Hier die Sammlung der Zeitungsartikel zum 60jährigen Bestehen des ECD.
Die beiden zuletzt zugefügten Artikel sind der
IKZ-Artikel vom 25.11.2019 und
der IKZ-Artikel vom 4.2.2020, der allerdings über das Jahr und das Thema hinausgeht...



„Ich bin mir bewusst, was wir geleistet haben“
Deilinghofener Urgestein Jörg Schauhoff zur ECD-Gründung und was in 60 Jahren daraus entstanden ist

Michael Topp (IKZ am 6.2.2019)

Deilinghofen. 346! Eine Zahl für die Ewigkeit. 346 Treffer hat Jörg Schauhoff in 416 Spielen für den EC Deilinghofen erzielt. Erfolgreicher war kein anderer der hiesigen Eishockeyszene. Und Jörg Schauhoff gehört zu jenen eishockeyverrückten 17 Jungen, die die Vereinsgründung wollten, deren Namen auf der Anwesenheitsliste der ECD-Gründungsversammlung am 28. Februar 1959 stehen.
„Ja, ich bin mir bewusst,was wir geleistet haben“, macht der 75-Jährige klar, dass es ohne ECD keine Roosters geben würde. Darauf könne man stolz sein. Das werde ihm signalisiert, wenn er die Spiele des DEL-Klubs besucht. „Und es tut mir gut, wenn ich das sehe. Ich genieße das“, freut sich Schauhoff, dessen Trikot mit der „5“ unter dem Hallendach hängt. Dass die Fans heute noch zum Spielbeginn „Hey, Deilinghofen!“ singen, gefällt ihm. „Toll, dass das nicht vergessen wird.“

Umzug nach Iserlohn sicherte den Fortbestand des ECD
Absehbar sei eine derartige Erfolgsstory - mit zahlreichen Tiefpunkten - vor 60 Jahren natürlich nicht gewesen. Und sie wäre möglicherweise sogar deutlich kürzer geworden, wenn es Ende der 1960er Jahre nicht einige Idealisten und Enthusiasten gegeben hätte, die den Umzug vom Dorf Deilinghofen in die Stadt Iserlohn initiiert hätten. Denn die Kanadier, denen die Eissporthalle im „Fort Prince of Wales“ gehörte und wo alles begann, hatte dem ECD 1968 klipp und klar signalisiert: „In zwei Jahren ist hier für Euch Schluss!“ Ohnehin war das Verhältnis zu den Truppen aus Nordamerika nicht mehr das beste. Schauhoff: „Wir waren ein unbequemer Gast. Wir wollten Eiszeiten, es gab Parkplatzprobleme, und die Halle war überfüllt.“ Schlussendlich ließen die Kanadier nur noch 1500 Zuschauer hinein, 1000 weniger als möglich. Schauhoff: „Da läuteten bei uns die Alarmglocken. Hätte es keine neue Halle gegeben, wäre es vorbei gewesen.“ Die begehrten Spieler hatten bereits Angebote andere Klubs vorliegen. Aber wohin sollte der Verein?
Die Stadt Hemer zeigte wenig Interesse. Pläne, hinter der Sundwiger Mühle eine Halle zu bauen, scheiterten. ECD-Präsident und Vize-Landrat Ernst Loewen sowie ECD-Vorsitzender Günter Althaus waren dann maßgeblich daran beteiligt, dass es weiterging – ab Januar 1971 in Iserlohn. Dort zeigten u. a. Sportausschussvorsitzender Hubert Schmitz sowie Kämmerer Karl Althaus, Bruder des ECD-Chefs, Interesse. „Für uns gab es nie die Diskussion, nicht nach Iserlohn zu gehen“, macht Schauhoff deutlich. „Wir sind ohne Wenn und Aber nach Iserlohn gegangen, denn wir waren auch sauer auf Hemer. Und Iserlohn war bereit“, erinnert sich der Ur-Deilinghofener. „Ich bin dann Iserlohner Sportler gewesen.“
Genauso pragmatisch bewertet er die Tatsache, dass später aus dem EC Deilinghofen der ECD Iserlohn wurde und schließlich das liebgewonnene Kürzel „ECD“ sogar komplett verschwand: „Es ging nicht anders.“ Umso wichtiger ist es für ihn, dass der Brückenschlag zu den Roosters, wenn auch mit Verzögerung, vollzogen wurde und zum „60.“ dokumentiert werden soll.

Dorfverein, aber Stimmung wie an der Brehmstraße
Schauhoff hat durch den Eishockeysport viel erlebt. „Dadurch habe ich zum ersten Mal überhaupt die Alpen gesehen.“ Eine tiefe Freundschaft hat ihn seit der gemeinsamen Schulzeit mit Torhüter Ekke Lindermann verbunden. „Von der sportlichen Qualität muss ich meinen Bruder Karl-Friedrich nennen“, streicht er einen weiteren wichtigen Mitstreiter heraus. Und einer seiner beliebtesten ausländischen Kollegen war Ed Hebert.
Sportlich eminent wichtig war 1965/66 der Aufstieg in die Oberliga, der zweithöchsten Spielklasse. Damit gelang dem Dorfverein der Durchbruch, der Bekanntheitsgrad wuchs. Schauhoff hatte großen Anteil am Aufstieg, er schoss das Siegtor zum 1:0-Sieg in Rosenheim. „Das war mein wichtigstes Tor. Das vergesse ich nie. Danach haben wir vor 6000 Zuschauern 2:2 in Augsburg gespielt.“ Unvergessen ist auch ein Spiel der Bundesliga-Aufstiegsrunde gegen den Krefelder EV, als WDR-Hörfunklegende Heribert Faßbender die letzten drei Minuten live aus Deilinghofen kommentierte und die Stimmung mit der Düsseldorfer Brehmstraße verglich – ein Ritterschlag. „Da bekomme ich noch immer Tränen in die Augen.“ Schauhoffs größtes Erlebnis war allerdings sein erstes Spiel überhaupt, als die legendäre Sirene ertönte: „Ich konnte kaum Schlittschuhlaufen, wird trugen fremde Trikots, und ich habe erstmals mit einem neuen, nicht geflickten Schläger gespielt.“
Dass das Stadion nicht mehr existiert, ärgert Schauhoff immer noch maßlos, weil eine große Chance verpasst wurde, eine zweite Eisfläche im heimischen Raum zu haben. Die sei auch im Sinne der Nachwuchsförderung wichtig. „Es ist sicherlich einfach daher gesagt, aber man muss mehr eigene Spieler bekommen, auch, weil uns teilweise auswärtige Spieler die Suppe versalzen.“ In diesem Zusammenhang appelliert er an die politisch Verantwortlichen, sich zeitnah mit der Perspektive der Roosters-Spielstätte zu beschäftigen. „Man geht die Gefahr ein, dass irgendwann keine Sportstätte zur Verfügung steht.“ Dann kaufe möglicherweise jemand die DEL-Lizenz, „und dann haben wir vielleicht ein Stadion in Lüdenscheid oder Hagen.“ Ein Szenario, das sich Schauhoff nicht ausmalen möchte. Deshalb hofft er, dass den Entscheidern die enorme Bedeutung des Eishockeys für Iserlohn und die Region bewusst ist. Dass die Fans weiter mitziehen, ist für ihn sicher: „Das Publikum ist das größte Kapital. Das gibt es nicht noch einmal. Die Stehtribüne ist unvergleichlich.“ Und so soll es auch im siebten Jahrzehnt bleiben.


