sogar die Patenschaft bei der jüngsten Tochter Elisabeth
(genannt Lily), die ausgezeichnet Geige spielte und Musik studierte, während die ältere Tochter
Ruth nach dem Vorbild ihres Vaters Ärztin wurde. Beide Töchter wohnten während
ihres Studiums längere Zeit in Pfänders Wohnung. Auch Schüler Pfänders, wie z.B.
Wolfgang
Trillhaas, Herbert Spiegelberg und Gerda Walther, wurden oft eingeladen.
Eine besondere Freude bereitete es Alexander und Rosa
Pfänder, wenn Verwandte aus Westfalen zu Besuch kamen. Eine Nichte von
Alexander Pfänder, Frau Hildegard Giebe aus Iserlohn, die Tochter seiner
Schwester Johanna Isselmann, konnte uns z.B. von ihren Reisen nach München
folgendes berichten: „Die Fahrten dorthin bedeuteten für mich als junges
Mädchen immer etwas ganz Besonderes. Schon lange vorher freute ich mich auf die
gemeinsamen Tage mit Onkel Alex und Tante Rosa. Der Empfang war jedes Mal sehr
herzlich. So stand Onkel Alex am frühen Morgen am Münchener Hauptbahnhof, um
mich vom Nachtzug aus Westfalen abzuholen. Im Gästezimmer lagen dann Prospekte
über München, Postkarten, Briefmarken und Süßigkeiten für mich bereit. Tante
Rosa war während des Aufenthaltes meine
private Stadtführerin, die mir Münchens Kunstschätze sehr eindrucksvoll
nahebringen konnte. Auch ein Besuch auf dem Oktoberfest ist mir noch in bester
Erinnerung.“
Ebenso war ein weiterer Westfale ein immer gern
gesehener Gast, nämlich Hans Prinzhorn,
der 1886 in Hemer geboren wurde. Der genaue Zeitpunkt, wann sich Pfänder und Hans Prinzhorn kennengelernt
haben, konnten wir nicht feststellen. Beide hatten zwar am Iserlohner
Realgymnasium das Abitur gemacht, jedoch im Abstand von 16 Jahren, so dass sie sich von ihrer Schulzeit her nicht
kannten. Es ist sehr wahrscheinlich, dass sie sich zuerst im SS 1906 begegnet
sind, als Prinzhorn nach viersemestrigem Studium in Tübingen und Leipzig nach
München kam, um Theodor Lipps zu hören.
Da Hans Prinzhorn ebenso wie Alexander Pfänder aus
unserer engeren Heimat stammt, wollen wir auch
sein Leben und Werk kurz
betrachten:
Nach der Promotion in München mit einer
kunstgeschichtlichen Arbeit über den berühmten Baumeister Gottfried Semper
absolvierte Prinzhorn zunächst eine Gesangsausbildung in London und widmete sich dann in Freiburg dem
Medizinstudium, das er mit dem Staatsexamen und dem Dr. med. abschloss. Während
der Assistentenzeit bei seinem Doktorvater Karl Wilmanns in der Psychiatrischen
Universitätsklinik in Heidelberg trug er
eine große Sammlung von 5.000 Bildwerken psychisch Kranker zusammen. Auf dieser
Grundlage veröffentlichte er 1922 sein Buch „Die Bildnerei der Geisteskranken“,
das ihn erstmals in das Bewusstsein der Öffentlichkeit hob und später berühmt
machte. Es folgte 1925 „Die Bildnerei
der Gefangenen“, 1929 „Psychotherapie“, 1930 die Festschrift für Ludwig Klages
„Die Wissenschaft am Scheidewege von Leben und Geist“ und 1931 „Charakterkunde
der Gegenwart.“
Von Heidelberg aus führte Hans Prinzhorns weiterer
Lebensweg nach Dresden, wo er in der psychiatrischen Klinik „Weißer Hirsch“
ärztlich tätig war und mit der Ausdruckstänzerin Mary Wigmann zusammenlebte.
1924 eröffnete er in Frankfurt a. M. eine psychotherapeutische Praxis, die er
aber nur wenige Jahre betrieb. Er unternahm 1929 eine Vortragsreise in die USA,
anschließend eine Reise nach Mexiko zu Rauschgiftstudien und hielt sich dann
einige Zeit in Paris auf, wo er Texte von André Gide übersetzte. Nach dem
Scheitern seiner dritten Ehe verbrachte er die letzten Jahre seines Lebens im
Schwarzwald und später bei einer Tante in München, wo er 1933 im Alter von nur
47 Jahren nach einer Italienreise an Typhus verstarb.
Während seines rastlosen Lebens als Nervenarzt,
Psychologe, Schriftsteller und Übersetzer stand Hans Prinzhorn in
freundschaftlicher Verbindung zu vielen bedeutenden Persönlichkeiten seiner Zeit,
z. B. dem Philosophen Ludwig Klages, dem Dichter Gerhart Hauptmann, dem
Architekten Mies van der Rohe und dem Bildhauer Georg Kolbe. Er hat zwar an
keiner Universität einen Lehrstuhl erhalten, aber durch zahlreiche Schriften
und Vorträge der Wissenschaft wertvolle Impulse gegeben, die z.T. heute noch
nachwirken.25
Die Prinzhorn-Sammlung, die sich in der Obhut der
Universität Heidelberg befindet, wurde als Wanderausstellung weltweit präsentiert, und in diesem Jahr
würdigte die Universität Heidelberg die Persönlichkeit und das Werk Prinzhorns
durch die Einrichtung einer ständigen Ausstellung.
Auch in Prinzhorns Heimatstadt Hemer gedenkt man des
großen Sohnes in mannigfacher Weise: Eine Tafel an seinem Geburtshaus erinnert
an ihn. Im Felsenmeer-Museum zeigt der Bürger- und Heimatverein mehrere
Exponate über das Leben und Werk von Hans Prinzhorn, darunter eine Büste, die
Georg Kolbe geschaffen hat. Eine Straße, die Realschule und das Westfälische
Fachkrankenhaus für Psychiatrie und Psychotherapie tragen den Namen Hans
Prinzhorn.
Das Verhältnis zwischen Prinzhorn und den Eheleuten
Pfänder war sehr herzlich. Das geht insbesondere aus einem Schreiben Alexander
Pfänders an Alfred Schwenninger vom 30.10.1921 hervor, in dem es hieß: „Herr
Prinzhorn war vor einigen Tagen hier, verfehlte Rosi, traf sie aber auf der
Straße und berichtete ihr von seinem Salzburger Versuch, uns aus Karlstein
herbeizulocken.“26 In Bad
Reichenhall-Karlstein besaß die Familie Schrank nämlich ein Landhaus, in
dem sich auch Alexander und Rosa
Pfänder gelegentlich aufhielten, was
Prinzhorn bekannt war.
Besonders in kunstgeschichtlichen Fragen fand Hans
Prinzhorn in Rosa Pfänder eine lebhafte Gesprächspartnerin. Auch Alexander
Pfänder war an dieser Thematik interessiert. Man schätzte sich gegenseitig
sehr, erörterte philosophische Probleme und verkehrte auch brieflich
miteinander. Mehrfach ließ Pfänder über
Alfred Schwenninger, der Prinzhorn als ärztlichen Fachkollegen kannte, Grüße ausrichten.
Als Helle Schwenninger 1935 brieflich bei Pfänder
anfragte, ob er ihr einige Schreiben, die Hans Prinzhorn kurz vor seinem Tod an
ihn gerichtet hatte, überlassen könne, erklärte er sich dazu nicht bereit, weil
er diese Briefe für so wertvoll hielt, dass er sich nicht von ihnen trennen
wollte.27 Es ist unwahrscheinlich, dass diese
Schriftstücke Prinzhorns noch existieren, weil Pfänder in einer letztwilligen
Verfügung bestimmt hatte, dass die Briefe noch lebender Personen ungelesen
zurückgegeben und alle übrigen Schreiben –
bis auf die Briefe Husserls – vernichtet werden sollten.
Zu dem Freundes- und Bekanntenkreis von Pfänder
gehörten außer Alfred Schwenninger und Hans Prinzhorn noch weitere Nervenärzte,
z.B. die Universitätsprofessoren Emil Kraepelin (München), Karl Wilmanns
(Heidelberg) und Egon Küppers (Freiburg). Wie der Psychiater Roland Kuhn,
Münsterlingen / Schweiz, berichtete, lernte Pfänder im Jahre 1920 auch den
Schweizer Psychiater Ludwig Binswanger kennen, und zwar in der Heilanstalt bei
Konstanz / Bodensee.28 Bei der
Durchsicht des Personalakts von Alexander Pfänder im Universitätsarchiv München
fanden wir ebenfalls einen Hinweis auf diese Heilanstalt. Auf einer Postkarte
teilte Pfänder dem Rektor der Universität folgendes mit: „Meine Adresse vom
22.3.- 15.4.1923 lautet Heilanstalt bei Konstanz / Bodensee.“ Um was für eine Klinik es sich handelte und
was Pfänder dort zu tun hatte, konnten wir uns nicht erklären..
Wir standen vor einem Rätsel und suchten auf Landkarten, einem Stadtplan von
Konstanz und im Internet nach dieser Heilanstalt. Alle Bemühungen waren
vergebens. Auch die Tourist-Information Konstanz konnte uns nicht weiterhelfen.
Schließlich gelangten wir über die Stadtverwaltung Konstanz zum Stadtarchiv.
Dort erfuhren wir, dass es früher in Reichenau bei Konstanz eine „Heil- und Pflegeanstalt“
gegeben habe, die heute den Namen „Psychiatrisches Zentrum Reichenau“ führe.
Man teilte uns außerdem mit, dass sich ein ehemaliger Klinikarzt, Herr Dr.
Heinz Faulstich, näher mit der Geschichte des Hauses befasst habe. Von ihm
erhielten wir mehrere aufschlussreiche Hinweise und die Empfehlung, uns mit dem
Chefarzt der Abteilung Forensische Psychiatrie und Psychotherapie, Herrn Dr.
Klaus Hoffmann, in Verbindung zu setzen, der uns über die Geschehnisse in der
Klinik während der 20 er Jahre am besten Auskunft geben könne. Auf unser
Schreiben übersandte uns Herr Dr. Hoffmann bereits einige Tage später eine von
ihm verfasste Broschüre mit dem Titel „Die Wissenschaftliche Vereinigung der
Bodensee-Psychiater“. Sie war für uns eine wichtige Informationsquelle. Bei
unserem Besuch des Zentrums für Psychiatrie Reichenau, das ein sehr
umfangreiches Areal umfasst und zur Zeit über mehr als 500 Planbetten verfügt,
erfuhren wir dann in persönlichen Gesprächen mit Herrn Dr. Hoffmann und Herrn
Dr. Faulstich noch nähere Einzelheiten über die Klinikgeschichte, so dass wir
nun Genaues über Pfänders Verbindung zu der Heilanstalt bei Konstanz / Bodensee
mitteilen können:
In der Heilanstalt bei Konstanz / Bodensee tagte von
1919 bis 1932 regelmäßig die Wissenschaftliche Vereinigung der
Bodensee-Psychiater. Auch Pfänder nahm von 1920 bis 1925 jeweils im Frühjahr
als Gast an diesen Tagungen teil. Er wohnte dann bei Alfred Schwenninger, der
von 1917 bis 1925 als Psychiater in der Heil- und Pflegeanstalt bei Konstanz
tätig war, bevor er 1925 in die Anstalt nach Emmendingen und 1934 in die
Anstalt nach Wiesloch bei Heidelberg
überwechselte.
Bei den Treffen der Bodensee-Psychiater wurden
wissenschaftliche Vorträge gehalten, Diskussionen veranstaltet und gemeinsame Gespräche geführt. Auch Hans
Prinzhorn und Pfänder referierten dort, Hans Prinzhorn am 24.9.1920 über das
Thema „Malereien von Geisteskranken“, d. h. bereits zwei Jahre vor dem
Erscheinen seines aufsehenerregenden Buches „Bildnerei der Geisteskranken“, und
Pfänder am 19.4.1922 „Über Phänomenologie“.29
Die erste Begegnung
zwischen Pfänder und Ludwig Binswanger, der auch ein guter Bekannter von
Hans Prinzhorn war, kam durch Vermittlung von Alfred Schwenninger zustande.
Ludwig Binswanger leitete das 1857 von seinem Großvater Ludwig Binswanger gegründete und von seinem Vater Robert Binswanger weitergeführte
Sanatorium Bellevue in Kreuzlingen (Schweiz) bei Konstanz. Er war ein Neffe von
dem Chefarzt der psychiatrischen Universitätsklinik Jena Otto Binswanger, dem
bekannten Arzt von Friedrich Nietzsche, und verheiratet mit Hertha
Buchenberger, der Tochter des badischen Finanzministers Adolf Buchenberger.
Auch Ludwig Binswanger und sein Onkel Otto Binswanger, der seinen Lebensabend
in Kreuzlingen verbrachte, hielten Vorträge in der Heil- und Pflegeanstalt bei
Konstanz.
Für Pfänder war die Begegnung mit Ludwig Binswanger besonders interessant, weil dieser
ein Schüler und enger Freund des Wiener Psychoanalytikers Sigmund Freud war,
den er, wie Herbert Spiegelberg berichtet, selbst auch in München gehört hatte.30 Binswanger arbeitete außerdem nicht nur
klinisch, sondern war zugleich ein bedeutender Wissenschaftler, der sich
intensiv mit zeitgenössischer
Philosophie beschäftigte.
In Kreuzlingen trafen wir uns mit einem Großneffen
von Ludwig Binswanger, Herrn Andreas Binswanger, der neben seinem Beruf als
Agronom das Privatarchiv der Familie
Binswanger verwaltet. Er führte uns freundlicherweise über das ausgedehnte
Gelände der ehemaligen Klinik Bellevue. Von dem umfangreichen Gebäudekomplex
sind noch zwei großartige Villen im klassizistischen Stil erhalten geblieben,
das Haus Bellevue und das Haus Roberta. Daneben stand früher das sogenannte
Gartenhaus. Hier wohnte und arbeitete Ludwig Binswanger, wenn er sich nicht in
seinem Kreuzlinger Schloss aufhielt. Der bekannte Germanist Prof. Dr. Emil
Staiger, Zürich, hat in seiner Gedenkrede vom 8.2.1966 in Evangelisch
Kreuzlingen anlässlich des Todes von Ludwig Binswanger eine eindrucksvolle
Schilderung dieses Gartenhauses gegeben, der „weißen Villa in dem stillen Park“
mit ihrem geräumigen Musikzimmer, in dem Ludwig Binswanger „allein oder lieber
mit Freunden auf zwei Flügeln“ musizierte, und ihrer umfangreichen Bibliothek,
deren Bücher das Beste enthielten, „dessen das Abendland von Homer bis auf
unsere jüngsten Tage sich rühmen kann“.[39] Eine
Broschüre mit dieser Ansprache und einigen weiteren Gedenkreden überreichte uns
Herr Andreas Binswanger zum Abschied. Der Bellevuekomplex und auch das Schloss
befinden sich inzwischen, wie er uns sagte,
nicht mehr im
Familienbesitz.
Solange Alfred Schwenninger in der Heil- und
Pflegeanstalt tätig war, trafen sich Pfänder und Ludwig Binswanger regelmäßig
jedes Jahr zur Diskussion philosophischer Probleme am Bodensee, entweder in der
Anstalt oder in Kreuzlingen oder im Inselhotel in Konstanz. Interessehalber
haben wir uns auch das Steigenberger Inselhotel angesehen, ein ehemaliges
Dominikaner-Kloster, das heute das erste Haus in Konstanz ist, mit allem Luxus
eines First-Class-Hotels. Seine große Terrasse grenzt direkt an den Bodensee.
An die klösterliche Zeit erinnert noch ein schöner Kreuzgang mit
eindrucksvollen historischen Wandmalereien, der zugleich einen freien Blick auf
den ruhigen Innenhof und die Brunnenanlage
bietet.
Die Begegnungen zwischen Binswanger und Pfänder
führten zu einer freundschaftlichen Beziehung, und es entstand ein
interessanter Briefwechsel, der bis zum Ausbruch der schweren Erkrankungen von
Pfänder und seiner Frau im Jahre 1930 andauerte. Bei Alexander Pfänder trat
damals eine Myocarditis31 auf,
und Rosa Pfänder musste sich einer „schweren Darmoperation“ unterziehen.32
Die Ehe von Pfänder und seiner Frau endete kinderlos
1932, als Rosa Pfänder im Alter von 51 Jahren verstarb. Charakteristisch für Alexander
Pfänder war die zusammen mit den drei Brüdern der Verstorbenen Max, Richard und
Hans Schrank verfasste Danksagung an alle, die ihr Mitgefühl bekundet hatten.
Darin hieß es: „Allen denen, die ... durch ihr herzliches Beileid, durch ihre
gütige Teilnahme an der Beerdigung und an dem feierlichen Gottesdienste und
durch ihre prachtvollen Kranz- und Blumenspenden die Seele der Verstorbenen und
uns so hoch geehrt haben ‚ danken wir hiermit von ganzem Herzen.“
Unter dem Verlust seiner Frau hat Alexander Pfänder
sehr gelitten. Das wird besonders deutlich in seiner testamentarischen Bestimmung: „Ich will in meinem Grabe im
Westfriedhof in München, wo meine Frau liegt, beerdigt werden; oder, wenn meine
Frau inzwischen in ein anderes Grab gebracht ist, möchte ich zu ihr ins gleiche
Grab.“ Ihren drei Brüdern Max, Richard
und Hans Schrank sowie deren Familien blieb er nach wie vor eng verbunden. Auch
zu seiner großen Iserlohner Verwandtschaft hielt er weiterhin Kontakt.
Zu Alexander Pfänders Geschwistern ist folgendes zu
bemerken:
Alle
Schwestern vermählten sich:
Berta mit dem
Handelsvertreter Fritz Allehoff, Bielefeld,
Julie mit dem höheren Postbeamten Franz Erlemann,
Köln,
Johanna mit dem Kaufmann Wilhelm Isselmann,
Iserlohn-Grüne,
Alma mit dem Bierbrauer Theodor Fuchs, Oberkassel,
Margarete mit dem Architekten Wilhelm Lutz,
Frankfurt/Main .
Seine Brüder wandten sich folgenden Berufen zu:
Theodor wurde Kapitän und ging zur See,
Carl wurde Kaufmann und war als Prokurist bei der
Firma Clarfeld & Springmeier in
Hemer tätig. Er wohnte hier zeitweise im
Alten Amtshaus, der heutigen Musikschule,
Hans wurde ebenfalls Kaufmann und war bei der Firma
Kissing & Möllmann in Iserlohn beschäftigt.33
Von 1931 bis 1935 ermöglichte Alexander Pfänder
seinem Neffen Gerhard Isselmann aus Iserlohn, dem Sohn seiner Schwester Johanna
Isselmann, den Besuch der Bauschule in München. Er besorgte ihm eine
angemessene Unterkunft im Hause eines Inspektors namens Weiser und beköstigte
ihn bei sich. Mit ihm unternahm er des öfteren auf
einem bereits 1928 erworbenen Stock-Leichtmotorrad Ausflüge, meistens nach Bad
Reichenhall-Karlstein, wo sich das Landhaus der Familie Schrank befand. Sein
Interesse am technischen Fortschritt und seine handwerkliche Begabung zeigten
sich auch schon früher, als er z.B. im Wintersemester 1895/96 zusammen mit
seinem Kommilitonen Wilhelm Wirth ein Circuit-Chronoskop konstruierte. 1926
baute und installierte er sogar einen Radioapparat für seinen Kollegen
Brunswig, der wegen einer schweren rheumatischen Erkrankung über längere
Zeit bettlägerig war. 34
Nach seiner Emeritierung 1935 litt Pfänder infolge
der schon erwähnten Myocarditis an einer Herzinsuffizienz, so dass ihm das
Treppensteigen zu seiner Wohnung im 4. Obergeschoss immer beschwerlicher wurde.
Er zog daher in das Rückgebäude des Hauses Loristraße 6, das sogenannte
Gartenhaus, in dem die neue Wohnung nur eine Treppe hoch lag.
Eine Verschlechterung des Gesundheitszustandes von
Pfänder veranlasste 1936 Alfred Schwenninger, von Wiesloch bei Heidelberg nach
München zu kommen, um ihn zu besuchen. Danach bat er in einem langen, sehr persönlich gehaltenen
Schreiben Prof. Dr. Engelhard, Chefarzt der Medizinischen Abteilung des
Krankenhauses München rechts der Isar, die medizinische Betreuung Pfänders
selbst zu übernehmen, was dann auch geschah.35
Auch Frau Helle Schwenninger und ihre beiden Töchter waren sehr besorgt um
Alexander Pfänder. So strickten sie ihm z.B. eine warme Jacke, einen langen
Schal und sogar ein Paar Bettschuhe, worüber er sich außerordentlich freute.36
Während der letzten Lebensjahre war Pfänder häufiger
bettlägerig krank. Er konnte seine Wohnung nur noch selten verlassen. In dieser
Zeit widmete er sich besonders seiner kunstgeschichtlichen Bibliothek und
seiner großen Schallplattensammlung.
Bereits am 5.4.1934 hatte er an Alfred Schwenninger geschrieben: „Ich
habe mir kürzlich einen Grammophon-Kofferapparat „Telefunken“ für mechanische
und elektrische Plattenübertragung gekauft, der wirklich ausgezeichnet Musik
macht. Von ihm lasse ich mir nun täglich die besten Platten der Musikwelt
vorspielen, die mir in meinem Leben wirklich zu Herzen gegangen sind, und ich
entdecke da in ihnen immer neue Schönheiten, die mir früher entgangen sind.“
Pfänder wurde von seiner Haushälterin Anna Vogel und
seiner früheren Schülerin und Assistentin Anna Dietz betreut. Zuletzt wohnte
außerdem seine Nichte Margarete, die Tochter von Max Schrank, bei ihm. Auch
seine Schwester Johanna Isselmann aus Iserlohn kam wiederholt für längere Zeit
nach München und kümmerte sich um ihn.
