222 Jahre Stephanopel: "Feldgottesdienst" auf der Großen Wiese bei Lingenbergs, Festvortrag Landrat Hostert und gemütliches Zusammensein am Winterhof - Eine Jubiläumsfeier am Sonntag, 20. Juni 1993 (nach der Idee und Orgnisation vom "Winterhof"-Chef Friedrich Wilhelm Griese, der im August 2020 verstarb)

Zunächst (bevor die Bilder zu betrachten sind und man den Gottesdienstverlauf mit dem kirchengeschichtlichen Text zum Verhältnis Deilinghofen - Stephanopel 1771 sowie dann die Festpredigt zum Jubiläum lesen kann) hat Paul Kramme in seinem IKZ-Vorbericht das Wort, damit man die Übersicht bekommt (zwei Versionen des IKZ-Artikels):
 



 

  


Die 1988 gegossenen Glocke auf der Großen Wiese - die einzige im Ort Stephanopel...


Horst Lingenberg (mit Krawatte, Reihe 1) und Magdalene Lingenberg, geb. Rohländer, die Gastgebenden...


Pastor Groth: Sich sammeln vor dem Festgottesdienst bei "222 Jahre Stephanopel", Foto: Paul Kramme, IKZ


Denkwürdiges Panoramabild der Gottesdienstbesucher auf der Großen Wiese: links außen der leider verstorbene Siegfried Rohländer (der als "Ur-Stephanopeler und Ehemann einer Deilinghofer Presbyterin bei der Liturgie mitwirkte), neben ihm seine Frau Brigitte, neben ihr: Lissi Rohländer und Margarete Rohländer, vorne rechts der verstorbene "Stephanopel"-Forscher und Deilinghofer Presbyter Harald Korsch-Gerdes (der auch bei der Liturgie mitwirkte), hinter ihm mit Krawatte Festprediger FG; hinten rechts mit Glatze Paul Kramme (zusammen mit H. Korsch-Gerdes Mitherausgeber der "Blätter zur Deilinghofer Kirchengeschichte"), neben Paul Kramme in roter Jacke Angelika Groth.


Fest-Vortrag "222 Jahre Stephanopeler Tal" von Landrat Walter Hostert,
der sich in Stephanopel "unter das Kreuz stellte"...


Musik: Statt der Orgel der Posaunenchor des CVJM Deilinghofen

Von Korsch-Gerdes und Groth erstellter
Sonder-Gemeindebrief zum Tage - und dessen Innenseite (unten)

 

Verlauf des Jubiläumsgottesdienstes:

Posaunenvorspiel (Posaunenchor CVJM Deilinghofen)