„Eine Schüssel auf dem Kopf, die nicht schützte“
Dieter Brüggemann ist ECD-Rekordspieler und stolz darauf, dass er in der ersten Liga gespielt hat

Michael Topp (IKZ am 6.2.2019)




Riemke. Wladislaw Tretjak, in den 1970er Jahren der weltbeste Eishockey-Torwart, wird sich wohl nicht mehr an Dieter Brüggemann erinnern. Der Stürmer des EC Deilinghofen hingegen hat noch allerbeste Erinnerungen an die sowjetrussische Eishockeylegende. Denn beim Gastspiel von ZSKA Moskau, der damals besten Eishockey-Mannschaft der Welt, erzielte Brüggemann die sensationelle 1:0-Führung beim achtbaren 2:7 des Bundesligisten aus dem Sauerland. [Zu Friedhelm Groths und Ortwin Quaschniks Treffen mit Wladislaw Tretjak im Februar 2000 zusammen mit Pater Alexander in Schelkowo vgl. mit zwei Bildern zum Thema: http://www.pastoerchen.de/deilinghoferinschelkowo.htm; vgl. zu Tretjak auch dieses Video].
Aber nicht nur deswegen hängt inzwischen auch das Trikot mit der „21“ unter dem Dach der Iserlohner Eissporthalle. Denn Brüggemann ist ein ECD-Urgestein, mit 588 Einsätzen für den Klub aus Deilinghofen ECD-Rekordspieler und mit 294 Treffern zweitbester Torschütze hinter Jörg Schauhoff (346). Jene Ehrung berührt den 65-Jährigen noch immer: „Das ist heute noch ergreifend. Und ich schaue immer noch hin, ob es dort noch hängt.“ Und seine Frau Michaela ergänzt: „Ich bin auch ganz stolz.“

Das Relegationsspiel gegen Augsburg ist unvergessen
Auch Brüggemann ließ sich in den 1960er Jahren vom Treiben im Eishockeydorf Deilinghofen mitreißen und von den Kanadiern beeindrucken. „Die hatten Bärte, wir nur einen Flaum, und sie kamen mit Zigaretten aus der Kabine und drückten diese auf der Bande aus“, erinnert sich Brüggemann. Als zehn-, elfjähriger Steppke begann er mit diesem Sport: „Eishockey war zunächst ein Fremdwort. Aber es hat mich fasziniert und nicht mehr losgelassen. Meine Karriere hat auf dem Bäingser Teich angefangen.“ Seine erste Hose war die Torwarthose eines Fußballers, der Schläger wurde selbst zusammengebaut. Auf’s Eis ging es zunächst mit Lederschuhen, später wurden Schlittschuhe bei Appelhans oder Stehmann gekauft. „Und der Torwart trug eine Pudelmütze. Ich hatte später eine JOFA--Schüssel auf dem Kopf, die nicht schützte. Dabei wurde damals härter und unfairer gespielt. Allerdings war das Tempo eher Zeitlupe.“
Konkrete Erinnerungen an die Vereinsgründung hat er als Kind der zweiten ECD-Generation nicht mehr. „Aber ich habe die Spiele des ECD geguckt und wollte das auch erleben.“ Spieler wie Gerdi Müll und Charly Karl waren seine Idole. Mit dem Umzug von Brockhausen nach Deilinghofen im Jahr 1969 wurde die Eissporthalle im „Fort Prince of Wales“ sein zweites Zuhause. „Ab dann war ich praktisch nur noch in der Halle und habe jede Laufzeit mitgenommen.“ Und weil er bei der Aufbereitung mithalf, musste er keinen Eintritt zahlen. Mit 16 Jahren spiele Brüggemann in der Schülermannschaft, dann in der Jugend. Für die „Großen“ lief er in Deilinghofen nur einmal auf, dann erfolgte im Januar 1971 der Umzug nach Iserlohn. „Die Halle in Iserlohn kam zur rechten Zeit.“ Dass das Debüt am Seilersee gegen Nürnberg daneben ging, gehört ebenfalls zu Brüggemanns Geschichte. Zu seinen Förderern als Trainer gehörten Jiri Hanzl, Dieter Hoja oder Jaroslav Walter. Unter Rick Alexander kam er weniger zum Zuge, u. a. spielte er für Duisburg, Schalke, Ahaus und Dortmund. „Da bin ich etwas getingelt. Aber ich war nicht böse, dass ich gehen musste.“ 1989/90 kehrt er zurück: „Zum dicken Weifenbach hatte ich immer ein gutes Verhältnis.“ Der Vorsitzende unterband auch Wechselabsichten nach Bad Nauheim oder Schwenningen, mit dem Hinweis, Brüggemann sei ein Iserlohner Junge. Als einen Höhepunkt seiner Karriere beschreibt er die Aufstiegsspiele gegen Augsburg. „Mein größter Erfolg ist aber, dass ich überhaupt in der höchsten Liga gespielt habe.“ Dabei war er nie Profi war, sondern ist stets einem Beruf nachgegangen.