Am 18. März 1941 ist Pfänder im Alter von 71 Jahren
in seiner Wohnung in München verstorben. In seinem Testament hatte er folgendes
bestimmt: „Es sollen keine Reden von Seiten anderer Menschen als dem
protestantischen Geistlichen gehalten werden. Und auch diesen Letzteren bitte
ich, sich auf kurze Angaben der Daten und auf allgemein religiöse
Betrachtungen, die auch für Andersgläubige gelten, zu beschränken. Ich möchte,
dass jemand, vielleicht der Geistliche, den Teilnehmenden an meiner Beerdigung
am Schluss in meinem Namen dankt für ihre Teilnahme.“
Eine große Anzeige des Rektorats der Universität
München enthielt eine „Einladung“ zur Bestattungsfeier am 20. März 1941. Auf
dem Münchener Westfriedhof, Gräberfeld 28, Reihe 3, Grabnummer 110 wurde
Pfänder bei seiner Frau beigesetzt.37
Die Grabpflege hat seine Nichte Dr. med. Rosa Herzog, die Tochter von Richard
Schrank, übernommen, deren Eltern dort auch bestattet sind. Das Kruzifix auf
dem Grabstein ist eine künstlerische
Arbeit von seinem Schwager, dem Bildhauer
Hans Schrank.38
Pfänders wissenschaftliche Arbeit stand ganz im
Zeichen der Phänomenologie, an deren Begründung und Entwicklung er maßgeblich
beteiligt war. Die Phänomenologie führte die moderne Philosophie aus dem bloßen
Empirismus und Psychologismus wieder zur Urfrage nach dem Sein hin. Gegenüber
der neukantianistischen Tranzendentalphilosophie forderte sie die Rückwendung
zu den Sachen selbst. Die Gegenstände
ihrer Untersuchung waren die Phänomene, d. h. die Erscheinungen, die sich im
Bewusstsein offenbarten. Sie suchte die
Bewusstseinsinhalte und die Bewusstseinsakte aller Art systematisch durch den
Rückzug auf selbsterlebte und anschauliche Erfahrung zu erfassen und zu
beschreiben, und zwar ohne dabei die Gültigkeit ungeprüfter Begriffe und
Theorien vorauszusetzen. Ihr Prinzip war es, bis zu den Wurzeln aller
Voraussetzungen zu gehen. Keine ihrer Erkenntnisse durfte sich auf anderswo
gewonnene Erkenntnis gründen. Sie nahm für sich in Anspruch, die letzte
Grundlage der Erkenntnislehre, der Philosophie und aller Wissenschaften zu
sein.[40]
Schon mit seiner Habilitationsschrift „Phänomenologie
des Wollens“ gab Pfänder ein Beispiel für eine neuartige
philosophisch-psychologische Betrachtungsweise, indem er eine auf subjektiver
Retrospektion beruhende Beschreibung des Wesensgehaltes der psychischen
Phänomene, d. h. der Bewusstseinstatbestände, unter Ausschließung aller
objektiv-naturwissenschaftlichen Voraussetzungen vornahm. Diesem phänomenologischen
Verfahren wandten sich dann auch andere Wissenschaftler aus dem Schülerkreis
von Theodor Lipps zu.
In seiner „Logik“ bestimmte Pfänder später die
Phänomenologie als die Grundwissenschaft, die Gegenständlichkeiten nur
hinsichtlich der Weise betrachtet, wie sie für die verschiedenen Aktarten des
Bewusstseins gegeben sind. Als solche sieht er die Phänomenolgie in einem
Wesenszusammenhang mit zwei anderen philosophischen Grundwissenschaften, der
Logik und der Erkenntnislehre.
Die Methode der Phänomenologie charakterisierte
Pfänder als ein dreistufiges Verfahren, das mit einer „Sinn- oder
Meinungsklärung“ beginnt. Dabei geht es darum, die Begriffe und Probleme der
Philosophie zunächst einmal von Umdeutungen und Verfälschungen durch einen
Rückgang auf das eigentlich Gemeinte zu befreien. Dieser erste Schritt ist in
vielem dem verwandt, was man heute als Sprachanalyse bezeichnet.[41]
Auf der zweiten Stufe erfolgt dann eine radikale
Urteilsenthaltung, die sogenannte Reduktion, für die Pfänder gewöhnlich den von
Husserl übernommenen Ausdruck Epoché gebraucht. Sie bedeutet die bewusste
Einklammerung der sich im alltäglichen Meinen vollziehenden Realitätssetzungen
und dient als Sicherung gegen voreilige Erkenntnis. Sowohl die alltägliche als
auch die vermeintlich wissenschaftliche oder vermeintlich philosophische
Erkenntnis, ja alle Erkenntnis in bezug auf das jeweilige Gegenstandsgebiet
überhaupt, läßt man zunächst ganz und gar „dahingestellt sein“. Das heißt, sie
wird weder bezweifelt noch geleugnet.
Erst auf der Basis solcher kritischen Vorbereitungen
kann dann auf der dritten Stufe die eigentliche Phänomenologie erfolgen, die
Aufsuchung der Phänomene in kritisch forschender Wahrnehmung. Ihr Zweck ist es,
die Akte bereitzustellen, in denen das Gemeinte nachgeprüft und das eigentliche
Phänomen „selbst leibhaftig“ zur Erscheinung gebracht werden kann oder seine
Unauffindbarkeit offenbar wird. Es geht hierbei um die Verifikation der
Erkenntnis.
Die Wahrnehmungsphänomenologie Pfänders schloss auch
eine Reflexion auf die Bewusstseinsakte ein, in denen die
Bewusstseinsgegenstände „selbst leibhaftig gegeben“ waren, und eine
Betrachtung, wie die verschiedenen Akte sich zu den verschiedenen Elementen
verhielten, produzierend oder empfangend.
Nicht alle philosophischen Fragen ließen sich jedoch
durch kritisch-forschende Wahrnehmung beantworten. So bedurfte es z. B. für
Erkenntnisse, die über den individuellen Einzelfall hinausgehen, der
Verallgemeinerung, die immer schon ein schwieriges Problem für die Philosophie
gewesen war. Hier führte Pfänder eine neue Lösung ein, die Wesenserkenntnis. Wo
man Einsicht in das Wesen des Gemeinten gewinnen kann, und nur da, kann man vom
Einzelfall auf Allgemeinheiten gültig schließen. Der reinste Fall der
Wesenseinsicht liegt vor bei der Einsicht in das Wesen ideeller, insbesondere
mathematischer Gebilde.[42]
Schließlich sei noch darauf hingewiesen, dass Pfänder
auch im Bereich der Ethik phänomenologisch gearbeitet hat. In seinem Spätwerk, das
erst durch die Veröffentlichung von Schriften aus seinem Nachlass bekannt
wurde, suchte er insbesondere dem Wertnihilismus der Zeit durch
„phänomenologische Wertwahrnehmung“ entgegenzutreten. Aus seinem Nachlass wurde
auch eine Schrift unter dem Titel „Philosophie auf phänomenologischer
Grundlage“ zusammengestellt, die den Grundriss eines Systems der
phänomenologischen Philosophie enthält. Ein solches System findet sich sonst
bei keinem anderen Phänomenologen der älteren Generation, weder bei Husserl noch
bei Scheler. Dieses System umfasste auch eine kritische Metaphysik, begründet
auf Erkenntnislehre und letztlich Phänomenologie.[43]
Betrachten wir nun Pfänders wissenschaftliches Wirken
im Zusammenhang mit der phänomenologischen Bewegung, die von München ihren
Ausgang nahm und durch den Göttinger Professor Edmund Husserl ihre
entscheidende Formung erhielt!
In München begegneten sich kurz vor und nach der
Jahrhundertwende die Philosophieprofessoren und Studenten nicht nur in
Vorlesungen und Seminaren, sondern sie kamen auch außerhalb des
Universitätsbetriebes zu Vorträgen und Diskussionen zusammen. Am lebendigsten
war der Gedankenaustausch im „Akademischen Verein für Psychologie“. (Die
Psychologie war, wie schon erwähnt wurde, zu jener Zeit noch eine zentrale
philosophische Disziplin.) Man traf sich regelmäßig zu einem Vortrag über
philosophische Fragen mit anschließender Diskussion. Die Gründung des
„Vereins“, die auf Anregung von Theodor Lipps erfolgte, bezeichnete Wilhelm
Wirth in seinen Lebenserinnerungen als „das größte Ereignis des Sommersemesters
1895“. Wirth wurde damals zum Schatzmeister gewählt und Felix Krüger, der
spätere Nachfolger auf dem Lehrstuhl von
Wilhelm Wundt in Leipzig, zum Schriftführer. Danach übernahm diese
Funktion Max Ettlinger, der 1917
Professor für Philosophie in München wurde. Aus einer Mitgliederliste vor der
Jahrhundertwende geht hervor, dass Pfänder der 1. Vorsitzende des „Vereins“
war. Im Semesterbericht von 1910 wird
Pfänder als Ehrenmitglied erwähnt, sein Iserlohner Jugendfreund Emil Welcke und
sein Schüler Alfred Schwenninger sind als außerordentliche Mitglieder angeführt.[44]
In seiner Studie über die „Münchener Phänomenologie“
schrieb Reinhold Nikolaus Smid: „Bemerkenswert ist, dass Pfänder und Ettlinger,
damals die führenden Köpfe des ‚Vereins’“,
als erste unter den Lipps-Schülern ihre eigene Arbeitsweise als
‚Phänomenologie’ bzw. ‚phänomenologisch’ im Druck bezeichnet haben.“[45]
Bereits 1899 lag die Habilitationsschrift von Pfänder
mit dem Titel „Phänomenologie des Wollens“ der Philosophischen Fakultät München
vor sowie auch die Dissertation von Max Ettlinger über das Thema „Zur
Grundlegung einer Ästhetik des Rhythmus’“, in welcher der Begriff
„phänomenologisch“ als Methode des Psychischen
aufgefasst wurde.
1900 und 1901 erschienen dann die „Logischen
Untersuchungen“, Teil I und Teil II, des Göttinger Professors Edmund Husserl,
die für die weitere Entwicklung der Phänomenologie so bedeutsam wurden, dass
dadurch der „unabhängige Ursprung“ der Idee der Phänomenologie bei Pfänder in
München und Husserl in Göttingen fast in Vergessenheit zu geraten drohte. Es
ist das Verdienst von so bedeutenden Wissenschaftlern wie Herbert Spiegelberg,
Karl Schuhmann, Reinhold Nikolaus Smid und Eberhard Avé-Lallemant, dass sie die
geschichtlichen Zusammenhänge ins richtige Licht gerückt haben.[46]
Zu den Mitgliedern des „Vereins“ gehörte um die
Jahrhundertwende auch ein junger Philosophiestudent namens Johannes Daubert.
Ihm hatte Pfänder das anfangs schon erwähnte Buch über die „Logik“ gewidmet, das
die Eltern der Verfasserin später antiquarisch erworben hatten. Nach der
Entschlüsselung des Namens J. Daubert haben wir lange gesucht. In der Literatur
und im Internet fanden wir zunächst nichts von ihm. Das hing damit zusammen,
dass er seine Promotion bei Lipps nicht abgeschlossen und auch später nie eine
wissenschaftliche Zeile veröffentlicht hat, weil er zu selbstkritisch war. Erst
in München konnten wir Näheres über ihn in Erfahrung bringen, und das war für
uns hochinteressant.
Johannes Daubert war der Sohn eines
Konservendosenfabrikanten aus Braunschweig, nannte sich Privatgelehrter und
nahm am Ersten Weltkrieg als Freiwilliger teil, und zwar als Motorradfahrer bei
den Pionieren.[47]
Nach
Kriegsende wurde er Landwirt, bewirtschaftete
zunächst das Gut Kuchenried in Maisach bei München und erwarb nach Aufgabe dieses Besitzes mit
Hilfe einiger Kreditgeber 1932 den 300 Morgen großen Freidlhof bei Mainberg
(Holledau), auf dem er Hopfen anbaute. Gern hatte er dort die Münchener
Phänomenologen zu Gast, darunter auch Pfänder, der ihm in lebenslanger
Freundschaft verbunden blieb.[48]
Dieser Lebenskünstler war eine Schlüsselfigur in der
Geschichte der Phänomenologie und hatte lange Zeit einen geradezu legendären
Ruf. Er war es, der als erster die
Münchener Philosophen nachdrücklich auf
die große Bedeutung der „Logischen Untersuchungen“ von Husserl hinwies. Mit dem
Fahrrad fuhr er Pfingsten 1902 nach Göttingen, um Husserl zu besuchen. Das
Gespräch, das ihm Husserl gewährte, führte zu einer eingehenden Diskussion der
„Logischen Untersuchungen“ und dauerte vier Stunden. Später soll Husserl gesagt
haben: „Dies ist die erste Person, die das Buch wirklich gelesen und verstanden
hat.“[49] Daubert konnte Husserl dafür gewinnen, am 27.
Mai 1904 einen Vortrag im „Akademischen Verein für Psychologie“ in München zu
halten, der mit der anschließenden Diskussion von 8 Uhr abends bis zum nächsten
Morgen 3 Uhr dauerte und zu einer engen
Verbindung zwischen Husserl und den Münchener Phänomenologen führte.[50] Das
war die Geburtsstunde der phänomenologischen Bewegung.[51]
Pfänder fand in Husserls Darlegungen „überraschend
große Übereinstimmung“ mit seinen eigenen Ansichten und teilte dies auch
Husserl am 13.7.1904 in einem Brief mit. Beide vereinbarten dann, im nächsten
Jahr einen Teil des Sommerurlaubs gemeinsam mit Johannes Daubert in
Seefeld/Tirol zu verbringen. Alexander Pfänder fuhr zunächst mit dem Fahrrad
dorthin, um die Lokalitäten in Augenschein zu nehmen. Das Treffen fand dann im
August/September 1905 statt. Gegen Ende der gemeinsamen Ferien kamen noch der
bald darauf verstorbene Lipps-Schüler Fritz Weinmann und der spätere Münchener
Philosophieprofessor August Gallinger hinzu. August Gallinger, der in Medizin
und Philosophie promoviert hatte, war einer der ersten, der Pfänders Habilitationsschrift
„Phänomenologie des Wollens“ zur Grundlage seiner eigenen phänomenologischen
Arbeit machte und später auch zu dem engeren Personenkreis gehörte, der nach
Pfänders testamentarischer Bestimmung bei seinem Tod benachrichtigt werden
sollte. Nach der Seefelder Begegnung sagte Husserl, mit keinem anderen könne er so tiefgreifende und
anregende philosophische Gespräche führen wie mit Pfänder, und auch Pfänder
sprach oft davon, wie fruchtbar er in Seefeld diskutieren konnte. So war diese
Begegnung für beide ein höchst wichtiges und überaus bedeutsames Ereignis.[52]
Das gründliche Studium der Logischen Untersuchungen
von Husserl führte dazu, dass man sich unter den Lipps-Schülern verstärkt mit
der Methodenreflexion der Phänomenologie und mit logisch-erkenntnistheoretischen
Problemen beschäftigte, wobei man in der Auseinandersetzung mit Husserl zu
eigenständigen Ergebnissen kam. Die Münchener Phänomenologen diskutierten den
Ansatz Husserls und machten ihn auf verschiedenen Feldern fruchtbar, z. B. Alexander
Pfänder insbesondere für die Psychologie und Logik, Adolf Reinach für die
Rechtswissenschaft, Moritz
Geiger für die Ästhetik und Max Scheler für die Ethik.[53]
Allmählich entstand in Göttingen neben München ein
weiteres Zentrum der Phänomenologie, und mehrere Studenten pendelten zwischen
den beiden Universitäten hin und her. Adolf Reinach habilitierte sich bei Husserl. Theodor Conrad, ein Neffe von
Theodor Lipps, gründete in Göttingen nach dem Münchener Vorbild einen
Diskussionskreis von jungen Phänomenologen, dem außer ihm und seiner Ehefrau
Hedwig Conrad-Martius unter anderem auch Adolf Reinach, Hans Lipps und Edith
Stein angehörten.
Viele neue belebende Impulse erhielt die Göttinger
Phänomenologengruppe, als später auch noch Max Scheler aus dem Münchener
Phänomenologenkreis hinzukam. Er wurde der führende Kopf der Göttinger
Phänomenologen, als Husserl später nach Freiburg ging. 1919 wurde Scheler auf
Empfehlung von Konrad Adenauer, dem
damaligen Kölner Oberbürgermeister,
Professor an der Universität in Köln
und Direktor des Instituts für
Sozialwissenschaften. Er verstarb 1928 kurz nach der Übernahme einer Professur
in Frankfurt.
Die engen Beziehungen zwischen München und Göttingen
ließen bei den Wissenschaftlern beider Universitäten den Wunsch aufkommen,
gemeinsam ein „Jahrbuch für Philosophie und phänomenologische Forschung“ zu
gestalten. Bei einem Treffen Husserls mit Pfänder, Geiger
und Daubert im Frühjahr 1912 in Regensburg wurde „über die Bedingungen der
Mitarbeit, über die Garantien, gediegenen Inhalt, über die Redaktion, über das
Titelblatt, über Vermeidung des Eindrucks einer Flucht von Lipps weg, usw. das
Nötige festgelegt“. Dabei wurde auch vereinbart, dass auf die geplante
Weiterführung der von Pfänder ein Jahr zuvor erstmals herausgegebenen
„Münchener Philosophischen Abhandlungen“ zugunsten des neuen Jahrbuchs verzichtet
werden sollte.[54]
1913 konnte Husserl „in Gemeinschaft mit Geiger,
Pfänder, Reinach und Scheler“ den ersten Band des „Jahrbuchs“ herausgeben, das
bis 1930 elf Bände umfasste. Als Adolf Reinach 1917 im Krieg fiel und Max
Scheler 1928 starb, traten Oskar Becker und Martin Heidegger jeweils an ihre
Stelle.
Pfänder war von 1920 bis 1926 geschäftsführend für
das „Jahrbuch“ tätig und stand dadurch in ständigem Kontakt zu den einzelnen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, deren Beiträge er redigierte. Auch Edith
Stein, über die später noch mehr berichtet werden soll, sandte ihm ihre
Korrekturbögen zu. So schrieb er z.B. 1921 an Edmund Husserl: „Ich bin auch
dafür, dass man mit dem Druck des 5. Bandes sogleich beginnt und dass die 1.
Arbeit von Frl. Stein an den Anfang kommt. Herr Hildebrand hat mir versprochen,
in den nächsten Tagen seine Habilitationsschrift zu bringen. Ich werde sie dann
möglichst schnell durchsehen, damit sie etwa an 2. Stelle in den 5. Band aufgenommen wird, wenn nicht Frl. Steins 2.
Arbeit zuerst kommen soll.“[55]
Im Rahmen des
„Jahrbuchs“ erschienen viele bedeutende
Werke. Den ersten Band leitete z.B. Husserls Schrift „Ideen zu einer reinen
Phänomenologie und phänomenologischen Philosophie“ ein. Er schrieb damals, es
sei die gemeinsame Überzeugung der
Herausgeber, „dass nur durch Rückgang auf die originären Quellen der Anschauung
und auf die aus ihr zu schöpfenden Wesens-Einsichten die großen Traditionen der
Philosophie nach Begriffen und Problemen auszuwerten sind, dass nur auf diesem
Wege die Begriffe intuitiv geklärt, die Probleme auf intuitivem Grunde neu
gestellt und dann auch prinzipiell gelöst werden können.“
Der erste Band enthielt außerdem den 1.Teil von
Pfänders Schrift „Zur Psychologie der Gesinnungen“; ihr 2. Teil wurde im
dritten Band veröffentlicht. Auch die „Logik“ von Pfänder erschien erstmalig im
„Jahrbuch“, und zwar 1921 im vierten Band. Dieses Werk fand eine so große
Resonanz, dass eine Übersetzung ins Spanische erfolgte, mit anschließender
Drucklegung in Mexiko und Argentinien.
Auch Max Schelers bahnbrechendes Werk „Der Formalismus in der Ethik und
die materiale Wertethik“ wurde im „Jahrbuch“ veröffentlicht, ebenso Martin
Heideggers Hauptwerk „Sein und Zeit“.
Der letzte Band schloss 1930, wie einst der erste 1913 mit Edmund Husserls „Ideen“ begonnen hatte, mit einem
„Nachwort zu den Ideen“. Dieses Nachwort Husserls ist ein Epilog auf eine lange gemeinsame Arbeit von bedeutenden
Philosophen, deren Auseinandergehen jedoch nicht aufzuhalten war.
So beschritten z.B. Max Scheler und Dietrich von
Hildebrand den Weg zu einer Neuscholastik, während sich Edmund Husserl einer
Bewusstseinsanalyse und Martin Heidegger einer Existenzanalyse zuwandte. Edmund
Husserl verstand zuletzt die phänomenologische Reduktion als Vorstufe zu einem
transzendental-konstitutiven Aufbau der Philosophie, in dem er eine geradezu
„Kopernikanische Umwendung“ sah. Alexander Pfänder aber war der Ansicht, dass
Husserls Argumente für die Begründung eines neuen Idealismus’ auf
phänomenologischer Grundlage nicht den Ansprüchen strenger Wissenschaftlichkeit
genügten. Er sah daher keinen Anlass, von seiner bewährten Phänomenologie
abzuweichen.[56]
Konsequent hielt er sich in den Grenzen reiner Deskription. Jegliche
Begriffsdichtung lehnte er strikt ab. Vom Anfang bis zum Ende seines
Philosophierens ist er der Erforschung des Phänomens selbst treu
geblieben.