Begrüßung und Abkündigungen zum 2. So. n. Trin./20.Juni 1993 in Stephanopel:
Herzlich begrüße ich Sie zu diesem kirchen- und heimatgeschichtlichen Gottesdienst in Stephanopel zum 222jährigen Geburtstag der "Stephanansstadt" . Der Gottesdienst steht unter dem Leitwort aus Hebräer 13:
JESUS CHRISTUS GESTERN UND HEUTE UND DERSELBE AUCH IN EWIGKEIT!
Das Deilinghofer Presbyterium hat in seiner letzten Sitzung beschlossen. den Gottesdienst in der Stephanuskirche heute ausfallen zu lassen und hierher auf das Fest zu verlegen. so daß heute der Deilinghofer Gottesdienst auf dem Gebiet von Stephanopel stattfindet; wir- und das ist auch der mitwirkende CVJM Posaunenchor aus Deilinghofen - freuen uns. Ihnen zu Ihrem Fest diesen Gottesdienst "mitzubringen". Auch eine Sonderausgabe des Deilinghofer Gemeindebriefs haben wir Ihnen mitgebracht - mit dem heutigen Gottesdienstprogramm auf den beiden Innenseiten und zusätzlich mit 10 Seiten mit geschichtlichen lnformationen über die enge kirchliche Beziehung Deilinghofen-Stephanopel in den letzten zwei Jahrhunderten. die es rechtfertigen, diesen Gottesdienst von Deilinghofen aus zu gestalten.
Trotzdem muß ich hier ein Wort des Bedauerns loswerden.
Ursprünglich soll te di eser Gottesdienst von drei Kirchengemeinden getragen werden: der katholischen Kirchengemeinde mit Pfr. Seite, mit der evangelischen Kirchengemeinde Sundwig mit Pfr. Frank und uns. Wenn dies nun - aus unterschiedlichen Gründen - nicht realisiert wurde und durch ein trauriges Versehen am Ende namentlich Sundwig sich etwas übergangen fühlte, so bitte ich hierfür aufrichtig um Entschuldigung.
An diesem Mißgeschick war kein böser Wille beteiligt.
Die Deilinghofer Gemeindeveranstaltungen abzukündigen, ersparen wir uns heute. Sie sind eingeladen auch am kommenden Sonntag die Kirche zu besuchen, jeweils in Ihrer Heimatgemeinde.
Kollekte wird in diesem Gottesdienst nur einmal erhoben:
vor der Predigt. 100 DM dieser Kollekte werden für das landeskirchliche Kollektenziel dieses Sonntags überwiesen, nämlich für kirchenmusikalische Zwecke (namentllch die Arbeit an der Orgel), der Rest kommt der Deilinghofer Gemeinde zu, die es verwenden wird für sozial schwache Personen und Familien bei uns am Ort, für Deutsche wie für ausländische Mitbürger, die an den Grenzen des Ortes wohnen. Diese Kollekte sei Ihrer Liebe herzlich empfohlen. Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb!

Gemeinsames Eingangslied: Er weckt mich alle Morgen, 1, 2 und 5 (Jochen Klepper)

Gebet/Kyrie

Neutestamentliche Lesung aus Hebr. 13 (Siegfried Rohländer, früher Stephanopel, jetzt Deilinghofen) und gesungenes Halleluja

Zwei gemeinsame Liedstrophen: Lobpreiset unsern Gott, singet ihm ein neues Lied

Kirchengeschichtlicher Text zum Verhältnis Deilinghofen-Stephanopel 1771 (Harald Korsch-Gerdes/Friedhelm Groth)


Kirchengeschichtlicher Text (Lesung Harald/Friedhelm) beim kirchen- und heimatgeschichtlichern Gottesdienst 20.6.1993 in Stephanopel:

Friedhelm: Gern möchte ich Ihnen Gottfried vorstellen, Gottfried, ein Junggeselle, der bei mir in der Nachbarschaft in einem ungewöhnlichen Haus wohnte und den inzwischen viele im Dorf Deilinghofen ein Stückweit kennen. Gottfried war ein Mann, der nicht nur Denkmale hinterlassen hat, sondern der vor allem seinem Namen Ehre machte: Der Friede mit Gott war ihm das Wichtigste, was auf der Welt zu finden ist.

Harald: Einige Deilinghofer haben's schon erraten, von welchem Gottfried hier die Rede ist. Es ist der Junggeselle Gottfried Wilhelm Andreas Dümpelmann, 1765 nach Deilinghofen gekommen. Er war mit Abstand der ungewöhnlichste und bedeutendste Pastor, der je an der Stephanuskirche wirkte: ein geistlich tiefgegründeter Mann, dem nichts wichtiger war als die lebendige Erneuerung der Kirche.

Friedhelm: Das Denkmal, das Gottfried dümpelmann in Deilinghofen hinterlassen hat. ist bis heute das Prachtstück des Dorfes: das Alte Pastorat. das Dümpelmann aufbaute in seinen Amtsjahren bis 1791.
Die Herdsteine des alten Dümpelmannschen Ofens kann man heute noch bewundern. zwei gegossene Reliefs. die folgende Inschrift tragen: Herr. laß deiner Wunden Blut uns Sündern kommen zugut und: Dies ist Gottes Lamm. welches der Welt Sünde trägt. Dabei steht die Jahreszahl: 1769 - zwei Jahre vor der Gründung Stephanopels.