In der Soester Halle werden Erinnerungen wach
Kontakte zu ehemaligen Weggefährten gibt es noch gelegentlich. Kurios war das Wiedersehen mit Ed Hebert, seinem Stürmer-Kollegen aus den 1970er Jahren. Denn der Kanadier las vor einigen Jahren im Spielberichtsbogen der Hull Olympiques im kanadischen Quebec den Namen „Lars Brüggemann“ und fragte den Juniorenspieler, ob er aus Hemer komme. „Zwei Wochen später waren wir in Kanada“, berichtet Brüggemann senior, dass der Kontakt über seinen Sohn Lars zustande gekommen war.
Durch Lars blieb Brüggemann auch dem Iserlohner Eishockey-Nachwuchs verbunden und arbeitete viele Jahre für die Young Roosters als Coach und gehört damit zu jenen, die die Brücke zwischen ECD und Roosters geschlagen haben. „Ich trauere dem ECD nicht nach. Jetzt schreiben die Roosters an der Erfolgsgeschichte weiter. Und sie können stolz sein auf das, was sie geschafft haben.“ Und wenn er die DEL als „Haifischbecken“ bezeichnet, untermauert das sein Lob.
Brüggemann ist seit drei Jahren Rentner und als Trainer beim Regionalligsten Soest aktiv, der gleichzeitig ein Auffangbecken ehemaliger DNL-Spieler der Roosters geworden ist. Er bedauert, dass es nicht gelungen ist, mehr Eigengewächse in das DEL-Team einzubauen. In der Liga gebe es zu viele Ausländer und „Eingedeutschte“ und es sei eine sehr gute Aussrede, wenn man die Nichtberücksichtung der Eigengewächse mit dem möglichen Verpassen sportlicher Ziele begründe.
Seine Tätigkeit in Soest erinnert Brüggemann stark an seine Anfänge in Deilinghofen. Denn die Soester Eissporthalle am Möhnesee ist baugleich mit der Spielstätte im Hemeraner Dorf, aber noch in einem guten Zustand und stark frequentiert. „Der Umzug nach Iserlohn war zwar richtig. Ab es ist bedauerlich, dass die Halle nicht mehr existiert“, ärgert sich Brüggemann über den Abriss der ehemaligen Spielstätte. „In Deilinghofen hätte man ein Juniorteam aufbauen können. Hier hätte sich eine richtige Nachwuchshochburg entwickeln können. Schade.“



 



Mit zwei Toren an legendären Play-offs beteiligt
Auf den größten Erfolg des Iserlohner Eishockeys wird Andreas Pokorny immer noch angesprochen

Michael Topp (IKZ am 27.2.2019)



Andreas Pokorny hat das ECD-Trikot (hier ein Remake des Originals), das Trikot der Iserlohn Roosters (M.) und des Iserlohner EC

Iserlohn. Viele, sehr viele Spieler haben in den vergangenen 60 Jahren in Deilinghofen und Iserlohn Eishockey gespielt. Aber nur ein Akteur war für alle drei Vereine aktiv, also für ECD, IEC und Roosters: Andreas Pokorny hat 39 Spiele für den ECD Iserlohn in der Bundesliga absolviert, 45 für den Iserlohner EC in der 1. Liga Nord und 114 für die Iserlohn Roosters in der DEL.
Als Verteidiger war Andreas Pokorny primär dafür zuständig, Tore zu verhindern. Daher ist seine Gesamtausbeute von 16 Treffern in 198 Einsätzen natürlich überschaubar. Aber zwei Treffer sowie zwei Tore, zu denen er jeweils die Beihilfe geleistet hat, sind unvergessen und Teil einer Saison, die als die erfolgreichste der heimischen Eishockey-Geschichte gilt.
Als 17-Jähriger in denPlay-offs für Furore gesorgt
Das war 1986. Im Februar ging Pokornys Stern auf – im dritten, entscheidenden Spiel des Play-off-Viertelfinales gegen den EV Landshut. 17 Jahre jung war der Junioren-Nationalspieler, als er nach einigen Kurzeinsätzen während der Hauptrunde als damals jüngster Erstliga-Spieler ins kalte Wasser geworfen wurde. Denn es standen nur drei (!) gesunde Abwehrspieler zur Verfügung – und eben das Iserlohner Talent, das von Trainer Jan Eysselt an die Seite von Earl Spry beordert wurde. „Dann ging es gleich volle Pulle.“ Denn Pokorny erzielte die 1:0-Führung, bereitete das 2:0 vor, schoss mit seinem 3:2 den ECD auf Sieg- und Halbfinalkurs und wurde nach dem 4:2 Spieler des Abends. „Was ist denn jetzt passiert?“, wunderte sich Pokorny. „Dass wir weitergekommen sind, war der Hammer. Den Schläger aus diesem Spiel habe ich noch“, berichtet der 50-Jährige.
Es folgte dann das Halbfinale gegen die „Haie“. Und beim längst legendären 2:0 im ersten Heimspiel der am Ende mit 1:3 verlorenen Serie legte er zweimal dem Doppeltorschützen Martti Jarkko auf. „Darauf werde ich heute noch angesprochen. Da waren sicher 7000 Zuschauer in der Halle, sogar an der Spielerbank wurde es eng.“
Beeindruckt haben ihn seine hochdekorierten Teamgefährten, die er zum Teil noch mit „Herr“ ansprach. „Jaro Pouzar, Martti Jarkko oder Ralph Krueger waren überragend. Die waren doppelt so alt wie ich, und jeder hätte mein Vater sein können. Aber sie haben mich mit Respekt behandelt.“ Lob hat Pokorny auch für den damaligen, umtriebigen Vereinsboss Heinz Weifenbach parat: „Mein Ziehvater.“
Und dennoch folgte er nach seiner Bundesliga-Premierensaison dem Ruf in die Domstadt. „Obwohl ich da viel, viel weniger bekommen habe“, begründet Pokorny den Wechsel mit der sportlichen Perspektive. Zehn Jahre blieb er in Köln und bildete mit Udo Kießling ein Top-Duo. Gleich im ersten Jahr folgte die Nominierung für die Nationalmannschaft. Am Ende seiner Karriere kam Pokorny auf drei Meistertitel, drei Vize-Meisterschaften, 72 Länderspiele und drei WM-Teilnahmen in der damals noch kleinen, hochkarätigen A-Gruppe.
Als Meister kehrte der im polnischen Chorzów (Königshütte) geborene und 1982 mit seinen Eltern über Friedland und Unna-Massen ausgesiedelte Pokorny nach Iserlohn zurück. Als er beim IEC gehen musste, folgten mehrere Wechsel, u. a. nach Braunlage („ein Jahr Urlaub“). Mit den Moskitos Essen und der Düsseldorfer EG stieg Pokorny in die DEL auf, schließlich bestritt er für die Roosters die beiden ersten DEL-Serien. „Dann bin ich aber von Trainer Greg Poss abserviert worden“ , ärgerte sich der damalige Kapitän noch immer und verdeutlicht, dass er ohnehin ein zwiespältiges Verhältnis zur Iserlohner Eishockey-Szene hat. „Null Emotionen. Denn ich habe hier sehr viele Tiefschläge bekommen“, fühlt sich Pokorny ungerecht behandelt. Er bedauert, dass man in Iserlohn aus seiner Sicht weniger wertschätzend mit Ex-Spielern umgeht und sie nicht stärker aufgrund ihrer Kontakte und Erfahrungen einbindet. Das sei in Köln oder Düsseldorf ganz anders, besser. Dort erinnert man sich noch immer gerne an Ehemalige, auch an Pokorny.