Immer stand die Psychologie im Vordergrund von
Pfänders Interesse. Bereits 1904 schrieb er eine „Einführung in die
Psychologie“, welche die Probleme der Jahrhundertwende aufzeigte. 1911 gab er
in den von ihm begründeten „Münchener Philosophischen Abhandlungen“ eine
Festschrift zum 60. Geburtstag seines Doktorvaters Theodor Lipps heraus, mit
einem eigenen Beitrag über das Thema „Motive und Motivation“. 1924 erschien von
ihm ein Artikel über „Grundprobleme der Charakterologie“ in dem er versuchte,
die Terminologie zu erweitern und die seelischen Qualitäten nach Analogie
dinglicher Qualitäten, wie „Wachstum“, „Umfang“, „Wärmegrad“ usw., zu erfassen.
Damit setzte er die Psychologie in die Lage, die Individualitäten zu
beschreiben.
Pfänder war der Ansicht, dass eine genaue Erforschung
der Seele zugleich eine wichtige Hilfe zur Klärung persönlicher Fragen des
Menschen sei. So ist sein letztes und bedeutendstes Werk zu verstehen: „Die
Seele des Menschen“ aus dem Jahre 1933, dessen Untertitel „Versuch einer
verstehenden Psychologie“ an die Gedankenwelt des Philosophen Wilhelm Dilthey erinnert.
In diesem Buch befasste sich Pfänder besonders intensiv mit dem „Grundwesen“
der Seele des Menschen und dem „Auszeugungstrieb“.[57]
Einige wenige Beispiele mögen verdeutlichen, wie
Pfänders Werke von der Fachwelt beurteilt wurden: Seine Schrift „Zur Psychologie
der Gesinnungen“ hielt der spanische Philosoph José Ortega y Gasset für so wichtig, dass er zweimal mit
Namensnennung des Verfassers in seinem Essay „Über die Liebe“ darauf hinwies.
Ortega y Gasset trug wesentlich dazu bei, dass Pfänder auch in Spanien bekannt
wurde und von da aus in vielen lateinamerikanischen Ländern, insbesondere in
Argentinien, Kolumbien und Mexiko. Nach einer Mitteilung des Pfänder-Schülers
Herbert Spiegelberg soll Ortega y Gasset
Pfänder 1935 sogar in München besucht haben.[58]
Auch Ludwig Binswanger war von Pfänders Schrift „Zur
Psychologie der Gesinnungen“ sehr beeindruckt und er erwähnte sie 1922 mehrfach
lobend in seiner umfangreichen Arbeit „Einführung in die Probleme der
Allgemeinen Psychologie“.
Über die Abhandlung „Motive und Motivation“ schrieb
Binswanger in seinem Brief vom 18.7.1923 an Pfänder: „Die Arbeit hat auf diesem
ebenso schwierigen als wichtigen Gebiet mich wesentlich erleuchtet.“ Und in
seinem Hauptwerk „Grundformen der Erkenntnis menschlichen Daseins“ von 1942
hieß es sogar: „Das Beste, was über die Motivation geschrieben wurde, ist auch heute noch Pfänders
phänomenologische Studie ‚Motive und Motivation’.“[59]
Pfänders „Grundprobleme der Charakterologie“
bezeichnete Binswanger als „einen prachtvoll geschliffenen Edelstein unter den
mehr oder weniger ungeschliffenen Beiträgen“ des Jahrbuches für
Charakterologie.[60]
Hans Prinzhorn schrieb nach der Lektüre von Pfänders
Studie „Grundprobleme der Charakterologie“ 1931 in seinem Forschungsbericht
„Charakterkunde der Gegenwart“: „Charakterologie verlangt nicht nur genaue
Analyse vor allem menschlicher ... Individuen, sondern überdies Aufhellung
aller inneren Zusammenhänge, damit sämtliche Charakterspielarten systematisch
auf die Gesetzlichkeit eines ‚Bauplans’ bezogen werden können. Wir besitzen
neben Klages nur einen einzigen selbständigen Charakterologen in diesem Sinne:
A. Pfänder.“[61]
Die außerordentliche Hochschätzung, die Pfänder bei
seinen Fachkollegen besaß, kam auch in einer Bemerkung des Philosophen Hans
Georg Gadamer zum Ausdruck, der in seiner 1963 erschienenen Schrift über „Die
phänomenologische Bewegung“ schrieb: „Die phänomenologische Arbeitsweise zu
erlernen und ihren Maßstäben zu genügen, wurde vor wie nach dem Zweiten
Weltkrieg das Ziel vieler. Selbst unter den Forschern, die damals außerhalb der
phänomenologischen Gruppen standen, waren es die besten Köpfe, die sich
bemühten, phänomenologisch zu arbeiten. Man denke etwa an Nicolai Hartmann. Was
man zu lernen suchte, war fast so etwas wie ein Handwerksgeheimnis der
Philosophie. Man konnte etwa sagen, dass man ‚bei Husserl` oder ‚bei Pfänder`
‚gearbeitet` habe, so wie ein Praktikant dadurch einen besonderen Ausweis
besitzt, dass er bei einem großen Experimentalforscher oder einem großen Arzt
in die Lehre gegangen ist.“[62]
Das Wirken Pfänders beschränkte sich jedoch nicht nur
auf seine Lehrtätigkeit an der Universität und die Herausgabe von
wissenschaftlichen Schriften. Vielmehr hielt er schon gleich nach der Jahrhundertwende
Vorträge in Ferienkursen für Volksschullehrer über die Philosophen Kant,
Schopenhauer, Nietzsche, Spinoza und Leibniz. 1919 behandelte er in der
Volkshochschule das Thema „Einführung in die Philosophie“. 1922 hielt er, wie
schon erwähnt wurde, in der Heil- und Pflegeanstalt Konstanz am Bodensee vor
der Wissenschaftlichen Vereinigung der Bodensee-Psychiater ein Referat zum
Thema „Über Phänomenologie“.
Als einer der ersten Philosophen sprach Pfänder auch
in allgemeinverständlicher Sprache im Rundfunk, z.B. 1927 über „Die großen
Zeitprobleme der Philosophie“ und zwei Jahre später über „Wertphilosophie“.
1929 hielt er außerdem in Prag auf Einladung der Kantgesellschaft vor mehr als
200 Zuhörern einen Vortrag über das Thema „Erkenntnislehre und Phänomenologie“.[63]
Angesichts dieser Fülle von wissenschaftlichen
Aktivitäten fragt man sich natürlich, warum Pfänder seine Lehrtätigkeit immer
nur in München ausgeübt und nicht auch einmal die Universität gewechselt hat. Das hing ganz
entscheidend mit seinem Verhältnis zu Husserl und dessen
Verhältnis zu Heidegger zusammen.
Es gab schon Anfang der 20er Jahre Gerüchte, dass
Pfänder einen Wechsel beabsichtigte. Das geht aus seinem Brief an Alfred
Schwenninger vom 2.8.1921 hervor, in dem es hieß: „Herr Professor Husserl
schrieb mir von einem Gerücht, nach dem ich in Greifswald abgelehnt habe. Auch
aus Erlangen vernahm ich dasselbe Gerücht. Ich möchte nur wissen, wer das in
die Welt gesetzt hat. Es wurde auch kolportiert, ich sei ein schwarzer
Katholik. Das alles geschieht wohl, um Berufungen zu hintertreiben. Wie ich
höre, möchte man mich jetzt wieder in Erlangen als Ordinarius haben. Ich weiß
noch nicht, was ich tun werde, wenn der Ruf an mich kommen sollte.“ Als er dann
tatsächlich einen Ruf nach Erlangen erhielt, lehnte er das Angebot nach
reiflicher Überlegung mit der Begründung ab, dass die dortigen
Arbeitsbedingungen und das Honorar nicht seinen Vorstellungen entsprächen.
Ebensowenig konnte er sich zu einem Wechsel nach Königsberg entschließen.
1926 wurde dann bei Pfänder unter der Hand angefragt,
ob er an einem Lehrstuhl in Marburg interessiert sei. Es hieß damals, Martin
Heidegger habe in Marburg das Ordinariat von Nikolai Hartmann bekommen und nun
solle ein Extraordinariat mit einem „Gegengewicht“ gegen ihn besetzt werden.
Auf die Frage, ob er nach Marburg gehen würde, antwortete Pfänder, als
Extraordinarius nicht und als Ordinarius hänge es ganz von den Bedingungen ab,
die man ihm gewähren würde. Darauf hörte er nichts mehr von der Sache.[64]
Als sich die Berufungsangelegenheit in die Länge zog,
riet ihm Alfred Schwenninger, sich durch eine kleine philosophische Schrift zu
empfehlen, die seine Position im Streit zwischen Idealisten und kritischen
Realisten klar erkennen lasse. Eine solche „Bekenntnisschrift“ zu diesem
Zweck widerstrebte Alexander Pfänder
jedoch. Er schrieb ihm am 3.1.1927: „Im übrigen mag ich in solche
Berufungsangelegenheiten nicht gern mit-intrigierend hineinwirken, sondern
überlasse das anderen und dem Schicksal, besonders nachdem ich in meinem Alter
immer mehr einsehe, wie wenig doch schließlich davon abhängt.“
Pfänder ließ sich jedoch noch von ganz anderen
Überlegungen leiten. Sein Blick war seit dem Beginn der 20er Jahre ganz nach
Freiburg gerichtet, nämlich auf den Lehrstuhl, den Husserl dort seit 1916
innehatte. Mit Husserl verstand er sich sehr gut. Sie verkehrten seit 1904
brieflich miteinander, tauschten 1906 ihre Fotos aus, und Husserl nannte ihn in
einem Schreiben an Johannes Daubert vom 26.8.1907 bereits „Freund Pfänder“.[65] 1919
besuchte Pfänder Husserl in Freiburg. Beide schrieben am 13.9. gemeinsam eine
Postkarte an Johannes Daubert. Pfänder erwähnte dabei seine „Unterhaltungen und
philosophischen Diskussionen mit Prof. Husserl“, und Husserl berichtete
seinerseits, „welche große Freude Pfänders Besuch in Freiburg für ihn
sei.“ Dann schrieb er weiter: „Wir haben
in den täglichen philosophischen Gesprächen uns sehr gut verstanden, und die
alte Überzeugung unserer Zusammengehörigkeit, wie natürlich auch das
persönliche Vertrauen, haben sich von Neuem bewährt und bekräftigt.“ Er fügte noch hinzu, dass er jetzt schon an
einen Gegenbesuch in München denke. Ob es dazu kam, ist nicht bekannt.[66]
Anlässlich, des 60. Geburtstages von Husserl im Jahre
1919 beabsichtigte Pfänder, eine Festschrift mit einem eigenen Beitrag und
wissenschaftlichen Arbeiten von Husserls Freunden und Schülern herauszugeben,
so wie er das im Jahre 1911 bereits zum 60. Geburtstag seines Lehrers Theodor
Lipps getan hatte. Aus einer Postkarte an Hedwig Conrad-Martius vom 9.3.1919
ist ersichtlich, dass ihm sowohl Hedwig Conrad-Martius als auch Edith Stein,
Jean Héring und Roman Ingarden bereits Beiträge zugesandt hatten. Die
Veröffentlichung dieser Arbeiten konnte, bedingt durch die Nachkriegswirren,
jedoch erst später erfolgen, und zwar in den Jahren 1921 bis 1923, verteilt auf
die Bände 4,5 und 6 des „Jahrbuchs für Philosophie und phänomenologische
Forschung“. Die schon erwähnte „Logik“ von Pfänder, zu der Husserl die Anregung
gegeben hatte, enthielt den Vermerk: „Edmund Husserl zum 60. Geburtstag
gewidmet.“
Das freundschaftliche Verhältnis zwischen Pfänder und
Husserl schloss auch die Familien mit ein. So ging Husserls Tochter Elli
während ihres kunstgeschichtlichen Studiums in München bei Alexander und Rosa
Pfänder ein und aus. Wie offen man selbst familiäre Angelegenheiten miteinander
besprach, z.B. die Heirat von Elli Husserl mit dem Kunsthistoriker Dr. Jakob
Rosenberg, dem späteren Professor und Kurator beim Staatlichen Kupferstichkabinett
unter Max Friedländer in Berlin, zeigt der Brief Pfänders an Edmund Husserl vom 10.11.1922. Darin hieß es: „Wir
freuen uns sehr, dass nun endlich die Heiratsangelegenheit glatt erledigt
werden kann. ... Aus der Photographie, die uns Elli dezidierte, haben wir einen
außerordentlich sympathischen Eindruck von ihrem Bräutigam gewonnen. Wir
bedauern es nur lebhaft, dass wir das junge Ehepaar durch die Übersiedlung nach
Berlin nicht häufiger bei uns sehen können.“[67]
Husserl sah in Pfänder seinen Nachfolger und machte
ihm Hoffnung auf seinen Lehrstuhl. Als 1928 die Neubesetzung anstand, hat sich
Husserl jedoch, ohne vorher mit Pfänder Rücksprache genommen zu haben, nicht
für ihn, sondern für seinen früheren Assistenten Martin Heidegger eingesetzt.
Zwischen Husserl und Heidegger hatte sich während ihrer gemeinsamen Arbeit ein
Vater-Sohn ähnliches Verhältnis entwickelt, und auch Husserls einflussreiche
Frau Malwine schätzte Heidegger sehr. Sie pflegte, wie Gerda Walther in ihren
Memoiren berichtet, zu sagen: „Das ist unser Benjamin!“[68]
Husserl glaubte, dass Heidegger allein bereit und
fähig sei, den von ihm beschrittenen Weg zum Aufbau einer phänomenologisch
begründeten transzendentalen Philosophie weiterzugehen, „ein Weg, auf dem ihm
seine alten Göttinger Schüler zu seinem und ihrem Schmerz nicht folgen
konnten“, wie Edith Stein in ihren Lebenserinnerungen schrieb.[69] Auch
Pfänder stand der Hinwendung Husserls zu einem neuen Idealismus, wie schon
erwähnt, skeptisch gegenüber, ebenso wie die anderen Münchener Phänomenologen.
Er hatte aber keinen Anlass, anzunehmen, dass dadurch sein freundschaftliches
Verhältnis zu Husserl beeinträchtigt
werden könnte.
Husserls befremdliches Verhalten bei der Neubesetzung
seines Lehrstuhls in Freiburg enttäuschte Pfänder sehr und verletzte ihn tief.
Besonders wunderte er sich darüber, dass Husserl in der Folgezeit einfach so
tat, als ob nichts Außergewöhnliches geschehen sei. So schickte er z.B. Pfänder
im Mai 1928, als alles schon entschieden war, eine hübsche Ansichtskarte aus
Scheveningen.[70]
Zur selben Zeit wurde Pfänder von Martin Heidegger
gebeten, sich mit einem Beitrag an der Festschrift zu Husserls 70. Geburtstag
zu beteiligen. Das lehnte er jedoch ab.
Erst zweieinhalb Jahre später versuchte Pfänder nach
der schon erwähnten schweren Erkrankung, die ihn sieben Monate dienstunfähig
gemacht hatte, Klarheit über Husserls Verhalten in der Berufungsangelegenheit
zu erlangen. Sein Brief und das Antwortschreiben Husserls kennzeichnen in
einmaliger Weise das Verhältnis Husserls zu Pfänder und Martin Heidegger.
Deshalb haben wir uns entschlossen, die beiden Schriftstücke trotz ihrer Länge
wenigstens auszugsweise wörtlich wiederzugeben.
Pfänder schrieb Husserl am 2. Januar 1931: ...„Sie
hatten ca. 10 Jahre lang Jedem, der es hören wollte, erklärt, dass Sie mich
dereinst zu Ihrem Nachfolger vorschlagen würden. Natürlich wurde diese
Erklärung in weiten, akademischen und außerakademischen Kreisen bekannt. Als es
sich dann schließlich darum handelte, wirklich Ihren Nachfolger zu bestimmen,
da haben Sie in der entscheidenden Sitzung nicht einmal meinen Namen genannt.
Wie ein Lauffeuer wurde auch diese Tatsache allgemein bekannt. Es ist klar,
dass dadurch mein Ansehen, und bei einigen auch Ihr Ansehen, stark beschädigt
wurde. Doch das Entscheidende war, dass ich von Ihnen keinerlei Mitteilung und
Erklärung darüber erhielt, wie ich sie doch wohl mit Recht hätte erwarten
können.
So erschien mir Ihr Verhalten als eine große Untreue,
die mich tief verletzte. Da mir der Charakter eines Menschen viel wichtiger
erscheint als alle seine wissenschaftlichen und philosophischen Leistungen, so
war es mir sehr schmerzlich, in diesem Falle der Meinung böser Einflüsterer
zustimmen zu sollen. Es blieb mir nichts anderes übrig, als mich stillschweigend
zurückzuziehen. Und solange diese Dinge nicht bereinigt sind, ist es mir zu
meinem größten Bedauern nicht möglich, aus dieser Zurückgezogenheit wieder
hervorzutreten.“
Husserl antwortete vier Tage später mit einem sehr
ausführlichen Schreiben. Darin hieß es : „Ihr Brief
hat mich zutiefst erschüttert. ... Urteilen Sie nun selbst, ob ich mir nicht
Schwereres angetan habe als Ihnen und ob ich diese Schuld an Ihnen und an mir
nicht ethisch vertreten kann. ... Die leidenschaftliche Arbeit führte zu immer
neuen Rückschlägen und immer neuen Depressionen. ... In dieser Zeit wuchs
Heidegger – eine Reihe von Jahren mir ständig nahe als Assistent - heran. Er
gab sich ganz als mein Schüler und künftiger Mitarbeiter, der in allem
Wesentlichen ... auf dem Boden meiner konstitutiven Phänomenologie stehe. Der
sich fortgesetzt steigernde Eindruck von einer außergewöhnlichen Begabung, von
einer absoluten Hingabe an die Philosophie, einer gewaltigen Denkenergie dieses
jungen Mannes führte mich schließlich zu einer überschwänglichen Einschätzung
seiner Zukunftsbedeutung für eine wissenschaftliche Phänomenologie in meinem
Sinne. Da ich sah, dass unter den Phänomenologen niemand mir ernstlich folgte,
... so versteht es sich, wie große Hoffnungen ich auf Heidegger setzte. ... So
kam es, dass ich, als es sich um die Wahl meines Nachfolgers handelte, ... ihn
als den einzig Berufenen ansah, für den ich mich also unbedingt entscheiden
müsse. ... Diese Verblendung - denn das war es, Gott sei es geklagt – war also
wesentlich dadurch bedingt, dass ich mich so ganz vereinsamt fühlte, als
berufener Führer ohne Gefolge oder besser ohne Mitforscher in dem radikal neuen
Geiste der transzendentalen Phänomenologie. ... In Beziehung auf Sie, lieber
Herr Kollege, hat sich nicht meine freundschaftliche Gesinnung, nicht meine
Hochschätzung für Ihren wissenschaftlichen Ernst, für die vorbildliche
Solidität Ihrer Arbeit geändert. ... Im übrigen dürfen
Sie nicht verkennen, welche Rolle Ihr Alter (1928 waren Sie 58 Jahre alt) bei
der Frage der Besetzung eines Lehrstuhls
spielen musste....
Doch ich muss noch berichten, wie es mir weiter mit
Heidegger ergangen ist. Unser Verkehr nach Antritt seiner Stelle dauerte etwa 2
Monate lang, dann war’s, in aller Friedlichkeit, vorbei. ... Ich wandte mich,
um zu einer nüchtern-endgültigen Stellung zur Heideggerschen Philosophie zu
kommen, zwei Monate dem Studium von „Sein und Zeit“ sowie der neueren Schriften
zu. Ich kam zum betrüblichen Ergebnis, dass ich philosophisch mit diesem
Heideggerschen Tiefsinn nichts zu schaffen habe, mit dieser genialen
Unwissenschaftlichkeit, dass er in der Ausbildung einer Systemphilosophie
begriffen sei, von jener Art, die für immer unmöglich zu machen ich zu meiner
Lebensaufgabe stets gerechnet habe. Das haben längst schon alle Anderen
gesehen, nur ich nicht. Mein Ergebnis habe ich Heidegger nicht verschwiegen.
Er
war fast ein Jahrzehnt lang mein nächster Freund. Damit ist’s natürlich zu
Ende. Diese Umwendung in der wissenschaftlichen Schätzung und im Verhältnis zur
Person war eines der schwersten Schicksale meines Lebens. Auch in seinen
Konsequenzen, zu denen die Änderung Ihres Verhältnisses zu mir gehört, infolge
der Kränkung, die ich Ihnen beifügen musste. ... Mein Verhältnis zu Ihnen ist
klar. Nichts wird meine freundschaftliche Gesinnung für Sie und meine
Hochschätzung ändern. Ihr alter Husserl.“ Es folgte der Zusatz: „Dringend bitte
ich, diesen Brief diskret zu behandeln. Wie ich wissenschaftlich zu Heidegger
stehe, das habe ich bei jeder Gelegenheit deutlich ausgesprochen. Es ist nun
Gerede genug, und meine persönliche Enttäuschung mit Heidegger etc. geht
niemand etwas an.“
Husserls Bitte
um diskrete Behandlung dieses Briefes hat Pfänder erfüllt. Erst 1982, nach dem
Tode aller drei Philosophen, wurde das Schreiben erstmalig veröffentlicht.[71]
Eine von Pfänder noch gewünschte mündliche Aussprache
mit Husserl kam nicht zustande. Der weitere Verkehr beschränkte sich in der
Folgezeit im wesentlichen auf den Austausch von
Glückwünschen zu Geburts- und Feiertagen. Beide Philosophen haben sich nie mehr
wiedergesehen.