Harald: Gottfried Dümpelmann war theologisch so ungewöhnlich. daß sich sogar eine Doktorarbeit mit ihm beschäftigte, er war in der Kirche der Mark ein leidenschaftlicher Befürworter und Kämpfer der pietistischen Erneuerungsbewegung des Grafen von Zi nzendorf , er war lei denschaftlicher "Herrnhuter", hatte europaweit Kontakte bis hin nach Holland zur Herrnhuter Gemeinschaft innerhalb der evangelischer Kirche. Umgerechnet viele 100.000 Mark hat Gottfried Dümpelmann zum Bau seines Pastoratshauses mit nach Deilinghofen gebracht.

Friedhelm: Am Kotten der späteren Sundwiger Mühle, der gehörte damals der Deilinghofer Kirchengemeinde(!), war das Zentrum der hiesigen Herrnhuter - und zwar sogar bis nach dem zweiten Weltkrieg. Und der alte Patriarch Stephan Dietrich Rentzing, ein Urahn des heutigen Müllers Peter Alberts, dort im späteren Sundwiger Mühlenkotten war Dümpelmanns väterlicher Freund und Bundesgenosse: Beide wollten, orientiert an Zinzendorf und Herrnhut, in Deilinghofen und Hemer die lebendige Botschaft von Jesus unter die Leute bringen und die verkrustete Kirche wecken.

Harald: Genau in diese Zeit fällt 1771 die Gründung Stephanopels; Friedrich der Große war es ja, der per Urkunde die Erlaubnis zur Führung dieses Namens gab.
Der Faktor Caspari, verantwortlicher Verwalter des Hauses Stephanopel, beantragte schon 1775, dass doch das Anwesen bitte nach Deilinghofen kirchlich eingemeindet werde. In einem Brief an Gottfried Dümpelmann vom 16. Mai 1775 schreibt Herr Caspari aus Stephanopel in einem Brief Folgendes nach Deilinghofen, was wir im Auszug zitieren:

Friedhelm: Wohlehrwürdiger hochzuehrender Her Pastor Dümpelmann! Die hiesigen Haushaltungen haben sich entschlossen, Ihrem Kirchspiel beizuwohnen.. . Der Hoffnung schmeichelnd, daß Sie uns annehmen werden, bin ich Euer Wohlehrwürden geneigter Diener G. Gaspari .

Harald: Der Wunsch wurde Wirklichkeit - Stephanopel kam kirchlich in die Deilinghofer Pfarrer Gottfried Dümpelmanns. Daß höchstwahrscheinlich jener Faktor Caspari, der das vorangetrieben hatte, ein sympathisan' der Herrnhuter Brüdergemeine war, geht aus unserm Sondergemeindebrief hervor. Jedenfalls waren danach Herrnhuter und andere Missionare oft in Stephanopel u Gast - bis 1953, als die Deilinghofer Gemeinde das letzte Missionsfest im Stephanopeler Tal feierte.

Friedhelm: Auch nach den Zeiten jenes Gottfried ist so in diesem Tal die Frage nicht verstummt: Wie kriegen Menschen Frieden mit Gott?
 


Lied vor der Predigt: Herz und Herz vereint zusammen, 1 - 3 und 6 und 8 (Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf)

Festpredigt Pastor Groth an diesem Freiluft-Gottesdienst am 20.7.1993 über Hebr. 13, 7-9
 

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des hl. Geistes sei mit Euch allen. Amen.
Wir schlagen die Innenseite unseres Programmheftes auf [siehe Bild oben] und lesen gemeinsam laut die drei Verse des heutigen Predigttextes Hebr. 13, 7-9. Wir lesen gemeinsam:


Gedenket an eure Lehrer, die euch das Wort Gottes gesagt haben; ihr Ende schauet an und folget ihrem Glauben nach. Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit. Lasset euch nicht mit mancherlei und fremden Lehren umtreiben; denn es ist ein köstlich Ding, dass das Herz fest werde, welches geschieht durch Gnade.