Para-Eishockey ist zur Lebensaufgabe geworden
Der B-Lizenz-Inhaber, der auch schon im Trainerstab des IEC-Nachwuchses als Jugend- und 1b-Coach tätig war, lebt mit seiner Familie in Iserlohn und spielt auch bei den Alten Herren. Derzeit kann sich der in Duisburg im Stahlhandel tätige Industriekaufmann kein Eishockey-Engagement in Iserlohn vorstellen. „Aber man soll niemals nie sagen.“ Doch er hat seit einigen Jahren eine neue Lebensaufgabe, denn seit 2012 ist er Bundestrainer des Para-Eishockey-Teams. Dafür opfert er einen Teil seines Jahresurlaubs und einmal pro Monat ein Wochenende. Denn er möchte Sledgehockey, also Eishockey im Sitzen für Körperbehinderte, noch populärer machen und sieht diesen Sport im Aufwind. Möglicherweise auch in Iserlohn. Denn hier baut sein Sohn Luca mit Enthusiasmus ein Team auf.


Drei FG-Erinnerungs-Bilder am 29.2.2019 beim 60jährigen des ECD im früheren Gasthof Sonneborn in Deilinghofen

Zum Bild unten: An der Stirnseite des damaligen Gründungszimmers las man auf Plakaten, dass der ECD auch schon gegen "CSKA Moskau" und gegen die "Volksrepublik China" spielte... (v.l.: H.Kollecker, I. Graumann, R. Kasper, J. Schauhoff, H. Kasper)

 

 
Zum Bild oben - von links: Jörg Schauhoff (in der Iserlohner Eishalle die Nr. 5 unter dem Hallendach), H. Kasper, F. Kurella, G. Müll.
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Zum Bild unten: Dieter Brüggemann (die Nr. 21 unter dem Hallendach), hinter ihm von links: H. Prinz, H. Kollecker, I. Graumann, R. Kasper.




Die Erinnerung an denkwürdige Ereignisse
Im alten Versammlungsraum in Deilinghofen wird der 60. Geburtstag des ECD gebührend gewürdigt

Willy Schweer (IKZ am 2.3.2019)

Deilinghofen. Gebucht hatte er den Raum schon vor einem Jahr, denn dieses Jubiläum sollte möglichst originalgetreu begangen werden. „Es ist wohl der letzte runde Geburtstag, den ich organisiert habe“, sagt Jörg Schauhoff, ECD-Legende und Initiator der Feier zum 60-Jährigen des Eishockeyvereins. Der wurde am 28. Februar 1959 in einem kleinen Versammlungsraum der Gaststätte Sonneborn in Deilinghofen gegründet. Lokalität wie Verein erlebten danach ziemlich bewegte Jahre, aber den Raum im heutigen „Ess-pri“ gibt es noch. Und der reichte gerade aus, um die geladenen Gäste unterzubringen.
Und die genossen es sichtlich, in Erinnerungen zu schwelgen, Anekdoten aus den Anfangsjahren zu erzählen und in einer Runde, die nur zu einem solchen Anlass zusammen kommt, entspannt zu plaudern. Drei der noch lebenden acht Gründungsmitglieder waren gekommen, neben Schauhoff Hans und Reinhard Kasper, dazu Spieler aus verschiedenen ECD-Epochen sowie Offizielle - von Engelbert Himrich bis zu Wolfgang Brück.