Nach der Herausgabe seines bedeutendsten Werkes „ Die
Seele des Menschen“ im Jahre 1933 beantragte Pfänder unter Hinweis auf seine
gesundheitlichen Probleme seine Emeritierung, um die weiteren vorbereiteten
Werke noch ganz zu vollenden, ehe ihn „der Tod ereilt“ habe. Im Februar 1935
hielt er seine letzte Vorlesung. Danach widmete er sich ganz intensiv seinem
schon in den zwanziger Jahren gefassten Plan, zwei weitere Bücher zu
schreiben, und zwar „Ethik“ und
„Einleitung in die Philosophie“, die er jedoch nicht mehr vollenden konnte. Das
hatte zwei Gründe: einmal die Verschlechterung seines Gesundheitszustandes und
zum anderen die Lähmung seiner Schaffenskraft infolge der politischen
Entwicklung am Anfang der 30er Jahre, die zur Machtergreifung Hitlers führte.
Im Manuskript zu seinem Buch „Einleitung in die
Philosophie“, das erst nach seinem Tode veröffentlicht wurde, setzte sich
Pfänder mit dem neuen System auseinander, indem er von
„Wertblindheit“, „Wertnihilismus“ und „Wertbarbarei“ sprach und sich
entschieden dagegen wandte, „dass man schreiend Wertbehauptungen, eventuell
durch begeisterte Sprechchöre und mit festem Fußstampfen“ vollzog.[72]
Besonders besorgt beobachtete Pfänder als
evangelischer Christ die wachsende Einflussnahme des Nationalsozialismus auf
die Kirche. Das geht vor allem aus mehreren Briefen an Helle Schwenninger aus
den Jahren 1934 und 1935 hervor, die mit einigen evangelischen Pfarrern
verwandt war. Er äußerte sich darin empört über die Berufung des
Nationalsozialisten Ludwig Müller zum Reichsbischof und über „rücksichtslose
Gewalttaten“ gegenüber der evangelischen Kirche Münchens. Einen Protest der
evangelischen Christen gegen die neue Kirchenordnung hielt er für dringend
geboten. Dabei berief er sich auf einen Artikel des reformierten Schweizer
Theologieprofessors Emil Brunner „Der Christ im Staat“, der im Januar 1934 in
der „Neuen Schweizer Rundschau“, Heft 9, erschienen war.
Nach der Barmer Erklärung schrieb Pfänder an Helle
Schwenninger: „Die Lage der protestantischen Kirche ist noch nicht völlig
geklärt, der Reichsbischof funktioniert noch immer.“ Als dann nach dem mutigen
Wort der Berlin-Dahlemer Synode eine Verhaftungswelle derjenigen einsetzte, die
sich dazu bekannten, bemerkte er sorgenvoll: „Hoffentlich sind über Ihre
verwandten Pfarrer nicht neue Aufregungen hereingebrochen.“[73]
Unter den Verfolgungen der Theologen, die der
Bekennenden Kirche angehörten, hatte auch Pfänders Schüler Wolfgang
Trillhaas zu leiden, der von 1935 an zunächst notgedrungen als Stadtpfarrer in Erlangen
arbeiten musste. Einen Lehrstuhl für Theologie erhielt er dort erst 1945 und
ein Jahr später in Göttingen.
Pfänder berichtete am 23.2.1935 in einem Brief an
Helle Schwenninger auch über den Kampf der Katholischen Kirche gegen die
nationalsozialistischen Bestrebungen, die Simultanschule einzuführen. „Eine
gedruckte Predigt des Erzbischofs Faulhaber zu diesem Thema“, schrieb er ihr,
„ist hier konfisziert worden, nachdem sie gleichzeitig, durch Lautsprecher
vermittelt, in drei Kirchen von einer ungeheuren Menschenmenge gehört und nach
Verteilung des Drucks auch gelesen wurde.“[74]
Noch stärker als die kirchentreuen Christen waren die
Juden dem nationalsozialistischen Terror ausgesetzt. Das erlebte Pfänder
hautnah bei vielen Freunden, Kollegen und Schülern, wie die folgenden Beispiele
zeigen:
Edmund Husserl, der zeitgleich mit Pfänder die
phänomenologische Methode entwickelt hatte, musste im Ersten Weltkrieg die
schwere Verwundung seiner beiden Söhne Gerhart und Wolfgang erleben, die als
Freiwillige im Fronteinsatz waren. Der jüngste Sohn Wolfgang ist dann nach
seiner Genesung vor Flandern im Alter
von 20 Jahren als Leutnant der Reserve und Inhaber des Eisernen Kreuzes
gefallen. Nach Kriegsende verlor Husserl außerdem in Göttingen sein Wohnhaus,
das er in Kriegsanleihen umgesetzt hatte.[75]
Trotz dieser großen Opfer und seiner herausragenden
wissenschaftlichen Leistung musste Husserl seit 1933 wegen seiner jüdischen
Abstammung in Freiburg Schikanen erdulden. 1936 wurde ihm sogar die
Lehrbefugnis entzogen. Als er 1938 starb, gedachte die Universität seiner
offiziell nicht. Bei der Einäscherung
war von der philosophischen Fakultät nur der Historiker Gerhard Ritter, der
Doktorvater des Verfassers, als Privatperson anwesend.[76]
Auch Husserls Kinder konnten mit ihren Familien nicht
an der Beisetzung teilnehmen: Gerhart
war bereits 1934 in die USA emigriert, Elli 1935. Seine Frau Malwine
überstand die Kriegswirren in einem belgischen Kloster und starb 1950 im
Alter von 90 Jahren in einem Freiburger
Altenheim.[77]
Husserls philosophischer Nachlass, der 40.000
Manuskriptblätter in Gabelsberger Stenographie und 10.000 Seiten
Transkriptionen umfasste, konnte, in drei Koffern verpackt, 1938 vor dem
Zugriff der Nationalsozialisten mit Hilfe des belgischen Franziskanerpaters
Herman Leo Van Breda in einer abenteuerlichen Aktion gerettet werden. Der
Versuch, ihn zunächst bei Ludwig Binswanger in Kreuzlingen/Schweiz
unterzubringen, scheiterte an den strengen Grenzkontrollen. Mit Zustimmung des
belgischen Außenministeriums gelang es
dann aber, ihn als „Diplomatengepäck“ über Berlin nach Löwen in Belgien zu
bringen, wo das Husserl-Archiv entstand.[78]
Aloys Fischer, der wie Pfänder bei Theodor Lipps
promoviert und anschließend noch bei Wilhelm Wundt studiert hatte, gründete
1910 das Pädagogisch-Psychologische Institut des Münchener Lehrervereins und
wurde nach seiner Ernennung zum ordentlichen Professor 1919 Direktor des
Pädagogischen Seminars sowie 1929 des Psychologischen Instituts der Münchener
Universität, dessen Mitdirektor 1930 Pfänder wurde. Im Frühjahr 1937 erfolgte
seine Zwangsemeritierung, weil seine Frau Jüdin war. Wenige Monate später starb
er. Sein Sohn Ernst, der Pfänder 1930 gemalt hatte, fiel am 27.11.1939 im
Zweiten Weltkrieg.[79]
August Gallinger, der, wie schon erwähnt, in Medizin
und Philosophie promoviert hatte und zu den frühesten Mitgliedern des Münchener
Phänomenologenkreises gehörte, war schon 1920 a.o. Professor. Ein Ordinariat
wurde ihm als Juden jedoch, wie wir noch berichten werden, nach Hitlers
Machtübernahme verwehrt. Er überlebte die nationalsozialistische Diktatur als
Emigrant in Stockholm. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kehrte er nach
München zurück. Dort wurde er 1948 im Alter von 77 Jahren noch zum ordentlichen
Professor ernannt.
Ebenso wie zu August Gallinger hatte Pfänder auch zu
dessen Schwester und Schwager, dem Ehepaar Siegmund und Eugenie Goldschmidt,
ein enges freundschaftliches Verhältnis. Auch sie standen auf der Liste
derjenigen Personen, die bei seinem Tode benachrichtigt werden sollten. Mit
Rücksicht auf das hohe Alter von Herrn Goldschmidt verzichteten beide Eheleute
auf eine Emigration. Sie verbrachten ihren Lebensabend in einem jüdischen
Altersheim in München. Deportiert wurden sie nicht mehr. Die amtliche
Meldekarte enthält den Vermerk, dass Herr Goldschmidt am 25.3.1942 verstarb,
seine Frau einen Tag später.
Moritz
Geiger, ebenso wie Pfänder und Aloys Fischer ein Schüler von Theodor Lipps
in München und von Wilhelm Wundt in Leipzig, war Mitbegründer des „Jahrbuchs
für Philosophie und phänomenologische Forschung“ und neben Alexander Pfänder
einer der bedeutendsten Vertreter der deskriptiven Phänomenologie. Nach zehnjähriger Tätigkeit
als ordentlicher Professor in Göttingen wurde er 1933 als Jude entlassen.1934
emigrierte er in die USA, wo er 1938
starb.
Herbert Spiegelberg war einer der fähigsten Schüler
von Pfänder. Seine Habilitation an der Münchener Universität stand 1933 vor dem
Abschluss, scheiterte aber mit der
Machtübernahme Hitlers, weil sein Vater Jude war. Er emigrierte in die Schweiz,
kehrte dann für kurze Zeit nach Deutschland zurück und emigrierte 1937
wiederum, diesmal nach Großbritannien und von da aus 1938 in die USA. Durch
seine dortige Lehrtätigkeit, insbesondere an der Washington University St.
Louis, und durch mehrere Veröffentlichungen in englischer Sprache hat er
wesentlich zur weltweiten Verbreitung der phänomenologischen Bewegung
beigetragen, insbesondere in den USA und in den Niederlanden.
Hedwig Conrad-Martius, Ehefrau von Theodor Conrad,
einem Neffen von Theodor Lipps, war Schülerin von Edmund Husserl und
Doktorandin von Pfänder. Sie wollte sich nach 1933 ebenfalls habilitieren. Das
war ihr jedoch wegen eines jüdischen Großelternteils nicht möglich. 1935 wurde
sie aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen, was eine gravierende
Publikationsbeschränkung bedeutete. Erst 1949 konnte sie einen Lehrauftrag und
1955 eine Honorarprofessur in München erhalten. Auf ihrer ererbten Obstplantage
in Bergzabern gab es häufig Treffen der Phänomenologen ihrer Generation. Seit
1920 verband sie eine enge Freundschaft mit Edith Stein.
Edith Stein, Tochter eines jüdischen Kaufmanns aus
Breslau, war in Göttingen Doktorandin und später in Freiburg Assistentin von
Edmund Husserl. Sie wohnte von Ende Mai 1921 bis Anfang Oktober 1922 im Hause
ihrer Freundin Hedwig Conrad-Martius in Bergzabern und konvertierte damals vom
Judentum zum Katholizismus. Als sie am 1. Januar 1922 durch Dekan Eugen
Breitling, Pfarrer von St. Martin, Speyer, getauft wurde, übernahm ihre
evangelische Freundin Hedwig Conrad-Martius mit Erlaubnis des Speyerer Bischofs
Dr. Ludwig Sebastian die Patenschaft.
Aufgrund ihrer wissenschaftlichen Kompetenz versuchte
Edith Stein mehrmals, sich zu habilitieren. Ihre entsprechenden Anträge in
Freiburg, Breslau, Göttingen und Kiel wurden jedoch abschlägig beschieden, weil
Frauen zu jener Zeit als Dozenten und Professoren an Universitäten noch
unerwünscht waren. Nach achtjähriger Lehrtätigkeit in einer
Mädchenbildungsanstalt der Dominikanerinnen in Speyer erhielt Edith Stein im Sommer
1932 eine Dozentenstelle am Deutschen Institut für wissenschaftliche Pädagogik
in Münster, die sie aber schon ein Jahr später wieder aufgeben musste, weil die
Nationalsozialisten „keine Jüdin auf deutschen Kathedern“ wünschten.
Am 14.10.1933 trat Edith Stein in den Orden der
Karmelitinnen in Köln ein, wo sie den Namen Teresia Benedicta a Cruce annahm.
Dort arbeitete sie an einer Akt-Potenzlehre, die auf dem Ansatz von Thomas von
Aquin basierte. Im On-line-Philosophenlexikon von Uwe Wiedemann hieß es: „Sie
wollte die thomistische Philosophie mit Ideen von Husserl, Reinach, Pfänder,
Scheler, Conrad-Martius und Heidegger verbinden.“ Während der Herrschaft des
Nationalsozialismus war ihr jedoch eine Veröffentlichung versagt.
Als katholische Jüdin übersiedelte Edith Stein am
31.12.1938 in den Karmel nach Echt/Limburg. Man hoffte, dass sie dort in den
Niederlanden, deren Neutralität damals unantastbar schien, vor der
Judenverfolgung der Nationalsozialisten sicher sei. Nach der Besetzung der
Niederlande wurde sie aber am 2.8.1942
zusammen mit ihrer ebenfalls katholisch gewordenen Schwester Rosa, die
ihr nach Echt in das Kloster gefolgt
war, von der Gestapo verhaftet und nach Auschwitz deportiert, wo das Leben
beider endete.[80]
1987 erfolgte die Seligsprechung von Edith Stein und
1998 ihre Heiligsprechung. Eine Nichte von Alexander Pfänder, Frau Else
Erlemann, Tochter seiner Schwester Julie Erlemann, Köln, berichtete uns, dass
sie Edith Stein in ihrem Kölner Gymnasium, der Ursulinenschule,
in den 30er Jahren begegnet sei, als diese dort eine befreundete
Ordensschwester, eine Lehrerin der
Schule, besucht habe.
Auch Pfänder bekam persönlich die Willkür des
nationalsozialistischen Systems zu spüren, und zwar schon 1935 bei der
Diskussion um die Wiederbesetzung seines Lehrstuhls. Sogleich zu Beginn der
Verhandlungen erklärte der stellvertretende Dekan Spindler, dass einige
Kandidaten – Pauli, Gallinger und Wenzl - aus politischen Gründen für seine
Nachfolge nicht in Frage kämen. Pfänder benannte, weil eigene Schüler zu der
Zeit wegen fehlender Habilitation nicht zur Verfügung standen, in seinem
Dreiervorschlag u. a. Kurt Huber, der seit 1926 außerordentlicher Professor an
der Universität München war und im Psychologischen Institut arbeitete. Er bezeichnete
Kurt Huber als einen vielseitig veranlagten Wissenschaftler und erfolgreichen
Lehrer. Sein Dreiervorschlag wurde jedoch nicht berücksichtigt.[81] Eine
Neubesetzung seines Lehrstuhls erfolgte erst 1937.
Kurt Huber, der wie Pfänder dem Nationalsozialismus
ablehnend gegenüberstand, wurde 1943 ebenso wie die Geschwister Hans und Sophie
Scholl sowie andere Mitglieder der Widerstandsbewegung „Weiße Rose“ von den Nationalsozialisten
verhaftet und hingerichtet. Nach dem Krieg wurden an der Universität zwei
gegenüberliegende Plätze rechts und links von der Ludwigstraße nach ihnen
benannt.
Der Tod seiner Ehefrau, seine schwere Herzerkrankung,
das Auseinanderstreben phänomenologisch orientierter Philosophen und nicht
zuletzt die verheerenden Folgen der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft
trugen dazu bei, dass Pfänder bald immer mehr vereinsamte. Zuletzt machte er
sich große Sorgen um die Wirkung und
Fortführung seines Lebenswerkes.
In früheren
Jahren hatte Pfänder gehofft, dass Herbert Spiegelberg, zu dem er ein
besonders gutes Verhältnis hatte, einmal seine philosophische Arbeit fortführen
würde. 1935 hatte er testamentarisch verfügt, Herbert Spiegelberg möge die Überwachung des Druckes einer
etwaigen zweiten Auflage seines
Hauptwerkes „Die Seele des Menschen“ übernehmen.[82] Mit
der Emigration in die USA 1938 war Herbert Spiegelberg jedoch als
Hoffnungsträger für Alexander Pfänder verloren.
Der Kontakt zu Herbert Spiegelberg konnte allerdings
über einen Bruder seiner Mutter, den Arzt und Philosophen Heinrich von
Recklinghausen, der Pfänder in den Jahren 1939 und 1940 mehrmals besuchte,
weiter aufrechterhalten werden. In einem der Briefe an seinen Neffen in den USA
berichtete Heinrich von Recklinghausen: „Das Erfreuliche und Große an Alexander
Pfänder ist seine Ausgeglichenheit, die heitere Ruhe, mit der er sein
Schicksal: Einsamkeit, körperliches Leiden, Arbeitsunfähigkeit trägt, ein
wahrhaft Weiser und Philosoph.“[83]
Die Frage war nun, was aus Pfänders philosophischem
Nachlass nach seinem Tode werden sollte.
Nach Pfänders Tod nahm „die treue Anna Dietz“, wie
Gerda Walther sie in ihren Memoiren nannte, seine philosophischen Manuskripte
im Einvernehmen mit den Erben in ihre Obhut. Sie sorgte dafür, dass die
hinterlassenen Tausende von Zetteln mit Aufzeichnungen, wohlgeordnet in zwei
Kisten verpackt, im Tresor einer Regensburger Bank während des Krieges vor den
Gefahren der Luftangriffe Schutz fanden und später bei ihren Verwandten in der Löwen-Apotheke in Regensburg sicher
verwahrt wurden.
Nach dem Tode von Anna Dietz im Jahre 1948 übernahm
dann Pfänders Neffe Gerhard Isselmann, der inzwischen in Teisendorf in der Nähe von Traunstein als
Tiefbauingenieur bei der Reichsbahn eine Anstellung erhalten hatte, den
philosophischen Nachlass.[84] 1953
überließ er ihn auf Anregung der beiden
Pfänder-Schüler Herbert Spiegelberg und Heinrich Middendorf der Bayerischen
Staatsbibliothek, die ihn als „Pfänderiana“ in ihre Handschriftenabteilung
aufnahm und die Manuskripte vorläufig klassifizierte. 1971 erfolgte dann eine
endgültige Klassifikation.[85]
In Pfänders philosophischem Nachlass befand sich u.a.
eine vollständige Nachschrift über die Vorlesung „Philosophie der Lebensziele“
aus dem Wintersemester 1921/22, die von seinem Schüler Ernst Heller zusammen mit
Anna Dietz verfasst und von ihm selbst korrigiert worden war. Sie wurde 1948
von Wolfgang
Trillhaas veröffentlicht. Weiter kamen zahlreiche Aufzeichnungen zu der von
Pfänder geplanten Herausgabe von zwei Büchern zum Vorschein: „Einleitung in die
Philosophie und Phänomenologie“ sowie „Ethik“. Ihre Veröffentlichung erfolgte
1973, und zwar unter den Titeln
„Philosophie auf phänomenologischer Grundlage“, herausgegeben von Herbert Spiegelberg, und „Ethik in kurzer
Darstellung“, herausgegeben von Peter
Schwankl, einem Schüler von Josef Stürmann (1906-1959), der seinerseits als
Schüler von Pfänder nach dem Kriege an der Universität München der folgenden
Generation das geistige Erbe seines Lehrers vermittelt hatte.[86]
Wenden wir uns nun der Frage zu, welche Würdigung die
wissenschaftliche Leistung Pfänders gefunden hat!
Pfänders großes Wirken hat schon zu seinen Lebzeiten
Anerkennung gefunden. So erschien z.B. bereits 1912 sein Name im
„Philosophen-Lexikon - Leben, Werke und Lehren der Denker“, herausgegeben von
Rudolf Eisler. 1933 stand ein Artikel über ihn im Konversationslexikon „Der
Große Herder“, und in einem Schreiben vom
28.8.1933 bat ihn der Verlag um die Überlassung eines zur Beifügung
bestimmten Fotos.[87]
Im selben Jahr widmeten Freunde und Schüler Pfänder
anlässlich seines 60. Geburtstages eine
Festschrift mit 11 Aufsätzen über philosophische Fragen im Umfang von
259 Seiten, die von Ernst Heller und Friedrich Löw in „Neue Münchener
Philosophische Abhandlungen“ herausgegeben wurde. Diese Benennung erfolgte in
Anlehnung an die von Alexander Pfänder 1911 begründete Schriftenreihe
„Münchener philosophische Abhandlungen“, in der die Festschrift zum 60.
Geburtstag seines Lehrers Theodor Lipps erschienen war. Auf die Weiterführung
der „alten“ Schriftenreihe wurde dann jedoch, wie schon erwähnt, zugunsten des
„Jahrbuchs für Philosophie und phänomenologische Forschung“ verzichtet.
Zu Pfänders 65. Geburtstag am 7.2.1935 fand eine kleine akademische
Feier statt, bei der ihm sein Kollege und Freund Aloys Fischer ein
Huldigungsgedicht widmete.[88]
Unmittelbar nach Pfänders Tod brachten mehrere
Zeitungen im In- und Ausland einen Nachruf über ihn, z.B. die Münchener Neuen
Nachrichten, die Frankfurter Zeitung (Morgenblatt) und die Neue Züricher
Zeitung. Auch in Fachzeitschriften wurde seiner gedacht, z.B. in: Philosophy
and Phenomenological Research, einer Zeitschrift, die nach dem Vorbild des
„Jahrbuchs“ seit 1940 von Emigranten in den USA hausgegeben wurde, darunter
Edmund Husserls Sohn Gerhart Husserl und Herbert Spiegelberg.
Darüber hinaus veröffentlichte Wolfgang
Trillhaas bereits 1942, unterstützt von
Pfänders Erben und von Anna Dietz, eine kleine Schrift mit dem Titel
„Alexander Pfänder in memoriam“. Es handelte sich hierbei um ein 14-seitiges
Heftchen im DIN-A5-Format, als Manuskript gedruckt bei Karl Dörres in Erlangen.