Liebe Festgemeinde hier beim Gottesdienst auf der Wiese in Stephanopel,

auch in unsrer Wegwerfgesellschaft gibt es Dinge von gestern, die schmeißt man nicht auf den Müll. Das sind Dinge von gestern, die liebevoll gehätschelt werden; die werden blank geputzt und schön konserviert - und je und dann kann man eben mit diesen Stücken von gestern eine publicitywirksame Schau veranstalten, eine Show mit Anziehungskraft.

So wie bei jenen alten Autos vor einer Woche (erwähnt im IKZ-Artikel von -pk- oben) - Sie habens's sicher in der Presse gelesen oder sogar live erlebt: wie hier bei dem Schnauferl-Rennen die Oldtimer durch das Stephanopeler tal tuckerten, dass es eine Freude war - richtig schön nostalgisch...

Jetzt nun wieder ein Thema "von gestern" in diesem Tal - und ein Gottesdienst dazu hier auf der Wiese. Hier wie da scheint's pure Nostalgie zu sein: schön blankgeputze Vergangenheit, herausgeholt, um werbewirksam viele Blicke hier in dieses Tal zu ziehen.

Liebe Gemeinde, da hatte im Vorfeld dieses Gottesdienstes ein Kritiker sein Urteil schnell parat, als er zu mir meinte: "Sonntag ist ja der große Show-Gottesdienst, die Schau, die Deilinghofen da veranstaltet mit Trompeten und Posaunen beim Stephanopeler Fest!"

Im Horizont des heutigen Predigttextes möchte ich diesen Kritiker und jeden hier, der etwa eine Show erwartet, gern eines Besseren belehren: So gerne ich Nostalgie mag, aber ein Gottesdienst ist es hier und kein Schnauferl-Rennen! Und dass wir hier "Jesus Christus" sagen und diesen namen in die Mitte stellen, das ist nicht Show! Und wenn's hier auf "Schau" ankommt, liebe Gemeinde, dann höchsten in dem Sinne, wie es mir und jedem hier, der Augen dafür hat, gesagt ist, nämlich: "Mensch, SCHAU! SCHAU auf IHN, ER ist die Mitte - in diesem Gottesdienst und im heutigen Predigttext, wo uns gesagt wird: Jesus christus gestern udn heute und derselbe auch in Ewigkeit!"

Liebe Gemeinde, da steht nun freilich: "Jesus Christus gestern" in diesem dickgedruckten Vers. Und schon bei diesen drei Wörtern "Jesus Christus gestern" - da sind wir herausgefordert, genau hinzuschauen und nicht an der Oberfläche zu bleiben. Denn mögen die Spötter auch in scharen sagen, dieser jesussei nun mal eben typisch "von gestern", er sei damit so was Ähnliches wie ein Brötchen "von gestern", das hartgeworden ist oder wie eine Tageszeitung "von gestern", die keiner mehr liest, so will uns der Hebräerbrief was Andres einschärfen, was da mit "Jesus Christus gestern" gemeint ist. Der Vers davor, der Vers 7 in Hebräer 13 drückt das klassisch aus: "Gedenket an eure Lehrer" steht da, gedenket an die Väter und Mütter des Glaubens, die euch in früheren Zeiten das Wort nahegebracht haben, die Jesus Christus als Herrn erlebt und bezeugt haben - nehmt solche Lehrer, solche Väter und Mütter als Exempel  und Beispiele, wie das Wort Fleisch wurde, wie dieser Christus gestern - in früheren Zeiten - Herr über Menschen wurde. Ja, nehmt solche Exempel und Beispiele, studiert sie genau, verfolgt ihren Weg bis ans Ende, undihr werdet merken, dass selbst in den angefochtensten und gottlosesten Zeiten Gott durch seinen Geist Großes und Wunderbares bewirkt hat. Gedenkt an eure lehrer, heißt es da, und dann kommt in Vers 7 ja wirklich die Ermunterung zur SCHAU: Ihr Ende schauet an (steht da) und folget ihrem Glauben nach.