Der Wunsch nach anderem Schulsport und die Folgen
Jörg Schauhoff ließ in seinen einleitenden Worten die Anfänge des Eishockeys Revue passieren, die der Vereinsgründung voraus gingen. „Wir waren in der Schule den Sportunterricht bei alten Lehrerinnen leid und wollten Eislaufen ausprobieren“, erinnert sich der Rekordtorschütze. Seit 1955 stand im Camp in Deilinghofen schließlich eine Eishalle, zunächst noch ohne Dach, und die zog die Dorfjugend an. „Wir haben den Kanadiern bei der Eisaufbereitung geholfen und bekamen zur Belohnung mal einen Hot Dog spendiert“, meint Hans Kasper. Und schließlich gab es auch eine Trainingszeit. „Unsere erste Kluft war allen viel zu groß, aber das machte nichts“, erläutert Schauhoff und erklärt, dass das durchgeschwitzte Trikot oftmals vor dem heimischen Küchenofen getrocknet wurde. „Und die Schoner lagen unter dem Sofa, den Geruch kann man sich vorstellen.“
Damals fieberte er zusammen mit seinen Mitstreitern den ersten Freundschaftsspielen und Turnieren entgegen, die im Jahr vor der Vereinsgründung durchgeführt wurden. Nachdem der ECD aus der Taufe gehoben war, ging es sportlich schnell bergauf. Dabei gab es zunächst nur eine Trainingszeit am Sonntagvormittag, später kam eine am Donnerstagabend hinzu. Anschließend musste das Eis wieder präpariert werden, und bis man die Hallentür schloss, war Mitternacht längst vorüber.
Der frühere Deilinghofer Pfarrer Friedhelm Groth spielte den Anwesenden einen Mitschnitt seines Interviews vor, das er zum 50-Jährigen des ECD mit dem Gründungsmitglied und Mentor der Eishockey-Jugend, Hanskarl Franke, geführt hatte [das 9-Minuten-Interview mit Hanskarl Franke ist HIER zu hören]. Denn der konnte wie kein anderer von den Anfängen des Eishockeys im Sauerland berichten. Das lockte natürlich auch immer mehr Zuschauer ins Camp in Deilinghofen, und während heutzutage ein Online-Ticketing Standard ist, hatte der damalige Kassierer Lothar Spieckermann sehr spezielle Rahmenbedingungen. „Wir durften nicht in der Halle kassieren und standen deshalb mit unseren Zigarrenkisten vor dem Eingang.“
Gerd „Opa“ Möller hat in seinem Privatarchiv noch einen besonderen Schatz: Den Mitschnitt einer WDR-Reportage vom Aufstiegsrundenspiel des ECD gegen den Krefelder EV. Die letzten Minuten bis zum 6:5-Sieg wurden packend kommentiert [Kultreporter Heribert Faßbender HIER zu hören], und die Geburtstagsgäste applaudierten spontan, als die Schlusssirene aus dem Lautsprecher zu hören war.
Einer, der das Eishockey vor Ort am längsten begleitet und gefördert hat, ist Engelbert Himrich, heutiger Roosters-Gesellschafter. „Ich bin schon ganz früh mit zu den Auswärtsspielen gefahren. Und in Bayern wussten die gar nicht, was los war, wenn da sieben oder acht Busse aus dem Sauerland ins Dorf fuhren.“ Und er fragte in die Runde der alten ECD-Kämpen: „Könnt ihr euch noch erinnern, als wir in Miesbach bei extremem Schneefall gespielt haben? Da musste alle zehn Minuten unterbrochen werden, um das Eis frei zu räumen, und man konnte kaum sehen, ob der Puck wirklich hinter der Linie war.“
Bis nach Bayern musste in den Anfängen der damalige Torhüter Herbert Prinz zusammen mit Fritz Kurella fahren, um sich eine Torhütermaske anfertigen zu lassen. „Du bekommst eine Tüte über den Kopf, einen Strohhalm in den Mund und dann kommt der Gips.“ Die im Vergleich zu heute kaum Schutz bietende Maske verhinderte natürlich auch nicht, dass Prinz im Training bei einem Schlagschuss mal ein Ohrläppchen verlor. Das wurde nach mühsamer Suche gefunden, gut gekühlt ins Krankenhaus gebracht und wieder angenäht. Aber es hielt nicht lange. „Eine Woche später wollte mich Lupo ärgern und mir die Ohren lang ziehen.“ Den Rest kann man sich nach dieser Aktion des früh verstorbenen Verteidigers Reinhold Lubomski denken.
1968 kündigten die Kanadier an, den Vertrag für die Halle nicht verlängern zu wollen, und der ECD musste sich um eine Alternative bemühen. Die entstand in Iserlohn. „Als ich da das erste Mal auf dem Eis stand, war ich beeindruckt. Für damalige Verhältnisse war das ein Schmuckstück“, erinnert sich Jörg Schauhoff. Und Dieter Brüggemann, dessen Trikot seit 2014 ebenso wie das des langjährigen Kapitäns unter dem Hallendach hängt, stellt klar: „Nach dem Umzug nach Iserlohn wurde es viel professioneller, denn die dritte Trainingseinheit kam. Und wir hatten immer warmes Wasser zum Duschen.“
Der ECD erlebte fortan Höhen und Tiefen und schaffte sogar den Aufstieg in die Bundesliga. „Aber wir hatten im ersten Jahr keine wettbewerbsfähige Mannschaft“, räumt Brüggemann ein und denkt schmunzelnd an einen Spruch von Heinz Weifenbach. „Der Dicke sagte damals: Ich hab schon mehr Punkte gekauft, als ihr geholt habt.“ Die sportliche Bilanz fiel wechselhaft aus, aber konstant blieben die finanziellen Probleme. Claus Karst, damals für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig, verwies auf die Ära des Vorsitzenden Wilhelm Gosselke. „Da kamen oft montags die Spieler in die Firma und holten sich einen Umschlag ab.“
Die Seriosität kam dem Eishockey in Iserlohn abhanden, und darunter litten auch die Nachfolger. „Wir haben viele Jahre die Distanz gespürt, die sich bei den Verantwortungsträgern in der Stadt aufgebaut hatte“, sagt Wolfgang Brück, der geschäftsführende Gesellschafter der Roosters. Der Iserlohner EC und später der DEL-Klub hatten Probleme mit der Vergangenheit, doch das ist nach Brücks Worten heute kein Thema mehr. „Ohne die Menschen von damals gäbe es uns heute nicht. Wir werden uns immer zu unseren Wurzeln bekennen.“ Und als Dankeschön für die Einladung zu eine sehr emotionalen Geburtstagsfeier revanchierte er sich und lud alle Anwesenenden zum Besuch des ersten Roosters-Heimspiels der neuen Saison ein. Und dort werden dann wie am Donnerstag im ehemaligen Gasthof Sonneborn in Deilinghofen sicher wieder Anekdoten erzählt, von denen es in der 60-jährigen ECD-Geschichte so viele gibt.