Wir entdeckten dieses Schriftstück zuerst in der Staatsbibliothek in Berlin und
waren ganz gespannt auf den Inhalt. Bei der Aushändigung wurden wir darauf
hingewiesen, dass keine Fotokopien davon angefertigt werden dürften. Außerdem
mussten wir den Bibliotheksausweis hinterlegen, den wir erst nach der
Überprüfung der Unversehrtheit des Heftchens zurückerhielten. Für die
Staatsbibliothek musste diese Broschüre wohl ganz besonders wertvoll sein. Wir
waren sehr glücklich, dass wir hier einige uns bis dahin unbekannte
biographische Daten und auch eine erste Einführung in das Werk und die
phänomenologische Methode von Pfänder fanden, setzten uns beide nebeneinander
und schrieben den Text Wort für Wort ab, der eine jeweils die linken, der
andere die rechten Seiten.
Als wir danach Frau Käthe Isselmann, eine Nichte
Alexander Pfänders, in Teisendorf besuchten, entdeckten wir dort die kleine
Schrift von Trillhaas,
die für uns bereitwillig fotokopiert wurde. Auch Frau Giebe in Iserlohn besaß
dieses Heftchen, wie wir später feststellten, und überließ es uns
freundlicherweise.
Eine sehr große Ehrung Pfänders erfolgte durch die
Stadt München am 28. April 1955. Der Hauptausschuss des Stadtrates beschloss
damals, nach ihm eine Straße zu benennen, die Pfänderstraße. Als Begründung
wurde unter anderem angeführt: „Professor Pfänder hat durch viele seiner Werke
auf dem Gebiet der Phänomenologie und der Anthropologie bleibende Verdienste erworben.“[89]
Die Pfänderstraße liegt im Stadtteil Neuhausen, nicht
weit vom Münchener Hauptbahnhof entfernt. Wenn man von dort mit der
Straßenbahnlinie 20 oder 21 fünf Stationen bis zum Leonrodplatz an der Dachauer
Straße fährt, braucht man nur noch eine kurze Wegstrecke durch die Hilblestraße
zu gehen, um in die Pfänderstraße zu gelangen. Sie ist eine ruhige Straße, an
der in aufgelockerter Bauweise bis zu viergeschossige Wohnhäuser und neben
einer gepflegten Grünanlage die Gebäude des Carl-Duisberg-Zentrums stehen.
Pfänders wissenschaftliches Werk wurde außerdem noch
in ganz besonderer Weise durch einen großen Internationalen Kongress gewürdigt,
der anlässlich seines 100. Geburtstages vom 13. bis 18.4. 1971 in München
stattfand. Veranstalter war die im Zusammenhang damit gegründete „Gesellschaft
für phänomenologische Forschung e.V. München“, jetzt „Deutsche Gesellschaft für
phänomenologische Forschung“, die zugleich eine Formulierung Pfänders „Die
Münchener Phänomenologie“ zum Leitthema dieses Kongresses wählte.
Dem Organisationskomitee gehörten folgende
Philosophen an: Helmut Kuhn (München) als Präsident, Reinhold Gladiator
(Gröbenzell) als Generalsekretär und
Eberhard Avé-Lallemant (München), Hans Brockard (München), Hans Kunz
(Basel), Herbert Spiegelberg (St. Louis/Missouri, USA) und Bernhard Waldenfels
(München) als Mitglieder.[90]
Bereits am 7.11.1970 wies die Süddeutsche Zeitung auf
diesen Kongress hin.. Es erschien dort ein Artikel mit
der Überschrift „Zum 100. Geburtstag von Alexander Pfänder“, der mit R.Gl.
unterzeichnet war und vermutlich von dem Generalsekretär des
Organisationskomitees, Reiner Gladiator, stammte. Es hieß darin: „Am 7. Februar
jährte sich zum 100. Male Alexander Pfänders Geburtstag. Der Philosoph gilt
neben Husserl als Mitbegründer der Phänomenologie, die zu Beginn unseres
Jahrhunderts unter dem Motto ‚Zurück zu den Sachen’ auftrat und der Philosophie und den Wissenschaften
einen neuen Weg zur Erkenntnis der
Wirklichkeit eröffnete. Pfänder führte den Kreis an, der unter dem Namen
‚Die Münchener Phänomenologie’ in die Geschichte der Philosophie eingegangen
ist. Der Gruppe gehören J. Daubert, A. Reinach, Th. Conrad, M.
Geiger, M. Scheler, D. v. Hildebrand und H. Conrad-Martius an. Neben
Husserls Transzendental-Phänomenologie und Heideggers
Existential-Phänomenologie ist sie ein dritter Weg, die bis heute das
philosophische Denken entscheidend prägt.“ Abschließend wurde noch
hervorgehoben, dass an dem Internationalen Kongress „bedeutende Vertreter der
Philosophie des In- und Auslandes“ teilnehmen würden.
Die Durchführung des Kongresses wurde ermöglicht
durch finanzielle Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und
Wissenschaft, des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus, der
Landeshauptstadt München, einiger großer Versicherungen und bedeutender
Industrieunternehmen, wie z.B. der Linde
AG und der Siemens AG.
Vor mehr als 150 Teilnehmern aus fast allen
europäischen Staaten, den USA, Kanada und Japan wurden an fünf Tagen im
Nobel-Hotel Arabella in München Vorträge
von namhaften Philosophen gehalten. Einige Progammpunkte mögen verdeutlichen, welche prominenten
Wissenschaftler darunter waren und welche anspruchsvolle Thematik damals
behandelt wurde.
Am Dienstag, 13.4.1971, eröffnete Helmut Kuhn
(München) den Kongress mit einem Vortrag über das Thema „Phänomenologie und
‚wirkliche Wirklichkeit’“. Anschließend sprachen u.a. Wolfgang
Trillhaas (Göttingen) über: „‚Selbst leibhaftig gegeben’ – Reflexionen
einer phänomenologischen Formel nach A. Pfänder“ sowie Eberhard Avé-Lallemant
(München) über „Die Antithese Freiburg - München in der Geschichte der
Phänomenologie.“
Am Mittwoch, 14.4., sprach u.a. Balduin Schwarz
(Salzburg) über „Dietrich von Hildebrands Wertphilosophie“. Die anschließende
Diskussion leitete Karl Lehmann (Mainz), der damals als „Prof., Dr.“ in der
Teilnehmerliste angeführt wurde und in der Zwischenzeit Vorsitzender der
Deutschen Bischofskonferenz und Kardinal geworden ist. An diesem Tage hielt
auch Hans Georg Gadamer (Heidelberg) einen Vortrag, und zwar über das Thema
„Der ontologische Status des Wertes.“
Am Donnerstag, 15.4. unternahmen die
Kongressteilnehmer eine Exkursion nach Seefeld / Tirol, wo sich 1905, wie schon
erwähnt, Pfänder, Daubert und Husserl zu Gesprächen über wichtige
philosophische Fragen getroffen hatten. Herbert Spiegelberg (St. Louis/USA) und
Karl Schuhmann (Löwen/Belgien) berichteten über „Die Seefelder Reflexionen.“
Am Freitag , 16.4., sprachen
u.a. Josef Seifert (Salzburg ) „Über die Möglichkeit einer Metaphysik – Die
Antwort der ‚Münchener Phänomenologen’ auf E. Husserls
Transzendentalphilosophie“ und Hans Kunz (Basel) über „Die Verfehlung der
Phänomene in Husserls Phänomenologie.“
Am Samstag, 17.4., hielt Paul Ricoeur (Paris) seinen
großen Vortrag über „Phänomenologie des Willens und Ordinary Language Approach“.[91] Wie
Herbert Spiegelberg in den Pfänder-Studien berichtete, war Ricoeurs Teilname an
dem Philosophenkongress nur durch einen Sonderflug von seinem Semesterstandort
an der University of Chicago nach München möglich. Ricoeur war dazu jedoch gern
bereit und lenkte dann mit seinen Ausführungen den Blick der Teilnehmer auf
eine neue, bisher übersehene Dimension in Pfänders Frühwerk.[92] An
diesem Tage und am Sonntag, 18.4., erfolgten abschließend Beiträge zum Thema
„Das Werk Alexander Pfänders und seine Bedeutung“ von Herbert Spiegelberg, Karl
Schuhmann, Roland Kuhn (Münsterlingen/Schweiz), Peter Schwankl (Bonn), Victor
Jancu (Temesvar/Rumänien) u.a.
Fast alle Vorträge des Kongresses wurden in zwei Bänden unter den Titeln „Die
Münchener Phänomenologie“ (1975) und „Pfänder-Studien“ (1982) veröffentlicht.
Während der Tagung fand außerdem ein Pfänder-Abend in
der Max Emanuel Brauerei, Adalbertstraße 33, statt, in der Pfänder einmal in
der Woche nach seinem Seminar in Begleitung von Studenten zum Abendschoppen
einzukehren pflegte. Nach einem gemeinsamen Essen begann die Reihe der Berichte
früherer Schüler über Pfänder, die soweit wie möglich aus allen Perioden seiner
Lehrtätigkeit ausgewählt waren. Auch einige schriftliche Beiträge von
Abwesenden oder bereits Verstorbenen wurden verlesen.
Dazu gehörte das Zeugnis des späteren Münchener
Geschichtsprofessors und Herausgebers der Historischen Zeitschrift Karl
Alexander von Müller, der eine der ersten Vorlesungen von Pfänder über
Schopenhauer und Nietzsche im Wintersemester 1902/03 besucht hatte. In seinem
Buch „Gärten der Vergangenheit“ berichtete er, dass Pfänder, damals noch kein
Meister des Wortes war, sich nach einigen stark ans Manuskript gebundenen
Stunden zwang, völlig frei zu sprechen und um Nachsicht für etwaige Stockungen
bat. „Das war gegenüber den übrigen glatten ‚Bonzenvorlesungen’“, schrieb er
wörtlich, „etwas völlig Ungewohntes und stellte sogleich eine innere
Gemeinschaft zwischen ihm und uns her, die weit über das bloße Hörerverständnis
hinausging; es passte gut zu dem tiefen Ernst des unbestechlichen
Wahrheitssuchers, der jedes Wort mit verhaltenem Pathos durchdrang. Ich ging
allemal innerlich gefestigt aus dieser Stunde und habe dem Vortragenden, mit
dem ich bis zu seinem Tod in der Fakultät verbunden blieb, den Dank für dieses
frühe akademische Erlebnis nie vergessen.“
Für die Zeit nach 1915 gaben die Erinnerungen von
Gerda Walther Aufschluss, die sie schon 1960 in ihrem Buch „Zum anderen Ufer. Vom Marxismus und
Atheismus zum Christentum“ festgehalten hatte. Sie berichtete darin über ihre
erste Begegnung mit Pfänder beim Besuch seiner Vorlesung über „Einführung in
die Psychologie“: „Ich war sofort gefesselt, obwohl es einem Pfänder nicht
gerade leicht machte. Man kann wohl sagen, dass mein ganzes späteres Leben durch
diese Begegnung eine völlig andere Richtung erhielt. Vielleicht wäre ich heute
eine brave marxistische Funktionärin in Ostdeutschland, wenn ich nicht durch
‚Zufall’ in dieses Kolleg geraten und darin geblieben wäre! ....
‚Wir müssen uns endlich einmal darüber klar werden, wozu wir eigentlich auf der
Welt sind, was das Leben für einen Sinn hat’, war die Frage, die er seinen
Hörern gleich zu Beginn seiner Ausführungen vorlegte. Dann entwickelte er die
Antworten, die die verschiedenen philosophischen Systeme hierauf gaben. ...
Auch auf die ‚Psychologie ohne Seele’ kam Pfänder dann zu sprechen. Wer nur auf
leibliche Vorgänge, wie Hirnprozesse und dergleichen achte, werde freilich nie
etwas darüber hinaus Weisendes, etwas Seelisches, eine Seele finden. Er sei
dafür gleichsam blind. ‚Wer aber wirklich vorurteilslos und in der richtigen
Einstellung den Menschen untersucht, wird sehr bald Seelisches und vielleicht
sogar eine Seele finden.’ Pfänder warf die Frage auf, ob es vielleicht die
‚Seele’ sei, die dem Leben des Menschen seinen letzten Sinn verleihe. Ich war
begeistert. Hier fand ich endlich eine Antwort auf die Fragen, die mich schon
so lange gequält hatten. ... ‚In jedem Menschen schlummert sein ‚Grundwesen’,
ein tiefster innerster Keim, der nach Entfaltung drängt – wie in den Pflanzen
und Tieren auch. Aber bei diesen wird er von selbst, was er werden soll, beim
Menschen aber bedarf es dazu der bewussten und willentlichen Mithilfe, um alle
Wirrungen und Irrungen, alle Hindernisse zu überwinden. Die höchste Aufgabe des
Menschen ist es, unbeirrt seinen eigenen seelisch-geistigen Keim, sein
Grundwesen zu entfalten und auch anderen Menschen behilflich zu sein, ihr
Grundwesen in der Welt auszuzeugen. Nur wer so durch sich selbst für andere
lebt, kann volle Befriedigung finden.’“ Über Alexander Pfänder schrieb sie
weiter: „Ein echter Westfale, aus Iserlohn gebürtig, ging er, ohne nach rechts
und links zu schauen, mit unglaublicher Zähigkeit und Ausdauer seinen Weg.“
Herbert Spiegelberg hob hervor: „Pfänders ‚Grundwesen’
war kein einspuriges. Es umschloss
Möglichkeiten zu verschiedenen Ausprägungen und Haltungen. In diesem
Lichte sehe ich Pfänder als eine im Grunde ruhig gefestigte Persönlichkeit mit
ungewöhnlichem seelischen Tiefgang, mit langsamem, beinahe schleppendem
Lebensfluss, in diesem Sinn ‚typischer’ Westfale. Aber er hatte auch die
Möglichkeit zu spritzig animierter und geistreicher Lebendigkeit, die viel in
einem amüsierten, fast maliziösen Lächeln ausdrücken konnte. Hier könnte man
von einer bayerischen Oberschicht sprechen, zumal er sich als Wahl-Münchener
fühlte.“ Wie Herbert Spiegelberg zu den Vorlesungen bemerkte, „sprach Pfänder,
besonders in früheren Jahren, frei, neben dem
Katheder stehend, auf dem sein Manuskript lag, seine Zuhörer meist direkt
mit seinem durchdringenden Blick anschauend.“ Dabei habe er oft „Beispiele mit
dramatischer Imitation“ gebracht.
In einem Brief an Herbert Spiegelberg schilderte
Heinz M. Graumann, Direktor des Psychology Department am Topeka State Hospital
in Kansas, seine Erinnerungen an Pfänder aus den zwanziger Jahren
folgendermaßen: „Besonders schien er
seine Vorlesung über eine charakterologische Typologie zu genießen. Wenn er die
verschiedenen Charaktertypen beschrieb, verwandelte er sich selbst in diese
Typen, indem er wie ein Schauspieler deren Körperhaltungen, Gesten,
Sprechweisen und Physiognomien annahm. Wir Studenten waren fasziniert und
bewunderten ihn. .... Ein wahrhaft erhebendes Erlebnis waren für mich seine
Seminare, die er nur für eine sehr kleine Gruppe seiner Schüler gab. Er
erwartete viel Vorbereitung und viel aktive Teilnahme von uns, die wir an dem
länglichen Tisch um ihn herum saßen, er am Ende des Tisches, zwischen den hohen
Bücherwänden der Philosophischen Bibliothek in der Münchener Universität. Die
Atmosphäre war manchmal so intensiv, dass einer oder der andere Teilnehmer vor
Erschöpfung ohnmächtig wurde und vom Stuhl glitt. Diese Intensität war auch die
beherrschende Eigenschaft des Menschen Pfänder selbst.“[93]
Nach der Beschreibung des Theologen Wolfgang
Trillhaas, machte Pfänder den Eindruck eines ruhigen und zurückhaltenden Menschen., dem aber „in ganz besonderem Maße die Kunst des
Sehens verliehen“ war. ... „Auf der Straße, auf der Reise, im Umgang mit
Menschen der verschiedensten Wesensart – nirgends entgingen seinem
durchdringend forschenden Auge auch kleine Vorgänge des Alltags und die
vielfältige Eigenart des menschlichen Verhaltens.“ Er kam dann zu dem Urteil
über Pfänder: „Die Richtung seines Philosophierens aufs Konkrete, der
praktische Zugriff ins Leben und die Frage der Gestaltung unseres persönlichen
Seins kennzeichnen in glücklicher Konsequenz sowohl den Menschen wie den
Gelehrten.“ Zusammenfassend betonte er, dass „der Inbegriff seines
Forschens und Beobachtens der Mensch und immer wieder der Mensch, der Spiegel
der Welt und Gottes“ war. Darauf habe sich Pfänder beschränkt und sei so ein
wahrer Philosoph gewesen.[94]
Aus Anlass des Kongresses veranstaltete die
Bayerische Staatsbibliothek München eine Ausstellung über „Die Münchener
Phänomenologie“. In seiner Eröffnungsansprache sagte der Generaldirektor der
Bayerischen Staatsbibliothek Dr. Heinrich Middendorf, ebenfalls ein Schüler
Pfänders: „Auf mich machte es als jungen Studenten im Seminar bei Pfänder einen
tiefen Eindruck, wenn er uns immer wieder zu einem eigenständigen Denken und
Begründen unserer Meinungen ohne sachfremde Vorurteile aufforderte. In diesem
Zusammenhang fiel einmal sein Hinweis an uns Junge: ‚Bleiben Sie unbedingt bei
Ihrer Meinung, wenn Sie glauben, dass sie zutrifft – auch wenn das ganze
Seminar und ich selbst anderer Auffassung sind. Es könnte ja sein, dass nicht
ich recht habe, sondern Sie.’ Diese Auffassung von Erkenntnisstreben und
Wahrheitssuche war nicht nur Ausdruck der persönlichen großen Bescheidenheit
und Toleranz dieses von uns allen so geschätzten Mannes, sondern
charakterisierte zutiefst auch das Ethos seiner philosophischen Bemühung.“
Zum Abschluss empfiehlt es sich, noch einige kurze
Bemerkungen über die Münchener Phänomenologie nach dem Tode von Pfänder zu
machen.
Nach Pfänders Emeritierung 1935 war die Phänomenologie
in München verwaist. Diese philosophische Bewegung hatte im Nationalsozialismus
keine Zukunft mehr. Sie war verfemt,
weil viele ihrer führenden Vertreter von Juden abstammten. Manche sahen sich
zur Emigration gezwungen. Nach 1945 erlebte die Philosophie Husserls durch
Veröffentlichungen aus seinem Nachlass eine bedeutsame Renaissance. Auch
Heidegger fand mit seiner späteren Philosophie viel Beachtung, vor allem in
Frankreich, wo er besonders Jean Paul-Sartre beeinflusste. Die Münchener Phänomenologie
aber blieb weitgehend im Schatten. Sie galt als überholt.
Das änderte sich, als 1960 Herbert Spiegelberg sein Standardwerk “The Phenomenological
Movement“ („Die Phänomenologische Bewegung“) veröffentlichte und damit die
geschichtlichen Zusammenhänge wieder ans Licht brachte. Aus den USA kehrte er
1961 als Fulbright-Gastprofessor für zwei Semester an die Universität München
zurück, an der die phänomenologische Tradition inzwischen durch den
Pfänder-Schüler Josef Stürmann, durch die Pfänder-Doktorandin Hedwig
Conrad-Martius sowie den 1952 aus der Emigration nach München zurückgekehrten
Phänomenologen Arnold Metzger weitergeführt worden war.[95]
Herbert Spiegelberg und Eberhard Avé-Lallemant, ein
Doktorand von Hedwig Conrad-Martius und somit ein Enkelschüler von Pfänder,
fassten Anfang der 60er Jahre den Entschluss, die Nachlässe der Münchener
Phänomenologen, die über die ganze Welt verstreut waren, zu retten. Dank ihres
vorbildlichen Engagements konnten in den letzten Jahrzehnten die Nachlässe von
16 Münchener Phänomenologen und Philosophen aus ihrem Umkreis gesammelt und in
der Handschriftenabteilung der Bayerischen Staatsbibliothek München archiviert
werden.
Im Auftrag der Bayerischen Staatsbibliothek hat
Avé-Lallemant in mehr als 20-jähriger Arbeit inzwischen die Hälfte dieser Nachlässe
geordnet und katalogisiert, und zwar von Alexander Pfänder, Max Scheler,
Johannes Daubert, Moritz
Geiger, Theodor Conrad, Adolf Reinach, Maximilian Beck und Hedwig
Conrad-Martius. Noch nicht geordnet sind die Nachlässe von Franz Brentano,
Gerda Walther, Herbert Spiegelberg, Herbert Leyendecker, Aloys Fischer, Alfred
Schwenninger, Dietrich von Hildebrand und Hans Lipps.[96]
Durch die Erschließung der Nachlässe hat die
philosophische Forschung viele wertvolle neue Impulse bekommen. So wurde der
geordnete Nachlass von Pfänder z.B. schon für Veröffentlichungen von Eberhard
Avé-Lallemant, Herbert Spiegelberg und Peter Schwankl zugrundegelegt.
Ganz besonders interessant erwies sich der Nachlass
von Johannes Daubert. Damit kommen wir abschließend noch einmal auf diesen ganz
besonderen Menschen, diesen Lebenskünstler zurück. Sein Nachlass enthielt eine Menge Zettel mit
stenographischen Aufzeichnungen, die zunächst nicht gelesen werden konnten,
weil das benutzte Stenographiesystem völlig unbekannt war. Erst nach längerer
Zeit und mit viel Mühe gelang schließlich Karl Schuhmann aus Utrecht und
Reinhold Smid aus Köln die Entschlüsselung. Dabei stellte sich u.a.
heraus, dass schon bei den „Münchener Phänomenologen“ Ansätze zur
Sprechakt-Theorie vorhanden waren, die nach der bis dahin herrschenden Ansicht
erst in den 60er Jahren von britischen Philosophen entwickelt wurde.