Das, liebe Gemeinde, ist nun wirklich eine Sorte von "Schau", bei der in die Vergangenheit geschaut wird, damit man begreift, was das in der Geschichte hieß: Jesus Christus gestern, wie da nämlich in geschichtlichen Ereignissen und menschlichen Erfahrungen Gott in Christus mitten unter die Menschen gekommen ist.

Im gleichen Hebräerbrief heißt es übrigens an anderer Stelle sehr ähnlich: weil wir eine solche "Wolke von Zeugen" haben, Beispile von Glaubenden, die uns vorausgegangen sind in die Ewigkeit, so lasset uns ablegen, was uns beschwert und aufsehen auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens.

"Jesus gestern" einerseits, liebe Gemeidne, "gedenket an eure Lehrer" zum andern - nehmt diese Wolke von Zeugen wahr, so sind wir aus dem Wort des hebräerbriefs aufgefordert in diesem kiechen- und heimatgeschichtlichen Gottesdienst. Damit sind wir nun wahrlich zu einer "Schau" aufgefordert, wo wir die Augen aufmachen müssen, um nicht blind am Wichtigsten vorbeizusehen.

Und das ist das Tolle, das mich ungemein fasziniert, je mehr ich mich damit beschäftige, zusammen mit meinen Freunden, die unsere Deilinghofer Kirchengeschichte erforschen im Rahmen der von uns herausgegebenen Hefte: Es gab in den Jahrhunderten hier oben in Deilinghofen - im angeblich unfrommen "Jericho" - und in Hemer solche Lehrer, solche Väter des Glaubens, die in ihrenLebensgeschichten Werkzeuge dieses Jesus Christus waren, Leute, die in bemerkenswerter Weise als Christen gewirkt haben und die es nicht verdienen, dass man sie auf dem Müll der Geschichte verrotten lässt.

So ist mir dieser Gottfried Dümpelmann fast wie ein lebendiger Gesprächspartner geworden, jedenfalls ein sehr, sehr liebeer Mensch und Bruder ist er mir geworden! Wir haben in sechs verschiedenen Archiven bis nach Herrnhut (an der böhmischen Grenze) Tausende von Seiten gesammelt, die diese Lebensgeschichte rekonstruierbar machen. Und das ist wahrlich nicht Nostalgie, nicht Schönfärben und Blankputzen von Vergnagenheit: Dümpelmanns 18. Jahrhundert war auch kirchlich unserer dürren Zeit ähnlicher, als man annimmt! Und in der gar nicht guten alten zeit der Kirche ertönte da durch Dümpelmann und andere Weckrufer vollmächtig der Ruf, zu Jesus zurückzufinden, der Ruf, dass die tote Christenheit aus dem Schlaf der Sicherheit aufwachen soll.

Einige hier am Ort sind aufgewacht, in der verkrusteten Kirche ist etwas aufgebrochen - auch eben im 1771 neu gegründeten Stephanopel, und im Rahmen dieser pietistischen Erweckungsbewegung, die von Zinzendorf und Herrnhut ausging, kamen z.B. die vollmächtigen Pfarrer Josephson Vater und Sohn nach Deilinghofen, und liebe Gemeinde, im letzten Gemeindebrief kann man zu den Josephsons ausführlich nachlesen, wie der Deilinghofer CVJM, der schon 1881 gegründet wurde von Josephson junior, ohne diese Väter des Glaubens nicht denkbar wäre.
Das alles liest sich spannend wie ein Roman: Es ist die faszinierende Geschichte, wie Gott in der Zeit unsrer Väter und Mütter Sein Wort nicht leer zurückkommen ließ und Christus Menschen, Pastoren und Laien, in Beschlag nahm und zu seinen Zeugen und Botschaftern machte.