 


 

Liebesbekundungen an den IEC
Im Parktheater wurde das 25-jährige Bestehen des Eishockeyclubs gefeiert
Oliver Bergmann (IKZ am 17.6.2019)
[zum Foto:] Auch Shootingstar Lean Bergmann (Mitte) feierte mit. Hier zeigt er sich mit Roosters-Manager Christian Hommel (links) und Sprecher Rudi Müllenbach.Generationentreffen in der Talkrunde. Mirko Heintz (am Mikrofon) moderierte die Veranstaltung.Zur Feierstunde im Parktheater schmiss sich auch Maskottchen „Icey“ in Schale. Fotos: Max Winkler
AUCH SHOOTINGSTAR LEAN BERGMANN (MITTE) FEIERTE MIT. HIER ZEIGT ER SICH MIT ROOSTERS-MANAGER CHRISTIAN HOMMEL (LINKS) UND SPRECHER RUDI MÜLLENBACH.
Iserlohn. Detlef Seidel, der stellvertretende Landrat, sprach von einem „Aushängeschild des Sports im Märkischen Kreis“, der Hemeraner Bürgermeister Michael Heilmann von der „Geschichte einer Euphorie“ und Michael Scheffler, der stellvertretende Bürgermeisters Iserlohns, sagte vor den rund 200 geladenen Gästen im Parktheater: „Dieser Verein wird niemals Normalität sein. Dafür hat er zu viel erlebt.“
Egal wer am Rednerpult stand oder sich im Sessel sitzend an den kurzen Gesprächsrunden beteiligte - als es am Samstagmorgen anlässlich einer offiziellen Feierstunde galt, dem Iserlohner EC zum 25. Geburtstag zu gratulieren, griff niemand in die Kiste der abgedroschenen Floskeln, sondern wählte Worte, die aus tiefstem Herzen stammten. Der Begriff "Feierstunde" beschrieb lediglich die Dimension der Veranstaltung, deren offizieller Teil sich in Wahrheit auf 90 Minuten erstreckte. Es war eben nicht die großspurige Gala, wie sie andernorts vielleicht aufgezogen worden wäre. Der Verein setzte auf das, wofür er geliebt wird: Bodenständigkeit, Leidenschaft und etwas Nostalgie, wodurch die Angelegenheit authentisch wurde.
Und so sah das ganze aus: Vereinspressesprecher Mirko Heintz moderierte auf der Bühne die Festredner an, oder entlockte seinen Gesprächspartnern, dem früheren Deilinghofener Pfarrer Dr. Friedhelm Groth und Rainer Tüttelmann, der aktuell vor allem als Kurator des Eishockeymuseums "Puck" in Erscheinung tritt, amüsante Anekdoten. Das galt auch für die Gespräche mit den Mitgliedern der Eishockeyfamilien Brüggemann, Kopitz-Böhm sowie den Edelfans Uwe Behrendt und Peter Herentrey, deren Statements jetzt noch nachhallen. Behrendt zum Beispiel, der seit 1984 dabei ist, sprach Freundschaften an, die ihren Ursprung in der Eissporthalle haben. Und einen Traum: "Einmal Meister werden - diesen Ausnahmezustand würde ich gerne mal erleben." Damit sprach er garantiert vielen Anwesenden aus der Seele. Und mit dem folgenden Satz brachte er sie zum Lachen. "Wenn das passiert, hätte ich 14 Tage frei und bräuchte noch nicht einmal in der Firma anzurufen."

Auch die Fans und die Eissporthalle werden gefeiert
Zwischendurch wurden kurze Filmchen zu den Themen „Die Historie“, „Die Eishockeyfamilien“ und „Die Fans“ gezeigt. Daran gab es auch keinen Zweifel: Dem Publikum ist es zu verdanken, dass die Eissporthalle als „Eishölle“ gilt, in der Gastmannschaften traditionell nur äußerst ungern antreten. Michael Scheffler erinnerte sich daran, dass sie jemand mal mit dem früheren Gelsenkirchener Parkstadion verglich, wo eine Stimmung „wie auf einem Friedhof“ geherrscht haben soll.
Die ganz großen Titel und Trophäen werden zwar weiterhin andernorts gefeiert, aber trotzdem stehen der IEC und die Roosters für das erfolgreichste, stabilste und seriöseste Kapitel des Eishockeysports in der Region, dessen Geschichte bekanntlich auch schon stolze 60 Jahre zurückreicht. Deilinghofen, die Kanadier und die neugierige Dorfjugend der 50er Jahre wurden als Keimzelle und Wiege des Klubs immer wieder in Erinnerung gerufen.
Dass die momentane Situation kein Selbstläufer ist, machte Wolfgang Brück deutlich. Der IEC-Vorsitzende und geschäftsführende Gesellschafter der Roosters sagte wörtlich: „Wollen wir erstklassig bleiben, wird das ein Kraftakt für die Zukunft. Wir können nur dann erfolgreich sein, wenn wir die Einnahmeseite erhöhen.“ Die Deutsche Eishockeyliga ohne Iserlohn? Das können sich die Jüngeren, die um die Jahrtausendwende geboren wurden, gar nicht mehr vorstellen, und Gernot Tripcke, Geschäftsführer der DEL, will sich das gar nicht ausmalen. 19 Spielzeiten ununterbrochener Zugehörigkeit zur Liga haben Spuren hinterlassen. „Die Roosters haben einen festen und unverwechselbaren Platz in der Liga, Ihr habt die Blaupause für andere Profiklubs geliefert.“ Einmalig sei der Businessclub des Vereins, dem 700 Mitglieder angehören. Er eröffnete sein Grußwort mit der Feststellung, dass der IEC-Geburtstag ein Anlass sei, mit Stolz zurückschauen zu dürfen und er rechnete es den Verantwortlichen hoch an, „dass ich hier noch nie Gejammer gehört habe“. Immer wieder ernteten die Redner Szenenapplaus, aber als Tripcke anmerkte, wie wichtig eine zweite Eisfläche wäre, brandete der Beifall besonders stark auf.
Gerne hörte das Publikum auch hin, wenn von Lean Bergmanns möglichem Wechsel in die NHL die Rede war. Der Vertrag des Hemeraner Jungen bei den San Jose Sharks ist bekanntlich schon unterschrieben. Ob er in der stärksten Liga der Welt tatsächlich schon zur neuen Saison zum Einsatz kommt, werden die kommenden Wochen zeigen.