Die damalige Aktualität der anglo-amerikanischen
Sprachanalyse und das große Interesse an der Phänomenologie Pfänders in
Lateinamerika, das Herbert Spiegelberg 1963 auf dem XIII. Internationalen
Kongress für Philosophie in Mexico City vorfand, veranlassten ihn, eine Studie
über das Thema „Linguistische Phänomenologie: John L. Austin und Alexander
Pfänder“ zu verfassen, die zusammen mit mehreren anderen erst nach dem
Münchener Kongress fertiggestellten wissenschaftlichen Arbeiten in die
„Pfänder-Studien“ aufgenommen wurde.
Wie groß das Interesse an der Phänomenologie und
insbesondere an dem Werk Pfänders auch
heute noch ist, beweist die Tatsache, dass im Jahr 2000 seine „Logik“ in 4.,
unveränderter Auflage neu erschienen ist, und zwar in „Philosophie und
realistische Phänomenologie“, „Studien der Internationalen Akademie für
Philosophie im Fürstentum Liechtenstein“, Band X. Die Herausgeber der Reihe
sind Rocco Buttiglione aus Italien und Josef Seifert aus Österreich. Der
Herausgeber der 4. Auflage der „Logik“ in dieser Schriftenreihe ist Mariano
Crespo aus Spanien. Er hat als Einleitung eine umfangreiche Studie von 34
Seiten vorangestellt.
Die Neuerscheinung von Pfänders „Logik“ entdeckten
wir zuerst in der Staatsbibliothek in Berlin, danach fanden wir sie auch im
Schaufenster einer Münchener Buchhandlung. Dadurch wurde unsere Neugier
geweckt, Näheres über die Herausgeber und die Akademie in Liechtenstein zu
erfahren. Wir recherchierten im Internet und in der Lexika-Reihe „Who’s who“
und fanden viel Interessantes.
Rocco Buttiglione lehrte als Professor an
verschiedenen italienischen Universitäten und ist an der Internationalen
Akademie für Philosophie im Fürstentum Lichtenstein ordentlicher Professor für
Philosophie der Gesellschaft, der Wirtschaft und der Politik. Bis vor kurzem war
er auch Prorektor dieser Akademie. Im Juni dieses Jahres wurde Buttiglione, der
auch Generalsekretär der Christlich Demokratischen Union Italiens (CDU) ist,
Minister für die europäische Gemeinschaft. Er ist außerdem Berater von Papst
Johannes Paul II.
Josef Seifert ist Rektor und ordentlicher Professor
für Philosophie (mit besonderer Berücksichtigung der Erkenntnistheorie,
Metaphysik und philosophischen Anthropologie) an der Internationalen Akademie
für Philosophie im Fürstentum Liechtenstein. Nach seiner Promotion in
Salzburg und Habilitation in München war
er als Professor und Institutsvorsteher an der Universität Dallas/USA tätig. Er
ist Mitglied in der „Europäischen Akademie der Wissenschaften“ und der „Päpstlichen
Akademie pro Vita“. Wie bereits erwähnt, hielt er am 16.4.1971 auf dem
Internationalen Kongress, der zum 100. Geburtstag von Alexander Pfänder in
München veranstaltetet wurde, einen wissenschaftlichen Vortrag.
Mariano Crespo, studierte und promovierte an der
Universität in Madrid. Er lebt seit sechs Jahren in Liechtenstein und ist an
der dortigen Internationalen Akademie als Studiendirektor und
Assistenzprofessor für Philosophie (mit besonderer Berücksichtigung der Logik)
tätig.
Nach einem Telefonat mit Herrn Professor Crespo
entschlossen wir uns im Oktober dieses Jahres zu einem Besuch der
Internationalen Akademie für Philosophie im Fürstentum Liechtenstein, Campus
Gaflei in Triesenberg/Vaduz. Das letzte
Stück unseres Weges dorthin legten wir in Serpentinen zurück. Aus einem
Nebeltal kommend, erreichten wir in 1500 Meter Höhe bei herrlichem Sonnenschein
und azurblauem Himmel die Akademie. Sie existiert seit 1986, ist in einem
ehemaligen Hotelgebäude untergebracht, umgeben von Tannenwäldern, und liegt
unterhalb des 2100 Meter hohen Felsmassivs „Die drei Schwestern“.
Das Besondere der Akademie ist die Begegnung von
Professoren und Studenten verschiedener Nationalitäten, die dort zusammen
arbeiten und zusammen leben, teilweise auch mit ihren Familien. Herr Professor
Crespo führte uns durch die Aufenthalts- und Lehrräume sowie die umfangreiche
Bibliothek, in der wir die Werke von Alexander Pfänder und auch Übersetzungen
davon ins Spanische und Englische entdeckten. Er machte uns dann mit dem Rektor
der Akademie, Herrn Professor Seifert, bekannt. Beim gemeinsamen Mittagessen
mit beiden Wissenschaftlern, das wir wegen des wunderbaren Wetters vor der
Akademie im Freien einnehmen konnten, hatten wir einen unvergesslich schönen
Weitblick auf die umliegenden Berge und ins Tal.
Im Laufe des
Gesprächs erfuhren wir, dass die realistische Phänomenologie neben der
Philosophie von Platon und Aristoteles einen besonderen Schwerpunkt im
Lehrbetrieb der Akademie bilde und dabei auch die Werke von Alexander Pfänder
viel Beachtung fänden. In diesem Zusammenhang wurde gleichzeitig seine klare und präzise Sprache lobend
erwähnt. Die Neuauflage von Pfänders „Logik“ begründete man mit dem Hinweis auf
einen echten Bedarf innerhalb der dortigen
Studentenschaft. Auch die Bibliothekarin bestätigte uns, dass die vorhandene
alte Ausgabe der „Logik“ in der Akademie immer „auf Wanderschaft“ gewesen sei.
Zum Abschied überreichte uns Herr Professor Crespo
ein Buch über „Menschenwürde: Metaphysik und Ethik“, das als Jubiläumsband
anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Akademie im Jahre 1996 von ihm
herausgegeben worden war, und zwar als Band VII der Reihe „Philosophie und
realistische Phänomenologie“, deren Herausgeber die Professoren Rocco
Buttiglione und Josef Seifert sind.
Nicht nur im Fürstentum Liechtenstein, sondern auch
in München hatten wir interessante Begegnungen mit mehreren Wissenschaftlern.
Dabei erwiesen sich die Gespräche mit Herrn Professor Dr. Wolfhart Henckmann
und Herrn Privatdozent Dr. Eberhard Avé-Lallemant als besonders fruchtbar.
Wir erfuhren von Professor Henckmann, dass er
zusammen mit Professor Dr. Martin Mulsow an der Herausgabe eines Buches über
„Die Philosophie in München vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart“ arbeitet.
Die Textseiten, die sich auf Pfänder beziehen, überließ er uns freundlicherweise
schon vorab. Im Verlauf des Gespräches erwähnte er, dass Karl Schuhmann
beabsichtige, in Kürze ein umfangreiches Buch über die Phänomenologie in
italienischer Sprache herauszugeben, in dem er auch auf Pfänder näher eingehen werde.
Privatdozent Dr. Avé-Lallemant, der von allen Seiten
als der beste Kenner der Münchener Phänomenologie bezeichnet wurde, berichtete
uns von der erfolgreichen Arbeit der von ihm 1971 mitbegründeten „Gesellschaft
für phänomenologische Forschung“. Als besonderes Präsent überreichte er uns
einen von ihm selbst verfassten Zeitschriftenartikel über das Arbeitsprojekt
„Münchener Phänomenologie“ sowie eine Broschüre mit zwei Rundfunkvorträgen
von Pfänder aus dem Jahre 1927, jeweils
mit einer Widmung.
Auf unsere Frage, welchen Stellenwert Pfänder
innerhalb der phänomenologischen Bewegung habe, antwortete er: „Unbestritten
war Pfänder ein Stern erster Güte!“
Mit einem Wunsch beendigen wir unsere Studie:
Möge Alexander Pfänder auch in seiner Heimat die
Beachtung finden, die ihm in der Fremde zuteil wurde!
Erinnerung ehrt beide: Heimat und Sohn.
Schlussworte
Bei unserer Arbeit haben wir sehr viel Wohlwollen und
Unterstützung von verschiedenen Seiten erfahren, so dass wir unsere
Ausführungen nicht ohne einige Worte des Dankes schließen möchten.
In erster Linie gilt unser Dank den Erben von
Alexander Pfänder, vor allem der Seniorin der Familie Clarfeld, Frau Hildegard
Giebe, Iserlohn, und dem Senior der Familie Schrank, Herrn Theodor Schrank, München,
die uns beide die Erlaubnis zur Veröffentlichung unserer Arbeit gegeben haben.
Wir sind sehr glücklich über das gute Einvernehmen und fühlen uns den Nichten
und Neffen Alexander Pfänders auch für die zahlreichen wertvollen Hinweise,
Fotos und Schriftstücke in Dankbarkeit verbunden.
Ebenso herzlich danken wir allen Heimatfreunden, die
unsere Arbeit bereitwillig gefördert haben, namentlich dem 1. Vorsitzenden des
Bürger- und Heimatvereins Hemer e.V., Herrn Hermann-Josef Geismann, und dem
Schriftleiter der Heimatzeitschrift „Der Schlüssel“, Herrn Georg Mieders.
Besonderen Dank sagen wir dem Vorstand des hiesigen Bürger- und Heimatvereins
dafür, dass er es uns ermöglicht hat, unsere Forschungsergebnisse in einem
Sonderheft des „Schlüssels“ zu veröffentlichen.
Unser aufrichtiger Dank gebührt weiter den
Wissenschaftlern, die uns in persönlichen Gesprächen wichtige Informationen
gegeben haben, insbesondere Herrn Privatdozent Dr. Eberhard Avé-Lallemant und
Herrn Professor Dr. Wolfhart Henckmann (Universität München) sowie Herrn
Professor Dr. Josef Seifert und Herrn Professor Dr. Mariano Crespo
(Internationale Akademie für Philosophie im Fürstentum Liechtenstein).
Auch den Damen und Herren aus den Archiven und
Bibliotheken, die uns hilfreich bei unseren Recherchen zur Seite standen, sind
wir zu großem Dank verpflichtet, namentlich Herrn Dr. Wolfgang Smolka
(Universitätsarchiv München), Frau Dr. Sigrid von Moisy (Abteilung für
Handschriften und Seltene Drucke der Bayerischen Staatsbibliothek München),
Herrn Dr. Stefan Mörz und Herrn Dr. Martin Furtwängler (Stadtarchiv
Ludwigshafen/Rhein) sowie Frau Diplom-Bibliothekarin Karin Müller
(Landeskundliche Bibliothek des Märkischen Kreises, Altena).
Zuletzt, aber nicht am wenigsten danken wir Herrn
Hannes Steiner, dem Leiter des Stenografenamtes in München, für die Vermittlung
aufschlussreicher Informationen aus dem
dortigen Stadtarchiv.
1.
Fotokopien der Titelseiten einiger Werke
von Alexander Pfänder:
a) „Logik“, 4. Auflage in Deutsch,
b) „Logik“ in spanischer Übersetzung: „Logica“,
c) „Phänomenologie des Wollens“ in
spanischer Übersetzung: „Fenomenologia
de la voluntad“,
d)
„Phänomenologie des Wollens“ und „Motive und Motivation“ in englischer Übersetzung: “Phenomenology of Willing and
Motivation“.
2. Stammbaum Pfänder (auszugsweise).
I. Archivalien:
Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München
Universitätsarchiv München (UAM)
Leiter Dr. Wolfgang J. Smolka
a) Personalakt Prof. Dr. Pfänder E-II-2672
b) Lebenslauf und Promotion von Dr. med. et Dr.
phil. Emil Welcke
N-I-89 p und O-I-85 p
---------------------------------------------------------------------
Bayerische Staatsbibliothek (BSB)
Abteilung für Handschriften und Seltene Drucke
Leiterin Dr. Sigrid von Moisy
„Pfänderiana“ KI 1,2,4,5; KII 1,4; LI 2,3; LII
1,3; Ana 545 BI u. BII
-----------------------------------------------------------------------
Stadtarchiv München
a) Hauptliste für den In-,Reichs- und Ausländer von
1907
b) Foto des Gebäudes Loristraße 6 aus dem Jahre 1912
c) Meldekarte von Siegmund und Eugenie Goldschmidt
d) Straßenbenennung nach Alexander Pfänder 1955
(Informationen von Herrn Hannes Steiner, Leiter des Stenografenamtes
der Stadt
München)
--------------------------------------------------------------------------
Dokumentations- und Informationszentrum München GmbH
Recherchendienst
Süddeutsche Zeitung, Artikel vom 7.11.1970
--------------------------------------------------------------------------
Universität Leipzig
Universitätsarchiv (UAL)
Direktor Dr. Gerald Wiemers
Quästurkartei über Prof. Dr. Wilhelm Wirth.
---------------------------------------------------------------------------
Genenerallandesarchiv Karlsruhe
Frau Scheuble
Lebenslauf und Standesliste von Dr. Alfred
Schwenninger.
---------------------------------------------------------------------------
Kirchenarchiv des evangelischen Gemeindeamtes
Iserlohn
Leiterin Frau Mütze
Kirchenbucheintragungen über die Familien Pfänder und
Clarfeld.
---------------------------------------------------------------------------
Stadtarchiv Iserlohn
Leiter Götz Bettge
Adressbücher von Iserlohn 1866, 1874, 1876 und 1882.
---------------------------------------------------------------------------
Stadtarchiv Ludwigshafen
Leiter Dr. Stefan Mörz
Mündliche Auskünfte von Archivar Dr. Martin
Furtwängler über Anna Croissant-Rust.
-----------------------------------------------------------------------------------------
Stadtkanzlei Kreuzlingen/Schweiz
Frau Barbara Hummel
Mündliche Informationen über Ludwig Binswanger und
die ehemalige Privatklinik Bellevue.
----------------------------------------------------------------------------------------
II. a) Hauptwerke von Alexander Pfänder:
„Das Bewusstsein des Wollens“, in: „Zeitschrift für
Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane“ XVII, 1898, S. 521-567.
„Phänomenologie des Wollens. Eine psychologische
Analyse“, Leipzig 1900. 2. Aufl. 1930, 3. Aufl. 1963. Übers.: Russisch
Petersburg 1910; spanisch Madrid 1931; Einleitung englisch Evanston 1967.
„Einführung in die Psychologie“, Leipzig 1904. 2.
Aufl. 1920.
„Motive und Motivation“ in: „Münchener Philosophische
Abhandlungen. Theodor Lipps zu seinem 60. Geburtstag“, München 1911. 2. Aufl.
1930, 3. Aufl. 1963. Übers.: Englisch Evanston 1967.
„Nietzsche“ in: von Aster, Ernst (Hrsg.), „Große
Denker“ Bd. 2, Leipzig 1911. 2. Aufl. 1923.
„Zur Psychologie der Gesinnungen“. Erster Teil in
„Jahrbuch für Philosophie und phänomenologische Forschung“, I, Halle 1913, S.
325-404. 2. Aufl. 1922.
Zweiter Teil in: „Jahrbuch für Philosophie und
phänomenologische Forschung“, III, Halle 1916, S. 1-125. 2. Aufl. 1930
„Logik“ in: „Jahrbuch für Philosophie und
phänomenologische Forschung“, IV, Halle 1921, S. 139-499. 2. Aufl. 1929, 3.
Aufl. 1963, 4. Aufl. 2000.
„Grundprobleme der Charakterologie“ in: Utitz, Emil
(Hrsg.), „Jahrbuch der Charakterologie“ I, Berlin 1924, S. 289-335.
„Die Seele des Menschen. Versuch einer verstehenden
Psychologie“, Halle 1933.
II. b) Schriften aus dem Nachlass von Alexander
Pfänder:
Avé-Lallemant, Eberhard (Hrsg.), „Welche Probleme
stellt die heutige Zeit der Philosophie? Zwei Rundfunkvorträge aus dem Jahr
1927“ in: „Perspektiven der Philosophie“ VI, Hildesheim/Amsterdam 1980, S.
213-236.
Spiegelberg, Herbert (Hrsg.), „Alexander Pfänder,
Schriften aus dem Nachlass zur Phänomenologie und Ethik“, München 1973:
Band 1: Spiegelberg, Herbert unter Mitwirkung von
Avé-Lallemant, Eberhard (Hrsg.), „Alexander Pfänder, Philosophie auf
phänomenologischer Grundlage“;
Band 2: Schwankl, Peter (Hrsg.), „Alexander Pfänder,
Ethik in kurzer Darstellung“.
Trillhaas,Wolfgang (Hrsg.), „Alexander Pfänder,
Philosophie der Lebensziele. Aus dem Nachlass herausgegeben“, Göttingen 1948.
III: Sekundärliteratur:
Diverse Lexika
über Philosophie.
Avé-Lallemant, Eberhard, „Das Arbeitsprojekt
‚Münchener Phänomenologie’“ in: „Einsichten. Forschung an der
Ludwig-Maximilians-Universität München“, 1993/2.
Avé-Lallemant, Eberhard, „Die Nachlässe der Münchener
Phänomenologen in der Bayerischen Staatsbibliothek“, Wiesbaden 1975.
Berkemeier, Georg, Bleicher, Wilhelm und Muthmann,
Gustav (Hrsg.), „Gymnasium Iserlohnense 1609-1984“, Festschrift, Iserlohn 1984.
Bettge, Götz, „Iserlohn-Lexikon“, Iserlohn 1987.
Biese, Alfred, „Deutsche Literaturgeschichte“,
München 1918
Binswanger, Ludwig, „Einführung in die Probleme der
Allgemeinen Psychologie“, Berlin 1922.
Binswanger, Ludwig, „Grundformen der Erkenntnis
menschlichen Daseins“, 5. (unveränderte) Aufl., München 1973.
Brausewetter, Ernst, „Meisternovellen deutscher
Frauen“, Leipzig 1897.
Bürger- und Heimatverein Hemer e.V. (Hrsg.), „Hemer.
Beiträge zur Heimatkunde“, Balve 1979.
Dombrowsky, Magdalene, „Das Wesen des
Auszeugungstriebes bei Alexander Pfänder“, Diss. phil., Maschinenschrift,
München 1950.
Gadamer, Hans Georg, „Gesammelte Werke, Bd. 3, Neue
Philosophie I, Hegel, Husserl, Heidegger“, Tübingen 1987.
Gerke, Hans und Jarchov, Inge (Hrsg.), „Die
Prinzhornsammlung“ Königstein/Ts. 1980.
Heller, Ernst und Löw, Friedrich (Hrsg.), „Alexander
Pfänder zum 60. Geburtstag. Neue Münchener Philosophische Abhandlungen“,
Leipzig 1933.
Hoffmann, Klaus, „Die Wissenschaftliche Vereinigung
der Bodensee-Psychiater“ (Maschinenschrift), Psychiatrisches Landeskrankenhaus
Reichenau / Konstanz 1995.
Husserl, Edmund, „Logische Untersuchungen“, auf Grund
des Nachlasses vom Husserl-Archiv Löwen veröffentlicht in: „Gesammelte Werke“,
Bd. 18 (1975) sowie Bd. 19,1 und 19,2 (1984).
Husserl, Edmund (Hrsg.) in Gemeinschaft mit M. Geiger
(München), A. Pfänder (München), A. Reinach (Göttingen), M. Scheler (Berlin),
„Jahrbuch für Philosophie und phänomenologische Forschung“, Bd. 1-11, Halle
a.d.S. 1913 bis 1930.
Kuhn, Helmut, Avé-Lallemant, Eberhard und Gladiator,
Reinhold, (Hrsg.) „Die Münchener Phänomenologie“, Den Haag, 1975.
Langguth, Hugo, „Jahres-Bericht über die Realschule
erster Ordnung zu Iserlohn“ für 1886/87 und 1887/88.
Mulsow, Martin und Henckmann,Wolfhart: Auszug in Maschinenschrift aus dem noch unveröffentlichten Buch
„Philosophie in München“.
Mundhenke, Herbert, „Die Matrikel der TH Hannover,
Bd. 2, 1881-1911, Hannover 1988.
Ortega y Gasset, José, „Über die Liebe“. Aus
dem Spanischen übersetzt von
Helene Weyl, München 1993.
Prinzhorn, Hans, „Charakterkunde der Gegenwart“ in:
„Philosophische Forschungsberichte“, Heft 11, Berlin 1931.
Scheibmayr, Erich, „Letzte Heimat. Persönlichkeiten
in Münchener Friedhöfen 1784- 1984“; Auszug daraus mit Lageplan, Angabe des
Feldes, der Reihe und Nummer des Grabes von Alexander Pfänder auf dem
Westfriedhof, mitgeteilt von Dr. Eva Strauss, Stattreisen München e.V.
Schuhmann, Karl, „Die Dialektik der Phänomenologie I.
Husserl über Pfänder“ in: „Phaenomenologica“ 56, Den Haag 1973.
Schuhmann, Karl, „Die Dialektik der Phänomenologie
II. Reine Phänomenologie und phänomenologische Philosophie“ in:
„Phaenomenologica“ 57, Den Haag 1973.
Schumak, Richard „Der erste Lehrstuhl für Pädagogik
an der Universität München“ in: „Die Ludwig-Maximilians-Universität in ihren
Fakultäten“, Bd. 2, 1980.
Schwenninger, Alfred, „Der Sympathiebegriff bei David
Hume. Eine Darstellung der Kritik“, Diss. phil., München 1908.
Sepp, Hans Rainer, „Edmund Husserl und die
phänomenologische Bewegung“, Freiburg/München 1988.
Spiegelberg, Herbert, „Alexander Pfänders
Phänomenologie“, Den Haag 1963.
Spiegelberg, Herbert
with the Collaboration of Schuhmann, Karl, “The Phenomenological Movement”
in: “Phaenomenologica 5/6”, Den Haag, Boston, London 1982.
Spiegelberg, Herbert
und Avé-Lallemant, Eberhard
(Hrsg.), „Pfänder-Studien“, Den Haag, Boston, London 1982.