Und wohlgemerkt, liebe Gemeinde, die eben genannten Josephson-Pfarrer in Deilinghofen waren von Haus aus Juden gewesen, ja, und die Casparis, die hier in Stephanopel das sagen kriegten, die waren von ihrer Herkunft her in Anführungsstrichen "Wirtschafts-Asylanten" aus dem Ausland, ganz weit her aus der letzten Ecke sachsens und Böhmens, so wie ein ganz großer Prozentsatz der ersten Stephanopeler Bürger aus Ausländern bestand, die hier in der Grafschaft Mark erst zu integrieren waren. Und genauso hatte ja schon zuvor Graf Zinzendorf seine Siedlung Herrnhut gegründet, um glaubensverfolgten Ausländern Schutz und Asyl zu gewähren: eine neuegemeinschaft von Schwestern und Brüdern, weltweit, die "Herz und Herz vereint zusammen" wissen: ER das Haupt, wir seine Glieder.

Liebe Gemeinde, wie sich die Bilder gleichen, damals zwischen 1730 u. 1774 und heute! Und eine lebendige Orientierung für die christliche Gemeinde heute, die steht eben in Hebr. 13,8: Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit!

Eben weil dieserChristus kein totes Museumsstück und nicht die Asche irgendeiner alten Tradition ist, sondern feuer und Flamme für heute und für morgen, das Licht der Welt, deshalb sind wir gerufen, ihn betend im Glauben heute zu finden als lebendigen Herrn, als den herrn, der die Ewigkeit in Seiner Hand hat und der in dieser zeit deutlich zum Zug kommen will.

Und damit sind wir am Schluss beim 9. Vers unseres Textes: Das ist die Gnade, dass menschen, die von mancherlei und fremden Lehren umgetrieben werden, Menschen, die erst sich vom Nationalsozialismus und vom Kommunismus, dann vom Okkultismus und von vielen Rattenfänger-Weltanschauungen von diesem Christus haben wegziehen lassen, dass all die Suchenden, die an falscher Stelle fanden, das Angebot haben: Jesus als Herrn und Retter zu finden. Und Mensche, die spottend Gott für tot erklärten, sollen neu wahrnehmen: Jesus Christus lebt!

ER lebt als der, der heute ein festes Herz gibt und ein klares Auge, und das ist dann wirklich "ein köstlich Ding" dass das herz fest werde, nicht starr, nicht versteinert in Dogmatik, sondern fest in der Gewissheit, dass wir dem wahsinn der Gesellschaft etwas entgegenzusetzen haben, nämlich genau das, was unsre Väter und Mütter im Glauben hielt: dass ER der Gekreuzigte von Golgatha, derselbe ist, gestern und heute und in Ewigkeit!

Dass das Herz fest werde, geschieht aus Gnade, steht da. Ein festes Herz kämpft an, im Namen der Gnade, gegen all den sich breit machenden Wahnsinn, dass z.B. nach Solingen es auch in Sundwig schon brannte und dass Braunes all überall neu hochkommt.

Wohl uns, liebe Gemeinde, wo wir Christus in der Mitte haben und dann "Herz und Herz vereint zusammen" mit festem Herzen ankämpfen gegen Dummheit, Menschenverachtung und Glaubensresignation, wie sie sich breit machen in Gesellschaft und kirche. Wohl und, wo wir was entgegenzusetzen haben gegen falsche Lehren und Rattenfänger, wie sie heute Mode sind. Nicht Brandsätze des Terrors sollen angezündet werden, sondern die Flamme, um die Zinzendorf Christus bat:

"Zünde an die Liebesflamme,
dass ein jeder sehen kann,
wir als die von einem Stamme
stehen auch für einen Mann!"
Und DER - Gott sei Dank! - ist gestern und heute und derselbe in Ewigkeit. Amen.

Fürbittengebet, Vater unser, "Lobet und preiset ihr Völker den Herrn", Schluss-Segen, Posaunennachspiel

 

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