Erster heimischer Spieler an der Schwelle zur NHL
Am nächsten Sonntag fliegt er nach Amerika, um zunächst an einem Trainingscamp teilzunehmen. Selbst wenn es nicht auf Anhieb klappen sollte: Höher als der 20-Jährige hat noch nie ein Eishockeyspieler aus der Region auf der Karriereleiter gestanden – darin sind sich die Kenner des Klubs einig. Das Top-Talent wurde gegen Ende der Feierstunde nochmals verabschiedet. Dabei hat er gezeigt, dass ihm der Erfolg des vergangenen Jahres keineswegs zu Kopf gestiegen ist: „Natürlich ist man aufgeregt. Auf die Chance, in der NHL zu spielen, arbeitet man sein Leben lang hin. Aber ich weiß, dass ich gut daran beraten bin, immer an die Sachen zu denken, die mich hierhin gebracht haben.“

Vier private Bilder zu dieser Gala-Veranstaltung im Parktheater:

    
 

Gesprächspartner von Mirko Heintz oben: v.l. F. Groth und R.Tüttelmann, dann D. Brüggemann, L. Brüggemann und V. Brüggemann und unten L. Bergmann... Und dann noch Icey und FG...

      
 


Neu seit 21.7.2019:
Hierher gehört auch aus https://www.pastoerchen.de/ecd/dieterbrueggemann.htm FG s Artikel im Deilinghofer Käseblättchen (Juli 2019) - über die Gala im Parktheater, verbunden mit einer "Dieter-Brüggemann-Homestory"...



Zweikämpfe gewinnen, zerstören, schießen
Vor genau 60 Jahren hat der EC Deilinghofen sein erstes Punktspiel bestritten und sensationell mit 3:2 gewonnen
Von Willy Schweer (IKZ 29.11.2019)



[zum Foto:] Diese ECD-Mannschaft gewann das erste Meisterschaftsspiel mit 3:2 bei Preußen Krefeld – hinten v. li.: Jörg Schauhoff, Klaus Kaiser, Friedrich-Wilhelm Schulte, Jürgen Kühl, Bernd Jacob, Werner Gerres, Hans Kasper. Vorn v. li.: Reinhard Zeiler, Karl-Friedrich Schauhoff, Ekke Lindermann, Gerd Hohmeister, Klaus Neugebauer und Reinhard Kasper. Privat IKZ




[zum Foto:] Starker Mann im Hintergrund: Horst Vahle (re,) auf der Tribüne. Privat


Iserlohn/Deilinghofen Wenn die Roosters an diesem Freitag am Seilersee aufs Eis gehen, werden sie gegen Bremerhaven eine von 52 Partien der DEL-Hauptrunde bestreiten. Natürlich ist es kein unwichtiges Eishockeyspiel, aber gewiss kein so außergewöhnliches, wie es auf den Tag genau vor 60 Jahren stattfand.
Denn an diesem 29. November 1959 trug der EC Deilinghofen in Krefeld sein erstes Punktspiel aus. Einer der heute zu den Stammgästen bei den Roosters zählt, stand damals auf dem Eis: Jörg Schauhoff, Mitbegründer des Vereins und dessen Rekordtorschütze. Wenn er zurückblendet auf die ersten Monate des ECD und dessen Start in der westdeutschen Meisterschaft, dann kommt es ihm immer noch unglaublich vor, dass die Novizen aus dem Sauerland auf Anhieb Erfolg hatten.
Nach der Vereinsgründung im Februar lief noch eine Weile die Eishockeysaison, und vier Freundschaftsspiele dienten den Deilinghofern zum Praxistest. Aber sie wollten ja den Ernstfall und unbedingt in der Jugendmeisterschaft um Punkte spielen. „Man kann sich gar nicht vorstellen, wie unvorbereitet wir waren“, blickt Schauhoff auf den Herbst 1959 zurück. Die jungen Eishockeyspieler waren zwar gemeinsam im Fußball aktiv und auch gute Leichtathleten und damit konditionell auf der Höhe, nur in ihrer Lieblingssportart konnten sie nicht üben. Es herrschte Wasserknappheit im Ort, Autos durften nicht gewaschen werden, und die Eishalle im kanadischen Camp mit Wasser zu versorgen, damit das Eis aufbereitet werden konnte, erschien höchst überflüssig.
„Horst Vahle hat es dann möglich gemacht“, berichtet Schauhoff vom Engagement des großen Machers im Hintergrund. Eine Woche vor dem geplanten Spiel in Krefeld war das Eis fertig, und statt des Trockentrainings auf dem Fußballplatz, wo Blechdosen den Puck ersetzten, konnte Trainer Charles Mc Cuaig seinen wissbegierigen Schützlingen endlich zeigen, worum es beim Eishockey wirklich geht. „Es wurde höchste Zeit, denn die Saison lief schon. Und wenn wir nicht bis Ende November zum ersten Spiel angetreten wären, hätte man uns vom Wettbewerb ausgeschlossen“, berichtet Schauhoff.
Mit „uns“ meint der 76-Jährige zwölf weitere Jugendliche, die jene ECD-Mannschaft bildeten, die als erste um Punkte spielte. „Die älteren Spieler durften nicht mehr mitmachen, wir waren nur ein paar Mal auf dem Eis, noch keine guten Schlittschuhläufer und dementsprechend nervös vor unserem ersten Spiel in Krefeld“, meinte der langjährige Kapitän. „Aber die Fahrt war ein Erlebnis“.
Plötzliches Wendemanöver mitten auf der Rheinbrücke