Staiger, Emil, Gedenkrede anlässlich des Todes von
Ludwig Binswanger am 8.2.1966 in: In
memoriam Ludwig Binswanger, Kreuzlingen 1966.
Stein, Edith, „Aus meinem Leben“ mit einer
Weiterführung über die zweite Lebenshälfte von Maria Amata Neyer O.C.D. (Werke
7), Freiburg 1987.
Stein, Edith, „Potenz und Akt“ (Werke 18), Freiburg
1998.
Trillhaas, Wolfgang, „Alexander Pfänder in memoriam“,
als Manuskript gedruckt, Erlangen 1942.
Walther, Gerda, „Zum anderen Ufer. Vom Marxismus und
Atheismus zum Christentum“, Remagen 1960.
Welcke, Emil, „Untersuchungen über die Nerven der
Schilddrüse in mikroskopischer wie makroskopischer Hinsicht“, Diss. med.,
München 1896.
Welcke, Emil, „Kritisches zur Frage der Konsonanz.
Bearbeitung der Konsonanztheorien von Wundt, Stumpf und Krüger“, Diss. phil.,
München 1907.
Wirth, Wilhelm,
”Autobiography“, in: ”The International University Series in Psychology. A
History of Psychology in Autobiographies”, Volume III, Murchison, Carl
(Hrsg.), Clark University Press1936, p. 283-327.
IV. Zeitzeugen:
Nichten und Neffen
von Alexander Pfänder:
Frau Hildegard Giebe, geb. Isselmann, Iserlohn,
Frau Else Erlemann, Köln,
Frau Käthe Isselmann, Teisendorf,
Herr Rudolf Clarfeld und Frau Lotti, Iserlohn,
Herr Ulrich Clarfeld und Frau Waltraud, Iserlohn
,
von Rosa Pfänder, geb. Schrank:
Frau Dr. Rosa Herzog, geb. Schrank, München,
Herr Theodor Schrank
und Frau Elisabeth, München.
---------------------------------------------------------------------------------------------------Bildnachweis:
Abb. 1: Alexander
Pfänder, nach einem Gemälde von seinem Freund Prof. Dr. phil. Dipl.-Ing.
Hermann Häger, München 1939, Privatbesitz.
Abb. 2:
Porträtaufnahme und drei Bücher
von Alexander Pfänder, Privatbesitz.
Abb. 3: Julie
Pfänder, geb. Allehoff, Privatbesitz.
Abb. 4:
Alexander Pfänder und seine Geschwister, Privatbesitz.
Abb. 5:
Theodor Lipps, BSB München, Ana 378 C.
II. 2.
Abb. 6:
Wilhelm Wirth, BSB München, Bildarchiv.
Abb. 7: Alexander
Pfänder, Kupferstich von seinem Freund Kunstmaler Ernst Liebermann, 1897,
Privatbesitz.
Illustrationen
und Originallithographien von Ernst Liebermann befinden sich in den
Kupferstichkabinetten von München, Berlin, Gotha und Coburg, Gemälde mit
landschaftlichen und figürlichen Motiven im Gewerbemuseum in Bremen und im
Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg. Sein Bild „Mondlicht“ ist im Besitz
der Neuen Pinakothek in München.
Abb. 8: Wilhelm
Wundt, aus: Anneros Meischner-Metge, „Geschichte der Psychologie an der
Universität Leipzig“.
Abb. 9: Anna
Croissant-Rust, Stadtarchiv Ludwigshafen.
Abb. 10: Rosa Pfänder, geb. Schrank, Privatbesitz.
Abb. 11:Wohnhaus der Familie Schrank, Loristr. 6,
München, Privatbesitz.
Abb. 12: Hans Prinzhorn, Archiv des Bürger- und
Heimatvereins Hemer e.V.
Abb. 13: Lageplan, Zentrum für Psychiatrie Reichenau.
Abb. 14: Ludwig Binswanger, Privatarchiv der Familie
Binswanger, Kreuzlingen.
Abb. 15: Haus Bellevue, Kreuzlingen, Privatbesitz.
Abb. 16: Haus Roberta, Kreuzlingen, Privatbesitz.
Abb. 17: Steigenberger Inselhotel, Konstanz,
Privatbesitz.
Abb. 18: Grabstätte von Alexander Pfänder,
Privatbesitz.
Abb. 19: Johannes Daubert, BSB München, Ana 385 A. I.
2.
Abb. 20: Moritz Geiger, BSB München, Ana 385 A. II.
Abb. 21: Alexander Pfänder, ebd.
Abb. 22: Adolf Reinach, ebd.
Abb. 23: Max Scheler, ebd.
Abb. 24: Postkarte von Alexander Pfänder an Hedwig
Conrad-Martius, ebd.
Abb. 25: Edmund Husserl und Familie, ebd.
Abb. 26: August Gallinger, BSB München, Ana 385 A.
II.
Abb. 27: Herbert Spiegelberg, Privatbesitz.
Abb. 28: Hedwig Conrad-Martius und ihr
Ehemann Theodor Conrad, BSB München, Ana 385 A. II.
Abb. 29: Edith Stein, ebd.
Abb. 30: Pfänderstraße München, Privatbesitz.
Abb. 31: Gerda Walther, BSB München, Ana 385 A. II.
Abb. 32:
Internationale Akademie für Philosophie im Fürstentum Liechtenstein,
Privatbesitz.
------------------------------------------------------------------------------------------
Zugabe 1: Foto vom
Iserlohner Vortrag des an Pfänder orientierten Philosophen Prof. Dr. Mariano
Crespo am
7. Mai 2003 im Märkischen Gymnasium Iserlohn
Zugabe 2: Aus der
Biographie des Göttinger Theologieprofessors Wolfgang Trillhaas „Aufgehobene
Vergangenheit. Aus meinem Leben“ (Göttingen 1976, S. 64 bis 73) zu seiner
philosophischen Beeinflussung durch die Phänomenologen Alexander Pfänder und
Moritz Geiger (zur Theologie von W. Trillhaas vgl. z.B. auch HIER):
Zum Sommersemester 1922 immatrikulierte ich mich in
der philosophischen Fakultät der Ludwig-Maximilian-Universität in München.
Vordergründig betrachtet war es eine familiäre Maßnahme, wie ich schon gelegentlich
erwähnte; denn mein Vater hatte vor meiner Weigerung kapituliert, ein Erlanger
Burschenschafter zu werden. Auch die damals ihrem Höhepunkt entgegenwachsende
Inflation der Nachkriegszeit kam dem Entschluß zu Hilfe. Ich konnte in München
im Großelternhaus wohnen. Hintergründig aber war es wie eine Entscheidung über
mein geistiges Schicksal. Mein Bedürfnis nach Philosophie kam zu seinem Recht,
und es kam auf seine Rechnung. Von da an hat die Philosophie eigentlich mein
ganzes wissenschaftliches Leben umgriffen. Ich muß das, gerade im Blick auf
meine ersten philosophischen Semester, kurz begründen.
Zunächst wollte ich einfach wissen, was das sei,
"die Philosophie“. Das war mir schon klar, daß man hier lernen müsse
selber zu denken und sich mit nichts Vorgegebenem oder schon Vorgedachtem zu
begnügen. Die einführenden Vorlesungen des Erlanger Paul Hensel über die
Grundprobleme der Philosophie, in denen er eine Entwicklungsgeschichte der
griechischen Philosophie bis hin zu Sokrates und seinen großen Schülern
vortrug, hatten mir noch während meiner Gymnasialjahre einen Eindruck davon
vermittelt, daß man nach den Ursprüngen fragen müsse, um die Philosophie zu
begreifen. Ferner begriff ich auch in meinen ersten Studienwochen, daß es viele
Arten zu fragen gibt, die außerhalb meines Gesichtsfeldes lagen. So las ich
alsbald George Berkeleys „Treatise concerning the principles of human
knowledge“ und John Lockes „Essay concerning human understanding“, las die
grundlegenden Schriften I. Kants und besuchte vor allem in meinem zweiten
Semester ein Seminar über David Humes „Enquiry“. Gewiß stand mein Entschluß,
Theologie zu studieren, fest, aber ich wußte mich von Anfang an in meinem
philosophischen Interessen frei von allen Absichten, die nicht rein in der
Sache des Philosophierens selbst lagen, also vor allem frei von apologetischen
und weltanschaulichen Nebengedanken. Philosophieren war für mich von Anfang an
so etwas wie eine Schutzfunktion der Vernunft gegen alle Arten von
„Behauptungen“. Ich suchte eine „Wissenschaft von der Wissenschaft“, der die
Kompetenz zustand, alle Wissenschaft kritisch nach ihren Voraussetzungen und
dem Sinn ihrer tragenden Grundbegriffe zu befragen. Sie hatte also auch die
Theologie zu kontrollieren, sofern diese Wissenschaft zu sein beanspruchte.
Auch ihr gegenüber mußte immer gelten: „Was ist das eigentlich, wovon du da
redest? Was meinst du mit diesem Satz?“ Alles das drängte zur Phänomenologie
hin, auf die ich vorbereitet war, bevor ich im Hörsaal Alexander Pfänders saß.
Die klassische Losung „Zu den Sachen selbst“ war zwingend, und in der strengen
Forderung, die Intentionen zu klären (" Was meinen wir, wenn wir sagen. . .?"), kündigten sich schon künftige
weitgespannte Aufgaben der Forschung an. Ich möchte hier nur andeutungsweise
davon sprechen, daß der Weg von da aus zu dem frühen Karl Barth, dessen Schüler
ich in Göttingen werden sollte, so weit nicht war. Die „Wahrheit“ der
biblischen Texte - nicht an ihrem Ursprung gemessen, sondern auf die „Sache
selbst“ hin befragt, hielt sich noch ganz der Linie meiner ursprünglichen
philosophischen Überzeugungen.
Freilich war meine philosophische Überzeugung früher
ausgeprägt, sie war ursprünglicher, und sie hatte keine theologischen Neben-
oder Hintergedanken. Die Themen dieser Einübung waren folgerichtig;
gleichzeitig galt es, die phänomenologische Methode einzuüben und an
nächstliegenden Regionen unserer Lebenswelt zu bewähren: an Logik und
Erkenntnislehre, phänomenologischer Psychologie, und - in den Nachbarhörsälen der Neuthomisten
- der Metaphysik.
Mindestens in jenen Jahrzehnten bedeutete für den
Neuling in den geisteswissenschaftlichen Fächern der Ort des Anfangens zugleich
ein Schicksal. Ich befand mich nicht im neukantianischen Marburg, nicht im
Freiburg Edmund Husserls, nicht in Heidelberg, wo die damals sogenannte
„südwestdeutsche Wertphilosophie“ blühte oder schon verblühte, sondern in
München. Die Eigenart dieses Ortes bewährte sich darin, daß man hier, ohne
durch Einzelgänger irritiert zu werden, Philosophie systematisch studieren konnte.
Gewiß war für Ort vertretene Phänomenologie die Gestalt Pfänders in
unbestrittener Führung, und der Konkordatslehrstuhl der katholisch approbierten
Philosophie durch den Altmeister Clemens Baeumker - ihm stand in der
Theologischen Fakultät Martin Grabmann zur Seite - hervorrragend besetzt. Aber
alles fügte sich zu einem eindrucksvollen Konzert zusammen, und die damals oft
beschworene philosophia perennis erschien nicht als Utopie. Was man beim einen
nicht lernte, lernte man beim anderen. Was an Meinungsdifferenzen laut wurde,
kam immer in noblem Ton zur Sprache. Man nahm sich gegenseitig ernst, und mit
einem gewissen Staunen stellte ich am Ende meiner kurzen Münchener Studienzeit
fest, daß ich hier die Philosophie sozusa1 einem systematischen Durchgang durch
ihre „Fächer“ studiert Philosophiegeschichte war dabei kein eigentliches und
eigenes Thema, sondern sie umgab die Hingabe an die „Sachen selbst“ wie ein
selbstverständlich vorhandener Lebensraum. Man „lernte“ nicht, was Kant
behauptet hatte, sondern war, etwa in der Ethik oder in Erkenntnislehre
Baeumkers in ständigem Gespräch mit ihm. Eine Sonderstellung nahm nur Moritz
Geiger ein, dessen oszillierender Geist ruhelos und nach allen Seiten geöffnet
mich auch noch über die Münchner Tage hinaus beschäftigen sollte. Davon später
noch mehr. Zunächst ist aber von Pfänder zu sprechen. Er vor allem
repräsentierte, was man als die Münchener Phänomenologie bezeichnet. Er hat das
„Jahrbuch für Philosophie und phänomenologische Forschung“ in den entscheidenden
Jahren redigiert. Auch er hatte, wie alle Phänomenologen, den Durchgang durch
eine Einzelwissenschaft hinter sich. Aber er war - was immerhin einiges
erklären mag - von der technischen Hochschule zur Philosophie gekommen und hier
Schüler von Theodor Lipps gewesen, wie übrigens auch M. Geiger.
Das Faszinierende seines Philosophierens vermittelte
sich im Hörsaal unmittelbar; denn er reproduzierte hier seine vorher auf
sorgsam geschriebenen Blättern komprimierten Meditationen in freiem Vortrag.
Die geringste Störung im Hörsaal konnte ihn
irritieren, zu Unmutsausfällen und zu einer Pause des Nachdenkens veranlassen.
Ich nenne dreierlei, was gewiß nicht nur mich an Pfänders Philosophieren
nachhaltig beeindruckte.
Es war einmal die Radikalität des Anfangs bei den
„Sachen selbst“, das Klären der Intentionen, dessen, was mir „meinen“. Es war
die von allen akademischen Allüren freie, von professoraler Eitelkeit
unberührte Originalität, die Entschlossenheit, immer neu anzufangen, als sei es
das allererste Mal, daß einer philosophiert. In einer unveröffentlichten
Selbstanzeige seines Buches „Die Seele des Menschen“ (1933) heißt es im
Anschluß an die Enttäuschung über die bisherige „sogenannte wissenschaftliche
Psychologie“: „Allmählich wurde mir klar, daß ich sie mir selbst schaffen
müßte, wenn ich nicht darauf verzichten sollte.“ Pfänders oftmals geradezu
kalter, forschender Blick seiner grauen Augen war dem aufgeschlagenen Buch der
Phänomene der uns alltäglich umgebenden Welt zugewandt. Alle „Technik der phänomenologischen Analyse“ (R.
Ingarden) diente Pfänder dazu, sich der Unbefangenheit dieses seines Blickes zu
versichern und seinen Hunger nach Realität zu stillen. Im Seminar über das
Verhältnis von Leib und Seele (W.S. 1922/23) empfahl er seinen Hörern: „Gehen
Sie in eine Badeanstalt und beobachten Sie, wie die Menschen zu ihrem Leibe
stehen...“ Und auch dies: „Sehen Sie sich auf dem Holzkirchener Bahnhof die
Leute an, die aus dem Gebirge zurückkommen: sie haben alle Rentierschädel.“
Pfänders Philosophie war nirgends eine nur „gedachte“ Philosophie. Irgendwo und
irgendwie müssen die Gegenstände des Philosophierens „dasein“, irgendwo müssen
sie ihren Ort haben. Es läßt sich denken, daß dieses Postulat, so naiv es
klingt, in der Theologie, der ich mich ja alsbald zuzuwenden entschlossen war,
unabsehbare Folgen haben mußte. Hier war kein Raum für ein Spiel mit Worten.
Der unverbrüchliche Ernst dieses Philosophierens hatte keinen „Spielraum“ für
Doppelsinnigkeiten, hier gab es keine Witze, wohl aber zuweilen Ironie, z. B.
über solche, die theoretisch an der Realität der AußenweIt zu zweifeln
vorgeben, aber in ihrem Handeln erkennen lassen, daß sie an ihre Theorie nicht
glauben. Oder: „Ich fürchte, ein Bewußtsein überhaupt ist ein Bewußtsein ohne
Haupt.“ Über Barths 2. Auflage des Römerbriefes sagte mir Pfänder: Im Vorwort
sei diese 2. Auflage als ein völlig neues Buch bezeichnet - „aber dann ist das
doch kein echter Kommentar“.
Und schließlich: Faszinierend war die Zuversicht, daß
die Wahrheit erscheinen wird. In der (1973) als „Philosophie auf
phänomenologischer Grundlage“ herausgegebenen Einleitung wird die Epoche, das
in der Phänomenologie so wichtige Dahingestelltseinlassen der Realität des
Wahrgenommenen ausdrücklich unterschieden vom Zweifel oder der Leugnung. Die Methode
der sorgfältigen Sichtung der Bewußtseinszustände schließt in sich die
Fähigkeit, abzuwarten und zu korrigieren.
Sie muß uns zur „letztlich abschließenden Erkenntnis“
führen - eine in Kolleg und Nachlaß immer wiederkehrende Formel. Und diese
Hoffnung beschränkt sich bei Pfänder nicht auf die Einzelphänomene, denen er
wie in der „Psychologie der Gesinnungen“ (1916) meisterhafte Studien gewidmet
hat, sondern bezieht sich auf alle Seinsarten oder „Regionen“, um Husserls
Ausdruck zu gebrauchen.
Wenn Ontologie Ordnung des Seins und der Seinsarten
bedeutet, dann wüßte ich nicht, wie diese letzte Absicht Pfänders anders denn
als ontologisch gedeutet werden konnte. Die eigentliche Ontologie freilich fand
in den Nachbarhörsälen ihre Pflege.
Es war schwer, an den Mann heranzukommen. Als ich ihn
nach einer Kollegstunde etwas zu fragen den Mut fand, wurde ich beschieden:
„Geben Sie mir Ihre Frage schriftlich.“ Die Antwort, vollends nicht ermutigend,
konnte also erst in der dritten Konfrontation erreicht werden. Dennoch bekam
ich dann Kontakt. Ich vermute, daß die Zahl derer, denen das gelang und die von
dem schüchternen und in seiner Weise wohl auch etwas hochmütigen Manne in
seinem Studierzimmer in der Loristraße 6 empfangen wurden, an zehn Fingern
hergezählt werden kann. Wie die tiefe, schicksalhafte Wirkung dieses
exemplarischen Lehrers, so war dann auch die
Auseinandersetzung mit ihm und die Lösung von ihm schicksalhaft. Ich muß davon
kurz Rechenschaft geben.
Pfänder hat immer zur Literatur ein gebrochenes
Verhältnis gehabt. Wenn er las, las er bestimmte Bücher immer wieder, bis er
meinte, nun endlich verstanden zu haben. Andere Bücher las er dann gar nicht.
Seine Bezüge auf philosophiegeschichtliche Tatsachen überschreiten oft kaum das
Maß lehrbuchhaften Wissens. Philosophiegeschichte war für ihn Kulturgeschichte
und nicht Philosophie. Aber es kommt bei ihm dann wirklich zu förmlichen
Ausfällen. Der Logiker Pfänder hat sich offenbar um die Fregesche Logik nie
gekümmert, und - wiederum: soviel wir wahrnehmen können - die Psychoanalyse S.
Freuds hat den Verfasser der „Seele des Menschen“ (1933) nie beunruhigt. Seine
tiefe Besorgnis über den sich ausbreitenden Nihilismus, den die nachgelassenen
Papiere erkennen lassen, verraten doch nichts darüber, daß er sich an die vieldimensionalen
Prognosen der Heraufkunft des Nihilismus und an seine Analyse durch Friedrich
Nietzsche erinnert hätte, dem er doch im Sammelwerk „Große Denker“ (hg. E. v.
Aster, 1911) eine Darstellung gewidmet hat.
Ich muß natürlich im Rückblick selbstkritisch meine
Schülermentalität in Rechnung stellen. Es ging damals in München so etwas wie
eine Flüsterpropaganda um, in Freiburg bei Husserl sei man durch einen Rückfall
in den doch überwundenen Idealismus der eigentlichen und ursprünglichen
Phänomenologie untreu geworden. Anstatt das durch eigene Lektüre an den
Husserlschen Texten nachzuprüfen, enthielt man sich dieser Lektüre umso mehr,
als sich auch Pfänder nie in der Auslegung von Texten erging. So habe ich erst
viel später selber Husserl studiert, was dann freilich auch viel unbefangener
möglich war. Aber es stellte sich doch auch heraus, daß die beiden Meister in
München und Freiburg durch ihre Eigenart, Pfänder durch einen gewissen naiven
Starrsinn, Husserl durch seine schulmeisterlichen Forderungen, sich einer
gegenseitigen Verständigung verschlossen. Wir Studenten haben dafür zahlen
müssen, und der Preis war leider kein Lehrgeld.
H. G. Gadamer hat mir beim Pfänderkongreß in München
(1971) nicht ganz grundlos ins Ohr geflüstert: „Pfänder war ungebildet.“ Und
doch könnte man sich da sehr täuschen. Hat doch eben auf demselben Kongreß Paul
Ricoeur (Paris) Pfänders Phänomenologie des Wollens zu neuer Aktualität
erhoben, in der der Aktkern erfaßt wird, durch welchen ein bewußtes Subjekt zu
einem verantwortlichen wird. Die Größe dieses meines Lehrers spüre ich immer
wieder darin, daß seine Wirkung ebenso krisenhaltig wie krisenbeständig ist.
Auch Moritz Geiger gehört zu der ursprünglichen
Herausgeberschaft der „Jahrbücher“, aber er ist wie ein Antipode Pfänders. Er
hat mir selber einmal gesagt: „Für Pfänder war ich immer der Windhund.“ Wer
konnte die Phänomenologie so wie Geiger interpretieren? Er ist repräsentativ
für echte und unverwechselbar nur ihm gehörende phänomenologische Themen, allen
voran die nie zu Ende gebrachte Ästhetik und die Problematik des Unbewußten.