Plötzliches Wendemanöver mitten auf der Rheinbrücke
Mit einem Linienbus der Kreisbahn ging es los, gut 50 Fans begleiteten die Mannschaft und staunten nicht schlecht, als der ortsunkundige Busfahrer mitten auf der Rheinbrücke plötzlich ein Wendemanöver einleitete. In der Rheinlandhalle mischte sich bei den Deilinghofern in die Nervosität vor dem Premierenspiel aber auch eine gehörige Portion Stolz. „Wir hatten erstmals ein einheitliches Trikot, blau mit weißem Brustring und ECD-Emblem. Das war ein tolles Gefühl,“ sagt Schauhoff. Gar nicht so toll waren dann die ersten Eindrücke auf dem Eis im Duell mit Preußen Krefeld. „Die waren uns in allen Belangen überlegen und haben uns am Anfang schwindelig gespielt“, erinnert sich die Nummer fünf.
Aber der ECD befolgte Mc Cuaigs Order: „Einsatz, Zweikämpfe gewinnen, zerstören, schießen.“ So hielt der Außenseiter mit großem Kampfgeist und einer imponierenden mannschaftlichen Geschlossenheit das 0:0 nach dem ersten Drittel, und er kam danach immer besser ins Spiel. Jörg Schauhoff, Reinhard Zeiler und Bernd Jacob schossen den ECD fast sensationell mit 3:0 in Führung. Reinhard Kasper, ebenfalls ein Mann der ersten Stunde und Ende der 1960er Jahre selbst für Preußen Krefeld aktiv, meinte. „Wir sind nicht sachte mit den Krefeldern umgegangen. Die wurden mit unserer Härte nicht fertig.“
Im letzten Drittel setzten die Hausherren aber alles auf eine Karte, kamen auf 3:2 heran, doch der (wie die Heimatzeitung damals schrieb) „mit schneidigen Paraden glänzende Torwart Ekke Lindermann“ wurde in den letzten Minuten zum Turm in der Schlacht. Er bestritt sein erstes Spiel überhaupt und trug maßgeblich dazu bei, dass der haushohe Favorit als Verlierer vom Eis ging. Der EC Deilinghofen hatte sein erstes Punktspiel gewonnen. Es war der Beginn einer außergewöhnlichen Erfolgsgeschichte.


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Film über Gaddafi-ECD-Deal geplant
Berliner Filmregisseur recherchiert über Heinz Weifenbach und „Das grüne Buch“. Guter Start für das Projekt im Eishockey-Museum „puck“. Gesprächspartner gesucht

(IKZ 4.2.2020)

[zum Foto]: Konstantin Bock recherchiert im Eishockey-Museum ,,Puck" über Heinz Weifenbach. Privat

Hemer/Iserlohn Es war nur eine kurze Episode in der langjährigen Geschichte, doch die Wogen der Empörung über den Sponsorenvertrag des Eishockey-Bundesligisten ECD Iserlohn mit dem libyschen Revolutionsführer Muammar al-Gaddafi und das einzige Spiel mit dem „grünen Buch“ auf dem Trikot schlugen 1987 hoch. Der Deutsche Eishockey-Bund hatte dem Klub mit sofortigem Lizenzentzug und den Spielern mit einer Sperre gedroht. Jetzt soll der Weifenbach-Gaddafi-Deal verfilmt werden.
„Wir hatten einen Film über den Nahen Osten in Vorbereitung, als wir eine Person trafen, die uns mehr oder weniger beiläufig von Heinz Weifenbach und seinen Gaddafi-Deal erzählt hat“, erinnert sich der Berliner Filmregisseur Konstantin Bock, wie und wann sein Interesse an der Person Heinz Weifenbach entfacht wurde. „Zusammen mit der Autorin Stefanie Schmitz recherchiere ich deshalb zur Zeit über den Sponsoring-Deal, den Heinz Weifenbach mit Muammar al-Gaddafi eingefädelt hat“, berichtet er.
An einem Wochenende hat sich der Berliner das Heimspiel der Roosters gegen Wolfsburg angeschaut. „Mein allererstes Eishockeyspiel“, ließ er wissen. Sonntags war er dann mehr als zwei Stunden im Eishockey-Museum „puck“ , wo er viele Unterlagen einsehen konnte, aber aufgrund der Informationsfülle beileibe nicht alles durchgelesen hat. „Stefanie Schmitz und ich kommen wieder. Das ist ja sensationell, was im Eishockey—Museum über Heinz Weifenbach zusammengetragen worden ist. Es war ein richtig guter Start für uns“, so der Regisseur.

Zur Oscar-Verleihung nach Los Angeles
Erst einmal geht es für ihn nach Los Angeles, wo er an der Oscar-Verleihung teilnehmen wird. Bei der Oscarverleihung vor einem Jahr stand Konstantin Bock selbst auf dem roten Teppich in Los Angeles. Auch wenn der nominierte Spielfilm der Libanesischen Regisseurin Nadine Labaki (geschnitten von Konstantin Bock, zweite Kamera vom gebürtigen Iserlohner Marco Müller) „Capernaum – Stadt der Hoffnung“ keinen Oscar gewann, nahm die Karriere dadurch weiter an Fahrt auf. Der Film schildert das Schicksal eines etwa 12-jährigen Jungen in den Elendsvierteln von Beirut. Mit zahlreichen Preisen wie den Jurypreis der Filmfestspiele von Cannes 2018 wurde der Film ausgezeichnet.
„Capernaum“ wird am Montag, 17. Februar, auch im Iserlohner Filmpalast gezeigt, Konstantin Bock wird per Skype ein Nachgespräch mit den Besuchern der Iserlohner Aufführung führen und den Film am Mittwoch, 4. März, um 20 Uhr im Palast Theater Menden persönlich vorstellen.
Nach seiner Rückkehr aus Los Angeles wird er nach Iserlohn reisen, um am Dienstag, 25. Februar, an einem Informationsabend des Fördervereins Eishockey-Museum teilzunehmen. Rechtsanwalt Ingo Graumann hat sich bereit erklärt, über die Weifenbach-Gaddafi-Zeit zu berichten, da er als Berater und Treuhänder für Heinz Weifenbach tätig war. Zudem ist Konstantin Bock im heimischen Raum auf Wohnungssuche, da er den März vor Ort verbringen wird und weitere intensive Gespräche über Heinz Weifenbach führen möchte. Interessierte Gesprächspartner können sich gerne melden unter konstantin-bock@gmx.de.
Konstantin Bock ist zuversichtlich, dass der Weifenbach-Film realisiert werden kann: „Wir sammeln viele weitere Informationen und werden dann das Drehbuch finalisieren. Dann werden wir spätestens Ende des Jahres unseren Vorschlag den Finanziers vorlegen. Das Thema ist einmalig und lässt sich auch gut umsetzen.“ rd