Und doch ist man bei ihm vielfach im Zweifel, ob er wirklich ein Phänomenologe
war. In dem Sinne der ausschließlichen Zuwendung zur Phänomenologie sicher
nicht, noch weniger, an Pfänder gemessen, im beharrlichen Vorantreiben der
Arbeit an einem Thema bis zum höchstmöglichen Grad der Abrundung. Geiger hatte
- darin Georg Simmel verwandt - zu viele Themen im Blick, es fiel ihm einfach
zu viel ein. Und er war selber Ästhet genug, um nicht dem Reiz des Essays zu
erliegen. Das Fragment - seine Arbeit von 1921 „Fragment über den Begriff des
Unbewußten und die psychische Realität“ bekennt sich sogar im Titel zu dieser
Literaturform. Er schrieb mir später einmal gelegentlich, er habe schon vor
längerer Zeit einen Brief an mich angefangen, wenn er das Fragment wieder
finde, würde er es mir eben als solches schicken.
In München hatte ich Geiger nur im Kolleg vor mir.
Der Extraordinarius beherrschte das große Auditorium mit dem Charme seiner
freien, einfallreichen Rede. Im Unterschied zu Pfänder war hier der Gedanke,
das Neben- und Widereinander von Gedanken Gegenstand des Vortrags. Aber alles
wurde anschaubar. Ich vermute, daß die Anschauung Geiger jeweils momentan
überkam. Er war sicher ein Genie der Improvisation, was den Plan nicht
ausschließt. Ich habe später des öfteren erlebt, daß er bei einer zweistündigen
Vorlesung nach der Pause, die er in der Unterhaltung mit seinen Hörern auf dem
Gang zugebracht hatte, auf eine eben besprochene Disposition zurückgriff; aber
diese hatte sich in der Viertelstunde dazwischen ganz verwandelt. Geiger
erwartete vom Hörer, daß er sozusagen geistig mitspringen konnte. Hatte er vor,
ein Zitat wörtlich zu bringen, so suchte er mitunter hilflos in den Taschen
seiner Jacke, bis er unter den vorbereiteten Zetteln den einschlägigen fand.
Geiger nun erbrachte vieles von dem, was uns Pfänder
schuldig blieb.
Hier war keine in sich beruhende „heile Welt“, deren
Ordnung es zu erforschen galt. Es war alles in Bewegung. Alle Gedanken und Ideen,
vergangene und gegenwärtige, hatten ihren geschichtlichen Ort. Ich verwahre
einen Brief von ihm, in dem er mir in seiner schwer lesbaren, hinfliegenden
Schrift den Wandel im Verhältnis der Romantiker zur Geschichte entwirft. Das
hätte Pfänder nicht gekonnt, es hätte ihn auch nicht interessiert. Und auch
darin war Geiger anders als Pfänder, geistig reicher vielleicht sogar als
Husserl, daß er mit der Vielfältigkeit der Wissenschaften rechnete. Gewiß, er
war nicht anders als viele seiner Generation überzeugter
„Geisteswissenschaftler“. Aber ihn beschäftigte, wie nach Dilthey kaum einen
sonst, das Problem der „Philosophie der Einzelwissenschaften“. Am Tage der
Einweihung des Göttinger Mathematischen Institutes im Dezember 1929 besuchte
ich ihn, er hatte wenig Zeit für den Durchreisenden und begründete sein
Engagement an dieser fete mit dem Satz „Ich bin ja eigentlich Mathematiker“.
Und er hat sich in seiner „Systematischen Axiomatik der euklidischen Geometrie“
(1924) in dieser Hinsicht auch hinlänglich ausgewiesen.
Wie gesagt, in München hatte ich nur ein Verhältnis
auf Distanz zu Moritz Geiger, wie eben ein Student der ersten Semester. Als ich
dann 1924 nach Göttingen kam, überraschte mich seine dortige Vorlesungsankündigung
am Schwarzen Brett. Er war auf den Lehrstuhl Husserls berufen worden. Von nun
an begann mein persönliches Verhältnis zu ihm; ich wurde Mitglied seines
Seminars. Wie er in seiner Vorlesung „Geisteswissenschaftliche Psychologie“
alles weit Überholte, was bei seinem Nachbarn Herman Nohl zu holen war, so war
sein Seminar vollends nach Form und Inhalt folgenschwer. Die Übungen über die
Probleme der Geschichtsphilosophie waren sozusagen einfach die Weitergabe der
geistigen Bewegung, in welche Geiger selbst durch E. Troeltschs „Historismus
und seine Probleme“ versetzt war. Das war anders, als man in Karl Barths Kolleg
mit Troeltsch umging.
Aber hier war nirgends „abschließende Erkenntnis“, um
mit Pfänders Formel zu sprechen, sondern alle Probleme, neu begriffen und in
ihren Dimensionen ermessen, standen offen. Das Seminar war aber auch formal,
besser gesagt: es war methodisch von höchstem Reiz.
Zunächst einmal wurde in dem verhältnismäßig kleinen
Kreis das „Gesellschaftliche“ klargestellt: „Die Damen und Herren kennen sich
also hiermit persönlich.“ Und dann: wer etwa nach dem bisher Gesagten meinen
wollte, man wäre bei Geiger leicht weggekommen, täuscht sich sehr. Es gab keine
Referate, keine Protokolle. Aber zu Beginn jeder Sitzung wurde ein Teilnehmer
gebeten, über die letzte Sitzung ausführlich und für den Anschluß förderlich zu
referieren.
Das war verpflichtend; aber auch das andere war es:
die Art, wie Geiger mit den Mitgliedern des Seminars umging. Als zum Ende des
S.S. 1925 Karl Barth das Feld in Göttingen räumte, um nach Münster zu gehen, da
spürte auch Geiger den Fortgang einer Elite seines Seminars. Und er „gab ein
Essen“ für die Theologen seines Seminars.
Es begann mit Aperitif im Salon seiner reichen Villa
an der Gervinusstraße 4, dann wurde die Schiebetür zum Eßzimmer geöffnet und zu
Tisch gebeten. Der Kronleuchter brannte.
Die Noblesse des Mannes, irgendwie schon im Gestus
seines Lehrvortrages fühlbar, ragte weit über das sonst an deutschen
Universitäten übliche hinaus. Wie das Kolleg, an dessen Lebendigkeit der ganze
Körper mit den hochgezogenen Schultern mitbeteiligt war, Auge in Auge mit den
Hörern das zur Sprache brachte, was diesen Hörer bewegte - auch Thomas Manns
damals eben erschienener „Zauberberg“ war nicht ausgenommen - so setzte sich,
für mich jedenfalls, die herzliche Verbindlichkeit des Umganges auch noch bis
nach der Emigration fort, zu der dieser Mann gezwungen wurde. Bei aller
erklärten Fremdheit, die er zu der mich bei Barth und hernach in Erlangen
beschäftigenden Theologie empfand, war der Impetus seiner Einfühlung rührend;
er suchte den Zugang zur Sache der Theologie über die Religionswissenschaft, zu
meiner Bindung an Kirche und Kirchendienst über die Soziologie. Nie verleugnete
er, daß ihm die Philosophie auch Grenzen des Urteils auferlegte. Aber da sein
Philosophieren in einen weiten und lebensvollen Bildungsrahmen aufgenommen war,
hatte „Grenze“ hier niemals den üblen Sinn von Borniertheit.
Mein eigenes Studieren, nicht nur in München, suchte
diesem Ideal Raum zu geben. Wochenlang war ich in München schon am Vormittag in
einer der Pinakotheken, und ich ging von dort aus schnurstracks zu Heinrich
Wölfflin in die Vorlesung (Pfänder las erst in den Abendstunden). Dieses
Bedürfnis nach Philosophie in weitgespanntem Bildungsrahmen kam immerhin
hernach in Erlangen in der Gestalt des alten Paul Hensel zur Befriedigung, der
für mich so etwas wie der letzte Romantiker war, dem ich begegnet bin. Dieser
beendete ein entzückendes Kolleg über E. T .A. Hoffmann mit einem Liederabend,
wo der Held des Kollegs als Komponist vernehmbar wurde.
Auch spätere Glücksfälle seien unvergessen, wie mein
Göttinger Freund Helmut Plessner. Aber sie waren selten genug. In Moritz Geiger
war der Glücksfall ursprünglich da. Zum geistigen Genießen geboren' war er
scheinbar dazu bestimmt, glücklich zu sein.
Aber am 16. 10. 1933 schrieb er mir diesen Brief: ..Lieber Herr Trillhaas - Sie werden inzwischen schon
gehört haben, daß das eingetreten ist, was ich halb vermutete, aber doch nicht
recht glaubte, nachdem ich gerade im letzten Semester ein von den Studenten
ostentiv (sic!) besuchtes Kolleg im Auditorium Maximum halten konnte:
Ich bin in den Ruhestand versetzt worden oder besser
gesagt: davon gejagt worden, denn so muß ich es bezeichnen, wenn man in gewöhnlichem
Brief aus dem Ministerium einen Vordruck ohne Oberschrift erhält, der einem die
Sache mitteilt. Es wird mir schwer nach siebenundzwanzig Jahren der
Lehrtätigkeit als Letzter einer Familie, die sich in Frankfurt siebenhundert
Jahre zurückverfolgen läßt, außer Landes zu gehen. Aber es muß sein - denn: was
soll ich hier noch? Es wird vielleicht eines der angelsächsischen Länder
werden, nehme ich an, obwohl ich vorerst noch keinen bestimmten Anhaltspunkt
habe. Soll ich dann etwa „Die philosophischen Grundlagen der amerikanischen
Kultur“ oder der englischen oder der türkischen lesen, wie ich alle paar Jahre
über die philosophischen Grundlagen der deutschen Kultur gelesen habe?
So danke ich Ihnen von Herzen, daß Sie mir
geschrieben haben.
Denn manchmal habe ich das Gefühl heute, daß all die
Energie, die ich in meine Lehrtätigkeit gesteckt habe, vergeblich war, wenn
Schüler, die mir nahe standen, finden, daß ich nicht an eine deutsche
Universität gehöre. Da ist es eine Freude zu lesen, daß jemand, der wie Sie im
Aufstieg ist, das Gefühl hat, Elemente seiner geistigen Bildung von mir
bekommen zu haben... Ich selbst stecke tief in einer „Philosophie der
Mathematik“. Aber die Ereignisse lassen mir nicht viel Zeit.
Vielleicht klappt es doch noch, daß Sie einmal durch
Göttingen kommen, ehe wir Deutschland verlassen. Wann das sein wird, wissen wir
nicht. Das hängt davon ab, wann das Ausland mich ruft - es kann länger dauern,
es kann aber auch bald sein. Was aus Zeltner wird, läßt sich noch gar nicht
übersehen, da jetzt die Regierung auch bei der Habilitation ganz anders
mitredet als früher.
Es grüßt Sie und Ihre Frau herzlich Ihr Moritz
Geiger.“
Er hatte äußerlich gesehen und relativ genommen noch
das Glück, sehr bald an das Vassar College, Pouchkeepsie/New York, Department
of Philosophy berufen zu werden. Er war ja in den Staaten nicht unbekannt,
nachdem er dort 1926 ein Gastsemester verbracht hatte. Aber das ihm
lebensnotwendige Fluidum einer Arbeit mit gleichgestimmten Studenten war
verloren. Am 9. September 1937 erlag er unerwartet einem schweren Herzleiden.
2
Bettge, Iserlohn-Lexikon, S.175.
3
Stammbaum der Familie Clarfeld, Privatbesitz; Kirchenarchiv des ev.
Gemeindeamtes Iserlohn.
4UAM,
Personalakt A. Pfänder (E-II- 2672); Langguth, Jahresberichte für 1886/87 und
1887/88; Berkemeier,Bleicher, Muthmann, Gymnasium Iserlohnense.
5
Mundhenke, Matrikel-Nr. 8789.
6
UAM, O-I-85p (Welcke), UAM, N-I-89p (Welcke); Lebenslauf im Anhang zur med.
Diss., München 1896.
7 BSB, Pfänderiana LI 3.
8
UAM, Personalakt A. Pfänder.
9
Wirth, Autobiography, S. 284 ff.
10 UAM, Personalakt A. Pfänder.
11 BSB, Pfänderiana KIO 1 und KI 4.
12 UAM, Personalakt A.Pfänder.
13 Trillhaas, Alexander Pfänder in memoriam, S. 7.
14 Brausewetter, S.45.
15 Biese, S.648; UAM, Personalakt A. Pfänder.
16 BSB, Pfänderiana LII 1 und LII 3.
17 Der Nachlass von Anna Croissant-Rust befindet sich
im Stadtarchiv Ludwigshafen.
18 Stadtarchiv München, Hauptliste für den In-
Reichs-Aus-Länder Nr. 337559.
19 Walther, Zum anderen Ufer, S. 200.
20 Mündliche Information von Herrn Theodor Schrank,
München.
21 Walther, S. 282.
22 Walther, S. 396
ff.
23 BSB, Pfänderiana Ana 545 BI.
24 Generallandesarchiv Karlsruhe.
25 Bürger- und Heimatverein Hemer, S. 463 ff.; Gerke, Jarchov, S. 20ff.
26 BSB, Pfänderiana Ana 545 BI.
27 Ebenda.
28 Spiegelberg und Avé-Lallemant, Pfänder-Studien, S.
60 ff. (Kuhn, Roland, Die Psychiatrie und Alexander Pfänders phänomenologische Psychologie).
29 Hoffmann, Die
wissenschaftliche Vereinigung der Bodensee-Psychiater, S. 34 und S. 40.
30 Spiegelberg und Avé-Lallemant, Pfänder-Studien, S.
99 (Spiegelberg, Herbert, Aus der Diskussion).
31 Spiegelberg im Vorwort zur 3. Auflage von Alexander
Pfänders Phänomenologie des Wollens und Motive und Motivation, S. VI.
32 Spiegelberg und Avé-Lallemant, Pfänder-Studien, S.
343 (Aus dem Briefwechsel Husserl – Pfänder).
33 Mündliche Informationen von Frau Hildegard Giebe,
Iserlohn.
34 BSB, Pfänderiana Ana 545 BI.
35 BSB, Pfänderiana Ana 545 BII.
36 BSB, Pfänderiana Ana 545 BI.
37 Scheibmayr, S. 231.
38 Mündliche Informationen von Frau Dr. Rosa Herzog und
Herrn Theodor Schrank, München.
[40] Vgl. dazu: Spiegelberg(Hrsg.), Pfänder, Alexander,
Philosophie auf phänomenologischer Grundlage , Anhang, S.146 ff.; sowie
Husserl, Ideen zu einer reinen Phänomenologie und phänomenologischen
Philosophie in: Jahrbuch für Philosophie und phänomenologische Forschung, Bd. 1
ff..
[41] Spiegelberg und Avé-Lallemant, Pfänder-Studien,
S.269 ff. (Spiegelberg, Herbert, „Philosophie und Ontologie in Alexander
Pfänders Philosophie auf phänomenologischer Grundlage“).
[42] Spiegelberg und Avé-Lallemant, Pfänder-Studien, S.3
ff. (Spiegelberg, Herbert, „Epoché und Reduktion bei Pfänder und
Husserl“).
[43] Spiegelberg (Hrsg.), Pfänder, Alexander, Philosophie
auf phänomenologischer Grundlage, Vorbemerkungen des Herausgebers, S. 21.
[44] Avé-Lallemant, Die Nächlässe der Münchener
Phänomenologen in der BSB, S. XIII.
[45] Spiegelberg und Avé-Lallemant, Pfänder-Studien, S.
115 (Smid, Reinhold, Nikolaus, „Münchener Phänomenologie“ – Zur Frühgeschichte
des Begriffs).
[46] Ebd.; Spiegelberg, Vorwort, S. X, Pfänder, Alexander, Phänomenologie des
Wollens und Motive und Motivation, 3. Auflage; Schuhmann, Husserl über Pfänder,
S. 36.
[47] Avé-Lallemant, Die Nachlässe der Münchener
Phänomenologen in der BSB, S. 126.
[48] BSB, Pfänderiana Ana
545 BII.
[49] Spiegelberg, The
Phenomenological Movement, S. 169.
[50] Schuhmann, Husserl über Pfänder, S. 21.
[51] Avé-Lallemant, Das Arbeitsprojekt „Münchener
Phänomenologie“, S. 38.
[52] Schuhmann, Husserl über Pfänder, S. 130 f. Siehe
auch Walther, Zum anderen Ufer, S. 211.
[53] Avé-Lallemant, Das Arbeitsprojekt „Münchener
Phänomenologie“, S. 38.
[54] Avé-Lallemant, Die Nachlässe der Münchener
Phänomenologen in der BSB, S. XI.
[55] BSB, Pfänderiana KI 1
[56] Spiegelberg und Avé-Lallemant, Pfänder-Studien, S. 9
(Spiegelberg, Herbert, „Epoché und Reduktion bei Pfänder und Husserl“).
[57] Vgl. dazu
Spiegelberg und Avé-Lallemant, Pfänder-Studien, S.181 ff. (Kunz, Hans,
„Verstehende Psychologie“); sowie Dombrowsky, Das Wesen des Auszeugungstriebes
bei Alexander Pfänder, phil. Diss.
[58] Spiegelberg (Hrsg.), Pfänder, Alexander, Philosophie
auf phänomenologischer Grundlage, S. 28.
[59] Binswanger, Grundformen und Erkenntnis menschlichen
Daseins, S. 688 Anm.
[60] Spiegelberg und Avé-Lallemant, Pfänder-Studien, S.
62 f. (Kuhn, Roland, „Die Psychiatrie und Alexander Pfänders phänomenologische
Psychologie“).
[61] Prinzhorn, Charakterkunde der Gegenwart, S. 5.
[62] Gadamer, Gesammelte Werke, Bd. 3, Neue Philosophie
I, Hegel, Husserl, Heidegger, S. 115 f.
[63] Spiegelberg (Hrsg.), Pfänder, Alexander, Philosophie
auf phänomenologischer Grundlage, S. 146.
[64] BSB, Pfänderiana KI 2.
[65] Schuhmann, Reine Phänomenologie und
phänomenologische Philosophie, S. 36.
[66] Schuhmann, Husserl über Pfänder, S. 25.
[67] BSB, Pfänderiana, KI 1.
[68] Walther, Zum anderen Ufer, S.210.
[69] Stein, Aus meinem Leben, S. 220.
[70] BSB, Pfänderiana, KI 2.
[71] Der vollständige Text beider Briefe ist abgedruckt
in den 1982 erschienenen Pfänder-Studien. Siehe: Spiegelberg und Avé-Lallemant,
Pfänder-Studien, S. 343 bis 349 (Aus dem Briefwechsel Husserl – Pfänder).
[72] Spiegelberg (Hrsg.), Pfänder, Alexander, Philosophie
auf phänomenologischer Grundlage, S. 131.
[73] BSB, Pfänderiana, Ana
545 BI.
[74] Ebd.
[75] Sepp, Edmund Husserl und die phänomenologische
Bewegung, S. 190 f.
[76] Sepp, Edmund Husserl und die phänomenologische
Bewegung, S. 101.
[77] Walther, Zum anderen Ufer, S. 210 und S. 632.
[78] Sepp, Edmund Husserl und die phänomenologische
Bewegung, S. 103 ff.
[79] Spiegelberg und Avé-Lallemant, Pfänder-Studien, S.
VI.
[80] Stein, Aus meinem Leben, S. 389 und S. 399.
[81] Henckmann, Philosophie in München, S. 166.
[82] Spiegelberg (Hrsg.), Pfänder, Alexander, Philosophie
auf phänomenologischer Grundlage, S. 12.
[83] Schwankl (Hrsg.), Pfänder, Alexander, Ethik in
kurzer Darstellung, S. 16.
[84] Trillhaas (Hrsg.), Pfänder, Alexander, Philosophie
der Lebensziele, S. 3 und mündliche Mitteilung von Frau Käthe Isselmann,
Teisendorf.
[85] Avé-Lallemant, Die Nachlässe der Münchener
Phänomenologen in der BSB, S. 5 f.
[86] Schwankl (Hrsg.), Pfänder, Alexander, Ethik in
kurzer Darstellung, S. 14.
[87] Das Originalschreiben befindet sich im Besitz von
Frau Käthe Isselmann, Teisendorf.
[88] Henckmann, S. 166.
[89] Unterlagen im Stadtarchiv München gemäß Mitteilung
von Herrn Hannes Steiner, Straßlach.
[90] Kuhn, Avé-Lallemant, Gladiator (Hrsg.), Die
Münchener Phänomenologie, S. 186 ff.(Nachwort der Herausgeber).
[91] Ebd.
[92] Spiegelberg, Avé-Lallemant, Pfänder-Studien, S. 102
f.(Spiegelberg, Herbert, Aus der Diskussion).
[93] Spiegelberg, Avé-Lallemant, Pfänder-Studien, S. 327ff.
(Persönliche Zeugnisse über Pfänder, den Menschen und Lehrer).
[94] Trillhaas, Alexander Pfänder in memoriam, S. 7.
[95] Avé-Lallemant, Das Arbeitsprojekt „Münchener
Phänomenologie“, S. 39.
[96] Avé-Lallemant, Die Nachlässe der Münchener Phänomenologen in der BSB, S. 257 f.
Die Fortsetzung dieser
familiengeschichtlichen Forschungen findet sich auf einer Pfänder-Extraseite Januar/Februar 2005 neu hier:
Prof. Josef Seifert
(Liechtenstein) – Philosophischer Vortrag am 28.1.2005 über Alexander Pfänders
Verständnis der Seele und des Seelischen im Märkischen Gymnasium Iserlohn zur
135. Wiederkehr des Geburtstages von Alexander Pfänder (viele Fotos aus der Aula
des Gymnasiums und vom Empfang im Hotel "Vier Jahreszeiten) – dazu gibt es jetzt
auch eine Tonbildschau zum Tage (letztere bekommen Sie separat unter: http://www.pastoerchen.de/kaffeestuebchen/pastoerchen/dias/pfaenderdias1.htm)
NEU:
zur
Einweihung des
Alexander-Pfänder-Weges in Iserlohn
Seite erstellt von: www.pastoerchen.de